Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1856 (Jahrgang 3, nr. 150-176)

1856-07-02 / nr. 151

Die einzelne Nummer tostet 1 fr. Em, Abendblatt des Pester Redaktiond- DBırean, Do­­rotheagaffe Hr, 1% an ersten Stu. 010. Aittwoch , 2. Inh­. Arv. 151. De, 1856. EN 77­ SS .·. «,«·-«-«-..- «"s..sp XC- Telegraphische Depercehen Der „Defterr. Em­resp.“ London, Montag Abends, Graf Klarendon erklärte in der Sichung des Oberhauses, Die Korrespondenz wegen Neapel sei mit Neapel selbst und zwischen den M Westmächten noch nicht beendet. Im Unterhause fand eine De­­batte über Moore’s Antrag auf einen gegen die Regierung wegen der amerik­­anischen Werbungssache auszusprechenden Tadel statt. Nachdem die Torreg die Regierung heftig angegriffen hatten, wurde über eine Beftagung der Debatte abgestimmt und Dieselbe mit 210 gegen 110 Stimmen verworfen, worauf Die Regierung freiwillig Die Beftagung aboptirte. Konstantinopel, 25. Juni. Die Krimm ist bis auf 15.000 Mann alliirtere Truppen bereits geräumt. Zur Revision der gegen Salih Pascha von Barna gepflogenen Untersuchung ist eine neue Kommission eingefest worden. Die Hofpodare der Donaufürstenthümer soien ungeachtet ihrer ablaufenden Amtsdauer einstweilen weiter funktionären. Der österreichische Konsul Baum ist hier eingetroffen. Die IT. Intermuntiatur ist nach Bujufdere übergesiedelt. Mom, 28 Suni. Die anßerordentliche Regierungskommission für Die Marken ist außer Wirksamkeit gerecht worden; die Provinz Ancona wird wie­­ „früher eine einfache Delegation. - - — l x, Wien, 1. Juli. In Folge des in den Öffentlichen Blättern ber­­eits abgedruckten­­ Erlas­fes des BH. E 1. Ministeriums­­ über die Begräbnis­­frage hat nun das evangelische Konsu­storium vor Wien an sammt­­liche ihm unterstehende Superintendenten , Pastoren u. f. mw. ein Rundschreiben gerichtet, wessen wvesentlicher Inhalt mir als folgender bezeichnet wird : Das Konsistorium weißt darauf hin, Daß es nach dem oben berührten Exlasfe der Wille des allerh. Monarchen, Dag jeder Religionskultus sich frei bewege und dag daher die protestantischen Geistlichen Diesem ausgesprochenen allerh. Willen gemäß, in den Ihnen untergebenen respettiven Bezirken varauf ihr Augenmerk richten mögen, daß ihnen „paffende” Stellen für die Begräbnisse ehrbar verstorbener Protestanten angemiesen werden und Daß sie in den Fallen, wo privatrechtliche Ansprüche auf Begräbnißstellen Plad greifen, ich ihres Rechtes auf eine ruhige Art im Wege der T. f. Behörden versichern; dann mögen sie dafür sorgen, daß bei den protestantischen Kirchen Thurme mit Gloden, wie er ihnen schon recht zusteht, erbaut, oder, wenn Die Gemeinde hiezu zu arm wäre, Doch auf den neu zu acquirirenden Triedhöfen Feine Glodenthl­rme errichtet werden, damit bei Der Begräbnißfeier geläutet werden könne; so wie auch, Daß bei den Begräbnissen in Zukunft alle jene Gebräuche beobachtet werden, welche durch den betreffenden kirchlichen Ritus auf den Kirchhöfen geboten sind, und Das sie bei dem Worte Gottes, Das sie nah am Grabe aussprechen, alle ver­­lobenden Berührungen anderer Glaubensbekenntnisse vermeiden sollen. Schließlich fordert das Tödliche Konsistorium Die Hrn. Superintendenten u.­­ w. zur Darnachachtung auf, daß sie auf den protestantischen Kirchhöfen auch Die Verstorbenen anderer rifliiher Glaubensgenossenschaften aufnehmen olfen. Bezü­glich, der Familiengrüfte solcher Familien, deren Glieder verschiede­­nen Religionsbekenntnissen angehören, verweist der Erlaß auf die zu erwar­­tende Entscheidung der b. f. E. Regierung. Dies ist eine dem MWeren, wenn, auch nicht immer dem Worte, nach ge­­treue Wiedergebung des Inhalts des neuesten Konsistorialerlasses, welcher zeigt, von welchem Standpunkte Diese Kirchenbehörde die Erlässe der h. Regierung auffaßt, und daß die Freiheit der verschiedenen Konfessionen die natürliche Konsequenz derselben ist, X- Weit, 2. Juli. Die Nachrichten der heutigen Posl veranlassen ung wieder Rußland in den Vordergrund zu stellen; seine Schritte gegenüber von Frankreich, Dänemar und Oesterreich sind gleich bemerkenswerth. — Was nun vor alem sein Verhalten gegenüber von Frankreich betrifft, so wird der , B. B. Ztg." aus Paris telegraphirt, Daß­ die Abreise Des Grafen Morny nach Petersburg bis Ende August ausgefecht ist; die Ursache Dieses Aufsehudes aber ging allem Anscheine nach von Rußland aus. Man schreibt nämlich hierüber Der "N 3.": „Anfänglich hatte Rußland wie bekannt den Prinzen Dolgorudy für den Posten in Paris in Besschlag gebracht, während Frankreich seiner­­beiderseits einig. Im neuerer Zeit aber fol Rußland, aus beiden Gründen ist nicht bekannt, den Namen Dolgorudy zurückgezogen und statt seiner Gor­­tiehafofft (man ist im Zweifel, ob der Statthalter von Polen oder noch ein anderer, seinenfalls aber ist der Minister Des Auswärtigen gemeint) vorge­­schoben haben. Hiergegen nun hätte Stanfreich den Einwand erhoben, daß Rußland anfangs mit der Ernennung Dolgorody’s Sranfreich einen besondern Beweis seiner Achtung Habe geben­ wollen, wenn es nun fast dieses Diplo­­maten eine Persönlichkeit zweiten Ranges fortihiebe, so künne Frankreich nicht, wie es beabsichtigt, eine Gesandtschaft erst­en Ranges und mit allem fürst­­lichen Pompe umgeben, senden. Hieraus würde folgen, das, wenn nir einer der beiden Theile nachgibt, von französischer­ Seite nur ein einfacher Gesandter nach Rußland gefickt werden würde." Wie Nußland Dänemark sowohl in der Sundzulfrage als in feiner Behandlung der Fürstenthümer zu unterflagen sucht und aus melchem Grunde, beleuchtet Die , B. B.-3tg.”, indem sie sagt: Cs­­st bekannt , daß die Regulirung der Erbfolgeangelegenheit identifch ist mit der Ausführung eines russischen Planes, dessen Endziel darin gesucht wird, Dänemark dereinst zum rufischen Erbe zu machen. Für Rußland is der Sund im Norden das, was ihm die Dardanellen im Süden Europas sind, und der Besich von Kopenhagen hat für das große nordische Reich Kiefelde Wichtigkeit, welche der Befug von Konstan­­tinopel haben würde. Nußland bat die nämlichen Beweggrü­nde, für Dänemark den Sundzoll zu erhalten, Die es hatte, die deutschen Herzogthümer als Gegenstände der ab­­soluten Berfügungsberei­tigung der bantrejen Krone zu fügen. Aus Kiesen Gründen­­ bat Rußland,als die erste Macht,die sich die Konzessionen entschloß,mit Schweden, das sich neuerdings zum sühverundert des Skandinaventhums proklamirt hat,den anderen­ Nächten eiligst ein Beispiel gegeben,und das Protokoll über die Sundzollab­­lösung vollzogen.Mit Ausnahme von Oldenburg,eine Ausnahme,die»sich leicht ers­­klärt—­ist keine andere der bei der Frage interessirenden Mächte dem löblichen Vor­­gange Rußlands gefolgt.Gegenwärtig ist nu1­,wie man sich er weiß,bhiemssische Diplomatie an allen betheiligten Höfen eifrigst bemüht,nicht nur die Sandzolldifferenz zu beseitigen,sondern auch allen Unmuth zu beschwichtigen,welchen Dänemarks Vers­fahren gegen die mit sein­er Krone vereinigten deutschen Gebiete hervoruft. Der Schritt,den Preußen und Oesterreich gethan haben­ scheint von Rußland wie eine unerfreuliche Ueberraschung hingenommen zu werden,die man,wenn anders die von Unterrichteten Verbreiteten Angaben begründet sind,durch das Wach­­rufen zurückgedrängter Erinnerungen unwirksam zu machen und abzustumpfen versucht. Man glaubt in deß hier­ nicht,daß die deutschen Regierungen den ersten Schritt ohne den festen Entschluß gethan haben werden,auch vie weiterett Schritte zu wan-wenn jener erfolglos bliebe. · » Auf diese russische Freundschaft gestützt,mag es geschehen sein,daß die dänische Regierung,entgegen der jüngsten österreichische­r und preußischen Note, die Domänenfrage entschieden hat.Der»Nord.Cour.«bringt nämlich fol­­gende telegraphische Depesche: Kopenhagen,28.­Juni,Abend­ 17 Uhr­.Heute erschien eine aller­­höchste Bekanntmachung,durch welche in Gem­äßheit des§­22 des Gesammt- Verfassungsgesetzes von 12.Oktober v.J.die besonderen Angelegenheiten des Herzogthums Holstein bestimmt und einzeln aufgezählt werden.Die Domä­­nen gehören darnach zu den gemeinschaftlichen Angelegen­­heiten der Monarchie. In solcher Weise gegen Frankreich und die deutschen Großmächte ge­­­richtet,sucht Rußland gleichwohl wieder sich Oesterreich zu nähernz­ wir haben schon gemeldet,daß die letzten Unterredungen des Fü­rstin Gortschakoff mit dem Grafen Buol freundlicher Natur traren,heute erfahren wir,daß Rußland nicht mehr absolut auf die Vereinigung der Dottau­­fürstenthü­mer besteht,daß mcm daher wahrscheinlich die beiden Fü­r­­stenthümer bei der­ Ordnung ihrer inmeren Angelegenheiten Vorläufig aus dem­ Gesichtspunkt ihrer gesonderten Existenz behandeln und die Re­­­gulirun­g der Verfassungs-und Verwaltungsverhältnisse für jedes Fürsten­­­thum nach den durch seine Eigenthümlichkeiten dargeboten­en Bedingungen vor­ nehmen wird. Eine französische Zeits­rift bringt rebt exit Die Nachricht von der Bestb­­nahme Der Kurileninsel Urup durch die Engländer und Franzosen während des orientalischen Krieges. Sie gehört zu Japan, obwohl Die Russen eine Handels­­niederlassung darauf besaßen, und legt sich bei einer Breite von 14 Meilen in einer Ausdehnung von 134 Meilen vor das ochoblische Meer. Da sie einen trefflichen Hafen beficht und si Durch eine reiche Vegetation so­wie milde Tem­­peratur auszeichnet, so if diese Station von großer Wichtigkeit sowohl für den Handel mit Japan als fir Die Beherrschung der Anurmündung , in deren Beii s­ich Rußland in der neuesten Zeit gelebt hat. Die vielbesprochene Zusammenkunft des Kaisers von Oesterreich mit Lonja Napoleon wird in einer Wiener Lithographischen Korrespondenz in Abrede ge­ ftellt. — Zu Paris diskutierte am 30. Juni Die Kammer die Dotation der Kinder der Prinzessinen des Hauses Orleans. Der Kaiser hielt Neue über die aus der Krimm zurückgekührten Oarderegimenter. — Der Prinz von Soin­­ville hat seinem Neffen in Eisenach einen Brief geschrieben, worin er ihm in einem väterlichen Tone zu be­denten gibt, daß er noch sehr jung sei und fulg­­isch sehr zurückhaltend sein müsse,­­ Die auch von uns, nach der „Snbep." gemeldete Demonstration, melde "der Vertreter Englands am Hofe zu Tosfann bei Gelegenheit der Namens­­feier der Königin von England dadur versucht haben soll, daß er auf seiner Billa zu Shovenz große teilo­are Fahnen mit Dem savopischen Kreuz neben den Fahnen Englands unter Pöllerschüffen und Mufti aufhilfen und auch noch Abends feine Billa in tritularen Farben beleuchten wie, gehört, nach Der "De. 3.", in das Gebiet müßiger Erbicchtungen, welche Das belgische Blatt zu verantworten hat. Privatberichte aus Mo 8 Tau erzählen son Den großartigsten und Fort­­spieligsten Vorbereitungen, die Dort zu den bevorstehenden Feu­ligkeiten getroffen werden. Der Kreml ist mit einem weitläufigen Gerüste umgeben, auf dem tausend Hände an Der Berfhönszung und Bewvsirung desselben arbeiten. Auch font in Der Stadt werden ganze Hänferreihen aufgepußt und namentlich auf denjenigen, welche zum Kreml führen, überall Schaubühnen errichtet, deren Hläbe für hohe Preise vermiethet werden. Der Preis der Wohnungen ist um 300 p&t. theurer geworden, und manche Hausbefitner haben ihren jüngsten Mietb­ontrasten Die Klaufel Hinzugefügt : „Am Krönungstage hat der Eigen­­thümer das Recht, Die Wohnung (oder das Haus) zu bewüben." Einzelne Benster sind bereits für 125 bis 150 Rb, vermiethet und so rausbezahlt, aber auch Pläne auf Dächern, Thü­rmen ,c. sind viel gesucht und t­eiter. Bei den französischen Gerichten dürfte neunächst ein für interes­santer Prozeß zur Verhandlung kommen, wenn nicht anders der Kaiser als Oberhaupt seiner Familie einen Machtspruch bhat. Man schreibt ung hierüber : Bekanntlich hatte der Erkönig Serome, als er noch ein junger Prinz und Flo­­tiffenkommandant war, nicht blos ohne Genehmigung, sondern sogar gegen den ent­­schiedenen Willen seines katserlichen Bruders die amerikanische MIR Patterson geheira­­thet. Nach einigen Jahren ließ er sich jedoch. Da er weniger Willensfertigkeit als sein Bruder Lucian besaß, auf ansprüchlichen Befehl des Kaisers von ihr scheiden. I inzwi­­schen war aus dieser Ehe ein Sohn hervorgegangen, der den Namen seiner Mutter führte und später ebenfalls Vater eines Sohnes wurde. Im Jahre 1852 kamen nun, auf ausdrücliche Einladung des Prinzen Serome, die beiden Patterson, Vater und Sohn, nach Paris, um ihren Vater, resp. Großvater, zu besuchen. Der alte Serome empfing sie auf’s herzlichste und fand namentlich großes M Wohlgefallen an seinem Enkel. Er stellte ihn selbst dem Kaiser vor, der den jungen amerikanischen Offtzster ebenfalls sehr Lieb gewann und ihm erlaubte, den Namen Bonaparte mit dem Prädikat Kaiserliche Hoheit zu führen. Der junge Prinz hat inzwischen den Feldzug in der Krimm als französischer Of­­fizier mitgemacht und sich Die allgemeine Hochachtung und Liebe seiner Kriegsfamere­­reits den Grafen Morny für St. Petersburg vorfällig. Hierüber war man

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