Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1856 (Jahrgang 3, nr. 226-252)

1856-10-20 / nr. 242

sehr alles beim Alten geblieben. Kierifats bleibt ohne praktische Folgen, denn der Oracismus macht nach wie vor Propaganda, und wird von oben herab möglichst begünstigt. Die sehnlichst erwarteten Reparationen im Grenzverzehr bleiben no íme mer aus, wenngleich für die Grenzan­wohner einige Bergünstigungen eingetre­­­icht mehr den frühern unwillkürlichen­ Derationen ausgefeßt if. In den Militärverhältnissen Die beiden Diener des Kabinettraths Nie­­buhr und des Generaladjutanten 9. Gerlach, welche unmittelbar in den Depe­­schendiebstahl verwidelt sind, sollen sich gegenwärtig in Amerika befinden. Seien wir: Der Verwaltungsrath ber Defterr. b. M. Kreditanstalt für Handel und Gewerbe Proviforium Herrn Iran; Rihter als Hauptdirek­tor gewählt. Diese Wahl hat — wie früher die Wahl des Herrn hatte die Genehmigung dasselbe bei der Genehmigung die angenehme Veranlassung, neben dem in her­vorragender Weise Dem gewählten fundgegebenen Vertrauen des Verwaltungs­­rathes , die bisherige Thätigkeit des Herrn Nichter, so wie seine bewährte und anerkannte Geschäftstüchtigkeit zu würdigen, Jen sind, und das Parwesen in der gestrigen „Wien.­3." nach längerem » ist alles wie früher. Aus Berlin schreibt man: hat in seiner Situng vom 8. » Schiff — des ich. 8. F. Finanzministeriums gefunden, und Der Sturz des Ministeriums O’Donnell. * Die verschiedenen Berichte über den Ministerme­d­ander ab.“ 12. Oktober, Tautet : Do’ Donnell, welcher auf dem­ Testen Hofball die Art von Huldigung, welche dem Marschall Narsatz zu Theil wurde, und die Zuvorkommenheit, mit welcher die Königin ihn Überhäufte, wohl bemerkte, verließ des Palastes gesagt hatte, eine mehr konservative Richtung zu geben­ werde. Hierauf aber stellte O’Donnell ging fondats entwurfs beschäftigt von were, er seine dem Throne sei, dreitägige die Salons, Yung zu verlangen und um der Eidesleistung des Redenszeit und nachdem er Herzogs von dritten dar, daß die Königin ihre Unterredung auf in Folge dieser Ministerkrise in Madrid verbreitet, sagte D’Donnell und General Dulce werde mit abgehen und Aragon infurgiren, und D’Donnell werde dem Bolfe die Thore der Artilleries Parks öffnen und so den Kampf beginnen. Man der fügt bei, daß Großoffiziere Entlaf- Balencia beizumahnen. Der Königin fam die Aeußerung , wie zu erwarten war, bald zu Ohren und als sie in der folgenden Nacht mit O’Donnell arbeitete, sagte sie ihm, Politik sie wolle die Beziehungen zu Rom durchaus t­feder anknüpfen und erachte es für angemessen, das an der Sorge der konservativen Partei ein Mann stehe, der als ihr Führer bekannt ist, und sagte, daß wenn er diesen Pflichten Dean O’Donnell verstand den Wink, da dieser unfehlbar den Sieg nehmen Palast zurück, um der Königin zu sagen, daß das Ministerium ‚entschlossen sei , ihren Winschen nachzukommen und den Angelegenheiten eine noch versührlichere Richtung ge­­ben werde. Als Beweis führte er an, daß man bereits mit Ausarbeitung eines Ron­­Die Königin dankte O’Donnell, bestand aber auf­ die Nicothiwendigkeit einer Organisation der die Konservativen Speen repräsentirenden Partei, DO’Donnell verlangte bot dann seine und seiner Kollegen Entlassung an. — Das Ministerium — fügt der Korrespondent hinzu, welcher die An­­nahme der Abdankung in der Nachschrift seines Berichtes anzeigt — Ist moralisch todt, und wenn es, was nicht unwahrscheinlich ist, diese Krise überlebt, so wird es dennoch bald sterben, denn sein Todesurtheil ist längst ausgesprochen. Uebrigens hatte man die aben­­teuerliften Gerüchte Die "Ind. belge" bringt ebenfalls die Vifalvaristen Kavallerie die Führer der republikanischen Partei die ihnen desfalls gemachten Eröffnungen mit der Aeuie­­rung von der Hand wiesen, daß zivischen O’Donnell und Narvatz sie sich für Lehe tern aussprechen würden, ein Schreiben vom 12. Ort. Darz Narvaez gleich bei seiner Ankunft den Famtilianischen Stolz und die Empfänglicheit des Bosfes für seine Unabhängigkeit, indem er auf die Abhängigkeit des Ministeriums vom Auslande hin­wies. Darauf bezieht die in unserer vorgefirigen Abendnummer mitgetheilte Erklärung des Mi­­ausführt, daß das Ministe­­aló daß es seiner Würde das Desamports­­über O’Donnell hinmwegzufommen und In Hebereinstimmung hiermit sagt die vorerwähnte anzulan­­N Korrespondenz der " 310, Helge": „Am Abende des Tages, an welchem die Szene zwischen Narvaez und Guell, Schwa­­ger des Königs, stattgefunden hatte, schrieb Die Königin an Narvaez und verbot ihm sich zu schlagen, weil er sein kostbares Leben nicht ausfegen dürfe, das erhalten werden müßte, um noch größere Dinge in Spanien auszuführen. Dies beunruhigte O’Donnell und als er am Hofball sah, daß die Königin dem Marschall Narsaez die unzweifelhaftesten Betreffe von Wohfwollen gab, wuchs seine Verstimmung, und seine Gemahlin, welche in alle seine Geheimnisse und Gedanken eingeweiht ist, wurde und­, als sie diese Vorboten des nahen Sturzes bemerkte. O’Donnell, so versichert man, sagte zur Königin: Madame, ich sehe, hier sind zwei Konfetls » Präsidenten, ich von Rechtswegen und Marschall Narsaez der Sache nach. Am folgenden Tage traten die Minister in Berathung, mach­­ten sich ihre Lage dar, beschlossen von der Königin Aufklärung zu fordern, erhielten solche aber nicht, wurden vielmehr mit einigen allgemeinen Höflichen Redensarten abge­­fertigt. Nun kam es blos darauf an, da sie merkten, daß ihre Abdanfung unausbleib­­lich war,ihren Rückzug konstitutionell zu maskiren, und so befehloffen sie die Unterzeich­­nung der völligen und radikalen Aufhebung des Desamortisirungs-Gefeges zu­ verweigern. Es ist zwar richtig, daß das Gefeg sehon suspendirt war und die Minister also bereits nachgegeben hatten, aber man fand doch, daß diese Konzession nicht refinitiv sei und so benuste man noch diesen Umstand , um die konstitutionellen Sormen­ zu decken und bei der Niederlage wen­­gstens den Anstand zu retten. Eine andere Korrespondenz vom 12. Oktober sagt über das Ende der Seite: „Das Ministerium, als die Königin die Aufhebung des Desamortisirungsgefeßes forderte, erklärten nach langer Diskussion, daß es nicht sofort Darein willigen künne, sondern Zeit gebrauche, um die Stage zu füh­ren. General O’Donnell verlieh den Palast und gleich darauf traten Narvaez, der Herzog Nivas, Noceral und Moyano ein, welche in langer Konferenz mit der Königin und dem Könige blieben. Um Mitternacht wurde ein Offizier des Palastes zu Herrn Collado gefehtet und derselbe ersucht, von seinen Kollegen die Entlassung zu übernehmen. Herr Collabo erklärte si unwohl und nachher unfähig,­ den königlichen Befehl auszuführen. Heute Morgens erhielt O’Don­­nell durch einen Offizier die Aufforderung, um 11% Uhr Nachmittags im Palaste zu er­­lennen und die übrigen Minister um 2 Uhr dahin zu bestellen. O’Donnell Fam und die Königin erklärte ihm, daß fier seine Verdienste um den Thron und die Ordnung zu faben wisse, daß es aber noth­wendig Coreciso­ sei, die Ziegel der Regierung andern Nationaltheatere»MärthavagyaRichmondiväsär.««vigoperu, A felvonásban. 4 Deutsches Theater : „Produktionen indischer Magie" des Herrn Hermann Monhaupt, Vorher „Robinau der wandernde 3atbererer"", Poffe mit Gesang in 1 Aufzug, liegen nun würden gen. vor. Sie weichen nur hinaus, um sich mit er werde­nf Die Neuelung des höhern katholischen­­ Händen zu übergehen. Um 2 Uhr saniert die übrigen Minister und alle gaben ihre Yun Mae 9­966 a­n Demission. Der unerwartete Vorfall hat eine große Wirkung, eine Art ae­chre­­dens hervorgebracht.” Einer Madrider Korrespondenz der "SR. 3." entnehmen wir folgendes: „Schon auf dem Balle und noch früher bei Gelegenheit des Streites zwischen M­arvaez und dem Schwager des Königs hat sich eine auffallende Veränderung in der Sesinnung der Königin Senem gegenüber Fund gegeben. Sie schrieb ihm eigenhä­n­­dig einen Brief, in welchem die Worte vorsamen: „Dein Leben gehört mir, Du bist mir dessen Erhaltung schuldig, und in welchem sie ihm befahl, die geringfügige Sache fallen zu lassen. Auf dem Balle ward der Herzog von Balencia zum Tanze nicht etwa, wie das herkömmlich, Durch einen Offizier des Palastes, sondern durch den König, aufgefordert. Von dem neuen Ministerium ist natürlich dasjenige zu erwarten,was Männer an der Gewalt,,Energie««zu nennen pflegen;sie haben mit Absetzun­­gen und reaktionären Schritten begonnen,wie eine Depesche aus Madrid vom 15.Oktober ergibt,welche lautet:»Die,,Madrider Zeitung«Veröffent­­licht die königlichen Dekrete,die dasrismische Konkordat in seinerganzeraft herstellen,die Bestimmungen für nichtig erklären,welche ihm zuwiderlaufen,die Vollziehung des Degamortisikungsgesetzes suspendiren und die schwebenden Ver­­steigerungen annulliren.­——Die Gouverneure von Corunna,Ciudad­ Real, Pontevedria,Alicante,Cordova und Toledo sind ihrer Aemter enthoben.—Herr Arguelles ist zum Direktor der überseeischen Abtheilung ernannt worden.««— Nach den neuesten Nachrichten aus Madrid ist denn auch bereits die von O’Donnell bei Wiederherstellung der Konstitution von 1845 noch gemachte Konzession eines Zusatzartikels über Wahlgesetz und Preßfreiheit zurückgenommen. An ihrem Geburtstage noch hat die Königin den Mitgliedern des früheren Ministeriumsspastor Diaz,Rios Rosas und Collado das Großkreuz Karl’s III. verliehen.O’Donnell ist bei diesa Auszeichnungen leer ausgegangen. Andrerseits nahm die über den das Minsterium Manifestationen aus el von 12. solchen Aus­­senste­­in den in unwesentlichen Nebenumständen von ein­­Madrid. Eine Privat-Korrespondenz französischer sich erheben, und bewußte von uns uifters des Aeußern, rium im „Cspagnolieme" etwas vergeben hätte, gesucht werden mußte, das offenbar Alles nur Blätter einem diese Räume nur noch betreten, um seine einen andern Gegenstand seinen Kollegen zu berathen und Fehrte bef den „Tonferpativen Ideen“ Paftor Diaz, im Wege ftebe, ex feine Entlafung geleifteten Königin in welder er eherjzw weit gegangen set, fallongsgefes zum Vorwand, da nun einmal es fet nöthig fallen Dienste in der ihrer Ideen herbeifüh­­sich ein bestimmter Gegenstand follte. Indessen sind des innerlich fohion reifen Entschlusses. « » Dörfenn und Handelsnachrichten. * Wien, 18. Oktober. Die heutige Börse ergab im Allgemeinen kei­­nen erheblichen Geschäftsverkehr. Am meisten begehrt waren Donaudampfi­iff­­artien, zufolge eines günstigen Gerüchtes bezüglich der Entschädigungsfrage zwischen der bh. Staatsverwaltung und der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft, und die Kurse erfuhren wieder eine erhebliche Steigerung. Staatsfonds bes­haupteten sich fest, 1839er Lose hoben sich um 1 pCt. In den übrigen Effek­­ten trat, bei schwachem Umfabe, keine wesentliche Veränderung ein. Devisen steigend ; von Baluten war Gold um 1­, pCt. Höher, Silber unverändert. Prolongation etwas erschmwert. Stuhlbörse Im Produktengeschäft entwickelt sich eine größere Neg­­samkeit, und wenn auch die Preise noch keine wesentliche Steigerung erfahren, so dürfte sich Dodh die Voraussehung, daß der Wendepunkt für sie eingetreten, bewähren. Die aus den meisten ausländischen Plätten hervortretenden, höheren Notizungen für Getreide blieben indessen auf unsern Markt ohne Einfluß, da der ungewöhnlich felcchte Mehlabfall drühend hierauf einwirkt, aus welcher Veran­­lassung an der heutigen Börse die Weizenpreise bei einem Umfabe von kaum 20.000 Meben, abermals einen Nachgang von 6 — 10 Er. per Meben er­­litten. Banater Weizen bei fairem Ausgebot 87—88, 89­­,pfündiger 4 fl. 48-55 fr., 5 fl. 12 fl. ab Wieselburg, ungar, Kor­n-ohne Begehr, für Plablonium begeben 78—82pfünd. á 3 f.—3 fl. 12 fl., Gerste ver­­nachlässige 68 — 82pfünd. 2 fl. 48 bis 3 fl. 6 fl. ab Wien ; Banater Ku­­turuz unbeachtet, im Preise nachgebend, 82—84pfünd. 2 fl. —2 fl. 12 Fr. ungar. Hafer, bei starren Zufuhren billiger erlaffen, 45—48yfündiger 1 fl. 22—26 fl. ab Raab. Rübsamen findet Beachtung, und wurden im Verlaufe der Woche circa 15.000 Mb. á 7 fl. Iofo Raab und bis 7%, fl. lofo Wieselburg begeben. Im raffinirtem Rübof ist der Plab aller früher eingelagerten Vorräthe entledigt, und von zweiter Hand in unerheblichen Par­­tien nur­­ 311%, fl. ab hier, anzukommen, Sabritanten fordern 32 fl., Schluß ohne Geber. Neapel, 11. Oktober. Im Beginne des laufenden Monates wurde eine Erklärung ‚zwischen der neapolitanischen und russischen Regierung ausge­­wechselt, welcher zufolge die Bestimmungen des Handeles und Schifffahrtsver­­trages­ vom 25. September 1845 nicht auf indirekte Provenienzen ausgedehnt werden. Eine ähnliche Erklärung wurde mit der niederländischen Regierung, betreffend den Vertrag vom 17. November 1847 und die Erklärung vom 22. Juni 1855 über den indirekten Handel ausgetauscht. Die für Provenienzen aus Malta verhängte fünfzehntägige Sontumaz ist aufgehoben worden. Berlin , 18. Oktober. 5pCt, freiwillige Anleihe 99 °/,­­ 3pCt, Metal. 78 ; Bien 95'),; 1854er Lofe 101 °/, ; National-Anlehen 80; Staatseisen­­bahnaktien 137 ; Kreditaktien 158%, ; Westbahn 102%, ; Theißbahn 1047. Matt, Frankfurt, 18. Oktober. Flau. 5pEt. Metall. 76; 41/,pCt. 65%, ; Wien 112; Bankaktien 1184 ; 1854er Lofe 99'/, ; Nationalan­­lehen 77', ,, Staatsbah­n 236 ; Streditaktion 169", ; Westbahn 202%. Amsterdam, 18. Oktober. Anfangs günstiger, Dort verzinsliche 82 ; 5pCt. Metall, 72'/,, ; 2YzpCt. 37 °/, ; Nationalanlegen 74'/,; London, 18. Oktober, Mittags. Konsols 92, Paris, 18. Oktober. 6pCt. Rente 67.15; Alysp&ige, 41; Gilber­­anl. 864; Staatsb. 792; Kredit-Mobilier-Ak­ien 1485; Lombarden 616; Biel Baarläufe, Börsenschluß wenig belebt, ziemlich fest. Paris, 10. Dit. Abends. 3pEt, Rente 66.90.

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