Pester Lloyd - Abendblatt, September 1855 (Jahrgang 2, nr. 203-226)

1855-09-03 / nr. 204

; ; Die einzelne , Rummer ő . an si EEE Na man s < en K­­ 5 - Niro, 204. % 4 AR me, ú KASSE, meh, Montag, 3. September. ü * West, 3. September. Die von beiden Kriegsshanp­lägen eingelaufenen offiziellen Affenfuüche sind heute zu solchen Dimensionen angeschwollen, daß wir uns im Abendblatte für alle sonstigen Nachrichten mit einer furzem Mebersicht begnü­gen müsen. — Unter den Depeschen empfehlen wir diejenige des Admiral Bruat als Die wertans wichtigste der­peziellen Aufmerksamkeit der Kefer. . Im ihr befindet sich jenes thatfachliche Material, auf welches der bekannte Brief des Kaisers Napoleon die Hoffnung gründete, daß den Rufen eine Fortlegung des Kampfes auf der Halbinsel während des Winters nicht möglich sein werde. Auch enthält dieser Bericht die bemerkenswerthe Aufklärung, daß die am 17. August in größerer Ausdehnung eröffnete Kanonade erproben sollte, ob man vielleicht auch ohne die noch auf den Wasserwege befindlichen Mörser, die nicht vor Ende dieses Monats vollzählig zu erwarten waren, zum Ziele gelangen Fünne. Die späteren Depeschen haben gezeigt, daß der Erfolg nicht durchgreifend genug war. Die lange Pause in der Belagerung seit dem 18. Juni scheint hauptsächlich dem verspäteten Eintreffen dieser Art von Gefcingen zuzuschreiben zu sein, und es muß befremden , daß ihre uner­­l­­liche Nothwendigkeit erst so spät erkannt worden it. Die Nachricht, daß die im Lager von Maslaf zusammengezogenen Reservetruppen sofort nach der Krimm überge­führt werden sollen, finden in dem Napporte des Aomb­ald ebenfalls bereits ihre theil­­weise Bestätigung. In Betreff dieses Bombardements sind noch folgende Zeilen aus einer De­peiche Simpsons vom 18. von Bedeutung: Da General Peliffier mir angezeigt hatte, daß die gegen den Mealakoffthurm und die anliegenden MWerfe gerichteten Batterien bereit seien, ihre Feuer zu beginnen, so wurden Anordnungen getroffen, gestern früh ein anhaltendes Feuer auf­­ diese Werke und den Nedan zu eröffnen. Dasselbe hielt den ganzen Tag Über an, und der Erfolg entsprach unseren Erwartungen. Das russische Feuer, welches anfangs lebhaft antwortete, ward am Abende schwach. Am Nachmittage verursachte eine Bombe, die aus­ einer unserer Mörserbatterien ge­worfen worden war, die Grploftion einer großen Anzahl Bomben in einer der feindlichen Bat­­terien und richtete anscheinend großen Schaden an. Sudesfen hatten die Engländer, nach derselben Depesche, an dem Einen Tage ebenfalls zwei Todte und einen schwer verwundeten Stabsoffizier. , Eine andere De­­pesche Simpson’s zeigt am, daß am 27. August, in Gegenwart aller Chefkomman­­danten und Admiräle, die Investitur des Bathordens stattgefunden hat. Aus Odeffa schreibt man der „Köln. 3." vom 18. August: Die Artillerieespedition der Intendantur der Flotte und Häfen des Schwarzen Meeres hat zum 3. Sept. b. 3. in M­ifolajeff einen Termin angefeßt, in welchem Lieferungslustige sie zu melden haben, auf dem Landwege aus der Waffenfabrik Lugan vom 2. Oktober d. 3. ab nach Sebastopol bis zum 13. April 1856 jeden Monat 50,000 Pud (2,000,000 Pfund) G­e­shoffe, also zusammen 316,000 Bud (12,640,000 Pfund), zu schaffen. Wenn die Fabrik Fugan jeden Monat mehr als 50,000 Pol Gefh­ofe anfertigt, so darf der Liefernde auch den Meberschuß der gedachten Zahl Gefhhoffe nach Sebastopol liefern. Die Gefhhofe werden bei An­­kunft in Sebastopol auf der Nordseite abgeliefert. Von Konstantinopel dd. 25. wird gemeldet, daß Omer Palcha am fol­­genden Tage nach­ Asien abgehen, in Trapezunt beilegen und sein Hauptquartier in Batım aufschlagen sollte. Eben dorthin werden die Truppen aus­ Barna geschafft, dar­unter Sadif Palcha’s Kosarenregiment, in das neuerdings viele russische Überläufer aus der Krimm eingetreten sind. Eine furchtbare — es heißt von einem Derwisd am­gelegte — Feuersbrunft hatte in Byzanz 2600 Häuser und die große griechische Kirche eingeäfert. In Asien soll sich der Kuridenhäuptling Soliman- Bey gegen die Pforte empört und mit den­ Russen verbindet haben. Aus der Ostsee hören wir, daß am 29. August in Danzig eine französische Korvette anlegte, die neue Auftraktionen aus Paris haben sollte: auch die auf der Heimkehr begriffenen englischen Kanonenbote haben in Kiel und Helsinger Befehl erhalten, sich auf weitere Ordres gefaßt zu machen. Die Universität in Helfingfors bleibt fortdauernd geschlosfen. Ueber den Besuch der Königin Viktoria in Paris tragen wir zu­­nacht nach, daß alle französischen Som­nale große Hoffnungen an folgende Stelle im Ab­­schiedsgruße des „Monitenr” knüpfen : Heute haben die unsterblichen Prinzipien von 89 über den Widerstand Euro­­pas triumphirt, und das Tibers le England hat ihre Berechtigung anerkannt. Die Blätter wollen darand auf das Bevorstehen freisinniger Maßregeln im Innern des Landes Schließen. Den angesehensten unter den Damen der Halle hat der Kaiser reiche Broden mit den Wappen Frankreich’s und England’s zustellen lasen, zur Entschädigung dafür, daß sie am 18. mit ihren Fahnen bei der Bal­ge Ihrer Majestät Feinen Mas finden konnten. Die Königin langte am 28. um 10 Uhr sich in Osborne an. Eine Depesche, die Lord Glarendon an den Minister des Innern, Sir George Grey, über die Reise gerichtet, schließt mit den Worten: Aus persönlichen und politischen Gründen hat Ihrer Majestät die Reise nach Paris die größte Befriedigung gewährt. Zur diplomatischen Lage übergehend, seien wir in der „Köln. 3.": die gänzliche Ausführung des Dezembervertrages im westlichen Sinne sei sehr nahe­­ bevorstehend, weil Rußland — in größter Besorgniß für seine Krimmarmee — im ungeeigneter Weise um Oesterreich's Hilfe nachgesucht habe (?!). Wir erwähnen dazu nur, daß „Morning Pot“ einen bitterbösen Artikel gegen Örsterreich und dem­entsprechende Korrespondenzen aus Mailand bringt. Andere Korrespondenten, die gleichfall Gras waschen hören, willen von einem Projekte zur Vermählung des Prinzen Napoleon mit der Prinzessin von England, wobei für ersteren — falls der Kaiser einen Diverten Ihronerben erhält — auf die spanische Krone f­efüh­rt werden soll. Der „Montteur“ vom 1. September meldet: Se. Maj. der Kaiser empfing gestern den Grafen von Hachet als Nebenbringer eines Schreibens Gr. FE. Hoheit des Erzherzogs Gerd. Martmilian. Das österreichische Geschwader hat am 31. August Toulon verlassen. ; 38 ·, » » IIIHsivte ist ein bedeutendes Feuer ausgebraä­ch­.In Parkö soll sich­ die Cholera zeigentIMM-der eh­m verstorbene britische General?J.Wellesley Torrens sei ihrerlegetn Ueber die schon erwähnten Unruhen zu Angers schreibt man der ,,Wresl.Z.«aus Paris: 800 bis 1OOO Arbeiter in den Stein-und Schieferbrüchen Von Angers rotteten sich ant ·ZT­.Abends zusammen und 11ah1­en,mit ihren Werkzeugen bewusst tot,eine drohen­de Haltu­ng an.Es war eien Zahltag und die Arbeiter wollten gensaltsat b­ei 11c 11»11ök)cl"e 11 Lohtt erzwingen. Die Gensdarmerie trat dazmwischen und verhaftete den Wortführer. Die Arbeiter zogen hierauf nach der Kaserne, befreiten ihren Kameraden und echlugen die Gensdarmen in die Flut, dann­­ brülfen den Hanfen mit den Bayonnet an, der ohne Widerstand auseinander stiebte. fehrten sie ün die Steinbrüche zurück, erbrachen das Pulvermagazin und zogen nach der Stadt, wo sie gegen 4 Uhr morgens ankamen Die Sache fehren vorbereitet und sie schie­­nen im Hinverständniß mit einem Theile der Einwohner von Angers zu stehen, welche ihnen Waffen gaben und sie ihnen angeplojtern. Ein Linienregiment griff den die Marseillaise Nach den festen Berichten and Angers sind bereits 110 Individuen verhaftet. Die Gefangenen sagen aus, daß man ihnen in den Steinbrüchen gejagt. Die Parole zum Aufstand Fomme aus Paris und seine Ähnliche Bewegung fürde in ganz Frankreich statt. Angers it eine altlegitimi­­stische Stadt der Niederbretagne. Aus Tessin wird abermals ein politischer Mord gemeldet:­­ Der Amman von Pianezzo, von seinem Vorgänger verleumdet, hatte diesen auf den 22. vor Gericht zith­en lassen. Tags vorher geschah der Mord. Der Mörder (Fidel Nojjii) kam vor das Haus seines Gegners (Karlo Ziio), rief diesen heraus und stach ihn über den Haufen, mit den Worten: „Morgen soll ich vor Gericht.“ Der Ermordete gehört der Negierungspartei, der Mörder der Opposition an. Die beiden Feinde waren Verwandte. Rossi war bei den Wahltötungen von Gindiasco betheiligt und hatte den Irio Angesichts des eidgenöslichen Ber­­beramts als einen Falseper von Wahlzetteln bezeichnet, daher die Klage auf Verleumdung. In Kopenhagen war schon am 29. das Gefet wegen Abänderung der dänischen Verfassung vom Könige sanktionirt. Zur Orientirung der Leser bemerken wir nur, daß nnn­ert die Verhandlungen über Annahme oder Ablehnung der neuen Gesammtiinatsverfassung begimmen. Bi­rekt ist blos der Förm­­lichkeit genügt, welche­s jeder Modifizirung der dänischen Konstitution die Ein­willi­­gung dreier auf­einander folgender Neid­etage verlangt. Premierminister Lang legte am 29. dem Landtbinge (Oberhaufe) die Gesammtstantsverfassung vor und erklärte, das ganze Kabinet werde abtreten, fall es in dieser Angelegenheit auf Widerstand stoße. Eine Kopenhagener Depesche vom 34. meldet: „ Ein so­eben erschienenes Königliches Meskript an den Netichstag erklärt ausdrücklich, daß bürgerliche Freiheit, Religions-, Prep: und Assoziationsfreiheit auch nach Einführung der Ges­­ammtverfassung zu den Angelegenheiten des dänischen Reichstags gehören werden und garan­­tirt des Reichstags grundgeld­mäßiges­ Recht in Sonderangelegenheiten. Im Landsthing wurde die Niederlegung eines Komités betgriffen, um die Frage zu erörtern, wann die Gesammtver­­bal eingeführt werden soll; die Mitglieder desselben sind der Mehrzahl nach Fiberal-mini­­eriell. Die Sundzollverhandlungen mit den Freistaaten nehmen einen immer schieferen Charakter an. Premierminister Scheel hat der Regierung von Washington auf die bekannte Kündigung des dritichramerikanischen Handelsvertrages erwidert: Ich theile Ihr Bedauern Über das Erlöschen des Vertrages von 1826: allein ich muß Ihnen bemerken , daß meine Regierung nicht im Stande ist, sich Rechenschaft zu geben über den Zusammenhang, welgen die Regierung der Vereinigten Staaten zwischen der Au­fz­uhebung des Sundzolls und dem oben erwähnten Vertrage aufstellt, der zwar den Tarif, nach melchen der Zoll von den amerikanischen Schiffen erhoben werden sol, regelt, von welchem aber im Lebrigen das Bestehen des Rechts und der Regietitel selbst in gleicher Weise unabhä­ngig sind. In Preußen ist die fortdauernde zollfreie Einfuhr von Getreide, Hülsenfrüchten und Mehl bis Ende September 1856 genehmigt. A, % IE 0 ae 42 1 - A INN a ww szé Eoftet Det, 1855. 2 Had] Depeiche Des Admirald Bruat, . A 6. Me. An Bord des „Montebello“, 18. August. Here Minister! Ich begab mich­ gestern sich ins Hauptquartier, vorm wo der Oberbefehlshaber des Heeres mich nach dem Schlachtfelde an der Tschernaja geleitete. Weder die Größe der Verluste des Feindes hatte man si, noch nicht genau verge­wistern können, allein man wußte bereits in dem Augenblick unserer Rückkehr und Hauptquartier, daß 1700 zuffische Verwundete gefunden worden und daß 400 Gefangene in unsere Hände gefallen waren. Um Raum in unseren Lazarethen zu schaffen, bat mich der Oberbefehlshaber, alle verwundeten Nuffen, deren Zustand den Transport nach Kamiefd­­ gestatte, nach dem Bosporus zu schaffen. Außer dem „Montezuma“ , der 250 Kranke umseres Heeres mit sich nimmt, fohtete ich Heute die Linienschiffe „Wagram“ und „Charlemagne“, so wie die Dampffregatte „Labrador,“ welche 1200 Verwundete, 400 Gefangene und 600 Gardegens­­darmen an Bord nehmen werden, nach Konstantinopel. Bei ihrer Rückkehr aus dem Bosporus werden diese Schiffe die ungefähr 3200 Mann starke Brigade Sol nach Kamiesch bringen. 34 kann Em. Grzellenz heute den allgemeinen Gindrud mittheilen, den der­ Sieg an der Tichernaja mir in unserem Heere hervorgebracht zu haben scheint. Kein Kampf hatte bis­­her die Mederlegenheit und das moralische Welterge­wicht unserer Truppen über die des Feindes in so glänzender Weise Herausgestellt. Die von dem rufftischen Heere getroffenen Anordnungen verriethen einen wohl entworfenen und gut ausgearbeiteten Plan. Kein Irethum, ähnlich dem­ des Generals Soimonoff in der Schlacht bei Inkerman, ward an diesen Tage begangen. Die rufsischen Divisionen griffen unsere Stellungen zu der vorgeschriebenen­­ Stunde und mit einer vollkommenen Kenntniß des Terrains an. Sie nahmen die Brüche von Traktir und zwangen die sardinischen Vorposten, sich zurü­czuziehen. Al die Brigade de Failly die Offen­­sive ergriff, warfen 1500 bis 2000 granzoten 8000 Rufen über die­ Trebernaja zurück, und eine Stunde später zogen sich 45.000 Neffen vor 10 bis 12.000 Mann verbündeter Truppen zurüek. Der Kampf vom 16. August war eigentlich nicht sowohl eine Schlacht, als ein mit unglaublichen Nachdruch zuri­geschlagener großartiger Ausfall. Der Feind rüichte nicht bis über die Tragmeite seiner Positionsbatterien hinaus vor und sog er unter dem Schuße der die Hochebene von Madenzte Frönenden Werke zur, sobald er bemerkte, daß unsere Truppen nicht durch die von ihm in der Ebene entfalteten beträchtlichen Masfen eingeschlichtert wären. Vielleicht hoffte er, uns unter Das Feuer seiner Positionsbatterien zu laden und zu einem Kampfe zwischen den Höhen zu veranlassen, von welchen aus seine Ar­­tillerie unsere Reihen hätte lichten können. Der Oberbefehlshaber ließ sich jedoch zu einer so un­­vorsichtigen Verfolgung nicht fortreißen. Wern er seiner­ Kavallerie den Angriff gestattete, so konnte er einige Flüchtlinge gefangen nehmen, doc hätte er dann unsere Schmwadronen ber die Brücde von Traktir, über welche die Geschäsfe der feindlichen Werke hinausreichten, defiliven Waffen und unter einem Kreuzfeuer von Artillerie und Musketen, mit einem Durchmwatbaren Shuffe, der jedoch­ sehr steile Ufer hat, im Rüden, in die Ebene werfen müssen. Dank der Vorsicht des Oberbefehlshabers, blieb unser Sieg ungetrübt und vollständig. Der Feind kehrte in seine Linien zumi, sein Hilfsheer bleibt paralysisch und die Belagerung kann in voller Sicherheit fortgefegt werden. Die Schwierigkeiten, welche sie darbietet, sind ohne Zweifel durch unseren Sieg nur wenig vermindert worden. Rob immer ist viel Beharr­­lichkeit und Methode erforderlich, um ans Ziel zu gelangen; allein daß wir dahin gelangen werden, unterliegt seinem Zweifel mehr. Ruß­­land wird seinen Grund haben, sich zu dem langen Widerstande Sebastopold Glad zu wün­­schen; seine Finanzen und seine Heere erschöpfen sich, um in einem weit abgelegenen Theile des Reichs einen Kampf zu bestehen, bei dem alle Vortheile auf unserer Seite sind. Wäre Seba­­stops­ nach der Schlacht an der Alma gefallen, so wäre das nur eine Ueberraschung getreten ; Rußland hätte eine Flotte und ein Seearsenal verloren, doch der Nimbus seiner Macht würde nicht ernstlich geschwächt worden sein. Jet im Gegentheil sind seine Streitkräfte durch Tange und unnüge Anstrengungen abgewust; seine alten Soldaten sind verschwunden; es zeigt auf dem Schlachtfelde mehr Nefruten als erprobte Bataillone ; die Vermundeten und Gefangenen, welche in unsere Hände fallen, scheinen durch Anstrengung und unzureichende Nahrung geschmacht. Die russische Regierung, des Transportweges über das atomw­­ache Meer beraubt, kann ihre Magazine nicht mehr füllen; ihre Soldaten erhalten als Nation­ales Brod, Salz und Wasser, Branntwein wird nur an Schlachttagen ausgetheilt. Fleisch fast nie. 59 weiß nicht, wie der Feind, wenn der Herbstregen die Wege bodenlos magt, im Stande sein wird, sein zahlreiches Herrn mit Nahrung zu versorgen. Seine age scheint mir hódít gefahrvoll und ig erbliche in dem so läsfig geführten Angriffe vom 16. August weiteher ein Zeichen der Entmuthigung, als 3:

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