Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1855 (Jahrgang 2, nr. 1-27)

1855-01-16 / nr. 15

AbendblattdesPesterLloyd. Nro O 1 eb % \ KÖNYVI já yaezel - S] Weit, 1855. ae Dienstag,16.Jänner. —­­ * Wet, 16. Jänner. Wir fünnen und heute furz faslen, die folgenden Korrespondenzen sprechen deutlich genug. Die Antwort des Kaisers an die Deputation der Nationalbank wird ihren Eindruck nicht verfeh­­len, was aber dieselbe „Lithogr. Korresp." und über den Ministerwechsel be­­richtet, können wir natürlich nur als Gerücht gelten lassen, wessen Verantwortlich­­keit die genannte Korrespondenz allein zu tragen hat. Die Befürchtung wegen des Einfalles in die Dobrupolska wird dur die Mittheilung unseres R­­Korrespon­denten bedeutend abgeschmäh­t ; Oesterreich fennt seine Pflicht und wird sie nöt­igenfalls erfüllen. Die Nachlese aus den anderen Blättern beschäftigt sich mit der Stimmung des Wiener Kabinets, mit den Aeußerungen Gottscharoff’s bei­den Konferenzen, und mit der Lage Preußens. Ueber die Stellung Sardiniens zu der orientalischen Frage entnehmen wir seit einer Korrespondenz der Pariser „Prefse” aus Turin vom 8. Jänner folgende nähere (im telegraphischen Auszuge bereits mitgetheilten) Details : „Die Unterzeichnung der Urk­i­den, durch welche Pie­­mont dem Dezembervertrage beitritt, steht vor der Thüre; dasselbe wird den Westmächten ein Kontingent von 15,000 bis 20,000 Mann stellen, deren Trans­­portfosten Frankreich und England zu bestreiten haben — das Geld zum Hinter­­halte der Truppen wird durch­ eine Anleihe herbeigeschafft werden, deren Ermög­­lichung nach besten Kräften erleichtert werden sol. Die sardinische Division wird der gegenwärtige Kriegsminister, General la Marmora befehligen , dem Bru­­der des Königs, dem Herzog von Genua, ron den man Anfangs dachte, erlaubt leider der Zustand seiner Gesundheit nicht, dies Kommando zu übernehmen.“ Mit positiver Bestimmtheit meldet auch die heute fällige „Times“ den bereits erfolgten Beitritt Sardiniens , aber nicht zu dem Vertrage vom 2. Dezember, sondern zu dem englisch-französischen Bün­dnisse vom 10. April. Die Ernennung des Grafen Cavour statt Dabormida’3 zum auswärtigen Minister sol damit im Zusammenhange stehen. Der Anschluß geschah auf Grund des 5. Artikels im Aprilvertrage, wornach jede europäische Macht bereitwillig in den­selben aufgenommen werden sol, welche zur Erreichung des, im Bündnisse gestellten Zwecks mitwirken will. * Wien, 15. Jänner. (Lithog, Corresp.) Eine Deputation der Nationalbank Hatte Heute die Ehre, von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen zu werden. Der Kaiser erklärte, daß er Die Hoffnung durchaus nicht aufgebe, für Oesterreich den Frieden zu erhalten, und auch Se, Exzellenz der Ministerpräsident Graf Bun! versicherte die De­putation, daß der Friede nie näher gewesen sei als jegt. Dieser Ausspruch, der sogleich in den hiesigen merkantilen und industriellen Kreisen bekannt ward, verfehlte seine Wirkung auf den hiesigen Geldmarkt nicht. Ungeachtet die auswärtigen politischen Kreitigkeiten wenig günstig bauten , gingen body sämmtliche Kourse, welche in­folge der Kriegsnachricht von der untern Donau gefallen waren, wiederum etwas in die Höhe. Minister Baumgartner ist, sicherm­ternehmen nach , von seiner hohen Stellung zurück­­getreten. Unter seiner Leitung fanden die beiden Ministerien des Handels und der Finanzen. Es heißt allgemein, daß diese Ministerien fünfzig wieder getrennt sein sollen, da die Erfahrung gelehrt Habe, daß die vereinte Leitung derselben Die Kräfte eines Einzelnen übersteige. R. Wien, 15. Jänner. Graf Buol soll aus Anlaß des V­ordrin­­gens der Auffen in die Dobrudscha eine Note an den Sürsten Gortfäafoff gerichtet haben. Ob und wie der Züri geantwortet hat, ist begreiflicherweise nicht bekannt, man glaubt aber und mohl nicht mit Unrecht, daß man russischer Seits dieses Ereigniß als nicht in dem O Operationsplane des Oberbefehlsha­­bers gelegen bezeichnen und irgend einer zufälligen Ursache aufschreiben werde, s­eien, 9. Jänner. (A. A. 3.) Aus dem Ministerium des Neußern wurde­n an die FT. österreichischen Gesandtschaften in London, Paris und Konstantinopel eine Note durch eigene Kouriere abgefüh­rt, mit welcher die betreffenden Gesandten aufge­fordert werden , alles aufzubieten damit die von jenen Höfen für ihre an den Wiener Konferenzberathungen theilnehmenden Vertreter auszufertigenden Bollmachten im Sinne des Friedens und der Mäßigung erfolgen möchten. Man befürstet die Pforte werde die Kriegsentschädigung zur Sprache bringen, und es könnte vieg der Stein werden an welchem die Unterhandlungen abermals scheitern dürften. Im Leminar dürfte Die Kon­ferenz in pleno zum erstenmal zusammentreten. Es verlautet als bestimmte Nachricht, daß zwiischen Paris und Wien über die Auffassung der Frrebensbedingungen bereits das beste Einverständniß Herifhe, · «Paris,12.Jänner.Ein Dekret vom 23.Dezember im Gesetzbulletin er­­öffnet dem Kriegsminister einen neuen Kredit von 5.700,000f5r.zur Bestreitung der Lager-und Transportkosten der Orientarmee.—Das Journal von Rouen meldet,daß der kaiserliche Marinekommissär in dieser Stadt Befehl erhalten,die Stellung der durch Ministererlaß vom vorigen Monat einberufenen Matrosen von 20 bis 40 Jahren, welche zum Dienst aus der Flotte nöthig sind,so sehr als m­öglich,zu beschleunigen.—— Marseiller Blätter melden,daß Herr v.Bazancourt in der Eigenschaft eines offiziellen Geschichtsschreibers sich in Marseille eingeschifft hat,Von wo er sich nach dem Haupt­­­quartier in der Krimm begibt.——Vorgestern war großes Bankett beim Minister der auswärtigen Angelegenheiten,zu welchem nebst allen Mitgliedern des diplomatischen­­ Korps,der österreichische Marschall Graf Nugent und Lord John Russel geladen­ waren. Der am 11.Jänner abgeschlossene Bankaugweis,welchen der heutige»Mo­­niteur«veröffentlicht,enthält folgende Resultate-der Metallvorrath nahm um 331,­2 Million ab in Paris,und vermehrte sich um 1 Million in den Sukluresalien,was die­­selben beiläufig auf 363 Millionen reduziri.Das Potefeuille nahm dagegen sehr be­­deutend zu Wegstieg in Paris von 134 auf 170 Millionen und in den Departements von 167 auf 185 Millionenn ganzen also um 54 Millionen,d­as es aus 3551X2 Million bringh In Paris stieg der Betrag der im Umlauf befindlichen Banknoten von 4841I2 aus 5071X2 Million,in den Departements nahm derselbe um 700,000Fr.ab. Im­ Ganzen sind für 6501X2 Million Fr.Noten im Umlauf d.h.fast doppelt soviel als der Metall Vorrath.Der Compteicourant des Staatsschatzes vermehrte sich trotz der Bezahlung der Semestersder 30­0 Rente auf 6 Millionen und beträgt 73 Millionen. Der Compteicourant der Privaten stieg um 15 Millionen Fresness Paris und um 3112 Million für die Departements.Im Ganzen also beträgt er 141 Millionen,was sehr bemerkenswert.Angesichts der Einzahlung zur neuen Anleihe ist.Auf Staatspapiere schoß die Bank um 3 Millionen mehr als im vorigen Monate(29Mill.)und aus Aktien und Eisenbahnen um 6 Millionen mehr als im vorigen Monate(64 Mill.)vor.Die Vorschüße aus Geldbarren und Geld belaufen sich auf 2 biss Millionen.­­Aus den Departements laufen die günstigsten Nachrichten über die Zeichnungen zur Anleihe ein. Am 10.Abends hatte man in Dijon bereits 4 Millionen Fr.gezeichnet.Die Stadt Pan allein hatte bereits 900.000 Fr.subskribirt und auf dem Lande herrscht überall die regste Theilnahme.In Paris ist der Zudrangsort während außerordentlich. Die Consolg sind heute ums Xs OXo gefallen und wurden zu9issz,91319 und 913X4 und 91713 angeschlagen.Diese Schwäche des englischen Marktes wirkte auf den unserigen zurück.Der Zudrang der Subskribenten zur Anleihe wird täglich bedeuten­­der,und man ist der Meinung,daß die Bankiers und großen Kapitalisten absichtlich die Kourse herabdrücken,um ihre üble Laune über den glänzenden Erfolg der Anleihe, welche ihnen keinen Nutzen bringt und trotz ihnen abgeschlossen wird,an den Tag zu legen. Der»Salutpublic«Von Lyon versichert,daß am 29.Jänner 50 Individuen meistens Arbeiter Lyon verlassen werden,um sich nach dem ikarischen Etablissements des Herrn Cabet in Nauvee(Amerika)zu begeben.­­ Von der österreichisch-polnischen Grenze, 11. Jänner, Neber die diplomatischen Verhandlungen welche die Wener Konferenz vom 7. herbeigeführt, wer­­den dem Czeg aus Wien folgende angeblich aus sicherer Duelle Herrührende Mittheis­tungen gemacht : Nachdem Fürst Gottscharoff, als ihm am 28. Dezember das von den Bevollmächtigten der drei verbündeten Mächten aufgenommene Protokoll über die Be­­deutung der vier Garantiepunkte vorgelesen worden war, Die Erklärun­g abgegeben hatte, daß er ungeachtet der Ausdehnung seiner Bollmachten sich in der Notwendigkeit befände, neue Inszenationen einzuholen, und nachdem ihm Hierzu ein vierzehntägiger Termin vere­stattet worden, soll derselbe am 30. Dezember, man wußte nicht wodurch veranlagt, dem Strafen Buol allein, nicht allen drei Bevollmächtigten. Die Eröffnung gemacht haben, daß er nach besserer Ueberlegung der Sache auch Unterhandlungen eingehen künne. Da­­rauf habe Graf Buol, nachdem er sich mit Baron Bourqueney und Deltmoreland bes­rathen, dem ruffischen Gesandten geantwortet, daß Die Drei Mächte bei ihrer ersten Ent­­scheidung verbleiben. An demselben Abend habe Fürst Gortschakoff einen neuen Kourier nach St. Petersburg abgefihiet und am 6. Jänner Durch den Telegraphen folgende buch­stäbliche Antwort erhalten : Entrez dans la discussion des 4 points, (Gehen sie in die Diskussion der 4 Punkte ein.) Hiervon habe er sofort den Grafen Buol benachrich­­tigt, und bietet wiederum die Gesandten Brantreichs und Englands , indem er zugleich diese beiden so­wie den Bürsten Gortschaloff auf den folgenden Tag, den 7. um 2 Uhr, zu einer Konferenz eingeladen. Etwas Näheres als obige Worte fehern. Die dem Gra­­fen Buol vom Fürsten Gortschakoff gemachte Mittheilung nicht enthalten zu haben. Die Konferenz vom 7. sei nach Vorlesung des Protokolls vom 28. Dezember mit der an den Fürsten Sortschakoff gerichteten Trage eröffnet worden , ob er auf dieser und Feiner aus deren Grundlage zu unterhandeln ermächtigt sei. Derselbe hatte Darauf zwar noch eie­nige Vorbehalte machen wollen, da er aber die Mederzeugung gewonnen, daß der Bes­chluß der drei Mächte unabänderlich feststehe. Habe er Die Grundlage sowohl im Allge­­meinen wie jeden einzelnen Punkt derselben mit dem einzigen Wort angenommen : J’adhere. (Ich pflichte bei.) Somit, meint der Berichterstatter Des Cras, sei in dieser ere­sten Konferenz die Grundlage der Unterhandlungen festgestellt worden und es werde nun zu näherer Diskussion und Definirung der Details geschritten werden. Da sei denn al­lerdings vo rauszusehen, daß bei Erörterng des dritten Punktes, der Die „Ne­­vision des Vertrages von 1841 im Sinne des europäischen Gleichgewichts und um Mailands Medergemicht auf dem [chwarzen Meere einen Zügel anzulegen," verlangt, id noch gewaltige Schwierigkeiten erheben würden. Wien, 12. Jänner, (Bol­­dig.) Man erzählt zum Mindesten, daß Graf Ar­­nim Namens seines Gouvernements neuerdings hier Anstrengungen gemacht hat, um eine bestimmte Zusage in Betreff der Zuziehung Preußens zu späteren Conferenzen zu erlangen, Daß ihm Darauf aber geantwortet sei, wie das Fernbleiben von allem Handeln und die hierdurch bedingte mangelnde Gemeinschaft mit­ den pacise­renden Mächten auch das S Fernbleiben von den Unterhandlungen zur Folge haben müsse. Leider werden wir bei dieser Gelegenheit überhaupt das Taktum zu Fonftalleen haben, daß in dem diplo­­matischen Verkehr der drei Dur­­ben Vertrag von 2. Dezember verbündeten Mächte mit Preußen im Augenblid nicht jenes freundliche Entgegenkommen herrscht, wie dies noch bis vor Kurzem der Tat. Wenn hier einerseits die mehr erwähnte Note des fran­­zösischen Minister Drouyn de Chuys vom 27. Dezember in Beantwortung der preußi­­schen Depesche vom 19. Dezember wegen der Entschiedenheit des Tones ein gerisfes Aufsehen machte, so lautet nun aber umgekehrt die ablehnende Der­perche des Ministerpräsidenten 9. Manteuffel vom 5. Jänner, welche die österreichische Aufforderung vom 24. Dezember zur Mobilmachung eines Theiles der preußischen Armee­ sc. beantwortet, nicht weniger entschieren. Bis sehr zeigt sich freilich Die Ente­chiedenheit nur, um es so auszubrüchen, im Negiren wesen, was von der anderen Seite gefordert wird. Doch ist Dies wahrscheinlich nur ein Anzeichen der beginnenden Entschie­­denheit auch im Fordern selbst, wobei man andauernd die Möglichkeit im Auge behält, daß es für den Fall des Krieges Über das Trühjache Hinaus leicht in der Absicht der Westmächte, und selbst unseres Kabinett liegen möchte, eine bestimmtere Parteinahme Preußens zu fordern. Das von hier aus gestellte Verlangen, ein Truppenkorps nach der russischen Grenze hin aufzustellen, bildet immerhin fon den Anfang davon. Es wurde vor Kurzem von hier aus Die Nachricht verbreitet, wonach der Für­sSottfcharoff dem Oberst von Manteuffel eine bindende Erklärung Namens seiner Re­­gierung dahin abgegeben haben soll, daß ein Angriff Neußlands auf Oesterreich niemals beabstätigt werde, so daß also der für die Hülfsleistung Preußens vorgesehene Fall niemals eintreten würde. Wir glauben allerdings die Thatsache bestätigen zu dürfen, daß Fürst Gottschatoff wirklich sich in dem erwähnten Sinne erklärt habe; allein es ist darüber keinerlei bindendes Schriftstück in diplomatischer Form ausgewechselt worden, und es entbehren daher diejenigen Schlußfolgerungen der faktischen Basis, welche hier­aus bereits auf das Vorhandensein einer Art von Vertragsverhältnis zwoischen Preußen und Rußland glaubten schließen zu dürfen. Kriegsschauplatz.­ ­ Untere Donau.Während vor Sebastopol wichtige Ereignisse schon seit beinahe einem Monat nicht voelain entstehen die Russen mit einem Male wieder in der Dobrudscha,und haben dort die Offensive gegen die Türken w­iederergriffen.Als vorbeiläufig einem Jahre General Lüders

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