Oedenburger Zeitung, 1920. Oktober (Jahrgang 52, nr. 224-250)

1920-10-27 / nr. 246

"Mittwo­ch.27.Olitner 1926. Oedenburger Zeitung CEJ Die Vielsseuchse in Oedenburg! Dank dser Drilli­isse­ir,,Faustheit und Gleichgültigkeitxmsitwe"lcher-ein großser Teil der Oedenb­inger Wirtschafts­bür­­ger der drohenden Seuchenx gefahrden Wes­ Hinunseres tasdtebn­etens.ist­ eist ge­­lungen, die bösartige Maul- und Blenenseuche endlich auch nach Deden­­burg zu verschleppen. Bisher mußten dorn Drei Neu­chlachtungen vorgenom­­men werden, die Anzahl der erkrankten Tiere ist eine ziemlich große. Mer in den Wirtschaftsbürgervierteln die Runde mehr, kaum sich überzeugen, daß über­­haupt feine Shugmaknahmen gegen die Merkzeizung ver böfertigen Maul­ und Klexenseude ergriffen werden sind. Es ha­­ben Ansein, als, wolle man mit Gewalt den­ ganzen Dederburger Bieh- Hand verseuchen. ‚Der Anfang ist ge­­rned, Sollen die Konsumenten für die Neckläligkeit­­ der Riechbesiker durch neuerliche Verschärfung des Elends be­­straft werden? Hoffentlich gibt es eine entsprechende Strafsanktion für Die Naxzläh­igen ! Die Behörden wer­den Die notwendigen Schugmaßnah­men ö­ffentlich bekangtgeben. Meber die Nicht­ befsiger Ddieser Vorschriften möge ein Östtesurteil walten, mögen Tie jel oft die Seuche bekommen, wie Dies auch von Zeit zu Zeit bei Menschen voraukommen pflegt. Zörlige Scherlachfälle in Oeden­­burg. Am 23. und 25. d. M. fiel je ein Kind des Hilfsdieners der Desterreich­­­Ude ungeri­chen,Banf, Dreicher, der in der­­ Stadt aufgetretenen Scharlad­­epidemie zum Opfer. Diesmal sollen die Krankheitsangeichen besonders ihr­er jeststellbar sein. Keine Preisermäßigung der Ber­­euchtung für öffentliche Angestellte. Die in Oedenburg wehrhaften öffentlichen Angestellten wandten sich an den Magistrat um eine 50 °%/,­ige Ermäßigung des Preises für elertrishe Beleuchtung, da­ss die renige Monatsrechnung bei einer Beamten­­familie auf zirka 180—200 Kronen stellt. Die vorgenomm­enen Berechnungen ergaben­­ jedoch, daß in Oedenburg zirka 2000 Fa­­milien Öffentlicher Angestellter und ebenso­ viele von Privatangestellten wohnen. Die Erfüllung der sonst jedenfalls gerechtfertig­­ten Bitte würde also der Stadt monatlich rund 200000 Kronen £ offen. Die gestern abgehaltene gemeinsame Ausschupfssung des sädttichen Munizipiums bei Bloß also der Generalversammlung vorzuschlagen, mit Rücksicht auf die trostlose Finanzlage der Stadt, die Bitte als derzeit unerfüllbar abzumessen. (*) Wofür Haben wir eine städtische Rolfsbibliothek? So werden alle Freunde des Lesens fragen, die heute außerstande sind, die auf das rund Fünfzigfache ge­­stiegenen Ladenpreise der Bücher zu er­­schringen und die erdrücenden Alltags­­folgen eines Osteuropäers auf einige Stun­­den durch Lesen aus dem Bewußtsein ver­­treiben wollen. Das Lesen übt eine Art von narkotischer Wirkung aus: es befreit dem schmerzlichen Empfinden der nieder­­trächtigen Gegenwart. Dies ist übrigens auch der Hauptzweck aller Betäubungs­­mittel. Das Lesen trägt jedoch außerdem noch zur Weiterbildung bei und hat seine üblen Nachfolgen, falls die Lektüre richtig gewählt wird. Hier müßte auch auf­­ Kosten gewisser materieller Nachsichten ein Wandel geschaffen werden. Die städtische Bibliothek ist bereits geordnet. E83 darf­­ also sein Hindernis für ihre Eröffnung geben. M­it einigem guten Willen läßt sich die Sache durchführen und wir hoffen, da es am diesem guten Willen bei der Stadt nicht mangelt. Am Samstag wird eine­­ Generalversammlung des Munizipiums stattfinden. Da könnte sich einer unserer Gemeinderäte durch Aufrollung der Biblio­­thekafrage einen recht bedeutenden Ber­­dienst um die Darbenden des Mittelstandes erwerben. Unser Laubfrose­ über das Wetter. Nach eingelaufenen Meldungen aus den verschiedenen Teilen des europäischen Kontinentes kann die Kältewelle, die uns einen V­orgeschmat des Winters Ins Gold. (Schlu$.) Als Kuriosum jer darauf Hingemie­­ten, Daß in Sommerrußland sich Dieselbe Goldmenge auf den Kopf ergibt, wie im Durchschnitte der Erdbevölkerung auf einen beliebigen Menschen, ganz gleich, ob es ein westeuropäischer Groshalardeur mit seinen marimalen oder ein Yidihi- ‚Srijulener mit seinen minimalen Anfor­­derungen ans Leben it. In Dieser Hin­­sicht herrscht also in Rußland (wenn die Goldangaben stimmen) eine erstaunens­­werte Gleichheit. ) Was uns anbetriff­t, so ist uns in dieser Tabelle wohl der Lette Plat ange­­­wiesen. Da aber die Situation im den Nachfolgestaaten der Monarchie eine be­­sonders komplizierte it, so Dürfen aus dieser Tatsache einstweilen nur wenig C­hlüsse gesogen werden. An zweitlegter Stelle kommt Ita­­lien. Bier zeigt sich, wie wenig Ein­fu die Goldbechefung auf den Devisen- Hand ausübt. Italien Hat, wie allge­­mein bekannt, einen beträchtlichen No­­tenumlauf. Auch die Produktionsver­­hältnisse Dieses Landes und seine ro= jigen. Demgegenüber muß zugestanden werden, dak ein großer Teil der Italie­­ner vom wiederauflebenden Fremden­­verkehr lebt und Daher indirekt dem Staate fortwährend fremdes Kapital zuführt, da fast das ganze Land vom Erträgnisse der Fortführung der römi­­schen Erbschaft und des gottbegnadeten Klimas lebt. Zwei Kapitalswerte, die Gold aufwiegen, ohne das jemand sei­­nen Finger zu rühren braucht. Diesem Umstand i­st wohl an der verhältnis­­mäßig hohe Devisenstand zuzuschreiben. Die Steb­ener waren übrigens von jeher Glühspitze. Am drittlekter Stelle steht Deutsch­­land, noch ein Fünftel unter dem Durch­­schnitte der Menschheitsquote. Wenn die Deutsche Devise steigt, so verdankt sie es der von aller Welt anerkannten Ar­­beitskraft des deutschen Volkes, die durch seine fremde Schikane gebrochen werden kann. — Auffallend it, daß Argentinien en verh­ältnismäßigem Gel­­­eichtum an erste Stelle gerücht­est. Das Land it jedoch zu wenig bedeutend, um am Welthandelsmarkte die ihm zusom­­mende Rolle zu spielen. Frankfreich steht hier an: dritter Stelle; würde jie der Devisenstand nach dem Goldreichtume richten, so müßte die französische Devise eine der teuersten sein. Dies ist aber keineswegs der Fall. Das Land hat zu viel Rentner, zu wenig pro­­duktive Arbeiter. So lange ich dieses Micverhältnis nicht besiert, fan sie die ganze Gloire am Devisenmarkte nicht aufwiegen. Besondere Beachtung verdient als der Umstand, dass die Vereinigten Staa­­ten, deren relativer Godreichtum gerin­­ger it, wie der der Schweiz, an Gold­­übersättigung leidet. Die amerikaniische Devise steht besser als Gold, weil sie bei gleicher Sicherheit leichter trans= portabel ist, als jenes. Die hier vorgebrachten Daten und Betrachtungen bezwehen in erster Linie 1, ‚meter geringer, Minimaltemperatur der Nacht Skandinavien und Finnland zurück­­geührt werden, deren südlicher Ausläu­­fer auch unsere Gegend berührt. Ein feiger Kältenorstek um Allerheiligen it übrigens bei uns fast zur Regel gemor­­den; es folgt ihm meistens eine ziemliche­­ Erwärmung, die oft bis nach M Weihnach­ten andauert, was um so weniger zu­ wundern it, als ja der altronomische Winter erst am 21. Dezember beginnt. Heute Früh war der Luftdruhf seit dem vergangenen Frühjahr der stärkste; das Barometer zeigte 771 Millimeter. Mittags war die Ablesung um 12 Milli. Frühtemperatur + 2 °, 90 Mittagstemperatur 16 ° Genius im Schatten. Taupunkt um 8 Uhr früh 0 °, um 1 Uhr nachmittags — 3 °. Für morgen leichter Nahtfrost bei tlarem Wetter in Aussicht. ‘gibt, auf ein starres Kältegebiet über das Interesse für volkswirtschaftliche Stagen in unseren Lesern zu weden. Gerade für uns ist es von besonderer Wichtigkeit, daß jeder Einzelne sich über die Wege ins reine kommt, die unser volkswirtschaftliches Leben wählen muß, um wieder­­ der Gesundung näher zu kommen. Auch hier tritt Die Tatsache d­ar hervor, daß nur die gesteigerte Produk­tion, nicht das Gold in den Rassen, für die Hebung des allgemeinen Mohlstandes maßgebend ist. Auch aus diesen Zeilen ruft uns eine Stimme entgegen: „Berrage nicht Ar­beite!“ EN. ET­­ en, e Nlachrid; türkiiche Bolihewiten _ KB. Bern, als Geeräuber. armeniz ! 26. Ort. Die „Nou­­velle Korrespondence“ berichtet aus Konstantinopel: Nach einer den Meldung sind die türkiichen Bol­­ihewiten in dem Negionen des Schwarzen Meeres sehr tätig. 600 tür­­kische Bolschewiten, geführt von Osman Age, der großen Einfluß besigt, kamen für sich in Trapezunt an, nachdem je zahlreiche Ortschaften verwüsteten und die Bauern gebrandihaft hatten. Von Rukland sind 30 bolichewistische Agenten eingetroffen, um mit Ojman Aga zu­­sammenzuarbeiten, der ein großes Heer aufstellen will, mit dem er nach Wei­­sung von Mustapha Kemal Rajiha in Dienstaufasien eindringen soll, um Baktı, Kars und Ardaban zu bejegen. Nach einer Agenturmeldung hat Die außerordentliche K­ommilition von Mos­­tan acht amerikanische, Staatsbürger unter der Werklage verhaftet,­ an einer gegen die Sowjetregierung gerichteten V­erschwö­rung teilgenommen zu haben. Gegen sämtliche VBerhaftete soll das Todesurteil ausgesprochen werden, kam Aublands schm­ierige Tane. NB. Rotterdam, 26. DH. Trogfi erklärte, iwie Londoner Blätter melden, in einer kürzlich vor Arbeitervertretern ge­­haltenen Rede, daß er fürchte, daß die furchtbare’Ernährungsfrise noch 3—4 Jahre dauern werde, biß der wirtschaftliche Auf­­bau, der durch die vollständige Zertrüm­­merung des Transportwesens und Ducc die Äußerst mangelhafte Einfuhr wichtiger Maschinen lahmgelegt sei, vollendet sein werde. Diese Erklärungen Trogfis haben selbst bei seinen Anhängern große Be­­stürzung hervorgerufen. x 8 am Hiener Spreiaal. Für Form umd Inhalt des unter dieser Rubrit Erschienenen übernimmt die Redaktion keine Ver­­antwortung. Dedenburg, 26. Okt. 1920. Erklärung: Das Fleisch notgeschlachteter Tiere aus den verseuchten Bezirken darf laut Ver­­fügung der Veterinärbehörde nur mittels eines eigenen, innen mit Blech ausge­schlagenen Wagens transportiert werden.) Da auch ich Beliger einen D derartige­r Wagen 3 bin, wurde ich seitens des Mil­­­tärs, sowie seitend des Großschlädte Michaelnkau ge­sucht,ihm diesen Wagen zur Verfügung zu stellen. Damit die Seuche nicht verschleppt werde, willfahrte ich dies­em Ansuhen. Da dieses Fuhrweg jedoch meine «Firmenaufschrift trägt,w­ird irriger­" ", weise angenommen, daß das darin trans­­portierte Fleisch notgeschlachteter Tiere fü­r mich bestimmt ist. Ich stelle Demgegenüber wiederholt und auch"an dieser Stelle fest, daß ich keinerlei motgeschlachtetes Fleisch verarbeite und in meinen Geschäftslokalen nur erstklassiges Fleisch zur Ausschrotung gelangt. · Adolf Schneeberger Fleischhanermeister. Die Zerreißung Tirols. NB, I­nnsbruch, 26. Ort. Aus dem Landhause wird heute mitgeteilt: Der internationale Grenzregulierungs­­ausschyuß hat die Entscheidung über den Verlauf der österreichisch-italienischen Staatsgrenze im Reichentcheider und bei Sillian endgültig getroffen. Der Grenzregulierungsausschuß hat si eis­­timmig für die Gemeindegrenze zwischen Reichen und Nauders als künftige Staatsgrenze entschieden. Die­meindegrenze verläuft im allgemeinen um ein geringes nördlicher als die im Vertrage verzeichnete Linie. Diese Grenzführung entspricht volk­ommen den München der Gemeinde Nauders. Was die Grenze im Pustertal betrifft, so ver­­läuft sie von Marchkintele­fort zuweist dem Laufe der Gemeindegrenze zwischen ISmmervillgraten und Winnebadh, dann nahe zur Helmspige der Gemeindegrenze zwischen Winnebach und Arnbach fol­­gend. In der Talsohle bei der Ueber­­jegung der Drau soll eine kleine Bes­­chiebung gegen Weiten, also zugunsten Desterreichs stattfinden, um eine dort bestehende, für den wirtschaftlichen Ver­­kehr notwendige Brüde noch für das österreichische Gebiet einzubeziehen. Da­­gegen greift auf dem Gipfel des Helm eine Feine V­erschiebung zu Deiterreichs ungunsten Pla, die leider zur Folge hat, dak das der Alpenvereinssektion Sillian gehörende Schuhhaus auf dem Helm auf die italienische Seite fällt. z­ee Nr·246.—Seite 3.«­ ­ die Affäre der Stern­mühle. (*) Seit Wochen dauert nun das Verfahren gegen den Pächter der Stern- Mühle wegen verschiedener Unregel­­mäßigkeiten. Die zähe Konsequenz, mit welcher Polizeirichter Dr. Mita den verworrenen Fall behandelt, führt sicht­­lich zur völligen Klärung aller Frage­­punkte, jedoch it es fraglich, ob die Schöpfung des Urteiles bereits in der nächsten Verhandlung möglich sein wird... Bei der heutigen Verhandlung, wude vorerst die Rolle des Ei­sbahnpersonales bei der Schwärzung der 30 Läde Mehl nach Dedenburg im Waggon der Deden­­burger Approvisionierung festgestellt. Der Gütermanipulant in Chterhaza D depo­­nierte für den Stadtgüterauseher un­­günstig. Am fraglichen Tage und zum einzig möglichen Zeitpunkte, zwischen 5 und 6 Uhr abends, als die Verladung des infrrminierten Mehles erfolgen mußte, war der Krachtgüteraufseher Kollar noch in der Nähe des Wag­­gons, der vom Gütermanipulanten schon­­ vorher auf den Inhalt geprüft wurde. Der Sachverständige, Anton Bu­­dDai gab an, die Mühle am 8. Septem­­­­ber kontrolliert zu haben. Er fand, daßs die Getreide Damals zwar etwas ange­zogen hat, jedoch gutes Mehl geben, mußte. Der Sachverständige, dipl. Defonom Stefan von Toth, Wirtschaftsreferent der GOR­, gibt seiner Vermutung Aus­druck, daß dem Mehle der Anteil an Feinmehlgehalt (xozilangg) entzogen wurde. Dieses entwertete Mehl bekam dann die Stadt. Der Feinmehlentzug ist bis zu 8 Prozent möglich, wodurch im Rest mehr Klete übrig bleibt, als es der 12prozentigen Ausmahlung entsprechen würde. Der Sachverständige, Mühlendirektor Eugen von Tafats aus Kapunvar be­­stätigt die Angaben des Angeklagten, daß das Getreide im Monate Septem­­­ber sehr häufig feucht und muffig war­­ und daher bei einer vorschriftsmäßigen Ausmahlung bis 82 Prozent ungezieh­­­bares Mehl liefern mußte. Die Verhandlung wurde dann auf den 28. d. M. vertagt, damit bis dahin das an den Oedenburger Bahnhofrestau­­rateur gelieferte Mehl ebenfalls unter­sucht werde, um einen eventuellen Zus­­­ammenhang des Ursprunges mit dem städtischen Mehl feststellen zu können.­­Auch der Leiter der Lebensmittelunter­­suchungsstation, Professor Nemeth,­­"wird als Zeuge vernommen werden. Fruchtsäcke und Sackbänder, so auch wasserdichte Wagen- und Cristenplachen. "7, & und d­er Seidenaaze für Mühlen sind zu haben in der Teppich-, Vorhand- u. Katzenhandlung Gustav Schöll’s Nachfolger Geza Banfı "Sopron, Grabenrunde reg.­­ De . « «,«- · ee a RR ,».-.»,«-.·-·«’.—«- Dan Ne .--—.."..-,«

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