Pester Lloyd, Mai 1854 (Jahrgang 1, nr. 105-130)

1854-05-30 / nr. 129

»K·Z»Die Fortschri­tte der Humanität,von welcher im vorigen Jahrhundert unsere einsamen Denker so viel schrieben,bestanden vornehmlich in ein­er geistigen Verfeinerung der höheren Stä­nde.Unser Jahrhundert hat unzweifelhafterecrtschritte der Humanität aufzuweisen. Das Loos der großen­ Menge des Volkes,von welchem Voltaire,der Götze des achtzehnten Johthundert sich sp­ch als von einer Kanaille,um deren Aufklärung die Philosophen sich nicht bekü­mmerten,ist leiblich und geistig ein viel bessere­ Handmenschlicheres geworden­ und die Humanitä­t hatauch in den Verhältnissen der Staaten­ untereinander Vieles verbessert Noch Montesquieu hing jener Politik an,welche intSchsWeUdekNachbCMch eigenen Vortheil erblickte.Jetzt kommt in­ der Handelsgesetzgebung immer mehr die einfache,aber unendlich wichtige Woh­rl­eit zum Bewußtsein,­ daß das Wohl aller Völker des Erdboden­s uinauslöslich)miteinander­ ver­­knüpft ist.Und nicht blos in dem friedlichen Verkehr der Völker,selbst in ih­rer fein­dliche Begegnung kommen humanere Grundsätze in Anwen­du­ng Die Kriegsfü­hrung ist eine mildere­,menschlichere geworden­. Dies war besondes nothwendig für den­ Seekrieg.Hier t­at sich­ bis auf unsere Tage von der ursprünglichen Nahheit, wo Leben und Eigen­­thum der Feinde schonungslos vernichtet oder body genommen wurde, Eini­­ges erhalten. Während bei einem Landkriege das Privateigenth­um mehr und mehr geachtet und selbst die Kriegslieferungen bezahlt zu werden pfle­­gen, wird das Eigenthum auf der See no) immer als gute Beute betrach­ Rhein der Serraub war bis jebt als Kaperei durch Das Bölferrecht geheiligt. S­üdlicher Weise .­ Das Völkerrecht bildsam, und die Fortschritte, welche die Belfer in Sitte und Erkenntniß machen, zeigen sich in der Ber­astung barbarischer Gebräuche, in der Feststellung neuer Gründfäße: dud­ fer gegenwärtige Krieg hat in erfreulicher Weise sercte echte Fortschritte der Humanität gezeitigt. In früheren Zeiten wurden oft genug beim Ausbruche des Krieges die Schiffe, das Eigenthum, ja, die Person der Feinde mit Beschlag belegt. Die Türkei gewährte den rufsischen Unter­thanen und den rufsischen Schiffen eine liberal betrossene Frist, um sie un­­gehindert aus dem Lande zu entfernen, und Rußland folgte viesem­ löbli­­chen Beispiele. Ein noch­ größeres Verdienst erwarben sich die Seemächte. Sie festen zunäcst fest — England durch die Verkündigung in der ""London Gazette" vom 28. März, Frankreich durch die damit übereinstimmende Erklärung des „Moniteur“ vom 30. März, — daß der Seekrieg gleich dem Landkriege nur durch die Streitkräfte des Staates geführt, daß Feine Kaperbriefe ausge­­theilt werden sollten. Sie bestimmten ferner, daß frei Schiff frei Gut machen und daß das Eigenthum neutraler Staaten sogar auf feindlichen Schiffen geachtet werden solle. Die Schifffahrt der anderen Nationen unterliegt also hinfort seinen weiteren Beschränkungen, als daß sie gehalten sind, vom Zenive seine Kriegsfontrebande zuzuführen und seine Depeschen zu beför­­dern. Außerdem dürfen sie nicht den Brrfuch machen, eine Blofade zu durch­­brechen, falls diese von einer hinlänglichen Seemacht wirksam ausgeübt wird. Diese neuen Grundlage schließen nichts Geringeres in fi, als eine Umwälzung des ganzen bisherigen Seerechtes, wie es big jet namentlich von England ausgeübt wurde. Zwar werden die zugestandenen Erleichter­­ungen des Seeverfehres nur als zeitweilig bezeichnet. Ihre Majestät ist ges­tillt, heißt es, für fest auf einen Theil der Rechte zu verzichten , die ihr als einer kriegführenden Partei nach dem Völkerrechte gehören. Indeß sind Rückschritte auf dem wölferrechtlichen Gebiete glückicher Weise­ wenig zu be­­sorgen ; sie würden Rachschritte der allgemeinen Bildung bedeuten. Man kann es nicht genug anerkennen, daß England freiwillig auf alle vie­lschlimm­­sten Pladereien im Seeverkehr verzichtete, welche es Jahrhunderte lang mit der ganzen Wucht seines Trieizades aufrecht erhielt. Man soll die Beweggründe der menschlichen Handlungen nicht chemisch untersuchen. Sonst künnte man zu entweden glauben, Englands neue Hus­manität komme daher, daß es seine unverhältnißmäßige Nebelmacht zur­ See eingebüßt habe, welche die Duelle seiner Anmaßungen war. Es verzweifle daran, seine hohen Forderungen auch den Vereinigten Staaten gegenüber aufrecht zu erhalten, und viele habe er namentlich während eines Krieges mit Rußland zu sehonen. Gleichv­iel, welche Ursachen bei der Feststelung jener freisinnigen Politik mitgewirft haben, sie verdient alles gab.. Allen Belästigungen ist die Schifffahrt damit freilich noch nicht enthoben. Da gez­wisse Beschränkungen übrig bleiben, so bleibt auch, um diese aufrecht zu er­­halten, das Durchsuchungsrecht eine Nothwendigkeit. Aber dieses Recht verz­­iert bei den gegenwärtigen Gründfäßen viel von seiner Umständlichkeit, und es kann durch eine liberale Praxis erträglich gemacht werden. Man hört ber­­eits, daß die englischen Kriegsschiffe eine Durchsuchung nur auf hoher See und an den feindlichen Küsten vornehmen wollen. Von der größten Dich­tigkeit ist es aber, daß die Neutralen,, hoffentlich, fest auf dem Rechte bester­ben, welches sie immer in Anspruch nahmen, daß ihre Handelsschiffe, wenn sie unter Konvoi regeln , nicht durchsucht werden dürfen. R. Wien, 28. Mai. Sicherem Vernehmen nach ist in dem jüngsten Bir­ularschreiben des diesseitigen Kabinetes an die österreichischen Agenten ein ganz besonderer Nachspruch auf den Artikel XII der Bundesarte gelegt worden, welcher bekanntlich ven Bundesgliedern das Recht zu Bündnissen aller Art zuspricht, vorausgefegt, daß dieselben nicht gegen den Bund selbst oder gegen einzelne seiner Glieder gerichtet sind. ES bewarf wohl seiner wei­­teren Erörterung, daß man sich hierzu aus dem Grunde entschlossen hat, um der mehrseitig aufgestellten irrigen Auffassung zu begegnen, daß nur die Bundesversammlung das Organ sei, um die auswärtigen Beziehungen der einzelnen Bundesglieder zu vermitteln. Wien, 28. Mai. Der kaiserlich österreichische Gesandte in Par­­is , Herr Joseph Aleran­der Hübner , ist als Ritter des Drdens der eiserz nen Krone I. Klasse in den Österreichischen Freiherrnstand erhoben worden. Diese Auszeichnung wird hier als eine Belohnung der großen Verdienste angesehen, welche sich diefer ausgezeichnete Diplomat in seiner gegenwärti­­gen Stellung um den österreichischen Staat erworben hat. Herr v. Hübner ist einer unserer jüngeren Diplomaten. Er war noch vor dem Jahre 1848 Generalkonsul in Leipzig. 1846 ward er in der Krajaner Angelegenheit nach Paris gesandt, kehrte dann auf seinen Posten zurück und war nach dem Ausbruche der Februarrevolution in Mailand, wo er durch einige Monate unfreiwillig zurückgehalten wurde. Am 2. Dezember 1848 war es v. Hübner, welcher bei den hocywichtigen Vorgängen in Dimiag das Protokoll führte. Im März 1849 hatte er abermals eine Sendung nach Paris, wo er Ende September den Posten eines Geschäftsträgers übernahm, bis er­­ endlich Anfangs 1853 zum bevollmächtigten Minister Oesterreiche am französischen Hofe ernannt wurde. Obwohl also noch jung in der diplomatischen Lauf­­bahn, hat sich Herr v. Hübner, der von bürgerlicher Abkunft und 1811 in Wien geboren ist, unter den sehmierigsten Verhältnissen in seiner Stellung mit einer Umsicht und einem Taste bewegt, der einem alten Diplomaten alle Ehre gemacht hätte, weshalb auch die ihm jeit von Sr. Majestät zu Theil gewordene Auszeichnung hier die allgemeinste Befriedigung hervorge­rufen hat. Fast mit jenem Tage fangen hier Nachrichten aus dem­­ nördlichen Deutschland an , die den Beweis geben, wie die Sympathien für Defte­­reich dort immer mehr wachsen. Wenn Städte wie Hamburg, Hannover at. s. w. Demonstrationen machen, um ihre freudige Zustimmung zu der Politik des Kaiserstaates an den Tag zu legen, so ist Dies theilmweise ‚der ÜBerstimmung über die Cuselleicht nur mißverstandene) Haltung Preußens anzuschreiben ; wenn aber dem mächtigen Donaulande Dvationen darge­­bracht werden , so hat dies eine höhere Bedeutung und darf als ein Zeichen der Zeit nicht sillsschweigend übergangen werden. Aus einem Privatbriefe von Berlin entnehme ich, daß man dort um Oesterreich zu ehren, am 20. d. an einem öffentlichen Belustigungsorte von Seite des Publikums die österreichische Nationalhymne zu spielen verlangt hat, worüber ein ‚außer‘ ordentlicher Säbel ausgebrochen ist. Einer jungen und kräftigen Politik hat es noch niemals an Anerkennung gefehlt.­­ Der hiesige Handelsgerichtspräsident Herr 9. Naule hat über den Entwurf des neu­en Handels- und Gewerbegefeges ein Gutachten vom ju­­­vidischen Standpunk­te abgegeben , das an praktischem Sinn, Geistesschärfe und st­ristischer Vollendung gleich ausgezeichnet sein soll. o­ Wien,28.Mai.Dieser Tage beginnen die Berathungen über das neue Gewerbegesetz,das im Entwurfe von Herrn Ministerialsekretär« Parmantier(im Bureau des Vizepräsidenten v.Hock)ausgearbeitet ist, und über das bereits die Gutachten der meisten Handelskammern und Statthaltereien ein­gelaufen­ sin­d.In überwiegendster Mehrheit schließen sich die Ansichten vieler Körperschaften denen des Entwurfverfassers an und nur geringeAenderungen dürften vorgenommen werden.Die Berathungen mögen wohl den Sommer in An­spruch nehmen und das vollendete Gesetz gegen­ Ende des Jahres der Sanktion Seiner Majestät unterbreitet werden­. Vielleicht ist kein Zweig der Gesetzgebung einer definitiven Regelung sol­c­­dü­rstig als das Gewerbegesetz. Nach neuesten Nachrichten ist nun sämmtlichen Wienb­lättern in den Donaufü­rstenthümern dasc­itentzogenh selbsthakmist schöngei­­stigen­ Pu­blikationen­ hat man die Auszeichn­ung erwiesen,indem Verbote ausgenommen zu­ werden,ih­ nenn­ einen unter-Anderen den»Wiener Modespiegel««,um­zuzeigen,i­­­an­s mnerks u­m russisch­e Zen­sur ge­­h­andhabt wird.Die­,Wiener Zeitung«allein macht eine Ausnahme. Jl­ Petersburg findet gleichfalls sein Wien­er Blatt Eingan­g un­d selbst die soizielle­,Wiener Zeitung­«kommt nicht ohne Schwärzung durch. Man erhält die dortige Bevölkeru­n­g noch immer in Unkenntniß ü­ber die Ereignisse in der Ostsee und kaum weiß man­ in­ der Hauptstadt,daß die Häfen­ in Blotade sich befinden.Dies klingt nahe bei fabelhaft,ist aber­ er­­wiesene T­­atsache. . P­.«--Loudon,25.5,1)lai.Die»Tim­es«tritt wohl daran­,ihre Bli­te heute ganz vom Kriegsschauplatze abzuwenden;weder im Pontus noch in Finn­landi wachsen­ die Lorbeeren wild,und das zeitunglesende Publikum, das nicht zufrieden mit der Sicherheit seiner Kü­sten­ inmitten eines Krieges gegen eine furchtbar­e Militä­rmacht,täglich ein Paar Siegesbulletins auf dem Frü­hstü­cktisch finden will,muß sich in Geduldsassen lernen­.Es ist freilich eine unangenehme Enttä­uschung,daß die Depeschen von der Ein­nahme von Gustavsvorm vom Bombardement Reval’s und Sebastopol’c3 sich als voreilig s­ei«au­sstellen,während derVei«luistdes­,Tiger««sich bestätigt.Ein kleiner Trost liegt in dem Gedanken,daß dieser kleine Dampfer ein­e Beute der Elem­ente ward,und daß die Russen­ wieder einen Beweis ihrer feigen Bar­­barei(?)lieferten­,indem sie das Nothsignal des m­it San­dban­k und stü­r­­mischem Wetter kämpfen­den Schiffes m­it glühenden­ Kugeln beantworteten­. Diese Schilderung des unglücklichen Vorfalles findet umso willigeren Glau­­ben,als sie die Hoffnun­g auf ein­e glänzende Revanche erweckt.Admiral Dundas,glaubt man,bedarf vom­ Zeit zu Zeit eines russischen Nasensil­bers, um­ sich zu erinnern,daß Rußland sein Feind und daß er eigen­tlich zur Of­­fensive berechtigt und verpflichtet ist.Halbe Maßregeln,sagt»Daily News«, rächen sich stets.Wenn Dundas beim ersten Bombardement Odessa’s alle Forts zerstört hätte,so wäre der,,Tiger«nicht mit glührothen Kugeln ge­­siebt worden.Aber die Flotten­ spielten­ blos Soldaten,warfen ein,zwei russische Batterien über den Haufen und segelten gemüthlich fort,sodaß der Feind die nöthigen Werkzeuge behielt,um am«Tiger«sein Mü­dhchen zu küh­­len.Hat Englan­d von sein­en Nelson­’s oder Wellington’s so fechten­gelernt? Einen kostbaren Trost hat»Chronicle«bei der Hand.Wir geben das Nai­­sonnement wörtlich,damit es nicht wie eine Erfin­dung aussehe:—­»Bevor die Forts auf den zirkussischen Küsten bezwungen sind,werden­ wahrscheinlich keine entscheidenden Operation­en unternommen werden,aber inzw­ischen gewinnen­ die vereinigten Flotten täglich an praktischer Erfahrung­ und werden mit den Gewässern­ und Küsten­ des schwarzen­ Meeres besser bekannt. Der Feind kann sich nicht über den Bereich der Kanonen­ von Sebastopol­izin auswagen,noch hat die russische Marine die geringste Gelegenheit,sich durch praktische Uebungen auszubilden und zu vervollkommnen.««Auf das Kriegsspiel an der­ Donau wirft»Chronicle«folgen den schüchternen Seiten­­blick . Der Pafcha hat ohne Zweifel dafür gesorgt, daß seine Pläne nicht unter die tente kommen, und­ es ist noch ungewiß, ob die Armee bei Schumla stark­ genug is, um, ohne Gefahr für diese wichtige Stellung, eine Schlacht zu wagen. Sollte die Befasung von Silistrin ohne Unterfrügung gelassen werden, so steht zu befürchten, daß sie sich nicht halten wird; und in diesem Falle dürfte die­ Wiedereroberung Silistrin’8 zu den ersten Unternehmungen­­ der alliirten Armeen gehören." !! Obgleich die russischen Kriegsflotten Hausarrest haben, ist die Negie­­­ung doch eifrig bemüht, alle irgend verwundbaren Punkte der englischen Küste gehörig zu befestigen. Die Festungsbauten an der nördlichen Seite des Hafens von Liverpool nähern sich rasch der Vollendung; sie bestehen aus einer soliven Batterie von zehn Kanonen, in Gestalt eines Kreisseg­­mentes mit zwei viereckigen Thürmen, auf denen vier schwerere Geschüie pos­tiert werden. Die Hafendämme von Sunderland erhalten ebenfalls mehrere Batterien und sehr­ bedeutende Erweiterungen werden an den Wällen und Thürmen des Doverfastelles angebracht. Sheffield bereitet eine großartige Demonstration zu Gunsten Polens auf den Pfingstmontag vor. ( Malta, 19. Mai C über Paris). Seit dem 1. Mai sind allein über 12.000 Mann Franzosen hier angekommen, und gleich wieder weiter gesegelt, was die starre Ausdehnung der Operationen im Orient bestätigt. Al englische Truppen, zulegt das 14. Infanterie- und das 17. Linienre­­giment, sind fortwährend hier­durch passirt. Gestern ist ein französischer Eildam­­pfer aus Konstantinopel hier eingetroffen, welcher wichtige Depeschen des Marschalls St. Arnaud nach Paris bringt. Boms Unterneh­men ge­­gen Sebastopol ist, nach der Aussage des Kapitäns, im­­mer befimmt erv die Rede ES beifliegt,naß dieyereinig­­ten Operationstruppen zu Anapar­ an der zirfaffischen Küste Positionfaffen werden, ehe sie nach der Krimm überfegen, weil dort die rechte Flanke und der Rüden von den Tscherfeffen gereht sein würden. Die zu Konstantinopel und Sfutari versammelten französischen und englischen Korps scheinen zur Theilnahme bestimmt zu sein. Auch glaubt man, daß wer Prinz Napoleon seinen Namen an eine so großartige That, wie die Einnahme von Sebastopol sein würde, zu knüpfen wünscht. — Vor­­läufig wird jedoch in einem Seemannsbriefe von der Flotte des schwarzen Meeres, wen ich heute vor Augen hatte, bittere Klage über die Lange­eile geführt, die das fortwährende Kreuzen vor Sehbaftopal verursacht,, da Die russische Flotte, die man im Hafen liegen sieht, troß des besten Windes seine Miene macht, den Anglo-Franzosen entgegenzugehen. Er gesteht aber auch­ ein, daß den kreuzenden Bundesgenossen, die gerne zwei außerhalb des Haz­fens gebliebene russische Schiffe genommen hätten, ihre Beute bei Nachtzeit glückich entwischt und in den sicheren Hort gelangt ist. — C Konstantinopel, 18. Mai. Vorgestern wohnte der Sultan, um­geben von den hohen türkischen Witwenträgern, dem Prinzen Napoleon, dem Herzog von Cambridge, vom Marschall Arnaud, dem Lord Raglan und dem diplomatischen Korps, Brud und Canning ausgenommen, in der Ar­tillerieschule ver vor Beginn des Namafanfestes, alljährlich statthabenden Prüfung der Militärzöglinge bei. Prinz Napoleon und der Herzog von Cambridge nahmen rechts und links von dem Divan, darauf wer Papischah sog, Pas. Der Großherr unterhielt sich­ geraume­ Zeit in französischer Sprache mit dem Prinzen, vielleicht das erste Mal, was er sich eines abenp­­landn­ten Zoioms bediente. Der Einfluß Napoleons ist auch fortwährend im Steigen, was man von Seite der Briten, namentlich Lord Revcliffe's, dessen Entartungsgesuch sich Übrigens bereits auf dem Weg nach England befindet, eben nicht mit rosigem Behagen aufzunehmen scheint. Die Einmi­­schung des Prinzen in die inneren Angelegenheiten des Divans bei Gele­­genheit des in Aussicht sehenden Gesandtschaftswechsels zu Paris hat böses Blut erzeugt. Es heißt jedoch , daß man in den Tuilerien Alles aufbieten werde, um das Kabinet von St. James zufrieden zu stellen. Man vermut t­et sogar, daß der Prinz zurückerufen werden solle. Gemisse Reminiszenzen an den alten Kaiser, ferner seine Terrainkenntniß, die seine überraschende militärische Einsicht, dürften ihm selbst an der Sorge eines Armeekorps eine Popularität garantiren, die mehrseitig etwas ungünstig gedeutet werden dürfte. Seft auf Seft erhält übrigens alle höheren Kreise der Gesellschaft in athemloser Spannung, so daß nur Wenige noch Zeit gewinnen, ernten bis plomatischen Betrachtungen Raum zu gönnen. So vertünden eben einund­­zwanzig Kanonenschüffe, daß im hiesigen Arsenal ein neuer Kriegsdampfer im Beisein des Sultans von Stapel laufe. Man begreift kaum, wie der Staatsschah alle diese ungewöhnlichen Auslagen noch zu beden vermag. Namik Pascha ist fast mit leeren Händen von seiner Reise nach einem euro­­päischen Papier Kalifornien zurücgekührt, und dürfte sein klingendes „„omnia mecum porto“ — man spricht von 12 Millionen Fransen — kaum hinreis­chen, den unierstü­ndigen Solo für die großherrlichen Truppen für ein Viertel­­jahr auszubezahlen. Die Schüße in den Moscheen werden trog dem Murren der alttürkischen Partei am Enve­body noch herhalten müssen. Ein bezü­gli­­cher Ferman wäre freilich eine überraschend wunderthätige Wünschelruthe. Marschall Saint Arnauo hat sich gestern nach Rdm­anopel begeben, General Prim ist mit seinem glänzenden Kortege nach Schumla abgegangen. Die Engländer in Sfutari rüsten sie zum Abmarsch. Das Wohin ist jedoch Niemand, Lord Naglan ausgenommen, bis fest mit Gewißheit fundgewor­­fen. Die dritte französische Division, die befanntlie, unter Kommando des Prinzen Napoleon steht, wird Anfangs 068 kommenden Monates auf der Ebene von St. Stephano eintreffen. Man arbeitet daselbst an einer neuen Straße. Alle noch zu erwartenden französischen Truppen sollen, ohne Galli­poli zu berühren, inreft nach Stambul disponirt worden sein. Aus Klein­asien kam die folgenreiche Nachricht, Daß der armenische Fürst Leo sich näch­­stens nach Rom zu begeben gewen­t, um bei dem päpstlichen Stuhl behufg der Vereinigung seiner und der römischen Kirche zu unterhandeln. Fürst Le, legitimer Erbe und Abkömmling der regierenden Familie von Armenien, ist jung, ein Mann voll Herz und Geist, und es steht sohin kaum zu bez­­weifeln, da sein Vorhaben sich verwirklichen werde. Eine­­ Verschmelzung der so lang getrennten römischen und orientalischen Kirche wäre in der That das wichtigste und großartigste Ereigniß unseres so­thatenschwangeren, welt­historischen Zeitalters ! Athen, 19. Mai. Schon am 11.1. M. übergaben die Gesandten Englands und Frankreich an den Minister der auswärtigen Angelegen­­heiten verschiedene Noten, von deren Inhalt ich Ihnen aus bester Duelle Näheres berichten kann. Die Note des französischen Gesandten stellte nach Entwerfung eines viele Bogen einnehmendes Sündenregisters gegen Hof und Regierung Griechenlands, wodurch ihre Betheiligung an dem Aufstand in Epirus und Thessalien nach dem Ermreffen der französischen Regie­­rung ganz außer Zweifel gerecht wird, folgende Forderungen : 1. Der König und die Regierung Griechenlands sollen feierlich erklären, daß sie bei dem im Oriente zwischen Frankreich, England und der Türkei einer­, und Rußland andererseits begonnenen Kam­pfe, die strengste Neutralität zu beobachten entz­iehtoffen sind, und daß sie demzufolge den in Thessalien und Epirus ausgebrochenen Aufs­­tand auf die formellste Art zu verdammen, und zum Beweise, daß sie nicht den gerings­­ten Borschub zu leisten gefonnen sind, folgende Mafregeln anzuwenden haben a) Jede Nekrutirung im Lande für die Aufständischen soll auf das Strengste untersagt, und die zu­ denselben übergegangenen Beamten der Regierung zurückberufen werde, unter Androhung der sehärfften Strafen gegen die Zuwiderhandelnden. b) Soll ein Aufruf der Regierung an­ alle unter den Aufständischen sich befin­­denden Unterthanen Griechenlands ergehen, wodurch sie aufgefordert werden, binnen eines kurzen festzulesenden Termines unter Androhung der schärfsten Strafen nach Griechenland zurückufehren. c) Die griechische Negierung soll­­ feinem ihrer Beamten oder Offiziere Urlaub geben, oder die eingesandte Entlassung annehmen, wenn Gründe zu dem Betrachte bestez­hen sollten, daß der um Urlaub oder, Entlassung Cinkommende zu den Aufständischen überzutreten gefonnen is. d) Soll die Regierung die an der Grenze sich zu einem Einbruche in die benac­­­barten Provinzen sammelnden Schaaren zerstreuen. 3. Die griechische Regierung soll das Wiener Brotofoll vom 9. April zur Kennt­­iß des griechischen Volkes bringen und ihm auf die geeigneteste Art über den Entschluß der vier Großmächte Europa’s die Integrität des ostmanischen Reiches aufrecht zu erhalten, Aufklärungen geben, die den Träumen über den Umsturz desselben ein Ende machen sollen. Ueberdies soll die griechische Regie­­rung dem D­olfe begreiflich machen, daß die Großmächte eine Befseiung des Zustandes der christlichen Unterthanen des Sultans anzustreben nie aufgehört haben. 3. Die Regierung soll die Verpflichtung übernehmen, Niemandem, wer an dem Auf­­stande Theil genommen, ein öffentliches Amt zu geben , oder selben im Offizierkorps auf­­zunehmen. In ähnlichem Sinne ist auch die Note des englischen Gesandten ab­gefaßt, nur hat er über die Veröffentlichung des Wiener Protokolles eine bes­­ondere Note übergeben ; auch enthält die Note desselben die Drohung, daß , im Falle der König und­ die Regierung nicht den Forderungen Genüge litten, der Thron Griechenlands umgestürzt und eine andere minder Fortspielige und die Ruhe Europa’s nicht kompromittirende Negierungsform eingeführt werden wird. Die Note Frankreichs enthält wohl auch eine Androhung von Z­wangs­­­maßregeln , aber von einem Umsturze des Thrones ist darin nichts gesagt , nur heißt es, daß „la France et l’Angleterre ont bien les moyens de­s faire respecter leurs ddeisions.“ Beide Noten enthalten­ ü­berdies von Zufas, daß der griechische Hof und die griechische Regierung mettront leur conduite en harmonie avec leur langage, und daß sie die hiezu nöthige Garantie geben werden. Man fordert natürlicherweise hiezu ein neues Ministerium, wozu die Garandten die Kanditaten zu ernennen haben werden. Es wurden nach empfang dieser Noten, für deren Beantwortung ein fünftägiger Termin gefeßt worden war, mehrere Minister jenteils unter Beir­eiß des Königs gehalten, die aber zu seinem Resultate führten. Am verfroffenen Mittwoch, an welchem der Termin zu Ende ging, schrieb der Minister ver auswärtigen Angelegenheiten an die zwei Gesandten, und verlangte die Berz längerung des Termines bis zum 21. 1. M. Die Antwort der zwei Gesand­­ten ist ganz safonisch abgefaßt ; es heißt darin, daß die Gesandten wohl von Grund willen, aus welchem die Terminsverlängerung verlangt würde, und dieser sei sein anderer, als Zeit zu gewinnen, um Freiwillige, die bereits vers­­ammelt sind, nach der Grenze zu transportiren, welchen Transport indessen die Gesandten zu verhindern, und somit eine der Zwangsmaßregeln ,­ wie sie zu ergreifen gefonnen waren, in Bollziehung zu bringen beschlossen haben. Eine Biertelftunte nach: der Medergabe dieser Note an den Minister der auch Artigen Angelegenheiten wurde ihm eine zweite Note nachgesandt, durch welche dem Minister fund gegeben wurde, daß der englische franz­ösischen Cefadre der Befehl ertheilt worden ist, alle griechischen Kriegs­ fegiffe, die man auf dem offenen Meere finden würde, aufzugreifen und sie nach Malta abzuführen. Es erging sogleich ein Zirkular von Seite unseren Marineministeriums an die Kommandanten unserer Kriegsschiffe, nicht den Onsen zu verlassen, in welchem sie sich fest befinden. Das die­ von den Gesandten angeordnete Zwangsmaßregel den Werk nicht haben konnte, den Transport bewaffneter Schanzen an die Grenze zu ver­ hindern, erhellt schon daraus, daß in diesem Augenblicke solche transportie­rende Schanzen gar nicht bestehen. Die Ned.­ Napier, mas machen Sie hier?" — „Ich will Balenza nehmen." — „Balenza­­ . Unser König soll fest entschlossen sein nicht nahe zugeben, und die lächerliche Nofte einer Puppe in den Dänden des fransz­­ösischen und englischen Gesandten nicht anzunehmen. Selbst die Winfe, die ihm aus Wien und München zugekommen sein sollen, nachzugeben, können seinen Entschluß nicht zum Wanfen bringen; es heißt, daß er eine abschlägige Antwort geben, sich mit dem Ministerium in eine unserer Grenz­­stänte begeben, und dort die nähere Entwiclung der Begebenheiten ab­wars­ten werde. Die Stimmung im ganzen Lande ist für­ einen ritterlichen Ent­­schluß des Königs; an ein Nachgeben wenft Niemand. .. (Tr. 3.) Militärische Nundschan. Lord Willieom Nuffell stieß während des portugiesischen Krieges in der Nähe der Rettung­­ Balenza auf zwei Menschen, von denen der Eine sehr ungeschickt zwei Musketen trug. Er hielt den Andern für eine Art N Robinson; als er ihn aber bei Licht befahl, war es Napier mit einem Soldaten hinter sich. — „Nun in Wien­ eingetroffenen Nano 2 N 4 une fi­el s­o einigten Flotte bereits genommen worden sein, oft Mapa von der der *­ Ginenigestein: ;

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