Oedenburger Zeitung, 1920. Februar (Jahrgang 52, nr. 26-49)

1920-02-21 / nr. 42

Wocltischesjsagecatt­edenburgeth­ikung Zkweitiud fünfzigster Jahrgang.. IRS-z Samstag, 21. Februar 1920, Bezugspreise: Mit Zustellung durch Boten monatlich 10.— Kronen. Mit Zustelung per Bolt monatlich 12.50 Kronen. Fimelnummer 50 Heller. — Anzeigen Init Tarif. Verant­wortlicher Schriftleiter : Dr. Htefan Palerpich »"rivalfernruf: Ar. 191. . Schriftleitung und Verwaltung : Bedenburg, Peäakplaß Jr. 56. Fernenf: Schriftleitung: 25. Verwaltung: 19. Neue Einzelheiten über Somogyis Ermordung. Budapest, 20. Februar. Die Nachforschungen der Polizei in der Ermordungsaffäre des Shefredakteurs der „Nepszava“, Bela Somogyi, haben wiederum neue Anhaltspunkte zur Ermittlung der Täter ergeben. E83 wurden drei Zeugen, Arbeiter bei den Wasserwerken, stellig gemacht, welche am 17. d. M. dreiviertel 10 Ar abends in der Richtung Dunakeszi-Ujpest ein Automobil mit zwei äußert Iemchtkräftigen Reflektoren beobachteten. Dasselbe hielt bei ihnen ® und einer der Injahlen, es mochten 5—6 fern, ertrug die Richtung nach Dunakepi, in welcher ei dann das mit Leinwanddach überspannte Auto in Bewegung setze. Die Arbeiter folgten den Kraftwagen und bemerkten, wie derselbe nach einer Zeit in der Nähe der Donau hielt, die Reflektoren abgeblendet wurden und einige Männer etwas Schwere aus dem Wagen herausschleppten. Die Arbeiter gingen dann weiter und als sie halb 11 Uhr vor Neugierde getrieben zurückehrten, kam ihnen das Auto schon wieder beleuchtet in voller Fahrt auf dem Rückwege entgegen. Andere Zeugen berichten wieder von einem Automobil, in welchem neben dem Führerfig ein Mann in Offiziersmantel saß und Hinter ihm drei Zivilpersonen. Dieses Auto kannte sie ebenfalls nicht aus und ertrug in der Nähe von Ujpest die Richtung nach Kelenföld, um dann in entgegengefegter­ Richtung abzufahren. Mit Somogyi ist aue einer seiner Mitarbeiter namens Bac36 verschwunden, der mit ihm die Redaktion nach 9 Uhr abends verliet. Somogyi er­­hielt schon seit längerer Zeit Drohbriefe und hielt ei daher de3 nacht3 nicht bei seiner Familie, sondern in der Pension Urania im Orienthotel auf. Ein Nätsel ist es nur, wie und wo Somogoyi von den Attentätern überrumpelt werden konnte. Man nimmt an, daß das Auto in der Neps Szinhäzentcn, in der Nähe der Skontisuten, stehen mußte. Für die Mitermordung Bacss8, als lästigen Zeugen, spricht der Umstand, daß neben der angespülten Leiche sein Hut aufgefunden wurde Im, Zusammenhange mit diesem politischen Morde berichtet „Magyar Hirado“, daß vor ungefähr vier Wochen der Sekretär der sozialdemokratischen Partei, Nikolaus Serventa und Eugen Böcz, das Mitglied des Esenbahnerverbandes, ebenfalls spurlos verschwanden. Die Regierung rief einen außerordentlichen Ministerrat in dieser traurigen Mordangelegenheit zusam­­men, in welchem Hußer die Sachlage darstellte, seiner grenzenlosen Empörung Ausdruch ver­­­lieh, den einstimmigen Standpunkt der Polizei, des Kriegsministeriums und des Armeeobek­om­­mandos zum Ausbruch brachte und standrechtliches Vorgehen gegen die terroristischen Webeltäter forderte. Die Nachforschungen werden mit der größten Energie fortgefegt. Das Standrecht wurde dann auf ausdrücklichen Befehl Horthys über ganz Budapest verhängt. Renners Standpunkt in der west­­ungarischen Trage. Wien, 20. Februar. In der gestrigen Lagung der Nationalversammlung richtete ein große deutscher Abgeordneter bezüglich der zu erteilenden Antwort auf die ungarische Note in der westungarischen Frage an Staatskanzler Renner eine Interpellation. Bekann­tgab e seiner dies­­bezüglichen Beschlüsse und Ansichten bat.Renner gab hierauf in einer größeren Rede seinen Standpunkt benannt. , « « Der Volksabstimmung setzen sie keine Hindernisse in den Weg,stellen jedoch die Forderung auf,dass diese von selbstgewähltem boden­ständigen,westungarischen Bürgern geleitet werde,ohne jeden ungarischen oder österreichischen Beeinflussungsbersuch Oesterreich will Ungarns Lage heute nicht erschweren,wo der bittere Friede von Neuilly ihnen naht,hofft jedoch,daß nach dem Friedensschlusse Ungarn die ehr­­lichen,freundschaftlichen Bestrebungen Oesterreichs vollauf wird zu würdigen wissen. (Anmerkung­ der Redaktion:Dr.Renner scheint trotz der durch die politische«Lage»ihm aufgezwungenen Entschlossenheitü bezeugt zu sei,daß ohne Ungarn und ohne friedliche Lösung der westungarischen Frage das richtige Gedeihen seines Landes nicht gewährleistet sei.) . —An die Dauerhaftigkeit der Friedensverträge glauben nicht einmal ihre Urheber. Lord Curzon über den Friedensvertrag. Aus London wird gemeldet:Lord Curzon hat in seiner im Oberhaus gehaltenen Rede folgendes gesagt: Bei dem Friedensschluß handelt e es sich darum, eine Welt in Ordnung zu bringen, die dich Leiden und Verwüstungen von mehr als fünf Jahren zerrissen war. Man kann nicht erwarten, daß der Inhalt’ eines kochenden Keffeld dieser Art sich innerhalb eines Jahres oder Selbst in zwei oder fünf Jahren seht. Das Kochen und die Unruhe werden noch wahre Hauern. Die Urheber des F­riedensver­­traged haben ihr Bested getan und die Zeit wird entscheiden, ob sie im Necht oder Anrecht waren. Nicht einer der Urheber des Krieges nimmt für ihn einen fafrofankten Charakter in Anspruch und er erwartet, daß ein sehr großes Stück davon im Laufe der Zeit werde geän­­dert werden. Der Friede mit Deutschland ist nun rati­­fiziert. . Wir haben die diplomatischen und Han­delsbeziehungen m­it Deutschland­­ wieder aufgenommen und wenn es die Neigung zeigt, die Friedensbedingungen treu zu erfüllen, werden wir unser Beiles tun, um Deutschland zu helfen, damit er seine Verpflichtungen aus dem Friedensvertrage erfüllen und seinen Plan unter den zivilisierten Nationen wieder ein­ nehmen kanıt. Der Belferbund hat für den Augenblick eine vertragdmäßig ganz­e bestimmte Aufgabe, aber ich brauche kaum zu sagen, daß wir vom Bölkerbund in Bälde noch viel mehr erwarten. Diejenigen, die die Ereignisse des vergangenen Jahres aus erster Hand studiert haben, sind immer mehr zu dem Schluffe gekommen, daß der Völkerbund absolut wesentlich ist, nicht nur als Sicherheit gegen eine Wiederholung der Schweden, sondern auch als Garantie des friedlichen Ausgleiches, den wir auf Die Beine zu stellen suchen. 5 · » In Bezug auf die Schwierigkeiten des Friedensschlusses mit Rußland und der Tarkei sagte Lord Curzon:Ein großer Teil dieser Schwierigkeiten ergibt sich aus den Verpflich­­tungen,die wir gegenü­ber unseren verschiedenen Verbündeten z Beginn des Krieges einge­­gangen sind,durch welche entweder die Mächte zum Eintritt in den Krieg veranlaßt,oder die Verteilung von Territorien im Falle seines Sieges festgesetzt werden sollte.Ohne heute gegen diese Verträge ein Wort des Tadels aussprechen zu wollen muß man sie doch als Warnung davor bezeichnen,ähnliche Experi­­mente jemals wieder zu versuchen. In dieser recht sorgenvollen Lage sind die Faktoren,die m­an für eine Lösung braucht, folgende:Erstens die engste Kooperation mit unseren Verbündeten und namentlich mit Frank­­reich-England und Frankreich sind die natür­­lichen Hüter des Geschicks des nahen und des mittleren Ostens.«Jedenfalls sind wir mehr interessiert als.»«andere Mächte,und wir werden hoffentlich keiner Gruppe vo Interessenten er­­lauben,auch nur für einen Augenblick diese ehrliche und freundschaftliche Kooperation zu behindern-Zweitens müssen wir trachten,un­­sere Verantiwortlichkeiten innerhalb jener Gren­­zen zu halten. Die durch die finanzielle und

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