Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1856 (Jahrgang 3, nr. 101-124)

1856-05-26 / nr. 119

, »Die einzelne Nummer kostet 4 fv. EM, Redaktions- Bürean, Do­­totheagafie Nr, 12 im Montag, 26. Mai, INTEZE AZ 119. ÉTÉ -erften Stod, Den, 1856. . , Zelegraphische Depeschen der „Deftert. Korresp.* mek. Bahın ‚nom . Paris, Sonnabend. Das zu St. Cloud 'Iegt Abgehaftene Fest war. glänzend, Die Kaiserin nahm daran Theil, Se. Tf. Tf. Hoheit Erzherzog Ferdi­­nand Mar trug das große Band der Ehrenlegion, welches ihm der Kaiser ver­­liehen hat. Berlin, Sonntag. Die Kaiserin Mutter von Ruhland wird Heute gut Potsdam erwartet. Dem Vernehmen nach ‚wird der König zur Sommerkur nach Marienbad, die Königin nac­h Teplib fi verfügen. Dodeffa, 21.Mai, Nebst von Küstenver- Arnim und des asow’sihen Meeres it am 7. AI­ 9. Mt. much Der Hafen von nella bis zum Abzuge der Truppen der verbündeten Mächte für frei von der Quarantaine erklärt worden.­­ Berona, 24. Mai; Se. 1. T. Hoheit Erzherzog Mapintilian, ET. Feld­­zeugmeister und Großmeister des deutschen Divens, At von Modena hier ein­­getroffen. X West, 26. Mai. Die entente cordiale zwischen De­sterh­eid­ und Stanfred­ nimmt gegenwärtig den politischen Vorvergrund ein, und was man Über die Feste in Paris berichtet, gewinnt daher eine politis­­che Beventung. Am 22. Nachmittags um 2 Uhr empfing Napoleon in feierlicher Audienz den Baron Hübner, um seine­ Beglaubigungsschrei­­ben als österreichischer Botschafter in Empfang zu nehmen. Der Rat fer war zu diesem Umwede von St. Cloud nach Paris genommen. Drei Galawagen holten den österreichischen Gesandten und sein Gefolge ab. Die Einfahrt in die Tuilerien geschah dur den­­ Triumphbogen; auf dem Scloßhofe bildete ein Bataillon der Gar­ de-Boltigeure Spalter, die Truppen präsentirten und die Musik spielte die Österreichische National­­­­hymne, Grafen Walewsti und von hohen Würdenträgern des Hofes. Die Audienz dauerte etwa eine halbe Stunde. Der Kaiser empfing von Gesandten im Thronsaale, umgeben vom Dem Diner , welches am 21. d. Abends in der österreichischen Ge­­sandtschaft zu Ehren des Erzherzogs stattfand, wohnten die meisten Minister und das diplomatische Korps bei. Wie man erzählt, hat der Erzherzog­ einen Toast auf den Kaiser Napoleon und auf die Dauer der „intimen Altan zwischen Granfreld und Oesterreich“ ausgebracht, worauf Graf Walewatt­ mit einem Toaste auf den Kaiser von Oesterr sich erwiderte, und im lebri­­gen im Seiner Rede ansprühte, daß die französische Regierung von entspre­­chenden Gefühlen beseelt sei. . . Unter solchen gegenseitigen Steunleichaftsbeweisen, ist zo selbstverständ­­lich, daß der italienischen Frage nur mehr eine untergeordnete Wichtigkeit zu windiziren ft. Bollommen beruhigend it Yi­r über Die „Desterr. Corresp." mit ihrer gestrigen Auseinanderfegung. CS heißt dort : Eine Zahl norddeutscher Blätter und Korrespondenten wiederholt beharrlich, es gege In den Absichten des Tf. - Hofes eine Garantie der Territor­ialbe­­stände der österreichischen Monarchie, namentli­ch Italien, von Preußen zu er­­wirken, und sie beutet Dieses selbsterfundene Thema nag allen Seiten aus. Die be­­zeichneten Sontnale mögen sich und ihr Publikum beruhigen, Defterreich, das in schweren, gefahrbrohenden Zeiten äußerer und innerer Zerrü­ttung die italienischen Kron­­ande bei dem Neic­e zu erhalten die Kraft und Die Mittel fand, Defterreich befigt mehr als je das beruhigende Bewußtsein, das Gebiet des Reiches und die traftatliche Macht­­srelung der Monarchie gegen jeden etwaigen Berfnch des Angriffes vollkommen genü­­gend vertheidigen zu können. Iit Oesterreichs Herrschaft also auf innerer Kraft be­­gründet, so steht ihm überdies der Rechtetitel der europäischen Iraftate zur Seite, welchen alle Mächte anerkennen und achten, die die Politik des Kaiserstaates selbst grundfäglich auf Achtung aller erworbenen Rechte sich fügt. Dieser grundfäglichen Achtung der Unabhängigkeit aller Souveränetäten getreu, kann freilich die F. E. Negierung die von dem Herrn Grafen Cavour dem farbinischen Hofe beigelegte Mission, im Namen Italiens zu spreihen, niemals anerkennen. Bon so durchaus verschiedenen Standpunkten ausgehend, können wir nur darin der von He­sem Minister ausgesprochenen Meinung beipflichten, daß auch ín der Auffassung der internationalen Verhältnisse, Rechte und Pflichten ein unüberschreitbarer Zwischenraum die politischen Grundlage Desterreichs von denen scheidet, zu melden sich Das gegen­­­wärtige sardinische Kabinet befennt, 359 Desterreich, in Italien interventrte, geschahl es mit durchaus uneigennügigen Absichten, geschah es nur auf Anrufen des zuständigen Souveräns, und sobald der be­­treffende Landesherr erklärte, Die Öffentliche Ordnung ohne fremde Hilfe aufrecht­erhal­­ten zu können, zogen si die kaiserlichen Truppen von seinem Gebiete zurück. Wohl mögen auch besonnene und fachgemäße Innere Reformen von der freien Iinitiative der auswändigen Souveräne ausgehend, das gewünschte Ergebnis der völlig wiederhergestell­­ten Ruhe selcher Länder fordern und die F. F. Regierung hat jeder Zeit, mit aller, der Würde und der Unabhängigkeit fremder Staaten gebührenden Noüdsicht ihren guten Rath in solcher Richtung nicht fehlen daffen, Sit fo nach­ Oesterreich bereit, Jeder nüßlichen, aus dem freien, erleuchteten Wil­­len der italienischen Regierungen hervorgehenden Berbefferung seinen Befall zu­­ sen­den, wünscht es selbst nichts lebhafter als möglichst bald die Zeit herankommen zu wer­den, wo die italienischen Monarchen — denen es seine uneigenrüsige Untersü­gung ge­­gen die Resolution und deren Werkzeuge Heh — die österreichischen­­­ilfstruppen ent­­behren können, so wird der Satferstaat auch mit der gleichen Vertigfett jeden ungerecht­­fertigten Angriff auf seine oder die ihm befreundeten Italienischen Staaten zur­­ämwerfen und in dem ganzen Umfange seines Wirkens der Thätigkeit, der Unruhestifter und den anarchischen Armtsleben entgegentreten. N­ut Schon das vollkommene Einverständnis zwischen Oesterreich und Frankreich geeignet, der italienischen Frage ihren s­chwierigen Charakter zu benehmen, so findet auch die Lage darin ihre wez­­entliche Erleichterung, , daß man in Rom wie in Neapel nacgerade die Nothiwendigkeit einiger Zugeständnisse im Interesse der Reformen einzu­­sehen beginnt. Im Kirchenstaade war Se. Heil, der Papst von jeher zu Konzessionen bereit, und­ der Widerstand in­­­ieser Angelegenheit wurde nur von einer Partei repräsentirt, an deren Spibe sich der Kardinal An­­­onelli befindet; aber die Nothwendigkeit ist stärker als diese Partei, und man hofft, ‚den Monat Juni — an welchem die Jahresfeier der Thronbe­­steigung Pius IX. begangen wird— werde nicht resultatlos in den römischen Staaten vorübergehen. Auch in Neapel sol der Französische Gerfandte Baron­­­ Bremier einen­ wahrhaften Einfluß auf die Gesinnung des Königs be­­im Angesichte von Neapel. Statt damit beschäftigt, die Cadres seiner Schweizerregimenter zu kompletiren. Als Vorwand dieser Maßnahme wird der­ Umstand ange­­führt, Daß. Hi ı Folge des Abzuges österreichischer und französischer Truppen vom Gebiete weg Kirchenstaates Neapel sehr leicht gehalten sein künfte, zu borgen. Die Schmeizer, ihren Aufenthaltsort in Neapel dem Papste sagt man, sollen nicht sehr geneigt sein, mit dem, auf römischen Gebiete auf die Bestimmungen ihrer abgeschlossenen Kapitulationen. Mit leichtem Blute lesen wir in der „Dörrenhalfe” von den angeb­­lic geg­en Deferresch gerichteten Bemühungen Rufland 8 beim Thuriner Kabinett. Jeder antiösterreichische­ Berfudy des r­egen Reiches auf italienischem Boden hirche französische Alianz all ein muß. ‚pium desiderium a Stadelberg vazı ausersehen sei, Rußland au­­f die künfzigen Bestrebungen der russischen Politik anzudeuten scheint. In Genua ward am 18. eine Demonstration­­ gegen den österreichi­­schen Konsul vorbereitet. Die Demagogen wurden eingeladen sich versammeln, und von ja aus fi im Hinblick auf und dieser Borsichtsmaßregel hatte man egz verdanken, aß norbis die Efferrei­­És hat Darum nichts. weiteres auf fidb, wenn — wie das genannte Blatt verz nimmt — Graf man fünfzig am Turner Hofe zu repräsentiren, und diese Wahl — bei der bek­­annten antipathischen Stimmung des Grafen Stadelberg gegen Oester­­reich die Ruhe nicht gestört wurde. Wie man ber uf 3." Schreibt, macht die bekanntlich auf Ansuchen der österreichischen Gesandtschaft erfolgte Verurtheilung des „Esgero­ mer gen Beleidigung Sr. Maj. des Kaisers von Desterreich viel von sich reden. Um der Sache den Stempel der Vollendung aufzubrühen, läßt man die Redaktion die Vertheidigungsrede ihres­ Adsolaten, die von leigenschaftli­­chen Ausfällen gegen Desterreich ftragt, im Druck erscheinen, und bei der Gereiztheit der Stimmung, die gegenwärtig herrscht, ist sie sicher, die Geld­­bute von 100 Staaten, zu­­ der sie durc das Tribunal verurtheilt worden it, reichlich an dieser Philippica zu verdienen. Bleiben noch jede Tage ee ektős die gegen Ertravergütung der Gerant wohl abzufißen bereit sein wird. Aus Konsantinopel liegen folgende Berichte vor : Sr Maj, der Sultan hat für seine Majestät­­on­ Kaiser Franz Soseph als Beweis seiner Freundschaft die große Dekoration des Medpshidsheordeng bestimmt. Ein hoher Würdenträger ist mit derselben am 14. nach Wien abgereist, um in die Nähe die strengste Sorge für die Öffentliche Sicherheit. — Aus Georgien findet eine starre Auswanderung statt, in Megin nach dem Konsulargebäude zu verfügen. Es wurden jedoch Carabinieri sie durc den Großsezir Al Pascha, bei seiner Rückkehr von Paris Sr. Majestät überreichen zu haffen. Der Crosvezer sol, wie ferner verlautet, Ihren Majestäten dem Kaiser und der Statferin prachtvolle Gescenke des Sultans überreichen. Dem tarkischen Heere steht eine neue Organisation bevor, wonach dasselbe für Die Friedenszeit aus 100.000 Mann, darunter 30—35,000 Epri­­ften, bestehen sol. Bis jede Provinz füllen mobile Kolonnen gebildet, alle wichtigeren Punkte mit größeren Abtheilungen belebt und Vorkehrungen betroffen werden , bas im Fall des Bedarfs überall auf das Nafcherte Konzentriiangen starrer Truppenkerker Be­wirft Werden können, In Zeiten der Ruhe sollen die Truppen für den Bau von Straßen verwendet werden. — Ein Falterlicher Firman empfiehlt allen Gouverteuren Das „Journal de Bonit.“ will wissen, daß matt Sebastopol nach einem sehönen neuen Plane wieder aufbauen, und der aller Alsländer II, einen en Teil der Kosten dieses­­ Wiederaufbaubs tragen werde. — Zunächst wird selbst für diese Vorbereitungen ohne Zweifel der Abzug der frem­den Truppen abgewartet werden. In Eibatoria wären etwa 9000 Tataren, welche Rußland vch­affen, atm sich in der Dobrudscha anzusiedeln, wo ihnen auf Kosten der tirfischen Negierung Dörfer ere­bant und auf ziwet Sapre die ndthigen Mittel Für Ihren Lebensunterhalt zugesichert werden. ..« Das Schiff von Odessa,an dessen Bord sich die russischen Kanzleibeam­ten bes­finden,ist in Konstantinopel eingetroffen­.Es sind der StthLmkch Mfanikdkkakteke und jüngere Timoni,der Ba­ron C.Hübsch und ein Draghman,lauter Männer,die in der türkischen Hauptstadt geboren oder wenigstens in Verwandtschaft zu dortigen Faan­­k­en stehen.Beiläufig sei bemerkt,daß ein Sohn der bekannten Familie»Franchini, welcher Offizier in russischen Diensten ist und bald nach Ausbruch des Krieges fort zu seinen Fahnen ging, fest, nachdem er bei der Vert­eidigung Sebastopols mit Marie gewesen und zum Kapitän befördert­­worden ist, in Pera zu seiner Familie zurid­­aehrt. . ". h Auf den Ballons und an den Fenstern vieler Privatwohnungen,, ‚ schreibt ein Korrespondent der „Brsl.3.”, glätzte die mit Lorber- und Pelzzweigen untkränzte aller­­höchste Chiffre In farbigen Lamptons oder in Funftreihen transparentd : — mit einem Worte der ganze Weg — vom ersten Schlagbaum bis nach dem kaiserlichen Palais, also selbst Braga, die Brüde, die neu erbaute tiefige Auffahrt, welche Warspau mit jener Brüde in minder beschwerlicher Höhe verbindet, danit die Krakauer­ D Vorstadt, die Neue­­ Nelt und die herrliche Allee, die nach Belvedere führt, waren aus nächtlichen Dunkel plöglich in mittägliche Helle verlegt worden. Ge. Majestät fuhren in einer letchten Neifekalerge, nur von dem Minister des fatf. Hauses, Generaladjutanten Gra­­fen Achterberg I, begleitet. Bei ven Anblid des Herrschers ertönte zu­erst schon von dem in zahlloser Menge auf der Binde versammelten Bolte ein stürmifiger Hurrah­­­­und Bipgtruf, der sich dann je nach dem Bormartseilen des kaiserlichen Wagens unauf­ . Die in Damaskus ausgebrochenen U­nruhen haben keine große Bedeutung uns be­­fchränten sich Auf folgenden Vorgang : Ei englischer Nekritierungsoffizier , Welcher für das türkisch-englische Kontingent Aushebungen machte, wollte den zwei bis dreihundert türkischen Nefruten eine Fahne aufzwingen­, auf der ein Kreuz prangte. Die Rekruten weigerten sich dieser Fahne zu Folgen, und als der Engländer eigensinnig blieb, gingen sie aus­einander, nachdem sie sich einige Unerbungen erlaubt hatten. Aus Warschau wird die am 22. b. win drei Viertel l1 Uge Abende erfolgte Ankunft des Kaisers gemeldet. Der Strom von äremden sowohl aus den Provinzen des Landes, als au von russischen Großen und Mordenträgern, endlich auch von ausländischen Generalen war sehr groß. Unter den hervor­­ragen­ften Ausländern wird Fürst Liptenstein aus Wien, Generaladjutent von Stoeben aus Berlin und Sir Grey aus London genannt. Schon um 9 Uhr Abends war die Stadt beleuchtet, ae jola ‚zu zwei der gegenwärtigen Bewegung seiner Schweizerregimenter zu vertauschen, und ist der König berufen sich ernstlich des Hauses, postirt, .

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