Pester Lloyd - Abendblatt, September 1855 (Jahrgang 2, nr. 203-226)

1855-09-17 / nr. 215

Schnellpfeifenprud von Emil Müller, Sersitenplio Nr. 4. — Verlag der Pester Lioyo-Grieficchaft, des Schlosses mitangesehenz der Prinz von­ Wales war seinem Vater auf den Berg ge­­folgt;das Feuerzeichen­ wurde auf anderen Berghöhen erwiedert,dann kam die ganze Ge­­sellschaft von der wilden Bergspitze herab in’s Schloß gezogen:es war Mitternache,die Hochländer stimmten unter den Fenstern der Königin ihr,,God­save the Queen ganz darauf ließen sie drei gewaltige Hullah’s folgen und zogen in ihre Behausungen­— das war die nächtliche Siegesfeier von Balmoral. Die Bedeutun­g des Sieges und seine Folge in London,13.Sept.Loisd Panmure läßi in den Londoner Blättern vom 13.d.M.die Liste der bei dem Sturme auf Sebastopol gefallenen und verwun­­deten englischen Itiziere veröffentlichen.Die Zahl der Gefallenen beträgt 26, darunter s Oberstlieutenants,1 Major und 1O Hauptleute,die des Verwundeten, 2 schwerkonfissionirte eingeschlossen,114.Als gefährlich verwundet w­erden 17, En I­sermundet 54 und als leicht verwundet Al angegeben. DBermißt ward Offizier. Die ‚Morning-Post” gibt über den Sturm auf den Malakoffthurm folgende Nufsschlüffe, deren Richtigkeit sie verbürgen zu können glaubt: „Der Malakoffthurm ist bekanntlich Der Höchste Punkt der Vertheidigungs­werfe von Gebartspol. Derselbe wird auf zwei Seiten vom großen Sägewerfe, das die Enge­länder angriffen, und vom Sägemerfe, daß die Engländer angriffen, und vom Säge­­werte an der Kielfehlung flansirt. Hinter Diesen Forts hatten die Ruffen eine zweite furchtare Vertheidigungslinie von sehr statt armirten Erdwerfen errichtet, welche alle Frontwerfe beherrschten, mit Ausnahme des Malakoffthurmes, und diese Ausnahme war Solge der übertriebenen Fürsorge der Nuffen , die in ihrem Eifer, den Malatoff zu befestigen , dessen Werfe in drei Stockmerfen über­einander gebaut hatten, während die Sägemerfe nur mit einer einzigen Reihe von Kanonen armirt waren. Als die Fran­­zosen nun in Maffe gegen den ersten Stu des Malakofftturmes anstürmten, fehaete der zweite Stod sie vor dem Feuer der hinter dem Thurme liegenden Werfe, und sie zum z­­eiten Stud gelangten, wurden sie durch Den Dritten gehört. So geschah es, daß Taufende von Soldaten in Maffen auf den Wällen der Rufen gegen das russische Feuer geschürt waren. Der Kampf war äußerst hartnädig auf dem Flügel, wo der Feind die Franzosen, deren Scharffhüsen ihm bei ihrem bekannten Ungestü­m ein unüberwind­­liches Hinderniß entgegensehten, nur mit Gewehrfeuer erreichen konnte. Unter dem Schuhe eines mörderischen Feuers schlüpften die französischen Sappeure um das Werf herum, machten eine Verschangung, und nun, von allen Seiten hinreichend gefehüßt, wurden Die Franzosen Herren des ganzen Werfes.’’ „Daily News" machen folgenden Rückblick auf die Einnahme von Sebastopol: „Am 5. Sept. bei Tagesanbruch eröffneten die französischen und englischen Bat­­terien ihr Feuer, welches, ohne nachzulasfen, jenen ganzen Tag und den folgenden fortdauerte. In der Nacht vom 5. auf den 6. warb ein russischer Zweiweder durch eine Bombe in Brand geschaffen und brannte bis zum Wasser nieder. Am Nachmittag des 7. ward eine zweite rufsische Fregatte angezündet und zerstört. Um Mitternacht erdröhnte eine starre Explosion in den rufsischen Sperren, vermutlic­lich rührte sie von dem Auffliegen eines Pulvermagazins auf der Nordseite her. Am Morgen des 8. bemerkte man ungefähr in der Mitte der Stadt Sebastopol eine große Feuersbrunst. Am Mittag desselben Tages griffen die Franzosen gleichzeitig den Malakoffthurm, das Sägewerk an der Kielbucht und die Zentral­­bastion, die Engländer das große Säge­werf an. Die beiden ersterwähnten Werfe wurden im Sturme genommen, und unsere tapferen Bundesgenossen festen sich in den Berschanzungen des Malakoffitturmes fest, mußten sich jedoch in Folge des riefigen Feuers des Feindes von dem Sägewerfe an der Kielbucht zurückziehen. Der Angriff auf die Zentralbastion blieb ohne Erfolg. Die Engländer nahmen den Vorsprung des Sägewerfes, mußten sich jedoch vor der Artillerie des Feines und seinen starren Neserven zurücziehen. General Peliffier sagt: „Unsere Berz­lufte waren schwer.““ General Simpson: „„Unsere Verluste sind, wie ich Teiver sagen muß, ziemlich bedeutend“. Es Am Morgen des 9. zeigte es si, daß die Naffen die Süßseite geräumt hatten. Während der vorhergehenden Nacht hatten sie ihre Magazine in die Luft gesprengt und die Stadt angezü­ndet. Sobald ihre Truppen zurückgesogen waren, war d­­ie Drache, welche die Süßseite des Hafens mit der Nordseite verband, abgebrochen. S­ämmtliche russische Kriegsschiffe im Hafen wurden während der Nacht zerstört. General Simpson faat, sie seien verbrannt, Sir E. Lyons, sie feien versenkt worden. Die russische Flotte im schwarzen Meere beschränkt sich fest auf drei Feine Dampfer im Hafen von Sebastopol, welche der Artillerie der Verbündeten ausgeföst sind. Selbst die stumpfste Phantasie wird im Stande sein, sichh schon nach dieser trockenen und dürftigen Erzählung ein lebhaftes Bild von den Schrednissen der Szene zu entwerfen. Wir willen, was die Russen schon einige Zeit vor dem Sturme ihre neu erbaute Brüche dazu bewußten, um bedeu­­tende Verstärkungen an Mannschaften und Artillerie von der Norpfeite herbeizu­­schaffen. Die Gegner hatten auf beiden Seiten all ihre verfügbaren Streitkräfte für diesen Todeskampf aufgeboten; drei Tage und drei Nächte ohne Interlap gaffen die Verbündeten einen ununterbrochenen Regen von Kugeln und Bomben aus Geflhüsen von einem Kaliber und einer Tragweite, wie sie bisher noch nicht d­agewesen, auf die dem Berderben geweihten Befestigungen aus. Eine Zeit lang antwortete der Feind mit beinahe einem eben­so heftigen und nachdrü­dlich unterhaltenen Feuer. Von Zeit zu Zeit ward das Brüllen der Geschllige von dem Donner auffliegender Magazine übertoft, und heller als der flüchtige Blik der Kanonen leuchtete das Stammenmeer brennender Häuser und Schiffe. Am vierten Tag um Mittag stürzten die Belagerer nach kurzer Windstille unter einer Salve aus allen ihren Batterien zum Sturme, dann erscholl in lebhafter und rascher Folge das scharfe Gem­atter von Tausenden von Bücfen. Es kam zum mörderischen Handgemenge, sobald die Heersäulen der Stürmenden die jer­ brödelnden. Wälle der Vertheidigungsunwerte Fronten. Noch einmal eröffnete Die rufsische Artillerie ihr Feuer mit verpoppeltem Getöse. Das augenbllckliche Er­­gebniß schien zweifelhaft. Die Russen, außer Stande, den Malakoffthurm wieder zu erobern, wichen aus jener Position, und die Truppen, welche die beiden Säge­­werke und die Zentralbastion gestürmt hatten, zogen sich­ in ihre Laufgräben zurück. Auf beiden Seiten trat eine kurze Pause ein, um die erschöpfte Natur wieder zu Kräften kommen zu lassen. In rascher Aufeinanderfolge erprehnten dann innerhalb der Befestigungen die Erplosionen der Magazine, und diese sultanischen Aus­brüche waren kaum vorüber, als eine brennende Stadt und eine brennende Flotte die Schatten der Nacht mit fahlem Scheine erleuchtete. Früh am Morgen standen sämmtliche Supforts von Sebastopel öde und verlasfen da;­zwischen ven Kämpfern vom soligen Tag lag die breite Fluth der Bucht, auf deren Ober­­fläche man nur an einigen wenigen Punkten ein paar feine Dampfer, die Trüm­­mer einer abgebrochenen Brühe und die Mastfolge versenzter Schiffe erblickte. Das Schweigen der Erschöpfung senkte ei auf den Schauplag des Kampfes nieder, wo vier Tage hinter­einander das Brüllen der Geschübe, das Kraden der Erplosionen und Die Nase von Männern, die durch den furchtbaren Kampf in ee Werse aufgeregt waren, in den hohlen Schluchten wiedergehallt Alten. Mit Bezug auf die Bortheile, welche die Verbündeten durch die Ein­­nahme der Südseite von Sebastopol errungen haben, schreibt die Times : „Statt des schauderhaften Kampfes in den Laufgräben, der beinahe einem Hand­­gemenge gleich­kam und in welchem das britische Heer in letter Zeit, abgesehen von den Opfern der Krankheit, täglich 50 Mann an Todten und Verwundeten einbüßte, wäh­­rend unsere Bundesgenossen täglich mehrere Hundert Mann verloren Haben sollen, haben mir jebt den Preis zwölfmonatlichen Streites in Händen, der Hafen Liegt zw’­­ fen uns und unserem Feinde, so daß mir jebt für einige Zeit Ruhe haben, Diem­,. Bortheil haben wir nur um einen Preis errungen, der, so furchtbar er auch fein mal. Doch kaum Hoher Art, als der Verlust an Menschen, den wir ohnehin während eines Monats erlitten haben würden, Sebastopos ist jet unfer, obgleich so viele derer, melde es für uns eroberten, melche fi ihren Weg zu seinen Wällen Schritt für Schritt von der Kalamitabucht bis zu den blutigen Mauern des Sägwerfes erkumpften , nicht so lange am Leben geblieben sind, um sich Deffen, was sie ung gegeben haben, zu erfreuen oder eg auch nur zu missen. Auch ist Sebastopo! keineswegs so vollständig zerstört, wie Die Ruffen eg zu zerstören beabsichtigten. Seine Eroberer haben es jecht Durchwmandert und gefunden, Daß es doch noch etwas mehr ist, als ein blutiger Trümmerhaufe, Seine Etablissements und Ma­­gazine, feine Kanonen, feine Borräthe von Wurf geschoffen und anderem Kriegsmaterial be­weifen, während sie den Werth und Ruhm des Sieges erhöhen, zugleich auch, daß nicht bloße Erschöpfung die Ruffen über den Hafen getrieben hat. Sie beweisen zugleich, wie lange sich der vermeintliche Eroberer des Orients auf die Ausführung seines lange gehegten Planes vorbereitet und wie richtig er Die Schwierigkeiten besselben be­­urtheilt Hatte. Was jedoch die Wichtigkeit dieses Sieges über alle Zweifel erhebt, ist Die Dros­­artigkeit, Die geschichte Anlage und die Vollständigkeit der inneren Vertheidigungslinien, vermittelft deren Die Rufen­und unter Vorrüden Schritt für Schritt selbst nach den Bale des Malakofft­urmes und der Außenmerke streitig zu machen gedachten. Der hart­­nädige Rufe muß vollständig geschlagen gewesen sein, um uns das Ergebniß so vieler Arbeit und Gesicderlichkeit ohne Kampf zu überlassen. Zwar stehen wir erst vor einem Wieneranfange des Krieges; allein für jebt können wir ung Doc, wenigsteng von bei widerwärtigen Kämpfen in den Laufgräben ausruhen, und das wird den verbündeten Heeren neue Gesundheit und frischen Muth geben. Diese Ruhe ist nicht Die geringste der Segnungen, melde die Märtyrer vom 8. September ihren am Leben gebliebenen Ben offen verschafft haben. " » »» Paris,13.Septemb­er.Der Artikel des»Moniteur«ü­ber die Einnahm Von Sebastopol lautet: »Die falsche Zeitfolge in der Ankunft der letzten Depeschen aus dem Orient,so­­llte die bei diesen Depeschen erforderliche gedrängte Kü­rze un­d die erstim­m­liche Schnel­­ligkeit,mit welcher sich die von denselben gemeldeten Ereignisse gefolgt sin­d,haben ein­ Gefühl der Ungewißheit und Ueberraschung erzeugt,i­n dessen Folge die entscheidende Wichtigkeit des Sieges,den die verbündeten Heere errungen,Vielleicht nicht sofort von­ Anfang an genürgend gewürdigt wurde.Die ganze Tragweite dieses wä­hrend eines Vollen Jahres mühe voll an­gebahnten­ und durch eine heroische und äußerste Anstrengungg ruhmreich vollführten Triumphes ist nicht allgemein­ erkann­t worden.­Nach so langem Harren­ erfolgte die Nachricht Von­ dem Ausgange des Kampfes so plötzlich und so er­­greifend,daß den Geistern die nöthige Ruhe fehlte,um die vollbrachten­ Thatsachen­ sich klar auseinanderzulegen und deren Tragweite zu bemessen.Diese Thatsachen­ sind unermeßlich und lassen­ sich in­ wenigen Worten bezeichnen als den Fall von­ Sebastopol und die Vernichtung der russischen Flotte.Am 8.September wurde m­ittag das Zeichen zum Sturm gegeben,wenige Augenbliele danach w waren die Verbündeten im­ Besitze des Malaloff und bei Anbruch der Nacht ver­­ließ der an der Verlängerun­g seines Widerstandes in den­ übrigen Vert­eidigungswerken Verzweifelnde Feind dieselben alle zu gleicher Zeit und räumte Sebastopol in Eile,um einen Meeresarm zwischen sich und unsere Truppen zu­ bringen­.Am 9.um drei Uhr Morgens bot die ganze Stadt nur noch den­ Anblick eines Aschenhausens dar und die­­jenigen russischen Schiffe,welche von unseren Bomben­ verschont geblieben.Verschwanden unter­ den Fluthen der Rhede,nachdem sie vom­­ Fein­de selbst in den­ Grund gebohrt worden waren.Folgen­de Depesche,welche der Kriegsminister vom Oberbefehlshaber erhalten hat und die den Anblick schildert,den­ Sebastopol jetzt bietet,wird Jederman­n­ vollende die Größe des nu­n­ beendigten Kampfes und den Werth des Schlachtfeldes, das die Russen in unseren Händen ließen,begreiflich machen.«« Schloß Weilbu­rg(bei Wien­),15.September.Nach einer»u­nruhigen Nacht trat bei Sr.k.Hoh.dem durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Heinrichs gegen 7uhr Morgens ein Schweiß un­d in­ Folgedessen eine mäßige Erleichterung aller Kra­nkheits­­symptome ein. Wien,13.September.Die Gräfin­ Franzisska Szechenyi,verwitwete Grä­fin­ Bathyani,hat ihre zwei Herrschaften ihren Erb­en ü­bergeben ihre Barschaft von­ 20.000 fl. unter ihre Dienerschaft vertheilt und ist als Schwester Fanny am 17.Juni in das von­ ihr selbst gestiftete Kloster der barmherzigen S­chwestern in­ Pinkafeld eingetreten. Wiener Börse vom 15. September. Die Erhöhung des Londone verantwortlicher Nedakteur : Karl Weiskircher. Distonto, so wie die niedrigern Pariser Notizungen verfehlten nicht, auch hier einen ungünstigen Eindruck zu veranlassen. Doc erholten sie Industriepapiere bald nun seine bedeutende Variation zu berichten. Devisen 20 höher. Gold 20, Silber 14 . An der fünstägigen Wiener Fruchtbörse haben sich die Preise für Die meisten Körnergattungen erhalten; fehwere Teizengattungen hingegen mit 3—6 fr. pr. Meger aufgeschlagen. Sofo Wien S3pfd. Banater Weizen mit 77, fl., 83 pfg. walachische detto 6%; fl. bezahlt. Korn war & 4 Ba, 42 fl. für Preußen in Böhmen gesucht, Kaufuritz ohne lebhaften Begehr, Sofo Preßburg auf 3 fl.-42 fr. ge­halten, welche Forderung jedoch nicht bewilligt wurde.­­ Triest, 15. September. (Mocenbericht). Der Nachgang der Wedselturi verfehlte nicht Einfluß auf einige Waaren zu üben, Kaffee sehr lebhaft, Umfas war bei einiger Nachgiebigkeit der Befiter noch ansehnlicher. Zu der meist für unmittel­­baren Bedarf verkauft; Pfeffer günstige Meinung, in erster Hand aufgeräumt amerikanische Baummotte still, fest, andere Sorten etwas billiger , Süßfrüßt fast aufgeräumt; Der bei ansehnlicher Zufuhr lebhaft und etwas niedriger ; Spi­ritus prompte Haare, einen Gulden pr. Eimer höher als in der Borwoche bezahlt National-Theater, , 5­1ta" von Doppler, Fran Ellinger als , 31ta Anfang 7 Uhr. Deutsches Theater. „Sherese Krones.” dr. Schäffer in der Titelrolle. Anfang halb 8 Uhr, Brauneder

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