Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1855 (Jahrgang 2, nr. 28-50)

1855-02-15 / nr. 39

Abendblatt des : JE Ri­ch) Belt, 1855. a­s SUMe > Beiter Lloyd. Donnerstag, 15. Teer, ro. 39. * Mest, 15. Feber. Noch immer verfehle Zweifel, dasselbe Dunkel ü­ber das, was Preußen zunächt thun wird. So schreibt man aus Paris unterm 10. Seber ver „Bresl, 3.”: „Der Adjutant des Kaisers, General Montebello, unterhielt sich auf dem­ vor­gestrigen Hofballe sehr lange mit Herrn 9. Wedel, und man sagt, er habe sehr viel von der Macht gesprochen, die Stanfreih am Rheine entfalten könne. Der preußische Bevollmächtigte erkannte sehr wohl, wo hinaus man wolle, und lebte seinerseits Die Macht auseinander, welche Preußen entfalten könne. Hierauf wurde das Gespräch auf die große Tagesangelegenheit, auf den Kampf vor Sebastopol gelenkt. Man besprac­hie Eventualität eines Scheiterns der Krimmerpedition und die mögliche Rückwirfung des­­selben auf die Politik Mitteleuropas. In diesem nicht wahrscheinlichen Falle, sol­cher Adjutant Des Kaisers gesagt haben, ist unser Entschluß gefaßt, nous noierons Seba­­stopol dans le Rhin, (wir erlaufen Sebastopol in den Rhein), Herr v. Webell wird den eigentlichen 3wed dieses Gesprächs wohl erfannt haben. Man will eben auch dieseg Mittel versuchen, Preußen zu sich herüberzuziehen. Hier nennt man eg ficelles diplo­­matiques.‘ · Demzufolge sollte m­an nun meinen,die Westmächte verharrten auf ihren Anforderungen an Preußen.Ganz anders dagegen lautet eine Korrespondenz der »D.A.Z.«aus Paris.Sie sagt: »Die drei verbündeten Negierun­gen sind,«wie ich vernehme,aus mehren Grün­­den bereit,die von Preußen wiederholt angebotene Neutralität anzunehmen.Er­­stens,weil Oesterreich ebenso wenig wie das gesammte Deutschland eine Feindseligkeit gegen die hervorragende deuts­te Großmacht zuzulassen oder gar selbst unternehmen könnte:zweiteng,weil die Verbündeten hoffen,daß sie den schwierigen Kampf durch die eigene Kraft und durch untergeordnete Allianzen,die im Werden begriffen sind,ver­­stärkt,ohne Preußens Mithülfe rühmlich zu Ende führen werden,endlich hält man sich für überzeugt,daß es den drängenden Verhältnissen gelingmmr­e, Preußen auf den ihm zuständigen Weg der Thaten zu bringen,für den es durch die diplomatischen Bemühungen ver drer verbündeten Kabinete bisher nicht gewonnen wer­­den konnte.«« Es stimmt dies mit der bekannten Aenßerung überein,die man dem Grafen Buol in den Mund gelegt,Und wo mach es eben Preußen überlasset­ bleiben sollte: — zu thun was ihm beliebte. . Uebrigens bringt auch die heutige Post Nachricht von Rüstungen der einzelnen Bundesregierungen.Die in Hannover versammelte Militärkommission,aus Offizieren aller Rangklassen zusammengesetzt,beeäth über die neue Organisation der Infanterie und insbesondere darüber,ob dcie nach preuss­sischem Muster eingeführte Regimentseintheilung der Infanterie beibehalten wer­­den soll,oder ob man zu dor Formation in Bataillons wieder zurückkehren will. —Die mit Ankauf von Pferden beauftragten Offiziere sind bereits in die Provin­­zen abgegangen,täglich treffen Trupps gekaufter Pferde ein;die nöthige Mann­schaft an Artillerie und Trainist einbaufen. In Gotha hat die Staatsregierung am 12. b. beim Landtag eine neue Kreditsforderung eingebracht, und es ist sein Zweifel, daß die Bewilligung versel­­len unverzüglich erfolgen werde. — Hither gehört auch das Zusammentreffen vieler kommandirenden Generale in Berlin: der Generale v. Graboniw, v. Hirsfeldt und v. Werder, angeblich um an den Berathungen über das Feuergewehr unter dem Borsig des Prinzen von Preußen theilzunehmen. Was unser Wiener Rekorrespondent (DBergl. das heutige Morgenblatt , b. Med.) Über die Hoffnungen bezüglich des Vertritts von Schweden berichtete, erhält durch folgende wichtige Korrespondenz aus Stodholm in der "D. Allg. 3" seine volle Betätigung. Wir lesen darin : „Der Verkehr, den der englische Gesandte nam­entlich in legterer Zeit in unserm Kabinet mehrfach, und wie es ihnen, sehr intim hatte, beginnt Tag für Tag abzuneh­­men und an die Stelle des „fern gesehen“ Dafür der österreichische Gesandte,, General­major Baron v. Langenau zu treten. 34 fah denselben erst gestern, wie er auf Kent plaftend, Im aus seinem Wagen flieg­end, mühsam auf sein Hölgernes Bein sich flüßend (er hat bekanntlich) In dem Feldzuge des Jahres 1849 einen Fug durch eine Kanonen-­­ugel verloren), die breiten Treppen zum Aufgang in die Appartements des Ministeriume bes Neufern erflimmte, und er vergeht nun beinahe sein Tag, wo er nicht bei irgend­einem der Minister im vertraulichen Umgange gesehen wird, wogegen der ruffische Ge­­sandte mit ihb­ätverhehltem Unmuthe fi tagtäglich mehr von dem hier lebenden Diplo­­matischen Korps mit alleiniger Ausnahme des preußischen Gesandten zurückzieht. Die entschiedene, unzweideutige Politik des Wiener Kabinets hat eine so beruhigende Wirkung und zugleich einen folgen Einflug hervorgebrach , dag man in Stocholm demselben unmöglich sich länger entziehen zu Finnen glaubt. Allgemein heißt es, daß, was bisher die französische Diplomatie und das etwas süroff mit der Foderung einer Mitbetheiligung aufgetretene England nicht zu erzielen vermochte , nun der gesehmeidigen und so gewichtigen Kabinetspolitik Oesterreichs nicht unmöglich geworden wäre, nämlich Schweden der Allianz vom 2. Dezember 9. 3. bei­fügen zu können, Ja, es gebt das Gerücht schon so weit, daß es heißt, die Regierung hätte wichtige Depeschen aus Paris erhalten, die an sie die Anfrage stellen,, ob es ihr nun, da Die gewissen Bälle, die schon im vorigen Jahre einer Unterhandlung unterzogen waren, eingetreten sein dürften, wo nit nothwendig erfahrene, dem Offensiv- und Defensivallfangvertrage der Xiestmächte beizutreten, und daß unsere Regierung eine auf Grund der Befürwortung des österreichischen Gesandten Höchst günstige Antwort gege­­ben hätte, worin den kriegführenden Mächten in nächste Aussicht gestellt wäre, wenig­­stens 60.000 Mann von den Kerntruppen sowie die vereinigte schmedische und norwe­­gische Flotte zur beliebigen Verfügung stellen zu wollen, die an alle­­ Orten und gegen jede Macht, die mit Rußland zu gehen geneigt wäre, operiren Fünfte. Es soll zu diesem Behuf,ein geheimes Medereinkommen getroffen­ werden, wonach diese verbündeten Großmächte für künftige Zeiten Schweden gegen jeglichen Feind zu fügen hätten. England, heißt es ferner, wird, und zwar allein, sobald er nur die Frühjahrsmwitterung gestattet, wieder die strengste Blodade der russischen Dstterküste sor­wie des weißen Meeres bis Archangel aufnehmen, wodurch es von Rußlands Seite nu­ möglich wird, in irgendeiner Art Schweden zu bedrohen, während Branfreich zu Lande ü­ber den Rhein und mit Schweden gemeinschaftlich zu Wasser wirken könnte, um dem­ Doppeladler Oesterreich8 Den erforderlichen freien Spielraum zum Schwunge feiner Flügel zu bahnen. Go sind Die dermaligen Konjunkturen Schwedens, 34 glaube, daß dieselben jebt noch keine wirkliche Bedeutung haben; daß sie aber auftauchen und in Der mannichfachsten Weise besprochen werden, ist ein deutlicher Beweis, wie nach und nach die Neutralitätspolitik in Blandinan den Boden verliert und wie Die Meinung allgemein ak­ive Betheiligung an dem Kampfe gegen Rußland verlangt. Man erinnert sich hier noch gern an gemisse territoriale Movifikationen, welche für Schweden allerdings eine ungibersiehliche Anziehungsfrift haben und seine bewaffnete Theilnahme am Kampfe gegen Rußland verbürgen würden. Daß Dänemark diesem Bunde gleichfalls beitreten werde, liegt wohl, seit das rafsenfreundliche Kabinet dort gestürzt ist, außer Zweifel." Aus London wird vom 13. b. telegraphirt : Der , Globe" meldet, Lord Clarendon versicherte einer Kaufmannsreputation, die Donaublofa­de se sofort aufgehoben worden, die übrige Blofade werde streng steng gehandhabt. SKriegsshanplag: Schwarzes Meer. Die "Assemblee Nationale" erklärt in einem Artikel die Berluste, welche die englische Armee in der Krimm erlitten hat und glaubt, daß die „Times“ in ihren Berichten übertreibt. Die Engländer waren nicht starr­ genug, um den Dienst in ihren ausgedehnten Werten allein zu bestreiten, und da sie durch Krankheit und Noth allerdings starr gelitten, mußten die Werfe bis zur An­­kunft der Verstärkungen der Franzosen überlassen werden. Die französische Armee sei seit 80.000 Mann starr, und künne diese Last ohne allzu große Anstrengung übernehmen. Es seien übrigens Anstalten getroffen, die Arbeiten soviel als möglich zu beschleunigen, und daß man zu dem mit Ungenuld erwarteten Resultate­ schneller gelange. Wir wissen, sagt die „Assemblee Nationale", ohne int ver Lage zu sein, ir­­gend­welche Detail zu geben, vas die lekten Nachrichten, die der Regierung zus famen, befriedigend sind. Bald werden wir von einem Sturm auf Se­bastopol hören, und daß der Theil­ der Festung, vor dem wir lagern, in unsere Hände gefallen ist. Es wird vielleicht eine zweite Belagerung, die der Norpfeite, zu­ machen sein, aber bas wird schon an und für sich ein wichtiges Ereigniß für die Bortfegung der Operationen sein. Die Dienste, welche die Front-Tireurs in der Krim leisten, sind bekannt ; sie verschafften ihnen von Beinamen colonne infernale. . Dieses Korps ist reorganisirt worden. . Sein offizieller Name ist Fünfzighin Corps d’Eclaireurs d’elite; seine Kompagnien sind stets stark gewesen und­ sind seitdem, verdoppelt. Zu den vorhan­­denen aus Freiwilligen aller Waffen bestehenden Kompagnien hat man die ganze Kompagnie Zuaven und mehrere Kompagnien Boltigeurs der­ Division Bouat hinzugefügt, General Canrobert­ hat den Kommandanten Le Bellefond zum­ Chef des neuorganisirten­orps ernannt. Unter ihm stehen aus den übrigen Infanteriek­­orps sorgfältig ausgewählte Offiziere, Tuccos , Zuaven, Liniens­ und Marine­infanterie sind Darin vertreten. Die Beteiligungsarbeiten bei Eupatoria gelten nicht blod ver Stadt, sondern zugleich einem verschängten Lager für­ 40.000 Mann. Schon Anfangs Männer waren 3000 Arbeiter, theild Türken, theild Tataren, ferner zwei Martiner Sunfanteriekompagnien, 50 Matrosen und 20 Sappeurd unter dem französischen Gentefapitän Serval an den Werfen thätig. Eupatoria ist bereits auf zwei Drit­­teln mit einem vier Kilometer langen Erdwalle umgeben , der mit 35 Gefügen von den am 14. November hier gestrandeten Schiffen versehen ist. Der „Times“ wird unterm 8. November telegraphirt : Der Großfürst Mi­c­hael­ liegt wo immer fieberfrank,in Chersonnes darnieder, Großfürst Nikolaus befindet sich in Sebastopol. Dem russischen Heere fehlt es an Borruthen. Aus Balaklama wird geschrieben: Am Abend des 21. Jänner herrschte eine vollkommene Windstille, die Schneewolfen hatten einem reinen Himmel Plat gemacht und die Sterne spiegelten sich in den geglätteten Wogen, da­mit einmal erscholl­ter Ruf: „euer! Feuer " und um den Hafen erhob sich ein starrer Tu­mult, der um so mehr anwuchs, da man erfuhr, daß auf der „Arabia“ Feuer auss gebrochen wäre. Denn es war bekannt, daß dieses Transportschiff 20.000 Ztr. Pulver an Bord hatte. Admiral Bruat eilte selbst herbei, traf die nöthigen Anord­­nungen und in wenig Augenblicken warfen es 200 Matrosen in die Boote, die mit voller Anstrengung dem Schiffe zuruderten ,­ Daßfelde erkletterten und nun mit Riesenkräften an die Arbeit gingen. In weniger als einer haben Stundermar der Brand glüclich gekämpft und nan darf si hier wohl der gewöhnlichen Nerendart bedienen: „Ein Glück war’s, daß das Feuer bei Zeiten gelöscht werden konnte!" Da­ die beim Löschen des Feuers thätigen Matrosen sowohl von General Canobert als Lord Naglan sehr ansehnliche Belohnungen erhielten, versteht sich von selbst. Am 25. inspizirte General Canrobert die von der Marine am Strande aufgeführten Befestigungen, und­­ prag sich sehr befriedigend darüber aus, zugleich verlangte verfellte von der Marine dreißig Gefüge und die dazu nöthige Munition. Aus Marseille schreibt man dem „Herabo“, daß General Ganrobert alle französischen Zeitungskorrespondenten aus dem Lager verwiesen und allen Off­i­zieren verboten habe, ihre Privatbriefe veröffentlichen zu lassen. Eine ähnliche Mairegel ist schon früher — wie im vorigen Jahre im türkischen — so auch im englischen Lager verfügt worden, einem seit unseren Tagen allgemein verbreiteten Gerüchte Glauben schenken, so ist davon Die Rede in unserem Departement ein Lager von 100 bis 120.000 Mann zusammenz 9. Deber berichtet: « Wir lesen im»Monitenr«vom 11.Feber:Der­,Duperro«­hat au­f der Rhede von Kamiesch Anker geworfen;er fährt 950 Passagiers(Militäre),32 Baraken,bei 1000 Bomben und 320 Füßchen Pu­lver am Bord.Der­,Panama«« bringt 120 Passagiere und Armeematerial(Lagergegenstände und Werkzeug). «Paris,11.Feber.Ein kaiserliches Dekret ratifizirt wieder mehrere Verlei­­hungen der Ehrenlegion und der­ Ehrenmedaille,welche General Canrobert in der Orientar­mee verfügt hat.—Durchkauf.Dekret Vom 9.Feber sind der Finanzmi­­nister Herr Magne und der Ackerbauminister Herr Rouher zu Mitgliedern der Ausstel­­lungskommission ernannt.In Abwesenheit des Prinzen Napoleon und des Staatsmi­­nisters wird Herr Magne den Vorsitz fül­ren.Ferner meldet der»Moniteur«den Sub­­skribenten zum Ansehen von 500 Millionen,daß die Rückgabe der Certifikate und die Rückzahlung der überschüssigen eingezahlten Summen vom 12.an in Paris und in den Departements erfolgt. Der Independant „de la Moselle" (Mep) vom Wenn wir .

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