Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1855 (Jahrgang 2, nr. 152-177)

1855-07-02 / nr. 152

Áontag, 2. Juli. ro. 152. AR a szal) Abendblatt des Pefter Llopd. Telegraphifche Depefdhe der , Defterr. Korrejpondenz.“ London, Sonnabend. Abende. Wie man soeben vernimmt, hätte Lord Panmure dem Oberhanse die Anzeige von dem am 28. b. Abends erfolgten Tode Lord Maglan­d gemant. IN TE M­ ART Def, 1855. * Meft, 2. Suli. Die neuesten Berichte vom Kriegsschauplage rei­­chen bis zum 28. Simi. Nach ihnen haben die Nuffen am 28. Suni abermals einen Ausfall vom Redan aus gegen die Positionen der Eng­länder gemacht, wurden aber nach schweren Verlusten in die Fe­sung zurückgeworfen. Am 28. fuhren auch 14 Transportschiffe mit Trup­­­en an Bord in der Nichtung nach Eupatoria. Diese Truppen sollen bestimmt sein von Eupatoria aus die russische Aufstellung bei Simpheropol zu bedrohen. Furt Gortshhakoff berichtet unterm 27.­v. M.: »Von­ 19.bi827.d.ist nichts von Vereutung bei Sellastopol gescheh.Das feindliche Feuer ist schwach,unsere täglichen Verluste sind wenig erheblich­ Dichlagerer errichten neue Appwchen gegen unsere Verhem­igungslinie.Voltunserchoite wird t­ätig an der Ausbef«­sckungsb­efc­e­ldigungcm der Errichtung von Battericit gegen­ dire er erwähnt whermille­­ments und die Erstärkung der Vertheidigungsmittel im Jtmcm der Stadt erarbeitet.Auch übrigen Punkten der Halvittschkeitzt richtiger Vorfall.« Der,,äV?onitem­«vom 29.enthält folgende Depcfchen Pelissier’s: 24.Juni,11 Uhr Nachts-Jol)habe nichts Neues zu melden.Wh­arl schickt tüch­­tig in unsern Approchen gegen den Malakos sthm­mt und an der Errichtung der vorgeschobenen Batterien,durch welche die Einschliesung des Hafen­s Vollendet werden wird.Die Angriffslinien auf dem linken Flügel ruhen ebenfalls vor. Immer Cholerafälle. 23. Juni, 11 Uhr Nachts. 39 habe heute nichts von besonderen Interesse zu melden. Die erwähnten Arbeiten gehen ihren Weg rüstig fort. 26. Juni, 11­ Uhr Nachts. 34 habe nichts Neues zu melden, Lord BPanmure ließ in den englischen Blättern vom 29. Zuni folgende Nachrichten aus der Krimm veröffentlichen: « Der Feind fährt­­ fort, die in der achten Woche an seinen Werfen erlittenen Beschädii­gungen auszubessern, Wird find im B­llk des auf dem Kirchhofe gelegenen runden Forts, aus welchen die Nuffen am 18. vertrieben wurden, geblieben, so wie des Mamelon und des Thar­le, welches den linken Flügel der englischen Angriffslinie von dem in der Nähe des Stv:­hafens stehenden rechten Flügel trennt. Das Bedeutendste jedoch­, das die heutige Post­ung aus der Krimm mel­det, in die telegr. Depefche aus London Über den Tod Lord Naglan’s. Bestätigt sich diese Nachricht, dann hätten die Zwistigkeiten zwischen den Over­­kommandanten der beiden alliirten Heere ihr natürliches Ende gefunden: „Le Pays“ und „Indep.* willen auch heute nochy von diesen Zeitvürfriffen zu erzäh­­len, doch glauben wir sie besser mit Stillsch­weigen zu übergehen. Die wichtigste diplomatische Thatjadge bildet die verbürgte Nachricht, daß die Borlagen, welche Oesterreich dem deutschen Bund e in Betreff der orientalischen Brage machen will, in Berlin eingetroffen und durch Graf Esterhazy Freiperin v. Manteuffel übergeben sind. Die offiziöse „zeit“ erfährt „aus guter Quelle,­ daß darin an den Bundestag das mo­­tivirte Verlangen gestellt wird, die vier Punkte bei der orientalischen Frage auf­recht zu halten und­ einen Theil der bedeutenden Kosten zu tragen, welche Dester­­reich bei Belegung der Donaufürstentü­mer für sein Kriegsheer verwendet hat­ . Meber sonstige diplomatische Schritte Desterreich’s wird der "8. 3." aus Berlin gemeldet: Mas die Depesche des Grafen Buol vom 10. Juni an den Grafen Esterhazy in Petersburg betrifft, worin Oesterreich seinen Entschluß angekündigt haben sol, jeden Angriff auf das türkische Gebiet längs der ganzen Donaulinie zurückzuschlagen: so hört man fett als richtiger bezeichnen, es sei erklärt worden, ein Angriff auf die Dobrudscha würde ernste Schwierigkeiten zwischen Oesterreich und Rußland zur Folge haben. Dieses sei der Gesandte einfach zu notifiziren beauftragt worden, ohne sich auf eine Diskussion einzulasten. Die Depes­­che wurde in Paris und London mitgeteilt und hat augenscheinlic zum Zwee, für Oester­­reiche Rücktritt in die zumartende Politik eine Art Crfag zu bieten. Aus Paris wird der "Br. 3." geschrieben : „Ich bin in der Lage, I­­­nen aus untriglicher Quelle zu melden, daß das Kabinet Saint­ Flames durch Lord Westmoreland in Wien eine Note überreichen leg, worin die englische Negierung verschiedene Anf­ragen stellte. Zunächst wurde darin auf die österr. Osfupation in den Donaufürstenthü­mern hingewiesen, welche die Nuffen in seiner­­­eife hindere, Bessarabien von Truppen zu entblößen und ihre ganze Südarmee nach der Krimm zu ziehen, und dann wurde die Art bemerkt, mit der Oesterreich in einem so wichtigen Momente desarmire und dadurch Rußland den Äußersten­­ Widerstand gegen die Alliirten erleichtere. Graf Buol erklärte 1) daß D­esterreich die eingegangenen Verpflichtungen nach seinem Dafürhalten zu erfüllen gedenke wie bisher: 2) daß Oesterreich sichh in seiner inneren B Politik freie Hand vorbehalte und sich auch nicht erlauben wirde, über innere englische Angelegenheiten Bemerkungen zu machen. — Diese Antwort Oesterreichs verlegte in London um so mehr, als man dort sehr wohl weiß, daß die Sprache des Wiener Kabinetts Frankfreich gegenüber ganz im­ Gegentheile sehr freundlich sei.* In Wien wollte man wifser, Baron Thouvenel sei, auf feiner Durchg­­reife Uber Triest nach Konstantinopel, der Heberbringer vertraulicher Eröff­­nungen von Seiten Frankfreichs an das österreichische Kabinet gewesen. In Folge dessen soll vorgestern ein sehr lebhafter Depeschenwechsel zwischen dem Allerhöchsten Hoflager in Grernowis, Wien und Paris stattgefunden haben. Net­zes Gerücht ist es aber, wenn man behauptet,­­ habe sich dabei um die Zulassung Piemont’s zum nächsten Kongresse gehandelt, worauf Graf Buol, die eigentliche Frage umgehend, nur mit einem Glücwünsche, daß Frankreich noch nicht alle Friedensgedanken aufgegeben, geantwortet habe. Aus Kopenhagen, 29. Juni wird telegraphirt: Der Reichsrath wurde heute vom Finanzminister eröffnet. Dieser verlas den offenen Brief,­­wodurch die­­ Gesammtverfassung mitgetheilt wird. Der Inhalt ist folgender: Der König letstet den Eid auf die Verfassungen. Die Minister sind verantwortlich. Normalbudget. Abweichungen hievon werden zweijährig bewilligt. Den Präsidenten erwählt der König. Die Versammlung hat keine Initiative. Die Versammlungen werden jedes zweite Jahr zusammenberufen und sind in dieser Periode nur zweimal auflösbar. Streitigkeiten zwischen Provinzialversammlungen und Reichsrath entscheidet der König im geheimen Staatsrathe. Die Zusammengehung des Reichsrathes ist wie die Verordnung vom 26. Sult fie bestimmt, mit Hinzufügung von 30 Mitglie­dern: Dänemark wählt 47, Schleswig 8 und Holstein 5. Wählbar ist jeder 25jährige; wahlberechtigt sind Dieselben, wenn sie 1200 Thaler Einkommen haben oder 200 Thaler Steuer zahlen. Holsteing Bundesverhältnisse sind dem Reichsratl­­imbek­ommend. Hiedurch entstehende Geldfragen werden jedesmal beson­­ders abgemacht. Striegs Schauplat. Schwarzes Meer. Ueber den Sturm auf den Malakoffthuem vom 48. Juni lesen wir im „Ionen, de Gonft.“ vom 21. Suni. „So eben, 512 Uhr Nachmittags, ist der englische Dampfer „Miranda“ hier, mit folgenden, sehr wichtigen Nachrichten angelangt. Am 18.,um A Uhr früh, sind die Trup­­­en der Verbündeten zum Angriff geschritten: gleichzeitig eröffneten sieben Dampfer, wor­­unter ein französisches und ein englisches Linienschiff, ein furchtbares Feuer. In dem Augenblick, als die Franzosen den grünen Mamelon hinabst­rmten, eilten die Rufen ihnen entgegen, wurden aber durch einen Kartätfchenhagel zurü­egewworfen. Sie mußten umkehren und wurden von den Franzosen mit Ungest­m verfolgt, die fett sofort den Malaforthurm zu erklettern versuchten und ihren 3wed vollständig erreicht haben würden, wären ihre Leitern nicht ein wenig zu kurz geriesen. Die Engländer ihrerseits stürzten durch die ersten russischencrke des Redan hindurch,auf die feindlichen Batterien los,beren­ sämm­tlichhe Bedienungsmannschaft sie niederstiegen Von dort aus warfen sie sich auf das Arsenal,in welches ZOO.Von ihnen eindrangen,in dhn Momente­ wo die»Miranda«in See ging,hielten sie sich in dieser Position noch. Alle französischen,englischen und türkischen Reservetruppen sollten jetzt,im Verein­ mit den­ Sturmkolonnen,einen neuen Angriff auf den Malakoffthurm versuchen, und den ZOOO Engländern ihre Stellung im Arsenal behaupten helfen.Die Stadt stand in Flamm an und man hoffte sich ihrer in sehr kurzer Frist bemächtigen zu können.Die Verluste sind auf beiden Seiten sehr beträchtlich,den der Russen schätzt man auf mehr als 10.000 Mann. Von den Engländern sind Generalmajor Sir John Campbell und der Obrist vom 7. Regiment, Bea, geblieben. Die Flotte hat ebenfalls Leute eingebüßt, aber sie hat auch dem Feinde viel Schaden zugefügt und die erste Palisadenreihe des Hafens zertrümmert. Der Kommandant der „Miranda“, der Sohn des Admiral­ Lyond, der in der asow’schen Meerexpedition eine ehr glänzende Rolle gespielt, ist schwer am Beine verwundet worden. Er ist diesen Abend hier angekommen und nach dem englischen Ho­­spital in Therapia gebracht.“ Aus Balatlama, 15. Juni, schreibt man der „N. 3.“: Die effektive Stärke der Franzosen in der Krimm war am 1. Juni 132.000 Mann, die der Engländer nahe an 30.000 Mann. Der monatliche Berlust der­ Franzosen durch Schwert, Kugeln und Krankheit beläuft sich auf ca. 6000. Franzosen und Eng­­länder erwarten im Augenblick große­­ Verstärkungen. Wenn man im Stande sein wird, 200.000 Mann bei Eupatoria zu landen und von Dort gegen das befestigte Lager von Baltichisarai zu operiren, dann ist der Feldzug in der Krimm entschie­­den. Von andern Punkten aus nach dem Innern zu operiren, scheint unüberwind­­liche Hindernisse zu bieten. Asow’sches Meer. Von der Lage um Wichtigkeit Unapa" 8, besonders aber von der Art wie die Naffen dort vor ihren Abzuge gewirthschaftet, entwirft der Korrespondent bei „Moniteur“ folgendes anschauliche Bild: „ALS die Schiffe vor Anapa Anker geworfen, eilten die Admiräle Charner und Ste­wart ans Land. Weber all Bilder von Brand und Zerstörung, wohl selten ward durch Den­­ichenhand eine solche Vernichtung ausgeführt. Die Festungswerke,­ welche die Stadt umgaben, waren an den drei Hauptstellen in die Luft gesprengt, und drei ungeheure, mit Trümmern ums gebene Bretchen flafften. Das Feuer war den Mem­entrichtern durch elektrische Apparate mitge­­theilt worden, und Netze von Leitdrähten, die mit Outtapercha umgeben waren, lagen noch am Boden umher. Die größte Bresche dehnte sich auf der Seeseite in der Richtung des Landungs­­plages aus. Durch diese Deffnung drangen Die Admiräle in’­ Innere der Stadt. Bei Besich­­tigung der Wälle fand man alle Kanonen vernagelt , die eisernen Lafetten zerbrochen. Der Artilleriepark enthielt eine ungeheure Menge von Bomben, Granaten, Startäffchen, Flintenkugeln 1. s. w., bei den Batterien lagen Maffen von Kugeln auf dem Boden umher gestreut. Aus Allem ging hervor, daß das Kriegsmaterial hier in bedeutenden Proportionen aufgestapelt war. Die Kasernen, Magazine, Wachen und Privathäuser waren vollständig ausgeräumt. Was zu Mitnehmen zu schwer, war zertrümmert und unbrauchbar gemacht worden ; die vier vom Naud­ geschwärzten Mauern war allein übrig geblieben. Auch die Kirchen waren volltändig ausgefeert und die Inschriften auf den Gräbern des Kirchhofes zerstört, die beiden großen Ob­oen der Hauptkirche zerbrochen und die religiösen Basrelifs auf denfelsen mit Ham­merschlägen vernichtet. Am 5. Juni hatten die russischen Truppen mit Hammer und Karst das Werk der Zerstörung begonnen, am 6. legten sie das Feuer an und zogen dann mit Weibern und Kindern, Hab und Gut in westlicher Richtung ab; sie gingen über den Bugur, und als sie hinüber, wurde auch die Brücke an der Mündung dieses Flusses,, eine Viertelstunde vom Plate­at sprengt. Sie sollen sich sodann nahh der Kubanlinie weiter zurück­gezogen haben. Die Stadt Anapa war auf einem sich wenig erhebenden­­ Vorgebirge in Gestalt eines rechtwinkeligen Dreiecks erbaut, das 1080 Metred und Meer vortrat. Die Stadt machte den Einscruss eines großen verschanzten Lagers, das mit einer bastionirten Ringmauer umgeben war, welche einen vollständigen Gürtel von Fortifikationen bildete, die auf der Seeseite 2700 Metres, auf der Landseite 1750 Metres, also im Ganzen 4400 Metres Ausdehnung hatte. Diese B Vertheidigungsmerfe umfaßten 10 Batterien auf der Seeseite mit 58 Geschüßen, wäre unter 24, und 30-Pfünder, und 7 auf der Landseite mit Geflügen von schwächerem Kaliber. Die Vertheidigungsmwerfe waren der Art, daß sie den Schiffen bedeutenden Schaden hätten zufügen können. Aber die Schwäche des Plages beruhte auf ihrer Lage und der Art der Garnison. Hinter der Stadt erhebt sich ein Berg von mittlerer Höhe, welcher eine vorste­­hende Ede bildet, deren eine Seite sich am Meere hinzieht, während die andere sich noch in die Ebene abflacht. Die Stadt wird durch Wiesen von dem nächsten Berge getrennt, wo tíderfeffische Bevölkerungen haufen, die stets zum Losbrechen bereit und nur durch die Festungswerte von der Stadt abgewehrt werden. Die Garnison bestand aus 8000 Mann, und die Soldaten wohnten mit Weib und Kind in kleinen niedrigen Hütten, die meistens ein Gärtchen hatten, innerhalb der Ringmauer, doch dem Kanonenfeuer volltändig ausgefekt waren. Da es nun an Kasematten und bombenfesten Zufluchtsorten sehr gebracht, so waren die Familien der Garnison den äußersten Gefahren Preis gegeben; ohne die Garnison den Plat verlassen konnten sie aber aug nit, und zwar wegen der Tscherkeffen. Bon der­ Sand: und Seeseite angegriffen und von aller Kommunikation mit den Rufen abgesanitten, konnte Anapa­fi nicht Halten, und es begreift sich deshalb leicht, weshalb Die Garnison sich von diesem so entlegenen Punkte zurückzog. Anapa hat seinen Hafen. Seine Rhede ist im Sommer gut, im Winter jedoch unsicher. a­n Als wir mit den Admirälen an’s Land traten,trafen wir andc­uste Scharen von Bergbewohnern,welche die Ankunft der Verbündeten erwarteten.Die Admiräle hatten ein

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