Pester Lloyd - Abendblatt, September 1855 (Jahrgang 2, nr. 203-226)

1855-09-26 / nr. 223

Die = Abendblatt Des Defter Llo­m, ne 1 fr. Mittwoch, 26. September. ro. reis ASSENDE N­ee) fortet Yen, 1855. ten Telegr. Depetchen der „„Defterr. Korrespondenz.­ Königsberg, 25. September, Ein zu Petersburg am 20. d. M. er­­schienener Prifas danft für das rechtzeitige Ausrüden von 198 Drufhinen und hofft Proben ihrer Tapferkeit. Turin, 22. September. Nach, der, „Patria dürfte die Differenz mit Toskana durch ein Kompromiß bald beigelegt sein. Des Königs Sieber hat nadh­­gelasfen. — Das neue piemontesische Kontingent für die Krimm beträgt nach Turiner Blättern 5000 Mann, darunter 5500­ Mann ‚Infanterie, eine Schwahzen Ka­vallerie, 2 Geniekompagnien, ein Schübenbataillon, eine vollständige Batterie mit Ambulanzen und Neferpe. — Die­ von der päpstlichen Regierung einer italienisch­­französischen Gesellschaft verheißene Konzession zum Eisenbahntau nach Ancona ist auf sed Monate fiftirt worden. Neapel, 22. September. Die Kontumaz für die wegen der­ Cholera mit patente Sporea aus allen Richtungen kommenden Schiffe ist aufgehoben. Watras, 17. September. Die französische Kriegsfregatte „Serieuse” feierte den Sieg in Sebastopol unter Theilnahme der hier anfernden englischen Handelsschiffe. . «­­Berlin,25.Septemb­er.Die,,Trier’sche Zeitung«meldet­ in Sar­­brücken werden ihre Majestäten der Könige und die Königin von Preußen von dem Prinzen Napoleon in Begleitung Von fü­nf Generälen im Namen Sr.Majestät des Kaisers der Franzosen begrü­ßt werden. Koblen­z,Montag Abends.Das preußische König s war Nebenan ge­­kommen und mit Säbelruf und Ilumination hier begrüßt worden. Auf der Reise von Trier nach hier ft der Oberpräsident der Rheinprovinz, Hr. Kleist-Nebom, Durch einen Wagensturz nicht unerheblich, aber nicht lebensgefährlich verlebt worden, * Veit, 26. September. . Der erste offizielle Bericht über Die Einnahme Sebastopols ‚Liegt nun vor uns; Simpfong Feder hat Diesmal der des Generals Feliffier den Rang abgelaufen. Wie es heißt, soll Simpson auch zum Marschall ernannt werden. Peliffier dürfte den Titel eines „Herzogs von, Sebastopol’‘ erhalten. Für Bosquet, den Bestürmer des Malafoff, steht der Titel eines „Herzogs von Inferman“ in Aussicht. Ueberhaupt wird der Sieg in Paris noch fortwährend gefeiert. Der Unterrichtsminister vaselbst hat allen Nektoren der Akademie durch Nundschreiben angezeigt, daß die Ferien der Lyceen und der Kollegten aus Anlaß der Einnahme von Sebastopol um acht Tage verlängert worden sind. Die legten Depefchen Peliffier’8, seien wir In einem Pariser Brief der „SR. 3.“, statten nur Bericht ab über Truppenmärsche, die zu dem Zweckk statt­­finden, die Rufsen von Perefop abzuschne­iden. Der französische Obergeneral rechnet darauf, Die ganze russische Krimmarmee in drei Wochen zum Niederlegen der Waffen zwingen zu künnen. (2) In Berlin hält man deshalb den Nachzug der russischen Armee für sehr wahrschein­­lich. .,Der Kaiser von Rußland“, schreibt man im Zusammenhang damit, der „Bresl. 3.", dürfte naher schwerlich sich nach der Krimm selbst begeben, sons­tern, wie auch von verschiedenen Seiten versichert wird, eine Neffe bis nach Oprefja und Nikolajeff, wo die Vorbereitungen zum Bau einer neuen Pontus­­flotte gemacht werden, unternehmen. Die Annahme, daß er die Absicht hege, sich aut die Sorge des Heeres zu stellen, entbehrt wohl jeden Grundes, da der Kaiser schon als Kronprinz seiner ganzen Individualität und Neigung nach sich bisher weniger mit den Militärverhältnissen als mit den innern Landesan­­gelegenheiten beschäftigt hat." Mach der „Berl. B.­“." handelt es sich bei Dieser Neffe nur um einen großen, in O­veffa abzuhaltenden Kriegsrath über die ganzen ferneren Kriegs­­operationen, der unter persönlicher Einwirfung des Kaisers stattfinden soll. Am 22. dürfte er daselbst eingetroffen sein, am nächsten Sonnabend aber jeden Barschau besuchen. Auf diplomatischem Gebiete ist wenig Neues zu berichten. Der "Ind. b." wird aus­ Paris 22. d. gemeldet: „Die preußische Regierung hat in Paris und London anfragen lassen, ob der Augenblick zu Wieder­auf­nahme der Friedensverh­andlungen sei gekommen­ei; eine vehneinende Antwort ward durch den Telegraphen von hier nach Berlin geschieft und muß in festerer Stadt bereits eingetroffen sein.” Wir finden es natürlich, daß die „N. Pr. 3.“ der Nachricht widerspricht , wollen aber doch vor der Hand der „gut unterrichteten” Quelle des Brüsseler Blattes mehr Glauben fcheifen.­­ Leber den Inhalt eines Rundschreibens, welch­eg die Be fiz­mächte an ihre diplomatischen Agenten gerichtet haben, schreibt man bei s­AN. Pr. 3.” aus Paris: „Die Westmächte müßten es Nußland anheim­­gestellt sein lassen, zu bertheilen, ob diese Macht es an der Zeit halte, Friedens­­vortschläge zu machen, e8 liege in­ der Natur der Sache, daß es nicht ihre Sache sei, sei dergleichen anzuregen. Sie würden sie übrigens nach wir vor jedenfalls auf dem Boden der vier Punkte halten.” Der „Ehrentele“ fest seine Friedensagitation fort und schildert alle Gegner der österreichischen Vermittlung als blinde Gefühlspolitiker oder bes wußte Pion­iere der sozialistische republikanischen Anarchie. Der „CE­conomist“ stellt als unerläßliche Bedingungen eines ehrlichen Friedens folgende vier Punkte auf: 1. die Abneigung der Krimm; 2. die Anerkennung der zirraffischen Unabhängigkeit; 3. die Rärmung Georgiens von Seiten ver Rufen; 4. Zur­rückziehung der Russen von den­ Donaumündungen nebst Verzichtung auf alle Separat- wie Kollektin-Protektorats.Ansprüche. „Pays“ sagt: „Oesterreich werde fest endlich Rußland das Ultimatum stellen, welches seinem artisen Beitritte zum Bündnisse der Westmächte voran­­gehen müsse, denn es sei gewiß, daß die Regierung des Kaisers Franz Joseph sich der Freude über unsere feßten Siege in der royalsten Werfe angeschlossen habe. Wird wann auch Deustschland noch neutral bleiben? E83 hat jecht gesehen, daß wir Rußland ohne Hilfe Europas besiegen können. Ermuthigt es durch seine Neutralität Rußland zum Widerstande. Dann muß es sie gefallen en sich von den Komb­inationen und Vortheilen des Friedens ausgeschlossen zu sehen.” Aus Turin erfahren wir, daß die Krankheit des Königs Besorgung erregt, 68 wurden ihm bereits vier Apperlaffe gemacht. Ueber den Vertrag Spaniens mit den Westmächten schreibt man aus Paris: Die Nachricht von dem nahen Abschluffe eines Binnoriffes der West­­mächte mit Spanien können wir aus sicherster Duelle dahin berichtigen, daß zwar Das ganze Madrider Kabinet Dasselbe einstimmig will, wak je noch 618 jeßt noch Fein fürmliches Projekt mit allen Detailbestimmungen, hier angenommen ft, und daß auch Herr Clozaga noch keineswegs Die Vollmacht erhal­­ten hat, die Unterzeichnung vorzunehmen. Er sieht indessen zu erwarten, Da die Spanischen Minister den am 1. Oktober zusammentretenden Cortes sehr bald einen dahin zielenden Antrag stellen werden. * Wien, 25. September. Wir seien in der heutigen „Deft. Korr.“: Heute Nachmittags 1 Uhr sind — sicherem Bernehmen nach — die Ratifi­­kationen des zwischen dem heiligen Stuhle und Oesterreich abgeschlossenen Konkordats im & 1. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ausge­wechselt worden. Die Finanzproteste des Herrn dr. Bruck. * Dem Bernehmen nach hat Herr Pereire dem Finanzminister einen Plan zur Errichtung eines eigenen österreichischen, vom franz­­ösischen ganz unabhängigen „Credit mobilier” überreicht. Die „Berl. Bir. 3“ hört neuerdings, daß man wahrscheinlich die italienischen Eisenbahnen­ an den Pariser „Credit mobilier” überlassen wird CO, wofür dieser sie an einer neu zu gründenden Epochen-Kreditanstalt mit einem namhaften Kapital zu betheiligen habe. Von ungleich’ höherer Wich­­tigkeit aber all jene Gerüchte, in folgender, Wien, 19. September datinter Brief des bekannten „ Konstitutionnel‘Korrespondenten über die finanziellen Pläne des Herrn v. Brud : Der von Baron Brud ausgearbeitete Fchanzplan hat noch vor der Abreise Sr. Majestät nach SIAI die allerhöchste Genehmigung erhalten: nur einige Details der Ausführung sind noch zu regeln, so daß die Veröffentlichung nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Eine kurze Analyse des betreffenden Projektes wird beweisen, daß der Finanzminister sich nicht auf die Anwendung von Palliativen beschränkt, sondern das Nebel an der Wurzel gepackt hat. Freilich ist unter der Verwaltung des Herrn 9. Brud das Auto bereits bis auf­ 10 Prozent und darunter (2) gesunken, aber der Mi­­­ister will das Auto selber und mit ihm jede Besorgniß einer zukriftigen Wiederkehr ausrotten. Um dahin zu gelangen, muß vor allen Dingen der Barsorrath der Bant auf ‚eine, den Bedürfnissen der regelmäßigen Zirkulation entsprechende Höhe gebracht werden. Zu dem Behufe wird die Regierung von Rest ihrer eigenen Schuld (80 Mill. fl.) an die Bank abtragen, — und. das mit Hilfe folgender genialen Kombination, Sn erster Stelle wird man die Domainen — deren Werth auf 500 Mill. fl. veranschlagt wird und aus denen eine­ weniger mangelhafte und routinenmäßige Ver­­waltung ganz andere Bartheile ziehen kann, als bisher der Fall war , zur Abzahlung der erwähnten Schuld verwenden. Da aber der gleichzeitige Verkauf einer solchen Güter­­quantität nicht nur den Preis herabprüfen, sondern auch die Schwierigkeiten der Ser­­benschaffung einer so großen Summe vermehren würde, wird Herr 9. Bruch eine Hy­pothbetenbant mit einem Gesellschaftskapital von 1OOMEL, fl. grü­nden, deren Aktien ausschließlich in Barem eingezahlt werden müssen. Die Staatspomänen werden dann — bis zum Betrage der beregten Schulpfunt­­men — an die Nationalbank cedirt werden mit dem Rechte, sie mit Syypo­­thesen zu belasten, oder auch sie zu verlaufen, um ihren Barsorrath in dem Maße, wie ihre Bedürfnisse es erfordern, zu vermehren. Der Verkauf aber wird nur unter der unmittelbaren Aufsicht des Finanzministeriums stattfinden, so daß die Bank von ihrem­­Berlaufsrechte, wieder über den Belauf ihrer Forderung an den Staat hinaus Gebrauch machen, noch irgend­einen Zuschlag unter der, vom Fiskus aufgestellten Veranschlagung erfolgen lassen darf. Alle auf die H­y­pothesen­oper Die Veräußerung bezüglichen Operationen werden der neuen Hypothetenbank zugewiesen. Weil aber eine fünfprozentige Verzinsung vielleicht nicht genügen wü­rde, um die Kapitalien in die­ Hypothetenkaffe zu laden, hat Ser Sfant Pereire ein Ge­­genprojekt aufgestellt, das die Elemente des Boden- und Mobiliarkredites in sehr ge­lungener­­ Weise auf die österreichischen Verhältnisse anwenden und ein weit­gerin­­geres Anlagekapital erfordern soll, als der Minister zur Dotivung seiner H­y­­pothetenbank beansprucht, Bleibt nor das Defizit im Budget auszugleichen. Der Minister weiß sehr wohl, ‚daß die Steuerfataster eines Staates seine brusten Nenderungen gestatten, des­­halb wird er einstweilen zu einem Ansehen seine Zuflucht nehmen. Dessen Betrag von der Ziffer abhängt, bei der man schließlich für das Gesellschaftskapital der Hypo­­thesenbank stehen bleiben wird. ee­gebrigens ist Herr 9. Brudh darauf gefaßt, daß zur völligen Herstellung des Steichgewichtes zwischen Ausgaben und Einnahmen drei Jahre erforderlich sind; die Erhöhung der hauptsächlichsten Steuern, insbesondere der Gru­nd­­feuer, zählt mit zu den Hilfsmitteln, die Herr 9. Brud zur Erreichung dieses Neo­sultates in Neferve behält. Die Bergmette und Eisenbahnen des Staa­­tes — deren Werth ebenfalls auf je 500 Mill. fl. zu veranschlagen it — bieten end­­lich die nöthigen Ressourcen zur ausreichenden Dotirung des Amortisations­­fonds für die Sta­atsschuld dar, deren Komm­olicirung die Su­ft von Herrn 9. Bruch’s finanziellem Gebäude bilden sol. Die Einnahme von Sebastopol. Eine außerordentliche Ausgabe der „London Gazette" vom 22. Septem­­tember enthält folgendes: Kriegsdepartement, 22. Sept. Der Major Leicester Curzon ist heute früh mit einer Depesche des Generals Simpson an Lord Banmore angekommen, welche folgender= mafen lautet: Bor Sebastopol, 9. Septem­ber, mylord! Ich hatte die Ehre, Em, Herrlichkeit in meiner Depesche vom 4. b. M., zu melden, daß die Ingenieur und Artillerienffistere der verbü­ndeten Heere dem General Peltifter und mir einen Bericht vorgelegt hatten, mit der Empfehlung, am 8. 9. M., nach Unterhaltung eines dreitägigen heftigen Feuers zum Sturm zu schreiten. Ich erklärte mich mit diesem Vorschlage einverstanden und habe Em, Herrlich­­fett Gh­t zu wünschen zu den glorreichen Ergebnissen des gestrigen Angriffes,, welcher mit der Beiisnahme der Stadt, der Dods und der öffentlichen­ Gebäude, und der­ Zer­­störung der festen Schiffe der russischen Flotte im schwarzen Meere endigte. Nur no drei Dampfer sind übrig, deren Wegnahme oder Ber­entung ohne Zweifel jene erfolgen

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