Pannonia, 1875 (nr. 32-118)

1875-03-17 / nr. 32

eit» 2 Kaschau, Mittwoch "PANNONIA" wurde. "Einen oder mehrere Gegner mocste er auch gehabt haben, denn das passirt auf Anderen, unverbesserliche Schmäher dürften ihm nicht fremd auch ge­­wesen sein, wird­ aber dadurc kaum­ sehr überrascht geworden sein, denn als Prediger kannte er sicherlich den Spruch der Bibel: „Wer­ fig gewöhnt zum­­ Schmähen, der bessert sich, sein Lebetag nicht." Sir. 23, 20. 17. März 1875. Nr. 32 . S/ e. Tagesweuigkeiten. [Auszeichnungen.­ Se. Majestät hat aus Anlaß der jüngsten ungarischen Creditoperationen dem Baron Lyonel Rothschild in London in den huld­­vollsten Ausdrücken die allerhöchste Anerkennung aus­­gesprochen und dem Baron Carl Rothschild in Frank­­furt das Großkreuz des Franz Josefs-Ordens ver­­liehen. — Die zurückgetretenen ungarischen Minister Graf Julius Szapáry und Graf Josef Zichy erhielten die Geheimrathswürde. [Aus hohen Militärtreffen] Kürzlich war das Gerücht verbreitet, daß der Landescommanddirende Baron Evdelsheim-Gyulay zum Capitän der ungarischen Leibgarde ernannt werden solle. Das Gerücht wird dementirt, und dagegen aus angeblich bewährter Quelle gemeldet, daß nicht Baron Edelsheim, sondern der Landescommandirende von Wien FMZ. Freiherr v. Maroicic für jenen duch den Grafen Haller erledigten Posten ausersehen sei, während Baron Edelsheim für dessen Stelle und FZM. Freiherr v. Molinary wiederum für den Posten“ eines Landescommandirenden in Ungarn designirt sei / [Parteifusion] Wie wir hören soll sich auch im unserer Stadt die Vereinigung der beiden großen­ politischen Parteien vollziehen, und sind die Schritte hiezu­ bereits angebahnt. [Verhandlungs- Gegenstände der General-Congregation.] Bei der am 5. April abzuhaltenden vierteljährigen Generalcongregation des Abaujer Komitates kommen folgende Hauptgegenstände zur Verhandlung :­­ 1. Jahresbericht des Vicegespans pro 1874 und 1875 bis dato. 2. Besezung der durch Abdankung des Desiderius Hammersberg erledigten zweiten Notarsstelle. 3. Das vom Minister des Innern herabgelangte Budget des Comitates pro 1875 wird publicirt. 4. Die von der Comitats-Finanzcommission revi­­dieren Rechnungen des General-Perceptors gelangen zur 4 i - 5. Der Beschluß des Communicationsministeriums über die Art und Weise der Ausführung der Theilungs­­wehr zwischen der großen und kleinen Hernad (bársonyos) gelangt zur Veröffentlichung. 6. Franz Dorner und die Mitbeschädigten stellen das Ansuchen, um eine Commission auszusenden, welche die Schäden und den Schadenersatz feststellen soll, welche durch Einreißung der Dämme an der Hernad an ihrem Grundeigenthum entstanden sind. 7. Bittschrift der Gemeinde Kovatsjägas, ihren Gemeindewald in regelmäßige Schläge einzutheilen. 8. Die Bergstadt Jjászó bittet um Genehmigung einer Anleihe von 5000 fl. 9. Mathias Gedeon bittet um Entsendung einer geleisteten Brücken- und Straßenbau-Arbeiten. 10. Die Landesdomäne Also-Mislye bittet um die Genehmigung, den Bereger Wald ausrotten zu dürfen. 11. Die Gemeinde Szt.-Andras bittet um Er­­bauung einer neuen Brücke über die Hernad. 12. Die Gemeinde Kis-Kinyiz38­ bittet für dieses Jahr um Nachlassung ihrer landespflichtigen­­ Strafen­ arbeiten, um ihre Gemeindewege herstellen zu können. 13. Die Gemeinde Makrancz und Compossessoren bitten um Entwässerung ihres Hotters. 14. Ministerial 6 verschiedener sanctionirten Ge­­setze und Ministerial-Erlässe. Fi­e Deputation bei Franz Liszt) Die Seite,der Stadt an den Klavierheros Aliee Franz feindlich empfangen. Der Führer der Deputation Karl Elisher hielt bei dieser Gelegenheit an den gefeierten folgende Ansprache : Hochverehrter Herr und Meister ! „Die­ königliche Freistadt Kaschau hat uns mit Beschluß vom 9. März 1875 hieher entsendet, um Sie — gefragt auf Ihre freundliche Zusage vom vorigen Jahre — zu geneigtem Besuche bei uns höflichst einzuladen , — um Ihnen, dem Großmeister der Tonkunst, dem gefeierten Landsmann, dessen Künstler- Ruhm so weit reicht, als Cultur und Civilisation sich Bahn gebrochen,­­ innerhalb der eigenen Mauern den Tribut zu zollen, welcher ihrem schöpferischen Geiste, ihrer bisher unerreichten Kunstleistung, ihrem hochedlen Herzen und Gemüthe aller Orten darge­­bracht wird. Empfangen Sie hier die amtliche Mittheilung unserer ehrenhaften Mission. Schon bei der vorläufigen hocherfreulichen Kunde, die ich meinen Mitbürgern im Vorjahre aus Preßburg zu bringen so glücklich war, v­erfaßte ein hoffnungvolles Sehnen unsere Herzen und Gemüther, — das in edler Er­­regung wuchs und zunahm; — und als unsere Stadtbehörde in richtiger Wahrnehmung der diesbezüglichen allge­­meinen Wünsche und Kundgebungen, die beabsichtigte Einladung zu ihrer eigenen Sache gemacht, — schlug ein Jubel auf, den nur ein begrüßendes Ereigniß wach­­zurufen vermag. Wenn uns das hohe Glück zu Theil wird, Sie in unserer Stadt zu begrüßen und zu feiern, so wird dies mit Befriedigung nur die Unzahl ihrer Verehrer mit hoher erfüllen, sondern noch mehr und über Alles unseren Kunstbestrebungen " die eigentliche Weihe und Zuversicht verleihen, " =­ „und unserem gerechten auf ihre “Anwesenheit gegründeten Stolze, als die sicherste Triebkraft zu höheren Kunstzielen einen nie versiegenden Born bieten. Gestatten Sie hochverehrter­ Meister ! daß wir nach Hause die freudige Kunde bringen dürfen, Sie, nach eigenem Bestimmen in unsere Stadt einzuholen und in unsere Mitte zu geleiten. Tausende für die Kunst glühende Herzen schlagen für Sie, — Tausende rufen Ihnen ein jubelnd „Will­­komm" entgegen, und Tausende“ werden dem würdigsten und berufensten "Vertreter der heiligen Musica zu­­­ sanchzen.“ Wie wir bereits mitgetheilt, hat Franz Liszt der Deputation eine Zusage gemacht, im Laufe des heutigen Herbstes unserer Stadt einen Besuch zu machen. [Der hiesige Local-Aussc­huß des ersten allgemeinen Beamtenvereins] wird seine diesjährige Generalversammlung am 21. d. in den Localitäten der k. ung. Finanzdirection (VII. Departement) abhalten, was hiemit zur Kenntniß der Mitinteressenten dienen möge. [Die General-Versammlung der hiesigen Volksbank] fand am 14. d. M. im Saale des städtischen Rathhauses statt. Der Präses des Verwaltungsrathes eröffnete die Sigung mit einer kurzen Ansprache. Er schilderte die außerordentlichen Verhältnisse, welche das Unternehmen beinahe an den Rand des Abgrundes gebra<t haben. Es gelang jedoH dem Verwaltungsrathe, sowie dem sehr tüchtigen Director duch Fleiß und Ausdauer das Institut lebensfähig zu machen, so daß das Vertrauen nach und nach wiederkehrt. Hierauf wurde der Ge­­schäftsbericht verlesen und die Anträge des Verwaltungs­­rathes über die Verwendung des Reingewinnes­ per 6563 fl. 62 fl. angenommen. 10 Perc. werden dem Reservefond zugeschlagen, 10 Perc. Tantieme für den Verwaltungsrath, 4 Perc. den Beamten bestimmt. Der Rest wird auf neue Rechnung vorgetragen. Dividende wird somit nicht vertheilt. Hierauf wurden drei Verwaltungsräthe ausgelost, die aber einstimmig wiedergewählt wurden. Nachdem nur die neu ausgearbeiteten Statuten verlesen und an­­genommen und ein von den Metenseifener­­ Actionären eingereichter Antrag zurückgezogen wurde, erklärte der Präsident die Generalversammlung, die sehr zahlreich besucht war, für geschlossen. [Sanitäres] Dem ärztlichen Berichte des Landesoculisten und Leiter des hiesigen Landes-Augen- Spitals Dr. Josef Kemény entnehmen wir über den Augenkranken = Verkehr im Jahre statistische Daten : hause Die Augenklinik ist im hiesigen allgemeinen Kranken­­mit einem Belage von 24 Betten eingerichtet. Im Jahre 1874 betrug die Zahl der in Behandlung gewesenen Augenkranken 153 Köpfe, wovon 84 Männer und 69 Frauen,­­ um 29 Kranke mehr, als im ver­­flossenen Jahre. Von der Gesammtsumme der Krausen wurden geheilt entlassen 142 und blieben mit Ende December 1874 no< 11 Kranke und zwar 7 Männer und 4 Weiber in Behandlung. Von den 142 aus dem Spitale Entlassenen waren A 111 geheilt und zwar 65 Männer und 46 Weiber 19 gebessert u­mn 8 m Pa a 11 ungehelt „ „4 je ee 5­1 gestorben Van sämmtlichen Augenkranken wurden 64 gegen Bezahlung der Berpflegstorten, die übrigen, als mit Armuthszeugung versehen auf Rechnung des Landes­­fondes verpflegt. Diese 156 Augenfranfen hatten im Ganzen 3150 Berpflegstage im Spitale zugebracht, wovon im Durschnitte für jeden Einzelnen 20 Tage entfallen. Commission zur Abrechnung für seine dem Comitate. 1874 folgende­ ­­n Feuilleton. Die Entwickelung des Spiritismus. Zweite Folge. (Schluß.) „Du sprachst von einigem Glück, und das ist es eben, was ich haben will. Daß man durc Arbeit und Klug­­heit reich werden kann, das wußte ich längst, aber sald ein unerwartetes Glüd, davon möchte ich etwas hören. . St n­<t irgendwo ein Schat vergraben, fold ein Topf mit alten Gold- oder Silbermünzen, den zu finden würde mir behagen, —­ oder was noch viel be­­quemer und leichter, wobei man weder­ zu graben noch zu haben braucht ; wenn ich nur wüßte welche Nummern in der nächsten Lotterieziehung herauskommen !o werde sie besezen und mit dem gewonnenen werden. Gelde (so meine ich) werde ich genug haben.“ Laßt sich denn überhaupt ein reines Zufallspiel, ‚wie es die Lotterie ist berechnen? Wo faßt man es? Es wäre allerdings möglich, daß auch dieser schein­­bare Zufall irgend einem mathematischen Gesetze unter­­worfen wäre, denn nichts geschieht auf Erden ohne Grund, aber wer hätte Zeit und Lust Lotterienummern nachzugrübeln, um vielleicht am Ende ein geringes „Ambo“ zu gewinnen, von dem man nu< immer nicht weiß, ob man es herauscalculirt hat, oder ob man vom Zufall begünstigt wurde ? In Geschäftsangelegenheiten ist das Klopfen ein schlechter Compagnon, der immer nichts weiß und wenn wirklich eine auf Geldangelegenheiten bezügliche Antwort erfolgt, so ist sie meistens­ei­­ 8 falsch und unzuverlässig. Durch spirituelle Künste ist nur Niemand reich geworden und­ wird es auch nie werden. Auch scheint dieser Umstand vor dem Tribunale der Götter gleich­­giltig zu sein, auch ist es viel zwei mäßiger wenn ein­ens„ a­rm bleibt, denn so lange er arm ist wird er arbeiten; wird er heute“ reiß, so hört er auf der Menscheit näglich zu sein, er wird zum Capitalisten und wird von seinen Renten leben. In Herzensangelegenheiten ist das Klopfen uos möglich nor unzuverlässiger : — ob mich mein Sc­haß liebt oder nicht liebt, das scheint no< gleichgiltiger zu sein, als Geld- und Geschäftssächen. Auc­h darauf wird nie eine brauchbare Antwort erfolgen; der Grund dafür ist, weil es überflüssig erscheint. Ein gesunder lebensfähiger Jüngling der Herz und Kopf auf der rechten Stelle hat, wird stets gefallen und bedarf seiner weiteren Zauberkü­nste, um Frauen zu ge­­fallen und sein Glüh zu machen. Was in den Häusern der Nachbarn und Bekannten vorgeht, dem nachzugrübeln ist­ eine große Judiscretion, man lasse, ihnen ihre kleinen Geheimnisse, das führt zu Nichts und Klatschereien sind besser zu vermeiden. Noch eine Nr. V und zwar eine der berüch­­tigtsten Fragen sei zu erwähnen, sie lautet „J“ wurde bestohlen, wer ist der Dieb? Mit nichts wurde s­on solcher Unfug getrieben, als mit der Frage: „wegen verlorenen und gestohlenen Sachen". Das Klopfen, das manchmal eine Bosheit offenbart, die ganz unbegreiflich ist, wird nicht anstehen den ersten des Diebstahls zu beschuldigen, und eine Anklage Besten ganz leichtfertig zu erheben, folcher Proceß verhandelt. Vor einigen Jahren wurde ein Eine leichtgläubige Spiritua­­listin in Philadelphia, der ein kostbarer Schmut ab­­handen gekommen war, fühlte sich auf Grund einer sogenannten „Revelation“ (Offenbarung) die ihr in einem spiritualistischen Kreise geworden, bewogen, eine gerichtliche Anklage gegen eine sehr angesehene Frau zu erheben. Der Proceß und die Untersuchung begannen, die geheime Polizei der Detectivs, die von keiner Polizei auf Erden übertroffen wird, nahm die Sache in die Hand und es gelang ihr nach wenigen Tagen den ge­stohlenen Schuß, so wie den wirklichen Dieb zu erub­en. Hier stellte es sich heraus, daß er in gar keiner Ver­­­­bindung, auch nicht im Entferntesten mit der Angeklagten stand, und das Verfahren der Spiritualisten gar nicht­ zu rechtfertigen war. Die Detectivs verstehen sich besser darauf Diebe und Missethäter abzufangen, als alle Medien zusammen. Wenn nun das Tischk­lopfen auch nicht eine der obigen­ Fragen befriedigend zu beantworten vermag, so möchte ich blos fragen: was in aller Welt. ist denn eigentlich zu fragen ? was ist das Gebieth, auf dem sich der Spiritualismus bewegt? Obwohl diese Fragen irdischer Natur sind, so ist deren Wichtigkeit fürs Leben nicht zu verkennen, doch weil darauf nie, auch nur eine halbwegs genügende Antwort zu erlangen war, war dieß der Grund, daß man die Sache Jahre (1853­­ 54) modern war, fallen die ungefähr zwei ließ ; man be­­trachtete sie als eine vorübergehende Geisteskrankheit, die kam und ging, ohne ein irgend nennenswerthes Resultat zu hinterlassen. Eine Eigenthümlichkeit der klopfenden Tische ist die, daß wenn der Cercle (oder die magnetische Kette durch Hände-Auflegen) von geistreichen Leuten gebildet wird,­­ganz annehmbare Antworten erlangt werden, hin­­gegen, wenn dumme, oder gar lasterhafte Menschen sich mit spirituellen Experimenten befassen, die Antworten nicht allein nichtssagend und albern, sondern manchmal von einer Bosheit und Verrücktheit zeugen, die teuflisch ist. (Es scheint fast, daß die geistige und moralische Beschaffenheit der Theilnehmer von großer Wichtigkeit ist, man hat daraus den Schluß gezogen, daß der Mensch, sich selber unbewußt, in zwei Welten zugleich lebet, in der sichtbaren und materiellen, so wie in der geistigen show jezt. Der Gute und Moralische verfehret bereits hier auf Erden mit himmlischen Geistern, von denen sie reine und erhabene Gedanken zugeflüstert erhalten, der Böse und lasterhafte Mensch, verkehrt bereits hier auf Erden mit höllischen Geistern, die ihn im Bösen bestärken und ihn nichts als Nicht­s­­würdigkeiten zuflüstern und eingeben, der Böse ein

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