Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1855 (Jahrgang 2, nr. 1-27)
1855-01-27 / nr. 24
5 BASEL ro. 24. ÉS INTÉZET 5/ 9 eg N An za AbendblattdesPesterLloyd. Samstag,27.Jänner. a B Vet, 1855. * Meft, 27. Jänner. Die Nachrichten über das gegenwärtige Stadium der diplomatischen Verhandlungen laufen heute spärlich ein. Gleichwohl sind die meznigen nicht ohne Interesse. So wird aus Frankfurt Cop. 22. ver „Leipz. 3." geschrieben : „In der heute stattfindenden Sigung der vereinigten Ausschüsse ver Bundesversammlung wird dem Bernehmen nach der F. f. Bundespräfivialgesandte im Auftrage seiner Regierung den Antrag auf Mobilmachung wenigstens der Hälfte der Bundeskontingente und auf Ernennung eines Bundes-Oberfelderen stellen.“ Aus Wien, Cov. 25. d. schreibt man uns: Gestern soll zwischen dem Graffen Buol und dem Fürsten Gottscharoff, und heute Vormittag zwischen dem Grafen Armin und dem Gesandten Rußlands eine lange dauernde Besprechung stattgefunden haben. Was über den Friedenskongreß verlautet, scheint auf einem Irrthume zu beruhen, es werden bloß die bisherigen Verhandlungen fortzgefebt. Was man daher über die Missionen von Seymour, Granville und Bulmwer für England, von Thomenel (dem Unterstaatssekretär im Ministerium des Neußern), von Flahaut und Morny für Frankreich aussagt, ist gleichfalls unbegründet. Die hiesige Diplomatie der Westmächte reicht zur Fortührung der im Aussicht stehenden Verhandlungen hin. Der "A. A. 3." wird aus Paris geschrieben: „Die beiden Kabinete von Paris und London haben vielmehr ihren betreffenden Repräsentanten in Wien die bestimmteste Weisung zusammen lassen bis zur Ernennung eines eigenen Bevollmächtigten der Pforte, behufs der fraglichen Verhandlung, sich jeder weitern Besprechung mit dem Fürsten Gottschatoff sorgfältig zu enthalten. Erst wenn die Pforte durch den erwähnten Bevollmächtigten gehörig für die einzuleitende Verhandlung vertreten sein wird, sollen dem Baron 9. Bourqueney und dem Lord Westmorland die erforderlichen Bollmachten zugefhtet werden. Es steht somit zu erwarten, daß die gemeinschaftlichen Konferenzen nicht vor der ersten Hälfte des Monats eher beginnen werden. Unterdeffen werden die Negotiationen zwischen Oesterreich und den Westmächten,, wegen Abfchließung der durch Artikel 5 des Allianzvertrages vom 2. Dezember stipulirten Militärkonvention rasch betrieben, und unwahrscherlich vor dem Beginn der andern diplomatischen Konferenzen geschlossen sein. Um öffentlich zu beurkunden, daß Oesterreich prinzipiell, laut dem Artikel 5 des Alianzvertrages am 2. Dezember, bereits im offensiven Bund mit den Westmächten sieht, wird der Kaiser von Oesterreich einen seiner Generale als Militärbevollmächtigten bei dem Kaiser der Franzosen beglaubigen. Die amtliche Anzeige davon ist dem Hofe der Tuilerien vor wenigen Tagen aus Wien zugenommen. Der Militärbevollmächtigte wird die besondere Aufgabe erhalten, im Einvernehmen mit der französischen Regierung, auf Grundlage der zur Stunde in Wien verhandelten Militärtangention, den weiteren Operationsplan zu verabreden. Was Preußen betrifft, bestehen die beiden Westmächte, mehr als jemals darauf es von der Theilnahme der gemeinschaftlichen Konferenzen mit Mailand so lange auszufuß liegen bis er förmlich dem Allianzvertrag vom 2. December beigetreten sein wäre, wozu Der Berliner Hof sich wenig geneigt zeigt, indem vielmehr Herr von Usedom Fürzich die erneuterte Weisung aus Berlin erhielt, Das Kabinet von S. James zur Abschließung eines Separatsertrages zu bestimmen.“ In einer anderen Pariser Korrespondenz desselben Blattes heißt es : „Die Verhandlungen welche mit Piemont über deisen Anschluß geführt worden, haben einen neuen Beweis geliefert wie eng die Beziehungen zu Deftererich geknüpft sind. Diese Verhandlungen wurden begreiflich, sehr geheim geführt und es lag, da ein Anschluß an Das Bündnis der Westmächte unter sich und nicht an das Bündniß der Westmächte mit Desterreich in Aussicht genommen war, seine zwingende Veranlassung vor, an Oesterreich auch nur im allgemeinen eine Mittheilung zu machen. Gleichwohl haben die Westmächte, und zwar, was ebenfalls erwähnt zu werden verdient, mit ausbrüchlicher Gutheilung Piemonts, es für ihre Pflicht gehalten, ihren Dezemberverbündeten von der Anknüpfung , dem Fortgang und dem Abschluf der Verhandlungen fortlaufend in Kenntniß zu fegen, und es darf hinzugefügt werden, daß Oesterreich seine lebhafte Befriedigung über den Inhalt und Die Zwecke des betreffenden Vertrags ausgesprochen hat." ER 24 Usber von „Ernst ver ruffischen Zugeständnisse” sagt der Leitartikel vieler Blatte : „Oesterreich stellt ihn nicht in Abrede, aber es wartet die praktischen Beweise ab; es hat Frantreich und England angegangen den Ernst des Gegners, den Frieden auf solcher Basis zu unterhandeln, unbefangen zu erproben, wobei es selbst, in ungetaübtem Einvernehmen mit den Seemächten,, auf nachhaltige Bürgschaften für das einvernehmlich Gewollte zu bringen verpflichtet ist. Friedensaussichten sind vorhanden, wir leugnen sie nicht, ein sicheres Unterpfand aber no nirgends. Unser Vertrauen auf das wirfliche Zustandekommen des Friedens beruht weit weniger auf fremder Zusage als auf dem Bewußtsein der Kriegsmacht, der Kriegsbereitschaft, der mächtigen Heeresaufstellungen Oesterreiche. Je mehr Deutfälend von seiner rosigbildenden Politik zurückkommt, je tiefer bei seinen Schiften und bei der Nation die Meberzeugung Wurzel faßt, daß der bedrohliche Charakter Der Verhältnisse, welchen die Gesammtheit des Bundes am 9. Dezember vorigen Jahres anerkannte, noch weitaus nicht gehoben ist, um so dringender wird der Mahnruf sein, endlich von dem unbedingten Vertrauen auf Worte und Abeiten, auf fremde Zusagen und den eigenen edlen Willen zu dem wirksamen und einschneidenderen Vertrauen auf die eigene Kraft, die gemeinsame, wahrhafte, imposante Macht überzugehen, gede Rüstung, jede Mobilisieug, jede ernste Vorbereitung des Bundes zum Krieg ist bessere Bürgerung des Triebenswertes als tausend Elihu Burrits ins Diplomatische überlebt. Mot Oesterreich steht, wo das Kaisers Franz Joseph rechtsübende Doppeladler aufgepfl nzt sind, da sollen fürwahr Zweifel ob die „ausgesprochene Absicht der Erhaltung des europäischen Gleichgewichts nicht eine Umgestaltung der völkkerrechtlichen Verhältnisse Europas” bemänteln dürfte, nicht aufkommen! Statt und damit zu beschäftigen, Männer zu verkleinern, die auf dem Schlachtfeld, wie in der Diplomatie, einen ehrenvollen und bedeutenden Nuffid erworben, die zu den Luftrationen des britischen Adels gehören, wie Graf Westmoreland, der treffliche Repräsentant alter grifter Loyalität, beschäftigen wir uns Lieber damit Deutschland, Dem Bunde eine achtunggebietende Stellung zu sichern , das Bundesheer zu mobilisiren und einen Bundesfelderen an die Sorge zu stellen." Siriegsichanp laß ten an der Ausbesserung ihrer durch den heftigen Regen theilsweise zerstörten Belagerungs-Arbeiten zu hindern. Am 13. führte sich in der russischen Armee Nieman, sein Schuß fiel, man feierte in Sebastopol ven Neujahrstag und vie Wieverkehrter beiden Großfürsten Nikolaus und Michael. Von don Höhen des englischen Lagers aus sah man die russischen Truppen zur Parade augrüden. Die HN haben der Festungsarmee einen kaiserlichen Gruß aus Petersburg mitgebracht. Die Generäle Peliffier und Niel sollen noch im festen Drittel b. Monats auf dem Kriegsschauplage eintreffen. Er hieß General Canrobert habe in seinen jüngsten Depeschen, welche einer seiner Adjutanten eigens nach Paris gebracht, von Kaiser Napoleon um die Zutheilung dieser energischen, erprobten und fähigen Männer gebeten. Sobald sie eingetroffen, dürften die Operationen gegen Sebastopol mit Ernst beginnen. Man fühlt zu sehr die Nothunwendigkeit, den Unmutl der Soldaten dadurch zu besänftigen, daß man ihnen die Gelegenheit gibt, ihre Kampfluft zu befriedigen. Es heißt wemzufolge fest, daß man nicht warten will bis die Zernirung Sebastopols vervolständigt und die im freien Felde stehende russische Armee zurückgeprängt ist. Man will ven zum Fall reifen füll den " Sebastopol" nehmen und von da aus versuchen, die Flotte im Hafen zu zerstören. " Die Feldherren der Alliirten Raglan und Canrobert,haben am 11. seit 14 Tagen wieder einmal die äußersten Belagerungsarbeiten besichtigt und wurden von den Soldaten mit Jubel empfangen.Ueber die Bewegungen der Schiffe der Allierten erfährt man verläßlich,daß dieselben am 25.Jänner sämmti sich die bisherigen Stationsorte verlassen und zur scharfen Blockade der russischen Häfen im schwarzen Meere schreiten werden.Auch die in Konstantinopel befindlichen Schiffe werden zu diese erwecke in See stechen.—Einige türkische Offiziere, welche mit Omer Paschaiuus dem Lager von Sebastopol nach Varna zurückkehrten, entwerfen von der dortigen Situation bei Weitem nicht ein so ernstes Bild,wie manche Nichtmilitärs.Sie behaupten,daß die türkischen Truppen bei Kalafat bei Wettern nicht so gut daran waren,wie die Allierten.Das Terrain bietet allerdings sowohl für die Belagerungsarbeiten als für die Bequartierung große Schwierigkeiten dar.Aber die Franzosen haben sie bereits überwunden,,und was die Engländer abbelangt,so lassen ihre fortifilatorischen und Trancheenarbeiten keinen Tadel zu;—nur mangelt es ihnen antichtigen Offizieren und an einer guten Feldinstruktion,von welcher man im englischen Lager keinen Begriff zu haben scheint.Es ist auch Thatsache,daß jeder einzelne englische Soldat beim Marketender menag irt und von den egyiptischen Fleischtöpfen der französischen Soldaten keine Idee hat.Mancher dieser wackern Bursche hat seit Monaten keine warme Suppe genossen.Nur die englischen Matrosen machen eine Ausnahme hievon und halten sich beim Abkochen an das Schiffsreglement.Es darf daher Niemanden wundern, wenn es unter den Engländern so viele chronische Krankheiten gibt,während unter den Franzosen nur akutischeUebel vorherrschend sind.Der Schnee,welcher jetzt das Belagerungsplateau bedeckt,ist den Allierten sehr nützlich.Sie schaufeln ihn zusammen und maskiren derart ihre Arbeiten,daß die Russen häufigere Ausfälle machen müssen,um Rekognoszirungen vorzunehmen.Nur diesen Schneemassen wird es zuzuschreiben sein,wenn die Alliirten ihre Trancheen noch näher an die Mauern anbringen werden. »Unsere Nachrichten,«schreibt die,,J J«:"lt.Zig.«,»reichen aus der Krimm bis zum 8.,melden aber,daß die Alliirten außer«einigen Rekognoszirungen ist dherss najathale weder ihre Operationen eröffnet haben,noch Seitens der Russen Angriffe zurückzuschlagen bemüssiget waren.Auch die neuesten Briefe liefernun sein ernstes Bild von der Situation der anglo-franko-türkischen Streitkräfte in der Krimm.Es dürfte sich wohl jetzt Niemand mehr täuschen,die Belagerung von Sebastopol gehört nicht nur zu den denkwürdigsten,sondern auch schwierigsten kriegerischen Unternehmungen aller Zeiten.Der verstorbene Marschall St.Arnaud erhielt durch das französisch militärische Kundschaftsbureau über die Lage der Dinge in der Krim meine falsche Information. Der Admiral Hamelin hatte dem gesunden Pienschenverstande Rechnung getragen und im Kriegsrathequarna die bekannten Worte gesprochen:,,Wenn die Russen das nicht einmal zerütrte und auch nicht regelmäßig belagerte Silistriaiicht erobert haben,so ist es nicht die Folge,daß wir die gewaltige Seeburg Sebastopol durch einen Handstreich nehmen.Von allen bei diesem Kriegsrathe anwesenden Generalen war Prinz Napoleon der einzige,welcher die Ansicht des tapfern Admirals getheilt hat.Und beide Opponienten haben an den heißen Schlachttagen in der Krimin beidesen,daß sie auch für eine halbverlorne Sache dennoch ihr Blut und Leben zu opfern bereit sind.Der General Camobell,welcher jetzt die durch ihre Bestimmung so wichtige Aufgabe zu erfüllen hat,setzte zwar bis zur Stunde die Belagerung des minder wichtigen Theils der Festungsmt und schlug alle Angriffe der Russen unter den ungünstigsten Verhältnissen tapfer zurück.Aber als erfahrener General kam er auch zu der Einsicht,daß er auf diesem Wege kaum zu seinem Ziele gelangen dürfte. Die Basis für das Unternehmen der Alliirten bildet bis zur Stunde das Meer.Die rückwärtigen Regierungen,die Intendanz und die Admirale haben das Ressersiegelhalh um das Landheer mit allen Bedürfnissen auf mögliche Weise zurüspkg.Der General Canrobert hat sich jetzt auch noch eine andere Basis zu gründen gewußt,die Waffenplätze Balaslawa,Kamieschbai und Eupatoriazdai in die Anhöhen des linken Tschernajaus erstieilen schon jetzt als Muster von rasch improvisorien festen Werte.Auch ist er mit brinireihigen Proviant reichlich versehen Neustens forderte es cibir,wie uns als bestimmt versichert wird,sechs Divisionen Packpferden 1500 Stück, mithin s000 Pferde, um den Feldzug gegn die Russen zu eröffnen.Esresird ferner behauptet, daß es immerhin unc im Bereiche der Möglichkeit ja sogar den Wahrscheinlichkeit liege,es werdee der südöstliche Stadtheil von Sebastopol in die Hände der Allmten fallen. Aber selbst nach diesem Resultate ist General Canrobert vollkommen im Rechte, zu fordern, daß man ihm diejenigen Mittel Kiefern, welche dazu gehören, um eine Armee operationsfähig zu machen. Als es sich vor zwei Jahren darum handelte, den Feldzug von Montenegro in die Herzegotoina und nach türkisch Albanien mit einer Streitmacht von 20.000 Mann zu eröffnen, wurden vom betreffenden Kommandanten 17.000 Pferde zur Disposition gestellt. Die Alirten in ver nicht einmal hinreichende Pferde zur Sortischaffung ihrer Beldge- Schwarzes Meer. 16.0. M. birt, jedoch verdoppelten Die Russen durch Ausfälle ihre Bemühungen, die Altiissrimm haben aber Direkte Nachrichten aus der Krimm reichen bi zum Schnee und Kälte hatten alle bedeutenderen Unternehmungen fufpen-