Pester Lloyd, Juni 1856 (Jahrgang 3, nr. 127-151)

1856-06-03 / nr. 128

. Die betreffende Kommission des gesetzgebenden Körpers hat den Bericht über das Budget von 1857 vorgelegt,das die­ Einnahmen auf 1708 und die Ausgaben(die außerordentlichen Budgets nicht ein­­begriften)auf 1690 Millionen veranschlagt.Die Steigerung der Aus­­gaben beträgt, mit­ 1856­ verglichen, etwas über 100 Millionen und führt zu fast vier Vierteln von den Kriegsfosten her. Für die öffent­­lichen Bauten beträgt der Mehranschlag 14 Millionen. Für die innere Aus­­schmüdung des Lous re figuriren für 1857 vier Millionen, während im Budget von 1856 für die Äußere Ausschmüdung 8 Millionen angewie­­sen sind. Die Beranschlagungen für das Kriegsministerium sind denen von 1856 ziemlich gleich; der Effektivstand ist zu 400.000 Mann Infanterie und 100.000 Mann Kavallerie angenommen. Für die Marine ist eine Erhöhung um eine Milion vorgesehen, die der Ko­­lonialdienst erbeiicht, indem ein­ Zuwachs der Sträflingskolonie bis auf 5000 in Aussicht genommen ist. Das heutige (in dem merkantilen Theile unseres Abendblattes bes­reits erwähnte, A. d. R.) Tagesereigniß bildet der Ruin eines be­­kannten und sehr angesehenen Finanzmannes, des Herrn 9. P., der noch kürzlich zum Administrator des Credit Mobilier erwählt wor­­den war. Derselbe war früher Affacié eines bedeutenden Bankhauses. Er 309 fi vor Kurzem mit seinem Vermögen von 10 Millionen granz­ten zurück. Es scheint, daß dieses große Vermögen in sehr kurzer Zeit seä ter Börse verschlungen wurde, und daß Herr P. seine Freunde vom Kredit Mobilier noch außerdem 6 bis 8 Millionen hat verlieren hasfen. Herr P. scheint ein unwahnsinniges Spiel an der Börse gespielt zu ha­­ben. Er hatte in viesem Monat allein für 6 Millionen Fr. Renten gekauft. Die Wechsel-Agenten verlangten, da Baiffe eintrat, En­c. konnte sie nicht liefern, und heute realisirte man seine Anläufe. Die Börsenfurfe gingen in Folge dieser Realisirung bedeutend herunter, die Sproz. Rente um beinahe­­­, Prozent. DP. war es, der mit den Unters­handlungen betreffs des Credit Mobilier in Madrid beauftragt war. Derselbe sollte gestern nach Konstantinopel abreisen, um dort die Unters­handlungen wegen Errichtung einer Kredit-Anstalt zu leiten. Er hat nicht seine ganze Position verloren und bereits seine Entlassung als Ads­ministrator des Pariser Credit Mobilier eingereicht. Die Börse und die Danquierd werden an P. wenig oder nichts verlieren, und der Pariser Brevit Mobilier selbst wird durch diesen Ruin natürlich keinen Scha­­den erleiten. Wir haben schon neulich einen allgemeinen Ueberbild der A­u­ss­tellung gegeben; es mögen nun heute noch einige Details folgen. Der Garten ist sehr volständig mit den seltönsten Blumen geschmückt, und in der Mitte desselben erhebt sich ein hohes Standbild der Ratserin Sosephine, der Beförderern in der Gartenkultur. Zwei von den Springbrunnen sind für die Aussteluung der Fischzucht bestimmt; sie enthalten junge Stiche aus der großen Stichanstalt in Hliningen, Lachse und Forellen aus dem College de France, und Fische aus den Schäffern im Boulogner Hölzchen.­ Die Verschläge unter den Gallerien sind fest vollständig­ mit Exemplaren aller V­iebracen beseßt, un­­ter denen die deutschen, namentlich die österreichischen Ra­cen nut ben legten Mat einnehmen. Interessant­ ist das Gemisch der ‚verschiedenen Nationalfortüme ; man ficht hier Schweizer, Tyroler, Sallizier, Ungarn ze. Von den Zelten und Schuppen für die Schafe, Schweine und Maschinen haben wir bereits gesprocen; unter, den Idio­ten zeichnen sich natürlich die Engländer, der reiche Auswahl und schöne Anordnung aus. Für das Geflügel und die Kaninchen ist ein wahrer kleiner Ballast mit vergoldetem Gitterwerk aufgerichtet, dessen unterste Etage für die Kaninchen, und dessen obere für alle Arten Ges­flügel bestimmt ist. — Auf den Galerien des Hauptgebäudes sind jegt die meisten Maschinen und Produkte geordnet; auch befindet sich hier die Anstellung der zum Besten der Orientarmee zu verlosenden Gei­genstände. · "" Tagesneuigkeiten.«,, Uest,1.Juni. WDurch in-und viwl«a«nk­ische Blätter wied als angeblich ganz be­­stimmte Nachricht verbreitet,daß die kaiserlich österreichische Gesetzgebung eine abermalige Abänderung des bestehenden Straf­­verfahrens und sofort der Strafprozeßordnung vom 29.Julilses beabsichtige,­und hieran die Vernuthung geknü­pft,daß die österreichische Ge­­setzgebung zum sti­beren schriftlichen Verfahren zurückkehrens werwe. ie»W.Z.«ist in der Lage zu erklären,daß diese Nachricht und Vermuthung jeder thatsächlichen Begrü­ndung entbehrt. »Das,,B.­P.H.««ist in der Lage,die erfreuliche Mii­heilung zu ma­­chen,daß der Zustand der bei dem am­ 17.Mail.J.un­chst Szobi­ statt­­gehabten Eisenbahnunfall verwundeten Personen,laut den von Graneini gelangten Nachrichten ein befriedigender genannt werden kann.Dankter sorgfältigen Pflege,deren sich dieselben im Graner städtischen Spitale er­­freuen, ist bei vielen der Hauptbeschäbigten die Befreiung au­fon in einem so rafchen Sortschreiten begriffen, daß­ dieselben bereits in wenigen Wochen die Anhalt vollkommen hergestellt werden verlassen können. — Die allgemeine Mildtpätigkeit ist auch hier wieder bemüht, die L­age der Berun­­glüdten durch milde Gaben nach Scräften zu erleichtern. * Die geologische Gesellíschaft für Ungarn wird Donnerstag den 5. Juni I. 3. Nachmittags 4 Uhr im geologischen Saal beg ung. Nationalmuseums eine allgemeine Sttung abhalten; Gegenstände der­­selben sind : A. Bericht über den Stand der Gesellschaft; 2. Annahme der b höhern Orts zu unterbreitenden Statuten; 3. Wahl der Beamten und des Ausskusses. 4. Werden im Sinne der Statuten etwaige Vorschläge der Mit­­glieder vorgenommen. * Unser Landsmann Steger hat mit seiner herrlichen ZTenorstimme den phlegmatischen Bewohnern von Amsterdam dermaßen gefallen, daß man ihm außer den gewöhnlich bei Bühnenzünstlern gebräuclichen Auszeichnungen auch einen Yadılaug und eine Serenade brachte.­­ Die Spaziergänger in Bukarest waren am 22. d. M. Zeugen eines sonderbaren Schauspieles, das sich am Eingange des dortigen Boife­­gartens begeben hat.­­ Ein­ Israelite, der von der Untreue seiner Frau überzeugt war, und wahrscheinlich fon im Boraus wußte, daß sie mit ihrem Geliebten den Volksgarten besuchen werde, shoß mit einer Pistole nach dem Geliebten, als das Paar wirklich erschien und eben den Wagen verlassen hatte. Natürlich entstand augenblicklich ein ungeheurer Zumult, man ergriff den Thäter, der sich all­millig auf die Polizei abführen ließ. Die Dame wurde vom Po­­lizeikommissär, während der Geliebte, ebenfalls ein Seraelit, über sein vers­tpundetes Ohr Jeremiaten anstimmte, in einen Dagın gebracht und unwahr­­scheinlich aug vor die Behörde geführt. Sämmtliche handelnde Personen dieses Liebespramas seinen österrei­­chsche Unterthanen zu sein, in welchem Falle sie dann über die Grenze und in ihre Heimat zur Aburtheilung gebracht werden dürften. — Auf feinen Sal geschah die That prima duria, sondern sie ward mit vollkommener Üb­erlegung vollbracht, indem der neue Othello längere Zeit auf der Lauer stand, und die Ankunft der Liebenden ab­wartete, weshalb auch seine Strafe zemlich streng ausfallen dürfte.­­Nach soeben eingegangenen Nachrichten ist am 26.Mai Nachm­it­­tage auf der Pupia Ezikota bei Tipaföld war ein bedeutendes Hagelwetter niedergegangen,so viel bis­ jetzt bekannt,ist einer der zumeist betroffenen Grundbesitzer bei einer Triester Gesellschaft versichert,von der auch schon das Nöthige zur prompten Aufnahme des entstandenen Schaf­dens veranlaßt sein soll­­te.Die herren Brüder Doppler und Fr.huber sind von ihrer Kunstreise wohlbehalten zurückgekehrt.Diesiinsilek haben in Asien,Ham­­­­burg,Brü­ssel und London m­it dem besten Erfolges­instrukt,und sich al­lenthalben Ruhm ekrworben.In Bru­ssel wo sie mehrere hohe Göuner­ fan­­den,w­urden sie der Ehretheilhaftig,Vor dem­ allerhöihsten Hofe spi­lkUzu dürfen,unthrekais.Hobert die Frau Herzogin von Brabant,empfahl das Künstlerpaar auch der Königin von England.Da jedoch der urlaub der Künstler ablief,ehe ihre bettisch­e­ Majestät nach London zurü­ckgekehrt war, konnte ihnen das Glü­cklich auch an diesem Hofe so produziren,nicht zu Theili werden.Mögen die geschätzten Künstler mit erneutem Eifer ihren Wirkungskreis an unsere antionalbü­hne,guter­en Hauptzierden wir er­­zählen,wiederant­reten,und ihre auf den erste­n Bühnen Europa’s geschöpf­­ten Erfahrungen hier nü­tzlich m­achen. Im­ Vergangenen Sonntag,Nacht­ um­ ein Uhr,schlu­g ein Blitz in die Kirche zu Etteghmiichst Ofen ein,und beschädigte einen neu renovirten Seitenaltar,welchen ein Wohlthäter«der Gemeinde zu Ehren des heiligen Johann von Nepomuk durch den Pester Vergolder Herrn Franz Helenen­ er­­fertigen ließ.Der Blitz verzehrte nämlich an mehreren Orten des Altars die Vergoldung. "Ox«Die Genter Fleisch­halle will ein Millel erfunden ha­­ben,um veskecken und lästigen Gesichters der Fliege niedig zu wer­­den.Die inneren­ Wände der Halle wurden nämlich mit Lorbersil bes­­trichen,dessen Geruch die Fliegen nicht vertragen können. Istie großen Kavallerieü­bungen im Marchfelde beginnen mit dem Monate September u­nd werden bis Ende­ Oktober dauern. + Die bisherige fädtische Zwangsarbeitsanstalt in Wien wurde aufgelöst. Die Zwänglinge werden in verfäiedenen vom Staate er­­­altenen Korrektionshäusern untergebracht. Die freiwillige­­ Arbeitsanstalt wird aber fortbestehen. «" sss Das Gesuch der Wiener W­indärzte um Ernteilung des­ ausschließenden Rechtes zum Rasikenward-Hvanhohen Ministerium ab­­gewiesen. T­o­d.Auedemhaag’vom 21.Mai wird über einen Vergift­u­ngsversuch berichtet,den in Zevenhuizenbist-Provinz Gestin­­gen ein Mann aus einer Fkanke ging,dessen Opfer aber durch wunderbare Fügung er selbst wurde.Der Mörder hatte den Augenblick des Mittagessens gewählt, um das Gift in die Suppe seiner Frau zu werfen, die einen Augen- Hid abwesend war. Sie hatte sich kaum gefeßt, um an dem Mahle Theil zu nehmen, das ihre den Tod bringen sollte, als er sich unter einem ersonne­­nen Borwande entfernte. Die Bram fihk­te sich zum Eisen an, als sie plöß­­lich eine Spinne gewährte, die von der Dede auf ihren Teller gefallen war. Sie schleuderte Kieselbe fort; ein leicht zu begreifender Esel aber bestimmte sie , ihren Teller mit dem bes hinausgegangenen Mannes zu vertauschen., Der gleich darauf zurückkehrende Giftmischer aß ruhig seine Suppe und starb­­ später unter furchtbaren Schmerzen nach abgelegtem Ge­­* (Eingesendet.) Ich war am Sonntage auf der Pfaueninsel, der mir ein Eis und darauf ein Butterbrod verabreichen. Meine Bauwerkzeuge hatten so eben ihr Spiel begonnen, als eine Frau an meinen Tisch mit der Srage Hintritt : Wer Hat ein Eis verzehrt? Nachdem ich mich als den un­­glücklichen Verzehrer desselben betannt, werde ich um Bezahlung desselben aufgefordert. Auf meine Erwieberung, daß ich noch da zu bleiben gebente und sie auch nicht gerufen Habe, höre ich die eigenthümliche, einen Fremden nicht wenig überraschende Antwort : Ja, das geht mich Nichts an, das Eis nimmt der Wirth von mir und das muß gleich bezahlt werden! Das heiße ich doch eine schöne und großstädtische Einrichtung , warum zahlt denn der Wirth nicht selbst seine „Gefrorenen" und Yapt sich dann von den Gästen „bis sie ihn rufen“ wieder bezahlen ? Konzert bed Herrn Julius Geller. Die Affiche eines Konzerts, in den Nachmittagsstunden bei 30 ° Hige, dürfte, selbst wenn ein Kunstphänomen das Pro­­gramm bereichert, wenig Aufmerksamkeit erregen, und nur wenigen Künstlern wird es gelingen den Saal zu füllen. Herr Heller begnügte si­c demnach vor einem kleinen, ihm unwohlwollenden Publikum zu spielen und fand reiche Anerkennung. Der Vortrag des Mendelfohlenschen Konzerts, konnte uns jedoch weniger, als seine frü­­heren Leistungen befriedigen, denn es fehlte der große Ton, die Leidenschaft, ja fast möchten wir sagen, die ganze Auffassung dieses schwierigen Tonítűdes. Herr Heller bat viel Talent, und bürzte bei festgereítete , unermüdeten Studium, an dem er durch seine verfrühte Konzertreife freilich gehindert it, zu schönen Hoffnungen be­­rechtigen. Ein Fräulein Ferenzt sollte dur den Vortrag einer Arie aus „Dom Sebastian“ den unpäßlic gewordenen Herrn Mayer (?) erregen. . Die Herren Deutsch und Dunkel, meld ersterer unter den Dilettanten mit Auszeichnung genannt wird, exekutirten Thalberg’s Norma-Fantasie für zwei Klaviere und erwarben si den lebhaftesten Beifall, tg­al. Reuerte dott. * Weit, 2. Suni. Die italienische Frage fängt bereits an, sich dur­che neulich von uns angeveutete Mittelmeer­frage zu fompligiren, und ein großer Theil der kontinentalen Preise­­beginnt, der Anhäufung englischer Streitkräfte u im Mit­telmeere ein aufmerksames Auge zugumwenden. Bis fest verbleiben von den aus der Krimm heimkehrenden britischen Regimentern 17 auf den Ionischen Inseln, auf Malta und in Gibraltar. Diese 25 bis 30,000 Mann würden mit von 12,000 Mann, welche sich bereits auf Malta befinden, eine Truppenmacht von nahezu 40,000 Mann ausma­­chen, welche vereint mit der Flotte England­ im Mittelmeere allerdings geeignet sind, Berenken zu erregen — und in Neapel das auch bereits geleben haben. So schreibt man der „S. b." über die Spannung, die im Königreich beider Sizilien herrscht: England wird mit Ausnahme der fünf Regimenter welche es nach Canada fällt, so wie jener, melche es vorläufig in der Türkei­­ ist, sein Krimmbeer rings um Neapel aufstellen, nämlich 3 Regimenter in Korfu, 9 in Malta und 5 in Gi­­braltar. Jene 9 Regimenter in Malta können natürlich der aeapolitanischen Re­gierung ernstliche Besorgnisse einflößen.­ Bis jegt scheint dieselbe gar nicht an das englische Orientheer gedacht, sondern ihre Aufmerksamkeit Hauptsächlich auf die fran­­zöszipen Truppen zu Rom gerichtet zu haben. Deshalb ließ sie auch fortwährend an den Festungswerken von Gaeta, welches den Weg von Rom über Terracina nach Neapel beherrfgt, arbeiten. Noch in leiter Zeit sind daselbít 5 neue, Redouten an­­gelegt worden, trug der Bersicherung der neapolitanischen Höflinge, das Gaeta bereits eine der ersten Letzungen Italiens sei und den Bergleidy mit Verona, Mantua und Alessandria nicht zu frheuen brauche. In der Kanzlei der hiesigen französischen Ge­sandtschaft herrscht große Thätigkeit. Man spricht von französischen Noten und von Aufklärungen melche die französische Regierung über die Verwaltung des Kirchen­­staates verlangt habe. Prinz Carini, der neapolitanische Gesandte in London, ist auf Urlaub nach Paris gekommen und wird vor dem Schluffe der Session nicht nach England zurückkehren, um nicht allzu unangenehme­ Dinge daselbst mit anhören zu müssen. Graf Bolloredo hat in Rom bereits mehrere Zusammen­­künfte mit Herrn v. Rayneval gehabt: als postu­s aber versichert­­er Turiner Korrespondent der „I. b.", daß er bis zum 27. seine Note der kaiserlichen Regierung dem heiligen Vater übergeben habe. Auf einen bevorsicherten Enstemmwechsel wollte man daraus schließen, dag jegt — wie seiner Zeit schon vas Sigungsprotokoll vom 8. April — auch die Rede, die Balmersson am 5. über den Friedensvertrag und Italien hielt, auf Spezialbefehl des Papstes ohne alle Glossen im „Giornale di Roma“, dem offiziellen Blatte, veröffentlicht warb. Dage­­gen schreibt man dem „Constitutionnel : In den päpstlichen Staaten entwickelt die Y Polizei große Strenge, deren Folge zahlreiche Verbaftungen sind. Der Vorwand bietet das Auffinden mehrerer Exemplare der farbiitischen Diskussion über die Hartier Konferenzen in den Grenzbesitzen. Die bei diesem Anlasse von Gavour, Brofferio, della Marghe­­ritta, Mamiani und Anderen gehaltenen Reden wurden in einem Band abgedruckt und davon, wie es scheint,, eine getiffe Zahl nach dem Kirchenstaate befördert, was die Polizei dieser Länder in Besorgniß verlegte. Das „Univers“ meldet in seinen legten römischen Korressonbengen mit großer Zuversicht, vag der Großherzog von Toskana trob aller gegentheiligen­­ Versicherungen während seines Aufenthaltes in Rom den Abschluß eines dem österreichischen ähnlichen Konkordats und die Abs­rhaffung der Leopoldinischen Gefeggebung bewilligt habe. Der toska­­nische Ministerpräsident Baldafjeroni und zwei­ seiner Kollegen werden deshalb abtreten. Neapel werde sofort dem Beispiele Toskanas folgen. Berichten aus Turin zufolge, werden daselbst alle Anstalten zu einem festlichen Empfange des Generals vella Marmora ge­troffen. In Genua hat der Munizipalrath, einstimmig 20.009 Sr. zu ähnlichem Zweck votirt. In Genua war es, wo der General im Jahre 1849 mit seltener Energie einen Aufstand unterprüfte. Die ers­tremen Parteien haben ihm deshalb auch lange Zeit hin durch eine tiefe Abneigung bewahrt. Ist es ein Zeichen der Zeit,daß auch Prinz Leo von Armenien eben jetzt in Turin wieder auftaucht?Der»Espen«kü­nd­gt an,da­ß der Fürst binnen furzem einen Protest an sämmtliche Souveräne Euro­­pas gegen seine „ungefegliche Verhaftung“ seitens der preußischen Beh­­örden veröffentlichen wird, die in dem Augenblick stattfand als er während der Belagerung von arg in sein D Vaterland zurückehren wollte. Der „Espero­” fügt bei , die rufh­igen Diplomaten hätten das Verfahren der preußischen Regierung gegen den Finsten sihr mißbilligt, und der Graf Aleris Orloff, sein früherer Beichüßer, sei geneigt sich beim Braten zu seinen Gunsten zu verwenden.­­ Aus Konstantinopel schreibt man, daß die Alliirten sich mit der Räumung der Krimm nach Thunlichkeit beeilen. Das Ober­­kommando gibt sich alle ervenfliche Mühe, die Halbinsel noch vor Ein­­bruch der großen Sommerlinge zu verlassen, da man mit Hecht fürchtet, daß die vielen Leichen, von der Hite in Vermetung übergehen­, die Luft mit Miasmen erfüllen werden, die den Kriegsschauplag der Krimm vers­peiten müssen. Die Zahl der die Krimm verlassenden Tataren dürfte wohl viel größer werden, als man erwartet hatte, ja nicht nur Eupatoria und Umgegend 30— 40.000 Mann liefern, sondern auch in der van­son Sebastopol Viele es vorzu­ben, mit den Alliirten zu geben.­­ Wenn einem Briefe aus der türkischen Hauptstadt in dem Mar­­seiller Journal „Semaphore” zu glauben­ ist, wäre die Diplomatie allen Ernstes bemüht, vom Sultan die Bewilligung für dem verlängerten­­ Aufenthalt eines französeiischenglischen Korps im ottomanischen Reiche zu erwirfen, um den Ausbruch neuer Unruhen, desto frästiger begegnen zu können. Der Parishah soll vor der Hand ablehnend geantwortet haben, und sein Stolz sträubt sich sogar, die Nothwendigkeit einer solchen Maßregeln anzuerkennen. Nichts­destoweniger sollen die Diplomaten auf ihrer Forderung bestehen, und haben die Hoffnung sie durchzufegen, nicht aufgegeben. Im Urtrigen it ja die türkische Armee auf die imposante Höhe von 100.000 Mann gebracht, und sie­ht durch ihre Eintheilung im kleinere mobile Kolonnen, wie geschaffen, die etwa auf verschiedenen Punkten des­­Reichis entste­­­henden Emeuten rasch zu unterbiüden. Im Zusamenhange mit­ den Andeutungen der „Semaphore” er­­scheint in folgende Nachricht der „U. A. 319." aus Pera erwache­nenöwerth. Ali Pasha — Heißt eg Daselbst — wurde plößlich» von London nach Paris beschieden wo ihm der Kaiser in Folge offizieller Mittheilungen aus Konstantinopel seine Unzufriedenheit über die augen­­scheinliche Langsamkeit ausgesprochen haben soll, mit wer ver sie im Hat in Aussicht gestellten D­erbesserungen verwirklicht werden. Napoleon soll don Zufag gemacht haben, daß, wenn bis zu einem bestimmten Termin nicht energischere Anstalten zur Verwirklichung ver Verspre­­ungen gemacht würden, er mit seinen Alliirten auf entschiedene Meise einzugreifen iie gezwungen sehen dürfte. Die man aus Galacz meldet, sol die erste Zusammenkunft der volljährigen Grenzregulirungskommission bereits stattgefunden haben. General Fonton , der Bevollmächtigte Nußlanzy, war schon am­ 17. Mai waselbst angenommen. Aus Frankreich glaubt der „Courier de Marseille” mit Bestimmt­­heit mittheilen zu können, daß die Reife des Kaisers nach Algier ber fchlossen ist und in nicht allzu langer Zeit statthaben wird; bereits sind verschiedene auf diese Reise bezügliche Gegenständer nach Algier erpern­t worden. Der „Moniteur” hat sich, auf sehr energische Drohungen des Londoner Kabinets mit Gegenenthülungen hin, genehdigt se­in, die Ba­­zancourts die Darstellung des Krimmnfeldzuges für durchaus unoffizisch zu erklären. « In Paris trug man sich einen Augenblick mit Gerü­chte von einer Krankheit des Grafen v.Chambord.Französis­cherk­ur­s nalle machen darauf aufmerksam,daß der Prozeß wkicher die Gümr des verbannten Prinzen bedroht,keineswegs von der gegenwärtigenskegik­­dung eingeleitet worden,sondern daß derselbe bereits um einer Re­­stauration(1829)seinen Anfang genommen habe. Se.k.Hoheitder­ Herr Erzherzog Ferdinand Mar ist von­ seiner Abreise von Fankreich nicht wieder nach Paris zurückgekommen, sondern ü­ber Calais nach Brü­ssel gegangen.Die Grifnthvik und Mensdorf Poully aus dem Gefolge cm­k.1is.Hwhkik wurden,ersterer zum Kommandeur,letzterer zum Großoffizier der Ehrien­­legion ernannt. Auch Graf Orloff sol einem ou­dit zufolge vor seiner Abreise von Paris mit dem Großkreuze der Ehrenlegion in Brillan­­ten “Vearanihne! Dar Ei­n sin Augenbliewelt eine trug­ nannte phersönlichkkix aus Sardinien in der französischen­ Hauptstadt,die den­ P Kaise­re­n Br­leon mehrere Gesdhenke des Könige Bitter Emanuel überbringen sol, als Gegencabeaux für die herrlichen Waren aus Sorzellan de Sevres, welche dieser souverän während seines Aufenthaltes in Paris von dem Kaiser erhalten hatte. Die erwähnte Persönlichkeit begibt Sigh Johann nach London, um der Königin Viktoria das­ Porträt des farbinischen Königs zu überreichen, damit es in der Gallerie der Hofens Kanderbengritter­ einen Prag einnehme. « « Der belgische Abbtå de Haerne,früher Kon­greßmitglied und Abgeordneten­,hat an das»UniVers«aus dessen,gegen­iick belgische Verfassung gerichteten Artikel einen Brief geschrieben, worin er Die Hal­tung der belgischen Katholiken gegen die ihnen gemachten Vorwürfe zu verteidigen sucht. Er spricht si auch gerade nicht ohne allen Vorbehalt zu Gunsten der von ihm selbst mitbeschlossenen Freihei­ten aus, schließt jedoch mit den Worten: „Daß die geringste Ver­­änderung der Verfassung die gefäh­rlichsten got­ten Für Belgiens Unabh­ängigkeit an Mario­nalität haben künfte“. Eine Depesche aus Madrid vom 29. Mai lautet: „Ein aus 2 Linienschiffen, 3 Fregatten, 2 Korvetten und 4 Dampfern bestehendes KREIOMEREE ist dazu bestimmt , fi­­n den Meerbusen von Mirifo zu egeben. ALs Berfaffer des vielbesprochenen infrrminirten Yrtk feld in den „Hamb. Nachr.” hat sich der Arvokat Fran Ih. M­ül­ler, ein früherer langjähriger Mitrevakteur der „Hamb. Nachr." bei der Polizeibehörde genannt. Dieser Here hat bei seinem Eelbfibsfennt­­nisse zugleich deponirt, dag er seinen Bormann nie und nimmer nennen werde, und von einer Bestrafung desselben und gar Leine Neve­re , indem dieser Bormann eine sehr hochgestellte Persönlich­­eity sei.­­ Verantwortlicher Redakteur: Karl Weißkircher. Lottos Ziehbungen: Wien, 31. Mai: 54 42. 73.50. 77. Graz, 31. Ma: 90. 57. 43. 33. 59. Prag,31. Ma: 78. 50. 59. 67. 28. -

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