Pester Lloyd, Januar 1856 (Jahrgang 3, nr. 1-26)

1856-01-01 / nr. 1

. Das neue Jahr.­ ­Pest,31.Dezember.Ein»neues Jahr«,im vollsten und zugleich erfreulichsten Sinne des Wortes,tritt diesmal an unsheran, wie kaum ein anderes bitteres an neuen Segnungen und neuen­ Hoff­­nungen eine Fülle,die der glücklichen Metamorphose,der unsere gesamm­­ten materiellen und geistige Interessen entgegengehen,den Stempel des gedeihlichen Fortschritts aufdrückt. Der freie,feinerdrückenden Banden entlastet­ Boden begrüßt in den soeben konstituirten Urbarialgerichten die Vorboten seiner völligen Erlösung.Nicht weniger als sechs Millionen Joch unbebauten Bodens werden durch die Kommassation der Herrschaft des Fluges gess wonnen,­—und was jetzt schon von demselben durchfurcht wird,hat in Folge der endlichen Regelung und Grundbuchung eine vielfache Po­­tenzitung seiner Tragfähigkeit mit Sicherheit zu gewärtigen.Die Erd­­scholle,bisher nahezu unbeweglich,wird mit einem Male bewegliches Gut;während sie,der kärglichen Investitionen wegen,gegenwärtig meist nur wenig Nahrung erhält,und dadurch die erste Bedingung ihrer Pro­­duktivität geschmälert sieht,wird dies mit der neuen Ordnung der Dinge ganz anders und besser werden.Ihrer wachsenden Kreditfähig­­keit werden entsprechende Hypothekenbauten zu Hilfe kom­men,­­ sie wird nicht länger das Aschenbrödl unter den drei volkswirthschaft­­lichen Geschwistern sein.. Steht so die vollkommene Entfaltung der bisher,,latent«geblie­­­benen Bodenkräfte in nah­r Aussicht-so darf die Befreiung der Gewerbethätigkeit von den zahllosen Innungsfesseln mit kaum geringerer Zuversicht baldigst angehofft werde schen hat die ungarische Landeshauptstadt sich zu Gunsten des neuen Gesetzentwurfes ausgespro­­chen,von der Erkenntniß der Majorität der Handels-und Gewerbe­­kammern aber ist zu erwarten, daß sie nicht minder den Anforderungen der Zeit genügen werden. In der That werden diese Anforderungen mit jedem Tage bringen­­der, denn immer gebieterischer tritt der Handel auf, und verlangt, daß der­ Landwirth und Industrielle sein Wachsthum unterfrügen. Die Befseiung der Balutaverhältnisse, die Schöpfung der österreichischen neuen Kreditanstalt für Handel und Gewerbe, die bevorstehenden günstigen Er­­gebnisse der in Berlin zusammentretenden Zolkonferenz, so wie die der Unterhandlungen über Die deutsche Münzeinigung,, die vielfachen Ber­­iehrsbeschleunigungen, die Eröffnung endlich des Orientes der europäi­­schen Kultur und ihren Bedürfnissen : es sind dies eben­so viele Hebel für unseren Handel, der­en ungeahnter Progression sich zu entwickeln be­­müffigt wird. _ Ein völlig „neues* Jahr barrt somit bei gesammten materiel­­len Interessen und, — fügen wir getrost hinzu, — der getrligen. Wie bei der natürlichen Entwicklung des Inpivivuums die Bildung des Stoffes jener der geistigen Fähigkeiten vorausgeht, so­fert auch in der Kultur eines DVolfes die Fortbildung der geistigen Interessen jene der materiellen voraus. Sicherer schreitet der Geist einer Nation uire­gends fort, al­ wo er auf den volfswirthchaftlichen Dreifach, — Land­­wirthschaft, Industrie und Handel, — sich fügt. Wer ob dieser si zu beglüdwünschen hat, der darf um die geistige Pflege nicht besorgt sein. Allein — all die größten Errungenschaften tragen neue Bedürf­­nisse, neue Wünsche im Schafe. Wenn mit jeder neuen Entdeckung auf dem Gebiete der Natur ein ganz neues Feld von Mysterien dem Borz fcher fi auftput, — weht jeder Gewinn im Bereiche der National­­ökonomie gleichfall neue, früher nie genannte Hoffnungen und Ermars­tungen. . Es ist eine Prärogative der Zivilisation, daß sie, stets unbefriedigt, nimmer ruht und raftet, immer neue Mängel empfindet, — immer neue Ziele fi ftedt. Diesem rühmlic­hen Streben nun Worte . Tethen, es nach allen Richtungen bin, die der Wohlstand unseres Vater­­landes erheirscht, unterfragen, — erachten wir für unsere Aufgabe. Mögen Ale, denen die Interessen unserer Heimat am Herzen lie­­gen, der Ueberzeugung sein, daß sie in uns stets die­ wärmsten Fürsprec­her finden, so wie daß jeder auf Thatsachen fußenden Klage entsprechen­­den Orts die ge­wünschte Berücksichtigung zu Theil wird, möge Jeder sein Scherflein beitragen, um auf dem Wege der Presse die bessere Zu­­kunft unseren Vaterlandes anbahnen zu helfen. Wahrlich, der Boden Ungarns ist fruchtbar genug, um die Saat seiner besten Söhne zu verdienen. 1805 und 1855. ‚Mett, 31. Dezember. Dur den fortwährend auf, und nie verwirbeln den Wechsel der Kriegs- und Friedensgerüchte hin und her­­­ gezerrt, tritt diesmal ohne Zweifel Jedermann — im Bemnwußssein, daß eine Krisiß bevorstehe; und doch im Unklaren darüber, wie ihre Symptome zu deuten — sehrwanfens den Schrittes und der Zukunft, unsicher in das neue Jahr ein, hreffen Schwelle wir binnen wenigen Stunden: Überschreiten. Niemand aber hat — wenn anders das Bild ein getreues Ast, das der Spiegel der Vergangenheit der Gegenwart zeigt — Niemand hat, inmitten dieses chaotischen Durcheinanderwogens von Waffenstillstandsnachrichten und militärischen Depeschen, gerechteren Grund, voll wüsterer Besorgnis den kommenden Ereignissen entgegenzusehen, als die Anhänger jener Pos litt der Impifferenz, deren Banner Preußen trägt! Die Situation ist fur den Vertrag vom 21. November genau dieselbe geworden, die sie vor einem halben Jahrhunderte war — mit dem einzigen Untershhleve, daß heute slatt Nußlands Frankreich ver ‘feine Bundesgenossen von gestern zu plündern. Mittelpunst, und statt Frankreichs RAusland das Objekt der euro­­päischen Allianzen bildet. Durch Verträge mit Großbritannien und dem Kjaren hatte Schweden fi Anfangs 1805 der österreichisch-russische engli­­schen Koalition­ gegen Napoleon angeschlossen : alle Berfuche, Preußen zum Beitritte zu bewegen, blieben vergeblich , und der Ausgang dieser norddeutschen Neutralität war die Niederwerfung Oesterreichs im Einzelkampfe bei Aufterlig,­ dann die Zertrimmerung der Monarchie Sh­epriche des Großen bei Jena, endlich die Verständigung Napoleons und Alexanders, als deren erste Frucht Rußland die Erlaubniß erntete. Es durfte jet Das Soupernement Bialystod dem Berliner, das Großfürstenthum Finnland dem Stockholmer Hofe entreißen : das deutsche Reich mußte die Folgen der Befangenheit, in der er Passivität für die beste Waffe gegen die drohende Universaldespotte gehalten, bis zur Hefe Forten, in­­dem er an der Einigung seines mestlichen und örtlichen Nachbarn, die zwischen zwei Mühlsteinen zerrieben, zu Scheitern ging. Skandinavien war in ganz neue Bahnen gedrängt , und den vollen, von allsinigen Scharen dieses Umschwunges hatte Deutschland zu tragen. Nicht nur in der damaligen unmittelbaren Gegenwart : nein, bí zum heutigen Tage hat aug am Bunde die Erbschaft wie ein schleichend Gift gezehrt, die ihm das heilige römische Reich in seinen legten Zügen vermacht. War Schweden, Sinnlan­d’3 beraubt, nicht mehr im Stande auf Naßland militärisch zu drüden, was war der Nachtheil all Deutsch­­land’8? Wenn der legte Riegel, der nach den Ostseegelüsten des Czaren vorgeschoben war, gefallen, feít Bernadotte das langjährige Band zwvi­­schen Stanfreich und Skandinavien vollständig zerriß, und­ ss, im Gefühle ohnmächtiger­­ Nfolirung, rackhaltlos der Petersburger Politik in’d Schlepptau gab; wen trafen die Konsequenzen, als Deutschland ? Ja, endlich , wenn Alexander I. Norwegen von Dänemark löste, um seinen Vasallen einigermaßen für Finnland zu entschädigen, wenn die Kopenhagener Regierung fortan alle Hebel spielen ließ, um sich durch Einverleibung der Herzogthü­mer Schleswig und Holstein zu stärken; wenn das Ausland, um Dänemark nicht zur völligen Null herabfinden zu lassen, zulegt wirklich im Londoner Protokoll von 1852 die germa­­nischen Lande den Dänen preisgab: wer anders blutet noch sei dafür aus offenen Wunden, als Deutschland ? Und dies Beispiel vor Augen könnte Preußen, das sehen zur Zeit des großen Schiwedenkönigs und später in den Tagen des großen Chur­­fürsten erfahren, was französisch- schwedische Schwerter vereint vermögen; fönnte der Bund, dessen Marken der Krieg in immer beweitlicherer Weise näher rüht, den Novembervertrag gleichmüthigen Herzens ansehen , eg ruhig abwarten, bis dem Stocholmer Traftate der Kopenhagener folgt, der — wenn allein von den Westmächten inspirirt — selbstver­­ständlich eine Garantie des Sundzolles und des dänischen Gesammte ftaaten, d. h. der Danisirung der Deutschen in Holstein und Schleswig, enthalten muß?! Gleiche Ursachen, gleiche Wirkungen! Im Jahre 1805 beraf Schweden noch einen Theil Pommern’d: eine Verlegung der norddeuts­­chen Neutralität war daher kaum vermeinlich — ja, cS hieß in ven ders zeitigen Koalitionsverträgen ansprüchlich, die Allierten würden Preußen und seinen Anhang als Heinde behandeln, wenn dieselben buldh zu enges Einverständnig mit Ftankreich die Aktion der Verbündeten behinderten. Heute grenzt Deutschland zwar nicht mehr an Schweden, aber die Ostsee, auf der eine schwedische Flotte von 20 großen Schiffen verfügbar ist, bildet ebenfalls ein beiden Ländern gemeinsames Terrain, auf dem es­ so gut wie in Pommern zu Konflikten kommen kann, — ganz abgesehen von den Bestimmungen, welche auch der diesjährige Traftat, gleich dem von 1805, über den Punkt, die zu Dem die norddeutsche Neu­tralität zu respektiren ist, in seinen geheimen Artikeln umfassen mag. Der Schluß des Jahres 1855 gleicht, semweit die preußisch­­nord­deutsche Neutralität einen wesentlichen Faktor der europäischen Situation bildet, der Konstellation von 1805 in omindser Weise. Bringt uns der Winter nicht den Frieden­,­so birgt — das ist unsere feste Urberzeugung — 1856 die Stunde in seinem Schoße, wo Preußen Teine andere Wahl bleibt, als entweder jene Passivität freiwillig und rechtzeitig auf­zugeben, oder, wie 1806, zu spät und zu eigenem Schaden durch die zermalmende Gewalt der Ereignisse aus ihr H­erausgerisfen zu werden. Wohin im entscheidenden Augenblicke zu Berlin die Wage sich neigen, ob der endlische Entschluß von dem Geiste des großen Friedrich durchweht; ob er von dem Hauche jener Sunkerclique infizirt sein wird, die in der russischen Oberherrlichkeit die einzige sichere Stube für Her­­stellung der­ Srobnden und Zehnten, der Patrimonialgerichte und der Prügelstrafe erblicht — das zukünftige, bald das gegenwärtige Jahr wird diese und wohl auch noch so manche andere Frage lösen! G Wien, 30. Dezember. Es könnte auffallen, daß man hier das für die Kreditanstalt festgeleste Gründungskapital von 60 Millionen Kios durch inländische Geltkapitalien aufgebracht und #8 nicht lieber vorgezogen hat, auch ausländischen Kapitalien zu einer nahmhafteren Beiheiligung Raum zu lassen. Diese hätten gewiß in einem bedeutenden Grave an der Substription Antheil genommen. Ich habe Gelegenheit gefunden, in einem Brief aus Brüssel Einsicht zu neh­­men, worin in Betreff der Aufnahme, welche das österreichische Kredits­institut im Auslande gefunden, berichtet wird, daß dort überall das größte Vertrauen unter den Kapitalisten zu dem Institute geherrscht hat, und daß man sich, in Belgien, Frankreich u. s. w. in nahmhaftester Weise an dem­ Aftieneinfaufe betheiligt hätte, stroß den Machinationen, in Partei von einer gemeisten Seite her welche gegen DAS Institut unternommen­­ wurden), wenn nur der öffentlichen Substriktion ein größeres Feld an­­geboten worden, íe bag die Einsender von größeren Kautionen auf einen entsprechenden Erfolg hätten rechnen künnen. Die Ursache um man fremden Kapitalien bei jener Gelegenheit Fein trägeres Stip zur Verheiligung geboten hat, liegt, wie ich erfahre, darin, dag man sich die Kooperation derselben zu der Ausführung einer Transaktion vorbe­­halten will, die rücksichtlich der, der Nationalbank überlassenen Staguts- Domänen im Werke ist. Man beabsichtigt nämlich, um der Ban in möglichst furger Zeit größere Geldmittel zu verschaffen, ein Anlehen auf den gesammten Gütersampler im Auglande aufzu­­nehmen, wo bei­lten fremden Kapitalien der weiterte Spielraum zur Aachen an Österreichischen Industrieunternehmungen dargeboten­­werd­en wird, jedoch war: Die hiesigen Sleifd­er sollen eine neue Berlaufsmweife des­­ öleifd­e$ einzuführen beabsichtigen. Dieselben haben bei ihrem Berstande auf der Landfirage versammelt geführt und minderen werden die Borz vers zu verschiedenen angemessenen Preisen Diese Ber ist befanntlic, in England, Rußland und andern Rändern ein­­die besseren, mehr genährten Tihiere werden thode um das Doppelte bei dieser Me­­und Dreifache theurer verfauft, als die minder genährten und fiedigeren von demselben Gewichte, was natürlich zurüc auf die Viehzucht Äußerst vortheilhaft einwirft. Da auch Sleischgattungen den Parteien wohlfeiler als verkauft könnten, so­­ wäre die Einführung jener Berlaufsweise für Alle und es soi sich auch eine nicht unbedeutende Ans wie man hört, bei Gelegenheit ihrer nächsten Generalversammlung, die Anfangs Januar stattfinden wird, bei der Regierung den Antrag auf eine Bewilligung der Erhöhung ihres Zinsfußes fielen und vieles Ansuchen mit der steigenden Zurückziehung der Einlagskapitalien motiviren, die endlich zu einer Auflösung der Anstalt führen müßte, wenn nicht die Regierung Lee Abänderung des Zinsfußes Zeiten be­­willigt. x Bon der Donau, 30. Dezember. Ich beeile mich, Ihnen eine, für Ihre Leser höchst interessante Nachricht mitzutheilen: Kings der ganzen Strecke der fünöstlichen Bahn werden bereits gegenwärtig die nöthigen Bemessungen ausgeführt, um allenthhalben ein zweites Deleite herzustellen. Ist diese Mafregel den Interessen des Verfehrs äußerst erwünscht, so mag sie gleichzeitig den Beweis liefern, wie sehr die Direktion der Staats­­eisenbahn­-Gesellschaft bedacht­et, Die Kommunikation zu heben und zu beschleunigen. Gleichzeitig bin ich, gegenüber den wiederholten Klagen über Mangel an Drehungsmitteln, in der angenehmen Lage Sie zu bes nachrichtigen, daß bereits sämmtliche Frachtstationen ver flvöstlichen Bahn neue Theerdeden erhalten haben, und zwar, wenn ich nicht irre, so entfielen für Pest allein gegen 130 versehlen. Wie mir erzählt wird, wurden Leinene, Seiden- und Bulfanistveden angeschafft und sol die Erfahrung der nächsten Monate erst herausstellen, welche unter ihnen die in der Praxis brauchbarsten sind. Vor wenigen Tagen Fragte ihr Szegediner Korrespondent: Die Uebernahme von Stad­tgütern­ nach Dverberg wäre eingestellt, und andere Güter für nähere Stationen lägen, aus Mangel an den nöthi­­gen Waggons, acht Tage und länger ohne Deckung unter­ freiem Him­­mel. Ic hatte seitdem Gelegenheit nach den Ursachen vieler Klagen zu fragen, und erfuhr dann, vas das Einstellen der Frachtaufnahme nach Doverberg auf Ordre der Nordbahngesellschaft geschehen, daß ferner, um dem Mangel an Waggons zu feuern, eben sei ein Beamter der Staatseisenbahngesellschaft die Stationen Breslau, Over­­berg, Ratibor und andere besucht, um die dort befindlichen Waggons der Gesellschaft zu sammeln und zurück zu fehrden. Wie Sie sehen, legt die Gesellschaft die Hände durchaus nicht in den Schoß und ist, gegen­über den Wünschen des Publikums, nichts weniger als taub. theile in Berathung­­ gezogen, sehr wünschenswerth die Kunden wären, wonach das Fleisch je nach der Qualität des Breches feilgehoten würde. faufsweise der hiesigen Sleifher für dieselbe ausgesprochen haben. Die erste Österreichische Spartaffa wird, zahl mit sich dieser Tage und haben der Art des Sleifchverlaufs derselben Jovann fest bei die Drittes philharmonisches Konzert. Sonntag den 30. Dezember im Duseumsfaanle unter der Leitung des Herrn. Franz Ertel, Das Hauptleid, an dem der Aufschwung und die Bervollkommnung dieser Konzerte Erängelt, bleibt Die Wahl und die Aneinanderreihung der Tons­tunde, ja die Unentschlossenheit, die Rathlosigkeit des restenden Komites, ist vom Programme herabzulesen ; wie sonst tönnte man Mozarts Figaro, Duverture neben Beethovens Koriolan stellen, überhaupt breit Duvertüren zur Auf­­führung bringen, oder bei der leicht eintretenden Andisposition eines Gesang­­fünstlers, zu einem­ Lied mit Stlavierbegleitung, und sei es auch Beethovens ‚‚lovelaive‘’ Zuflucht nehmen müssen?. So lange nur Monate früher, die zu erefutirenden Werke bestimmt. Die weniger gesannten, welche leider die überwiegende Mehrzahl bilden, ftudirt, die technische Leitung energischer gehandhabt wird, so lange können diese orchestralen Produktionen nicht zur Blüthe gelangen. Hätten die Herren schon im Herbst die Wahl sämmtlicher aufzuführenden Werke getroffen, so hätten sie heute Mendelsohns Paulus-Arie durch irgend ein anderes orchestra­­les Werk seh­ rvemplack­en können, Berner scheint eg, daß die Herren das Programm nach der Größe der Meister arrangiren wollen, und vergessen hier­­bei den Eindruck, den ein Tonftück auf den Zuhörer macht. Das Finale von Haydn’s B-Symphonie, und die Ouvertüre zu „Bigaros Hochzeit”, sind im Heitern Stil gehalten, und man hat sich in diese Stimmung bereits gefunden, da kommt Beethovens , Coriolanus", mit dem düstern Charakter, die unglückliche Katastrophe des römischen Helden schildernd, dafür sind wir nun nicht mehr em­pfänglich; nach einer Richtung muß die Empfindung des Zuhörers gesteigert werden, so­ er nicht ermürden oder ohne Interesse bleiben. Möge die längere Pause, die jet bis zum näcsten Konzert eintritt, von den Leitern bewüßt, und unsere bescheidene Meinung beherzigt werden. Der lautere Charakter, der Biedersinn Haydn’s mit Recht „Doktor der Tonfunft“ genannt, gibt sich wohl in seiner Dichtung am Beten fund; die gemissenhafte Vorbereitung und gerechte Auflösung der Difsonanz, die Benühung der Holz- und Blechinstrumente in ihrer einfachen Natur, ohne von dem Erefutanten Virtuosität zu verlangen, die Klarheit der Harmo­­nie, die einfache und be Fünflich ontrapunktistische Durchführung , wirken bes­zaubernd, und sollte es irgend ein Schumanianer wagen, das Wort „veraltet‘ auszusprechen, wir geben gerne für biese Symphonie alle Schöpfungen der neuern Dentes hin, die mit sich selbst kaum im Neinen, dem Nächsten aber troß aller mustialischen Wissenschaft oft unverständlich bleiben, und darin vielleicht die Größe ruhen. Die Aufführung war eine gerundete, besonders bei der Repetition der Finales war sein MWunsch unbefriedigt. Die Ouverture zu „Si­­garo’“, welche gleichfalls wiederholt wurde , hätten wir gerne mehr Piano ge­halten gesehen , besonders das Quartetto. Ein Hauptfehler des Orchesters besteht darin, daß man selten einen Akkord gleich statt beginen hört, wir hoben Die Vorsicht des Bleche, doc so viel Sicherheit muß ein Inst­rumentalist erlangt haben , um einen Mittelton fest an­feßen zu können und nicht erst zu treszendiiren, wo­van die ganze Macht er­­forderlich it, wie dies in Coriolan der Fall is. Das Tempo Dieser Ouverture könnte auch etwas be­wegter sein, und­ es müßten dann die Herren Bellisten die schwere Figur tüchtig studiren. Herr Ellinger sang Beethoven’s , Adelaide." Wenn es schon ein Lied sein mußte, so sollte Herr Klinger eines seinem Stimmcharakter entsprechenteres wählen, wie z. B. den „Erllülnig,” das mezza voce, das Beethoven verlangt, ist nicht die flärfste Seite unseres ge­­frägten Heldentenors; daher ist sein Erfolg ein geringerer gewesen. „Meeres» stille und glücliche Fahrt", von Mendelsohn, eine der geistreichsten Ton­­dichtungen des unsterblichen Meisters, wurde von dem, durch Wiederholungen bereits ermüdeten Publikum weniger günstig aufgenommen, so gelungen die Evolution auch gewesen. Doch erlauben wir uns die Bemerkung, die Herren mögen sehr fleisig doch piano nachstimmen. — fé. zu dramatisiren, nicht der Madame Birchpfeiffer überlassen, und sich dieser Mühe selbst unterzogen ; das Resultat dieser Bemühungen ist das obengenannte Melodrams, das Samstag den 29. Dezember zum Benefize des Zeln. NMun­­s W nr. — a TE NE­m TER 7 —— -· . ... gk ...—..—-».»...«·(·-wsv SR Fra aa > MD, ú j Eine ungarische Stimme über die Konkordats­­frage in Oesterreich. * Seit der Veröffentlichung des Österreichischen Konkordates haben wir mehrere Hirtenbriefe nichtungarischer Erzbischöfe und Bischöfe gele­­sen­, die erste ungarische Stimme eines „hocgestellten Geistlichen” vernehmen wir in der , A. A. 3.", und hab­en wir uns um so mehr verpflichtet, die geehrten Xefer mit derselben vertraut zu machen, als wir aus ihr erfahren, in welchem Geiste die ungarischen Bischöfe das Konkordat an die Praxis einzuführen gedenken. Die bezügliche Korre­­spondenz lautet: l. Wesprim, Dezember. Daß die nunmehr erledigte und in ihren Hauptmomenten der Deffentlichkeit übergebene Konkordatsangelegenheit die Achse bildet, um welche sich dermalen die Debatten der intelligenteren Kreise des In- und Auslandes drehen, kann Niemanden in Verwunderung feßen, sobald man die Bedeutung erwägt, welche Dieses Hrchlich-diplomatische Ereigniß für die Mit- und Nachwelt hat. Schon der Umstand, daß fast­ alle­ sich berufen glauben in Salvator Nora. Melodbrama von Degre, mit Mufii von Herrn Doppler. A. D. Herr Degre hat die Ehre, seinen Roman „Salvator Rosa’ facg“ im Nationaltheater zum ersten Mal zur Aufführung am. Es kann der Kritik nicht einfallen, sich in die Beurtheilung eines Stückes ausführlich ein­­zulassen,­ das die glücklichen dramatischen Eigenschaften besist, ein dialogisirter Roman, ein Künstlerdrama, und ein Melodrama zugleich zu sein. Ein merz­würdiges Beispiel von Einheit, das darin herrsht, sind die zwei Liebesges­chichten des Helden, die darin vorkommen. Nachdem fi die erste Dame, die er sehr zu lieben fehlen, vergiftet hat, macht er fi bald an eine andere, und zw­ischen beiden­­ Verhältnissen besteht seine andere Verbindung, als die leichte Erregbarkeit des Helden. Was nun seine Shaten betrifft, so stehen Diese in der Kunstgeschichte gewiß groß da, aber auf der Bühne kann es nicht von Wirksamkeit sein, wenn wir da­ erfahren, daß er ein Porträt aus dem Ce­dachting gemahlt hat, wenn wir sehen, wie er während des Gefechts hinter den Shoulisten eines seiner besten Gemälde entwirft, wenn wir hören, wie er die Räuber, troßdem der Darsteller Jelelfaluffy, gerade hierbei am wenigsten­ dieporirt war , mit seinem Gesange milde flimmt. Das war so ein anderes Aneinanderreihen von Anekdoten aus Salvator Rosa’s Biographie, die sich wie kluge Leute bemühten, einander so viel als möglich aus dem Wege zu gehen, und miteinander in so wenig (dramatische) Berührung als nur möglich zu kommen. Uebrigens nahm die Gallerie die funftgeschichtlichen Tohaten des Helden mit naivem Glauben hin, und beehrte das Stück mit ihrem maßgebenden Beifall. Der Verfasser wurde gerufen, und erschien zweimal. Die Mitwirkenden haben sich viele Mühe gegeben, die Auffüh­­rung des Stückes in günstigster Weise zu rechtfertigen. Dies gilt besonders von Fl. Muntacsi, die mit lang anhaltendem Beifall und einigen Kränzen empfangen wurde, und ihre tragische Role, die gleich am Anfang zu Ende ist, so wirksam spielte, als es ihr unzureichendes Organ zuließ, — und von Herr Setelfaluffy, der ein sehr anerkennenswerthes Schauspielertalent entwickelte, und gewiß ein sehr guter Schauspieler wäre, wenn ihn nicht sein­e Organfehler am klaren Aussprechen der Wörter verhinderte. Er wurde sehr oft gerufen. Das musikalische Element dieser Novität war sehr spärlich, und bestand nur in zwei, drei italienischen Liedern. | .

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