Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1857 (Jahrgang 4, nr. 1-25)

1857-01-26 / nr. 20

OT. bendblatt des ; Y jesz = Abendblattdes Pefter Floyd. Sz Gr) Pe, 1857. . Montag, 26. Jänner. Nro, 20. E.M. Wreßburg, 25. Jänner. Heute um 10 Uhr fand hier im Gasthause zum grünen Baum die 23. Generalversammlung der Preßburg- Tirnauer Eisenbahngesellsch­­ft statt, deren wichtige Re­sultate Ag hiemit in Kürze mittheile, mir vorbehaltend, von Höchst günstigen Rechenschaftsbericht der Direktion für das Jahr 1856 in Kürze nachzutragen. Die Dividende der Prioritätsaktien wurde zu. 3 pCt. und der Net des Rein­­ertrages­ von ca. 9000 fl. EM. zur Vermehrung des Betriebsfondes bestimmt. Den Hauptpunkt­ der Heutigen Verhandlung bildete aber die Trage, ob­ nach dem Antrage der franz. Staatseisenbahngesellschaft eine Kommission zu ernennen se, welche den­ Verkauf der Preßburg-Tirnauer Eisenbahn an­ die obengenannte Gesellschaft zu besorgen Hätte aber nicht. Schon in der im März vorigen Jahres abgehaltenen Versammlung war Dr. Brerina beauftragt worden, die Preßburg-Zirnauer Bahn der franz. Eisenbahngesellschaft anzutragen; er bot der franz. Gesellschaft die Niedergabe der Bahn gegen Nedernahme der jähwe­­benden Schuld von 150,000 fl. EM. und der im Betrage von 1,500,000 fl. ausgegebenen Aktien zu ihrem vollen Nennwerthe, jedoch nach verschiedenem Zinsfuge, je nachdem die Aktien erster oder zweiter Emission (Prioritätsaktien)­­ wären, gegen spätere Genehmigung durch einzuberufende Generalversammlung an. In einem an die heutige Generalversammlung gerichteten Schreiben des Verwaltungsrathes der franz. Cesellschaft wurde jedoch die Ermission eines or­mités beansprucht, welches ohne Vorbehalt einer­ weiteren Genehmigung durch eine Generalversammlung der Preßburg-Tirnauer Eisenbahngesellschaft, sogleich den­ Verkauf abf­liegen könnte. Zugleich wurden die mündlich gestellten Bedingungen eines einflußreichen Verwaltungsrathes der franz. Gesellshaft­ für den Ankauf mitgetheilt, die darin befanden, bag die franz. Gesellschaft 2000 Stüd ihrer soEtigen Prioritätsobligationen & 275 red. und Die Uebernahme, wer schwebenden Schuld von 150,000 fl. EM. anbot, so Daß zu dem jebigen Kurse berechnet auf eine Preßburg-Tirnaner Aktie jeder Kategorie circa 46 fl. EM. kämen, Nn einer sehr heftigen Debatte entschloß sich endlich die­ Bersammlung, um von sich selbst den Schein abzumälzen, als wenn­ sie nicht­ Willens wäre, jede Gelegenheit zu irgend­einer Ü­erbesserung ihrer Lage zu ergreifen. Drei Mitglieder zu wählen, meldhe von der franz. Gesellhaft griffigere Be­dingungen zu erhalten suchen sollten und, falls dies eintreten sollte, diese Bedingungen einem Komité aus­ 12­ Mitgliedern zum­ definitiven, Abschlusfe unterzubreiten hätten. Dieser Beschluß wurde mit 96 gegen 22 Stimmen gefaßt. Es sprach sich zugleich der Wunsch aus, nur unter Außerfigün­­figen Bedingungen abzuf­ließen, da theils das hoffnungsvolle Ge­­bahren des lethten Jahres, theils die gegründete Aussicht auf das Gelingen des Graf Königsegg’schen Projektes des Welterbaues, dessen rüstiges Vorwärtsschrei­­ten durch Die Unterstübung­ der hohen Behörden ebenfalls zur Sprache kam, mit Recht eine bessere Zukunft der Bahn erwarten läßt. Zu Direktoren­ wur­­den gewählt : Herr Kania, Hr. K­ampfmüller, Hr. Moffoeyy, Hr. Haußer, Hr. Ranzi, Hr. Braezina und Hr. Strider ; für die Unterhandlung mit der franz. Gesellschaft Die Herren Brzezina, Kania und Müller, und­ ins Ratifikationsfo­­mit" Die Herren : Stringer, Kampfmüller, Hauer, Ranzi, Herdy, Strider, Sitz fer, Eol, List, Waranits, Dr. Mayr und Hofer. "Politische Rundschau. Die Bedingungen, die Preußen an Neuen­­bürg gegen den Berzicht, auf seine Souveränitätsrechte stellt , sind­ bekannt, sie lauten : 1. Anerkennung und Gewährleistung des königlichen Privateigenthums im Kanton Neuenburg und der daselbst liegenden Domänen. 2. Die Berechti­­gung den Titel eines Fürsten von Neuenburg und Grafen von Balangin fort­­zuführen. 3. Garantie des Bestandes der Bourgeoisien. 4. Sicherstellung der milden Stiftungen. Wie es nun die Schweiz gegenüber diesen Forderungen ausspricht. Darüber legen Heute mehrere Berichte vor. So schreibt man der "Wef. 3." aus Bern : „uf die­ Begehren Preußens werden die Sunfteaktionen des­ schweizerischen Ab­­geordneten wesentlich in Folgendem bestehen: Die Eidgenoffenschaft kann sich um das Privateigenthum des Füniglichen Hauses nicht bekümmern. Hat dieses der­­artige­re im Kanton Neuenburg, so haben darü­ber die neuenburgischen Gerichte, wie über andere Civilansprüche zu entscheiden.­­ Ebensowenig .Ast die Eidge­­nossenschaft im Safe dem Königlichen Hause einen Titel, wie­ denjenigen des Fürsten von Neuenburg zu gewährleisten; sie hat aber gegen die Führung dieses Titels nichts einzuwenden, sofern darin keinerlei politische Rechte Anvoistet werden. Die­­ Sicher­­stellung der milden Stiftungen unterliegt Feinem Anstande, sofern­­ mit Dieser Sicherstellung keine unzu­lässigen Barrechte verbunden werden wollen. Was nun aber die Ansinnen in Betreff der Domänen und­­ Bourgeotisienangele­genheit betrifft, so muß die Eidgenossenschaft piefelben ent­­s­tedben von der Sand weisen Die Gründe dieser Weigerung sind folgende: Der König von Preußen besaß­ die Domänen in Neuenburg nur als Fürst von Neuenburg und Graf von Balangin. Mit der Abdifation der fünstlichen Souveränetätsrechte muß daher auch das Eigenthums­­recht auf jene Domänen­ an den Erben der Souveränetätsrechte, nämlich an den Staat Neuenburg übergeben. Wollte aber Preußen­ das Besigrecht auf die Domänen an die bloge Beibehaltung des Bürstentitels km­pfen, so wird die Schweiz natürlich auch­ gegen diesen Beibehalt protestiren. Ebenso erklärlich ist die Weigerung in Betreff der Bour­­genisie. Der Kanton zählte bis 1848 vier solcher Bourgenisien, bürgerliche Korpora­­tionen mit theilweise sehr bedeutendem Genossengute. Früher besaßen diese Bourgeo­­iien auch politische Vorrechte, aber schon­ die fürstliche Negierung hat dieselben, als der Einheit der Administration unbequem, beschnitten und mit der republikanischen Vertafe­lung von 1848, mußten sie natürlich gänzlich wegfallen. Gleichwohl blieben diese fest­­geschlossenen Genossenschaften ein ftetes Hemmniß in der freien Entfaltung des Gemein­­dewesens. Die Stadt Neuenburg 3. B. zählt circa 8000 Einwohner; gleichwohl wurde der Stadtrath, immer nur von den Wählern der sich auf circa 1600­ Seelen belaufen­­den Bourgeois ernannt. Schweizer Blätter argumentiren : „Sollten die vier, Bourgeoisien von Neuenburg, Balangin, Landeron und Boudry wieder als politische Körper­­schaften mit ihren früheren ausgedehnten Immunitätem auftreten, so sei die gegenwärtige Regierung in Neuenburg unmöglich. Die fürst die Regierung selbst habe früher Mehreres davon aufgeben müssen, weil sie mit solchen Privi­­legien nicht habe auskommen können. In der Gestalt einer bloßen Verwals­tung von Stiftungen könnten sie übrigens wohl fortbestehen, obwohl es auch dann an Konflikten mit der Kontrole der­ Staatsgewalt nicht fehlen werde, wie die­ lebten­ Jahre beriefen hätten. Sehr Hei­lig sei auch die Trage in Betreff der Domänen, die einen jährlichen Ertrag von etwa 150.000 $ranfen ein­­brächten, und aus denen in den früheren Zeiten sämmtliche Staatsbedürfnisse bestritten worden seien. Sollten diese als Privateigenthum des Fürften refla­­mirt­ werden, so würde­ die Auseinandergebung sehr sch­wierig sein.“ · Gleichzeitig wird berichtet,als habe Louis Napoleon dem Dr.Kern ver­­sprechen,daß weder eine Geldentschädigung solle gefordert werdet,noch solche Garantien,die mit der vollständigen Unabängigkeit Neuenburgs im Wider­­spruch wären,wie z.B.die Wiederherstellung der vier Bourgeoisien,nur das Privateigenthum des Königgi­s-Lande solle gesichert werden.Jedenfalls aber werden diese Fragen zwischen Preußen und der Schweiz selbst,unter Vermitt­­lung von Frankreich,entschieden werden an Kemsn Park Hat zu diesem Zweck ausgedehnte Vollmachten.Die Konferenz wird­ wie wir schon am Sonn­­abend berichtet,blos das bereits fertige Arrangement zu garantiren und die er­­folgte Modifikation der Wiener Verträge in angemessener Weise auszusprechen haben,ihr wild aher schließlich nur sehr kurze Zeit in Anspruch nehmen. Der«Brund«ruft den Diplomat in der Konferezzm »Die Schweiz hat mittels in der Anspannung der höchste Volkskraft durch die That ihre friedliche Gesinnung bewährt,sie steht auf gesundem Boden und setzt ihr Vertrauen auf.Zusicherungen,von welchen sie annimmt,daß sie der guten und nicht der schlechten,der ehrlichen und nicht der falschen Diplomatie entsprungen sind.Die Schweiz hat durch dikT hat das tiefgewurzelte Vorurtheil zerstreut,als ob sie der Sturmbock der europäischen Revolution t wäre,wird nun auch die Diplomatie durch— die That jenes andere Vorurtheil zerstreuen,daß ihr niemals zu trauen sei.Wirers warten zuversichtlich:Ja!««4 Nach einer Londoner Depesche vom 24«hätte die britische Regierung die Nachricht empfangen,daß Persien nach Wegnahme Buschir’s die eng­­lischen Bedingungen acceptirt habe.Fremd­ steht diese Kunde inschroffele verspräche mit der,,Morning Post««des vorhergehenden Tages,die sich zu der Mittheilung ermächtigt erklärte,daß ein persisches Manifest erschienen sei,aus welchem hervorgehe,daß die Stimmung der persischen Regierung fortwährend höchst kriegerisch und die Besetzung Karrak’s und Buschir’s nur der Anfang des Endes sei.Gleichzeitig berichtet der,,Moniteur­«,daß Feruk Khan am 24.in Paris von dem Kaiser und seiner Gemahlin em­p­fangen ward.JUstkUIkAUspecht bedartktt Napoleon den Krieg zwischen Persien und einem seiner intimsten Verbündeten und wünschte aufrichtigst die Rü­ckkehr eines dauerhaften Friedens durch die Mission des außerordentlichen persischen Gesandten. Einer»Times«-Depesche zufolge,die bis jetzt indessen einzig auf der Autorität des Cityblattes beruht, hätten die Chinesen am 16. Dez. euro­­päische Saftoreien nebst Waaren zerstört. Zugleich enthält Das „Pays folgende offiziöse, auf einer Petersburger Korrespondenz beruhende Nachricht von großer Wichtigkeit : „Es scheint, daß die Russen von dem Hofe von Peking die Ermächtigung erhalten haben, in den ‚fünf den­ übrigen Na­­tionen eröffneten Häfen Handel treiben zu künnen. Diese­ Gunst war, ihnen bisher verweigert worden, weil sie seit einem Jahrhunderte das Monopol des Handels auf dem Landwege und in der Hauptstadt von China, eine Gesandts­­chaft haben. Die neue Konvention ist von einer hohen Bedeutung für den euffischen Seehandel, dem der Kaiser eine große Thätigkeit zu geben die Absicht hat.” Dasselbe Blatt dementirt die Nachricht, der­ zufolge Portugal seine Ber­eitung von D­o­n an England abgetreten hätte. Das die Donaufürstenthümer anbetrifft, so haben wir die definitive Abfassung des Sirmans zur Einberufung der Dit sans ad hoc bereits gemeldet. Heute gehen uns über seinen Inhalt folgende Details zu : Der Tert des Firmans ist nun vollendet und liegt dem Sultan zur Unterschrift vor. Die alte Einrichtung der fünf Kategorien in den Divans (die Groß-Bojaren, Klein-Bojaren, der Handelsstand , die Klöster (Igom­ene) vefp. Die Geistlichkeit und die Bauern ist beibehalten worden, eben­so bleibt den Divans die Innere Autonomie garantirt und wird ihnen die unumschränkteste Freiheit zur Darlegung ihrer Winsche gewährt, welche aber der Pforte zur Ratifikation vorzulegen sind. Die Verleihung der Autonomie wird jedoch in, dem Bürstenthü­mern vielfach zu mißdeuten und besonders von der Partei der Vereinigung der Moldau und Baladet auszubeuten gesucht. Diese Autonomie erst­rect sich nur auf innere Angelegenheiten der Polizei, des Handels, der Administration u. s. w., fan aber die Konstitution und das organische Statut in reinerfei Weise antasten. Die Fürstentüümer bleiben zwei getrennte, im Innern sich selbst ver­waltende, aber doch der Pforte untertvorfene Prosinzen, darin hat sich nichts geändert und wird sich auch in nächster Zeit nichts ändern. Nach dem „Of. tet." wird die Pforte, in dem Maße daß die kaiferlichen Truppen ich aus der Moldaumalachei zurückziehen, die Donauprovinzen durch 10.000 Mann unter Halim Pascha beteten haffen, welche indes nur auf Ord­­nung und Rufe während der Wahlen Halten, und fi­eler nach beendeter Reorganisation der Donauländer wieder zurückziehen sollen. Demselben Blatte zufolge it Ahmet Bey in Konstantinopel mit einer Mision des Naid angelangt : das Pforteministerium soll, im Einverständnisse mit der eng­­lischen Gesandtsgaft, von Tsherfeffen „aufs rührigste Unterftügungen aller Art” Teisten, IMaprip­ide Einberufung der Cortes für den 1. Mai erfolgt. Dem Einflusse der Königin Ch­ristine wird die eingetretene Wendung der Dinge am meisten zugescrieben; außerdem haben die Vorstelungen des Herzogs von Duero und Narpaez selbst bedeutenden Ein­­bruch gemacht. „Und wenn Em. Majestät ein konstitutionelles Ministerium wün­­schen", sol Lebterer in einer Unterredung am 15. wörtlich zur Königin gesagt haben, , so il es nicht nöthig,daß Em. Majestät mir She. Vertrauen entziehen." Die antikonstitutionelle Partei fürchtete den Eintritt konstitutioneller Elemente an die Stelle ihrer Anhänger in dem Kabinette; und um dieses zu vermeiden, ließ sie die Nocedalisten si einverstanden mit der Einberufung der Sortes erklä­­ren. Auch fehlt es nicht an Leuten, welche das Dekret für ein Schriftb­üd ohne Bedeutung ‚halten; allein in der offiziellen Welt ist man überzeugt, Daß es mit der Mairegel ernst gemeint sei, dag die Regierung aber die Eortes zu einem gefeßgebenden Körper im französifhen Sinne einsehräufen werde. EEE. En EEE nn anne nn un umnanaumanana saa anna ee

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