Pester Lloyd - Abendblatt, April 1855 (Jahrgang 2, nr. 79-102)

1855-04-20 / nr. 94

T­RR­ELeN A cYtlceitash2«0.«;.Zinril. Nro.94. Pe, 1855- eng Zlbendblattdeseer" Im: „Monitene“ vom 17. b­­iefen wir: in General Banrobert fehreidt vom 10. Morgens , das Abends zuvor das Yener aus allen französischen und englischen Batte­­rien gegen dem Mat eröffnet worden se. An diesem ersten Tag betten: die Belagerer die Oberhand, und der allgemeine Eindruch war bei den alliirten Armeen ein sehr günstiger. Wir lesen in der „Wiener Zeitung“: „Verläßliche aus dem Lager der Alliirten hier eingegangene Nachrichten aus­ der Krimm vom kt. d. Mt. besagen, da die Ver­­bü­ndeten in­ der Nacht vom­ 13. auf den. Ka. einen bedeutenden Er­­folg auf ihren linken Angriffslinie gegen­ die Nuffen hatten, beg­­tere. wurden zweimal aus ihren stark befestigten Sinterbalten ver­trieben , welche von den Verbündeten befeßt blieben. Dieser er­langte Vortheil erlaubte den Verbündeten die Krone der Berg­schluchten zu befestigen, und so eine Position zu gewinnen, welche ihnen von bedeutenden Nußen sein wird und sie der Festung sehr nahe rückt.“ Telegraphische Depeschen der „Defterr. Korrespondenz“. Petersburg, 12. April. Ein Latterliches Manifest ist erschienen; dasselbe ent­­hält 214 Paragraphe, womit den Unterthanen am Auferstehungstage verschiedene. Erlasse soll Schuldigkeiten, " Verzeißung mancher nicht politischer Verbrechen und mehrere, ander­­weitige Erleichterungen gewährt­ werden, Nachtrag zur leßten levantinischen Pol. Athen, 13. April. Der Redakteur der „Hoffnung“ is von der Anklagekammer des Zuchthaus-Polizeigerichtes Freigesprochen worden.­­ Am. 10, als am. Jahrestage ‚des Befreiungskampfes, war Hoftafel. Das Näuberummwesen in den Provinzen gestaltete, sich einige Besorgnisse erregend. Beirut, 3. April. Im Jerusalem wurde Der. Herzog und die Herzogin von Brabant erwartet. Heuer treffen dort sehr zahlreiche Pilgerscharen­ ein. Konstantinopel, 10. April. Der­ Artilleriegeneral Mehmed­­ Tahtt meldet, daß er den Kurden 1400 Mann getödtet und 500 gefangen, dam ihre festesten Positionen inne habe. Sinope und Rhodus sollen befestiget werden. "Im­ Damaskus sind am 29. 9. M. blutige Streitigkeiten zwischen Bewohnern zweier Stadtviertel entstanden, aber doch Verhaftung, der Rädelsführer beigelegt worden. Die Engländer werben in der Provinz Damaskus Barchiborufs Für ihren Dienst. « Triseft,19.A)­pri­l.Die Waarenpreiseiparen fast durchgehends solche in der vorigen Woche,nanetreide und Oelwaren im Preise niedrigen In Westgriechen­land zeigen sich­ wieder Spuren­ der Traubenkrankheit auf Korin­thenlaube. " IPest,20.April.Wo die Entscheidung so nahe,ist kein­ Feld für Konjektu­ralpolitik;ich­thun am besten,die wenigen Tage n­och zuzu­warten­,und bis dahin un­s auf bloßes Refeh­ren zu beschränken Nach unsern bei den Wiener Korrespondenzen zu urtheilen,hätte die österreichische Regierung die russischen­ Vor­­schläge für versöhnlich genug gehalten,u­m sie als Basis weiterer Verhandlungen zu benützen­,währ­end die westmächtlichen Gesandten­ erst neue Instruktionen zu­ diesem Wehufe abwarten s­ollten­.Unsere­ Korrespondent schreibt überdies: »Graf Buol soll dem­ Fürsten Gortsch­akoff,der gestern­ eine Separatbespre­­chun­g m­it ihm gehabt hat,erklärt haben,daß die russischen­ Gegenvorschläge aller­­dings geeignet seien,um als Grundlage weiterer Verhandlungen zu dienen,und Oesterreich­ dieselben daher auch in Paris und London unterstützen wolle,daß es aber für den Fall als dieselben von den Westmächten nicht gebilligt werden sollten,entschlossen sei,der Majorität beizutreten­.« Zur Orientirung lassen wir hier ein Schreiben aus Paris in der»K.Z.« folgen-Dasselbe lautet: «Der heutige Moniteurartikel hat die größte Sensation erregt Man zieht aus dem­selben­ den­ Schlu­ss,daß Frankreich u­n­d England nu­r dann Frieden machen werden, wenn Sebastopal aus der Reihe der europä­ischen Festu­ngen verschwun­den und die russische Seemacht im schwarzen­ Meere für immer vernichtet ist.Daß man in Paris und Lon­don sich von­ den Unterhandlungen­­ ein günstiges­ Resultat verspricht,geht übrigen­s deu­t­­lich aus dem ganzen Inhalt des Artikels hervor.Die Sprache desselben ist äußerst energisch und gewiß nich­t geeignet,den­ russischen Hof zu­ Konzessionen zu bestimmen­. Oesterreich w­ird am Ende des Moniteurartikels als bereits in­ den Kampf dargestellt .Dieses klin­gt für Ftth Wich und England ziemlich beruhigen­d;es­ scheint jedoch,daß man in­ Wien­ nicht ganz so denkt;denn heute hier an­gekommen­e Depefchen­ sprechen von einer wahrscheinlichen­ Neutralität Oesterreichs(?)Die»Stelle,die der heutige Moniteuaartikel Betreffs Oesterreichs en­thä­ltiindivor in­ die Verpflichtungen,welche diese Macht eingegangen­ ist­ hervorg­ehoben werden,soll damit im engsten Zusammen­­hange stehen und eine in­direkte Aufforderung für den Wiener Hof seithsich endlich zu erklären.Hier hält­ man die Lage der Din­ge für äußerst ern­st Selbst in den offiziellen­ Kreisen­ ist m­an in grosser Besorgniß,und die Deputirten­,deren Session bekanntlich gesternsschloss,haben unter der Hand die Weisun­g erhalten,sich bereitzuhalten,da m­ai­ derselb­en sehr leicht zum Votizen­ von Soldaten­ und Geldern benöthigt sein­­ könnte-« Die,,Vos.Z—tg»«in Berlin­ ein­thä­lt die Mittheiliug aus Wien:,",Man­­spricht hier—davon,daß,als die­ Vertreter der Westm­ächte in Verbindung mit den tü­rkischen Bevollmächtigten die Auffassung aufrechterhielten­,daß das Schwarze Meer überhaupt als neutrales Gebiet und -insofern- als für die Kriegsschiffe aller Nationen geschlossen erklärt werden sollte. Graf Buol erklärte, daß diese Auslegung ü­ber die Pläne und Absichten der­­ Österreichtichen Negierung hin­ausginge, und dab, falls für Durchfechtung‘­eler" desartigen­ Auslegung der Krieg von Seiten der M Westmächte sollte weiter fortgefeßt werden, Oesterreich einen aktiven Antheil an demselben fir jeßt nicht nehmen würde, &8 liegt auf der Hand, von welcher weitreichenden Wichtigkeit diese Nachricht, wenn sie ich vollständig bestätigen sollte, fein wide. *} Die nächsten Tage sehen müssen indeß Markett über die Lage verschaffen. In London­ ward gestern Kabinetsrath gehalten. Lady Nuffell, berichtet man uns aus Wien, trifft Vorbereitungen die Nesidenz zu verlassen. Ein Theil ihres Nette­gepädes wurde sehen der Nordbahndirektion zur DVerfrachtung übergeben. Die nächste telegraphische Deposche von der Themse wird daher, aller Wahrscheinlichkeit nach, über die Dauer der­ Konferenzen entscheiden. Zur Ergänzung der Situationsschilderung haben wir noch einer Nachricht zu erwähnen. Unfer G - Korrespondent berichtet : „Soeben verbreitet sich hier das Gericht, daß Preußen seine tolirte Stellung verlassen und mit Oesterreich einen Separatvertrag­ abgeschlossen habe. Sicher ist, daß seit einigen Tagen der diploma: a zwischen Wien und Berlin wieder eine große Lebhaftigkeit ge­­zeigt hat. Die Gerüchte von einem neuen Aufstande in den griechisch-türkischen Pro­­vinzen reduziren sich nach authentischen Berichten aus Arta von G. b. M. auf die Thatsache, daß Ahmet Paldha, der Kommandant von Arta, mit etwa 200 Mann eine Nekognosierung unternahm, weil sich griechische Deserteure auf tűris­chem Gebiete ansammelten und zur Erhöhung der Unsicherheit des Landes beitragen. " der" Straßen und Die Reise der französischen Minjestäten. Der „Moniteur“ meldet: „Der Kaiser und die Kaiserin sind heute (13.), Abends um 8%, Uhr, zu Calais angelangt. Sie wurden an der Station vom Präfekten des Departements und dem Bü­rgermeister von Calais empfangen. Eine zahlreiche Menge, auf dem Plage und in den Straßen versammelt, begrüßte ihre Majestäten mit ehrfurchtsvollen Zurufen.“ Nach einer Depesche aus Calais' von­ 16. April Mittags, in der „Independance Belge“ fuhren der­ Kaiser und die Kai­­serin in offenem Wagen von der Bahnstation nach der Stadt;: schifften fd. “am 16., Morgens um 91­ Uhr, im Hafen an Bord des „Pelifan “ sein) und traten aus verzüglich die „Fahrt nach England an. Diese Abfahrt wird von der "Abend" „Patrie“ mit dem V­erfügen bestätigt, daß das Wetter schon und die See ruhig war. Dasselbe Blatt meldet sodann nach einer ihm zugegangenen Privatdepeiche, daß Ihre Majestäten, nachdem sie dur die bei Dover amkernde Flotte hindurch­­gefahren waren, um 11 Uhr 39 Minuten unwohlbehalten in diesem Hafen an’g Land stiegen. Der Empfang zu Dover war glänzend. Die Majestäten Frühftn­d­en im Hotel des Lords Merden. Um 21. Uhr wollten sie nach London und Windsor abreten. Aus Lon­don schreibt man Der Kaiser und die Kaiserin der Franzosen kamen und­in­d ihr Nachm­ittags von Dover aus in­ London an Sie stiegen unter den begeisterten Zuru­fen der versammelten Volksmenge in die am­ Bahnhofe bereitstehenden Hofequipagen welche sie nach dem Bahnhofe der großen Westbahn brachten­,von­ wo sie sich direkt nach Windsor begeben.Hunderttausende von Menschen drängten sich zur Begrüßung der­ hohen Gäste auf den­ Strassen,Musik­­korps spielten­ französische Nationalweisen,die Häu­ser,an den­en die im offenen­ Wagen sitzenden Majestäten­ ihr Weg vorbeiführte,w­aren mit Tritoloren ge­­schmü­ckt,u­n­d ü­berall gab sich die freudigste Begeisteru­ng kund. .»Nur noch ein Paar Stunden nach Veröffentlichung dieser Zeil entf«, schreibt die,,Times«vom­ 16.April,,,w­ird der Kaiser der Fran­zosen,begleitet von seiner Gemahlin,der»Kaiserin Eugenie,auf britischem­ Boden landen,und der Herrscher,an deren«ereignis­reicher Laufbahn das britische Volk kein geringeres Interesse nim­mt,als seine eigenen Unterthanen­,wird der Gast unserer Königin und unserer Nation sein.Wie wir hören­,ist­ es der ausdrückliche Wunsch des Kaisers Napoleon,dass dieser Besu­ch in jeder Hinsicht den Charakter eines öffen­tis­­­chen und nationalen Ereigni­sses tragen soll.Mit richtigem­ und männlichem Gefühle hat er seine Absicht kundgegeben,sich dem en­glischen Volke zu zeigen und in eigener Person­ auf jen­e Dem­onstration­en von Gastlichkeit und Vertrauen zu antworten-welche geeignet sind,nicht nur ihm zur Ehre zu gereichen­,sondern auch die Grundsätze des großen Bittichi­sses zu­ stärken.Niem­als gab es eine Gelegenheit,bei­ welcher der Glanz des Hofes,zeremoniöser Pom­p,die ritterlichen Ueberlieferungen eine­s von­ den größten Personen der m­odernen Geschichte mit Stolz getragenen Ritterordens,der jubelnde Zuruf des vor dem großen Palaste des­ modernen Geh­erbsleißes versammelten Volkes und die altfrän­kische Gastlicht­keit der ersten City in der Welt angemessener angewandt werden konntenso als bei dieser außerordentlichen Zusammenku­n­ft.Der Charakter unserer Gäste und die Zeitumstände geben dem Vorfalle ein nie dagewesene Interesse. Der Man­­­,welchen die alten Hallen von Windsor heute empfangens wer­ den,ist nicht blos ein großer Potentat,wie der verstorbene Kaiser von­ Rußland, oder ein König wie Louis Philippe der anschein­end eine vertraute persönliche Freundschaft mit der Königin von England und­ ihrer Familie unterhielt.Louis- Napoleon kehrt vielmehr nach England zu­rück,als der Erwählte von 8.000,000 Franzosen­,der ii­ fester Hand jenes Seepters hält,welches den Händen der Schlauen und der Starken­ so oft entglitten ist,und der die Macht Frankreichs zu Zwecken­ und ZiEIM Verwendeh welche mit den von­ uns verfolgten­ über eine stimmen­ Stein­­person sein Wesen und seine Erlebnisse sind uns allen bekann­t, und obgleich er manchmal heftige politische Gegner unter denen gefunden hat,die am besten m­it ihm b­ekannt w waren so versagte ihm doch Niemand,der näher mit ihm verkehrte,seine persönliche Achtung Die Kaiserin Eugenie hat sich eben­so,wie er,in der englischen Gesellschaft bewegt;sie hat ihre Erziehung in Eng­­land empfangen.Und ist selbst die Tochter eines alten schottischen Hauses,wel­­­c ehes sie in nähere Verbindun­g mit dem Volke Großbritanniens bringt,alsi wenn­ sie von den Habsburgern­ oder den Vourbon­s abstammte. Diese persönlichen Erwägungen jedoch sinken vergleichsweise zur Unbedeutend­­heit herab im Vergleich mit dem politischen Bündnis­,dessen Sinnbild diee Zu­­sammenkunft ist.Andere französische Herrscher haben auf diplomatischem Wege ein Wü­ndniß zwischen den früheren westeuropäischen Nebenbuhlern­ herzustellen ve­­sucht,un­d es war n­icht unsere Schuld,wenn diese Bestrebungen nicht alle die,

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