Oedenburger Zeitung, 1920. Februar (Jahrgang 52, nr. 26-49)

1920-02-14 / nr. 36

* Seite 2 See ER rad­ar ut Auf ws EEE EEE -sagte in einer vor seinen Wählern gehaltenen Nede, daß die in Mittel- und Osteuropa fest­­gestellten Grenzen nur als provisorische Linien zu betrachten sind, denn die endgültigen Grenzen­­ wird erst der Völkerbund, auf Grund des Na­tionalitätenprinzips ‚feststellen. Schon wieder die Milch.­­ ALS Vertreter der Interesen des Bubli­­fumd — und dies muß jede Zeitung sein, die sich Diesen Namen verdienen will — müssen wir wieder unser Wort erheben. Wir werden in dieser Beziehung eine ganz unerschütterliche Zähigkeit an den Tag legen und ersuchen das Publikum, dem Beispiel anderer zu folgen und und weitere Daten zur Verfügung zu Stellen, damit wir eine immer breitere Grundlage auf­­bauen können, um und dem­ vorgestellten Ziel, Ord­­nung und vollständige Gleichheit bei der Ver­­teilung der primitiven Bedarfsartikel mit Rierens­­chritten nähern zu können. Vorläufig konstatieren wir, daß die Milch­­wirtschaft im ihrer alten Unordnung floriert, um den Marintalpreis und rayoniert seine Milch. Aber in den Privatmilchgeschäften um 5 Kronen beliebige Quantitäten. Es scheint, daß man es hierorts nicht gewöhnt ist, daß eine Frage mit­ Konsequenz verfolgt wird; nun man wird sich daran gewöhnen müssen und wird lernen, sich nach den­ Öffentlichen Bedürfnissen zu richten. & ist nun dasselbe schon von verschiedenen Zeitungen wiederholt behandelt worden. Daher it es unmöglich, daß man diese argen Zustände noch immer nit zur Kenntnis genommen hat. Wad heißt aber dann die vollständige Nähe, welche ängstlich darüber zu wachen scheint, daß ja nichts besser werde? Dir wollen niemanden anklagen, niemans­­den verdächigen, vermeiden jeden Skandal. Aber wir bitten nun ganz besonders eindring­­lich, sich endlich Doch mit dem Meilchelend ein­­gehend besräftigen zu wollen! Bei dieser Gelegenheit ersuchen wir um eine besonders genaue Kontrolle der städtischen Molkerei. Auf ale Fälle bitten wir in Dieser Angelegenheit schwere Som­petenzstreitig fetten der verschiedenen Stellen auszuschalten. Hier müssen alle, die der Oeffentlichkeit für Die Verwaltung verant­wortlich, sind, mithelfen und zwar rasdh. &s handelt sich ja dabei nachgerade um die Reputation der Stadt! FREE TERSHAR­FT TU­RRER Je­ an INS Zur Eröffnung der Hochschulen. Gestern, vormittags, sol eine, größtenteils aus Hochschülerinnen bestandene Deputation beim Regierungskommissär gewesen sei. Den Anlaß zur Deputation gab die in Vorbereitung stehende Ministerialverordnung, laut welcher it die Mitte März zu eröffnenden Hochschulen nur jene aufgenommen werden, die es nachweisen können, daß­ sie durch, den Krieg, mindestend drei Semester verloren haben. ‚Der Zweck der Deputation war dahin zu wirken, daß die zu eröffnenden Hochschulen sämtlichen Hörern zur Verfügung stehen. Der nun die Verhältnisse an den Hochschulen in Budapest kennt, sieht mit Harem Menschenverstand ein, daß dies ein Ding der Unmöglichkeit is. Im vergangenen Jahre war schon ein derartiger Andrang, daß­eie die Hörsäle für viel zu klein erwiesen hatten. Vergessen wir dabei nicht, Daß seitdem­ noch eine Generation aus den Mittelschulen herangewac­hsen i­. Leber weiß, waß das be­­deutet, in überfüllten Sälen Vorträge zu hören ; wenn man nicht ganz berne­digt, hört man genau so viel wie nichts. Und damm die Arbeit in den Sezierräumen und verschiedenen Labo­­ratorien? Bon wo soll man das Material und die Ausrüstung für­­­iese unerläßliche praktische Arbeit beschaffen. Die Damen meinen anscheinend, daß ihnen al Hochschülerinnen noch im­mer die Vorteile des „zarten Geschlech­­tes“ geboten werden. Sie haben es leider hie und da gehabt, ich weiß selbst einige konkrete Fälle. Dies sage ich nicht an Neid, aber für gere­cht fand ich es feine Pfalle, daß z. B. einige junge Damen die Pläne von den vom fünf­­jährigen Kriege rüdgeführten Kameraden ge­­wommen hätten. Ich glaube, wenn die Hochschüler beiden Geschlechtes gleichberechtigt sind, so haben doch noch jene einen Vorteil, die jahrelang für ein solgenloses­ Arbeiten der Hinterbliebenen im Felde gestanden sind; wenn denen die Geduld zu Ende geht, wundere ich mich nicht. Darüber bin ich aber erstaunt, daß sich über diese nur noch projektierte Verordnung Diejenigen am meisten aufhalten, die bis nun ihren Studien ungestört nachgehen konnten. Das weiß ein jeder, daß wir seiner ıofigen, folgenlosen Zukunft ent­gegensehen, besonders wo die Intellektuellen anbelangt, ‚und Dies wäre besonders den Jüngeren and Herz zu legen, ehe es zu spät ist, denn sonst werden wir und wieder gegenseitig einlagen. Einige akademiten Kriegsteilnehmer. a GERT ? - Dedenburger Zeitung 14. Februar 1920 Tagesweuigkeiten. Dedenburg, 13. Februar. And dem Kirchensprengel. Bischof Anton Fetter, der Diözese Raab, nahen folgende Ernennungen vor: Sofef Veber, Administrator von Siklösd, zum Kooperator in Borbolya, Zulius Szeptar, Kooperator in FertöpentmiflöS, zum Administrator im SiKlöSd und Desider Lufach, Administrator in Slmig, zum SKooperator in Fertöpent­­mifld3. Hymen. Am 12. d. M. fand in Buda­­pest die Trauung des Ministerial-Hilfssekretärs Dr. Franz FStiher mit der angehenden Medizinerin Jolan Salgoö statt. Die lieb­­reizende Braut ist die Tochter des Großzinsen­­dorfer Kreidarztes Dr. 3. Salgo. Neuer Doktor juris. Der städtische FTahchurnist Bela Heu­gler hat — wie wir erfahren — in Budapest die juri3-P­rüfung ab­­gelegt und bewirbt sich nunmehr ebenfalls um die neugeschaffene II. ftäntische Bizenotärstelle. P­rogrammänderung des Franken­­burgabends. Infolge der bedauerlichen Er­­trankung der jugendlichen, talentierten Novel­­listen Deftver Berecz wird sein­ Eri­einen an dem sandtägigen Literaturabend des Fran­­kenburgvereines abgesagt. An seiner Stelle wird Frau Lola Sojary-Rez ihren vom Athenaeum preisgefrönten Roman „Filomela“ vorlesen. Sollte jedoch bis dahin das Ma­­njkript des Nomanes nicht eintreffen,­ wird die beliebte Schriftstellerin zwei ihrer ent­­eüdenden Novellen vorlesen. Der älteste Priester ver Dichtete gestorben. Der Pfarrer des Ruhestandes von Arpas und Dechant Alexander Bentef starb im Alter von 91 Jahren in Starfold. Der Nestor der Briester des Oedenburger Komitates konnte auf eine ersprießliche Tätigkeit zurückliden, welcher er Bis zu seinem 85. Lebensjahre pflichteifrigst oblag. Er war der älteste Briester des Kirchensprengels. Opfer der Hochzeitsschieberei. Am 11. d. DM. 11 Uhr nachts wurde die Purbacher Einwohnerin Leopoldine Strobl mit einer Streifcußwunde in das hiesige Elisabetspital aufgenommen. Das 1djährige Mädchen starb nach einigen Stunden währenden Todestampf. Sie war bei einer Hochzeit aumelend und eine verirrte Kugel der obligaten Freudenschüffe machte ihrem jungen­ Leben in so tragischer Weise ein Ende. Warum wird denn sein Dieb» bezüglicher strenges Verbot erlassen? Stentilleton­­ er Der Vrinshof. Bor E. T. A Hoffmann. Gewiß Hast du, günstiger Veter! schon recht viel von der alten merkwürdigen Handels­­stadt Danzig gehört. &ielleicht Tennst du al’ das Sehenswerte, was sie dort befindet, auß mancher Beschreibung; am Liecsten sollt’ es mir aber Sein, wenn du Selbst einmal in früherer Zeit Dort ge­wesen wärest, und mit eigenen Augen den wunderbaren Saal geichaut hättest, in den ich jei dich führen will. Ich meine den­ Artuöhof. — Im den Mittags­­stunden wogte drängend und treibend der Handel den mit Menschen der verschiedensten Nationen gefüllten Saal auf und ab, und ein vermeirrtes Getödte betäubte die Ohren. Aber wenn die Börsenstunden vorüber, wenn die Handelsherren bei Ti­he saßen, und nur einzelne geschäftig durch den Saal, der als Durchgang zwei Straßen verbindet, liefen, dann besuchten­ du, günstiger Xefer, der du in Danzig warst, den­­ Artuspot wohl am liebsten. Nun Schlich ein magisches Helldunkel durch die trüben Fenster, als das seltsame Bild, und Schlagwerf, wo­­mit die Wände überreich verziert, wurde rege und lebendig. Hirsche mit ungeheuern Geweihen, andere wunderliche Tiere schauten mit glühen­­den Augen auf dich herab, du mochtest sie kaum umsehen; auch wurde Dir, je mehr die Dämmerung eintrat, das marmorne Königs­­bild in der Mitte nur dello Schauerlicher. Das große Gemälde, auf dem alle Tugenden und Laster versammelt mit beigeschriebenen Namen, verlor merklich von der Moral, denn schon ihm kammen die Tugenden untenstlich Hoch im grauen Nebel, und die Laster, gar munder­ Thöne Frauen in bunten, schimmernden Klei­­dern, traten recht verführerisch hervor und wollten dich verladen mit süßem Gestipel. Du­mwandtest den Bli Lieber auf den schmalen Streif, der beinahe rings um den Saal geht, und auf dem sehr anmutig lange Züge bumnt­­gekleideter Miliz auch alter reichsstädtischer Zeit abgebildet sind. Chrsame Bürgermeister mit flugen, bedeutsamen Gesichtern reiten daran auf mutigen, schön gepußten N­offen, und die Trommelschläger, die Pfeifer, die Hellebardierer schreiten jo fe und lebendig daher, daß du Hald die lnftige Soldatenmufti vernimmist, und glaubst, sie werden nun gleich alle zu jenem großen Fenster „dort hinaus auf den langen Markt ziehen. — Weil sie denn nun fortziehen ‘wollten, sonntest du nicht umbchin, günstiger Leser, insofern du nämlich ein rüftiger Zeichner bist, mit Zinte und Feder jenen prächtigen Bürgermeister mit seinem wunderschönen Pagen abzusonterfeien. Auf den Tischen ringsumher lag ja sonst immer auf öffentliche Sorten Rapier, Tinte und Feder bereit, das Material war also bei der Hand und Lobte dich un­­widerstehlich an. Dir, günstiger Vejer­ war so etwas erlaubt, aber nicht dem jungen Kauf, deren Traugott, der über ähnlichem Beginnen in tausend Not und Verdruß geriet. — „Alleis fieren Sie doc sogleich unsern Freund in Hamburg von dem zustande gekongenen Ges­chäft, lieber Herr Traugott!” — So sprach der Kauf, und Handelsherr Eliad Roos, mit dem Traugott nächstend in Kompagnie gehen und dessen einzige Tochter Christina er heiraten sollte. Traugott fand mit Mühe ein Plägchen an den befegten Tischen, er nahm ein Blatt, tritte die Feder ein und wollte eben mit einem jeden, kalligraphischen Schnörfel beginnen, als er, nochmals schnell das Geschäft, von dem er zu schreiben hatte, überdeutend, die Augen in die Höhe warf. — Nun wollte er der Zufall, daß er gerade vor den in einem Zuge abges­­­childeten Figuren stand, deren Anblick ihn jedes­­mal mit seltlsamer, unbegreiflicher Wehmut bei­fing. — Ein ernster, beinahe düsterer Mann mit schwarzem Frausen Barte­ ritt in reichen Kleidern auf einem schwarzen Neffe, dessen Zügel ein­­ wundersamer Süngling führte, der in seiner Zodenfülle und zierlicher bunter Tracht beinahe weiblich­ anzusehen war: die Gestalt, das Gesicht de Mannes erregten dem Trau­­gott innern Schauer, aber aus dem Gesichte des holden Zünglings strahlte ihn eine ganze Welt süßer Ahnungen entgegen. Niemals konnte er loskommen von dieser beider Anblic, und so geschah er denn auch fest, daß statt den Aviso des Herrn Eliad Ro08 nach Hamburg zu schreiben, er nur das wundersane Bild an­­schaute und gedankenlos mit der Feder auf dem Papier herumklingelte. Das mochte con einige Zeit gedauert haben, al ihn jemand hinterwärts auf die Schulter klopfte und mit dumpfer Stimme rief: „Gut, — ret gut! — so lieb ich’s, das fan was werden!“ Traugott fehrte si auß dem Traume er­wachend rasch um, aber ed traf ihn wie ein Blisstrahl — Staunen, Schreden machten ihn prahlos, er starrte hinein in das Gesicht des düstern Mannes, der vor ihm abgebildet. Dieser war ed, der jene Worte sprach, und neben ihm stand der zarte wunderschöne Jürg­­ling und lächelte ihn an’wie mit­ unbeschreib­­licher Liebe. Sie find e3 ja selbst, so fuhr­e 8 dem Traugott durch denn Sinn. — Sie find e3 ja fjelbstl — Sie werden nun gleich die

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