Pester Lloyd, August 1855 (Jahrgang 2, nr. 177-202)

1855-08-04 / nr. 180

Dspest,3.August. Die Fragex ob eine unter Aufsicht der Lokalbehörde für einen be­­stimmten Zeitraum festgesetzte Brodtaxe,welch­e,wie die Fleisch-und­­ Viertaxe,in mehreren Staaten eingeführt ist-Um gewisse nicht überschrei­s­­bare Grenzen der Theuerung festzuhalten-die Frage,ob eine solche­­ Koerzitivmaßregel den Konsumenten wirklich zu Statten kom­me,oder nich­t, bildet seit längerer Zeit den Gegenstand staatswissenschaftlicher Untersuchun­­gen und ist auch von dieser Seite mit ein­em bestimmten Nein beantwor­­­tet worden. Auf allen Gebieten wirthschaftlicher Betriebsamkeit hat sich nämlich das System der freien Konkurrenz für beide Theile,sowohl die Erzeuger wie die Verbracher am Allerersprieslichsten erwiesen,indem der allge­­meine Gütergenuß durch Vermehrung der produktiven Kraft und Erweite­­rung des Marktes erleichtert wird.Die Industriellen fahren dabei durchaus nicht schlech­ter,damit die größere Energie der Arbeit ihnen sowohl den inländischern,wiedm auswärtigen Markt sichert,mithin sie des Wetteifers ehr­ bedürftig sind,als­ entbehren können.Wenn nichtsdestoweniger die alten zünftigen Einrichtungen noch immer die Oberhand über die rationellere Gewerbefreiheit behalten,so mag die Ursache hievon in der Schwierigkeit gefunden werden,eine neue Ordnung der Dinge ohne Verletzung der schon erworbenen Rechte und der darauf beruhenden Interessen herbeizuführen. Indessen ist die Brodfrage1 unter den gegenwärtigen Theuemtrgs­­verhältnissen,welche vor der nächsten Ernte kaum mehr eine günstigere Wendung nehmen dürften,von zu unabweislicher Dringlichkeit,als daß sie nicht auch die Aufmerksamkeit der Regierung in einem entsprechend hohen Grade auf sich gezogen haben sollte,u­nd in der That wurde bereits im Ministeriu­m des Innern die Angelegenheit unserer mangelhaften Satzungs­­vorschriften,behufs ganzer oder theilweiser Auffassung derselben,in Bera­­thuung gezogen. Die Erfahrungen, welche in dieser Richtung bereits bei Beseitigung älterer Zunft­ und Satungsgewohnheiten gemacht worden sind, haben die Ersprießlichkeit eines solchen V­organges im Allgemeinen, wie in dem der unmittelbar betheiligten Parteien­­­bargethan, und so scheint kaum ein mes­­sentliches Moment der gründlichen Reorganisation unseres gegenwärtigen sädtischen Verproviantirungssystemes entgegen zu stehen. Von den beistimmenden Kammerberichten in dieser Angelegenheit liegt und der des fländischen Komités in Kärnthen zur Einsicht vor, worin folgende Punkte hervorgehoben werden : 4) Die amtliche Taxe sichert nicht vor einer unzukömmlichen Wahl geringer Weizen­ und Noggenmehlsorten, noch vor Bem­ischung einer ver­­hältnißmäßig allzugroßen Wassermenge, wovon so wesentlich die Güte und Zuträglichkeit des Brodes abhängt. Gerade die Ladung bietet die Haupt­veranlassung, wenn mittelst des Wasserüberschusses ein, zwar hinlänglich schweres, aber um so unverdaulicheres und nährstoffarmes Brod erzeugt wird. 2) Der Theuerung feht Die Taxe nicht die geringste Schranke, son­dern macht dieselbe dadurch empfindlicher, daß sie die freie Konkurrenz ab­ hält, einer vorübergehenden Steigerung der Fruchtpreise mit eigener Kraft, aus Noüdsicht auf den sonst gewinnbringenden regelmäßigen Abfatl auszu­­weichen. Die Ladung sichert den Bädern in theuren Zeiten einen eben solchen Gewinn aus der Tasche des Publikums , wie in wohlfeilen Kon­jun­turen — was bei freier Konkurrenz nicht der Fall ist. 3) Der durch die Brodtüre in seinem Profil immer gesicherte Bäder findet seine Anregung , einen entfernteren, wohlfeileren Getreidemarkt auf­­zusuchen und in günftiger Zeit ausgiebige Borräthe anzuschaffen. 4) Außerdem daß die Satung nach der unvortheilhaftesten Art der Einkäufe berechnet wird, muß sie, um seinem der Gewerbsgenossen wehe zu thun, auch auf der kostspieligsten Berechnung des Gewerbebetriebe bafirt werden und wird sein Bäder eg wagen, größeres oder besseres Brod ang sufolgen, als ein anderer. « H­ Das Satzungssystem sichert nicht einmal das Publikum vor Brod­­mangel unter außerordentlichen Um­ständen­,wie zu weit eik wirklicheerp gersnoth,in Kriegsdivingsalen,bei Wasserverheerungen­ u.a.m. 6.Beweist der blü­hende Zustan­d der keinem Satzungszwang unter­­tvorfenen Luxusbäckerei,die Selbstbereitung des Brodes für den Hausbei­darf;verfortwährend statthaltet­de Zuzu­g von­ fremden Händlern und an­­dere Umstände,daß die Aufrechthaltung der Tmse ebenso wenig nü­tzlich als gerecht und nothwendig ist Mit dem Aufschwunge des Mű­hlenbetriebes In neuerer Zeit ist ein ganz verändertes Verhältniß in das Bärkergewerbe eingetreten, da sich die Bäder nun zu jeder Stunde und leicht das Mehl verschaffen können. Diese Wechselmietung zwischen Mühlen und Bäderei wird aber nicht nur fortbestehen, sondern nach Maßgabe der zunehmenden Kommuuikationsmittel und der Handelserweiterung auch erhöht werden. Wie die Buchbruckereien für den Geist, scheinen die Eisenbahnen, Dampfh­ilfe u. a. Verkehrserleich­­terungen für den Magen des Menschen zu sorgen; die Gefahren großer Noth und Teuerung werden vom Kontinente immer mehr­ verdrängt werden. Aus diesen Gründen sieht das ständige Komitd der Färnthnerischen Handels- und Gewerbekammer in der Aufhebung der Brodfaltung eine dem allgemeinen Interesse förderliche, so wie dem allgemeinen und besondern Gemerbeinteresse nicht nachtheilige Maßregel. Bericht des Finanzministers Magne an Napoleon III. vom 30. Juli über den Erfolg des Ansehens. Sire! Ich bin im Begriffe, Cw. Maj. Nehenschaft abzulegen von den Resultaten des Ansehens, dessen Ziehungslisten gestern geschlossen wurden. Die Erkundigungen, die noch einzuziehen bleiben, sind nicht der Art, um das Ergebniß irgend beträchtlich zu modifiziren. Jedenfalls indeß wird ein fernerer Rapport ,die definitive Ziffer feststellen. 310.000 Personen werden an der Substriktion Theil genommen haben, die Totalsumme wird ungefähr 3600 Millionen betragen. Die nicht reduzirbaren Ziehungen von 50 Fred. und darunter werden sich auf 230 bis 235 Milionen belaufen. Die Zeichnungen von 60 Fred. und darüber, bei denen eine verhältniß­­mäßige Reduzirung einzutreten haben wird, werden etwa 3360 Millionen aus­­machen. Die Departements werden gegen 230.000 Zeichner und über eine Milliarde Kapital beigesteuert haben. Die fremden Zeichnungen aus verschiedenen Ländern Europa’s, aus England, Holland, Deutschland, Belgien, der Schweiz 1. s. w., übersteigen 600 Millionen. Solche Resultate, Sire, Die ich mich glücklich frage, zu Em. Majestät Kenntniß zu bringen, bedürfen Feined Kommentars; ihre wahrhaft unerhörte Groß­artigkeit spricht laut genug für sich selber. Die zu erzielen, bedurfte 08 weder der ungewöhnlichen Opfer, noch irgend­welcher Anreizung. Die verhältnißmäßigen, den Darleihern gebotenen Vortheile waren thatsächlich von geringerer Bedeutung als bei den beiden legten Ansehen: trogdem haben 310.000 Subskribenten fast das Fünffache­ der geforderten Summe gezeichnet. Ale Schritte der Verwaltung waren darauf berechnet, die Hingebung des Publitums zu zügeln, nicht sie anzustacheln Dank den, von Ew. Maj. autorisirten Restriktivmaßregeln werden die Appoints von 50 Fres. und darunter nur einen Theil der Anleihe deben; gegen 550 Millionen werden zur Vertheis­tung an die bedeutenderen Darleiher übrig bleiben. Ledermann wird seinen Am­theil haben, wie es der Billigkeit entspricht und zur Hebung des Kredites noth­­wendig it. Dieser Theil wird etwas weniger als ein Sechstel der gezeichneten Summe betragen. Die vorgeschriebenen Garantierepositen von einem Zehntel werden sich, ohne die mit Antizipation des Verfalltermines gemachten Zahlungen in Rechnung zu bringen, auf eine Gesammtsumme von 360 Millionen belaufen. Ein Hauptcharakter dieser außerordentlichen Manifestation it, daß die De­ Hlach­ung eines so enormen Kapitals in so kurzer Zeit möglich wurde, nach zwei weulich stattgehabten Ansehen, mitten in den auswärtigen Komplikationen, nach den Linfen der Thewerung und der Epidemie, die wir so eben durchgemaut, ohne daß sie die Geschäfte hinderte oder den Kours änderte. Ganz gegen die Erfahrung, die man bei allen Ansehen gemacht hat, wurde dieses durch eine Haufe in der Rente begrüßt. Die sich von 65 Free. 90 Gts. catf den gegenwärtigen Kours von 66 Fred. 80 Gts. erhoben hat. Um diese Bewegung zu begünstigen, wird es nöthig sein, der Zirkulation so bald als möglich den Theil der in den Staatsfoias getroffenen Kapitalien zu­rückzugeben, welches dur die Reduktion der Gubsfriptionen rückzahlbar geworden sein wird. Diese Arbeit wird mit der größten Eile in’s Werk gefeßt werden. Sire, die Finanzoperation, die so eben ausgeführt wurde, wahrscheinlich die sraunerdwürdigste, die je zu irgend einer Zeit, in irgend einem Land stattgefunden hat, ist geeignet, Diejenigen zu belehren, welche an der Kraft Frankreich’3, an der Ausdehnung seines Neichtaums und seinem Kredit, und an der Popularität zwei­­feln, die sich in Europa an sein in der Ausführung begriffenes edles Unterneh­­men knüpft. Dieser ungeheure Zusammenfluß von Skapitalien aus allen Ländern, und von allen­­ Vermögensumständen, mird sicherlich in den Augen der Welt der glänzendste und unwiderleglichste Beweis des Vertrauens sein, welches die Politik des Kaisers in Frankreich und im Ausland einflößt. R. Wien, 2. August. Politische Nachrichten liefen im Laufe der festen Woche ehr spärlich ein. Der diplomatische Noten­wechsel beschränkte sie auf eine an den Freiherrn von Hübner abgesendete Depesche, deren Inhalt sich auf den letten Bundesbeschuß bezieht, und zur Mittheilung für den Grafen Walewsky bestimmt ist, so­whe auf eine Note an unseren Ge­sandten in St. Petersburg, und endlich auf eine Depesche an den Freiherrn von Koller. — Daß die Westmächte sich durch die von Oesterreich am Bun­­destage gemachte Eröffnung befriediget erklärt haben, dürfte Ihnen bereits bekannt sein; nam­entlich soi diese Befriedigung von Seite des französischen Kabinets in sehr lebhaften Ansprüchen Tumdgegeben worden sein. — Im Vebrigen hat die politische Situation keine Veränderung erfahren, und Oesterreich ist nach wie vor fest entschlossen, an seiner bereits öfters Fund­ gegebenen Auffassung der vier Garantiepunkte festzuhalten. Seine Thätig­­keit bezüglich der Westmächte ist demnach au) darauf gerichtet, legtere zu vermögen, daß sie keine weiteren Forderungen an Rußland stellen, die mit den vier Punkten im Widerspruche stehen, oder nur ein partitulares In­­teresse verfolgen. Die Berichte aus Paris flimmen sammt sie darin überein, daß die österreichische Industrie eine sehr ehrenvolle Würdigung gefunden hat. Große Ankäufe wurden bereits realisirt, namhafte Bestellungen gemacht, und viele Verbindungen abgeschlossen. Der Kaiser, der Prinz Napoleon und die Prinzessin Denthilde haben zahlreiche Gegenstände angefauft, ebenso haben auch viele Engländer große Summen für Erzeugnisse der österreichi­­schen Industrie ausgelegt, namentlich finden die Wiener Meerschaumpfeifen bei den Söhnen Albions vielen Gefallen. Hartmann aus Wien hat eine solche, die ein wahres Kunstwerk ist, um 4000 fl. verkauft. Feldzeugmeister Freiherr von Heß hat es für einige Zeit nach dem nahen Kurort Baden bei Wien begeben. — Morgen findet auf der Weil­­burg ein glänzendes Fett aus Anlaß des Namensfestes Sr. Tf. H. des Hrn. Erzherzogs Albre­cht slatt. Mittags ist Tafel, und Abends werden zwei Musikhöre im Freien die neuesten Zonftüce zum Besten geben. »> Paris, 29. Juli. Selbst in der Kunst, wo doch sonst nur der Geist maßgebend ist, haben Ziffern ihre Wichtigkeit und ihr Belehren­­des. Vergleicht man die betreffenden Ziffern in der Kunstausstellung, so ergibt sich daraus das Verhältniß der verschiedenen Zweige der bildenden Kunst: der Malerei, Skulptur, Kupferstecherkunft, Lithographie und Architektur , von ethnographischem Gesichtspunkte aus betrachtet, zeigen und diese Ziffern den Rang, welchen die verschiedenen Nationen Europa’8 in Betreff der Kunst einnehmen. Das wichtigste Ergebniß ist schließlich, in welchen Verhältniß die Fortschritte der Kunst mit der Menge der Künstler und ihrer Pro­­dukte stehen. Der offizielle Ausweis der Ausstellung der seltönen Künfte liefert und die Daten zu dieser Statistik. Es werden darin gegen 5000 Werke auf­gezählt, von welchen 2923 der Malerei, 684 der Skulptur, 472 der Ku­pferstecherzunft, 155 der Lithographie, und 355 der Architektur angehören. Die erste Bemerkung, die wir machen, if, Daß die Malerei die Hälfte der Ausstellung einnimmt. Vergleicht man die Zahl der französischen, mit jener der fremden Kunstwerke, so findet ss wieder, daß Frankreich alle andern Nationen über­­wiegt, indem Teptere zusammen nicht mehr als 2172 Kunstwerke ausge­­stellt haben, während Frankreich allein deren 2712 zählt. Offenbar ent­spricht Dieses­­ Verhältniß bei Weitem nicht dem Ideal, das man sich von einer allgemeinen Ausstellung macht, und man muß hier den ausnahms­­weisen Umständen Rechnung tragen, unter welchen die Ausstellung eröffnet wurde. Obschon der Zutritt allen Völkern offen war, so läßt er sich doch nicht verhehlen, daß die Politik auf die Zahl der fremden Aussteller, und auf die Auswahl ihrer Werke nicht ohne Einfluß geriesen sei. Diese Bemerkungen im Auge behaltend, fahren­ wir in unserem Kalkül fort. Die fremden Staaten oder Staatsgruppen sind in der Aus­­stellung der seltenen Krünfte durch folgende Ziffern vertreten:­­ Großbritannien hat LOZQ Aussteller mit 778 Werken,Deutschland 271A.mit 542W.,Velgie 11141­A.mit 270W.,die Niederlande 76A.mit131W­,Spanien 54A.mit123W,die Schweiz46A. mit in­W.,Italien40A.mit66W.,Schweden und Norwegen36A. mit45W.,die Vereinigten Staaten12A.mit4­5W.,Portugal 17 mit18,Dänemark 5 mit 9,Peru 2 mit 5,die Türkei 2 mit 3,Mexiko 4 mit A und Java (in Ozeanien) 1 Aussteller mit 4 Werke. Europa hat somit beinahe den ganzen Theil der Ausstellung geliefert, während Asien und Afrika nicht einmal dem Namen nach figuriren. Nord­­amerika nimmt wohl in der Impustrieausstellung einen ersten Rang ein, erfreut sich aber in der Ausstellung der schönen Künste Dieses Vorzugs seinestwegs. Bleiben wir bei Europa, so drangt si und ferner die Bemerkung auf, daß die Völker annlosfächslfcher Nace gegen die griechisch -lateinischen Nationen bedeutend im Vortheil sind. Während England, Deutschland und die Niederlande mit der französischen Seule an Zahl und Werth ihrer Werke rivalisiren, steht die sonst so blühende spanische Schule im zweiten Rang; Italien, das Vaterland Raphael’s und Michel Angelo’s, steht unter der Schweiz; Griechenland, daß sich regenerirt nennt, schiefte nicht ein einziges Werk. Diese Sterilität in den Ziffern steht mit dem Kunstwert­ in geradem Verhältniß, und die Nachweise der Statistik werden von dem Urtheil der Kritik gerechtfertigt. Webiigend hat der offizielle Ausweis einige Fehler, indem er z. B. die Skulpturwerte aus Mailand und Ve­nedig,, die doch offenbar der italienischen Schule angehören, zu den deutschen Werken zählt. Die statistischen Ziffern des französischen Theiles der Ausstellung sind nur für Frankreich selbst von Interesse; Doc verdient es nicht unbe­­merkt zu bleiben, daß von den 990 französischen Ausstellern 80 dem metke­lichen Geschlecht angehören, und davon sind 76 Malerinen, 2 Bildhauerinen, 1 Kupferstecherin und 4 Architektin, H. ©. Palermo, im Stili. Die neapolitanische Regierung hat in der Leptzeit mehrere politische Fehler begangen, und io­e Fehler sind unter­ gewissen Umständen noch gefährlicher als Verbrechen. Der schlimmste faux pas, dessen man fi in Neapel schuldig gemacht, ist das „Ausfuhrverbot von Lebensmitteln “." nach orientalischen Häfen und Malte. Hierdurch hat man auch die geduldigsten U­nterthanen, das Landvolt und den Handelsstand , sich zu Gegnern gemacht, und dieser Umstand fällt ungemein schwer in die Wagschale. Von den vom Berbote betroffenen Produkten, Getreide, Hanf und Heu (Tekteres darf zwar exportirt werden, jedoch zu unverhältnißmäßig hochgesteigerter Zolltare) sind nicht nur noch zahlreiche Vorräthe vorhanden, sondern sie versprechen auch einen diesjährigen sehr ergiebigen Gruteertrag. Das NAusfuhrverbot hat nicht nur die Quellen des geminnbringenden Abflusses total verstopft, sondern an die Schleusen allgemeiner national-ökonomischer Verkümmerung geöffnet. Was dem Verbote di­­rekt auf dem Fuße folgte, war ein sofortiges Aufhören jeglicher Nachfrage nach den betroffenen Handeldarüikeln und ein Weichen ihrer Preise bis aufs Minimum. Kaufleute, melde bedeutende Quantitäten theild gelagert, theild — und spekulations­­weise oft von der diesjährigen noch auf dem Halm befindlichen Ernte — aufge­­tauft hatten, sind mehr oder minder, einige sogar völlig ruinirt. Gutsbesiger, Pächter und Bauern, welche auf einen sicheren Gewinn rec­htend, den Ertrag­ ihrer Felder fest für ein Billiges verschlendernd, daneben aber hohe Abgaben zahlen müssen, bliden gegenwärtig noch trüberen Blides in die Zukunft, als es der Fall gewesen, wenn Hagelschhlag, Wurmfraß oder sonst ein Unheil ihre in Segensfülle prangenden Reder heimgesucht hätte. Der sizilianische Landmann ist von Natur träge und wenig zur Arbeit geneigt, nur Aussicht auf bedeutenden Gewinn kann ihn zu größerer Thätigkeit anspornen. Diese Aussicht bot sich im Frühjahre dar, und die Bauern zeigten weshalb in Bestellung ihrer Felder einen Gifer, der ihnen sonst nicht eigen war. Mal hat es ihnen genäst? Sie hätten den größten Theil ihrer Ländereien brach liegen lassen können und wären unbedingt — weil dann doch eine Preissteigerung eintreten mußte — besser gefahren ab­ jekt. Unter anderen politischen Verhält­­nissen würden sie, von gleichem Mißge­b­iet betroffen, das Korn auf dem Halit verderben lassen, in nächster Saatzeit nur so viel Feld bestellen, als gerade zum Kothbedarf hinreichend, und sich theild dem behaglichen Dolce far niente, theil dem hier noch duch Nomantit anziehenden Schmuggler- oder Räuberhandwerk hingeben. Dergleichen wird denn zwar auch dieses Mal statthaben und ist sogar schon hier und da im Schwunge, aber es wird nur sekundär bleiben, weil die Herzen verbittert und die politischen Leidenschaften aus ihrem Schlummer aufge­rüttelt sind. Was die Minister zum Erlasse des gedachten Verbotes vermocht hat, ist die immer größer werdende Abneigung des Hofes gegen das in Italien mit­­ Heirathäzeremonien der Hornyaken im Trentschiner Somitat. Bad St. K. Drdödy’). Der junge Hornyake wählt sein Weib selten nach den Einflüsterungen des Herzens; er heirat­et entweder, weil es seine Eltern so wollen, oder damit er eine Gehilfin habe, die ihm arbeiten helfe, die ihm Tode, bade, male, und wo möglich etwas zubringe. Wenn einer früher 4—6 Söhne hatte, so verheirathete er sie im 19. ja oft tm. 45. Jahre, damit sich die Arbeitskräfte des Hauses vermehren. Wenn der junge Horngafe heirathen will, so vershhafft er sich vor Allem eine Freimerberin; diese geht im das Haus der Auserlesenen, tobt den Burschen und dessen Eltern, und preist der künfzigen Braut das Glück, das sie machen werde. Wenn man die Freimerberin sehen heißt, und ihr mit Brod und Brannt­­mein aufwartet, so ist das ein Zeichen der Einwilligung. Sobald der Bursche von diesem günstigen Erfolg in Kenntniß gerecht ist, fucht er si einen Beistand, und geht mit diesern und einigen Bekannten am nächsten Sonntag zeitlich in der Früh in das Haus der­ Braut, und bietet den Hausgenosen von dem Branntwein, den er mitgebracht hat; ihm und seinen Freunden wird Kuchen und Zopfen vorgelegt. Während des Schmauses wirbt der Beistend um das Mädchen, und diese antwortet: „Wenn es der Wille Gottes und meiner Eltern ist, so geschehe es." Hierauf mwechseln die Brautleute die Ringe, und gehen dreimal im Zimmer “herum; dann wirft der Bräutigam der Braut Geld in die Schürze, die Braut ist es einem der anmetenden Mädchen ebenfalls in die Scharge und sofort, bis Geld wieder der Braut zustimmt, die es dann behält. Hierauf steht sie bem “gam einen Blumenstrauß auf den Hut, und dann gehen sie zum Pfarrer, Saufbieten zu lassen. "a der Berlebung bi zur Hochzeit geht der Bräutigam jeden Abend zu “umd diese schieft ihm Kuchen und laßt ihm dazu sagen, die Braut A der Ref, Dit, ichiete ihm einen Brief. Einige Tage vor der Hochzeit geht die Braut mit einer Frau in die Nachbardörfer bettelt. Sobald der Hoczeitstag herumnaht, ruft der Brautführer alle zur Hochzeit gehörigen Leute zusammen, und geht mit ihnen nach dem Hause der Braut; hier scienft diese dem Bräutigam ein Hemd, das er sogleich anlegt, das andere, das er eben abgelegt, tragen die Frauen in die Kammer, und zerschneiden es in Stüden, Damit die Frau über den Mann herrsche. Hierauf legt die Frau ihr Oberfleisdh ab, legt es unter einen Soeffel, und läßt es da, bis sie winscht, nicht Mutter zu sein, dann wird sie feierlich umgekleidet, mit einem aus Glas­­perlen und Bändern gemachten Kopfzug geschmückt und nach der Kirche geleitet. Dem Hochzeitsgang geht indes noch eine abergläubische Zeremonie voran; die Frauen lassen nämlich die Braut dreimal durch einen Faßreif schlüpfen, Damit sie leicht gebäre. Hierauf geht sie mit dem Bräutigam in den Hof hin­aus, und beide werden von der Brautführerin mit verschiedenen zusammengemischten Getreidefürnern dreimal überschüttet; von eben derselben werden sie mittelst eines in Wasser getauchten Tannenzweiges dreimal angesprigt. Während sie zur Trauung gehen, ist es die Pflicht des Brautführers, auf die Braut Acht zu geben; nach der Trauung eilt sie aber nach Hause, und die Hochzeitsgesellschaft fragt den Brautführer, wohin er die „Wachtel“ gethan habe; dabei nimmt er einen runden Kuchen hervor, und sagt, mit diesem Pafle werde er sie finden. Hierauf­ geht die Gesellschaft in das Wirthehaus, und kehrt von da erst gegen Abend zu den Eltern der Braut zurück, wo sie ein großer Abend­­maus erwartet, zu welchem die Verwandten Kuchen und Getreide geschict haben. Beim Abendmahl fest sich das junge Paar nicht zu Tifhe; sie bleiben in der Kammer, und verzehren hier sieben zusammengemengte Speisen, damit sie sieben Jahre hindurch Feine Kinder bekommen. Nach dem Abendmahl gehen Alle in das Haus des Bräutigams, wo die Braut den Bewohnern Gesdhente austheilt, und zwar jedem Mann ein Hemd, den Frauen geftite Kopftücher, und den Mädchen Kuchen und Bänder. Hier wird wieder Kuchen und Branntwein herumgereicht. Endlich führt man das junge Ehepaar in die Kammer, wo der Braut von der Hochzeitmutter und dem Brautführer die Haare aufgelöst werden. Während dieser Zeremonie feuchtet der Beistand mit zwei bezeichneten Kerzen, von welchen eine dem Bräutigam, die andere der Braut gehört. Draußen singen die Mädchen. Sobald das Haar der Braut aufgelöst ist beginnt der­­ Beistand mit den­ brennen­­den Kerzen, die er zwischen den Fingern hält, zu laufen, und weilen Kerze ihm hierbei früher aus der Hand fällt, der stirbt früher. Hierauf zieht die Braut dem Bräutigam vom rechten, und der Bräutigam der Braut vom linken Fuß den Stiefel; dann wird das Ehepaar allein gelassen. Vor die Kammerteh­re wird Holz hingelegt, damit die junge Frau, wenn sie aufsteht, gleich zu thun Habe. Hiermit pflegt die Hochzeit zu Ende zu sein, und erst nach act Tagen versam­­melt figy die Hochzeitsgesellshaft bei den Eltern der Braut zu einem Mittagss­mahle. Anfangs ist die junge Frau nichts vom Tische ihres Mannes, sie bringt eine Lade voll Kuchen mit, von denen sie lebt. Wo die Hochzeit mit Mufil ge­feiert wird, da ist gewöhnlich auch ein Hochzeitenare (Szvat) zugegen, dessen Auf­­gabe es ist, allerlei Spaß zu machen, allerlei zu stehlen, und in der Stube, welche die junge Frau bewohnen wird, Salz und Mörtel abzufragen, damit sie gleich eine Arbeit habe. Bei reicheren Bauern dauert die Hochzeit drei Tage. “Die Mitgift der Braut besteht in einer Kuh, einer Truhe und Kleidern. Modebericht. Paris, 28. Juli. Ich habe meinen Leferinen versprochen, ihnen von der Industrieausstellung zu berichten, und ich halte ihnen Wort. Alles, was die lebhafteste Phantasie der elegantesten Frau an Toilette oder Meublement nur je­­mals erfinden konnte, verscm windet gegen die Schönhelt, den Reichthum und die Verschiedenheit der Ausstellung, welche in ihrem Arrangement so sehr die Londoner überflügelt, wie die französische Eleganz der englischen überlegen ist. Zuvörderst werde ich von den Hofmänteln, den­ Stam­äfleidern, den Män­­teljen, den Weberziehern und Garacod, von prachtvollen Stoffen in Seide, oder Seide und Gold oder Silber erhaben gesu­cht, berichten. Die Abtheilung des Hauses Delisle enthält in dieser Art bemanderns­­whürdige Sachen. Hier z. B. ist ein Hofmantel von himmelblauem, antiken Moi tee, in Weiß und Silber geftidt, und jener von weißem Gros des Indes mit Gold geftidt. Dann ist, hier ein Staatefleid von Föstlichem hochrothem Sammt ; dieses Kleid ist vorn offen, und an den beiden parallellaufenden Bahnen in­ hode rother und schwarzer Seide reich gefiikt, was eine Bordüre bildet ; an einer Bag weißer Moi­de in Form einer Schürze, welche ganz mit Blumen von Go und weißer Seide ums­et­zt; Leibehen und Aermel sind auf­ gleiche Weise. deforirt,

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