Pester Lloyd, Juli 1855 (Jahrgang 2, nr. 151-176)

1855-07-01 / nr. 151

·""."" «5pest,30.Juni.· Fehlt auch noch der ausführliche Bericht ü­ber denunglückstag des 18.Juni,so enthalten doch die,seit dem­ eingegangenen telegraphischen Depeschen sowie die heu­te aus Paris und London angekommenen Listen der Todten,Verwundeten und Gefallenen so manche Elemente des Trostes. Die Depeschen beweisen,daß auch nicht ein einzigesdm am 7.Jini er­­rungenen Resultate verlorengegangen­,ng­"«von Russen eben gar Nichts weitergelungen ist,als die Rettung des Malakoffthurmes.Materiell genommen­ befinden sich die Verbündeten heute bereits in­ einer besseren Lage dermavargen des 18.Juni:ihre Batterien in den beiden erober­­ten Kieruchtredouteki sind stärker armirt und mit schwereren Geschützenvw­sehen;"an Kenntnis­ des Terrains und der zu überwindenden Hindernisse haben sie bedeutend zugenommen;die ANgrisss war iht durch schärfere Konzentrirung der Truppen erheblich gewonnen.Die Listen erhärten,daß der Verlust der Anglofranzosen,so schmerzlicher ist,de­ jn doch weit hinter den anfänglichen Befürchtungen zurückbleibt.Als die erste amtliche Angabe, die nach London gelangte,eine Einbuße von­4000 Mann konstatirte,be­­sorgte man,es sei hierbei nur von der britischen Armee die Rede:russen­­freundlich­e Blätter,wie die»Berliner Kreuzzeitung«,ließen ihrer Phantasie schon so frei den­ Zügel schießem daß sie jubelnd verkündeten,die Franzosen müßten im entsprechenden Verhältnisse, mindestens einen Aderlaß von 8000 bis 10.000 Mann erlitten haben. Jecht weiß man, , genau 4633 — den blos die Todten, wohl deutung des Tages Lage diejenige daß Gesammtbetrag daß entscheidendem Einflusse sein könnte. Mit Necht erinnert die heutige von Wellington des Jahres 1812. Auch Mamelon oft im einander den Rang an Wuth streitig genug, zurückruft, über und 2000 Mann waren gefallen, um daß obige Ziffer­n der Todten, Verwundeten und Ber­­mißten beider Heere umfaßt, wovon genau 1300 auf das englische Heer entfallen. Vom numerischen Standpunkte aus betrachtet, ist daher der Ber huft der Verbündeten noch kaum so groß, wie derjenige, den sie im ver­­gangenen Sommer und Winter Gang und Klang wie ohne Ruhm wurde so gewaltige Opfer Toftet, im Verlaufe die Seuche und e, Ohne oft genug binnen kurzer Frist in Barna wie in Balatlama und Kamtesch die gleiche und selbst eine stärkere Anzahl von Leichen eingescharrt, die nur das Klima hin­­gerafft, als während des Waffenstillstandes, der zur Beerdigung der Opfer des glorreichen Kampfes vom 18. Juni abgeschlossen ward. Des­to seht man C­am­p­­bell, Yea und Shadforth, Lavarande, Hardy und Bran eton, beilagen mag, denen e8 nad Allem was fie al8 Sieger in Sebastopol einzogen, statt vor seinen Mauern ihr Grab zu finden — das Eine steht doch schon rehht fest: weder Die Stellung, noch die Magt der Alliirten hat am 18. Juni einen gefährlichen Schlag erhalten, zu beharren, genommen Die Be ein Fehl­­schlag, kurz ein erster Unfall war. Man braucht die moralische Trag­weite eines solchen Ereignisses nicht zu verkennen; braucht nicht Ab­­rede zu stellen, daß es aller Wahrscheinlicheit nach, einen Kampf, der den Interessen des Friedens, der Wohlfahrt Aller und der Sache der Mensch­­heit tagtäglich ein Grifeliches verlängern daß am 18. Juni Nichts geschehen ist, auf das endliche Soldjal Sebastopol’8 irgendiine von , Times", um zum Troste des Rai­sonnements den Trost einer historischen Analogie zu fügen, ihre Landsleute zur Ermuthigung an die dritte Belagerung von Badajoz durch den Herzog spanischen Halbinselkriege während die Picurina, deren hier schritt man zum Sturme der Festung, ehe­ ihr Feuer zum Schweigen gebracht war, wenn man gleich bei der Trinidad­ Bastion eine Bresche gelegt hatte. Zwei volle Stunden dauerte der gräßliche Kampf, indem der Donner der Geldhabe und­ das Schlachten mit blauter Waffe von hüben und drüben war Mitternacht vor, so sehr man namentlichy­ Männer wie die Stabsoffiziere das eiserne Herzog erkannte, sei und den Nachzug befahl. Nur mit großer Kommando ausgeführt, und an einem anderen Punkte eine zweite Sturmkolonne gebildet, welche glückich das Saftell ern Hletterte, eine Bastion nahm und in die Stadt drang. Bon den 22.000 die englischportugistische Armee bestand, waren 5000 der ganze Erfolg der Kampagne von 1812 Mann, aus denen Laufe der Belagerung und 3750 allein auch in jener Schwedensnacht geblieben. Freilich, wenn Wellington damals, auf der Höhe seines Ruhmes und an der Spithe einer unbesiegten Armee, an einem Angriffspunkte aus ähnlichen Gründen zurückgeworfen beieilten und bereits ward, wie Pertifier: so ward die Scharte noch in derselben Nacht wieder ausgewegt. Aber Einnahme der Festung Badajoz Frist ab, da dafür hing von der einer gegebenen Furzen die Marschälle Soult und Marmont zum Entsage her­­mit überlegenen Streitkräften im Rüden der Briten und Portugisen fanden. Erwägt man nun, daß in der Srimm die numerische, Welterlegenheit jet im­egentheile auf Seiten der Alliirten tít; daß sie im­ offenen Felde von den Nuffen nicht nur Nichts zu fürchten haben, sondern Nichts sehnlicher würkchen, als den Gegner zur Annahme einer Schlacht zu zwingen: so liegt in der That Fein Grund vor, daran zu verzweifeln, daß Raglan und Peliffier jene Revanche, die Wellington sein mn­ein sollte, Stunden haben mußte, wenn nicht in den nächsten Wochen werben nehmen können. Sie haben Zeit den günstigen Augenbhit Alles abzuwarten, hoffen wir, daß er figy ihnen bald darbieten wird ! daß sie ihn dann richtig zu erspahen und schnell zu ergreifen, aber auch grimbdlicher auszimugen verstehen werden, als am 7. Juni leider geschehen, zu sein scheint­. Als im Herbste der brave Courmel bei dem Bordringen gegen die Quarantanrebastion­ hinfant, da murrte der Soldat: „wir fänden heute in Sebastopol, wäre Courmel nicht gefallen !“ Hätte man jene Tapferen kräftig unterfragt, die am 7. Juni, gegen den Befehl, den Mamelon hinabetften und bis in das Innere des Malakofftwurmes fortflürmten, statt sie zusammenschießen zu lassen und ihre ungestüme „furia francese“ zu befragen, wer weiß, ob man nicht damals mit verhältnißmäßig geringen Opfern das erreicht hätte, wofür am 18. Juni vergeblich ganze Hefatomben hingeschlachtet wurden, ee der Feind sich elf Tage lang erholt und neue Kräfte gesammelt atte ? Nach ver. Alma, nach der Inkermanschlacht, nac der Erstürmung des Mamelon scheint wirklich Nußland’s Gott, der „rusky bog“ über Sebastopol’s Schicksal gewaltet zu haben, sollte Beliffier denn, so wenig wie Saint,Arnaud und Gangobert, der rechte Mann sein, um den Zauber zu brechen ?! Zur protestantischen Frage. Wir erhalten aus gutimterrichteter, höcht achtbarer Feder folgende Zeilen: Veit, 28. Juni. Die­­ Vertrauensmänner der hohen Negierung, welche der höcht ehrenvollen Aufforderung Se. Erzellenz des Hın. T. Tf. Ministerd für Kultus und Unterricht vom 14. April willig folgten, — um bei der­ V­orbe­­reitung einer, zu Folge allerhöchsten Befehles Sr. Tf. f. Apostolischen Majestät vom 9. Dezember 1854 nothmendig gewordenen, waten, genau formulirten Gefegenvorlage, welche geeignet sei, die lang ersehnte gläfliche Lösung der firchlichen Verhältnisse der Evangelischen in Ungarn zu fördern, mit ihrer Sachkenntniß und ihren Erfahrungen dem hohen Ministe­­rum behilflich zu sein — und in Wien seit 17. Mai bis 19. Juni Tausenden Jah­res tagten, haben nun die Nesidenzstadt verlassen und sind in ihre Kreise zurk­­­gekehrt, mit der vollen Zuversicht, daß wo das hohe Vertrauen durch zuvorkom­­mendes Zutrauen geehrt wird, den Evangelisten in Ungarn eine neue, schöne Zukunft in Aussicht gestellt wird. Nur müssen frei­lich die Privatleidenschaften schweigen und die Forderungen, die man an die hohe Regierung stellt, gerecht und billig sein, und darf nie vergessen werden, daß die Negierung von ihrem ‚Standpunkte ausgeben muß, und nicht von den Privatan­­sichten. Einzelner. Il ne faut pas flatter aux rois, ni aux peuples, et au moins a soi m&me! — Dieses möchte ich allen zurufen,­­ die über öffentliche Angelegen­­heiten abzusprechen geneigt sind: den Idomaffen und den Neugierigen empfehlen wir hie mit Geduld bis wir ihnen mit dem Engel Gabriel des Propheten in Mekka sagen können: lies!" — Denn in Kurzem, sobald diese Gebetvorlage von Se. Maje­­stät sanfttonirt ist, sol sie in Drud erscheinen. Im Voraus aber läßt sich Nichts über diese Angelegenheit sagen, da man, ohne eine Imbisfretion zu begeben, nicht Sprechen dann über eine Sache, die nur als Ganzes einen reellen Begriff hat. Also Geduld — sobald das Ganze in Drud erscheint — wird Zeit sein, den allseitigen erfannten Gegenstand näher zu besprechen. Haben wir do auf den Fall Sebastopol’3 beinahe ein Jahr lang gewartet — warum wollen w wir mit diesem Gegenstand nicht noch wenige Moden warten — wo wir dat von Allen verstanden werden, die sich um unsere Angelegenheiten fümmern und unsere Worte nicht als Schmeichelei erscheinen werden ! TI Peft, 30. Sunt. Auch die Geschäftswelt hat ihre dunkle, wäth­­selvolle Drattelsprache. Der trefflich redigirte „W. ©. B." ging ung ge­stern mit folgender Erklärung an der Seite seines Blattes zu: d­er eberfragung eines Theild der vollendeten Staatseisenbahnen an­ die Pi frie "und die ausgesprochene Absicht der hohen Staats­­verwaltung. „and, zur V­ervollständigung des österreichischen Gifen babuneries .. . herumzuziehen , , haben zu verschiedenen Konjekturen Veranlas­­sungen gegeben,,; wobei vorerst nur so viel fest steht, daß ungeachtet im ge­­genwärtigen Augenblick so bedeutende Staats- und Privatbedürfnisse das europäische Kapital und den Unternehmungsgeist in Anspruch nehmen, den­­noch die in jener Nichtung weiter gehenden Absichten gewiß sein können, in einer sich herandrängenden Konkurrenz den­­ sichernden Anhaltspunkt zur Verwirklichung zu­ finden. * 68 ist nicht ganz leicht, den festen Kern dieses Premier = Wien heraus­­zufinden. Das zufällige Zusammentreffen mit der in unserer Freitagsnume­­mer ausgesprochenen Ansicht: „daß der Zufluß aus­wärtiger Kapitalien nach Oesterreich für Gründung, Erweiterung und Aussicht der Diesseitigen , industriellen Grablissement, das Seinige dazu beiträgt, den Geldmarkt zu beleben, besonders seitdem eine wohlthätige Konkurrenz sich auch auf diesem Gebiete der Spekulation vorbe­reitet,* Laßt es uns aber glaubwürdig erscheinen, daß Negoziationen mit auswärtigen Kredit- und Unternehmu­ngsgesellschaften, wie solchen seit einigen Jahren auch in Dänemark ein Feld der Thätigkeit eröffnet wor­­den ist, im besten Gange sind. Die Räumung von Anapa und der Angriff auf Taganrog.­ ­ Weber die Vorgänge an den Küsten Kaukasiens und des asowischen Meeres liegen heute eine Menge englischer,, französischer und zuffischer Berichte vor, aus Folgenden zusammenfassen. wir die interessantesten Daten in der Bericht des Nearadmirald Houstre Stew­art Der Meberfichtlichkeit wegen beginnen wir mit den Nachrichten über die Raumung Anapa’s. Die betreffende Depeiche Lord Raglan’d vom 12. Sunt lautet : „Mylord. In meiner Depetche vom 5. b. meldete ich­hm. Lordfehaft, daß die Rufen am 23. Mai Sudschafkale geräumt haben. Ich­ habe jei das Vergnügen Sie zu benachrichtigen , daß sie sich am 5. von Anapa zurückzogen und somit ihren legten festen Plag an der zirkasfischen Küste aufgegeben haben. — Die Nachricht dieses Ereignisses erhielt Sir Edom­ Lyons duch Kapitän Hughes, welcher im eifrigen Bestre­­ben, dem Admiral die erste Meldung davon zu überbringen, von Sudshuf nach Kertich in einem offenen Boot überfegte und Anapa beim Vorübergehen in Flammen sah, nach­­dem er durch die Zirkussier in Brand gesteclt worden war. Kapitän Hughes, der ge­stern hier eintraf, zweifelt nicht, daß der Feind sich jenseits des Kuban zurückgezogen hat. Die Räumung Anapa’s it eine der Früchte des Angriffs auf Kertich und dessen Falles, so wie der glänzenden Operationen der verbindeten Flotten im asow’schen Meer, in welchem fest keine andere Flagge als die englische und französische mehr zu sehen ist. Die " Alma" ist mit dem 72. und 63. Regiment von Kertich zurücgekührt, da die Dienste derselben, seit der Fall von Anapa bekannt wurde, dort nicht mehr von Nöthen waren.­ Hieran fchließt fid an Sir Edm. Lyons: „I bin am 11. Juni vor Anapa angekommen. Ich fand daselbst 15 Mörser, 4 Haubigen und 98 Geschüße verschiedenen Kaliber, von­ denen die meisten von den Nuffen unbrauchbar gemacht worden waren und die ich nun­ is Meer werfen ließ. Die Pulvermagazine waren in die Luft gesprengt; die Kasernen, mehrere andere Gebäude, rammt den großen Korn­ und Kohlendepots verbrannt. Die Beratung wird von den­ Zirkafftern auf 7000 bis 8000 Mann gefchäst; sie pafferte den Kuban‘ vermitteln­ einer Brücke, die sie dann zerstörte.* Was den Angriff auf Taganrag betrifft, so hatte der , Ruff­ Sngalider die Sache so dargestellt, als sei das Expeditionskorps von der dortigen Garnison zurücgeschlagen worden. Fest enthält die Konstantin­opler und Bariser Presse Korrespondenzen aus Kertsch vom 9. Sunt, welche ganz anders lauten. So schreibt man der „Patrie” : „Taganrog wurde aufgefordert sich zu ergeben und die Magazine und Ver­­proviantirungen , die sie dort befänden, zerstören zu lassen. Auf die Verweigerung des Kommandanten des Planes wurde das Feuer eröffnet, und die 3..000 Mann starre Bejagung wußte sie am Steilufer, welches die Etablissements beherrscht, gedeckt aufzu­­stellen. Unsere Seeleute landeten darauf in geringer Anzahl und steckten troß des flüc­h­­terlichen Gewehrfenerb die Magazine in Brand. Da die Stadt den russischen Tirailleurs zur Zuflucht diente, so mußte an manchen Stellen­ der Stadt, wo sie versteet waren, dur) Bomber und Raketen Feuer verbreitet werden, wodurch etwa 100 Häuser zerstört wurden. Als unsere Schiffe hierauf nach Mariupol abfuhren, sahen sie in Taganroc mehrere sehr bedeutende Feuersbrünste lodern. Auch in Mariupol versuchte der Feind M Widerstand zu leisten, doch auf die ersten Kanonenschiffe zog sie die aus Kojaren be­stehende Garnison auf die benachbarten Höhen zurück und die angesehensten Einwohner kamen unseren Fahrzeugen entgegen, indem sie baten , die Privathäuser zu verschonen, und nachdem ihnen dies zugesagt, zeigten sie selber die Magazine und Etablissements des Staates an. Mehrere­ Stunden lang hielten 200 Matrosen die Stadt belegt , ohne daß die Kojafen sie zu rühren mwagten. Unsere Operationen wurden mit dem vollstän­­digsten Erfolge ausgeführt. In Taganrog hatten die Unfrigen drei, jedoch ganz unbe­­deutende V­erwundungen.* In demselben Sinne schreibt der Privat­orrespondent des „Montteur“ aus Kertisch : „Der Angriff auf Taganrog war eine unnerläßliche S Kriegsmaßregel. Die Verbündeten schonten aus freien Stücken und im Interesse der Menschlichkeit das Pri­vateigenthum und feuerten nur auf die Gebäude, in welchen Soldaten, um zu kämpfen im Hinterhalt lagen. Am 4. Juni Morgens steuerte die Flottille nach Marinpol, wo sie um 6 Uhr Abends ankam. Diese ganze Stadt ist ein großer Kronspeicher. Auß­ den zur Aufnahme des Getreides bestimmten großen Gebäuden ist jedes Haus zu Theil mit Getreide angefüllt, und es­ befinden sich gegenwärtig ungeheure Vorräthe­r in Mariupol aufgehäuft. Al am 5. Morgens die Parlamentäre an Land gestiege waren, hißten die Bewohner die weiße Flagge auf. Ihrer Aussage zufolge waren am vorigen Tage sammtliche Zivil- und Militärbehörden geflohen, und 5 bis 600 Kosake hatten die Stadt geräumt und lagerten zehn Werft landeinwäarts Die österreichisch Konsul, welcher bei dieser Gelegenheit großen Eifer an den Tag legte, begehrte, ma möge die Stadt verschonen. Man verbrannte nur die der russischen Regierung gehörige Gebäude und Magazine und zog sie am Mittag zurück. Ein Theil der Schiffe kehrt nach Kertsch zurück, die andern­ greifen Gheist und Temm­nt an der Sidostfüste an.“ Die offiziellen Rapporte, welche Die englische­ Admiralität erhalten hat, lasfen seinen Zweifel darüber, daß die f­ranzösische und nicht die russische Darstellung die richtige if. Admiral Lyons berichtet nämlich : „Noyal Albert, Meerenge von Kertfdh, 6. Juni. Sir! Auf die Meldung vom Kapitän Lyonsd von der „Miranda“, daß die hinter seinen Befehlen stehenden Gr­­shhwader am 2. oder 3. bereit sein werden, ihre Operationen in den seichten Gemässern des atomw’schen Meerbusens zu beginnen, waren P­ircadm­iral Bruat und ich zu der Welterzeugung gelangt, daß der geeignete Moment da sei, ihnen eine Verstärkung an Kanonenbooten zuzusenden, während diese früher bei ihren raschen Bewegungen im tie­feren Wasser ihnen nur lästig gewesen wären. Wir fehdeten somit 20 Boote der Linien. Schiffe mit 24 Pfd. Haubigen und Raketen armirt ab, und Ihre Lordschaften nieder aus Kapitäns Egons Brief, von dem ich eine Abschrift beizulegen die Ehre habe, ersehen, daß die Boote zur rechten Zeit eingetroffen sind und die glücklichsten Resultate errangen. Denn sie haben unter der zwecmäßigen Führung der sie Fonmandirenden Offiziere zumeist dazu beigetragen, 3500 Mann feindlicher Truppen zu werfen, die öffent­­lichen Gebäude und die Negierungs-Magazine in Taganrog zu zerstören.­­ Der Brief des Kapitän Lyons, auf welchen der Admiral die Admiralität in Betreff der Vorgänge vor Taganrog verweist, lau­­tet endlich : „Ihrer Majestät Schiff „Miranda“, Straße von Taganrog, 3. Juni. Sir, Ich habe die Ehre Sie zu berackrichtigen, daß ich mit dem unter meinen Befehlen ste­­henden Geschwader bei 18 ° Tiefe ungefähr 8­­. Meile von der Stadt am Abend des 1. in der inneren Straße von Taganrog ohne Unfall vor Anker ging, t­erdem der Feind fanmmtliche Leuchtthürme und Leuchtschiffe entfernt hatte. Während der­­ Nacht­ er­­hob sich ein Ostwind; das Wasser fiel um 3 Fuß und hatte den Anschein wo tiefer zu fallen, wodurch wir genöthigt waren uns anderthalb Meilen von der Stadt weiter zurück zu ziehen. Am 2. waren wir damit beschäftigt Die Stadt zu rekognosziren, was ich an Bord des „Necruit“ der von Lieutnant Day geführt wurde, und der während der Nacht eine Durchfahrt aufgefunden hatte, genugsam zu thun im Stande war. Io hatte alles angeordnet, um den anderen Morgen um 3 Uhr die Stadt zur Üb­ergabe auffordern zu lassen, und sollte sie si weigern, den Berfuch zu machen, die Kornvorräthe sammt sonstigem Regierungseigenthm­ zu zerstören. — So fanden die Sad­en, alg gegen Son­­nenuntergang zu­ meiner großen Freude, die „Sulina“, „Danube“ und „Medina“ mit den 12 Kanonenbooten der Linienschiffe in Sicht kamen. Diese Höchst­gelegene und will, in Folge der Cholera und des Frostes zu gönnen war, paar mal liegt eben nur darin, daß wird, um andererseits Doch dabei hier war die Bretche unnehmbar Mühe ward ehe in zu es ein Außenwerk, Der befragen weniger Ta hatten­ sie geleistet und gelitten ein Aufenthalt, machten. Es ganz in worden; auch verloren im denen LI IIL att tte ött RER ji ll ll lt nl ln nn nn nn m ö éa etet azaz Der alte Zigeuner.) Hah Vörösmarty. Bon Adolf Dur. Spiel­ auf, Zigeuner, deinen Spiellohn hast du, Was lungerst, wohlbezahlt, in eitler Rast du! Hör’ auf bei Brod und Wasser dich zu grämen, Komm her, von meinem Weine darfst du nehmen. Sich’, immer war's so bunt des Menschen Leben, Bon Luft und Leid ein Auf, und Niederschweben ; Spiel’ auf, es währt vielleicht nicht lange mehr, So brauchst den Bogen du als Ltod zur Wehr; Dein Glas it voll, so wie dein Herz voll Sorgen, Nun spiel, dein Lied, Loc Hör’ mir auf zu forgen ! Dein Blut, es ströme wie des Wildbads Schäumen, Dein Hirn entzünde sich an wilden Träumen, Dein Aug erglüh’ begeistert gleich Kometen, Dein Spiel erdröhne, als ob Stürme wehren, E38 grolle, wie wenn Schloßen niedermwettern, Und raffelnd aller Saaten Keim zerschmettern. Spiel auf u. f. w. Erlaufc’ ein Lied von allen wilden Stürmen, Die heulend Wogen auf einander thürmen, Die Matten brechen, Urwald’ Eichen Em­den, Und wo sie mehen, was da lebt, erfu­den; — Denn sieh’, es wählt ein Krieg im Belferleben, Darob das Grab des Herren muß erbeben ! Spiel! auf u. f. w. Was sind die Seufzer, die in Lüften zittern, Was ätzt und totet, wie in Ungemittern, Was grollt wie Donner von dem Himmelsdome, Mas dröhnt und braust, ala säm’s vom Höllenstrome? — Gefall’ne Engel, Herzen, die verzagen ? Saudizt, wer vermessen, finds Besiegter Klagen? Spiel’ auf u. f. m. a — ab Es ist, als ob mir jet aufe Neue hörten Der Menschheit wilde Klagen, der empörten, Das Saufen jener ersten Kainskeule, Der ersten Waffen wildes Grabgeheule, Den Flügelschlag des Geiers, der im Herzen Prometheus’ mad) erhält die ew’gen Schmerzen. Spiel auf u. f. m. Der finstre Stern, die Erde voller Wehen, — Laß sie im tollen Wirbel fort sich drehen ! Vielleicht wird ihr der Zeitensturm zum Segen, vielleicht wird er vom Frevel rein sie fegen; Dann aber möge für die Neinen, Fronmmen Mit neuem Leben Noe’s Arche tomm­en. — Spiel’ auf, es währt viehleicht nicht lange mehr, So brauchst den Bogen du alle Stud zur Wehr; Dein Glas ist voll, so wie dein Herz voll Sorgen­, Nun spiel’ dein Lied doch Hör’ mir auf zu forgen. Spiel’ auf, doch nein! — laß deine Fidel schmeigen, Noch it die Zeit nicht da zum frohen Reigen, — Erlöschen müsfen erst des Brandes Gluten, Erst muß der Krieg am Kriege selbst verblisten ! Doch dann magst jubelnd du dein Spiel erneuen, Daß selber Gott sich sol darob erfreuen, Dann nimm den Zauberbogen wieder vor, In Licht zerfließe dir der Sorgenflor, Dann spiel’ dein Lied, beraudht vom Mein der Freundei, Dann rauchze über die entschrounenen Leiden, Sonntagsbrief. (Ueber den „Alten Zigeuner.“ — „Maria Stuart“ im Nationaltheater. — Germani­­sches und Romanisches. — Die drei Zwerge und das Drama. — Eine Tragisomddie.) A. D. 68 gibt Barometer, die zartneroig­es andeuten, wenn viele Hundert Meilen weit Batterien spielen; in Frankreich Schloß jemand im Anfang des eben verfroffenen Monats aus dem Stand feines Luftmesserd, daß es in der Krimm­l wieder eine Affaire gegeben habe. Aber der zartnervigste Organismus bleibt das Dichtergemüth,, das erbebt von dem Weh, welches durch die Menschheit geht, und zugleich vorahnend jauchzt über die bessere Zeit, die da kommen wird. So finden wir­ ausgedrüct in Diesem „Alten Zigeuner”, den hier ein anderer alter Sänger mit jugendlicher Frische und männlicher Kraft anspricht. Vieles Tiefe ist über diesen „Alten Zigeuner” sagen; der Dichter kann darin si selbst, er Tant die Dichtfunft überhaupt, er kann die­ ganze Menschheit damit gemeint haben, —­­immer paßt es, immer tritf’s den Ton, — ein echter Schautropfen, der wie jede wahrhafte Dichtung nach allen Seiten hin die Welt wiederspiegelt. Möge der alte Sänger drüben im Ofner Gebirge die rechte Heilquelle, die er sucht, ge­funden haben, von der Hipofrene hat er lange getrunken. Dieses­ Gedicht war uns in der That eines der liebsten Begegnisse wäh­­rend der Mode. Können wir dies etwa auch von der „Maria Stuart“ deut Benefice des Fräulein, da Komloöffy sagen? Nach längerem „Damenkrieg”, wer die „Elisabeth” spielen solle, fand diese I $te B Vorstellung am besten Mittwoch endlich statt. Die in der Titelliiie beschäftigte Beneficiantin wurde von dem in mäßiger Anzahl anmetenden Purbfi­­sum aufs Sreundlichste begrüßt, und erhielt mehrere mit schönen Bändern ums­wundene Kränze aus frischen Blumen, die im Herabfliegen einen Theil des Par­­terrepublikums mit einigen Schautropfen bedachten. Eine Abkühlung, die indes auf die warme Theilnahme, mit welcher dem Spiel mehrerer Mitwirkenden gefolgt wurde, weiter­ Teinen mildernden Einfluß übte. Mit gleichen Momenten des Lobes und des Tadels heben wir an der ganzen Leistung der geschäkten Beneficiantin das fleißige Studium ihrer Rolle hervor ; daß sie dieses an­wendete, verdient alles Lob, daß es aber zu sichtlich war, und der Wärme ihres Spieles Eintrag that, konnen wir auch nicht unbemerkt Yaffen. Diese unterdrückte Lebendfrishe der unglücki­­chen Königin, die noch immer gefühlt werden muß, wenn wir den Zauber, den sie auf Leicester und Mortimer ausübt, begreifen sollen, diese kün­gliche Hoheit, die das Publikum zum Parteigänger der Stuart machen soll, — beide Fränfelten un­ter dem ängstlichen Bemühen, auch sein Tüpfelchen in der Deflamation unbeachtet zu lassen. Nur in der Szene mit „Elisabeth” ging Frl. Komloffy über sich selbst hinaus; und wäre es auch hier zu wünschen gewesen, daß sie Die leidenschaftliche Schroffheit künstlerisch ausgeebnet Hatte, so mußte si der Zuschauer doch der Wahrheit und Wärme ihres Ausbruck gefangen geben. Stürmischer Applaus, und­ mehrmaliges Hervorrufen der Künstlerin folgten dieser Szene. Lobenswerth war ihr Spiel auch in der Schlußszene. Die Darstellerin der „Elisabeth“, die für diese Rolle­ nicht geeignet ist, gab, indem sie dieselbe dennoch übernahm, hiermit .) Im „Pefti Napló" von 28. Junt unter dem Titel „A ven czigány"

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