Pester Lloyd - Abendblatt, August 1856 (Jahrgang 3, nr. 177-200)

1856-08-02 / nr. 178

Die einzelne Nummer Zojtet I Pr. EM, Abendblatt des Pefter Redaktiond, Burean, Dos 0 rotheagaffe % Ne,12 im erften Stocd, Samfag, 2. Anguf. Hrd. 178. Def, 1856. Telegraphische Scperchen der „Desterr. Corresp““ Paris, Freitag. Der „Moniteur“ meldet als Saragassa vom 31. 9. Mis.: Nachrichten aus San Sebastian werden mit Ungeduld erwartet. Immer noch besteht die Hoffnung einer schnellen fließfertigen Lösung. In Na­­sarra und den bassischen Provinzen herrscht die größte Ruhe, Maris, Donnerstag. Deperchen des „Moniteur" Dementiren den Bestand eines Bmd­espalts im spanischen Kabinett. Ddeffa, 50. Juli. In­­­olge einer Beröffents­aftung vom 29. ». Mti. tritt vom 27. Juli an, für die russischen Häfen des schwarzen und afow’schen­­ Meeres fieder eine viertägige Obserpationequarantaine in Kraft, Eliffe für Eupatoria, Kertsch oder das afom’sche Meer müssen früher in Dopeffa oder Ihendofia Quarantaine machen. Turin, 50. Juli. Die amtliche Anzeige von der Ernennung des Gra­­fen Stadelberg zum hiesigen russischen Gesandten wird baldigst hier erwartet. Konstantinopel, 25. Juli. Beim Brande von Salonich zählte man 37 Zochte, 325 V­erwundete, 262 Magazine und Boutiquen, 144 Häu­­ser, 2 Kanals, 2 Moseen, 1 Kollegium u. s. w. verbrannten. Eine Ver­­ordnung ft erschienen, daß christliche Soldaten der türkischen Armee an Sonn- und Feiertagen ihren Gottesdienst in den Kirchen verrichten sollen, Verwundete türkische Soldaten werden künftighin pensionirt. Die bessarabische Grenzkommission verhandelt noch wegen Belgrad, dessen Befib die Türkei an­­sprigt. Die Archive der rufischen Gesandtschaft sind bereits eingetroffen. Zur Errigtung einer Telegraphenlinie von Adrianopel über Salonidy nach Alera­­nita und Bolgrad sind fünf Millionen Piaster bestimmt worden. Die Ar­beiten sollen ehesteng beginnen. V. Wien, 1. Augus. „Wenn eine maßlose Spekulation unserem Pa­­piere ein Aufgeld verschaffte, das die Resultate einer zehnmonatlichen Vers­waltung nicht "ganz gerechtfertigt, so ist das eine Thatsache, Der wir ganz fremd geblieben und für welche wir alle Verantwortlichkeit­ ableg­­nen müssen.". Dieses Bekenntniß eines Direktors der Pariser Omnibug­­gesellsshhaft charakterisirt die dortigen Börsenverhältnisse in eigenthümlicher Weise. Die Börse ist ihrer Natur nach freilich berufen, die k­ünftigen Er­­trägnisse eines Unternehmens zu esfampliren, allein wenn dies nicht mit Um­­figt und Berechnung geschieht, so kommt das Publikum leicht zum Berlust, wie Dies frangösische, Aftienbefiger zu ihrem großen Nachtheil erfahren. Der dortige Credit Mobilier hat alle unter seinem­ Patronate in die Welt tretenden Papiere so geschicht zu ponifiren verstanden, daß sie mit einem sehr hohen Agip unter das Publikum gebracht werden. Die Folge davon war, daß­ der Neinertrag der Schüblinge des Erebit Mobilier den hohen Erwartungen des Publikums nicht entsprach. Der Kurs dieser Papiere ging zurück und sice konnten nur mit Verruf an den Mann ge­bracht­ werden. . Unsere Börse hat sich bei aller Abhängigkeit von der Pariser Börse doch vor d­iesen Abnormitäten des Pariser Geldmarktes zu bewahren verstanden und mir­ haben daher au­ Feine fo. großen Kursschwankungen, die sie dort, an der Tagesordnung sind, zu regisi­iren. Die Aktien des Credit Mobilier sind seit 2 Monaten um 500 Fr. pr. Stüd — den betaderten Koupon von 178 Gr. Dazugereichnet: — gefunden, während die Wiener, Kreditaktien, deren höchster Kurs 395 gewesen, seit zwei Monaten um 12 bis 13 fl. gewichen sind. Die Leiter des­ Wiener Institutes sind troß aller Ehrenhaftigkeit ihres Charakters Feine Pereires; dafür aber sind die Aktien Feinen solchen Schwan­­­kungen unterworfen. Man rente fi, welche Zerrüttung es wohl in den Ver­­mögensverhältnissen der Privaten hervorbringen muß, wenn­ eine Aktie, die man vor zwei Monaten mit 1850 bezahlt, heute nur mit 1450 anzubringen ist! Einem mir zugenommenen Schreiben aus Schlesien entnehme ich folgende interessante Stellen: „Während Sie hier in Wien Samstag und Sonntag heftiges Regenwetter hatten, haben wir hier in Edylesien seit zwei Monaten feinen Regen, den man eigentlich Regen nennen könnte, höchstens Niederscläge und Thau. In Mähren und an der ungarischen Grenze ist wo­möglich noch mehr Dürre. Diese V­erschiedenheit der Witterung­en verhältnismäßig na­hen Landesiheilen is eine merkwürdige Charakteristi­ des Heurigen Jahres. Die Ernte, fährt der erwähnte fhlesische Defonom fort, scheint hier befriedigend auszufallen. Besonders schön fliehen die Kartoffeln, die bisher feine Spur der Krankheit zeigen”, ein wirklich herzlicer und , x Belt, 2. Augus. Se, Majestät der Kaiser if gestern Nachts 121­, Uhr von­ Zeplig in Wien eingetroffen. Die Reise von Wien nach Brünn hat der Monarch in drei Stunden zurückgelegt. In Prag war der Separattrain um­ 12 Uhr Nachts, somit in 10 Stunden angelangt. In Teplich war Se. Maj. um halb 6 Uhr Morgens am 30. Juli eingetroffen. Der Aufenthalt in den Bahnhöfen dauerte überall nur einige Minuten und es waren auch­ alle Empfangsfeierlichkeiten verboten. Dennoch hatte sich zahl­­reiches Buch­ m­i t­eilg an den Bahnhöfen versammelt, theils an den Eisen­­bahnen aufgestellt und wurde Ge. Maj. Überall von demselben freudigst begrüßt. In Teplis fand eine Zusammenkunft Sr. Maj. des Kaisers mit N­­ MM. von Preußen und Sachsen statt, melche den 50. Juli in Anspruch nahm und dem Bernehmen nach Familienangelegenheiten betraf. In Begleitung 3. M. von Sachen war Ihre Königi. Hoheit die Prinzessin Margaretha von Sachen und Ihre Königi. Hoheit Die Grosherzogin­ von Torfana. Am 50. Abends verließen die Maj. von Sachsen wieder Das freundliche Teplip und begaben sich sammt Samilie nach Pilluis. Se. Majestät der Kaiser trat Donnerstag, Früh 5 Uhr, die Nachreise an, und Se. Maj. der König von Preußen und Gemahlin folgten um 40 Uhr, die Richtung nach Pilluig nehmend. Der gegenseitige Empfang der gekrönten Häupter war wurde dabei nie Der­­eben so erfolgte die Trennung. Wie man vernimmt, ficherung des baldigsten. Wirdersehene geleistet. Die „Moniteur "Note über Spanien sol durch ihre Wendung ge­gen Narsaez selbst in der Umgebung der Kaiserin große Ueberraschung her­­vorgerufen haben : sie beweist also aufs neue, dag Napoleon sich absolut von Niemandem in die Karten sehen läßt. Die Pariser Diplomatie soll in dem Artikel eine nußlose Einmischung in Die Angelegenheiten eines fremden Lan­­des erblickt haben: es heißt sogar, sie hätte in einer eigenen Zusammenkunft über das Affenftnd berafhen. Indessen bestätigt sich, daß Perfigny nach Lon­don die Bereicherung überbringt, Tranfreih werde nicht anders als im vollsten Einverständnisse mit England handeln, Tropdem aber ft­og ganz sicher, daß in Barcafsonne eine fliegende Division organisirt wird, zi­­el der sieben Infanterieregimenter und drei Cavallerieregimenter aus den südlic­hen Departements bereits bdetadhirt sind. Das Commando ist dem General Lafontaine übertragen. Diese Division wird eintretenden Falls von zwei Get­ten an die Grenze rüden, der eine Iheil durch dag Nrriegedepartement, der andere über die östlichen Parenden, Marquis Turgot, dem von seiner Regierung vorgeworfen­ wird, er habe das dem kaiserlichen Prinzen bestimmte goldene Vließ für sich zu ers­langen gesucht, sol Hinfort nur no B Gesandter in partibus sein. Man vere­­ichert, Napoleon habe eine Person seines engsten D­ertrauens nach Ma­drid abgeschickt, um in reculter Form, O’Donnell gegenüber, die Politik Frank­­reiche wahrzunehmen und Die Contrerevolution zu inspiriren. Von anderer Seite sagt man, die Bestellung eines geheimen Coadjutors für den Marquis Zurgot sei in die Form einer Confivenz gegen England gekleidet worden. Die Anwesenheit des Lord Hamden in Paris hat z­wischen diesem und Herrn Benedetti zu manchem Austausch geführt, der dem französischen Hof es räthe­n­­ habe erscheinen lassen, in seiner wirklichen Vertretung eine Nenverung eintreten zu lassen, ohne die allzu demonstrative Form eines Gesandtenwedsels zu wählen. In Paris veröffentlicht der "Moniteur" das Gefeb bezüglich der drei Renteneinschreibungen von je 200.000 Fred. zu Gunsten der Erben der Kö­nigin der Belgier, der Herzogin von Sachsen-Loburg-Gotha und der­ Erben der Herzogin von Württemberg. Wie es heißt, hat die aus dem Prozeß Pescatore bekannte Madame Weber sich verbindlich gemacht, ihrem Advotaten 100,000 res. zu zahlen, wenn er den Prozeß gewinne,­ und 25,000 8res., wenn er ihn verliere. Der franische Nechtegelehrte (ehedem Minister), Bravo Murillo, hat ein Gutachten eingefhict, worin nachge­­wiefen wird, Daß selbst vom Standpunkte des franisschen Gefäßes die so ge­­schloffene Ehe Leine giltige fi. Graf Morny, der bereits Berlin paf­­firt hat, denkt daran, von den reichen Erträgnissen seiner industriellen Shätig­­fett einen eigenen Heerd zu errichten. Man nennt eine deutsche Prinzessin als die Auserwählte des Grafen und fügt hinzu, daß vor der Vermählung die Schon lange angekündigte Fürstenfrone, das Haupt des Grafen Morny zies­sen werde. Die Prinzessin ist eine der fürstlichen Töchter „Des weitverz­weigten Hauses Hohenlohe, die Sponfalien sollen in­ Deutschland bei der Anwe­senheit des Grafen verabredet worden sein, Leste Woche wurden, und zwar, nicht blos im Saubourg Saint-Antoine, neuerdings viele Personen, die nicht alle Arbeiter sind, verhaftet... Sie sollen die eigentlichen Führer der unzähligen geheimen Gesellschaften in den Departements sein. Be­waffnete Banden haben die Ruhe in dem Departement des Deur Seines gestört Wo es an verschiedenen Orten zu einem förmlichen Kampf zwischen den Ruheflörern und der bewaffneten Macht kam. Diese Auf­tritte sollen jedoch keinen politischen Charakter haben, da sie fast jedes Jahr zur Erntezeit vorkommen.­­ Aus London wird dem Gerüchte, die Königin werde sich nach Ber­in begeben, in offizieller Weise widersprochen. Das eigentliche Geheimnis der großen Krawattenfrage ist erst recht bekannt geworden. Die Tracht, die der Professor Mahen zum Lever angelegt, it dieselbe, Die Georg Ill, vor dem Abfall der amerikanischen Kolonien für die Lehrer der Militär­­schulen als Gala vorgef­rieben und die heute noch in einer von den Vors­bereitungsschulen der ostindischen Kompagnie getragen wird. Die Engländer tannten ihr eigenes Werk nicht mehr. Der Sultan hat dem Nigh­­tingalefond3 1000 8, Gt, geschenkt, Petersburger Brisfe melden, daß der Kaiser den Befehl ert­eilt habe, Seistliche aller im grufischen Neic­ vorhandenen S Konfessionen, und aug der nichtcriflichen Religionsparteien, offiziel zur Krönungsfeier einzuladen. Es wird versichert, der Kaiser habe erklärt, die Religion dürfe seinen Unterschied begründen in dem An­spruch auf Anerkennung, welchen fi alle Unterthanen seines Reichs ohne alle Ausnahme erworben hätten. Den Vertretern der Konfessionen, Sekten sc, wird in dem Krörungsaufzuge eine besontere hervorragende Stelle zn­ge­wiesen werden. Sämmtliche moldauische Minister haben ihre Demission eingereicht. Man beschäftigt sich regt eifrig mit der Bildung des neuen Ministeriums und wird die Wahl, wie es heißt, folgende sein : Alexander Stourdja, Staatsse­­kretär, er war es bereits in früheren Jahren ; Logothet Theodorash Bala, Minister des Innern ; Stefanija Katardig, Minister der Justiz; ; Star­at Nor­fetti, der Sinanzen ; Lazeefu bleibt Hetmanz die Worten des Kultusministers und jenes der öffentlichen Bauten sollen undefekt bleiben. Ueber den bereits telegraphisch gemeldeten Aufstandssersuch in Maffa und Ca­rrara meldet die „Oazz. Piemontese“ vom 28. Juli: Telegraphische, aus Epezia angelangte Depeschen sprechen von einem Aufstand, den man, wie es scheint , in der Nacht vom 25. bis 26. Suli im Herzogth­um Maffa und Carrara verführn wollte. Bei Parmignola auf Estensishem Gebiete wurden in der That am 26. Morgens an hundert Bewaffnete bemerkt. Man behauptet, sie hätten einige Estenfische Finanzwäch­ter entwaffnet und sich der Zollwaffe von Parmignola bee 7

Next