Pannonia, 1875 (nr. 32-118)

1875-09-17 / nr. 111

vt - Redaction und Administration Pannonia-Buchdruckerei und -. Verlags - Actien - Gesellschaft Insertionspreis “eine öspaltige Petitzeile 5 kr. in Kaschau. BTO Inserate "Bú werden angenommen bei der Admini­­stration des Blattes, ferner bei Haasen­­stein & Vogler in Pest, Wien, Berlin, München, Frankfurt a./M., Stuttgart, Hamburg und Bern. Rudolf Mosse in Wien, Prag, München, Hamburg, Frank­­furt a./M., Strassburg, Berlin, Zürich, Breslau und Nürnberg. — L. Lang’s internationale Annoncen-Expedition in Pest. — Havas Laffite, Bullier & Co. in Paris. — G. L. Daube & Co. in Hamburg und Frankfurt a./M.— Jäger’sche Buchh. und Chr. Herrmann’sche Buchh. in Frankfurt a.—M. — K. Schüssler in Hannover. — Stahel’s Annoncen-Bureau in Würzburg. — F. W. Saalbach in Dresden. — A. Resemeyer’s Central- Annoncen-Bureau, Rudolf Mosse und Deutsches Zeitungs-Bureau „Invaliden­­dank’ in Berlin. — Jacob Türkheim in Hamburg. — E. E. Oblieght in Florenz und Rom. JAN­UN Zeitschrift für politische, sociale und volkswirt­schaftliche­ Interessen ES Organ der Kaschauer Handels- und Gewerbekammer. Erscheint jeden Sonntag, Mittwoch u. Freitag. Pränumerations-Bedingnisse. Für Loco: GN IE a Re ee A. 5.— FELRIDMULTE on. elek ls lá­n 2.50 Vierteljährig. oA... kö a „123 Mit Postversendung: Genzjahgs Au 25.201 420-4 fl. 6.60 Halbjahrie­rn 20 ök: sz ős n.,3.80 Vierteljährig 1.65 und wollen sich die P. T. Abonnenten der Postanweisungen bedienen. Unfrankirte Briefe an die Redaction werden nicht angenommen. Anonyme Briefe werden nicht berück­­sichtigt, Manuscripte in keinem Falle zurück­­gestellt. Dr. Il — Kaschau, Freitag den 17. September Fasikis<e Uebersicht. In der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 14 1. M. referirten mehrere Gerichtscommissionen über die ihrem Urtheile überwiesenen Wahlmandate , welches Urtheil durchwegs zu Gunsten der betreffenden Abgeordneten ausfiel. Nachdem der Justizminister dem Hause angezeigt, daß er in der nächsten Sitzung die Interpellation Macsary’s (deren wir jüngst an anderer Stelle eingehend erwähnt) beantworten werde, überreichte Ernst Simonyi seitens der äußersten Linken einen besonderen Adreßentwurf, um dessen Verlesung er bittet — weic"­ Ansinnen von der Majorität aber abgelehnt wurde. Beachtenswerth ist, daß — wenn aug mit sichtlichem Wider­­streben — die Opposition der Rechten für die Ver­­lesung stimmte. Hierauf wurde zur Wahl der Delegations- Mitglieder geschritten und die schon früher bekannt ge­­wordene Liste der liberalen Partei unverändert angenommen. . So wird es denn, allem Anscheine nach, eine höchst lang­­athmige und vielleicht als sehr unerquidliche Adreßdebatte geben, da neben dem dickleibigen Adreßentwurfe der Unabhängig­­keitspartei aug nor ein solcher separater Entwurf des Herrn Svetozar Miletics vorgelegt, die Debatte also auch vom Standpunkte der Nationalitäten geführt wer­­den wird. Nachdem nun die Wahlen in die Delegation erfolgt sind, tritt die Frage deren Constituirung in den Vordergrund, betreffs welcher bestätigt wird, daß zum Präsidenten der Delegation Ladislaus Szögyenyi-Marid, zum Vizepräsidenten Josef Szlávy, zum Referenten im Militärwesen Ernst­­ Hollán (einige nennen August Pulpky), zum Referenten im auswärtigen Angelegenheiten Max Falk ernannt wird. In das Club-Bus der Opposition der Rechten haben sich bisher über 60 Mitglieder des Oberhauses und Abge­­ordnetenhauses, darunter 22 Deputirte, eingetragen. Die Namen der­ Oberhausm­itglieder werden­ vorläufig geheimgehalten. Die Wiederaufnahme­ der Sigungen des kroatischen Landtages war zwar für den 21. oder 22. I. M. festgesegzt. Wie man aber nun aus Agram meldet, wird die Eröffnung des kroatischen Landtages am 22. d. M. nu< nicht möglich sein der Landtag seine Thätigkeit vielmehr erst­­ Ende September aufnehmen, um während der Delegations- Session den 1876er Budget-Gesetz-Entwurf, welcher schon fertig ist, und einige andere Vorlagen, darunter auch eine über die Regelung der Urbarial-Verhältnisse, zu erledigen. Der Militär-Pensions-Gesetz-Entwurf, der in Oesterreich schon vom Reichsrathe und dem Herrenhause erledigt und votirt ist, wird nun auch von unserem Honvéd­minister dem Reichstage unterbreitet und die Erledigung des­­selben urgirt werden, da die Bestimmungen des Gesetzes schon im nächsten Jahre in­s Leben treten sollen. Die Ansehens-Verhandlungen, welche der "N. Fr. B." zufolge — trotz alledem und alledem seitens eines deutsch-französischen Consortiums mit unserem Finanz­­minister angebahnt sein sollen, reduciren sich darauf, „daß Herrn v. Szell dieser Tage wieder — etwa zum fünfzehntenmale — eine Anleihe gegen Verpachtung des Tabakmonopols offerirt, vom Minister aber mit der Bemerkung kurzweg zurück­­gewiesen wurde, daß er an eine Verpachtung des Tabakmonopols nicht denke.“ — So berichtet der "P. Ll.", verrennt sich dabei aber in eine Sadgafse, indem er hinzufügt : „Auf die weitere Frage, welche sonstige Sicherheit der Minister zu bieten geneigt wäre, wurde der Unterhändler von Herrn v. Szell mit der Antwort spazieren geschiht : „Keine andere als den Credit Ungarns?!" Das klingt muthig und selbstbewußt, verräth aber doc, daß ni<t blos vom Tabakmonopol, sondern von einer Anleihe überhaupt wilden unserem Finanzminister und dem Vertreter jenes Consortiums, Herrn Albert Schüler, die Rede gewesen ist! Betreffs Serbiens ist zu erwähnen, daß Se. Majestät unser König nach Bekanntgebung des Wortlautes der serbischen Thronrede sofort den Auftrag gegeben, den Fürsten Milan in seinem Namen telegraphisch zu beglückwünschen. Gleichzeitig hatten die Botschafter Deutschlands und Rußlands dem diplomatischen Vertreter Serbiens­ ihre Genugthuung über die besonnene Sprache jenes Actensta>es ausgesprochen. Auch von Montenegro haben die Insurgenten in der Türkei, welche am 11. J. M. mehrere Abgeordnete nach Cettinje gesandt haben, um dort eine baldige Kriegs­­erklärung von Seiten Montenegros zu erbitten, nicht viel zu hoffen. Die Regierung antwortete, man w­arte auf den diesbezüglichen Beschluß der serbischen Skupschina, danach werde sie sich richten. Da von dieser Seite aber maßvoll­­ vorgegangen werden dürfte, wird auch Montenegro die Faust in der Tasche machen und sich ruhig verhalten. Aus Frankreich ist zu berichten, daß es den Orleanisten. Ernst scheint, sich mit den Republikanern zu vereinen. Die Prinzen von Orleans sollen, dur­ den Zwischenfall Laroncière veranlaßt, entschlossen sein, allen eventuellen Thronprätendenten­ Neigungen zu entsagen und sich rür haltslos der Republik anzuschließen. In Spanien hat das seitherige Cabinet jene Dem mission eingereicht und wurde ein neues Ministerium unter dem Präsidium des General Jo­v­el­lar gebildet. Dieses liberale Miinisterium vertritt den Sieg des allgemeinen Stimmrechtes bei den Corteswahlen. Ministerpräsident Jovellar erklärt die Beendigung des Bürgerkrieges als sehr dringend ; alle Anstrengungen des Cabinets werden auf die Pacificirung Spaniens abzielen ; die einzuberufenden Cortes werden die obersten Schiedsrichter der neuen Verfassung sein. EM SEGGET EZ eze zet e Tvt et e e EEG NUN PETER NIIT UNE Die 300- und Handels-Conferenz. Aus Wien wird gemeldet, daß am 13. J. M. dortselbst die Conferenz in Angelegenheit des Zoll- und Handelsbündnisses wieder eröffnet wurde. Sections-Chef Charw­att begrüßte die Versammlung und gab der Hoff­­nung Ausdruck, daß man in Sachen der Aufstellung eines all­­gemeinen Zoll-Tarifs­, welcher des Handelsvertrages mit Italien wegen dringlich geworden, zu einem günstigen Resultate gelangen werde. — Horn sprach­ die gleiche Erwartung aus. Die ungarische Regierung sei bei Ausarbeitung der Propositionen nicht den in Ungarn lautgewordenen Stimmen blindlings gefolgt, doch­ wollte sie den Er­­gebnissen der Verhandlung über das Zoll- und Handelsbündniß nict durch den Abschluß­ eines neuen Handelsvertrages mit Italien präjudieiren lassen. Die Conferenzmitglieder haben sich das Wort gegeben, die Verhandlungen über die Tariffrage ge­­heim zu halten, als­ Maximum da der Zolltarif den fremden Staaten gegenüber der Concessionen, zu gelten habe. Die erste Sitzung verlief beiderseits zufriedenstellend.­­ Die zweite, am 14. J. M. stattgefundene Sitzung der Conferenz­bündnisses in Angelegenheit der Revision des Zoll- und Handels­­verlief ohne bemerkenswerthere Zwischenfälle in ruhiger Weiterberathung. In beiden Situngen wurden diesmal nicht Vorschläge ad referendum genommen, sondern endgültige Abmachungen vorbehaltlich der Zustimmung der Minister getroffen. Die ungarischen Regierungsvertreter sollen die weitest­­gehenden Vollmachten und die Weisung haben, die Unterhandlungen bis zum 20. d. M. zu Ende zu führen. Eingeweihte behaupten, daß die bisherigen Berichte unserer Delegirten an die Regierung eine Verständigung glaubwürdig erscheinen lassen.­­ Das 1876er Budget. Wahrscheinlich wird Finanzminister Széll die Budget­­vorlage dem Reichstage erst am kommenden Montage unter­­­breiten. Dem "P. N." zufolge, weist das­ Budget pro 1876 insbesondere im Ressort des Finanzministers wesentliche Ersparungen auf. Die Bilanz nähert sich zwar den Auf­­stellungen der Neuner-Commission nicht, aber die Ursache hiefür liegt darin, daß die Reformgefege, von welchen diese Commission eine günstigere Gestaltung der Bilanz erwartete, bislang nor nicht geschaffen sind. Bei dieser Gelegenheit können wir nicht umhin — bemerkt das d­ritte Blatt — unsere Mißbilligung darüber auszusprechen, daß die, auf die Reform der Verwaltung bezüglichen Entwürfe nicht i­on jekt dem Hause vorgelegt werden. Geschähe dies, so wären die Commissionen des Hauses, die Zeitungen u. s. w. in der Lage, sich schon jetzt mit dieser wichtigen Angelegenheit zu befassen, und es wäre die Möglichkeit gegeben, die Entwürfe in der zweiten Hälfte des Jahres 1876 in­s Leben treten zu lassen und ihren finanziellen Einfluß im Laufe des nächsten Verwaltungsjahres fühlbar zu machen. Feuilleton. Die Belagerung von Paris 1870-1871. Ereignisse und Eindrücke von Francisque Sarcey. (Fortsezung und Schluß.) Die berüchtigten Nationalwerkstätten waren auf diese Weise wiedergeführt, und diese Aehnlichkeit wurde auch bild­­lich dargestellt. Auf einer sehr verbreiteten Zeichnung aus jener Zeit küßt ein leicht angetrunkener Nationalgardist mit Inbrunst sein Gewehr und sagt : „Mein Freund, mein ein­­ziges Gut, meine Freude, mein Trost, meine Nationalwerk­­stätte." Leider wurde die Vergütung den Männern selbst und nicht ihrem Haushalt gegeben ; meistens vertranken sie die­­selbe auf das Wohl des Vaterlandes und behielten knapp so viel, um nit Hungers zu sterben. Die Zinnffucht war ein Krebsschaden bei einem großen Theil der Nationalgarde. Die besseren Schichten verbargen ihre Opfer unter der Heiterkeit, mit welcher sie ihr eigenes Elend verspotteten. Es war Nie­­mand unter ihnen, der nicht einen Theil seines Vermögens ver­­loren hätte und­­ nur noch eben so viel besaß, wie er zum Leben gebrauchte ; aber niemals, versichert Sarcey, selbst nicht in den jeuersten Tagen, hat man der Lustigkeit entsagt. Nur lustig, nur immer lustig ! — das ist ein für Paris paracteristischer Zug; damit wird der herbste Schmerz verhüllt, damit selbst die strengste Arbeit erleichtert. So hörten auch unter aller Noth die Theater nicht ganz auf, die zum Theil für Wohlthätigkeits­­zwecke thätig waren ; neben ihnen besuchte man die Clubs, deren etwa 15 während der Belagerung ein mehr oder weniger be­­wegtes­ Leben führten, und da Paris einmal die Stadt der Ab­­sonderlichkeit ist, so gab's auch einen Frauenclub, in welchem die Männer nur als Zuschauer geduldet wurden. Indessen verstummte die Leichtfertigkeit allmählich, je fester und enger sich der Einschließungsgürtel um die Stadt zusammen­ 309. Die Ausfälle wurden zurücgewiesen, die Erhebung der Provinzen brachte nur vereitelte Hoffnungen ; die lezten Tage des October hatten dem Bürgerthum troß seines augenbliklichen Sieges das Nahen der Commune angekündigt ; der Vorrath an Lebensmitteln schwand mehr und mehr, Ochsen- und Hammel­­fleisch war längst zur Mythe geworden. Man aß nur nor Pferdefleisch, wenn man auch, um sich den Appetit nicht zu verderben, den Namen ängstlich vermied. Zu dem Allen kam eine anhaltende Kälte, wie Paris sie selten kennen lernt, und da­­bei fehlten Kohlen. Dennoch war, wie Sarcey wenigstens er­­zählt, die Bürgerschaft entschlossen, die Stadt nicht zu übergeben. Die Generale vertheidigten sie widerwillig und die Soldaten hätten gern aufgehört , aber die Bürger, von unbesiegbarem Glauben und unerschütterlicher Hoffnung beseelt, erzwangen durch ihre energische Haltung die Fortführung des Kampfes. Sie glaubten ihre Ehre verpfändet und liebten ihr Paris zu sehr.­hr Herz so woll von Wuth und Haß bei dem Gedanken, daß „die Barbaren­ ihre Stadt betreten und entweihen könnten. So ging der December zu Ende, aber wie traurig waren die Tage, die sonst nur dem Frohsinn geweiht sind. Allerdings, fügt Sarcey hinzu, hatten wir den armseligen Trost, daß es den Deutschen nicht besser ergehe ; doch wie verschieden verstrich für uns die Christnacht, die sonst stets so festlich in Wohlleben und lärmender Freude gefeiert wurde! Die Mehrzahl der Kirchen war geschlossen, die spärlich mit Petroleum erleuchteten Straßen waren in Halbdunkel versenkt, und nur selten vernahm man den Tritt eines verspäteten Wanderers. Einige wenige Restaurants waren offen. Hier trank man gewöhnlichen Rothwein, dort bestellte man sich aus dilettantischer Neugierde alle möglichen bizarren Gerichte, Wolfscotelette neben gebratenem Elephanten­­rüssel und Känguruhragout : es hieß sich kitzeln, um lachen zu können, denn Niemand hatte den Muth, sich wirklich zu belustigen. Und nun gar der Neujahrsmorgen! Nie werde ich diesen ersten Morgen des Jahres 1871 vergessen, als mir der Diener das Frühstück brachte und ich nun an diesem Festtage, an welchem sich sonst die ganze Familie mit Glückwunsch und Kuß begrüßt und in Heiterkeit fi) vereinigt, allein vor meinem Kaminfeuer und einem dampfenden Stü> Pferdefleisch gegen­­über saß.­­ Mein ganzer Muth so wand in diesem Moment, und ich brag­ in Thränen aus. Wie viele andere mögen gleiche Thränen in dieser so weren Stunde vergossen haben! Hatten wir doch fast alle unsere Mütter, unsere Frauen, unsere Kinder fortgeschi>t und seit 3 Monaten nichts von ihnen erfahren. An gewöhnlichen Tagen war es leicht, seine Einsamkeit zu ver­­gessen ; Geschäfte, Unterhaltungen, WachHestehen, kurz, die ge­­wöhnliche Lebens­weise und die in unserem Character wurzelnde Sorglosigkeit half, uns, die geliebten Bilder aus dem Gedächtniß fernzuhalten. Der Lärm der Welt verbot uns, viel an sie zu denken, aber an diesem feierlichen Tage kehrten sie wieder, und es war, als blickten sie uns traurig an, als breiteten sie die Arme nach uns aus und sagten : Ruft uns zurück ! Ist denn der unselige Krieg nicht bald zu Ende?" YA darf nicht daran denken, wenn mir die Wuth nicht das Herz erfassen soll. Aber man war mit dem Leiden noch nicht zu Ende, der höchste Punkt war noc nic­ht einmal erreicht. Das Bombardement begann. Man hatte es nicht geradezu versprochen, aber doch hoffen lassen, behauptet Sarcey, daß man nur die Forts mit Kugeln überschütten, sie gegen die Umwallung richten, aber die Verwüstung keinesfalls bis in die Stadt selbst tragen werde. Der Verlauf ließ bald die Nichtigkeit auch­ dieser Hoffnung erkennen. Am 5. Jänner sah Paris zum ersten Mal preußische Bomben. Im Anfang schwankte die Bevölkerung, sagt Sarcey. „Sie thun es absichtlich, meinten die Einen, sie zielen auf die Kuppel des Pantheon und die Thürme der­ Notre Dame. Gewiß nicht, entgegneten die Andern, es ist­ Kriegsbrauch, der Regierung einer belagerten Stadt den Beginn des Bombardements in amtlicher Weise vorher anzuzeigen. Diese paar­­ Bomben haben sich verirrt. Also dachten die, welche freundlicher gestimmt waren. Doch sie kannten die nordischen Barbaren sc­hlecht, Enkel der Vandalen, die Louis Blanc in seiner pitoresken Sprache mit Mohikanern verglich, melde in der polytechnischen Schule studirt hätten. Nein, es waren keine verirrten Bomben, welche jetzt auf die große Stadt, die wahre Hauptstadt der Civilisation, zu regnen begannen. Dieselben waren wirklich für sie bestimmt, und Herr von Bismarc hatte uns dem diplomatischen Gebrauch entgegen nicht von dem beginnenden Bombardement benachrichtigt, weil er es nicht mehr für nöthig hielt, mit dem Besiegten viele Umstände zu machen. Die öffentliche Meinung hatte in Deutsch­­land das Bombardement mit unwiderstehlichem Nachdruck ge­­fordert. Zeitungen und Privatbriefe, deren wir eine große Zahl bei den Gefangenen und Todten fanden, sprachen in allen Tonarten davon. In dem guten blonden Deutschland hörte man nur einen Ruf, der mehr von der Eifersucht, als von Haß eingegeben war. Paris ärgerte die Leute. Sie haßten es, wie ein mißgestalteter Unhold ein hübsches Mädchen haßt. Sie hätten ihm wo möglich­heitriol in­s Gesicht gegossen, hätten mit ihrem plumpen Fuß seinen Reiz zertreten, nur um es dafür zu strafen, daß es prächtig, liebenswürdig und geliebt ist, kurz, um es ihnen selbst ähnlich zu machen. Wenn ich nun aber erzähle, wie die Pariser die Bomben, diese unangenehmen Gäste, begrüßten, so für Ste­ig, der Uebertreibung und Groß­­thuerei beschuldigt zu werden; aber ich kann die Wahrheit der nachfolgenden Son­derung verbürgen. Weit entfernt, Schweden zu verbreiten, erregte das Bombardement nur eine lebhafte Neugierde, eine Fluth von Spässen. Man ging, es zu sehen, wie man zu einem großen und merkwürdigen Schauspiel geht. Die Straßenjugend und die Armen lauerten auf das Nieder­­fallen einer Bombe und stürzten so, sobald sie geplant war, auf die Splitter, um sie als Andenken an die Belagerung zu verkaufen ; man hatte selbst eine Art Börse eingerichtet, auf welcher der Preis der­ Bombensplitter nach der Größe des Stücks oder der Sonderbarkeit seiner Form notirt wurde. Unter den Spässen, die damals üblich waren, gab es einen, der wirklich

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