Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1855 (Jahrgang 2, nr. 227-253)

1855-10-02 / nr. 228

Die einzelne u­nmer Abendblatt des Pester Dienflag, 2. Oktober, ro, 228, ENT rest SR DEE v­s . fyx H. £ oftet 0 TEL­­e ©. Mie. Den, 1855. Telegr. Depeschen Der ‚„„Defterr. Entrespondeny“ Mailand, 30. September. Die , Gazetta uffiziale‘” glaubt melden zu künnen, daß die Ausgleichung der Differenz zwischen den Westmächten und Neapel auf freundschaftliche Weise bereits im Wesentlichen erfolgt sei. Streiz, 1. Oktober. Das heutige Cholerabulletin weist in der Stadt einen, in den vorstädtischen Umgebungen auch einen Fall nach. In den Dörfern und im Spital ist sein Ball vorgekommen. , 34 West, 2. Oktober. Der heutige „Konstitutionnel“ bringt wister ‚eine seiner bekannten diplomatischen Korrespondenzen aus Wien dd. 25. September, die indes an Gehalt weit hinter den früheren zurück­­stehen.. Sie beschäftigt sich mit den zwischen Oesterreich und Preußen abschwe­­benden Differenzen, insbesondere mit der Hartnädigkeit, die Preußen entwickelt, um den ventschen Bund in seiner paffiseneutralen Stellung festzuhalten, und schlicht mit den Worten: ‚„‚A­ngesichts eines Kampfes, den Preußen mit fteigender Hartnädigkeit verfolgt, bleibt für Oesterreich kein anderer Entschluß übrig, als das Beispiel der Westmächte nach­­zuahmen, und den müßigen Diskussionen und unfruchtbaren Unterhandlungen ein Ende zu machen. pie unserem praktischen Zeitalter nur dazu dienen Fünien, die Diplomatie zu diskreptiiren und Lächertisch zu machen. Indem Oesterreich von diesem Gesichtspunkte aus sein Einvernehmen mit den Westmächten feststellt, weiß es genau, das, wenn der Augen­­blick da ist, in welchem das Schwert gezogen werden muß, alle Koterien der Welt das deutsche Bolt nicht verhindern werden, sich auf Rußland zu stürzen. Es gibt eine stärkere Macht, als Die Gelüifte und Intriguen, die ihre Stüße in einem feudalen Verhältnisse zu dem Hof von Petersburg suchen , nämlich das historische Recht, Hal­t­e sich die Neberlegenheit fügt, die Oesterreich seit Jahrhunderten in Deutscl­­and ausübt. Während der flü­rmischen Jahre 1848 und 1849 sehmeichelte sich Prengen, auf der revolutionären Wartet fußend, und getragen von 200.000 Bajonnetten, von Oesterreich um so leichter zu erzwingen, daß es nicht einen einzigen Be­waffneten auf das Gebiet des deutschen Bundes bringe. Preußen war der Erfüllung seines heigerten Wunsches von nahe, als der Nestor der deutschen Monarchen, der ehrmchürdige König von Württemberg, den jungen Franz Joseph, von dessen Strene Jahrhunderte alte glorreiche Erinnerungen des heiligen Neid­es wiederstrahlten, dem deutschen Bolfe mit dem Singer zeigte, und aus­­rief + Folgen wir dem Banner des Kaisers. Doesterreich hat seine Stellung in Deutschland durch den bloßen Zauber des historischen Rechts zurückgewonnen. Möge nun die lette Stunde des Kampfes zwischen Europa­ und dem nordischen Koloß kommen! Auf den­­ Kriegsruf Oesterreichs werdet ihr die deutsche Nation sich wie einen Mann erheben sehen, um die Zivilisation gegen den Despotismus und die Barbarei zu vertheidigen.‘’ i ! Aus Petersburg hört das „Severinng-BVereind-Dlatt”, es scheine ald ob auch in Nufland die katholischen Bisthümer wieder befest werden sollten, was Kaiser Nikolaus befanntlic­­htete verweigerte. Nach dem „Nord“ hat der Czar am 20. Vivsfall verlassen und sich nach Nikolajeff begeben. Da einstweilen an Friedensverh­andlungen gar nicht zu denken, ergibt sich unter Anderem auch aus der Abreise des Herrn 9. Bourgueney, der — um seine Familie zu begleiten — Wien auf vier­­zehn Tage verlassen hat. Trogdem will man in gewissen Kreisen immer noch willen, Herr v. Manteuffel sei dem Könige von Preußen lediglich in der Hoffnung nach dem Rheine gefolgt, von Dort aus eine Art von Bermittlerstelle übernehmen zu können. Der Sohn des Chefgenerals Gottscharoff ist in Wien mit Depeschen angelangt. Ueber die schwe­­benden Finanzoperationen hören wir aus Wien, der Abschluß mit Herrn Pereire ser nur unter der Bedingung erfolgt, daß die französische Ne­­gierung die­­ Versicherung gebe, die Gold- und Silberausfuhr aus Grant reich nicht verhindern zu wollen. In Madrid hat General Prim­o der Offizier, der zum Kom­­mando des spanischen, für den orientalischen Krieg bestimmten Kontingentes designirt ist — das Präsidium eines Komite's übernommen, welches Stans zofen, Engländer und Spanier zu einem Balle einladet, der im Küniglichen Theater zu Gunsten der Kriminverwundeten gegeben werden soll. Dem 26. wird aus Madrid telegraphirt: „Die Gesundheit der Königin bessert sich merklich; das Notatribunal hat gestern feine Lisungen eingestellt; ein hef­­tiger Sturm hat viel Schaden in der Haupttadt angerichtet.‘ Meber Neapel schreibt man der , Köln. 3." aus Paris: » Nach Briefen aus Neapel vom 10.d.ist die Demission des Volk­seimmisters Mazza keineswegs als eine Konzession zu betrachten,die der neapolitanische Hof dem­ Westen gemacht hat.Mazza wirr­de einfach abgesetzt,weil der FürstJschit»ella, Exkriegsminister,dessen Entlassun­g in einem Ministen­ab­e,und zwar in sehr krafticht Ausdrücken,verlangt hatte.»Wenn die schwhnrke«—so wareanchitella’s Worte —nicht sofort seiner Stelle entsetzt wird,so kann ich für die Armee nicht meht veiss antwortlich sein.««Diese Worte blieben nich­t ohne Eindruck auf den König,Schazza mit den Worten entließ,daß er seind­iensteI nicht mehr bedürfe.An Vorbereitt nicht, um einen etwaigen westlichen Angriff abzuwehren,fehlte es nach obigeI­ Briefen in Neapel nicht.Man setzte die dortigen Festungswerke in Vert­eidigungszustand;die Flotte­ die sich bisher im neuam­fen von Neapel befand,war nach dem alten­ Hafch­ Die Lazzaroni waren Capua und gebrach­t u und dieser durch eine Kette abgesperrt worden, bewaffnet worden u­n­d durchzogen bandenweise die Straßen von Neapel. Gaeta waren arıairt worden. Gegen 3000 Sizilianer sollen sich nac Malta eingeschifft hat­ben, um in Die Fremdenlegion zu treten: selbst Schweizer sollen zur Frem­­denlegion pefertigen. Grund genug für die Negierung zu neuen Maßregeln der Strenge und zur Verfolgung der zurücgebliebenen Familien der Ab­gereisten. in Nizza wird dem , Movimento" mitgetheilt, das man bei den jüngst dort Verhafteten rothe Bänder­ und Tücher und andere republita­­nische Zeichen mit der Inschrift: , Mort ou Republique" gefunden habe. Se. Erzellung der Herr ML. Graf Coronint it am 22. Dept. son der Inspizirung der in den Lagern bei Plojefcht und Pitefcht stehenden Truppen wieder in Bufarest eingetroffen. Ueber den Export ungarischer Weine nach Amerika entnehmen wir der „Deft. Corr." vom 1. Oktober folgende erfreuliche Nachrichten : Mangel an Unternehmungsgeist, sagt die ‚‚New-Yorker Staatszeitung‘‘ hat einen großen Export des Ungarweines nach fremden Ländern und Welttheilen früher nicht zugelassen. Der Österreichische Generalfonsul auf hiesigem Plage, Herr Charles eofey, stets bemüht, den gegenseitigen Verkehr zwischen den Vereinigten Staaten und Oesterreich zu heben, hat es sich sehr angelegen sein Kaffen, den Import von Ungar­­wein zu ermuthigen, und einige unternehmende österreichische Käufer haben in jüngster Zeit begonnen, diesen Artikel hier einzuführen. Der Erfolg wird lediglich von ihrer Ausdauer abhängen. Die Herren 8. A. Säalics und Komp. in Pes halten bei den biesigen Herren Freund, Leut und Groffinger, Nr. 102 Fultonstr., ein gutaffortirtes Lager aller Sorten Ungar­­weine, und biese Herren, begünstiget von der jegigen Konjunktur, sind ernstlich be­­müht, diesem Wein in unserem Markt den Rang zu verschaffen, welchen derselbe einzu­­­nehmen berechtigt ist. Der bisherige, wenn auch noch schwache Erfolg wird dieses Junge in zu­­ Anstrengungen ermuthigen, die endlich zu dem erwünschten Ziel f­ühren müssen. In Wien hat sie unter der Direktion von A. Schwarzer eine Gesellschaft zur Förderung des Exports von Ungarnweinen gebildet, welche hier ebenfalls Lager hält, Herrn Hazmann hierselbst, unter dessen Aufsicht Dieses Lager steht, sind wir für einen Schetl der nachstehenden Mittheilungen verpflichtet. Am Orte der Produktion zahlt man für weißen und rothen Trichwein von 18 bis 30 fl. oder 712 Doll­­ar. An. Doch sind in jüngster Zeit durch die starren Einkäufe, welche französische Weinhändler dort gemacht, Preise wesentlich gestiegen. Für Aszubor zahlt man von 125400 fl, welche Preise sammtlich durch die sehr großen Transportkorten nach Triest oder anderen Verschiffungshäfen sehr erhöht worden. Hier in Newport sind die Preise für versteuerten Ungarwein 90 €, bis 2 Doll. per Salfone oder 3—7 Doll. ‚pr. stifte, Für rothen 1 Do. 11156, — 21, Dollar pr. Gallone der 41, 8%, Doll. pr. Kifte für weige Tischiweine und 10—30 Doll. pr. Kiste für Deffert­­weine, letter Preis für Tofajer 1. Qualität von 1811. Bis­het sind etwa 150.000 Salfonen hier importirt worden. Schwarzes Meer. Fürst Gortscharoff berichtet vom 28. Sep­tember, Mitternacht : Der Feind hat ziemlich beträchtliche Streitkräfte gegen unsere Yinie Sanfte ent­­wickelt. Auf dem Plateau, welches uns von dem Baidarthale trennt, sieht man einen Theil des neu angelegten Weges. Das Feuer gegen die Severnaja ist Dasselbe. In der Nacht vom 29. auf den 30. September hörte man starre Explosionen von der Nordkette Sebastop­ol 8 her, und glaubt, daß diese zum Theile durch die Beschteiung der Alliirten, zum Theile von den Ruffen selbst veranlaßt sein dürften. Von der Südseite aus wurde bereits in den legten Tagen eine große Bewegung unter den Nuffen auf dem nördlichen Plateau bemerkt. Vor der Hand handelt es sich, nach der Meinung erfahrener Militärs, für die Allierten erst um eine Reihe taktischer Auf­­märsche und kleineren Kämpfe, bis es endlich zu einer Schlacht kommt, die eine ent­­scheidende sein muß. Von einem sollfändigen Rückzuge der Russen ist bis jegt noch nichts offiziell bekannt. Ausführlichere Berichte melden, daß die am 27. von Kamiefeh nach nordwärts ausgelaufene Flotte reichlich mit Gesding und Munition versehen war und zugleich ein zahlreiche Landungsheer am Bord hatte. Es ist mehr als Vermuthung, wenn erzählt wird, die Expedition werde zwischen Cherson und Nifplajeff ans Land gefußt werden, und sowohl den legteren Ort, den ersten russischen Kriegshafen, als Perefop bedrohen. Die Frage ist nur, ob die Flotte auf ihrer Fahrt die beiden wichtigen Hause Odefsa und Otschakoff unbelästigt liegen waffen wird. Die gegenwärtige Be­jagung Sebastopols besteht aus 18.000 Mann, von denen die Hälfte Dem Gente-, Ar­­tillerie- und Marinekorps angehört. Diese Truppen wurden in sechs Kasernen unter­­gebracht, welche noch am besten erhalten gefunden wurden.­­ Ursuffa, dessen Fűrst Gortschafoff erwähnt, ist, wie das , 3. 9. Debats" bemerkt, ein Dorf, welches drei Lieues nordwestlich von Baidar Tiiegt; co befindet sich Daselbst eine ziemlich gute Straße, die nach Madenzie durch das Dorf Ch­amli führt. Aus dieser Bewegung der Verbündeten schließt das , 3. b. Debats”, das María Peliffier den Plan habe, die russische Armee zum Aufgeben ihrer Positionen zu zwingen, entweder durch Mande­­ser oder einen Frontangriff, während ein Korps sie umgehen und ihr in die Flanken oder in den Naden fallen solle. Aus Allem aber lasse sich mit Bestimmtheit Schließen, daß die Verbündeten die noch vorhandenen zwei Monate guter Jahreszeit bewüsen und mit Nachdruch die Erfolge, welche die Einnahme von Sebastopol ergeben habe, ausbeuten wollen. Am 8. September sollen die Sturmkolonnen einen Augenblick beim Vorgehen gezaudert haben, aus Furcht vor den Minen, von denen man so viel gesprochen. Da stellten 22 französische Generäle sich vor die Neiliben und fragten Die Truppen, ob man sie als rein vorgehen lassen wollte­ : Minen. Waffit Pafika wollte sämmtliche Kavallerie aus Kars nach Erzerum verlegen — ein Beweid, daß die Zernirung des ersteren Ortes aufgehoben sein muß. Der regulären Kavallerie gelang das Mas­nöyer; die Bafchibozufg sollen dabei von den Nuffen verfolgt und zer­­ sprengt worden fein. bi E. €. London, 28. September. Die gestern erfolgte Er­­h­öhung des Bantzinsfußes von 4­% auf 5 Prozent war nicht nur eine erh­artete, sondern auch eine von der großen Kaufmannswelt gewünschte Mairegel. Beweis dafür war das Festerwerden der Consol$ von dem Au­genblicke an, als der Beschluß der Börse mitgetheilt wurde. Wer die merk­­würdigen Phasen des hiesigen Geldmarktes in den besten Wochen genauer beobachtet, die mitunter rät­selhaften Erscheinungen desselben, Angesichts der neuerten glänzenden Erfolge auf dem Kriegsschauplage, und Auge gefaßt hat, dem wird die absolute Nothwendigkeit einer Erhöhung des Disfontos von Seiten der Banfinvestoren nicht entgangen sein. Die Ernteresultate in grant reich und einem großen Theile des nördlichen Europa’s. Die Einzahlungen bei drei verschiedenen Anleihen — der englischen, französischen und türkischen — das längere Ausbleiben von Baarrimeffen aus Amerika und Australien, die Massen baarer Gelder, die für Armee und Flotte aus dem Lande gin­­gen,­­der in Folge des Standes der Wechselfurfe von Frankreich ihren Weg über den Kanal fanden, konnten allerdings die Knappheit des Geldmarkts noch vor 14 Tagen zur Genüge erklären. Seitdem sind son Amerika und Australien größere Baar einfuhren, als man erwarten durfte, verzeichnet worden — in vergangener Woche allein 1,500,000 2. ; seitdem haben sich die Pariser Wechselfurfe günstiger für England gestaltet; die Witterung in England begünstigte Die Ernte bis zu Ende, und Sebastopol ist gefallen. Troß dieser begünstigenden Momente ist die Geldnachfrage eben so dringend, wenn nicht dringender geworden, Reaktionen zum Beffern waren blos momentan, und Geld wandert nach wie vor in Masfen nach dem Sons­tm­ent. Diese Erscheinung it auffallend, und weil es bis zur Stunde ned ER

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