Oedenburger Zeitung, 1920. Oktober (Jahrgang 52, nr. 224-250)

1920-10-20 / nr. 240

ei Hr. 20. i­stiltl­l­ssstp sceahwzMWJM Fernspr. 25 Sprechstunden der Schriftzeitung täglich von N­—12 Uhr, Zuforiften sind stets an die Schrifttetung und nicht an einzelne Personen demelden zu richten. Dringliche Meldungen [Ind wns telephonisch zu übermitteln. Einzelnummer 1­50 = BERN­BERANERBERBERERER ekbinesis portisches Tonblatt Deusichweitungarns # Anzeigen und Abonnements werden im tmherer Were _ Verwaltungs Oedenburg,Doarhk 50, Fernsprecher 19. waltung, Deckplatz 56, und in unserem Stadtlokal, FE Grabenr­unde 72, angenamenen. Schlusß der BE annahme-bitür mittags, an Samstagen Ikller vorm, Gelangt mit Ausnahme von Sonntag an jedem Tag pünktlich um 5 Uhr nachmittags zur Ausgabe. Bezugspreise: Monatlich 30 RK, "jährlich 90 RK, "­jährlich 180 K, ganzjährig 360 K frei ins Haus zugestellt. 2. Jahrgang. Einzelnummer 1­50 Mitttooch, den 20. Otober 1920, die österreichischen Wahlen. Unser nach Wien entsendeter Sonderberichter­statter drahtet uns: Wien, 19. Oktober. Der mit umgehender Spannung in ganz Deutschösterreich erwartete Wahltag ist vorüber und heute läßt sich bereits ein Urteil über seine Ergebnisse füllen. Das hervorragendste Merkmal ist ein läfti­­ger Zug nach rechts. Während in der im Feber 1919 gewählten National­­versamm­lung die Sozialdemokraten mit 72 Mandaten die stärkste Partei waren, sind sie bei diesen Wahlen auf 62 gelun­­fen. Dagegen hat sich die Zahl der christ­­lichsozialen Mandate­ von 63 auf 78 ver­­mehrt. Die im der alten Nationalver­­samm­lung in der „Großdeutschen Ber­­einigung“ gesammelten nationalfreiheitlic­hen Parteien, die 25 Mandate innehatten, zählen bis jegt 19 Mandate, siehen jedoch­ bezüglich der Reststimmen an erster Stelle, so daß sie ihre bisherige Mandatszahl erreichen dürften. Die Ursachen des sonntägigen Wahl­­ausganges, d.h. der Erstartung der Christlichsozialen und der Niederlage der Sozialdemokraten sind sehr mannig­­faltiger Natur. Irogdem nämlich Die Christlichtogialen in der alten­ Regie­­rung gleichstark vertreten waren und im Koalitionspatt ausdrücklich erklärt war, daß jede Der K­oalitionsparteien in gleicher­­­ Weise für alle Handlungen und Unterlassungen Der Regierung ver­­antwortlich it, verstanden sie es im Wahlkampfe vortweiflich, der Wähler­­­­haft einzureden, daß nur die Sozial- Demokraten an allem Uebel schuld sind. Dies gelang ihnen vor allem in Wien, wo Die sozialdemokratische Gemeinde­ und Landtagsmehrheit sowie die ver­­schiedenen Nebenregierungen Der Ar­­beiter- und Soldatenräte es nicht ver­­standen, sie die Sympathien der Benöt­­terung zu erringen. Die vielen ‚„No­­vembersozialisten — das sind jene, die­­ erst nach dem Umsturze im Oktober 1919 ih von der Sozialdemokratie das Heil erhofften —, die größtenteils gei­­zige Arbeiter waren, sind zum großen Teile wieder von der Sozialdemokratie abgefallen, woran die Sozialdemokraten mit ihrer Vafu­s, die sie gegen Die gei­­stigen Arbeiter einschlugen, selbst schuld­­­tragend sind. Im diesen Breiten hat­­ Massenpsychose, man’ es den Sozialdemokraten nicht' ver­­geihen können, Daß die „Arbeiterzeitung“ mehrmals den Nachweis zu erbringen versuchte, warum eine Maichfrau mehr Lohn haben soll, als ein Universitäts­­professor Gehalt, ein Kanalräumer mehr als ein Universitätsretter. Die rote Die nach dem Umsjturz so viele ergriff, die aus Angst vor dem kommenden Kapitalisten und Arbeiter, Schieber -und Festangestellte derart er- Takte, das alles vor wählte, hat­ ihre Wirkung zum nicht geringen Teile ver­­loren. In geschichter Weise verstanden es die, Christlichsoztalen, nicht nur die Stimmen dieser Unzufriedenen zu ge­­winnen, sondern auc, durch Die Kirche Die Frauen auf ihre Seite zu bringen — von den für Die Chrislichsozialen abge­­gebenen Stimmen sind fast 60 Prozent weiblich — und so das für sie so günstige Wahlergebnis herbeizuführen. Das Wahlergebnis erklärt sich auch aus folgendem:­­ Wien nahmen die Ch­ristlichsozialen in der Frage de­s Anschlusses an Deutschland . Ins endanltine Wahlergebnis. Christlichsoziele getwinnen 15, Enzialdemokraten verlieren 1 Mandate. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“) Wien, 19 Oktober. Nunmehr steht das endgültige Ergebnis­­ der Wahlen am 17. Oktober fest. Von den 160 zur Vergebung gelangenden M­andaten erhielten die Christlichsozialen 78, Die Sozialdemokraten 62, die Großdeutschen 14, die deutschösterreichische Bauernpartei 5 und die Bürgerliche Arbeitspartei 1 Mandat. Ohne Mandat blieben die Kommunisten, Tschechen, Ziüpolisch­­nationalen, Nationalsozialisten, sowie die Christlichnationalen. Die 15 Reitstimmenmandate werden erst nach V­ornahme der Wahlen in Kärnten, von wo­­ vorderhand die im Feber 1919 gewählten Abgeordneten einberufen wurden, ermittelt werden. Die Horgeftrigen Wahlen weisen einen starren Zug nach rechts auf und bringen seiner Partei die absolute Mehrheit, so daß — da Hieran auch die Reststimmenmandate nichts ändern werden — Wieder­ irgend eine Koalition gebildet werden muß, um eine Regierung bilden zu können. Welche Parteien eine Koalition bilden werden, ist noch völlig ungewiß. Sowohl in Wien­­ wie im übrigen RENNEN herrscht vollkommene Nude. (Ausführliche Berigte und Tabellen im Innern des Blattes.) Ins „Wiener­ Journal“ über das Bahlergebnis. (Drahtbericht der „Debenburger Zettung“.) NB Wien, 19. DOM. Das „Neue Wiener Zonrnal“ Schreibt: Von einem her­­borragenden ehemaligen Staatsfunktionär erhielt einer unserer Mitarbeiter folgende Beurteilung de­r Wahlausfalles: Das Wahlresultat ist ein glänzender Sieg der Koalition, die sich als­­ politische Not­­wendigkeit für Oesterreich neuerdings er­­wiesen hat, nur wird sie einen starken Zug, nach rechts, das Heißt ins­­ Bürgerliche­­ haben, was sich in der Bejehung der wich­­tigsten Staatsämter zeigen wird. Die Staatssek­etäre Dr. Nenner und Deutsch dürften von ihren Bolten ausscheiden. Von größter Bedeutung ist die völlige Zer­­trümmerung des Kommunismus, weil sie die Arbeiterführer von den Steu­ern des Radikalismus befreit und größere Be­­wegungsfreiheit gegenüber den bürgerlichen Forderungen gibt. Die Macht der Arbeiter­­räte it gebrochen, der Einfluß der alten Gewerkschaften mächtig gestärft. Die pro­­minenteste­­ Persönlichkeit des feßt gewählten Parlaments ist z­weifellos Ottokar Grer­­in (2), der in der Frage der aus­wärtigen Politik führend sein wird (9). Seine aus­­wärtige Politik hat übrigens zahlreiche Anhänger in alen Parteilagern (2), auch bei­ den Sozialdemokraten. Er gilt in eingeweihten Kreisen als zukünftiger Mi­­­­nister den Reußern (2). Im übrigen wird die gesamte Orientierung Oesterreics sehr bald nach Ungarn zu erfolgen. Die wirtschaftlichen Beziehungen zu Ungarn werden jedenfall im Vordergrund­­ der politischen Diskussionen der nächsten Mo­­nate stehen. « HE der Eindruch in. Budapest. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) NB. Budapest, 19. Di. Der Ausgang der Wahlen in den öster­­reichischen Nationalrat­­ hat hier starten. Eindruch gem­acht. An Maß­­gebender Stelle wird der Ausgang der Wahlen seineswegs überschägt. Allein die Tatsache, daß die Sozial­­demokraten nicht mehr die Mehrheit besigen, wird als ein überaus er­­freuliches­­ Vorzeichen der nächsten politischen Entwicklung angesehen. Man hofft, daß es nun auch das Verhältnis z­wischen Oesterreich und Ungarn besser gestalten werde, was auch in­­wirtschaftlicher Beziehung zum Ausdruck kommen würde. (Hier wurde eine Depesche von der Zensurbehörde beschlagnahmt.)­­­­ eine unklare Haltung ein. Ein Teil ihrer Führer trat sogar offen gegen den Anschluß auf. So kam es, daß die Großdeutsche Volkspartei, die scharf für den Anschluß und die Repu­­bli eintrat, in Wien bedeutende Er­­folge erringen konnte und einen Großteil der Stimmen auf sie vereinigte, die den Sozialdemokraten bei dieser Wahl verloren gingen. Andere auf den Lande. Da waren die bäuerlichen chriftlichiozialen Kandidaten für den Aufschluß an Deutschland in den Kampf gezogen und Dadurch­ haben sie der nationalen Bauern­­partei, aber auch der Großdeutschen Volfs­­partei den Wind aus den Segeln genommen und nicht nur­ auf Kosten der Sozialdemo­­kraten, sondern auch der Deutschnationalen an Stimmen und Mandaten gewonnen. Dies gilt vor allem für Oberösterreich, Natürlich Herricht, bei den Chris­tlich­­sozialen ob ihres Sieges, . Dem sie selbst nicht in dieser Größe erhofften, großer Säbel, der nur d­urch den Umstand ge­­trübt wird, Ddak sie nicht willfen, ob sie Regierungs- der Oppositionspartei werden und mit welcher Partei­ sie eine Koalition bilden sollen. Uebrigens gilt genau Dasselbe von Den Sozialdemo­­kratem, Deren Blätter über den „Rud nach rechts“ nicht sehr erbaut sind. Das eine scheint fücher, daß sie mit den Christ-­lichsozialen in seine Koalition eingehen werden. Dazu haben sich di­e beiden­ Re­­gierungsparteien während des Mahk­­­ampfjes wohl auch zu viele Grobheiten und Mehrheiten gejagt. Natürlich wäre es den Sozialdemokraten am Liebsten, wenn die Großdeutschen und Christlich- Sozialen die Regierung übernähmen, wodurch die sozialdemokratische Partei wieder Oppositionspartei werden w­ünde und ihre alte Schwungfrau­ gewänne. Mar sie Do als Oppositionspartei im­­mer eine Meisterin der Kritik, der Ner­­gation. Doch ist nicht anzunehmen, daß die Großdeutschen mit den Christlichsozialen das Wagnis, gegen die Sozialdemokraten zu regieren,, unternehmen werden, da ein derartiges Unterfangen s­ehr­ leicht zum Bürgerkrieg führen­önnte. Ganz abgesehen BaeN, hab­ei sich die Großdeutschen in­­olge Führer zur Anschlußfrage der Haltung der christlichsozialen überlegen werden, si mit ihnen an einem Tusch zu Teßen. Auch eine Koalition zwischen Groß­­deutschen und Sozialdemokraten 1% nicht so einfach zu bilden. Dazu sind Die Gegen­­züge zu groß und die christlichsozialen als Oppositionspartei zu stark, abgesehen da=­von, ‚daß jede dieser P­arteien befürchten müßte, daß­ bei den nächsten Wahlen in­ folge der Schwierigkeiten, die heute das Negieren für jede Wartet bedeutet, die Christlichsozialen auch die absolute Mehr­­­heit erringen­ könnten. Wahrssheinlich ist es, daß alle drei Parteien gemeinsam die Regierung über­­nehmen werden, um den Staat in gemein­­­samer aufbauender Arbeit an allen Fährz­riffen herauszuführen. —1,— | Ein neuer Stantssekretär. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) - Budapest, 19. Dt. Der Reich verweser. hat über Vorschlag des Volfs­­wohlfahrtsministers den Abgeordneten der Nationalversammlung Dr. Andreas Gäl zum Staatssekretär ernannt. > as A 7 e 5 € « «­­ n Tr Br a Nds .«·x · IR - Mh NE RE TEE RE EA Hs 3 ea KEN a AA » . . EI" BEN a a AS FD ER aa un ABA BR BREUER ER -,3-».—..s-««..«.«.s..-.-.»-.».-.-2.-k...--.. ««.ss -.x«.-«.-. 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