Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1855 (Jahrgang 2, nr. 227-253)

1855-10-10 / nr. 235

Abendblatt des speflcgllo. c Mittwoch,10.Cl­l­ktulien Nest­. — sz 235 ° Mr sn WE [4//79a9 üb PER a Yen, 1855." Kurze, Aw Ra Zelegr. Depesche 5. „Weiter Lloyd.“ Athen, 5. Oktober. Kalergis ist abgetreten und Bulgaris zum Kabinetschef ernannt worden. London, 9. Oktober. Der heutige „Globe“ meldet als authentisch, Daß Die Flotte der Alliirten am 7. (Sonntag) vor Odessa erschienen ist. — Der Beginn des Bombardements dieser Stadt sol für Dienstag, 9. d., festgefe­gt worden sein. Telegr. Depetchen der „„Defterr. Korrespondenz.“ Konstantinopel, 4. Sept. (Ueber Bukarest). Der Erzbischof von Amasia ist zum Patriarchen von Konstantinopel ernannt worden. Das anglostürmische Kon­­tingent begibt sich der lechten Ordre gemäß nunmehr definitiv nach Schumla, ir Bm­­an is vorher nach der Krimm abgegangen. Triest, 9. September, Ein Gerücht vom Ausbruche der Pest in und um Novi Bazar in Bosnien wird widerlegt; die dortige Epidemie war bIog Cholera, weshalb auch die serbische Regierung Die verhängte Kontumaz gegen Bosnien aufhob, wa­nhnt­e e x Fett, 10. Oktober. Wir erhalten heute den Wortlaut der neuesten Defrete De8 f. Tf. FinanzministeriumS an die Na­­tionalbant ; er ist nach­ dem Frankfurter „Aktionär folgender: 1. Es werden der priv. österr. Nationalbant zur Deckung ihrer Forderung an den Staat von 155 Mill. fl. Staatspomänen im gleichen Werthe übergeben, mit deren Verwaltung und Realisirung, die Bankinvestion unter Zuziehung von Sach­verständigen, betraut wird. Die grundbüuerliche Hebertragung der Domänen in das Eigenthum der Bank findet sogleich und kostenfrei statt; mit dem Verkaufe der Objekte wird ihren­möglichst, mit Berücksichtigung der Zeitverhältnisse, zu Merse ge­gangen werden. 2. Um es den Grund- und Häuserbefigern überhaupt und mit geringeren Opfern, als in der jüngsten Zeit möglich zu machen, Anleihen auf ihre Realitäten aufnehmen zu können , wird die Errichtung einer, der Nationalbank ein­­zuverleibenden Shypthesenbant, mit einem Kapitale von 20 Mrd. fl. in Bingen den Silberzwanzigern, eingetheilt in 100.000 Aktien à 200 fl., verfügt. Die neue Bank hat das Stecht, mit 5 Proz. verzinsliche Pfandbriefe für den fünffachen Betrag ihres Kapitals auszugeben. Den jenigen Ationären der Nationalbank ist das Recht vorbehalten, sich im Verhältniß ihres Reiches zu betheiligen. Ueber die Unterhandlungen mit Baron Rothschild wurde unserem Wiener G-Korrespondenten glaubhaft versidert, Dag bíer selben auf die Gründung eines­ Kreditinstitutes seinen wie immer gearteten Bezug hätten, und daß es sich hier um die bare Ablösung der der Nationalbanf übergebenen Staatspomänen handelt. Seh. v. Rothschild. sol nämlich die Staatsgüter oder wenigstens einen bedeu­­tenden Theil derselben gegen bare Bezahlung aus den Händen der National­banf übernehmen, die man auf diese Weise früher in den Befik der Berz­laufstumm­e gelangen­ laffen will. » »­­ » Die neuesten Berichte aus der Krimmt heilen warunter ,,S» schwarzes Meer’ mit; an diesem Orte sei nur erwähnt, daß Lord Nepeliffe noch nicht abberufen wurde. „Times“ fällt zwar neuerdings über ihn her; vor der Hand Scheint jedoch Palmersion fi darauf ‚beschränkt ‚zu haben, tag er die Erhritte des Gesandten desavouirt (Advertiser) und ihm eine Rüge­n­blume sagt der Ye Korrespondent bei „Indep.” — zugespielt hat. Wie Tehterer behauptet, hat­ das türkische Ministerium sich wie ein Mann gegen Das Verfahren Redeliffes erklärt. Ob Palmerston später Die Abberufung des­­selben, defretiren werde, ist noch unbestimmt. » Wie der englische Premier über die Waffen that bei Sebastop­ol urthei­lt,davon gibt seine unten mitgetheilte Rede Zeugniß,sonst schribt man aus London nur noch über das schwere Erkranken des ultramontanen Iren»Mr.Frederick Lucas, Gründer und Herausgeber bed „Zablet” “ in Den letten Tagen ließ der hochunwürdige Dr. Whitty in Dublin in allen Kirchen für ihn beten. Man zweifelt an seiner Genesung. » Die katholische Partei würde durch seinen Tod einen schwer«en Verlust»erleiden,aber auch seine Gegner würden ihn mit et­wa sein Talent und seine ersisnliche Ehrenhaftigkeit unbestritten sind. »» pl Aks P­aril­s f erfährt die«N.Pr-Z.«,daß das Haus Rothschild in Amerika für 6 Mi­llionen Frcs.Getreide habe auskaufen lassen,11m»den französischen Markt d­amit zu befahren an den»dortigen Salons erza­hlt MAU sich­ der Prinz von Joinvill­e,der»bis jetzt das Schloß Claremont in England bewohnte. Das dem Könige der Belgier gehört, habe dasselbe mit der Erklärung seh­laffen, Daß er nicht länger ver Sast seines Sch­wa­­gers sein künne, nachdem Dieter in den­­ Besuch seines Sohnes, de Herzogs von Brabant, am Pariser Kaiserhofe gewilligt habe. — Unter den Mit­gliedern der Sarg für Die Industrieausstellung begegnen wir auch einem Ungarn : Herrn. Johann Müller, Hammerbessser zu Kafkaıt. Aus Turin schreibt man bei „Indep.”“ unter dem 3. b. M., das die Österreichische Regierung die Güter jener Klöster, deren religiöse K Korz­porationen in Folge des besten Parlamentsbeschlusses unterbracht worden sind, unter, Sequester gelegt.­­,‚Dieser Akt der österreichisschen Regierung,” fügt­ das Brüsseler Blatt hinzu, „wird zu neuen diplomatischen Komplika­­tionen Anlaß geben, deren Ende kaum abzusehen.” 3­3. Berliner Mittheilungen bringen heute des Interessanten Bieres. Bei den Abgeordnetenwahlen haben die Liberalen einen­ entschiedenen Ete davon getragen; Graf Schwert wurde dreimal gewählt, — Ueber die Sundzollfrage erfährt die, Dítfeez3.", daß die fran­­zösische Regierung sie als eine europäische betrachtet wissen will, welche nur fur einen Kongreß gelöst werden könne. Der Erbprinz Ferdinand von­ Dänemark hat, wie man der.,,R. 3." schreibt, die Gesammtstaatsverfassung deshalb nicht unterschrieben,­­weil er den Konstitutionalismus niemals auf irgend­eine Weise anerkennen will. Dasselbe, spricht man, foll and­­er Prinz Christian von Dänemark zu thmn die Absicht haben, im­ Gegensabe zu­ diesen. Demonstrationen wird aus Kopenhagen vom z. d. telegraphirt: Der König hat Die Aoreffe des Fol­kethings entgegen genommen, und seine Mitwirkung zur freisinnigen Ent­­wickelung der Berfaffung versprochen­ gingen, Wir haben Lord Palmerston. EG. London, 6. Oktober. Romsey, das Städtchen, wo Lord Palmerston das Licht der Welt erblidte, und in dessen Nähe sein Tug­­fulum Broadlands steht, bereitete gestern­tem Premier, eine glänzende Ova­­tion. Der­ edle Lord kam auf die Einladung der Behörden und Einwoh­­nerschaft mit seiner Gemahlin und der Honor, Mig Sullivan nach dem Städtchen gefahren ; der Mayor und die Einwohner gingen mit Mufif und Sahnen in feierlicher Prozession ihm bis Broadlands entgegen und geleiteten ihn Durch, eine Wasse von Triumphbogen auf den Marktpfab, werfen Häuser in Slaggenn, Blumen- und anderem sinnbildlichen Schmuck prangten. Auf einem der Triumphbogen las man die Inschrift: ,„P­almerston ,­ der wahre Freund der Freiheit und des Friedens.” Auf dem Forum von Nomsey war eine Bühne errichtet, welche die Väter des Städtchens, Mayor, Alver­­men und Gemeinderäthe, — alle in festlicher Amtstracht, — erstiegen, worauf der Bürgermeister an den Rand der Platform­ trat­ und die­ Glüdwunsch­­adresse verlag, welche die Stadt dem Premier vot Ort hatte. Der edle Lord blieb, wie verabredet, bei feinen Damen in offenen Wagen eisen und ant­wortete von feinem Sig aus mit einer­ langen Triumphrede Über Den Fall Sebastopols, Die, ob auf nichts Neues enthaltend, der Maffe des englischen Bosfes aus der Serie gesproc­hen war. Er sagte: „Ich deine, die Regierung Ihrer Majestät that wohl daran, daß sie die große­­ Macht unseres Heeres und unserer Flotte im schwarzen Meere gegen Sebastopol rich­­tete. Es gab Leute, welche glaubten, es würde besser gewesen sein, wenn Frankreich und England ihre Heere auf das Festland gesandt hätten, um die Neffen aus den Donaufürstenthü­mern­ wegzufegen,, «in Belfarabien einzufallen, und das besiegte und sich zurücziehende vufsische Heer durch die großen Wildnisse Eid-Ruslands zu verfolgen. Hätten mir Dies gethan, würden­ wir dann wohl ein praktisches Resultat erzielt haben, welches sich mit der Einnahme von Sebastopel vergleichen liefe? Wir würden ein Heer nach dem anderen geschlagen haben, allein jedes dieser Heere mürde sich durch neue, aus dem Norden herbeiströmende Horden wieder ergänzt haben und wir hätten am Ende nichts gewonnen, als den Befig ungeheurer Ebenen, aus denen wir zulegt hatten zurückkehren müssen, ohne Die Pfänder zukünftiger Sicherheit in Händen zu hab­en. Die Belagerung von Sebastopol war gar nicht Das, was man gewöhnlich eine Ber­lagerung nennt. Wir hatten nicht nur mit einem Heere auf der Krimm zu kämpfen, das dem unserigen an Zahl gleich, manchmal auch überlegen war, sondern, mie ich wohl, ohne Uebertreibung sagen darf, mit den ganzen militärischen Hilfsmitteln jenes ungeheuren Militärreiches, eines Reiches, welches den größten Theil seiner Einkünfte auf die Erhaltung eines gewaltigen stehenden Heeres verwendet, das nominell eine Million zahlt, und das wir wohl nicht zu ‚niedrig anschlagen, wenn wir es auf 6 bis 800.000 Mann fhängen. Diese ganze­ Streitmacht nun, oder doch der größere Theil derselben, hatte in­ Folge der neutralen Stellung jener Mächte, welche an die europäi­­sche Grenze Rußlands stoßen ‚freie Hand von der Ostsee bis zum frümwarzen Meere. Rußland hatte weder von Oesterreich, noch von Preußen etwas zu fürchten und konnte daher eine­ Division nach der­ andern, ein Heer, nach dem andern, die Berasungen Polens und Die Befabung von St. Petersburg, jeden Mann, den es in so großer Entfernung zu ernähren, vermochte, nach der Krimm.senden. Wir haben in der Krimm eine Schlacht geschlagen gegen die ganze Militärmacht Rus­­lands und gegen die Heere Ruslands, welche hinter einer Position ver­schanzt waren, die schon von Natur außerordentlich fest, aber dur alle Hilfsmittel der Kunst und Wissenschaft noch mehr verstärkt worden war. Wir haben die russische Mi­­litärmacht besiegt und den Preis errungen, um den wir gekämpft hatten. Es ist­ das ein großes Ereignis. Es bat der Vorstelung von der Unbesieglich­­keit Ruslands auf seinem eigenen Boden ein Ende gemacht, und als ein schlagender Beweis von der Niederlegenheit des Geistes, der Gefehtelichkeit und der Wissenschaft über die bloße physische Gewalt kann der Umstand dienen, daß, während mir diesen Kampf auf russischem Boden 3000 Meilen weit von unseren Gestaden entfernt führten, unser Krimmheer doch in Wirklichkeit, sowohl was Zeit wie Bequemlichkeit angeht, seinen heimischen Halfsquellen näher war, als das auf seinem eigenen Gebiete befind­­liche russische Heer, es ist, bei vielen Leuten Mode, zu behaupten, der Krieg sei das größte aller Nebel. Ein großes Nebel ist der Krieg ohne Zweifel; allein es gibt größere Uebel. Es gibt Nebel, welche aus dem Erfolge unersättlichen Ehrgeizes, aus dem Triumphe der Ge­waltthat, aus Unrecht und aus Mißherrschaft entspringen. Zu allen Zeiten und in allen Ländern haben jene Nationen, die im Besise jener Eigenschaften waren, welche die menschliche Natur adeln und zieren, gefühlt, daß jene Uebel größer sind, als Die des Krieges, und haben sich [eber den Uebeln des Krieges ausgefeht , so groß Diesel­­ben auch immer fein mochten, als daß sie sie jene von mir angeneuteten noch größeren Uebel­ gefallen raffen wollten. So verhält es sie, mit dem englischen Bolfe, so mit unseren edlen Nachbarn, dem französischen Bolfe , und ich glaube, daß, wenn die Na­­tionen des Lettlandes das von ihnen einzuschlagende Verfahren nach ihren eigenen Ge­­sinnungen und­­ Gefühlen zu bestimmen hätten, einige der fest­en der Neutralität ver­­barrenden Länder dem Bündnisse, beitreten und dadurch sich felbst und die gemeinsame Sache ehren würden. Sever Krieg ist ohne Z­eifel ein Uebel; aber im Laufe des ge­­genwärtigen Kampfes hat das Bolt dieses Landes die Uebel des Krieges so wenig em­­pfunden, wie der Natur der Dinge nach überhaupt möglich war, während in Bezug auf Rußland die­ Sache gerade umgekehrt steht. h » Jchrieg es das Verstrauen­,daß unsere gute Sache zuletzt siegen wird.Es gibt kaum ein Beispiel in der Geschichte Europa’s,d wo in einem einzigen Foto zuzie so große und wichtige Resultate erzielt worden wären.Wir bieten­ der Welt eines der edelsten Schauspiele, welches zwei Nationen bieten Fannen. Da stehen die beiden größten Na­­tionen der Welt, welche in allem, was die menschliche Natur aber, die ersten sind, alter Nebenbuhlerschaft und alten Grolles vergeffend, zu hochherzigen, aller somusigen Selbstsucht fremden Zwecken vereinigt. Nicht um einen schnöden Gewinnt, mag derselbe nun in Gebietsvergrößerung, oder in etwas Anderem bestehen, ist es ihnen zu thun. Sie suchen einfach die­­ Freiheit der Welt, an der sie ein so tiefes Interesse haben, auf sicherer und dauerhafter Grundlage festzustellen und bringen Opfer dar, nicht leicht­­sinnig oder um­ abstrafter Grundläse willen, sondern aus gesunden politischen Ermä­­cher Eroberung ge­ große Bindrifse gesehen, die zu Zielen

Next