Pester Lloyd, April 1854 (Jahrgang 1, nr. 77-104)

1854-04-20 / nr. 95

HHpefd 19.April«Es ist JVMUMU Pest und seine Szkzauart näher ins Auge faßt,nicht abzuleugnen-daß der Stempel des Neuen und in gewissen Beziehungen auch des Schönen auf der Stadt ruht,ja die natü­rliche Lage gibt volle Berechtigung, dem Schönen auch Die Benennung „imposant“ hinzuzufü­­gen. Nichtspeisomeniger ruht auf dem Ganzen ein gewisses Etwas, aus dem man sofort vag­­ebereiste, häufig genug selbst Planlose in der Bauart heraus­­finden kann und dem sie vielen Arbeiten zugutschreiben, welche der hier beste­­hen­den Verschönerungskommission stete in folcy bedeutender Menge oblie­­gen. Es werden diese zu ihrer endlischen Beendigung , das ist bis zur allge­­meinen Regelung ver sämmtlichen Straßen und Pläse Pest’8, wohl noch mehrere Sabrzebende in Anspruch nehmen, da man mit der Durchführung des für die zukünftige Gestaltung der Stadt vorliegenden Planes nur langsam fortschreiten kann. Oft ist eine Handelsstadt im wahren Sinne des Wortes, und wie der Handel alle V­erhältnisse der eigentlich erst im Entstehen begriffenen Stadt dominirt, so ist es auch erklärlich, waß die Bauart derselben sich von Bedürfnissen des H­andels in jever Beziehung affomodiren muß . Died mweist jevocy seinesmwegs das Schöne, Elegante ganz von der Hand, wenn es nur praktisch und vom ursprünglichen 3wed entsprechend ist. Die Verhält­­nisse, welche aus Pest die erste Stadt des Landes machen, seine günstige Lage an der Donau, der Knotenpunkt beg großen ungarischen Eisenbahn- Nepes u. |. w. entwickeln , bei dem steten Andrang einer großen Menge von Fremden, neben dem en gros-Handel auch einen detail-Verieht, der an Ausz­­ehnung wohl kaum feines Gleichen in irgend einer anderen, mit Pest an Bevölkerung und Ausdehnung gleichstehenden Stadt finden dürfte. CS ist die Aufgabe der Oberleitung unserer Bauverhältnisse, beiden Interessen in ihren stets steigenden Ansprücen Rechnung zu tragen, vor Allem aber dafür zu sorgen, daß einer jeden Branche, sowohl dem en gros- wie dem detail- Verfehr ein paffender, zentralpunkt gesichert der Bequemlichkeit der Käufer entgegenkommenper over neu geschaffen werde . Kurz man muß, will man von Berfehr heben , denselben so viel als nur möglich auf einen Punkt kon­­zentriren. Was in dieser Beziehung für den Großhandel, namentlich für den Ve­trieb und die Einlagerung der Rohprodukte zu geschehen hat, gehört, als noch von anderen Verhältnissen bedingt, in eine von dem Zweckk dieser Zeilen durchaus verschiedener Behandlung; wir haben es Diesmal in erster Linie nur mit dem detail-Berfehr und der ihm entsprechenden, zweckmäßigen Berschönerung der inneren Stadt, welche der Sit desselben geworden ist und wobei ganz besonders auch auf ven Berfehr mit dem benachbarten Ofen Rücksicht zu nehmen ist, zu thun. Wal in Wien ver Graben und Kohlmarkt, in Haris die Rue St. Ho­­noré und Rivoli, in Frankfurt am Main die Zeile ist, was ist für Pest die M­au­snergasse, deren Räumlichkeit aber bei der stets wachsenden Bevölkerung und Ausdehnung unserer Stadt bereits viel zu enge wird. Man sollte nun glauben, daß, begünstigt durch die starre Passage, welche die Kettenbrüche fortwährend hervorruft, die Dorotheagaffe bereits in dieselben Nechte, wie die Wallinergaffe getreten wäre; und doch wollte sich dies durchaus nicht gestalten, wenn schon die Menge des laufenden, wie flank­enden Publikums in beiden Gafsen gleichmäßig auf und abwogt. Diese in ihrer Art merkwürs­tige Erscheinung war schon sehr oft Gegenstand ver ernsteften Berathungen, die aber weshalb ohne irgend­einen Erfolg blieben, weil man den Grund des Uebels nicht beseitigen konnte, der in nichts Anderem besteht, als in ver­viel­­winkligen Unterbrechung, welche beide Gafsen durch das Nevoutengebäude erlebven. Will man in einer geeigneten Weise von Hebelstand heben und die Dorotheagafse auf eine gleiche Stufe der kommerziellen Wichtigkeit bringen, dann hat man nur die Unterbrechung zu räumen, und in der kürzesten Zeit werden die Gewölbe beider Gassen einen Rang einnehmen. Es wurde und dieser Tage ein Plan mitgetheilt, wer in allen Kreisen, seiner praktischen und für Die Stadt hochwichtigen Fassung wegen,­ine lebhafteste Theilnahme hervorgerufen hat, und eben die durchgreifeunste Regulirung tejes Stadttheiled zum Vorwurf hat. Der gegenwärtig in Verhandlung schwe> ben­de Aufbau des städtischen Nedoutengebäudes findet nach demselben mit der möglichsten Schonung der städtlschen Finanzen seine vollste Erledigung, die angeweutete Verbindung der beiden mehrerwähnten Gassen wird in glän­­zender Weise hergestell, und die Stadt gewänne, außer der vollkommensten Regulirung des Fofephsplages, ohne alle Geldausgabe ein neues Theater, und um beiläufig 200,000 fl. Baufosten ein Zinshaus, welches jährlich 60,000 fl. Zins eintragen müßte. Jedermann wird es durchaus begreiflich finden, daß so bedeutende finanzielle Vartheile, die ohne große Ausgaben errungen werden können, die ganze Aufmerksamkeit aller derer in Anspruch nehmen, denen der Plan mitgetheilt wurde, und daß unter dem Einflusse desselben ver Bau des Nedoutengebäudes, d. h. dessen Art und Weise, neue Berathungen nöthig macht, obschon die von der Wien-Pester Anleihe noch rüdständigen zwei Raten von 200.000 fl. vemselben bereits gewidmet sind. Bei dem allgemeinen Interesse n an, welches der Plan dieser großartigen Ummwandlung unserer Stadt für das ganze Publikum hat, zaudern wir sei­­nen Augenblick, die Hauptmomente desselben mitzutheilen. Der Berraffer des Planes abstrahirt vor allem davon, das Nedouten­­gebäude für seine ehemalige Bestimmung wieder aufzubauen, sondern bean­­tragt, daß aus demselben ein Zinshaus, zu ebener Erde mit Gewölben,, ge­­schaffen werden solle, wodurch, wenn vom Parffrieder’schen Haufe — Waig­­nergafse — bis zur Ehe des Hotels zum „König von Ungarn“ eine gerade Linie gezogen würde, die Verbindung mit der Dorotheagafse hergestellt wäre, — freilich mit einigem Terrainverlust vom Nedoutengebäude, der jedoch, wie man gleich sehen wird, doppelt und dreifach wieder eingebracht wer­­den­ann. Diese Verwendung des Revoutengebäudes als Grundlage seines Planes adoptirend, nimmt der Verf. desselben weiter die Befeitigung des Dreißigstamtes, welches seinem Zweckk auf jenem Plage in seiner Weise ent­­spricht, als ein fait accompli an, wodurch, wenn Das Gebäude faflirt wird, Theaterplag und Sosephsplak in eines zusammenfallen und einen ebenso unschönen, wie unzwedmäßigen Pla bilden würden. Zur Regulie­rung dieser Fläche bildet man der Verf. eine gerade Linie von dem Murathy’­­schen Haufe — Ede Josephsplag und Dreißigfigaffe — zum Wurmhof hinz über, wodurch das Bogel’sche Erhaus — Dorotheaffe und Josephsplag — einen Baugrund von beiläufig 2307] gewinnen würde, ungefähr das drei­fache an Terrain, was am Repoutengebäude eingebüßt wird. Durch diese Linie erhält der Forephöplag eine durchaus regelmäßige Form, und wäre dann auf dem, ohnehin ganz überflüssigen Theaterplage ein neues Ge­­bäude aufzuführen, in welchem das stabile Theater, Revouten- und Kon­­zertsäle u. s. m. zu unterbringen sein würden. Die Straße gegen vag alte Revoutengebäude hin Forresponpirt an Breite mit der Dorotheagasse und Waisnergasse, da Das neue Theatergebäude eine gerade Linie vom Vogel’ schen zum Mocfonyi’schen Hause zu bilden hätte, für die Straße gegen das Sina-kieen’sche Haus bliebe ein ähnlicher Raum reservirt. — Nach dem Plane Hätte die Hauptfront, der Eingang in das Theater natürlich dem Fofephsplag zugewendet zu sein, wodurch sowohl der Neubau, wie auch der dann durchaus regelmäßige Josephsplay ein Äußerst imposantes Yeufere gewinnen müßte. Dei der finanziellen Lage der Stadt Pest, die kaum Mittel findet, die nöthigen Schulen und Kasernen auszubauen, kann begreiflicher Weise nicht davon die Rede sein, daß die Stadt diesen großartigen Bau unternehmen solle ; jedoch werden sich Private genug finden, welche ihre Kapitalien gern zu einem solchen Unternehmen hergeben, wenn ihnen der voraussichtlich sehr bedeutende Niesbrauch desselben auf eine bestimmte Reihe von Jahren über­­lassen bleibt. Wer den Plan auch nur einen Moment mit einiger Aufmerksamkeit in Berücksichtigung zieht, dem müssen die unab­weislichen Vortheile sowon­ für die Finanzverhältnisse, wie für die Regulirung, resp. Berschönerung, ver Stadt Pest auf den ersten Bli und Auge fallen, und, was noch besonvers berücsichtigt zu werden verdient. Niemand dürfte sich finden, wessen Inter­­essen durch diese Umwandlung gefährdet werden könnten, da auch die Be­reitschaft, welche 008 resige Interimstheater erbaute, bis zu dem Zeitpunkt, wo das neue Theater fertig sein könnte, ihren jeigen Novenuen zu Folge bereits gegen jeden Berlust gedecht wäre. Es würde uns vor der Hand zu weit führen, wollten wir alle , dieser Umgestaltung entspringenden Vortheile hier entwickeln, wir behalten und aber vor, seiner Zeit wieder auf den Gegenstand zurückzukommen. A Wien, 18. April. Medermorgen schon wird Freiherr von Heß aus Berlin zurückr­wartet, alle Zweifel über die Haltung der deutschen Mächte werden dem­nach bis dahin bereits gelöst sein. Schon diese baldige Rückehr an und für sich läßt auf den günstigsten Fortgang der Vereinbarung rechnen , über die Richtung aber, in welcher dieselbe geschlossen wird, wünft es­ung, lassen die Prämissen seine Beflümmerniß aufkommen. Immer verläßlicher hört man behaupten, daß kurz vor dem U­nterzeichnen des jüngsten Konfe­­renzprotokolls Oesterreich geneigt war, mit den Westmächten ein , Mebereinz­­ommen" zu treffen, — daß ferner der Briefwechsel zwischen Seiner Maje­­stät und dem Kaiser der Franzosen eben viefes Mebereinkommen zum Gegen­­stande hatte. Wenn Oesterreich nun davon, dem Wunsche Preußens darin entsprechend, zurückgekommen, so ist wohl aller Grund zur Annahme vorz handen, daß dieses Opfer nicht vergeblich gebracht worden, und Preußen es zu lohnen wissen werde. Doch scheiden wir von den politischen Kombina­­tionen, wo nach zwei Tagen schon die Entscheidung an uns herantritt. Allmälig langen die hohen Gäste zur Vermählungsfeier hier an; ge­stern der Herr Erzherzoggouverneur Albrecht sammt ver Frau Erzherzogin Hildegarde aus Ofen, heute Erzherzog Sigismund von eben da selbst und Erzherzog Joseph aus Prag, ferner Prinz Karl von Baden und Prinz Ho­­henlohes Zangenburg ; auch der Großherzog von Toskana, Leopold II, ist in Begleitung der Herren Erzherzoge, die Söhne Ferdinand und Karl, bereits auf dem Wege hieher. Bei Jasper’s Witwe und Hügel ist heute erschienen: „Noch einige Worte über die orientalische Frage”. Der Berfaffer ist der als Publizist be­­kannte Staatsrath v. Tengoborssy. A Paris, 15. April. Während der Jahre 1850—52 und noch wäh­­rend der ersten Hälfte des Jahres 1853 bildeten die hiesigen Ministerwech­­selgerüchte eine stehende Rubrik in der europäischen Tagespresse. In den lez­ten Monaten scheint das Kriegsgetümmel diese ewigen Journalenten ver­­scheucht oder wenigstens zum Schweigen gebracht zu haben. Dem ungeachtet dürften wir, wenn alle Anzeichen nicht trügen, einem wenigstens theilwweisen Ministerwechsel nahe sein. Wenigstens wird dies in den gewöhnlich gut­ unterrichteten politischen und diplomatischen Kreisen vielfach behauptet. Der erste Rücktritt dürfte der des Marineministers Ducos sein, mit dessen zőr­gernden und ungenügenden Vorbereitungen zur Flottenentsendung man allerhöchsten Orts längst und mit vollem Grunde unzufrieden war. Auch wäre seine Entlassung schon vor einigen Wochen erfolgt, wenn man sich nicht mit Grund behreuete, die Unzufriedenheit offen zu verrathen und dadurch zu zeigen, daß man nicht nach Wunsch vorbereitet und gerüstet sei; ein Ge­­ständniß, das am Beginne eines Kampfes eben­so unpolitisch als gefährlich wäre. Mit gleicher wo nicht noch größerer Zuversicht aber als von Ducog’, wird auch von Persigny’s bevorstehendem Rücktritt gesprochen. ES scheint dies allerdings um so auffälliger, nachdem die Kriegspolitik, welche er vom Beginn der orientalischen Krisis an im Ministerrathe am eifrigsten vertres­ten, den entschiedenen Sieg davon getragen; aber es ist Thatsache, daß sein Stern am Hofe seit einiger Zeit bedeutend erbleicht ist. Die „Bonapartistes du lendemain“ finden von „Bonapartiste de la veille“ heute nicht eifrig genug und suchen ihm in der Gunst des Kaisers zu schauen, was ihnen auch im hohen Grade gelungen sein sol. In der Montalembert’schen Angelegen­­heit war Persigny gegen die Verfolgung ; eben­so ist es seiner Opposition zu dafken, daß die neuen Maßregeln ver­strenge, mit denen man seit eini­­gen Wochen in den Teilferien gegen die Preffe schwanger geht, bisher nicht zur Ausführung gelangten. Man begreift, daß ein solches Schwimmen gegen den Strom seine Kraft allmälig Schwächen muß. Man wird zwar unter den gegenwärtigen britischen B Verhältnissen jeden Ministerwechsel so lange als möglich hinauszuschieben suchen, doch kann er den einen oder anderen Tag doc unerwartet eintreten. Auch ist es gut, diese Spaltungen und Schwan­­kungen im Innern des Kabinets nicht ganz aus den Augen zu verlieren, weil sie von Schlüssel zur Erklärung gemeister Auffälligkeiten in der Äußern Politik bieten. Soeben erschien vom Grafen de Bruc eine Schrift unter dem Titel "La fusion d Orléans." Der Berfaffer war Napoleon­s Gefährte in Straß­­burg wie später im Eril in London und ist ihm seitdem treuer Anhänger ges­chlieben. Der Geist seiner Schrift läßt sich nach dem Voraus errathen. ch habe sie indeß noch nicht gelesen. Wenn dies geschehen, werde ich Ihnen, so es anders bei Mühe lohnt, über die Schrift ausführlicher berichten. E. C. London, 15. April. Es bedarf kaum der Bemerkung, daß im Westend Europa’s alle Blide auf Wien und Berlin gerichtet sind; in den Hauptstädten Deutschlands, davon scheinen hier alle Klasfen überzeugt, wird das Schiesal der Türkei und des europäischen Friedens zunächst entschieden werden. Gelingt es, Oesterreich und Preußen zur Kriegsprohung gegen Rußland zu bewegen, so ist ein baldiger Friedensschluß noch immer möglich , wo nicht, so steht Europa am Anfang einer unabsehbaren Kette von Kata­strophen, und Niemand kann sagen, welche Richtung der im Orient ausge­­brochene Lavastrom nehmen weder die orientalische zu beleuchten radikalen Kreisen über Ansicht, noch zu widerlegen brauchen. Wien und Berlin beschäftigen daher für den Augenblick die öffentliche Aufmerksamkeit mehr als Konstantinopel und Petersburg; die deutsche Frage hat beinahe hat, versteht in liberalen und die Stellung Deutschlands vorgefaßte Meinungen türkischen Frage Fragen, phezeiht, erreichen, die sie gebären kann, aber ihr Palmerston, sie wevter watch sich meint sie, würde dies Alles mit ARußland selbst in orientalischen Streit zu bewegen, aber fertig werden, steigen noch und wenn die Türken den Kürzeln ziehen, ist’S umgekehrt.“ Den brennenden oben und unten gelangt man zu sehr verschie­denen Schlußfelgerungen. Die Bolfspartei (zu der wir die Urquhartz­sche Seite vor der Hand noch nicht rechnen) hält nichts für leichter als die deutschen Mächte durch ein werbes Wort ins Feuer zu treiben, Rußland zu demüthigen, und so Frieden und allmäligen Fortschritt allen Staaten zu zu Stande bringen, wie man die Hand umdreht, wenn er eben nur freie Hand hätte. Da jedoch Die Regierung dieses Spiel weder für leicht noch für sicher hält, wirft man ihr vor, daß eine zu eklatante Niederlage Rußlands fürchte, und pro­­daß sie durch ihre überrücksichtsvolle Halbheit Feinen ihrer 3wede einen leiolichen Frieden vermitteln, weder von Dant und Beistand der deutschen Mächte ge­­winnen, noch die Revolutionsgefahr jemals beseitigen werde. Solche An­­sichten machen sehr gemäßigt liberalen Schichten geltend, wie des merkantilischen und regierungsfreundlichen „Economist“ beweisen. Der Partfer Timesforreipondent meldet feine als gewiß, daß die franzo­­ fische Regierung an Preußen ein Ultimatum gerichtet habe, um es zu einer unz­weideutigen Erklärung über Stellung und Absichten in dem Ohne Zweifel werde ein identisches Ulti­­matum auch von Seiten Englands an Preußen ergehen. Nach der Wiener Timeskorrespondenz dauern die Unterhandlungen über die eventuelle österreichische Bewegung „von Serbien, Bosnien und Montenegro" fort, gehen sehr langsam von Statten. — Ein öster­­reichischer General, der im ungarischen Krieg eine Rolle gespielt hat, fragte unlängst mit Erstaunen : „Iit denn die Wiener Börse türfisch gesinnt ? Wenn die Ruffen Schläg’ Fliegen, ja die Papiere ganz unsinnig­­ ? London, 15. April. Wir haben schon auf die Absurdität der Regierungsblätter hingewiesen, die dem Publikum von Glauben predigten, die vom Schatskanzler beantragte und genehmigte Verdopplung der Ein­­kommensteuer­werve hinreichen, die Kriegskosten fürs Erste zu deren. „Times“ ließ sich später zu dem Geständniß herab, man werde ss noch um andere Hilfsquellen umsehen müssen, und das Parlament werde im Sunt dieselben in Betracht zu ziehen haben. Da haben wir einen Widerspruch. Der Schagkanzler und mit ihm die Regierungsblätter hatten zu Anfang der Session von Gerdanien einer neuen Konsolsemission d. h. einer Anleihe mit Unmillen von sich­gewiesen; später versicherte „Times“, eine Vermehrung der Staatsschuld um ein Paar Millionen dürfe dem reichen Sohn Bull nicht bange machen. Zweiter Widerspruch. Mit eben­so großem Unwillen deflamirte man gegen die Möglichkeit, die eine oder andere der abgeschafften Steuern wieder einzuführen, und dennoch ließ die " Times" erst vor weni­­gen Tagen Winfe fallen, daß es doch ganz naturgemäß sei, dem Lande im Kriege eine Steuer aufzulegen, die man in friedlichen Zeiten hatte ab­­schaffen können. Und so könnten wir bei Widersprüche noch viele anführen, wenn es sich hier um eine Polemik handelte. Bedeutungsvoll sind nur die Schlüffe, die sich aus dieser schwanfenden Finanzpolitik ziehen lassen. Es läßt sich nicht mehr abläugnen, daß der Schußkanzler auf dem Punkte steht, mit sich und feinen politischen Antezedentien, mit einem gewichtigen Theile des Unterhauses, mit einer einflußreichen Partei im Publikum und oben­drein mit der Bank selbst in Zmwiespalt zu gerathen. Der Ueberschuß vom vergangenen Jahre ist in den großartigen Rüstungen längst aufgegangen , welche sichern, wir die Artikel sich von wird. selbstz auch Dies ist die hiesige populäre in den Hintergrund gedrängt. Daß man selbst weniger Gewicht beizulegen, in Negierungstreifen scheint man aló ver BEE a an KITETT LA — ———_—_ u Se I SB ae s A Bon Marseille nach Konstantinopel, 4. Smyrna Schluß.) Durch einen Ausläufer des Türkenviertels gelangten wir in das Quartier der Armenier, das reinlichste, freundlichste und stillste der ganzen Stadt. Schon das Neuere der Häuser spricht von Wohlstand und Behaglichkeit; sie sind ganz aus Stein gebaut, angenehm mit Würfeln und Arasbesfen übermalt, hier und da auch mit einer feinen Skulptur geschmück, und lachen freundlich mit grünen Salousien. Wir traten in eines, das erst zur Hälfte fertig, zur Hälfte schon be­wohnt war. Ein weiter, fischattiger Barsaal nahm ung auf, der unmittelbar auf eine Galerie führte, die innen um das Ganze nieredige Haus lief und sich auf einen Garten öffnete. Der Garten war mit Zitronen- und Orangenbäumen be­­pflanzt und in Blumenbeete abgetheilt. Wo immer man sich im Hause befindet, kann man auf den Garten sehen, sich feines Anblicks und feines Duftes erfreuen. von Einer Seite muß das Hang seiner Disposition nach auch in den heißesten Tagen Schatten und Kühlung gewähren. In dem bewohnten Theile wehten ber­­eits Vorhänge und Teppiche von den Tenstern und den Bogen der Galerie; in dem unbewohnten arbeiteten Steinmeben an den Thürpfosten und am Pflaster, die aus schwarzem und weißem Marmor gefertigt wurden. Ein armenisches Haus hat selten mehr als ein Stockwerk; meist besteht es nur aus einem Geschoß, über welchen figy Höchsteng Heine Zimmerchen erheben, die den Dienern bestimmt sind und deren Tenster ebenfalls auf den Garten gehen. Man liebt es mehr, sich der Breite nach, als in die Höhe auszudehnen, was das Treppensteigen erspart, immer die Nach­­barschaft des fichartigen Gartens sichert und schon Dadurch den Komfort erhöht. In den Gaffen dieses Viertels ist es aristokratisch fill, wie in manchen Squares Des Londoner Westends. Die Armenier sind zu reich, um kleinen Handel zu trei­­ben, ihre Komptoire haben sie wahrscheinlic in der Nähe des Hafens, und ihre Häuser sind so gebaut, daß Fein Heiner Laden in ihrem Viertel aufkommen kann. Höcstens daß hier der Ruf des Wafserträgers oder des Orangenhändlers erschafft. Oben an der Thür des Golfes angelangt, widergebt sich in nünfter Nacht ein aus Norden wehender Stur­mwind unserem Ausgange ; die Halbe Nacht hatte der arme Tanfred zu kämpfen, bis er sich den Eintritt in die Straße von Mity­­lene erzwang, ohne damit den Kampf zu beendigen. Eingezwängt zwischen die Länge der Insel und die Küste Asiens , raffte der Sturm mit verdoppelter, ton­zentrirter Gewalt. Die Rippen des Schiffes Trachten , wie überwunden und auf­­gegeben warf es sich oft jammernd auf die Seite, und Iamentirend wie eine rin­­gende Hand drehte sich das eine Schaufelran zwerlos in der Luft. Bis an die Spibe der Maften warf der Wind den Schaum des Meeres, und wie ein weißes Leichentuch breitete sich Welle nach Welle über das Boot. Diesmal habe ich das Schauspiel ausgerottet, denn ich wollte um jeden Preis die Ankunft in Mi­­tylene auf dem Berded abwarten und meinen Fuß auf diesen Haifischen und met­hodischen Boden fegen. Aber es war zu gefährlich, sich der Küste zu nähern, wir mußten uns auf der Höhe des Kanals halten, und so fuhren wir mit den Briefen an die Mitylenen weiter, dem gefährlichen und bösen Kap Baba zu. Kaum wa der Kapitän die Maschine arbeiten ließ; sein Bemühen war blog, sich in gleicher Weite von beiden Küsten zu halten und leise hinfahrend den Morgen abzumar­­ten, um bei Tageslicht das Vorgebirge mit größerer Sicherheit zu umschiffen. So sahen wir es auch in feiner Trostlosigkeit und Dede, obwohl halb von Wolfen und Neben verhüllt. Die wie Geisterschiffe die asiatische Küste entlang Mit solchen Wanderungen und Beobachtungen verging uns der farg zi geressene Tag, und es blieb uns seine Zeit, die tanzenden Dermische, die heute, als an einem Freitag, ihren Gottesdienst feierten, zu besuchen oder uns nach griec­hischen Antiquitäten umzusehen. In dieser seßteren Beziehung mußten wir uns mit den Stüden antiken Marmors begnügen , die wir im Türfenviertel dort und da als Baumaterial finden, zwischen Lehm und Holz stehend oder als Schwelle irgend eines elenden Hauses dienend. In einer jämmerlichen Gasse sahen mir die Trümmer einer, ehemals gemiß herrlichen Fannelic­en Marmorsäule. Die Glocke schlug, und wir eilten aufs Schiff, nicht ohne erst in einem griechisc­hen Kaffeehaufe eine Nargileh geraucht und bei Dieser Gelegenheit die heißesten Wünsche für die Naffen gehört zu haben. Mit untergehender Sonne dampften wir dem Ausgange des Golfes zu 5. Bon Smyrna nach Konsantinopel, segelten, Lichter war eg auf Mitylene, und wir konnten ganz deutlich eine Stad sehen, die ich mit Schloß und Thürmen in behaglicher Bucht und von Bergen beschußt sicher fühlte. Auf offener See wurde eg erträglicher, und ein günstiger Gott hatte eg gefügt, daß die Sonne aus den Wolfen drang und das Meer sich beruhigte, eben als die Insel Tenedos auftauchte und wir uns dem fer und Der Ebene Troja’s näherten. Es mochte drei Uhr Nachmittags gewesen sein, als wir zwischen der berühmten Insel und der ruhmvollsten Ebene Hinfuhren. Das Pariser Univers und Herr Veuillot und Abbé Gomme, sie Haben Net, der „magende Wurm“ hat an unser aller Herzen genagt, wir sind „alle Heiden". Eine heilige Andacht bemächtigte sich unser, wie wir da auf Dem Verrede standen und unsere Blicke über die Ebene hinschweiften,, die dem V­orüberschiffen­­den so nahe liegt, daß er sie glaubt mit ausgestrebter Hand berühren zu können. Dort, etwas tief im Lande, erhebt sich ein Hügel, dessen vollendet regelmäßige Abrundung, wie sie nicht der Zufall, blos Absicht und Maß hervorbringen kann, aus der Ferne vielleicht bemerkbarer ist, als in Zeit zeichnet den zweimal abgestuften, Hoch genug. Habe ich der Nähe, weit um den Hügel im Kreise laufenden Unterbau aus. Man nennt diesen Hügel das Grab des Achilles. Einen ähnlichen, dem U­fer näher liegenden, bezeichnet man als das Grab seines Freundes. So weiß ich denn genau, wo Der Fürst ver Myrmidonen die königlichen Todtenspiele zu Ehren des Patroslus gehalten. Eben so genau weiß ich nun, wo die Flotte der Argiver aus der heiligen Salzfluth gezogen worden , wo sie sich hinter Tenedos Versteckte. In breitem Halbtreife umschlingt der Berg Ida die heilige Ebene und so weiß ich auch, wo Zeus dem gewaltigen Kampfe zugesehen. Sa, noch mehr! Ich weiß, daß es Poseidon möglich gewesen, von den fehneeigen Höhen Samothrate’s auf das Feld von Troja zu bilden, was unmöglich scheint, da sich zwischen Troja und Sa­­mothrafe die Insel Imbros breit und bergig hinzieht, Wohl breit und bergig, Doch von Troja aus die Schneegipfel von Sa­­mothrafe jenseits Imbros gesehen, warum sollte ein Gott von den Schneegipfeln von Samothrafe aus nicht Die fehlachten nurchtobte Ebene sehen können ? aber nicht Dieselbe regelmäßig­­« Aber nicht achtlos Tauschte der Erverfehüttrer Bofeldon. Denn er saß,anstaunend den Kampf un­d die Waffenentscl­eidung, Hoch auf dem obersten Gipfel des grünumwaldeten Savios Thrakickyx Dort erschien m­it allen Höh'11il­ 111 der Ida, Auch erschien ihm­ Priailios’Stadt und der Danaer Schiffe. (Fortsetzung folgt.)

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