Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1855 (Jahrgang 2, nr. 227-253)

1855-10-19 / nr. 243

Straße bis Tolischack vor. Seitwärts­ von diesem­ Orte erfolgte der glän­­zende Angriff des 4.französischen Husarenregiments unter General Wal­­sin Esterhazy auf eine starke Abtheilung russischer Uhlanen.Diese wurden vollständig ü­ber den Haufen geworfen,sie verloren mehr Todte, 180 Gefangene und mehrere Gefüge. Obwohl die Affaire nicht von großem Umfange war, so französischen Kavallerie, dies war. Die russischen Uhlanen bildeten eine imposante Maffe, die jedoch den Stoß nicht auszuhalten vermochte. — Wir übergehen andere Details, da nach einer telegraphischen Nachricht ver „Moniteur‘‘ bereits heute Abend einen Detaillirten Bericht des Marschals Peliffier ü­ber das Treffen bringen wird, man erbeutete darnach 6 Kanonen, 12 Pulverwagen und 250 Pferde. Aus Petersburg vom 10. wird der „N. Preuß. 3." geschrieben: Durch Ufas vom 11. b. hat der Kaiser befohlen,, daß denjenigen Soldaten aus den Reihen der Falferl. Domänenbauern, die ihrer sehweren Wunden halber von weiterem Militärdienste befreit sind, und die in Folge dessen nach ihren heimatlichen Dörfern zu­­vi­erfehren,, und sich daselbst eine Kandiwirthschaft einzurichten gedeuken , eine jährliche Spension , den Unteroffizier-Chargen von 50 und den Gemeinen von 40 R. ©. gezahlt werde­­ben. Diejenigen dagegen, werden nur die Hälfte Ihre Majestät die die zu ihren Familien zurückkehren und bei diesen verbiet­­ber obigen Pension gewiesen, Katserin fAßt auch als: 100 belebte sie doch nicht wenig den Geist der in der Krimm Den Unteroffizieren und Soldaten, die ihrer Verstümmelung halber seiner Arbeit mehr fähig sind, soll die obige s Pension noch um ein Viertel ihres Betrages erhöht und das für Die ausgedienten Sol­­daten bestimmte Duantum Prostant aus den Dorfmagazinen gereicht werden. — Vom 1. Mai bis zum 8. September d. 9. sind im eigenen Komptoir 3. Maj. der Kaiserin Marta Aerandromna im Ganzen zum Besten der Vertheidiger von Sebastopol an Gelb , 290,666 R. 32 kop. Silber, und an verschiedenen Bedürfnissen: 1048 Rolli eingegan­­en, allen Gebern Ihre Allerhöchste Erfennt- Tiohfeit ausdrücken. » In Newyori,sowie in der Union im Allgemeinen,hat die Nachricht Vom Falle Sebastopols große Sensation erregt und der Absatzdcheitun­­gen ist in ungeheurem Maße gestiegen. E.C.London­,45.Oktober.Die große Neuigkeit des Tages,die Niederlage der Russen bei Kars,erregt hier­ die lebhafteste Freude.Ab­­gesehen davon,daß die Stellung der ottomanischen Streitmacht in Klein­­asien für darunter gesichert scheint,gereicht es jedem ehrlichen Gegner Rußlands zur doppelten Befriedigung,daß der»tranke Mann«sich wieder einmal erhoben und den Erzfeind mit der Krücke ins Genicke getroffen hat. Es scheint eine zweite Aussage von Silistria,doch mit einigen Unterschieden zu Gunsten der Türken,denn in Silistria litten sie wenigstens keine Noth an Lebensmitteln,und hatten eine alliirte Armee im Rü­cken.Kars aber wird von einem­ Haufen halbverhungerter Türken vertheidigtz von asiatischen Türken,von denen man mit Verachtung zu­ sprechen pflegt,und siehe da, den Streitern des heiligen Rußlands ist dies,,Gesindel­«hochgewachsen. Natürlich dient der Antheil,den der englische Offizier Williams am Triumph hat,nicht wenig,die Befriedigung zu erhöhen. Die von der ministeriellen«vat«unlängst erwähnte»Epistel Felic Pyat’s an die Königin von England­«ist in dem Flüchtlingsblattc»L’Homme« erschienen und hat auf der Insel Jersey eine sehr drohende Stimm­ung gegen die französischen Verbannten hervorgerufen.Das Sendschreiben,welches,nach einigen Auszü­gen in der»Pos«zu schließen,von hochrother Färbung ist, erblickt im Besuch der Königin in Paris die tiefste Erniedrigung Englands, und erlaubt sich ihre Majestät­»honnåte femme,anfant que Reine peut Pétre" — folgendermaßen anzureden : „Oui, vous avez tout sacrifie, dignite de Reine, scrupules de femme, orgueil d’aristocrate, sentiment d’Anglaise, le rang, la race, le sexe, tout, jusqu’ à la pudeur, — pour Pamour de cet Allié." Das ist etwas stark für englische Nerven, selbst für die englischen Republikaner. In Serfey zerfuh­ren Handzettel mit den Worten: „Einwoh­­ner von Serfey — habt ihr die feste Nummer des französischen Soziali­­stenblattes , P Homme" gelesen? ES sagt, daß Eure Königin son honeur tout jusqu’ à la pudeur verloren hat. Männer von Seifen, werdet ihr bei dem gerechten Stolz, den ihr auf eure Loyalität habt, die erste Dame im Reich — unsere geliebte Königin — ungestraft beschimpfen lassen? Dann ist euer Geschlecht gefallen, euer Geist entartet, euer Herz zur Memme geworden. Wo nicht, so haltet foz fort eine Wolfsversammlung und laßt seinen Tag mehr verstreichen, son­­dern ergreift ungeräumt Maßregeln, um Serfey von dem Schmachtfled zu befreien — das er ein Herd bes Aufruhrs ist: Gott erhalte die Köniz­gin!“ Die „Pott“ ist der Meinung, man müsse es den französischen Flücht­­lingen unmöglich machen, solche Prostitution der Preßfreiheit zu wieder­­holen, oder sie so rasch als möglich vom britischen Boden verbannen. Le Blanc — befannt sich ein Gegner und Nebenbuhler Ledru Nol­­lin’s — Fritifirt vas Manifest von Koffuth, Ledru Rolin und Mazzini in einem drei Spalten­ langen Auffaß, den er allen Tagesblättern zugesandt hat. Er­st mit den Prinzipien des Triumpirats nicht einverstanden und tadelt vor Allem die Eigenmächtigkeit, mit der Die Drei, ohne Berathung mit andern Führern, die Nepublis der Zukunft zu Papier gebracht haben. Lord Palmerston und die meisten übrigen Minister kamen heute Morgen nach der Stadt, und hielten Mittags einen Kabinetsrath. Der Premier bleibt einige Tage hier. Der Lorpkanzler empfängt heute den Lordmayor und dessen fürs nächte Jahr gewählten Nachfolger, Salamong, nebst den anderen Spiken der Citybehörden, um ihnen, dem Brauch gemäß mitzutheilen, daß die Königin die Wahl des neuen Lordmayors gut heißt. Bonfold hoben ss heute früh, auf die Nachricht aus Kars, um Y., aber Nachmittags wurden sie wieder flauer. Außer dem Kabinettfonteil im auswärtigen Amt hat heute eine Konferenz im Kriegsamt stattgehabt, welche 3 Stunden dauerte. Zugegen waren Lord Palmerston, Lord Panmure, Lord Granville und Lord Hardinge, Paris, 15. Oktober. Der Kaiser und seine belgischen Gäste wohnten gestern Abends im Theatre frang­nis der Vorstellung des Stückes ‚‚Mademoiselle de la Seigliere’’ bei und wurden beim Eintritt in Die Loge laut begrüßt. An Madja mittage hatten der Kaiser und die Kaiserin mit ihren Gästen dem Pferderennen auf dem Marsfelde beigewohnt. Bei dem vorgestrigen Diner zu St. Cloud fehlte die Kaiserin ; statt ihrer machte die Prinzessin Mathilde Die Honneurs. Nach der Tafel war Empfang, sowie später Tanz unter Begleitung des Pianos. Unter den Anwesenden bemerkte man die Gräfin Montijo, sowie den Herzog und die Herzogin von Alba. Heute Morgen 9 Uhr begab sich der Kaiser mit seinen beiden belgischen Gästen in­s Hotel du Loupre, wo Herr Pereire, Unternehmer desselben, sie empfing. Während der Besichtigung dekomplimentirte Der Kaiser ihn öfter wegen der Eleganz und des Komforts der Einrichtung. Von dort begab der Kaiser sich nach der Aus­­stellung der schönen Künste. Von dem Prinzen Napoleon und dem Staatsminister begleitet, wurden sie vom Grafen Nieuwerferfe und mehreren Mitgliedern wert. Kommission und Der Jury empfangen und verweilten zwei Stunden lang, wobei der Herzog und die Herzogin natürlich der belgischen Ausstellung besondere Aufmerksam­­fett schenkten. Der Kaiser und seine Gäste besichtigten hierauf noch die Arbeiten am Koupre und waren um 3 Uhr wieder in St. Cloud, " Maris, 15. Oktober, Nach der , Béríté", ein Blatt in Lille, sind in vori­­ger Woche jeden Abend auf der Eisenbahn Züge mit Truppen aus dem Nordlager durch jene Stadt durchgenommen. Jeder Zug führte nicht weniger als 700 Mann. Die meisten dieser Truppen sind auf ihrem Wege nach der Krimm. Die Thätigkeit der Marine ist außerordentlich groß, fowont in Marseille als Toulon. — Zu Algier errichtet eine Gesellschaft mit einem Fonds von 200.000 Er. eine große Bäderei, um unwohlfeilere Brobpreise zu erzielen. »­­ Der»Presse«zufolge hat der Chemiker Depouilly in einer großen chemischen Anstalt zu Paris die schöne Tyrische Purpurfarbe wiederentdeckt­—und auffallend genug—aus Guano.,,Eine unerl­örte Sensation—fü­gt die,,Peesse­« hinzu­ wird durch dieses Faktum in der Färberei Frankreichs hervorgerufen.Bereits sind unter den Augen des Prinzen,Napoleon,der Herren Chevreul und Dumas,der fachkundigsten Männer Europas, Die wohlgelungensten Bersuche gemacht worden und werden d­iese nächstens vor dem Kaiser wiederholt werden.‘ Aus einem Schreiben des Aderbauministers geht hervor, daß die kürzlich zur Erhebung des chinesischen Thee’S vorgeschlagene inländische Substanz das Blatt der Eiche war. Die Berfuche scheinen nicht ganz befriedigend ausgefallen zu sein. — Die an verschiedenen Punkten von Paris für die Aussteller zum Unterzeichnen aufgelegte Petition verlangt, erstlich eine weitere Verlängerung der Ausstellung bis, gegen Jahresschluß und sodann im Mai 1856 eine Erneuerung derselben. " Nach dem , Siedle" tát man die Zahl der Personen, welche seit dem 15. Mai Die Welt­­industries und Kunstpaläste nebst deren Anneren besuchten, auf 6 Millionen, so daß im Durchschnitt 40,000 Personen auf den Tag kommen. Gestern wurde Die Ausstel­­lung von­ 98,142 Personen besucht, wovon 22,211 auf den Kunstpalast kamen. Madrid, 11. Oktober. (I. b.) Die Königin hat gestern Abend der Borstelung im königlichen Theater beigemahnt, sie wurde mit vieler Sympathie be­­grüßt. Der Herzog de la Viktoria, der Staatsminister, und die Minister des Kriegs und der öffentlichen Arbeiten waren in der königlichen Woge.3 Die Für ih­rungen in Catalonien beschäftigen die öffentliche Meinung sehr. Der Carlistenchef Toful, dessen Tod gemeldet wurde, befand sich in einem Dorfe und wurde von einem Einwohner desselben verrathen ; drei Kompagnien Miliz, und eine Abtheilung Kavallerie umringten das Haus, und diese vierhundert Mann wurden mit den dreißig Aufständischen bald fertig. Der Chef und zwei der Geinigen fiel­­en im Kampf, zwei entfamen, und die fünfundzwanzig Hebrigen wurden auf Befehl beg Kapitäng Zapatero füfülirt. Dieser Borfall hat im südlichen Katalonien, zu Esparraguera, in der Provinz Taragona, stattgefunden, Borges ist wieder an der Soige einer zahlreichen aufständischen Truppe ere fchtenen, die er auf die vom General Raffols angeordnete Verfolgung vertheilt hat. Diese Verfolgung hatte übrigens kein anderes Resultat "als daß die Bevölkerung bar durch ungemein unzufrieden gemacht wurde. — Viele Verbrecher bewaben die Si­­tuation, in welchen sich die Provinzen Lerida, Barcelona, Gerona und Taragona befinden, zum Plündern und zu Rachet­aten. Jeden Tag vernimmt man von einem neuen Mord. — Wer wird fähig sein, Spanien von diesem Zustand zu befreien ? Sonderspanfen, 14. Oktober. Dem jüdischen Kaufmann Adolph Gers, welcher in den Jahren 1848 und 1849 einen seltenen Patriotismus und eine mustergiftige Treue an den Tag gelegt, ist von seiner Durchlaucht dem Fürsten nachstehendes Handschreiben zugegangen: „Ich habe vernommen, daß Du an dem heutigen Tage das Fest Deiner silbers­ten Hochzeit feierst! Ich wünsche Dír dazu von Herzen Glüd und íberfe­ide Dír bei dieser Gelegenheit als ein außerordentliches Zeichen meiner fürstlichen Gewogenheit und in besonderer Anerkennung Deiner unerschrocenen und thatfraftigen Treue für meine Person in der schweren Zeit allgemeiner D Verblendung die anliegende Denfmünze mit meinem Brustbilde, Sondershausen,, den 7. September 1855, Günther Friedrich Karl, Fürst zu Schwarzburg = Sondershausen,” Die in einem Etui enthaltene große goldene Denfmünze enthält auf der Borderseite das wohlgetroffene Brustbild des Fürsten mit der Inschrift am Rande: „Günther Sr­evrich Karl II. Fürst zu Schwarzburgs Sondershausen. Die Rüdseite enthält einen Eichenkranz mit der Inschrift: „Auszeichnung für Fürsten­­tree. Wien, 18. Oktober. Se. #8, Hoheit, Erzherzog Albrecht, ist heute in Begleitung Höchst seiner Schwester der Frau Erzherzogin Marie und Höchst ihres Gemahls, Erzherzoge Rainer, nach Italien abgereist, — Das Kolonisationd« gefeb, welches, wie es heißt, im Entwurfe bereits vollendet ist, fol nach der leber« gabe der Staatsgüter an die Bank in Kürze publizirt werden, da beabsichtigt wird, einen Theil dieser in Ungarn gelegenen Güter der Kolonisirung zu verwerb­en. — Das Oberf­lammeramt , als oberste Intendanz der beiden Hof­theater, hat den Direktoren Dieser Bühnen ein Reffrivt zugeschickt, worin ihnen die Einziehung sämmtlicher Freikarten und Steifige, welche bisher den verschiedenen Redaktionen zur Verfügung gestellt wurden, anbefohlen wird. Die Veranlassung sollen einige etwas scharfe Besprechungen in den hiesigen Blättern getreten sein. Ueber­­ die Modalitäten, unter welchen Die Aktienemission für das neu zu begründende Hyppotheseninstitut statthaben solle, vernimmt der „W. ©. B.", bag , da es nach Antrag der Bankdirektion den Bezugsberechtigten freigestellt bleiben soll, die Einzahlung in Silber oder in Papiergeld zu retten — in meirerem Falle der Aungaburger Wechselkurs von jenem Tage, welcher der Einzahlung vorher­­geht, mit Zuschlag eines­­/, pCt. zur Berechnung angenommen werden sol. Die Einzahlung der 700 Gulden in Silbermünze per Aktie ist in Noten eingetheilt, wo­von die erske (10 pCt.) auf den 30. Nov., Die lebte auf Ende Jänner 1857 entfällt. Das durch diese Emission mit 35 Millionen in Silber datirte Hypotheseninstitut wird zur Hintangabe von 6prozentigen Pfandbriefen im fünffachen Betrage (175 Millionen) ermächtigt, deren erste erheblichere Waffenthat Wiener Börse vom 18. Oktober. Der Verkehr in Effekten war sehr träge und der Mangel an Geschäftsluft sprach sich in niedrigeren Kursen aus, die nur sehr geringe Bewegungen erfuhren. Devisen und Metalle neuerdings mit 1­, %, höher gehalten. Gold 18; Silber 15. Die Pariser Börse vom 17. b. war durch einen heftigen Kampf zwischen Haufliers und­ Baiffiers feln aufgeregt; beide Nenzengattungen wichen: 44. %/, 90.505 5%, 64.90. Die Börse f­loß matt ; Credit-Mobilier-Aktien mit 20 Fred. (auf 1255) gestiegen. London, 17. Oktober, Konfols auf 87 °­, gewichen. Verantwortlicher Redakteur: Parl Weiskircher. Schnellpre­sfendruch von Emil Müller, Servitenplag Nr. 1. — Berlag der Pester Lloyd-Gesellschaft. :

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