Pester Lloyd - Abendblatt, August 1855 (Jahrgang 2, nr. 178-202)

1855-08-02 / nr. 179

cudcattdkspcsick od.­ «vf-«chi«fi«lt«seltstag,2.August desln .­­OTVEDD N Nro. 179, re Be, RÖBE telegraphische Depesche der „Defterr, Korrespondenz.“ ‚Levantepost. Der Dampfer „fin“ it zu Triest aus der Levante eingelaufen. Die Nachrichten, welche er mitbringt, sind indeß nur von fekundärem Interesse. Aus Konstantinopel reichen dieselben bis 23. v. M. Omer Patha befand sich im permanenten Verfehre mit der Pforte und dem Seraskierate. Nach Trapezunt wur­­den unaufhörlich Verstärkungen entsendet. Mehented Bey sollte sich nun­­ 28, in einer besonderen Mission nach Paris verfügen. Der königlich preußische Gesandte Hr. v. Wil­­denbruch erhielt noch vor seiner Abreise den Medichinieorden erster Kaffe. Weder das Unmesen, welches die Bashibozufs treiben, wurde fortwährend geklagt. Briefe aus Trapezunt vom 18. D. M. melden, daß die Verbindung zwischen Kars und Er­zerum wieder hergestell wurde. Die Rufen befinden si in ihrer früheren Stellung drei Stunden von Kard, dessen Beschießung bisher unterblieb. Mustapha Paldha, der in Coldhis postirt ist, verlangte eine Verstärkung seines Korps um etwa 5000 Ba­thiborups, um damit Batum und Neduttale zu deden. Nachrichten aus Smyrna sind vom 25. Datim­, der berüchtigte Pirat Moro wurde auf der Insel Samos gefangen genom­men ; ein türkisches Sicherheitskorps von 200 Mann ist­ zu Smyrna errichtet wor­­den. Zu 6­orfú würte man am 29. bereits den Ausbruch einer epidemischen Krankheit in Allanien ; eine Kommiliton wurde sofort dahin zur Ermittlung des Sachverhaltes gesendet. (Nach der heutigen „Iriester Zeitung” ist übrigens das angebliche Auftreten der­­ Epide­­mie in Albanien noch immer nicht Tonstatirt.) #MPest, 2. August. Die Stellung Defterreichs zu den West­möchten beleuchtet ein unten mitgetheilter Brief der „D. U. 3.“ aus Paris durcch Beibringung neuer Daten. Der 1.Korrespondent der „Ind. b." schreibt über dasselbe Thema: Die Aufrichtigkeit und Fertigkeit Defterreichs in seiner Allianz vom, 2. Dezember haben jüngst eine neue Probe zu bestehen gehabt. "Nußland, welches Oesterreich über einen Punkt in Nichtübereinstimmung mit den Westmächten sah, hat nichts unterlassen , diese Mei­­nungsverschiedenheit auszubeuten. ES hat Divest und indirekt mit allen nur möglichen dipla­­ntatischen Mitteln es dem Bündnisse zu entziehen gesucht. Seinen lebhaften Groll gegen die Sprache und das Verhalten . Oesterreich, seit zwei Jahren vergeffend , zeigte sie das Peters­­burger Kabinet auf einmal sehr freigebig mit Anerbietungen und­­Versprechungen. E83 ging selbst so weit, der österreichischen Regierung den V­orschlag zu machen, gegen dieselbe in Be­­zug auf die vier Garantiepunkte Verpflichtungen einzugehen und daraus die Grundlage der unter sich zu regelnden Ausgleichungen zu machen. Der Kaiser Franz Joseph hat aber diese Anträge und Vorschläge rein und einfach abgewiesen , indem er er­­klärte, daß er bei dem Dezemberbündnisse verharre und daß er d­emnach auf seine Weise von den in dem Vertrage fipulirten Verpflichtungen abweichen würde, dessen Art. 1 lautet:­ „Die hohen kontrahirenden Parteien verpflichten si gegenseitig , in sein Arrangement mit dem­ fat­­serlichen Hofe von Rußland zu treten, ehe sie darü­ber gemeinschaftlich berathen haben.“ Diese offene orttjájiedbene Sprache Oesterreichs, sowie dessen jüngste Erklärung am Bun­­destage ist von der französischen Regierung ganz gemiürdigt worden, und hat sie an England, das Schwierigkeiten machte, weil es den Zwer der Allianz verfehlt sah, der ihren Einfluß, dahin vermocht, die Aufrechterhaltung der Allianz in ihren bermaligen Bedingun­­gen zuzulassen. Meberhaupt ist im ganzen Laufe der Verhandlungen das Verhaltung Frank­­rei­ch­s zu Oesterreich ein viel innigeres und vertrauensvolleres ge­wesen, als dasjenige Englands­ an Neapel sol, nach einem Briefe, den die „Ind. b." aus ‚Genua er­­hielt, die Gährung so hoch gestiegen sein, daß der König die Intervention Defter­reichg nachgehucht und zugestanden erhalten hat. ‘Den zweiten Theil dieser Nach­­richt bezweifelt die „Ind. b." selber. Zu den milden Maßregeln . Ostprovinzen, durch einen einzigen Negierungserlaß auf 131, an Rußland auszuliefernde Flüchtlinge ‚gefahndet wird. Die Gesammtzahl der in den preußi­­schen­­ Grenzlanden gebildeten polnischen und ‚Köpfe stark sein. Preßgefete an, und empfiehlt namentlich zeffiongentziehung — mit dem gefegllt werden als rufsischen Emigranten ordnet ein Negierungserlaß die strengere Handhabung der ein Mittel, zeitweilige Suspension in Polen stimmt die, die Einleitung des Verfahrens auf Kon­­eine Suspension durch fak­lsch doch es wenig, daß des Blattes verbunden die Legislatur einzuführen, in den preußi­­sch nicht sanktionirte­­ Die Behörden sollen das vermahnte Verfahren einleiten und die betreffenden Zeitungen suspendiren, auch­ wo sie auf ein Urtheil, das die Konzessionsentziehung ausspricht, nicht zu vedie­nen haben. In Frankfurt sind gegen mehrere Literaten kriminalgerichtliche Un­­tersuchungen angestellt wegen Veröffentlichung amtlicher Aktenstück, zieil mitgetheilt. In Mannheim hat si)e das einst so vielgenannte Parlamentsmitglied,­ Buchhändler Bassermann, in einem Unfalle von Sch­wermuth über begin­­nende Erblindung erschaffen. FM. Graf Nadesty hat allen Provinzialdelegaten die positierten Wei­­sungen zukommen lassen­­:jene Aerzte oder Chirurgen, welche sich weigern sollten, Cholerakranten den nöthigen Beistand zu leisten, ohne Weiteres öffentlich des Rechtes zur Ausübung ihres Berufes für verlustig zu erklären und denselben das Diplom abzunehmen. Den in Bologna von der Cholera heimgesuchten armen Familien hat der Papst eine milde Unterfrügung von 1000 Skudi zukommen lassen. Beatton’s Ermordung durch die Bajchiboguf's hat bei der englischen Gesandtschaft in Wien großen Gindruch gemacht. Privatberichte wollen wien, zehn Kugeln hätten ihn niedergestrebt, und auch gegen andere britische Offiziere seien­ Mordversuche unternommen worden. Unser G.Korrespondent meldet und, daß es dem Prinzen Napoleon volständig gelungen sei, seinen Kaiserlichen Oheim von der Zweckwidrigkeit des Krimmfeldzuges zu überzeugen; ferner, daß die Beschrankung des Wed­elsredits durch die Nationalbank laut einer Aeußeruung des Ministers v. Bruc den Kredit der Gewerbe, Manufakturen und des Handels nicht schmä­­lern sol. Schließlich soll sich die Negierung bei dem russischen Kabinet um Wienergestattung der freien Einfuhr von Getreide aus Ruffisd­ Boten verwendet haben. Paris, 29. Juli. Ausgemacht ist es, daß der diplomatische Verkehr zwi­­schen Frankreich und Oesterreich durch die üblichen Organe aufgehört hat, um einer eigenhändigen Korrespondenz zwischen den beiden Herrschern Dias zu machen. Da dieser Briefwechsel im Mitwissen und Einvernehmen ber­­­eihen In Preußen darf — 13.000 englischen Negierung stattfindet, ist daraus allein schon ohne Wagniß zu schließen, daß man in London und Paris noch lange nicht entschlosfen is, auf die Mitwir­kung DOesterreichs zu verzichten. 8 wird uns von glaubunwürdiger Seite ver­sichert, Daß in einem Briefe, der aus den Tutlerten nach Wien­ abging, die Sach­­lage des Klarsten und Ununmundensten auseinandergefest und Oesterreich, aber» mals in den verbindlichsten Worten, aufgefordert wurde, sich den Forderungen der Westmächte in ihrer ganzen Ausdehnung anzuschließen und auf diese Weise dem Krieg zur dauernden Beruhigung und Sicherstellung Europa’s ein Ende zu machen. Es soll in diesem hohen Schreiben auf die Schwierigkeiten hinge­wiesen sein, welche sich der heilsamen Unternehmung im Gesammtinteresse der europäischen Ge­sellschaft entgegenstellen. Es wird das­­ Verdienst Oesterreichs um die von den Mestmächten vertretene Sache auf's Lebhafteste anerkannt und geradezu an­gesprochen, daß der Rückzug der Neffen aus den Fürstentüü­mern sein Werk gewesen; allein man läßt den­ Vorwurf nicht undeutlich durchbitcen, daß Oesterrei­ch, wenn es mun eiihalt, unwiderleglich Dargeb­ar, es halte blos sein eigenes Interesse im Auge, das es mitten, aus dem furchtbaren Zusammenstoße umversehrt und wohlbehalten herausgehoben. „Wenn Oesterreich" , sol es in dem Schreiben ferner heißen, „bei seiner ausgesprochenen Neutralität beharrt, so hätte es allerdings keineswegs gegen den Buchstaben des Dezembervertrags gehandelt; allein es hätte alle Hoffnungen getäuscht, welche ganz Europa in seine Kraft gefecht, und denen die westlichen Negierungen dadurch einen bestimmten Ausp­nkt gegeben, daß je bie Fürstenthümer seiner Ob­­hut ohne Bedenken anvertraut. Es haben sich allerdings schon damals Stimmen gegen den Einzug des österreichischen ‘Heeres in die Fürstentüümer erhoben, welche die Gefahr dieses Zugeständnisses hervorgehoben; allen in London wie in P­aris hat man dem vielfach verbreiteten Argwohn seinen Raum gegeben. Oesterreich möge denn so handeln, daß die beiden verbundenen Regierungen seinen Grund hätten, ihr unerschlitterliches Vertrauen zu bedauern und zu bereuen ; es kann weder der Königin von England, noch dem Kaiser der Franzosen ent­­gehen, welchen Einfluß Oesterreich auf den Gang der Dinge durch Begehung der Fürstenthü­mer gewonnen; er wurde ihm dadurch die Entscheidung des Streits anvertraut, und manche verwindbare Seite dadurch quitt gemacht; allein, wide­r der B Vortheil, welchen der­ Augenblick bietet, auch von Dauer sein, wenn Oester­­reich in dieser Zerfallenheit mit der Politik der Westmächte beharrt und dem Aus­­gange des Kampfes theilnahmlos ‚zusteht?, Entweder werden­ die Anstrengungen und die Ausdauer der vereinigten Großstaaten von Erfolg gekrönt und sie diktiren den Frieden; und wenn das Kriegsglie Rußland begünstigt, wird Oesterreich etwa behalten, was es w­ünscht­­ und sucht? Hat es Grund und ein Recht auf Zu­­geständnisse von Seiten eines siegreichen Rußland zu zählen?“ Dieses Schreiben soll nicht ganz ohne Wirkung geblieben sein. (2... 3.) Schwarzes Meer. Der französische Kriegsminister hat eine aus der Krimm, vom 27. Juli 11 Uhr Abends, datitte Depesche des Inhalts erhalten, daß­ der „Phlegeton“ in Ramfeld) angekommen et und die in Odessa gegen russische Kriegsgefangene ausgewechselten Französischen Gefangenen mitgebracht habe. Der „Phlegeton“ hatte­ die uffischen Gefangenen aus Konstantinopel abgeholt. Der Austausc der Kriegsgefangenen werde Fortgesetz werden. “Die französischen Offiziere sprechen sich über die ihnen seitens der Neffen zu Theil gewordene Behandlung sehr lobend aus. Die Depesche schließt mit den Worten: „Bor Se­bastopol hat sich nichts Neues ergeben.“ (Der „Moniteur“ selbst gibt die auf telegraphischem Wege s­chon bekannt gewordene Depesche in dieser auszugs­­reifen Borm. Anm. b. Red.­ Furt Gortshhakoff meldet unter dem 18. Juli aus Sebastopol­: Gestern eröffnete der Feind eine starke Kanonade, die 2. Stunde dauerte, gegen die Bastion Nr. 4; wir haben Dieselbe mit aller Kraft erwiedert; im Niedrigen ist seit dem 25. nichts‘ bei Sebastopol passirt, wie auch nichts auf andern Punkten der Krimm. (Bastion i­st die Mastbastion, die ziemlich im Mittel­­punkte der Vertheidigungslinie vor dem Kriegshafen liegt. A. b. NR.) Aus den Marseiller Depeschen, die wir Konstantinopel bis zum 19. , ‚reichen, tragen wir noch Folgendes nach): Aus Hannover wird die schon bekannte neue Ministerliste off. Die Dampfkorvetten „Le Gaffini“ und *P’Alerte* sind mit Kanonenbojen im Schlepptau in­ Konstantinopel angelommen. Der­­„Alezandre“ ist in den Dardanellen dem „Panama* ber “gegnet, der den „Sans Pareil“ schleppte. Er it bei den Dardanellenschlöifern der europäischen Seite ferner zwei Kanonenboten und einer Bombarde begegnet. Das Schiff „Wagram“ war, von Breit kommend, in Malta angelangt. — Die Nachrichten aus der Krimm sind vom 17. Juli; die, Hige war statt. Die Annäherungsarbeiten wurden thätig gefördert. Mean war nur noch 60 Meter vom Malakoffthurm. Weder den Aufstand der Bashibozuf’s schreibt man der „Köln. 3." aus Konstantinopel: Ursprünglich al­­s sich um die schnöde Ermordung eines Juden durch einen Chef der Bashibozuts. Da man dieses Verbrechen ahnen wollte, wurde der Thäter ergriffen und festgenommen ; dadurch entstand ein Aufstand. Die von ihm kommandirte Schwadron befreite ihn und zog ab, nachdem sie die Fahne Englands mit Füßen getreten. Die übrigen, vom General­ versammelt, „gingen zwar nicht mit, aber beschränkten ss auch nur darauf, hin und zurück Boten zu beordern. Nachdem auch bis gegen Mitternacht noch eine andere Schwa­­dron, man weiß nicht wohin, sich entfernt hatte, übernahm es der türkische Strover Palda der Dardanellen, Vorkehrungen zur Sicherheit der geängstigten Einwohner zu treffen. Die empörte Solvatessa hielt es für bequemer, die nicht vertheidigten harmlosen Dorfschaften und Gehöfte zu überfallen. So wurde­ dem­ Samstag Abends den 7. d. M. eine Meierei auf­ dem Elafsi­­schen Gebiete Troja’s, welche dem Herrn Galvert gehört, überrumpelt.­­ In dem Kampfe blieben zwei der Banditen todt. Der Pächter Michael Gosland ein geborner Savoyarde, wurde sehr mißhandelt, und mur durch­ ein Wunder hat er den Kugeln und Verfolgungen dieser Rebellen entrinnen können, um in zerfegten Kleidern diese Nachrichten nach den Dirdanelle­r zu bringen. Nach einem Berichte des Oberarztes des neuen englischen Spitals, welchs unterhalb N­einkidi aufgeschlagen ist, it auch dieses Dorf von den Räubern überfallen worden. fihon ist Blut getroffen, und da man alle Augenblicke Plünderung und Brand fürchtet, so sind 300 türkische Soldaten mit einem Schleppdampfer dahin gesandt wor­­den. Noch sind 500 Bafchibozuts in dem Dardanellenlager zu niegeblieben, welche der Ge­neral Beatson nach der Krimm­ einschiffen will, allein ein Theil verweigert dieses zu Thum. Am 9. Famen 500 andere Barchiborufs aus Syrien, und Beaifon baut auf sie, um sie gegen­­ die Widerspenstigen zu brauchen. Ob er nicht besser gethan, sie in der Krimm ausschiffen zu lassen ? Es war vor einiger Zeit von einer Instruktion die Rede, welche rufsische Soldaten bei einem der gefallenen englischen Offiziere gefunden hatten und aus

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