Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1855 (Jahrgang 2, nr. 227-253)

1855-10-01 / nr. 227

Die einzelne Nummer Abendblatt des Defter Montag, 1. Oktober. Az. 227: foftet 0 1 Er. e © Me. ” 77 . Telegr.Depefchender»Oesterr.Correspondenz.«« London,29.September.Die,,Times«dringt auf die Rü­ckberufung de­­ Generals Simpson. Novi,27.September.,Eine Uebereinkunft ist zwischen der päpstlichen Re­­gierung und dem Herzogthum Modena zur Regelung des Telegraphenwesens beider Staaten geschlossen worden.Ueberschwemmungen sind in den Provinzen Ancona, Urbino und Pesaro eingetreten,und haben viele Familiexr obdachlos gemacht,die Verbindung mit Bologna ist aus diesem Grunde noch unterbrochen. Wieste Oktober.Vom­ Kriegsschauplatz b bringen wir heute eine interessante Nachlese aus den französischen Blättern,sowie die zweite Depesche Pelissier’s ü­ber danals Sebastopols,die Berichte und Schilderungen der englischen Presse werden wir im Morgenblatte nachtragen,soweit sie nochvoanteresse sind.Aus Afren hört man,daß Omer Pascha sich nach Tschurukfu begeben hat Und das Vor­­rücken der Tü­rken gegen­ Achalzik an 12.thober beginnen sollte. Einem Briefe des»Oss.Tries.««aus Trapezunt vom 6.zufolge hätten die Russen sich aus der Nähe von Erzerum bis Molla-Suleimart zurückgezogen, ebenso sollen sie,auf die Nachricht vott einem­ Aufstande der Landbewohner, ihre Stellung bei Kars verlassen und dieselche vier Stunden weit von der Fe­­stung genommen haben.Die Ostseeflotte sollte sich Ende September bei Seskaer konzentriren. Aus Madrid vom 22.September«schreibt number-Ind­ic.«,daß das in 14.000 Exemplaren weggenommene demokratische Manifest im Escurial redigirt worden war.Mehr­ere Person­en desspalastes,ja,sogar der König selbst­ sollen stark kompromittirt sein.Viele Verhaftungen fanden statt,darunter die des Marquis von Casa-Sola und des Ex-Sekretärs der Königin,Perales,der für den eigentlichen Verfasser des Manifestes gilt. Als er verhaftet ward,gab er sein Ehrenaa­t,daß er den Palast nicht verlassen würde,allein nichtsdestoweniger erhielt er zwei Schildwachen­ vor seine Thür. Auch half es ihm­ nichts,daß er,um die Beschlagnahme seiner Papiere zu ver­­­hindern,bemerklich machte,es befänden sich geheime Korrespondenzen der Königin damnter.Der Kriegsminister soll seine Vorbereitungen zur Realisirung des spanisch-westmächtlichen Bü­ndnisses größtentheils schon beendet haben. » Nach einer Note des»å­­?oniteur«vom 28.September hat der Credit Phobik­er die Emission der neuen Obligationen vertagt.Am 27.veröffent­­lichte dasselbe Blatt ein kaiserliches Dekret,wonach die Ei­nfuhr von Ge­­treide, Mehl, Reis und Kartoffeln aus dem Auslande bis zum 31. Dezember nächsthin frei bleiben soll. Zur Erklärung beider Saften, deren Grund natür­­lich in der drohenden Geld- und Lebensmittelfrifis zu suchen is, schreibt man der , Köln. 3." aus Paris vom 27. September: Die fortgefegte Batffe beunruhigt die Börse. Als Ursache gibt man die fort­­dauernde Spannung des Credit Mobilier mit der Negierung an, aber der Hauptgrund liegt natürlich in der Situation, wie die vorausgegangene Bafffe auf dem Londoner Plate beweist. Um seinerseits alles zu thun, was in seinen Kräften ist, um dem Fallen der Werb­e zu steuern, wird der Credit Mobilier gar seine Obligationen ausgeben, auch die 120,000 nicht, zu welchen ihm die S Konzession verliehen worden war. Die Brod­­frage trägt ebenfalls nicht wenig dazu bei, die Geschäfte unangenehm zu machen, und hört man aus allen Gegenden Frankreichs Klagen. Begreiflicher Weise berathen die Minister fortwährend über diesen Gegenstand. Nachdem ein V­orschlag des Herrn Nous ber­gertworfen worden ist, prüft man gegenwärtig einen anderen, welcher, die Aufgabe hat, den Brodpreis, durch Hilfe der Regierung in den Departements nicht über die Höhe des Pariser hinauskommen zu lassen. Die Verlängerung der allgemeinen Ausstellung, mindestens bis zum 15. November steht fest ; vielleicht wird sie aber bis zum 30. November dauern und die Vertheilung­­ der Belohnungen ab­ kann, dem Wunsche des Kaisers zufolge, am 2. Dezember stattfinden. Nachrichten aus Petersburg vom 12. September zufolge hat si auf der Petersburg-Zarskoje-Seeeeisenbahn ein gräßliches Unglück zugetragen. An dem Canal d’Encrinte, außerhalb der Refivenz, entglitt der Zug aus den Schienen und stieß auf die Lokomotivremisen. Der Stoß war so bedeutend, daß der erste Waggon in Trümmer ging, eils Per­­sonen auf der Stelle tobt blieben und vierzig mehr oder minder gefährliche Berz­wundungen davon trugen. Unter den legieren befindet sich die Fürstin B­ar­­­az­tynska, Fürstin Soltiroff, die Generäle Efimowitsch, ZFfürst Alexander Trubessos. Die Schuld an dem Unglücke fing der Wächter, der ebenfalls todt blieb. » In Preußen dauert die Furcht Vordeahlen fort.Die Ober­­präsidenten der verschiedenen Provinzen drohen den Beamten mit dem Diszipli­­nargesetze für den Fall antigouvernementaler Wahlbestrebun­gen,und d»ie,,Pr.C.« eifert heute gege ein Bündniß des Liberalismus mit dem Katholizismus. In Rom ist in einem päpstlichen Jägerregime nie eine beabsichtigte Meu­­terei entdeckt worden,deren Zweck ein Attentat auf mehrere höhere Offizier­e gewesen sein soll von denen die Meuterer hart behandelt zu sein behaupten. In­ Neapel hat Oesterreich neuerdings — und zwar als eine Macht, ie bei Erhaltung der Ruhe Italiens mit betheiligt ist — sehr ernste Borstel­­en gemacht. Nicht blos das Personale, was Eystem müsse gemed­­­Fl’ werten. »­­Bei Annahme der Gesammtstaatsverfasssntegiln Boxkstiznng zu Kopenhagen ist zu­gleich eine Adresseproponieät,in welcher eu bespn­tere freisinnige Abänderung der Gesammtverfassung mittelst derJnitmtweder Reichsverssammlimes und­ Herabsetzung des«Census bei den Wahlen beantragt wird.In Folge des bekanntent energischen­ Protestes,denveering VVU Koburg-Gotha gegen­ die ritterschaftliche Beschwerte bei dem Bi­i­de er­­lassen,haben die Kommunnalbehörden der gothaischen Stadt Waltershalk­­senio wohl an den Heszgaksmich an das Staatsministerium eine Adresse gerichtet unnd i11 derselben ihranank für den Juhaltjemr Erklärumg und eir den Schu­tz der Verfasst­n­g ausgesprochenk, Schwarzes Wie en Nachrichten aus der­ Krimm bis zum 28.Sept. zufolge soll man im französischen Lager erfahren haben,daß die Russen, durch die­­ Verluste der legten Zeit, bis auf 120.000 Mann herabgekommen seien, welche Zünft Gortschatoff fest möglich zu Fonzentriren sucht, um so lange den ersten Stoß der fendlichen Armee aushalten zu können, bis er die aus Perekop bereits abmarschirten 20.000 Mann Verstärkungen an sich ges­­ogen haben würde. Kaiser Alexander wurde zu Ende des Monats in Perskop erwartet, und es scheint nicht wahrscheinlich, daß er selbst über diese Stadt hinaus in Das Innere der Krimm sich begeben werde. Fürst Gottschap­­ foff beginnt nach und nach seine Spitäler aus dem Nordlager in das Innere des Landes zu dirigiren — man glaubt darin eine der Vorbereitungen für den Fall einer Räumung zu sehen, da Niemand sich verhehlt, daß bereits in den nächsten Tagen der entscheidende Schlag fallen werde. Bereits am 27. und 28. haben bedeutendere Scharmüßel jenseits ber Tshernaja an den Anhöhen gegenüber der Brüde bei Traftir stattgefunden. In den Häfen von Kamiesch und Balaflama rüsteten die Armt­­rele ein Gesch­wader zur Berfchtffung von Truppen aus, und eine andere Flot­­tenabtheilung ist bereit, zu einer Expedition in die See zu stechen. Im Fon­­tus werden aus den weitmächtlichen Häfen neue Kriegsdampfer, als Erlaß der dahin gesendeten und zum Theile unbrauchbar gewordenen, erwartet. In­­zwischen sind fünf Blofadedampfer nach dem Meerbu­­­sen von Dodeffa detabliert worden Die englische Maschine „Robert Lame“ mit dem Arbeiterbataillon ist bei der Duarantänespibe in Shäs­tigkeit, die verseníten russischen Schiffe erplobiten und die Einfahrt in die Rhede für Kriegsfahrzeuge praftitabel zu machen. Aus dem Fort Konstantin werfen die Rufen seit vem 18. Dahlgeschoffe in die Duarantäne= bat, wo die Kanonenbote der Alliirten vor Anker liegen. Die Genieoffiziere der Verbündeten sind mit der Herstellung der Strandbatterien auf dem fűrlis­chen Rheneufer beschäftigt, und gewennen das Geuer gegen die rufiis­­chen Sorte aus Mörsern und Geschüsen des sehwersten Kalibers noch in der lechten Woche des September zu eröffnen. Von Eupatoria aus hat das Korps der Alliirten selbstständig vorz­­ugehen: es beschränkte sich bis jehr nur auf Resognoszirungen in Maffen ; der 29. September wurde, wie man in Barna wiffen wollte, zu einem allgem­meinen Angriffe auf die russischen Rüczugslinien bestimmt. Der ‚„Moniteur” bringt einen Bericht vom Generalinten­­danten der orientalischen Armee an den Kriegsminister. Derselbe ist aus Sebastopol, 11. September, datirt und lautet: Herr Marshall! Der glorreiche Tag des 8, ergab für unsere Feldlazarethe 4472 französische Berwundete, wovon 212 Offiziere; auch wurden 554 russische Ber­­­wundete aufgenommen. Es be­durfte der ganzen Thätigkeit, Geübtheit und Hingebung des unter meiner Leitung stehenden DBersonals, damit der Dienst bei diesem sollsommen ausnahmsheisen Ereignisse so versehen wurde, wie sich’8 geziemt. Die Hinwegnahme der Verwundeten erfolgte mit möglichster Schnelligkeit in einem Labyrinthe von Lauf­­gräben, die vom­ K­ugelhagel zerfurcht waren. Ungefähr 3000 Mann waren am 8. alto gemeldet worden. Bei den Angriffswerfen auf dem linken Flügel, wo das Herannahen der Mault­iere mit Tragkörben fast bis zum Kampfphane vom Terrain gestattet wurde,, erfolgte die Wegnahme sehr rasch . Schwieriger war sie auf dem linfen Flügel in den tiefen und fast unzugänglichen Schluchten; hier mußten die BVBerwundeten sehr weit auf Tragbahren fortgeschafft werden und es fehlte an Händen; als die Nacht anbrach, dauerte Der Kampf noch fort und die letten verwundeten Soldaten trafen erst am Morgen des 9. in den Ambulanzen ein. Am Abend hatten Alle, troß der großen Anzahl, den ersten Verband erhalten; die dringendsten Hilfsleistungen waren erfolgt. Von unseren Letzten wurden fünf verwundet. Wir haben heute in unseren Krimm’schen Feldlazarethen 10.520 Mann, wovon 372 Offiziere. In Voraussicht der Ereignisse, welche erfolgt sind, hatte ich die Hilfsmittel des Feldlazaretts in Kamtesch be­deutend vermehrt, so daß dahin noch 1000 Verwundete nach den Ka­mpfe gefechtet werden konnten. Die An­­zahl der dortigen unter Barafen ziemlich gut untergebrachten Kranken beträgt seit 1500 und der Dienst ist vollkommen gesichert. Dank der Mitwirkung des kommandiren­­den Herrn Vizeadmirals, der mir im Voraus zwölf Wundärzte der Marine zur Befe­stigung stellte.­­­­ Der Bericht fehliegt mit den wärmsten Lobeserhebungen über ven Dienst­­eifer DES gesammten unter dem Generalintendanten stehenden Personalg. Auf dem englischen Kriegsministerium sind Depeichen aus der Krimm angelangt, welche genaue Angaben über die von den Engländern bei dem Sturm auf den Revdan erlittenen Verluste enthalten. Im Ganzen büßten die Engländer bei jener Gelegenheit an Todten, Verwundeten und Verz­eißten 2447 Mann ein. Oberst Wind­ham ist zum englischen Kommandan­­ten der KarabelnajasBorstadt ernannt worden. Den französischen Blättern entnehmen wir nachfolgende Mittheilun­­gen. Man meldet dem , Monsieur de Varmée" aus Sebastopol vom 11. September. Die Garde Napoleon’s III, hat diese Nacht im Malakoff geschlafen, die einst die Garde Napoleon’s I, im Kreml in der ersten Nacht nach der Bewegung Mosta’3. Die neue Kaisergarde hat eine erstaunliche Kaltblütigkeit, Ordnung und Tapferkeit an den Tag gelegt und sich als w­ürdige Nachfolgerin der frü­heren berriefen. Sie hatte 5700 Mann in Feuer, davon sind ungefähr 500 getödtet und 2000 verwundet. Dafür wurde aber­ auch am Abend dieses Tages von allen Linienregimentern mit dem Rufe + Bravo die Garde­ begrüßt. In allen Privatkorrespondenten wird besonders General Mac-Mahon’s Benehmen hervorgehoben. Nachdem er mit seinen Zunsen in den Malasoff eingedrungen, heißt es weiter von ihm: Stolz über seinen Triumph. Doch noch beunruhigt über das noch immer unge­­wisse Ergebnis, stößt er an der Seite seiner stürmenden Schaar auf den Befehlshaber des Rates, der, bereits verwundet, doch noch Miene macht, dem siegreich eindringenden Feinde äußersten Widerstand zu leisten, ‚„‚Ergeben Sie sich, ruft er dem Ruffen zu, hoffen Sie noch zu widerstehben e" — ‚Bis auf den Teßten Mann, nicht meine Sü­nder?‘’ — er­­widert der Kommandant, indem er sich an seine Soldaten wendet, — ‚Wie Sie wollen,‘ ‚‚Drauf denn, Feuer!’ — Während man so Mann gegen Mann kämpft, gelingt es den Angreifenden, die elektrischen Drähte, die zu den Minen führten, zu entdecken und durch­­zuschneiden. Weder­ Widerstand, noch Heldenmuth waren noch möglich, die Nuffen wir den arfangen und der Thurm war gendminten. Dem „Moniteur” schreibt Launoy vom 14. September: Die Soldaten waren so begeistert, Daß man jeden Augenblick Schwer verwu­ndete fi troß der Entfernung allein zur Ambulance schleichen lah und auf angebotenen Bel-

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