Pester Lloyd, Dezember 1855 (Jahrgang 2, nr. 280-304)

1855-12-01 / nr. 280

Oesterreich. Wien,29.November.Se.Majestätbchaffer sind sammt Begleitung und Gefolgegestern Abends s Uhr von Holitsch wieder hier angekommen Die dort ab­­gehaltene Jagd war sehr ergiebig, es wurden 3164 Hasen und­­ Fasanen geschossen. Die Wahl des Rektors der­­ 1. Universität in Wien wird morgen (Freitag) Abends 6 Uhr im Universitäts-Konsistorialfafe sattfinden. Ein hiesiger Lehrer der Geographie beabsichtigt die Anlage eines geographi­­gen Gartens, in welchem die Länder, Flüsse, Berge, Wälder u. s. m. genau und natürlich nachgebildet werden sollen. Der Garten würde dem Lernenden einen Ueber­­biit einprägen, den ihm die Karte nie gemähren kann. Die Kellermiethpreise sind hier, seitdem sich der Verkehr mit Weinen so be­­deutend gehoben hat, namentlich im Innern der Stadt bedeutend gestiegen. Selbst um hohe Preise sind brauchbare Keller nicht zu haben und mehrere Prozesse sind wegen Räumung und anderweitiger Vermiethung solcher Keller anhängig. Heute hat das Tegter Passagierdampfpiot Die Linie Wirm-Linz befahren. Der Brachtenverkehr wird noch durch einige Tage fortgefegt werden können. zivilgerichtliche Entscheidung. Eine fegtwillige Anordnung dahin lautend: „An mein Vermögen sol dem Priester D. An. übergeben werden, auf daß er damit insgeheim so verfüge, wie ich ihm aufgetragen habe", wurde für unmwirksam erklärt, da dieselbe Feine Erbseinlegung zu Gunsten des D. An. enthält und die sonstigen Erben und Legatare daraus nicht zu entnehmen sind. Die Knabenbeschäftigungsanstalt in der Brigittenau, deren Leitung die Se­­verinng-­Vereinsabtheilung übernommen hat, wurde am 24. b. M. eröffnet. Vierzig Knaben werden nun daselbst im Zeichnen, Singen und anderen Gegenständen unter­­richtet und mit Handarbeit beschäftigt. * Ungarn. Mit Justizministerialerlag vom 16. und 17. b. M., wurden zur mittlerweiligen Ausübung der Advokatur zugelassen: » Im Preßburger Oberlandesgerichtsdistrikte,der gewesene Schatzungsadjunkt beidem Spreßburger Grundsteuerkatasteri­nspektorate,Georg Wüky und Stephan NedeczkiH im Oldenburger Oberlandesgerichtsdistrikte,mit dem Amtssitze in Raab, der gewesene Adjunkt des Stuhlrichteramtesquchå(ros-Bete«n2),Szabo Benjamin Dem zur mittlerweiligen Ausübung der Advokatur zu­gelassen an anka Karl wurde der Amtssitz im Epericser Oberlandesgerichtsdistrikte zu Bereghpaß angewiesen. Diebk.Finanzlandesdirektions-Abtheilung Ihfen hat den Ludwig von Etlengt,Finanzkonzipisten 3.Klasse im Großwardeiner Verwaltungsgebiete,dann den Adolph Langer,Kanzleioffizial 2.Klasse bei der k.k.ungarischen Finanzpro­­kuratur und den Ferdinand Cserny,Konzeptspraktikanten in Brünn,zu Finan­z­­konzipisten 8.Klasse,und zwar Ersteren indefinitiver,die beiden Letzteren aber in provisorischer Eigenschaft ernannt. Die k.k.Finanzlandesdirektions-Abtheilung in Oedenburg hat die Pfarrers­stelle in Pscs vor dem Pfarrer,Georg Bedekovicz,in Laska falIt verlichenx und den Amtsassistenten der k.k.Sammlungskasse in Eperies,Vinzenz Sprinar,den Steueramtsassistenten in Zukmantel,Karl Berger,den Steueramtsassistenten in Lak in Krain,Lorenszosiz,und den emerirten Herrschaftsdirektor,Anton Effenther, zu provisorischen Offizialen 2.Klasse bei den Steuerämtern Klein-Zell,Ung.-Al­­tenburg,Güssing und Siklós ernannt. V Die ungarischen Kalender,,Vasåmapinség«,wie überhaupt alles Volksthümliche wird in einer sehr großen Anzahl von Exemplaren vom magyari­­schen Publikum gekauft,während die ungarische Zeitungen,die früher in mehr als 20.000 Exemplaren abgesetzt wurden,jetzt zusammen nicht mehr als 5000 Exemplare ausgeben.«M.S.«zieht voraus den Schluß,daß die höheren Stände Ungarns jetzt den nationalen geistigen Bewegungen wenig er folgen,als vor dem Jahre 1848. A « Von Totiz geht man damit um,ein stehendes Theater zu­ ungarischen Vor­­stellungen zu erbauen. Tagesneuigkeiten. Meft, 30. November. z Wir erhielten heute Einsicht in die, in unserem vorigen Morgenblatte unter­­ Pest berührte Beschmwerdeschrift des Hiesigen Tf. priviz legirten Droshhandlungsgremiums an die Eisenbahnbe­­triebsdirektion und entnehmen deren wesentlichen Inhalt in folgendem : „Das Großhandlungsgremium erlaubt sich, in Folge der ihm mehrseitig zugenommenen Beschwerden hierartiger Handelsleute und Spediteure, die 1661, Direktion um die möglicft baldige Abhilfe des Möbelstandes zu ersuchen, nach welchem die zur Weiterbeförderung erliegenden Güter ohne irgend eine Bededung, dem Negen und Unwetter preisgegeben, offen daliegen. — Es ist bekannt, welche bedeutende Derfehlimmerung gewisse Artikel, als Wolle, Getreide c. erleiden, wenn dieselben Durchnäßt werden und in diesem Zustande längere Zeit ohne die nöthige Manipulation liegen bleiben, und können derlei Waaren, da sie häufig von der Bahnstation per Achse weiter befördert werden, während dieses Transs­portes einem gänzlichen DBerderben unterliegen. — Die gehörige Anzahl von Theertüchern, nebst der von Seite des Aufsichtspersonales zu beobachtenden nőthri­gen Aufmerksamkeit, Daß die freiliegenden Güter stets bedeckt bleiben, konnen schon allein dem in Rede stehenden Uebelstande vorbeugen, und das Großhandlungs­­gremium glaubt Die erbetene Abhilfe um so nachbrüchlicher ersuchen zu müssen, als durch das Anlangen der Waaren in verdorbenem Zustande nicht nur der Absender wider sein V­erschulden zu Schaden kommt, sondern auch der ganze hierartige Handel nothmendiger Weise darunter leiden muß." * Die „Gazdasägi lapok " bringen die Beurtheilung der in Újhely am 22., 23. und 24. Oktober stattgehabten Weinausstellung. Sir heute entnehmen mir daraus, Daß der von Seren Joseph Detug d. Jüngeren einges­­andte Wein vom 3. 1827 als der ausgezeichnetste befunden wurde. * Die „P. D. Ztg" veröffentlicht heute folgendes srandrechtliche Urtheil : Kaspar Cs., 32 Jahre alt, röm.z­atholisch, aus Félegyháza gebürtig, unverheirathet, und Johann K., 29 Jahre alt, reformirt, aus Szentes gebürtig, unverheirathet, beide ohne Beschäftigung herumfehmweisende, übel berüchtigte In=­uisiduen, — sind bei geieglich festgesteltem Thatbestande, nachdem Dieselben theils Durch Zeugen, theils vom Zusammentreffen bewiesener rechtlicher Verdachtsgründe, durch zusammengefebten Beweis rechtlich überwiesen wurden, daß sie am 6. Juni 9. I., gegen 8 Uhr Abends, auf der, dem Samuel Tegzes angehörigen Pirtöer Zanya behufs Entwendung beweglicher Sachen im Werthe von 34 fl. EM. an Ignaz Tegzes und Joseph Hajnisch Gewalt verübten — im Sinne des §. 190 des &t.­‹, des Verbrechens des Naubes [huldig ernannt, und nach $. 410 der St­­­PD, zum Tode durch den Strang verurtheilt worden. — Weldy’ Urtheil, vor= Schriftemäßig fundgemacht, am heutigen Tage, Nachmittags 3 Uhr, vollzogen wurde, fecstemét, am 26. November 1855. Das Pest-Solter Komitats-Standgericht, * In dem Nachlaß eines kürzlich Hier verstorbenen Wafserträgers soll man 20.000 fl. gefunden haben. * Der mit Recht beliebte Komiker, Herr S­chö­na­u, hat morgen, Samstag, sein Benefize, und bringt zu dieser Gelegenheit das neue im Nazitheater mit Bei­fall aufgenommene Charakterbild: „Gut bürgerlich” zur Aufführung, wobei er ein von ihm selbst verfaßtes Konplet singen wird. Der Humor und das wahere Spiel des Benefizianten, sowie die Etrebsamkeit, mit welcher er die kaum eine Woche alte Novität folden auf Die bissige Bühne bringt, verdienen die leb­­hafteste Theilnahme des Publikums.­­ Deutsches Theater. Eine in diesen Kunsträumen beinahe [den vermißte Nundung und Wärme der Darstellung machte bei der donnerstägigen Aufführung des „Barbiers von Sevilla" einen überaus günstigen Eindruck, und befestigte die Heberzeugung, daß au­ mit untergeordneten Kräften und beschränk­­ten Mitteln unter energievoller Leitung ein verhältnismäßiger Cuccef zu er­­möglichen­­­. Die glänzenden Anstrengungen, welche Frau B.Gundy als Nofi­e machte, ihre Koloraturfertigkeit zur Geltung zu bringen, wurden von Seite des Publikums mit großer Anerkennung entgegengenommen ; die Sängerin sah sie Durch Die reiche Beifallsspende zu zweimaligen Repetitionen veranlaßt; die beiden Gesangseinlagen aber, im ersten und legten Arte sind eine allzu starre Herausforderung an die höchsten Forderungen auf dem Gebiete ihrer Stunft, als daß wir diese Wahl, auch abgesehen vom Musikcharakter, für eine ganz glückliche bezeichnen könnten. Einige Selbstbeschränkung in den Intentionen wird das Maß der Leistungsfähigkeit bei Dr. Gundy nur zu ihrem Vorteile feststellen. Der Benefiziant, Hr. Mayer, vermochte als Almaviva — ungeachtet der obli­­gaten und ton verrufenen Kranzspenden — nicht Durchzudringen ; sein schönes, bildungsfähiges Talent ist einer fernern Entwickklung durch Studien noch fähig, mögen diese aber auch mit aller Weihe vorgenommen werden. Den Figaro sang Hr. Crabanet im Allgemeinen besser, als er ihn spielte; doch trat leider auch in ersterer Beziehung manche Lüde hervor, die bei guter Schulung zu­ vermeiden gewesen wäre. Bartolo und Basilio waren in genügend guten Händen­­ das En­­­­semble zum Schluß des ersten Aktes trefflich. m * Unser Kronstädter O Korrespondent theilt uns ein interessantes Pendant zu den abergläubischen Gebräucen mit, welche Die Romanen in Siebenbürgen, wie wir in unsern Blättern einmal gemeldet haben, gegen die Cholera anwenden. Im Stellerlande, schreibt unser Korrespondent, liegt die Almäser Höhle. Im derselben wohnt, nach der unter dem dortigen Land voll verbreiteten Sage, eine böse Fee, deren Orallen man hört, wenn im Thal der Wind weht. Als die Cholera so viele Menschen dahinraffte, sagten die Frauen von Almás, die Fee sei erzürnt, und habe deshalb die Cholera über die Menschen gebracht; sie sei aber in Zorn, weil sie Feine Kleider habe und friere. Die Frauen verfertigten deshalb zwei Hemden, und hängten diese an zwei Wegen auf, welche die Fee bei ihrem Austritt der Höhle einschlagen konnte. — Einmal hörte man in farácsonfalya (nicht weit von Almás) eine Dumpfe Stimme, die rief: „Ich will leider Haben!” Sogleich festen sich zwölf Frauen Hin, um ohne Un­­terlaß, in tiefem Schweigen, zu arbeiten; die verfertigten Hemden wurden vor dem Dorfe aufgehängt. Diese Erzählungen wurden unserem Korrespondenten von einem alten Steiler mitgetheilt. Neueste Post. Heft, 30. November. Hat die „Morning Post“, wie wir im letz­ten Abendblatte mitgetheilt, die Affaire Türr als eine den freunds­­chaftlichen Beziehungen zwischen Oesterreich und England gefährliche ber­­eichnet, so bezichtigt der ministerielle „Globe“ diese Anschauung. Türr, sagt der , Globe", suchte bei einer der britischen Fremdenlegionen Auf­­nahme als Offizier, die ihm, ohne Zweifel aus triftigen Gründen, a­b­­geschlagen wurde. Darauf ging er nach dem Orient und fand beim Berpflegsdepartement Beschäftigung. Wenn er in Bufurest eine brit­­ische Uniform trug, so war er durch seine Stellung seineswegs dazu berechtigt. Ohne Zweifel hätte ein englischer General an Graf Coroz­ainis Stelle den Fahnenflüchtling ebenfalls verhaften lassen und die Suche nach Haus gemeldet. Auch bezüglich der Mission Canrobert’s dürfte,,Morning Pos« ierrthumsrnn.Sie tritt der wiederholten Behauptung des«Times«­­Korrespondentem daß die Missfott erfolgreich gewesen nochmals ent­­gegen,und fü­gt hinzu:,,Eine Allianz mit Schweden könne im Verlaufe des Krieges erfolgen,aber dieK abimte von Parist­nd London hätten zu erwägen,daß alle Kosten und Lasten des Krieges ihren respektiven Ländern zu­fallcht wü­rden,ra sie die Pflicht hätten,jeden Vortheil,den Schweden etwa erringe,ihm auch zu garantiren.Dadurch würden neue,gr­oße und schwierige Fragen mit in den Krieg hineingezogen auf die rasch hinzugehen,nicht eben gerathen sei.Solche Allianz kön­ne sich später als wünschen­swerth erweisen,aber jedenfalls existire sie zu­chit noch nicht.” Dem gegenüber behauptet der Y-Ko­rrespondent Dee „Ind. b." nochmals : Ich bleibe dabei, daß die in Neve stehende Mission sehrfhäsbare Erfolge gehabt hat, deren Wichtigkeit durch Nichts mehr paralysirt werden kann. 94 bin ferner gewiß, durch die Ereignisse nicht Lügen gestraft zu werden, wenn ich behaupte, daß wenigstens ein Theil und zwar ein sehr bedeutsamer Theil Dieser Resultate in allernächster Zukunft und in einer Weise ver­­öffentlicht werden wird, die über Die Authenticität der Fakten keinen Zweifel mehr gestatten wird. Zu Kopenhagen seinen der Sendung Canrobert’s ebenfalls alle Die günstigen Ergebnisse gesichert zu sein, die man von bderselben erwarten durfte. Der bekannte simulirte Wiener Korrespondent des „Konstitutionnel“ behauptet in der „Deft. 3.“ sogar, das berühmte, von dem U K­orre­­spondenten der "Ind. b." und von dem Pariser "Zimes"-Korrespons­denten wiederholte Wort: „Die Erwartungen sind von den Resultaten noch übertroffen worden“, rühre aus dem Munte des Grafen Walewsfi selber her, der es vor mehreren Mitgliedern des diplomatischen Korps ausgesprochen habe. Der „Moniteur” zestifizirt nun selbst den oft besprochenen Besuch des Königs von Griechenland in der russischen Kirche; er habe einen blog „‚artistischen‘‘ Zweck gehabt. Der König von Sardinien, telegraphirt man der „Indep.“ aus London, wird nach den Anordnungen der Königin Viktoria mit all’ jenen Ehrenbezeichnungen empfangen werden, wie sie vor Kurzem dem französischen Kaiser zu Theil geworden. — Eine Bufurester Korrespon­­denz im „Zrbl,” bringt die Neffe des Königs mit dem in der walachi­­schen Hauptstadt Furfirenden Plane der Westmächte im Zusammenhang, einen Prinzen an dem Hause Savoyen auf den dor­­tigen Fürstenfig zu berufen. Die feinpielige Stellung Sar­­diniens zu Rußland, die zwischen von walachischen und italienischen Bolfsstämmen herrschenden nationalen Sympathien sprächen für Dieses Projekt. a Aus Kopenhagen wird gemeldet: Nach eilfsilindiger Beratbung hat sich das Reichsgericht in dem Ministerprogesse für kompetent erklärt. Die Debatten über Das Materielle des Prozessed beginnen am 15. Dez. Aus Wien erfahren wir: Die Gründer der allgemeinen öster­­reichischen Kreditanstalt für Handel und Gewerbe haben die Liste der für den Verwaltungsrath vorgeschlagenen Mitglieder bereits verfaßt und selche vorgestell­tem Herrn Finanzminister, Baron Brud, unterbreitet, um daraus die statutenmäßige Anzahl von 21 Verwaltungs­­räthen zu bestimmen, und deren Wahl zur allerhöchsten Genehmigung Sr. Majestät vorzulegen. Die betreffende Liste sol nebst den sieben Gründern der Kreditanstalt die Namen der Chef mehrerer hiesiger Bangquierhäuser und andere Notabilitäten aus dem Hanfelds und Ör werbestande enthalten. Die amerikanische Post holen wir morgen nach. . Paris, 27. November. Als der König Victor Emanuel vorgestern aus dem Industriepallast zurückkührte, empfing er den Seine-Pretesten, Herrn H­außmann, der mit dem Präsidenten und Vizepräsidenten des Munizipal­­rathe, den Maires und dem Generalsekretär gekommen war, um den König im Namen der Stadt Paris zu dem Ball einzuladen, welcher ihm zu Ehren morgen im Hotel de Ville gegeben wird. Gestern Abend waren Ihre Majestäten in der Oper. Die Stadt war glänzend beleuchtet, und das Opernhaus, die Die Opera comique mit Fahnen und Trophäen befür­rt. Der Kaiser und der König langten um neun Uhr in einem geschlossenen Wagen vor dem Theater an, und wurden während der Fahrt, mie bei ihrer Ankunft im Theater mit lebhaften Acclama­­tionen begrüßt. Aufgeführt wurden „Lucia di Lamermoor”, und das Ballet „Zovita”. Heute ließen der Kaiser und der König die Truppen der I. Division auf dem Marsfeld die Negue paffiren. Sie waren dabei von einem glänzenden Stab begleitet, unter welchem man mehrere fremde distinguirte Offi­­ziere bemerkte Als der kaiserliche Zug anlangte, spielten die Regimentskapellen die piemontesische Nationalhymne. Die Kaiserin folgte dem Kaiser in einer offer­nen Kalefide nach, und war von einem Detachement Karaffiere begleitet. Eine große Vollmenge befand sich auf der ganzen Strecke, welche die Majestäten paf­­firten, und begrüßten dieselben mit Acclamationen. Ein Korrespondent der , 3. b." schreibt in seinem Bericht von dieser Revue : Der Körig trug die piemonter­­ische Generalsuniform, grün mit gestieftem Aufschlag und blauer Schärpe,­­ und befand sich zwischen dem Kaiser und dem Prinzen Napoleon am Ehrenplatz. Unter dem Generalstab befanden sich fünf französische ,see fardinische und eng­­lische Offiziere. Die Truppen, welche die Revue pasfieten, erhielten eine doppelte Nation an Wein.­­ Kriegsschauplat. Der , Moniteur" vom 27. meldet, daß der Minister der Marine und der Kolonien vom Cineralstabóchef des Mittelmeergeschwarers folgende telegraphische Depesche erhalten hat: Linienschif Montebello, auf offener See, 20. No­­vember 1855. Herr Admiral Bruat ist gestern, 18. November, um 3 Uhr Nachmittags einem Choleraanfall erlegen, während der Gesundheitszustand des Ge­­schmwabers vortrefflich i­at. Herr Schiffelieutenant Bruat, sein Ordonnanzoffizier, der diese Deposche nach Sranfreich bringt, wird sich nach Paris begeben. Ganz Sranfreich — fügt der­ „Moniteur“ hinzu — wird die Trauer der Marine theilen; denn es verliert an dem Admiral Bruat Einen ber­ jenigen Männer, die zur Verherrlichung seiner Flagge in den verschie­­densten Weltgegenden am meisten beigetragen haben. Aus Asien liegen heute wichtige Nachrichten vor. Zunäch melden die Marseiller Depeschen (Konstantinopel, 19.), was Omer paída Lugpdict bedroht. Während nach der „Presse dv’Orient” die Belagerung von Kars fortdauert, erklärt ferner die mi­­nisterielle „Morning Post’’ an der Seite ihres Blattes: Dir haben allen Grund zu glauben, daß sich die Armee des General Mur­ramwteff über den Arpatschat nach Geoigien hin zurü­ckgezogen hat. Die Thatsache. Daß nur 10.000 georgische Milizen sich dem Vordringen Omer Pascha’s entgegenstellen konnten, It ein Beweis für die Schwäche der russischen Armee und macht die Notbivendig fett far, die den General Muramieff zwingt, die Belage­­rung von Kars aufzuheben, wenn er sich nicht der Gefahr ausfegen will, abgeschnitten zu werden, Tifts zu verlieren und selbst Faßttuffren zu müssen. Der große Steg bei Kars hat das russische Hauptkorps in einer Weise zertrimmert, daß es zweifelhaft tut, ob sich überhaupt noch 15.000 Mann unter dem Kommando General Muramieffs befinden. Unter diesen Umständen hoffen nicht bald die Nach­­richt von der Sicherheit des so tapfer vertheidigten Kars und von dem siegreichen­ Vordringen Omer Pascha’s melden zu künnen. Aus dem Hauptquartier am Ingur bringt die „Times“ folgenden Bericht über den jüngsten Steg Omer Pascha’s, dd. 7. November: Die Energie, mit der Omer Pascha seine Operationen tve Werk febhte, hat durch die, nach einer gestern Abend geschlagenen, kurzen aber blutigen Schlacht erfolgte vollständige Niederlage der Nuffen und Ueberschreitung des Angure­flufses einen herrlichen Erfolg errungen. Am Morgen war den Truppen der Bes fehl zugenommen, sofort unter Waffen zu treten, und um 11 Uhr Vormittags ü­ber­­schritten wir einen (2 Meilen unterhalb der feindlichen Positionen gelegenen) Arm des Flusses ohne Widerstand. Sept befanden wir uns auf einer 5—6 englische Meilen langen, und etwa 2 Meilen breiten Insel, über welche die Truppen hintreg­­marschirten. Drei Bataillone Jäger unter Obrist Ballard wurden vorausge­­fehteet, um den Wald zu befegen, den wir paffiren mußten. Gegen 11 Uhr erreich­­ten wir ein Maisfeld, und hörten in einem dichten Gehölz vor uns schon das Schießen der mit dem Beinde engagirten Jäger. Es dauerte nicht Lange, so waren die Ruffen aus dem Gehölze über den Fluß hinüber geprängt, und eröffneten nun auf dieses, das die Läger befegt hielten, ein heftiges Feuer aus einer ihrer Batterien. Mittlerweile wurden auch Die vordersten Kolonnen der türkischen Infanterie, forte sie sich in der Ebene zeigten, von einer anderen Batterie beschaffen, der der doch unsere Artillerie bald antwortete. Unter dem Schuße einer hohen Uferstelle marschirte die Infanterie dem Gehölze zu, um die Läger zu unterfassen, die das furchtbare auf sie konzentrirte Feuer unerschrocken aushielten, nachdem ihnen Oberst Ballard mit herrlichem Beispiel vorangegangen war. Während das gegenüber der Batterie stattfand, wurde Osman Pascha von Omer Pascha mit 6 Bataillons nach einer eb­en anderthalb Meilen weiter stromabfwärts gelegenen Furth detachert. Hier wurden sie von dem am gegenüberliegenden Ufer in Stärke aufgestelftem Feinde warm empfangen. Aber trog dem, und troß des tiefen reißenden Wassers gaben die ZTürfen nur eine Salve, stürzten sich rasch in’s Flußbett, und trieben die Rufen mit dem Bajonnet in den Wald zurie. Beinahe zur selben Zeit war auch Obrist Simmonds an der Soige von 2 S Infanteriebataillons und 3 Lägek­ompagnien in der Fronze vor dem Fort ü­ber den­ Fluß gegangen und hatte das Fort unter dem mörderischesten Feuer gestü­rmt. Hier fiel sein Adjutant, Kapitän Dymod, an der Seite seines Bataillons tapfer fede­rend, und hier wurde eine russische Kolonne, die sie in der lanfe angriff, von den Türken unter Obrist Simmands mit dem Bajonnet vollständig in die Flucht gejagt. Dies gab den Ausschlag. Die Neffen verliefen in größter Verwirrung ihre Batterie, und liefen 5 Geschüge mit ihren Munitionstwagen nebst 50 Gefangenen in unseren Händen. Der Boden war mit Todten und­­ Verwundeten bedeckt; der Verlust des Beindes muß sehr groß ge­wesen sein, obwohl er sich nicht genau angeben fh, da viele Verwundete sie in den Wald hinein zogen, wo sie wahrscheinlich unentdect verkommen sind. Dis jest sind 300 Reichname aufgefunden worden. Darunter 2 Oberste und 8 andere Offiziere. Ich zählte 22 todte Pferde auf einem einzigen Laufen beifan­­men. Unser Verlust beläuft si auf 400 Todte und Verwundete, darunter etwa 100 Todte. Die Lager allein verloren 26 Mann und zählten 75­0 Verwundete.­­ Die bei dieser Affaire Bethelfigten englischen Offiziere haben sich sehr ausgezeichnet. Der Sieg selbst wird nicht ohne Wirkung auf die Mingrelier bleiben. Ohnedies nicht sehr russisch gesinnt, werden sie, wenn der Steg sich für die Türken erklärt, e entwe­­der nach Hause geben oder sich zu den Feinden Ruslands schlagen. An der Schlacht selbst mögen von Seindes Seite 10.000 Mann, darunter 4000 Mingrelier, der Rest reguläre Truppen, Theil genommen haben.­­ Die russische Armee befindet sich jetzt in vollem Rückzuge auf Kutais­­wohin wir ihnen hoffentlich rasch folgent werden.Die Truppen sind vom­ besten Geiste beseelt und vertrauen ihrem Führer gläu­biger dennie.—Ebenhören wir vongkender Pascha,der die Batterien gegenüber der Festung Ruchi besetzt hielt,daß diethssen auch diese Position aufgegeben und daß seine Truppen den Fluß überschritten haben. «Der Ma»rich bi Gandeangur,wo die oben beschriebene Schlacht vorfiel, war für die Tükken nicht wenig mühselig gewesen.Vom Godavafluß an,wo die Straße vom Meerbusen nach dem Innern zuführt-ist die Gegend flach,m­it leich­­ten Waldungen und Sümpfen bedeckt-so daß es keine leichte Arbeit war,mit Wa­­gen und Geschütz vorwärts zukommen Aber die Mannschaft war guten Muthes, und in den Ortschaften wurden sie freundlich aufgenom­men,wofür sie denn auch den Abasiern Alleshaar bezahlten.Je näher am Jagurdesto besser werden die die Stmßen.Die Jäger unter dem englischen Obrist Ballard­ von der­ indischen Armee,der sich schon bei Silistria ausgezeichnet hatte bildete den Vortrab,ihnen folgte die Infanterie und Artillerie,6000 Mann stark,unter Abdi Pascha.Am Z kampirten die Jäger als Avantgarde am Jagur und rekognoszirten das Terrain mit großer Vorsicht.Der Fluß ist im Durchschnitt 600 Fuß breit,hat aber jetzt nirgends viel Wasser u­nd wird überall von steinige Inseln in viele Amke gespalten. Diebeidam­me,die am leichtesten zu durchwaten sind,dürften jeder 90 Fuß breit sein.Das Ufer­ ist theilweise blossteif,überall aber mit dichten Gel­i­lzen be­ Omet Pascha,der das Terrain selbst rekognoszirt hatte,ließ in der Nacht vom 3.zwei Batterien zur­ Deckung des Flußüberganges bauen-die fast fertig waren,als die Russen am anderen Morgen drit Batt hindern wollten,und diese Batterien haben nicht wenig zur Erringung des Sieges beigetragen Dm Marseiller Depeschen entnehmen wirfcr nur: Das französische Geschwaderunterrat,14 Segel stark,ist at1 116. direkt nach Messina abgegangen.Das englische war am­ 18.unter Houston Stewart in den Bosporus eingelaufen und sollte binnen vierzehn Tagen einen Besuch in dem­ Archipel abstatten, dann aber seinen Kurs nach Malta nehmen. Lyons war mit den zur Aufrechthaltung der Blefade nothwendigen Schiffen im Pontus zurü­ckgeblieben. Kontreadmiral Pellion hat seine Flagge an Bord des „Napoleon“ aufgehißt und siegt mit dem ‚‚Wagram‘’ in der Bar von Kramtesh. Der ‚‚Sleurus‘‘ ist in der Strelegiabucht. In Sebastopol (15.)fingen die Neffen ein verstärktes Feuer und zwar mit glühenden Kugeln an, die Allierten antworteten, mehr noch beschleunigten sie die Zerstörung der Stadt aus Reibeskräften. In der Richtung von Balaflama hatte man am frühen Morgen eine heftige Explosion vernommen, Sefer Pascha At nach der Krimm zurückgekührt. In­folge der Lebensmittelb­ewerung ist In Kon­stantinopel die Brodtare eingeführt. Nach dem „„Advertiser“ war Sir Colin Campbell entschlossen, nicht mehr nach der Krimm zurückzukehren, und es gelang Lord Hare­dinge nicht, ihn ín diesem Entschlag warnend zu machen, bis die auders­ordentliche Huld Ihrer Majestät den harten Sinn des hochländischen Kriegers erweichte. Kaum in London angekommen, wurde er nach Winde für Schloß zum Diner geladen, ein paar Tage darauf erhielt er ein Schreiben von der Königin mit der Bitte, dem berühmten Photographen Mayall in seiner hochländischen Tracht zu fißen, wa ihre Majestät sein Konterfei durchaus haben müsse. Endlich erhielt er die Zusage, im Fall seiner NRüdfehr auf den Kriegerhauplas, an die Spibe eines Armer= forps von 20,000 bis 30,000 Mann gestellt zu werden, m wodurch sein Kommando eine Art Selbst­ständigkeit und jedenfalls eben­so große Bedeutung, wie das von Sir Will. Goprington erlangen würde. Golden sc­hmeichelhaften Beweisen allerhöchster Anerkennung vermochte der grollende Achill 068 Nortens nicht zu widerstehen, und daher konnte der­­ Globe" Der Armee die freutige Nachricht geben, daß Sir Colin’s Schwert nicht in der Scheibe trosten wird. . . ­­"bedt. Lottoziehungen. Verantwortlicher Redakteur: Karl Meiskircher. Wien, 28. November: 7, 8. 65... 48. 169% Prag, 28. November: 64. 19.2: EHER Graz, 28. November: 79. 48. 60. 85, 8. 2emberg, 24. November: 27. 62%. 68. 25. 59. Padıa, 20. November: 8, as 55, 595 3.58

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