Pannonia, Januar -Juli 1897 (Jahrgang 26, nr. 1-60)

1897-02-14 / nr. 13

" Pränumerationspreise für Raaschau Ganzjährig Halbjährig wn aman mas — fl. 5. — — — — — „250 Vierteljährig — — — — „ 1.25 Einzelne Nummern 5 kr. Erscheint Sonntag und Donnerstag. Redaction und Administration: Kossuth Lajos-Gasse Nr. 26. Manuscripte werden nicht retournirt, Nr. 13. FeG 1 TER 2371. Tahrgans. FANNONIA Kaschau, Sonntag den 14. Februar. P­ranumerationsgreiie Ganzjährig N­ie Vierteljährig — — — mit Halbjährig. Postverrentung : = — — — .3— == Inserate werben bei der Administration des Blat­­tes, ferner Budapest : Paulus und Co. Bernhardt Edstein, A. B. Goldberger,­­ Danneberg, 9. 9. Fischer, Wien: Adolf Mosse, Haasenstein und Vogler, M. Dukes,­­ Danneberg, Heining Shallek, A. Oppelik, Hamburg: Rudolf Offe, Károlyi und Liebmann. Berlin: Rudolf Mosse, Haasenstein und Vogler entgegengenommen. : fl. PR „ 1.50 Volksbildung. Die Verordnungen, Erläße, Entwürfe und Pläne, welche sich im Allgemeinen auf die Bil­­dung des Volkes, besonders aber auf die Ver­­besserung des Unterrichtes in den Dorfschulen beziehen, mehren sich von Tag zu Tag und fordern von den Eltern immer größere Geldopfer. In erster Reihe ist es die Stellung der Lehrer, welche man in jeder Hinsicht sichern und womöglich, als eine anständige, auch für Fälle der Amtsunfähigkeit, des Alters oder der Krankheit und für Witwen und Waisen der Lehrer sorgende einrichten Die will. Regierung begnügte sich nicht mit den zwölf jährlichen Gulden, welche eine Gemeinde nach jedem Lehrer in den Landes-Lehrer-Pensions­­­fand zu zahlen hat. Es müssen zu diesem Zwecke laut Landes8ieses auch noch nach jedem Schüler jährlich fünfzehn Kreuzer eingehoben und in das Steueramt abgeliefert werden. Oder kann nach der Schülerzahl hiefür von der Gemeinde eine Pauschalsumme entrichtet werden. Ferner sollen, wie bald als möglich Klein­­kinderschulen, oder wie man sie nennt Ovoda oder Kindergärten errichtet, die hiezu nöthigen Locale gebaut, eingerichtet und mit einer Lehrerin und dem Hilfspersonal versehen werden. Dies alles mehrt natürlich die Lasten der Eltern und ruft besonders bei armen Leuten Murren und Unzufriedenheit hervor. Aber Bil­­dung kostet Geld und es läßt sich nicht leugnen, daß erstens der Lehrer, der seine ganze Lebens­­kraft der Bildung und Erziehung der Kinder widmet, dies auch mit voller Lust und ganzer Hingebung ihne. Dies wird und kann jedoc nur dann geschehen, wenn er möglichst von Nahrungs­­solgen für sich und die Seinen bewahrt bleibt. Zweitens ist es eine unumstößliche Wahrheit, daß­­ die Eltern ihren Kindern sein besseres Erbe hinter­­lassen können, als wenn sie dieselben je nach ihrem Stande zu vernünftigen, geschichten Menschen und brauchbaren Mitgliedern der Gesellschaft bilden ,­­ den mehr werth, als irdischer Neichthun, welcher den Zufälligkeiten immer ausgesetzt bleibt. Gegen diese zwei Lebenswahrheiten läßt sich also schwerlich etwas einwenden. Der Lehrer will sein und der Seinigen Loos gesichert wissen, wenn er dem allgemeinen Wohle dient, und an die Menschen, auch an den Handwerker, Landmann und Taglöhner oder Handarbeiter machen die heu­­tigen gesellschaftlichen Verhältnisse in Hinsicht des Unterrichtes, oder der Bildung größere Ansprüche als früher. Aber bezüglich dieses lezten Umstandes bes steht noch eine große, schwere Frage, welche genau und zwedentsprechend bisher immer nicht beant­­wortet werden konnte. Die Frage ist diese : Wie soll die Volks­­bildung beschaffen sein und auf melde Art und Weise ist sie am besten zu erreichen ? Es ist selbst­­mittag auf zwei Stunden in die Wiederholungs­­schule zu Alles schei>en, dies verursacht große Schwierigkeiten gegen die pünktliche Befolgung der diesbezüglichen Landesschulgefege. Vor uns liegt in diesem Augen­­blickk der Lehrplan für nicht ungarische Volks­­weichen wo­ im Jahre 1879 der selige Cultusminister August Trefort herausgegeben hat. Es ist dies unbestreitbar ein sehr schöner Lehrplan, aber es sind seit dessen Herausgabe siebzeh­n Jahre schon verflossen und derselbe ist heute noc nicht in allen Volksschulen vollständig durchgeführt. Warum ? Unserer Ansicht nach aus keinem andern Grunde, als weil unsere meisten Volks­­­chulen noch immer konfessionelle, das heißt von Kirchengemeinden erhaltene Schulen sind, wobei Die betreffenden Kultusgemeinden mit der Armuth ihrer Mitglieder rechnen müssen, und bei allen verständlich, daß wenn wir von Volksbildung strengen Befehlen nicht in der Lage sind, einen sprechen, wir es anerkennen, daß dieselbe in den mangellos künstlichen und gleichmäßigen Schul- Volkssguren, in den se<8 Elementarklassen der­­ Dorfschule und in den drei Jahren der Wieder­­holungsschule stattfinden muß. Hat diese das Bauern­­und Arbeiterfind dur<gemacht, so kann es dann weitere geistige Nahrung in Lesevereinen finden. besudt durc Geldbestrafung der betreffenden Eltern zu erzwingen. Wo jahraus jahrein der Exekutor herumgeht, um Pfarrer- und Lehrerbesoldungs­­beiträge, Kirchen- und Schuldteuer mittelst Pfändung einzutreiben, wo schon im Herbste der Taglöhner ein geistig gut veranlagtes Kind kann je nach­­ brochlos mit seiner Familie dasteht, da ist es nicht Verhältnissen in eine Gewerbe-, Handels- oder­­ nur schwer, sondern geradezu unmöglich für Soul- Mittels<ule eintreten und sich zu irgend einem , versäumnisse fünfzig Kreuzer oder gar einen Gulden Fache­ ausbilden. Wir bleiben hier bei der Betrachtung des Unterrichtes in der Dorfschule und der diese er­­gänzende Wiederholungsschule. Zuerst heben wir: !­­ einzutreiben. Doch abgesehen hievon, was will man mit einem doch volle zehn Monate pünktlich einzu­­haltenden Schulbesuch ? Ist es recht, den armen hervor, daß strenge nach dem Gesetze jährlich zehn | Taglöhner zu zwingen für seinen­­ Wiederholungs- Monate das Kind Dorfelementarschule und dann | schulknaben, der ihm hilft Brod zu verdienen, bei | Säulversäumung mit 50 kr. oder 1 Gulden zu ebensolange wöchentlich durc fünf Stunden die Wiederholungsschule besuchen soll. Das Bauern­­oder Taglöhnersfind soll also neun Jahre lang Schler sein.­­ Aber Bauern und Taglöhner benützen und müssen bewüßen ihre zwölf Jahre alten Kinder zur Mithilfe um das Verdienen des täglichen Brodes. Und Handwerker auf dem Dorfe nehmen ungern ein Kind zum Lehrling auf, wenn sie ge­­bestrafen und ihm und den Seinen so das lezte Stüdchen Brod vom Munde wegzunehmen ? Gibt ihm der Staat Lebensmittel, daß er nicht Hunger leide ? Hat sein Kind etwas gewonnen, wenn es etwas besser lesen und schreiben, aber nicht ver­­‚ ständig Kukurutz haben kann, und wenn dann in­­ schulfreier Zeit keine Arbeit zu finden ist, sich auf den bösen Weg des Betruges und Stehlens begibt ? — i . schulen, ' Ein Fashings Abenteuer. € 3 war in meiner „Trafik“. Da weder die „Frau Mama’, wie die Verschleißerin die Eigenthümerin nannte, noch ein Kunde zugegen war, plauderte ich ein wenig mit der jungen Frau, die den Verkauf leitete. Worüber, das ist, abgesehen davon, daß ich es nicht mehr weiß, vollständig Nebensache. Da erschien ein Herz und begehrte dunkle Bri­­tannifa. Er wählte eine geraume Weile in den Glimms­stengeln umher, wählte viel Grad aus, warf dann, wie ich aus dem Spiegel, der mir gegenüber hing, entnahm, einen sehr besorgten und ängstlichen Bli> nag mir und flüsterte dann der Verkäuferin zu: „Ges ben Sie mir auch eine Maskenball-Karte in den So­­fiensaal“. Als er sie aus den Händen der jungen Frau entgegen nahm, bemerkte ich an dem Ringfinger seiner­­ linken Hand jenen einfachen Goldreif, der den Befiger als „verheirathet“ legitimirt. Er bezahlte folgte ihm, klopfte ihm auf die Achsel, lüftete meinen Hut und stellte mich ihm vor, rasch und verließ das Local. I< ; „Womit kann ich Ihnen dienen ?" fragte er. „Mit nichts", erwiderte ich, „im Gegentheil, ich will Ihnen dienen. Haben sie eine kleine Viertelstunde Zeit ?“ „Wozu ?“ „Das werden Sie hören. Folgen Sie mir in je­­nes Kaffeehaus." Er ging mit, wir nahmen Plag, bestellten uns eine „Nuß“ Schwarzen, dann sagte er : „Ich weiß zwar nicht, was sie mir zu sagen Sie," begann ich, „ich bin auch ver­ Hände mit einem kurzen „Leben Bei­athet." Er überflog meine Bl­“ und meinte dann: „IH sehe nichts.“ „Da drinnen,“ erwiderte ich und klopfte auf meine Brusttasche. „Ich trage meinen Ehering in der Tasche. Man verliert ihn so leicht von der Hand. Wenn Sie wünschen, zeige ich Ihnen den Ring.“ „Richt nicthig“, meinte er. „Wenn jemand sagt, er­ sei verheirathet, dann­ ist er es auch. E83 gibt sich­­ Reiner dafür aus, der es nicht ist. Aber kommen wir zur Sache." „Sofort ! I< war Zeuge, wie Sie sich eine Mastenballlarte lösten. Io kenne Sie zwar nicht, aber da ist Mitglied des humanitären Geselligkeits­­vereins „Stefflin“ bin, der jedes Jahr zu Weihnachten fünf blinde Waisenkinder mit Augengläsern betheilt, und auch sonst zu meinem Privatvergnügen Menschen­­­freund bin, so möchte ich Ihnen rathen, bewüßen Sie diese Karte nicht, schenken Sie sie dem erstbesten Bettler, der Ihnen Sie sind verheirathet.“ unterkommt, denn bedenken Sie, „Ach, Du lieber Himmel“, meinte er, „meine Frau hat keine Ahnung davon, was ich vorhabe. Wir sind heute bei unserem Chef zu einem Hausfest geladen !“ „Glauben Sie nur das nicht, daß es eine Frau gibt, die keine Ahnungen hat! So will Ihnen ein Faschings-Abenteuer von mir erzählen.“ „Aber kurz, ich habe noch­ mehrere Einkäufe zu besorgen.“ „GB fügte sich vor zwei Jahren bei mir gerade so trefflich, wie heute bei Ihnen. Ein College feierte sein silbernes Dienstjubiläum, ständlich faßte ich sofort den Entschluß, diese Gelegenheit beim Schopf zu nehmen und von den verbotenen Früchten eines Mastenballs zu waschen. Meine Frau hatte natürlich keine blasse Ahnung von meinem Vorhaben, troßdem meinte sie, als ich mich im „Festkleid“ entfernte: „Du, laß Dich nicht verleiten, auf einen Maskenball zu gehen !? 34 erwiderte das, was Sie und tausend Andere in einem solchen Falle sagen würden, daß ich über die Jahre hinaus bin, in denen Einem so was Vergnügen macht, daß für mich kein anderes weibliches Wesen existirt, als „Sie“ . . . etcetera, etcetera. Sie hörte mir geduldig an, lächelte dann und meinte: „Laß Dich nur nicht erwischen !“ Das Lächeln und diese Worte fegten mir einen Stachel in die Brust. I< überlegte lange, ob ich geben sollte, schließlich ging ich aber doch ! Sie kennen gewiß das Treiben auf einem Ball so gut wie ich, so daß ich mir die Schilderung er­­sparen kann. I< flatterte von Maske zu Maske. Da bemerke ich, daß sich ein Pfauendomino an meine Fersen heftete . . .“ „Ah, erzählen Sie mir nichts weiter, ich weiß Alles !“ rief mein Gegenüber. „Bitte, beruhigen Sie sie, Sie wissen gar nichts ! . .. Daß sich ein Pfauendomino an meine Fersen heftete." Bald stand er an meiner Seite. „So, Du bist da ?“­fragte er. „Wo sollte ich denn sein,“ erwiderte ich und versuchte recht gleichgiltig zu erscheinen. „Es gibt ja auch andere Unterhaltungen ! Willst Du mit mir ein wenig promeniren ? Komm, gib mir Deinen Arm!“ Io folgte ihr fast willenlos, „Was würde Deine arme Frau sagen,“ plauderte sie, „wenn sie wüßte, daß Du hier bist.“­­ “ ( -

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