Pester Lloyd - Abendblatt, August 1855 (Jahrgang 2, nr. 178-202)

1855-08-01 / nr. 178

IAbendvlattdegjpcscrsM .Mittwoch,1.;1xttgufl. Nro.1-7å. fi jeg: (Xg? Agi EG LEN SANSEYEL, 7 > 9 4 Pet, 1855. Telegraphische Depeschen der „Desterr. Korrespondenz“. Die Budgetvorlage London, 30. Juli. Beel erklärt, die Regierung gediente auch die Bildung einer Italienischen Fremdenlegion in Angriff zu nehmen, wurde ohne besondere Opposition genehmigt. Nach einer Neu­erung Lord Palmerston's durfte das Parlament am 24. August vertagt werden. Berlin, 31. Juli. Ein Ertrablatt der „Hannov. Zrg.“ vom 29. bringt die bereits bekannte Ministerliste, Bombay, 26. Juni. (Nederlandpost) Außer dem Marsch einer Brigade nach dem Pendschab gegen das Gebirgsland, um rücständigen Tribut einzutreiben, uud außer einem Einfalle der Momuds über die Grenze ist nichts Bemerkenswerthes vorgefallen. Die „Pelinger Hofzeitung“ meldet neue Erfolge der kaiserlichen Truppen gegen die Nebellen im Norden. Admiral Putjatin weilt mit dem veräüglichen Schiffen noch in Yeddo in Japan. Nur 150 Mann wurden nach Petropawlowsky in Kamtschatfa befürdert. Konstantinopel, 26. Juli. Der kaiserlich französische Botschafter Herr v. Chouvenel hatte gestern seine Antrittsaudienz bei Sr. Majestät dem Sultan. Der bisherige Geschäftsträger Herr v. Benedetti reist heute nach Kamiesch ab. Die neue ottomanische Botschaft nach Paris hat sich soeben auf dem , Tabor" eingetau­ft. Der Tf. preußische Gesandte ist legten Montag nach Triest abgereist. General Beatson wurde in den Dardanellen von mehreren unter seinem Kommando stehenden Baschiborufs erschaffen. Damaskus, 12. Stil. Aus Bagdad wird gemeldet, die Araber hätten die Altert­umssammlungen der Herren Place und Fresnel, die eben von Ninive Tamen, versenst und den Grafen Clement, der selbe begleitete, beraubt. Ancona, 30. Juli. Die Eholera in der Stadt ist erloschen, nur im der Umgebung haben sich noch einige Fälle ergeben. MWeberhaupt it in di Romagna die Epidemie in Abnahme Das heute aus Griechenland eingetroffene Dampfbot weiß nichts von pestverdächtigen Fällen in Albanien, (weshalb in dieser Nachicht jedenfalls noch weitere Bestätigung der zum Grunde liegenden Vorkommnisse abzuwarten sein wird). ab Pest, 1. August. Die Nachrichten vom Kriegsschauplage lassen nicht daran zweifeln, daß die Alliirten die Äußersten Anstrengungen machen wer­­den, um wenigstend Karabelnaja nody im Laufe des Sommers zu nehmen. Der „nr. VB. 3." Schreibt man aus Paris in Bezug auf Die weiteren Pläne der­­ Verbündeten: Bevor der Kaiser nach Eauribonnes abgereist ist, hat er den Ministern des Kriegs und der Dearmne bestimmte Instruktionen Hinsichtlich des Kriegs gegeben. Derselbe lenkt bereits ihre Aufmerksamkeit auf die Lage der Armee für den Fall, daß Sebastopol vor dem Winter nicht genommen werden sollte, und ist hauptsächlich darauf bedacht, alle mög­­lichen Vorkehrungen zu treffen, damit die Armee nicht mehr so unsäglichen Leiden wie im ver froffenen Winter ausgefegt werde. Was sich nun auch auf dem Kriegsschauplage zutragen mag, auf den ausdrücklichen Wunsch des Kaisers sollen solche Positionen in der Krimm und im bal­tischen Meere eingenommen werden, daß unsere Truppen in bdenfelden den nächsten Feldzug be­quem abwarten können, ohne von den schadlichen Einflüssen der Winterzeit für ihre Gesundheit etwas zu befürchten zu haben. In Defterreich wird — wie die „Defterr. 3." schreibßt — in Folge der Arm­eeredi­tion bereits zum Verkaufe einer sehr beträchtlichen Zahl über tompleter Pferde geschritten. Was Deutschland betrifft, so herrscht vorläufig in allen Lagern Ruhe: selbst die stets so übergeschäftige Bamberger Politik hat mit der Ü Vertagung des Bundestags Ferien gemacht, da sie — nach der „Stef. P. 3." die Unmöglichkeit eingesehen, sei noch ein speifisches deutsch­­mittelstaatlichs orientalisches Programm aufzustellen ! Der Prinz von Preußen hat seinen Aufenthalt in Petersburg nor um einige Tage verlängert. In London wollte man am 29. Juli die be­stimmte Nachricht haben, daß Simpson aus Gesundheitsrücsichten sofort nach England zurückkehren werde. Hall hatte das Arbeitsministerium ausgeschlagen, worauf er Lome übertragen war. In Paris gab der „Moniteir“ vom 31. Juli das Resultat der Ansehenszeichnung bekaunt; die Zahl der Zeich­­ner betrug 340.000, die gezeichnete Summe erhob es auf 3600 Millionen res. 50 ausländische Zeichnungen übersteigen die Summe von 600 Millionen Free. In Kopenhagen hat ein königlicher, offener Brief vom 27. den Neid­­e­tag auf den 11. August einberufen; die Gutachten und Beschlüsse des geschlos­­senen Netc­stab­es in der Verfassungsangelegenheit sind im Drude erschienen. Sehr gesammtstaatlich schriedt es jedenfalls, wenn Das dänische Ober­­postamt bekannt gemacht haben soll, daß in Dänemark keine Briefe mehr befür­­dert würden, welche nach „Schleswig-Holstein“ adressirt wären ! Wie in Dänemark, so gehen in Hannover die Berfaffungswirren ihren Gang fort. Die Stadtverordneten der Hauptstadt haben eine Adresse an­­ den König gerichtet, der aber der Gemeinderath nicht beigetreten ist. Stüve in Osnabrück predigt Einigkeit und Zusammenhalten aller nichtjunierlichen Elemente. Den ärgsten Streich hat dem Miinisterium das „Preuß. Wochenbl.“ gespielt, indem er die Hingabe des hannover’schen Kabinetes vom 16. Nov. an den Bundestag bekannt machte, deren Vorlegung die Regierung den eigenen Kammern verweigerte. Darin werden die Liberalen und Stine insbesondere als eine „Korporation“ Der munzirt, „welche neben dem Ministerium eine Art Wohlfahrtsausschuß bilden wollen. “ In Helgoland heißt es allgemein, daß England dort einen großen Kriegshafen mit Zitadellen anzulegen beabsichtige, zu dem Plan und Kostenanschlag fyon in London bereit­liegen sollen. . Die Au­sländischen in Tripolis sind — nach Briefen der „Daily Peng“ vom 14. und 15. Juli — 15.000 Mann statt, werden von Gurma­­ befehligt, haben die Türken in zweitägiger Schlacht vernichtet und ihnen 40 Ka­nonen abgenommen. Der Führer der Insurgenten repräsentirt die Nationalität der im Lande geborenen Araber, die Opposition machen gegen die bestehende, dem Sultan huldigende Negierung. Seiner politischen Gesinnung wegen war Gurma früher in Trapezunt mehrere Jahre Hindurch als Geißel verhaftet; in fetter Zeit gelang es ihm zu entkommen; von seinen Landsleuten wurde er mit Jubel empfangen; den Tod des vorigen Paicha von Tunid benügend, hat er die Standarte der Empörung unter ihnen aufgepflanzt. Schwarzes Meer. Privatbriefe vom 17. melden, daß eine fleine Abs­­­theilung englischer Schügen durch einen gelungenen Ueberfall die in der Nähe der Steinbrüche gelegene Embustade wieder gewonnen, welche ihren die Nuffen in den ersten Tagen dieses Monats abgenommen hatten. — Die Marseiller­ie welche am 19. von Konstantinopel abgingen, melden wenig euch. Den Blättern, melche zu Konstantinopel erscheinen, ist eine offizielle Mittheilung, zu­« gefertigt worden, worin ihnen verboten wird, Über Feldzugspläne zu sprechen, und­ sie aufgef fordert werden, blos thatfächliche Tagesereignisse mitzutheilen. Zuwiderhandlungen werden m­it zeitweiliger Suspendirung, Nachfälle mit noch schärferen Strafen belegt. — Die aufrichteris­chen Basht-Berufs der türkischenrilligpen Legion plünderten die Dörfer in der Untgegend der­ Heinen Stadt der Dardanellen. Der französische Konsul hat Maßregeln zur Aufrechterhal­­tung der Ordnung in der Stadt ergriffen. Etwa 500 Babhi-Borufs haben sich unterworfen, General Beatfon will sie, unterfrügt von syrischer Kavallerie, nach der Krimm jchieen, DOmer Pasha Ec­rte, mit Ehrenbezeugungen von Sultan überhäuft, von Konstantinopel in sein Hauptquartier zurück. — Die Nachrichten aus der Krimm sind von 17. Juli, Dan hatte erfahren, daß die Neffen Hinter Malakoff neue Vertheidigungsunwerfe errichtet, soge­nannte Kavaliers. Die Generale der Verbündeten hatten beschlossen, daß die Handelsschiffe in Kertsch Getreide laden dürfen, jedoch unter der Bedingung, daß sie ein Drittel desselben auf einen zu bezeichnenden Punkte der Küste deponiren. Die Nachrichten aus Trapezunt vom 12. Juli melden, daß Nasti Palda am 9. Juli von dort mit Freiwilligen nach Grzerum abmarschirt sei. Die Armee von Kar, die für frühere Entlassungen auf 15.000 Bajdjis Berufs reduzirt war, ist vor Muth, aber es fehlt ihr, um gegen die russischen Tragoner operiren zu können, an Neiteres. Weder die Beschießung des Nedan am 10. melden englische Lager­korrespondenzen vom 14. nachträglich : Der Feind hatte die Approden sowohl gegen den Malasoffthur­­mie gegen den Nedan durch fortwährende Beschießung der Arbeiterkolonnen mit Bomben und Traubenschliffen zu füh­­ren gesucht, und es wurde daher beschlossen, wenn möglich, m wenigstens einen Theil der Geschüge des Redan zum Schweigen­ zu bringen. In Folge dessen wurde am 10. um 3 Uhr Morgens sompfl von dem rechten als dem linken Flügel der britischen Approche ein heftiges Feuer gegen den Redan eröffnet und 9 Stunden lang unterhalten. Der Nedan antwortete raft­ und kraf­­tig. Englischer Seite wurde sehr gut geschaffen. Drei der größten Mörser auf dem Greenhill wurden fortwährend gleichzeitig abgefeuert, und die Wirkung der innerhalb des Nedan in ge­ringer Entfernung von­einander niederfallenden Bomben beobachtet. Sie erreichten den Boden fast in demselben Augenblick und große Staubwoffen folgten der Explosion.­ Die von den Batterien des Franzosenhügels abgefeuerten Wurfgeschoffe sah man Häufig mitten durch die feindlichen Embraturen hindurchgehen und die Seitenwände­ derselben aufreißen. Nichtsdestoweniger blieb es zweifelhaft, ob die feindlichen­ Gefchüge dadurch bedeu­­­tend litten.­­Selbst war am Abend, nachdem Nachmittags das Feuer wieder aufge­­nommen war, zeigten sie sich noch im Stande zu antworten. Man nahm wahr, daß, sobald ein Gefhüg im Redan abgefeuert war, die betreffende Gmöbrature sich leerte und sich erst in dem Augenlisi, wo der nächste Schuß erfolgte, wieder füllte, Wie dies Zurü­dziehen und Wie­­dervorschieben bemerkstelligt murse, ließ sich nicht spezieller erkennen. Wen aber auch­ die Geschüge zum größten Theil unbeschädigt blieben, so sah man doch, daß die Artilleristen bes deutenden V­erlust hatten. Hinter der Schlucht zwischen den Anhöhen des Malafoff und des Redan ist ein Theil eines breiten Weges sichtbar. Auf diesem Wege sah man Leute mit Trag­­bahren und Ambulancewagen in ungewöhnlicher Anzahl Hin und her ziehen. Die englischen Batterien litten von dem Feuer des Redan so gut wie gar nicht und man erlangte durch die Kanonade am 10. wenigstens so viel, daß die Arbeiterkolonnen in den­ Approchen durch die russischen Geschüge weniger gehindert wurden, da das Feuer der Lekteren an Lebhaftigkeit abnahm. ? Ein Angriff auf die russische Stellung oberhalb Bardar erscheint so gut wie hoffnungslos. Das Plateau bildet von Natur eine so starke Defensivftei­­hung, daß dieselbe von 50.000 Mann gegen die vierfache Mebermacht behauptet werden kan. An der Einnahme des eigentlichen Gebaltapol vor Eintritt des Winters scheint man im­ englis­chen Lager nicht zu zmweifeln, Daß die Nuffen mit aller ihnen eigenthmümlichen­ Hartnädigkeit sich auch nach der Zerstörung ihrer Schiffe und der Einnahme des Malakoff- Thurmes behaup­­tet werden, wird erwartet, aber die Einnahme einer neuen Stellung von Seiten der Verbü­n­deten, welche den Hafen und die Schiffbice beherrschen würde, müßte sie doch schließlich zum Nirdzuge zwingen. Sobald sie fürchten müsen, von der Verbindung mit den Nordforts abgeschnitten zu werden, werden sie wahrscheinlich die Süßseite aufgeben, die nur zu halten ist, so lange sie Meister der Hafenbucht sind. Sie rechnen ohne Zweifel darauf, ihren Widerstand bis zum Eins­tritt des Winters verlängern zu können, und werden sich, wenn das nicht möglich­st, auf die Nordseite zurü­ckziehen, gegen welche die Belagerung sehmwerlich vor dem Frühjahre 1856 eingelei­­tet werden kon. Was während der Zeit zur Befestigung der Nordseite von ihnen geschehen kann, dafü­r liefern die auf der Südseite ausgeführten Arbeiten den Beweis. Auf dem Landwege über Bukfurest wird aus Konstantinopel vom 19. gemeldet: Admiral Ahmet Pasd­a , Kommandant des ottomanischen Geschwaders im Schwarzen Meere­­is, von Eupatoria kommend, in Konstantinopel angelangt, wo er­ persönlich die Abfahrt der beiden Dampfer beschleunnigen will, an deren Bord Truppen, Munition und Proviant nach Anatolien gebracht werden sollen. — Am Schluffe eines Artikels über die Meuterei der Baschibozufs an den Dardanellen sagt das „Zourn. de Gonft.“ : „Die Zahl der Baschibozufs ist feit auf 500 reduzirt. General Beatson miss sie nach der Krimm einschiffen lassen , sie wollen darauf jedoch nur theilweise eingehen. Einstweilen sind am 9.d. 500 syrische Reiter in den Dar­­danellen eingeschifft worden ; man muß jedoch befürchten, daß das böse Beispiel auch sie zum Ungehorsam und zur Unordnung verleiten wird.“ — In dem Stadtviertel Kutfehut-Kolt ist am 17. Feuer ausgebrochen, das K­ok sehl einiger Hilfe an 250 Häuser in Afcye legte. Drei Menschen fanden bei dem Feuer ihren Tod.­­ Asien. Aus Erzerum, 3. Suli, erfährt der „Moniteur” : Mehened Pascha, Generalgouverneur von Erzerum, rüdte am 27. Juni von hier mit 800 Mann regulärer Truppen und 400 irregulären Freiwilligen aus. Seine Absicht war, den Feind im Marsche auf der Straße von Kars nach Erzerum aufzuhalten und dem ‚Gouverneur von Trapezunt, Haftz Palcha, Zeit zu verschaffen. Damit derselbe mit seinen Verstärkungen an irregulären Truppen, die er in seinem Pashalit aushob, herankommen künne. Man weiß nicht, ob Mehemed Pascha seinen Marsch gegen die feindliche Armee fortgefegt oder in Hassan-Kale Halt gemacht hat; doch wird­ allgemein vermuthet, Daß er sich in Kupru-Xdi mit dem Lager Bely Bajhag, welches aus einem Infanterie - und einem Kavallerieregimente besteht, vereinigt hat. Yent-Kolt am Sohanli­ Dagh, ein 18 Stunden von Erzerum entferntes Dorf, das große Vorräthe von Lebensmitteln für die Armee von Kara enthält, it von einer aus 4 Bataillonen Infanterie, 6 Regimentern Kavallerie, 18 Kanonen und 3500 Mann irregulärer Kufaten, im Ganzen etwa 12.000 Mann, bestehenden russischen Heersabtheilung belegt worden. ‚Die tür­kische Armee ist gerieissermaßen in Kar blofirt. Die Nufsen behaupten noch immer ihre Stel­­lungen in Saim; die Kojaren und Karafalpal3 halten die ganze Ebene von Kars befegt; aber seit dem Gefechte vom 16. Suni ward­e ein neuer Angriff auf die Stadt gemacht. CS steht zu befü­rchten, daß die ruffiige Division von Bajazid ihre Bereinigung, mit den in Teiprakli und Yeni-Köt liegenden Truppen­ bewerkstelligen und dann auf Erzerum rücken wird.­­ Der „Ruf. 3ng." bringt einen ausführlichen Bericht des Generals Mu­rawieff, vom 8. Juli, aus dem Hauptquartier bei­ dem Dorfe Kanitai, einen halben Tagemarsch fünlich von Karsch. Das Wesentliche daraus ist: Es wird die Vermuthung widerlegt, daß das russische Hauptkorps mit Umgehung von Kars direkt gegen Erzerum vorgehen, und diese Stadt sofort angreifen werde. General M­it­ramieff hatte zwar mit einem Theile des Heeres eine Bewegung in jener Nichtung unters nommen, jedoch nur um die türkischen Zuzüge abzufchneiden, und die angesanmtelten Vorräte unwegzunehmen.­­ Er kührte mit Zurüllaffung einiger seinen Aotheilungen am 6 Juli nach­ der Umgebung von Kars zurück, wo er ein Beobachtungskorps zur Seegelassen hatte. Eine eigent­­liche Belagerung hatte am 8. no nicht begonnen. Die Absicht schien c­er. Die Stadt Dur

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