Pester Lloyd, Juni 1856 (Jahrgang 3, nr. 127-151)
1856-06-03 / nr. 128
. Die betreffende Kommission des gesetzgebenden Körpers hat den Bericht über das Budget von 1857 vorgelegt,das die Einnahmen auf 1708 und die Ausgaben(die außerordentlichen Budgets nicht einbegriften)auf 1690 Millionen veranschlagt.Die Steigerung der Ausgaben beträgt, mit 1856 verglichen, etwas über 100 Millionen und führt zu fast vier Vierteln von den Kriegsfosten her. Für die öffentlichen Bauten beträgt der Mehranschlag 14 Millionen. Für die innere Ausschmüdung des Lous re figuriren für 1857 vier Millionen, während im Budget von 1856 für die Äußere Ausschmüdung 8 Millionen angewiesen sind. Die Beranschlagungen für das Kriegsministerium sind denen von 1856 ziemlich gleich; der Effektivstand ist zu 400.000 Mann Infanterie und 100.000 Mann Kavallerie angenommen. Für die Marine ist eine Erhöhung um eine Milion vorgesehen, die der Kolonialdienst erbeiicht, indem ein Zuwachs der Sträflingskolonie bis auf 5000 in Aussicht genommen ist. Das heutige (in dem merkantilen Theile unseres Abendblattes besreits erwähnte, A. d. R.) Tagesereigniß bildet der Ruin eines bekannten und sehr angesehenen Finanzmannes, des Herrn 9. P., der noch kürzlich zum Administrator des Credit Mobilier erwählt worden war. Derselbe war früher Affacié eines bedeutenden Bankhauses. Er 309 fi vor Kurzem mit seinem Vermögen von 10 Millionen granzten zurück. Es scheint, daß dieses große Vermögen in sehr kurzer Zeit seä ter Börse verschlungen wurde, und daß Herr P. seine Freunde vom Kredit Mobilier noch außerdem 6 bis 8 Millionen hat verlieren hasfen. Herr P. scheint ein unwahnsinniges Spiel an der Börse gespielt zu haben. Er hatte in viesem Monat allein für 6 Millionen Fr. Renten gekauft. Die Wechsel-Agenten verlangten, da Baiffe eintrat, Enc. konnte sie nicht liefern, und heute realisirte man seine Anläufe. Die Börsenfurfe gingen in Folge dieser Realisirung bedeutend herunter, die Sproz. Rente um beinahe, Prozent. DP. war es, der mit den Untershandlungen betreffs des Credit Mobilier in Madrid beauftragt war. Derselbe sollte gestern nach Konstantinopel abreisen, um dort die Untershandlungen wegen Errichtung einer Kredit-Anstalt zu leiten. Er hat nicht seine ganze Position verloren und bereits seine Entlassung als Adsministrator des Pariser Credit Mobilier eingereicht. Die Börse und die Danquierd werden an P. wenig oder nichts verlieren, und der Pariser Brevit Mobilier selbst wird durch diesen Ruin natürlich keinen Schaden erleiten. Wir haben schon neulich einen allgemeinen Ueberbild der Ausstellung gegeben; es mögen nun heute noch einige Details folgen. Der Garten ist sehr volständig mit den seltönsten Blumen geschmückt, und in der Mitte desselben erhebt sich ein hohes Standbild der Ratserin Sosephine, der Beförderern in der Gartenkultur. Zwei von den Springbrunnen sind für die Aussteluung der Fischzucht bestimmt; sie enthalten junge Stiche aus der großen Stichanstalt in Hliningen, Lachse und Forellen aus dem College de France, und Fische aus den Schäffern im Boulogner Hölzchen. Die Verschläge unter den Gallerien sind fest vollständig mit Exemplaren aller Viebracen beseßt, unter denen die deutschen, namentlich die österreichischen Racen nut ben legten Mat einnehmen. Interessant ist das Gemisch der ‚verschiedenen Nationalfortüme ; man ficht hier Schweizer, Tyroler, Sallizier, Ungarn ze. Von den Zelten und Schuppen für die Schafe, Schweine und Maschinen haben wir bereits gesprocen; unter, den Idioten zeichnen sich natürlich die Engländer, der reiche Auswahl und schöne Anordnung aus. Für das Geflügel und die Kaninchen ist ein wahrer kleiner Ballast mit vergoldetem Gitterwerk aufgerichtet, dessen unterste Etage für die Kaninchen, und dessen obere für alle Arten Gesflügel bestimmt ist. — Auf den Galerien des Hauptgebäudes sind jegt die meisten Maschinen und Produkte geordnet; auch befindet sich hier die Anstellung der zum Besten der Orientarmee zu verlosenden Geigenstände. · "" Tagesneuigkeiten.«,, Uest,1.Juni. WDurch in-und viwl«a«nkische Blätter wied als angeblich ganz bestimmte Nachricht verbreitet,daß die kaiserlich österreichische Gesetzgebung eine abermalige Abänderung des bestehenden Strafverfahrens und sofort der Strafprozeßordnung vom 29.Julilses beabsichtige,und hieran die Vernuthung geknüpft,daß die österreichische Gesetzgebung zum stiberen schriftlichen Verfahren zurückkehrens werwe. ie»W.Z.«ist in der Lage zu erklären,daß diese Nachricht und Vermuthung jeder thatsächlichen Begründung entbehrt. »Das,,B.P.H.««ist in der Lage,die erfreuliche Miiheilung zu machen,daß der Zustand der bei dem am 17.Mail.J.unchst Szobi stattgehabten Eisenbahnunfall verwundeten Personen,laut den von Graneini gelangten Nachrichten ein befriedigender genannt werden kann.Dankter sorgfältigen Pflege,deren sich dieselben im Graner städtischen Spitale erfreuen, ist bei vielen der Hauptbeschäbigten die Befreiung aufon in einem so rafchen Sortschreiten begriffen, daß dieselben bereits in wenigen Wochen die Anhalt vollkommen hergestellt werden verlassen können. — Die allgemeine Mildtpätigkeit ist auch hier wieder bemüht, die Lage der Berunglüdten durch milde Gaben nach Scräften zu erleichtern. * Die geologische Gesellíschaft für Ungarn wird Donnerstag den 5. Juni I. 3. Nachmittags 4 Uhr im geologischen Saal beg ung. Nationalmuseums eine allgemeine Sttung abhalten; Gegenstände derselben sind : A. Bericht über den Stand der Gesellschaft; 2. Annahme der b höhern Orts zu unterbreitenden Statuten; 3. Wahl der Beamten und des Ausskusses. 4. Werden im Sinne der Statuten etwaige Vorschläge der Mitglieder vorgenommen. * Unser Landsmann Steger hat mit seiner herrlichen ZTenorstimme den phlegmatischen Bewohnern von Amsterdam dermaßen gefallen, daß man ihm außer den gewöhnlich bei Bühnenzünstlern gebräuclichen Auszeichnungen auch einen Yadılaug und eine Serenade brachte. Die Spaziergänger in Bukarest waren am 22. d. M. Zeugen eines sonderbaren Schauspieles, das sich am Eingange des dortigen Boifegartens begeben hat. Ein Israelite, der von der Untreue seiner Frau überzeugt war, und wahrscheinlich fon im Boraus wußte, daß sie mit ihrem Geliebten den Volksgarten besuchen werde, shoß mit einer Pistole nach dem Geliebten, als das Paar wirklich erschien und eben den Wagen verlassen hatte. Natürlich entstand augenblicklich ein ungeheurer Zumult, man ergriff den Thäter, der sich allmillig auf die Polizei abführen ließ. Die Dame wurde vom Polizeikommissär, während der Geliebte, ebenfalls ein Seraelit, über sein verstpundetes Ohr Jeremiaten anstimmte, in einen Dagın gebracht und unwahrscheinlich aug vor die Behörde geführt. Sämmtliche handelnde Personen dieses Liebespramas seinen österreichsche Unterthanen zu sein, in welchem Falle sie dann über die Grenze und in ihre Heimat zur Aburtheilung gebracht werden dürften. — Auf feinen Sal geschah die That prima duria, sondern sie ward mit vollkommener Überlegung vollbracht, indem der neue Othello längere Zeit auf der Lauer stand, und die Ankunft der Liebenden abwartete, weshalb auch seine Strafe zemlich streng ausfallen dürfte.Nach soeben eingegangenen Nachrichten ist am 26.Mai Nachmittage auf der Pupia Ezikota bei Tipaföld war ein bedeutendes Hagelwetter niedergegangen,so viel bis jetzt bekannt,ist einer der zumeist betroffenen Grundbesitzer bei einer Triester Gesellschaft versichert,von der auch schon das Nöthige zur prompten Aufnahme des entstandenen Schafdens veranlaßt sein sollte.Die herren Brüder Doppler und Fr.huber sind von ihrer Kunstreise wohlbehalten zurückgekehrt.Diesiinsilek haben in Asien,Hamburg,Brüssel und London mit dem besten Erfolgesinstrukt,und sich allenthalben Ruhm ekrworben.In Brussel wo sie mehrere hohe Göuner fanden,wurden sie der Ehretheilhaftig,Vor dem allerhöihsten Hofe spilkUzu dürfen,unthrekais.Hobert die Frau Herzogin von Brabant,empfahl das Künstlerpaar auch der Königin von England.Da jedoch der urlaub der Künstler ablief,ehe ihre bettische Majestät nach London zurückgekehrt war, konnte ihnen das Glücklich auch an diesem Hofe so produziren,nicht zu Theili werden.Mögen die geschätzten Künstler mit erneutem Eifer ihren Wirkungskreis an unsere antionalbühne,guteren Hauptzierden wir erzählen,wiederantreten,und ihre auf den ersten Bühnen Europa’s geschöpften Erfahrungen hier nützlich machen. Im Vergangenen Sonntag,Nacht um ein Uhr,schlug ein Blitz in die Kirche zu Etteghmiichst Ofen ein,und beschädigte einen neu renovirten Seitenaltar,welchen ein Wohlthäter«der Gemeinde zu Ehren des heiligen Johann von Nepomuk durch den Pester Vergolder Herrn Franz Helenen erfertigen ließ.Der Blitz verzehrte nämlich an mehreren Orten des Altars die Vergoldung. "Ox«Die Genter Fleischhalle will ein Millel erfunden haben,um veskecken und lästigen Gesichters der Fliege niedig zu werden.Die inneren Wände der Halle wurden nämlich mit Lorbersil bestrichen,dessen Geruch die Fliegen nicht vertragen können. Istie großen Kavallerieübungen im Marchfelde beginnen mit dem Monate September und werden bis Ende Oktober dauern. + Die bisherige fädtische Zwangsarbeitsanstalt in Wien wurde aufgelöst. Die Zwänglinge werden in verfäiedenen vom Staate eraltenen Korrektionshäusern untergebracht. Die freiwillige Arbeitsanstalt wird aber fortbestehen. «" sss Das Gesuch der Wiener Windärzte um Ernteilung des ausschließenden Rechtes zum Rasikenward-Hvanhohen Ministerium abgewiesen. Tod.Auedemhaag’vom 21.Mai wird über einen Vergiftungsversuch berichtet,den in Zevenhuizenbist-Provinz Gestingen ein Mann aus einer Fkanke ging,dessen Opfer aber durch wunderbare Fügung er selbst wurde.Der Mörder hatte den Augenblick des Mittagessens gewählt, um das Gift in die Suppe seiner Frau zu werfen, die einen Augen- Hid abwesend war. Sie hatte sich kaum gefeßt, um an dem Mahle Theil zu nehmen, das ihre den Tod bringen sollte, als er sich unter einem ersonnenen Borwande entfernte. Die Bram fihkte sich zum Eisen an, als sie plößlich eine Spinne gewährte, die von der Dede auf ihren Teller gefallen war. Sie schleuderte Kieselbe fort; ein leicht zu begreifender Esel aber bestimmte sie , ihren Teller mit dem bes hinausgegangenen Mannes zu vertauschen., Der gleich darauf zurückkehrende Giftmischer aß ruhig seine Suppe und starb später unter furchtbaren Schmerzen nach abgelegtem Ge* (Eingesendet.) Ich war am Sonntage auf der Pfaueninsel, der mir ein Eis und darauf ein Butterbrod verabreichen. Meine Bauwerkzeuge hatten so eben ihr Spiel begonnen, als eine Frau an meinen Tisch mit der Srage Hintritt : Wer Hat ein Eis verzehrt? Nachdem ich mich als den unglücklichen Verzehrer desselben betannt, werde ich um Bezahlung desselben aufgefordert. Auf meine Erwieberung, daß ich noch da zu bleiben gebente und sie auch nicht gerufen Habe, höre ich die eigenthümliche, einen Fremden nicht wenig überraschende Antwort : Ja, das geht mich Nichts an, das Eis nimmt der Wirth von mir und das muß gleich bezahlt werden! Das heiße ich doch eine schöne und großstädtische Einrichtung , warum zahlt denn der Wirth nicht selbst seine „Gefrorenen" und Yapt sich dann von den Gästen „bis sie ihn rufen“ wieder bezahlen ? Konzert bed Herrn Julius Geller. Die Affiche eines Konzerts, in den Nachmittagsstunden bei 30 ° Hige, dürfte, selbst wenn ein Kunstphänomen das Programm bereichert, wenig Aufmerksamkeit erregen, und nur wenigen Künstlern wird es gelingen den Saal zu füllen. Herr Heller begnügte sic demnach vor einem kleinen, ihm unwohlwollenden Publikum zu spielen und fand reiche Anerkennung. Der Vortrag des Mendelfohlenschen Konzerts, konnte uns jedoch weniger, als seine früheren Leistungen befriedigen, denn es fehlte der große Ton, die Leidenschaft, ja fast möchten wir sagen, die ganze Auffassung dieses schwierigen Tonítűdes. Herr Heller bat viel Talent, und bürzte bei festgereítete , unermüdeten Studium, an dem er durch seine verfrühte Konzertreife freilich gehindert it, zu schönen Hoffnungen berechtigen. Ein Fräulein Ferenzt sollte dur den Vortrag einer Arie aus „Dom Sebastian“ den unpäßlic gewordenen Herrn Mayer (?) erregen. . Die Herren Deutsch und Dunkel, meld ersterer unter den Dilettanten mit Auszeichnung genannt wird, exekutirten Thalberg’s Norma-Fantasie für zwei Klaviere und erwarben si den lebhaftesten Beifall, tgal. Reuerte dott. * Weit, 2. Suni. Die italienische Frage fängt bereits an, sich durche neulich von uns angeveutete Mittelmeerfrage zu fompligiren, und ein großer Theil der kontinentalen Preisebeginnt, der Anhäufung englischer Streitkräfte u im Mittelmeere ein aufmerksames Auge zugumwenden. Bis fest verbleiben von den aus der Krimm heimkehrenden britischen Regimentern 17 auf den Ionischen Inseln, auf Malta und in Gibraltar. Diese 25 bis 30,000 Mann würden mit von 12,000 Mann, welche sich bereits auf Malta befinden, eine Truppenmacht von nahezu 40,000 Mann ausmachen, welche vereint mit der Flotte England im Mittelmeere allerdings geeignet sind, Berenken zu erregen — und in Neapel das auch bereits geleben haben. So schreibt man der „S. b." über die Spannung, die im Königreich beider Sizilien herrscht: England wird mit Ausnahme der fünf Regimenter welche es nach Canada fällt, so wie jener, melche es vorläufig in der Türkei ist, sein Krimmbeer rings um Neapel aufstellen, nämlich 3 Regimenter in Korfu, 9 in Malta und 5 in Gibraltar. Jene 9 Regimenter in Malta können natürlich der aeapolitanischen Regierung ernstliche Besorgnisse einflößen. Bis jegt scheint dieselbe gar nicht an das englische Orientheer gedacht, sondern ihre Aufmerksamkeit Hauptsächlich auf die französzipen Truppen zu Rom gerichtet zu haben. Deshalb ließ sie auch fortwährend an den Festungswerken von Gaeta, welches den Weg von Rom über Terracina nach Neapel beherrfgt, arbeiten. Noch in leiter Zeit sind daselbít 5 neue, Redouten angelegt worden, trug der Bersicherung der neapolitanischen Höflinge, das Gaeta bereits eine der ersten Letzungen Italiens sei und den Bergleidy mit Verona, Mantua und Alessandria nicht zu frheuen brauche. In der Kanzlei der hiesigen französischen Gesandtschaft herrscht große Thätigkeit. Man spricht von französischen Noten und von Aufklärungen melche die französische Regierung über die Verwaltung des Kirchenstaates verlangt habe. Prinz Carini, der neapolitanische Gesandte in London, ist auf Urlaub nach Paris gekommen und wird vor dem Schluffe der Session nicht nach England zurückkehren, um nicht allzu unangenehme Dinge daselbst mit anhören zu müssen. Graf Bolloredo hat in Rom bereits mehrere Zusammenkünfte mit Herrn v. Rayneval gehabt: als postus aber versicherter Turiner Korrespondent der „I. b.", daß er bis zum 27. seine Note der kaiserlichen Regierung dem heiligen Vater übergeben habe. Auf einen bevorsicherten Enstemmwechsel wollte man daraus schließen, dag jegt — wie seiner Zeit schon vas Sigungsprotokoll vom 8. April — auch die Rede, die Balmersson am 5. über den Friedensvertrag und Italien hielt, auf Spezialbefehl des Papstes ohne alle Glossen im „Giornale di Roma“, dem offiziellen Blatte, veröffentlicht warb. Dagegen schreibt man dem „Constitutionnel : In den päpstlichen Staaten entwickelt die Y Polizei große Strenge, deren Folge zahlreiche Verbaftungen sind. Der Vorwand bietet das Auffinden mehrerer Exemplare der farbiitischen Diskussion über die Hartier Konferenzen in den Grenzbesitzen. Die bei diesem Anlasse von Gavour, Brofferio, della Margheritta, Mamiani und Anderen gehaltenen Reden wurden in einem Band abgedruckt und davon, wie es scheint,, eine getiffe Zahl nach dem Kirchenstaate befördert, was die Polizei dieser Länder in Besorgniß verlegte. Das „Univers“ meldet in seinen legten römischen Korressonbengen mit großer Zuversicht, vag der Großherzog von Toskana trob aller gegentheiligen Versicherungen während seines Aufenthaltes in Rom den Abschluß eines dem österreichischen ähnlichen Konkordats und die Absrhaffung der Leopoldinischen Gefeggebung bewilligt habe. Der toskanische Ministerpräsident Baldafjeroni und zwei seiner Kollegen werden deshalb abtreten. Neapel werde sofort dem Beispiele Toskanas folgen. Berichten aus Turin zufolge, werden daselbst alle Anstalten zu einem festlichen Empfange des Generals vella Marmora getroffen. In Genua hat der Munizipalrath, einstimmig 20.009 Sr. zu ähnlichem Zweck votirt. In Genua war es, wo der General im Jahre 1849 mit seltener Energie einen Aufstand unterprüfte. Die erstremen Parteien haben ihm deshalb auch lange Zeit hin durch eine tiefe Abneigung bewahrt. Ist es ein Zeichen der Zeit,daß auch Prinz Leo von Armenien eben jetzt in Turin wieder auftaucht?Der»Espen«kündgt an,daß der Fürst binnen furzem einen Protest an sämmtliche Souveräne Europas gegen seine „ungefegliche Verhaftung“ seitens der preußischen Behörden veröffentlichen wird, die in dem Augenblick stattfand als er während der Belagerung von arg in sein D Vaterland zurückehren wollte. Der „Espero” fügt bei , die rufhigen Diplomaten hätten das Verfahren der preußischen Regierung gegen den Finsten sihr mißbilligt, und der Graf Aleris Orloff, sein früherer Beichüßer, sei geneigt sich beim Braten zu seinen Gunsten zu verwenden. Aus Konstantinopel schreibt man, daß die Alliirten sich mit der Räumung der Krimm nach Thunlichkeit beeilen. Das Oberkommando gibt sich alle ervenfliche Mühe, die Halbinsel noch vor Einbruch der großen Sommerlinge zu verlassen, da man mit Hecht fürchtet, daß die vielen Leichen, von der Hite in Vermetung übergehen, die Luft mit Miasmen erfüllen werden, die den Kriegsschauplag der Krimm verspeiten müssen. Die Zahl der die Krimm verlassenden Tataren dürfte wohl viel größer werden, als man erwartet hatte, ja nicht nur Eupatoria und Umgegend 30— 40.000 Mann liefern, sondern auch in der vanson Sebastopol Viele es vorzuben, mit den Alliirten zu geben. Wenn einem Briefe aus der türkischen Hauptstadt in dem Marseiller Journal „Semaphore” zu glauben ist, wäre die Diplomatie allen Ernstes bemüht, vom Sultan die Bewilligung für dem verlängerten Aufenthalt eines französeiischenglischen Korps im ottomanischen Reiche zu erwirfen, um den Ausbruch neuer Unruhen, desto frästiger begegnen zu können. Der Parishah soll vor der Hand ablehnend geantwortet haben, und sein Stolz sträubt sich sogar, die Nothwendigkeit einer solchen Maßregeln anzuerkennen. Nichtsdestoweniger sollen die Diplomaten auf ihrer Forderung bestehen, und haben die Hoffnung sie durchzufegen, nicht aufgegeben. Im Urtrigen it ja die türkische Armee auf die imposante Höhe von 100.000 Mann gebracht, und sieht durch ihre Eintheilung im kleinere mobile Kolonnen, wie geschaffen, die etwa auf verschiedenen Punkten desReichis entstehenden Emeuten rasch zu unterbiüden. Im Zusamenhange mit den Andeutungen der „Semaphore” erscheint in folgende Nachricht der „U. A. 319." aus Pera erwachenenöwerth. Ali Pasha — Heißt eg Daselbst — wurde plößlich» von London nach Paris beschieden wo ihm der Kaiser in Folge offizieller Mittheilungen aus Konstantinopel seine Unzufriedenheit über die augenscheinliche Langsamkeit ausgesprochen haben soll, mit wer ver sie im Hat in Aussicht gestellten Derbesserungen verwirklicht werden. Napoleon soll don Zufag gemacht haben, daß, wenn bis zu einem bestimmten Termin nicht energischere Anstalten zur Verwirklichung ver Verspreungen gemacht würden, er mit seinen Alliirten auf entschiedene Meise einzugreifen iie gezwungen sehen dürfte. Die man aus Galacz meldet, sol die erste Zusammenkunft der volljährigen Grenzregulirungskommission bereits stattgefunden haben. General Fonton , der Bevollmächtigte Nußlanzy, war schon am 17. Mai waselbst angenommen. Aus Frankreich glaubt der „Courier de Marseille” mit Bestimmtheit mittheilen zu können, daß die Reife des Kaisers nach Algier ber fchlossen ist und in nicht allzu langer Zeit statthaben wird; bereits sind verschiedene auf diese Reise bezügliche Gegenständer nach Algier erpernt worden. Der „Moniteur” hat sich, auf sehr energische Drohungen des Londoner Kabinets mit Gegenenthülungen hin, genehdigt sein, die Bazancourts die Darstellung des Krimmnfeldzuges für durchaus unoffizisch zu erklären. « In Paris trug man sich einen Augenblick mit Gerüchte von einer Krankheit des Grafen v.Chambord.Französischerkurs nalle machen darauf aufmerksam,daß der Prozeß wkicher die Gümr des verbannten Prinzen bedroht,keineswegs von der gegenwärtigenskegikdung eingeleitet worden,sondern daß derselbe bereits um einer Restauration(1829)seinen Anfang genommen habe. Se.k.Hoheitder Herr Erzherzog Ferdinand Mar ist von seiner Abreise von Fankreich nicht wieder nach Paris zurückgekommen, sondern über Calais nach Brüssel gegangen.Die Grifnthvik und Mensdorf Poully aus dem Gefolge cmk.1is.Hwhkik wurden,ersterer zum Kommandeur,letzterer zum Großoffizier der Ehrienlegion ernannt. Auch Graf Orloff sol einem oudit zufolge vor seiner Abreise von Paris mit dem Großkreuze der Ehrenlegion in Brillanten “Vearanihne! Dar Ein sin Augenbliewelt eine trug nannte phersönlichkkix aus Sardinien in der französischen Hauptstadt,die den P Kaiseren Brleon mehrere Gesdhenke des Könige Bitter Emanuel überbringen sol, als Gegencabeaux für die herrlichen Waren aus Sorzellan de Sevres, welche dieser souverän während seines Aufenthaltes in Paris von dem Kaiser erhalten hatte. Die erwähnte Persönlichkeit begibt Sigh Johann nach London, um der Königin Viktoria das Porträt des farbinischen Königs zu überreichen, damit es in der Gallerie der Hofens Kanderbengritter einen Prag einnehme. « « Der belgische Abbtå de Haerne,früher Kongreßmitglied und Abgeordneten,hat an das»UniVers«aus dessen,gegeniick belgische Verfassung gerichteten Artikel einen Brief geschrieben, worin er Die Haltung der belgischen Katholiken gegen die ihnen gemachten Vorwürfe zu verteidigen sucht. Er spricht si auch gerade nicht ohne allen Vorbehalt zu Gunsten der von ihm selbst mitbeschlossenen Freiheiten aus, schließt jedoch mit den Worten: „Daß die geringste Veränderung der Verfassung die gefährlichsten gotten Für Belgiens Unabhängigkeit an Marionalität haben künfte“. Eine Depesche aus Madrid vom 29. Mai lautet: „Ein aus 2 Linienschiffen, 3 Fregatten, 2 Korvetten und 4 Dampfern bestehendes KREIOMEREE ist dazu bestimmt , fin den Meerbusen von Mirifo zu egeben. ALs Berfaffer des vielbesprochenen infrrminirten Yrtk feld in den „Hamb. Nachr.” hat sich der Arvokat Fran Ih. Müller, ein früherer langjähriger Mitrevakteur der „Hamb. Nachr." bei der Polizeibehörde genannt. Dieser Here hat bei seinem Eelbfibsfenntnisse zugleich deponirt, dag er seinen Bormann nie und nimmer nennen werde, und von einer Bestrafung desselben und gar Leine Nevere , indem dieser Bormann eine sehr hochgestellte Persönlicheity sei. Verantwortlicher Redakteur: Karl Weißkircher. Lottos Ziehbungen: Wien, 31. Mai: 54 42. 73.50. 77. Graz, 31. Ma: 90. 57. 43. 33. 59. Prag,31. Ma: 78. 50. 59. 67. 28. -