Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1857 (Jahrgang 4, nr. 26-48)

1857-02-16 / nr. 37

v YMMikizz A Die ” I oeingeb­e | $ Runmer & i fofiet | 1 fr, EM. BE Abendblattdes Pefter Floyd. Rebaktiond- Bureau, Dos L ZN \ Montag, 16. Sebruar. Kro, N INFÉZET 57 tb 87. ; erften Stog, ; Hd SZÜNY Peft, 1857. Politische Rundfehan, 16. Bebrwar, „Ueber den vielbesprochenen | „BSeheimen Bertrag" "gehen endlich interessante Details ein. Man schreibt nämlich der „Deutsch. Allg. Ztg." aus London: Das Dokument vom 22. Dezember 1854 enthält drei Hauptpunkte( 1) Die Eventualitäten, in welchen Frankreich eine militärische Intersention im lombardisch­­venetianischen Königreich erfolgen laßt; 2) die Bestimmungen, nach welchen die Ver­­einigung der französischen und österreichischen Armeen in den betreffenden Städten, Be­ttungen 91, erfolgen sol ; 3) die Stärke des französischen Hilfekorps , Kriegskosten, Dauer der Occupation 9, Die Opposition TApt Dieses Aftenftnd nur femweit als „nun temporäres Arrangement für einen temporären 3wed" gelten, wie Lord Palmerston sagte, insoweit die , Eventualitäten" nicht eintrafen. Oesterreichs Diplomatie, Hüger und gewandter als jene der Westmächte, hat die „Unterschriften” zu vertagen gewußt, um nicht gezwungen zu sein, am Kriege gegen Rußland theilzunehmen. Die Konvention band die Westmächte und verpflichtete­­ Desterreich zu nichts. Das Haus fühlte das wohl, denn als Lord Palmerston Worte raubte und pathetisch ausrief: „Diese Kon­­in wurde niemals gezeichnet!“ brag das Haus in ein schaffernes Geläd- ET aus. In Betreff der Konferenzen zur Lösun­ger Neuenbur­­­­ger rage macht die „Zeit“ heute folgende Mittheilung : „Dem Verneh­­men nach hat dag Tatfrich französifie Kabinet dur seine Gesandten in Berlin, London, St. Petersburg und Wien Einladungen zu einer Konferenz zu definitiver Regelung der Neuenburger Angelegenheit ergehen lassen, nachdem mit den übrigen Kabineten darüber ein Einverstänking stattgefunden, daß, ob­­wohl das Protofol vom 8. Mai 1852 in London unterzeichnet, Paris mit Rücksicht auf seine geographische Lage und die daselbst in der neuesten Phase der Neuenburger Angelegenheit sattgefundenen Verhandlungen der geeig­­netste Ort für die bevorstehenden Konferenzen sei. Die betreffenden S Kabinete sind aufgefordert, möglichst bald ihre Gesandten in Paris mit entsprechenden Instruktionen zu versehen." Wir haben Heute aus Neapel eine günstige Nachricht mitzuthelfen : "­­on dem Entschluffe befeelt, berichtet die „Zeit“, den gerechten M­ünschen bei Bolfes nagy Möglichkeit abzuhelfen. Hat der König in diesen Zügen einer Reihe von Vertrauenspersonen den Auftrag ert­eilt, sich unverzüglich in die Provinzen zu begeben, den Zustand derselben einer sorgfältigen Prüfung zu unterwerfen und Gr. Moseslät diejenigen Mairegeln in Borfglag zu brin­­gen, welche ihnen zur Erreichung der allerhöchsten Absicht am geeignetsten er­ feinen.­­ Der»Indep.«wird untermil.Februartelegraphitt,daß daselbst Pro­­klamationen im Umlaufe seien,w­elche die Armee auffordern,Milan­o(den Ur­­sheber des letzten Mordversuches auf den König)zur«a«t­ ben1 Ueber die fremde Okkupation in den päpstlichen Legationen und in Rom schreibt man der „RN, 3.” aus Turin:­­ Sch erfahre, das der­ französische Botschafter in Rom , Graf Rayneval, einen weitläufigen Bericht über den Zustand des Landes an seine Regierung eingesendet hat, in welchem die Wahrheit nicht verbehrt ist und das Priesterregiment in seiner ganzen Unfähigkeit gezeichnet ist. Die soziale Anarchie, die Unsicherheit aller Zustände , die Unordnung in der Verwaltung wird nicht verleugnet; aber am Schluffe wird gesagt, bag in jenen Provinzen fie durchaus Feine Regierung, weh Namens und melder Gee­stalt sie auch fet, ohne Hilfe fremder Truppen halten Tünne. B­t. solchen Umständen sei es am natürlichsten und zweckmäßigsten, die faktisch und zu Recht bestehende Regie­­rung zu unterfrügen, statt neue Experimente zu machen, wobei man auf sie hinwirken könnte, um nach und nach bessere Zustände hervorzubringen. Eine telegraphische Depesche aus Turin vom 13. beriätet: Die Der­putirtenkammer hat in gestriger Sigung das Unterrichtsgeseh nach dem Entwurfe des Ministers Ranza nach 2dtägiger Diskussion mit 75 gegen 55 Stimmen votirt. Die N­achrigten aus China gehen bis zum 30. Dezember. Canton t wurde fortwährend betroffen und man glaubte, es werde bald ganz in Trüm­­mern liegen. Andererseits solen die Mandarinen den nach Hongkong geflüchteten Rebellen Begnadigung und Belohnungen versprochen haben, wenn sie diese britische Niederlassung in Brand stehen. Auch 12—14 Erfunde befin­­den sich in der Gewalt der Euinesen. Von Ceylon her wurden neue britische Truppen beordert. Üebrigens sol der Kaiser selber dem Britden geneigt sein und zu Kim Zwede Yeh durch leang erfeht haben. Aus Madrid liegen folgende Madridten vor : Der Kultus- und Justizmini­­fer Hat bura Rundfchreiben sämmtliche Bischöfe aufgefor­­dert, den Pfarrern unverzüglich zu befehlen,, daß sie Nachts ihre Kirchen ber­wachen lassen , um sie vor den fest so häufigen Diebstählen zu sictern. Die amtliche Zeitung zeigt die Auffindung eins Vhaffen und Muni­­tionsdepots im Bartetastheater an. Der Direktor wurde verhaftet. — Bei der Ankunft der Königin in dem Teatro Real am 5. b. wurde abermals von dem Publikum gezieht. — Es hat die Madridt, das Esparter­on seine Entlasung als Senator gegeben,nicht geringes Aufsehen gemacht. Während die Einen an den gänzlichen Ruczug des Generals in das Privatleben glauben, sind Andere der V­einung, daß derselbe diesen Schritt gethan habe, um als Kandidat für die Torres auftreten zu können. — Die Briefe, welche die Gräfin von Reno an einen der intimsten­ Freunde ihres Bemahls hieher schreibt, enthalten bittere Klagen über die Behandlung, welche der verhaftete General erfährt. Sie spricht besonders von der­­ Stätte, die er leidet, da sich in seiner Stube weder ein Ofen noch ein Kamin befindet, und von der Saumseligkeit, mit welcher der Prozeß betrieben wird. Der „Monitene" vom 15. enthält einen Artikel über das Verwar­­nungssystem Nach demselben wäre Die Suspension nach zwei War­­nungen nicht unumgänglich unnothmnwendig. Die Regierung werde das Preßgelilt mit Mäßigung anwenden und nur dem Nahdınde, womit die Verwarnungen ertheilt wurden, Rechnung tragen. Eine Beru­fer Korrespondenz der "N. Pr. 3." vom 12. meldet : Die Ratserin hatte heute mit einigen von ihren Damen ihren ge­wöhn­­iden Spaziergang in dem für sie referiirten Theile des Zuileriengartens ge­­macht, als plößlich ein gang wohl gekleideter Herr vor ihr erschien und fit "vor the auf die Anie­ warf, Was er gesagt oder gewollt hat, weiß ich nicht, die Kaiserin aber, die wohl im ersten Augenblicke etwas erschrochen war, rief glei darauf den herbeieilenden Herren von Dienfe zu : Luft ihn dec Taufen, er it ein armer Narr! Natürlich konnte man das nicht sofort thun, und brachte den Anieenden, der sich ruhig gefangen nehmen ließ, auf die Made. Man sagt, er se wirklich mahnslanig,­ aber unfrhäßlich. Der kleine Sohn der Kaiserin sol Übrigens wieder Ieidend sein. — Nünften Dienstag is im Hotel des auswärtigen Ministers großes Mastenfeh, auf welchem, wie man sagt, Route Napoleon im Domino erscheinen wird. Man erzählt sich, daß eine neue Anleihe wahrscheinlic­he, die Regierung läßt einen Plan dazu ausarbeiten. Auch fürchtet man, in der nächten Thronrede die Ankündigung einer neuen Steuer zu finden. Einem Pariser Briefe der „Pr." entnehmen wir: Die Herzogin v. Orleans hat einen so überwiegenden Einfluß In der Familie erhalten, daß ihre Höflinge in Genua sich täglich vermehren. Diese Dame bewohnt eine Billa in der Nähe der Stadt, und hat für ihre Besucher einen besonde­­ren Omnibusdienst eingerichtet. Ihr Sohn, der Graf 9. Paris, sucht sich durch Liebens­­würdigkeit hervorzuthun. Er hat, wie man aus Genua schreibt, eine sehr kriegerische Devise gewählt. Man hiest die in seinen Degen eingegrabenen Worte: Deus dedit, dabit uti, (Gott hat ihn gegeben, er wird an geben, daß ich ihn benüge.) Die Suften is se ziemlich­­ als verunglückt zu­ bezeichnen. Der fegte Schritt, den der Herzog 9. Nemours gethan, ist ohne Erfolg geblieben. Herr 9. Sarnar, der eine De­­peiche nach Venedig brachte, konnte­ vom Grafen Chambord seine Antwort erhalten. Der Chef der Legitimisten ließ blos sagen, er werde das Faltum seines Cousins her­antworten, und biete Antwort der Herrn Laferte und Claremont feiden laffen. Die dem Parlamente vorgelegten Budgetvorschläge kommen­­tiert Die „Times“ folgendermaßen : „Die ermäßigten Voranschläge sind fegt veröffentlicht, und wir sind im Stande, unseren Lefern die bedeutenden Reduktionen vorzulegen, welche unsere Steuerlast er­­leichtern und der Energie der Nation nochmals freien Spielraum gewähren sollen. Um mit der Flotte zu­­ beginnen, so verlangt die ne­ue zur­­ Bestreitung der Aus­­gaben für das gegenwärtige Jahr nur 8,109,168 X statt der 15,812,127 £., die sie im vorigen Sabre forderte. Dabei müssen wir noch, da durch eine im vorigen Sabre erlassene Parlamentsarte die Küstenwache in den Bereich der Admiralität hin­­übergezogen worden ist und die Ausgaben für sie im Flottenbudget mitinbegriffen sind, eine weitere Reduktion von 486,028­8, in Anschlag bringen. CS stellt sich mithin eine Differenz von 16,298,155 8, und 8,109,168 £., oder eine Ermäßigung um 8,188,987­8. heraus. Nicht weniger erheblich sind die Ermäßigungen im Budget des Heeres und Feldzeugamtes. Die Gesammtsumme, welche für das Jahr gefordert wird, beläuft sich auf kaum mehr als 11,000,000 £. Nun waren aber die Voranschläge in demf­eden Departement für das Jahr 1856—1857 nicht niedriger als 34,998,504 £., und selbst nach der beim Schluffe des Krieges erfolgten Revision des Budgets belief sich dasselbe wo immer auf 20,249,084 8. Wenn wir daher das renige Jahr an nur mit dem verfroffenen Friedensjahre vergleichen, so beträgt die Reduktion immerhin 9,000,000 £. Die Kosten unserer Vertheinigungsmittel zu Wasser und zu Lande sind also seit dem vorigen Jahre von 36,547,239 £, auf kaum mehr als 19,000,000 £, herabgefegt­ worden. Es ist dies eine Ersparnis von mehr als 17,000,000 £., d. h. von einer Million mehr, als die ganze Einkommensteuer von 16 d. pro 8. einbrachte. Wir glauben daher, daß das Publikum seine gerechten Wünsche erfüllt sehen und daß der Schagkanzler morgen anzeigen wird, daß er gesonnen ist, die außerordentliche Kri­gssteuer von 9 d. pro 8. wegfallen zu­ lassen. Es verdient alle Anerkennung, wenn die Regierung dem allgemein ausgesprochenen Wunsche so bereitwillig nachkommt.“ Ij In Polen, deren wir in der , Deutsch. Alg. 3." ist große Freude darüber, daß Kaiser Alexander II. den Ständen das Recht zurückgegeben hat, sich ihre Beamten selbst zu wählen. Der „Eras“ zollt dieser neuen Berganstre­gung seine volle Anerkennung; und h­ebt es hervor , daß sogar das bisherige ©efeh, welches Personen, die zehn Jahr Hindurch sein öffentliches Amt bekleidet haben, von der Wahl ganz ausfchloß, außer Geltung gelrbt worden is. Er eifert dabei heftig gegen die Demoralisation und Beftehlichkeit in Rußland und Polen, und meint, daß ic­r besonders den Gutsberl­ern ein Feld geöffnet sei, auf dem sie sich weichliche Verdienste erwerben könnten. Rußland see sich dem Spotte des Auslandes aus, das bei Gelegenheit der Kaiserkrönung zu Mostan die Beftehltkeit der Beamten kennen­gelernt habe.­­ Aua Genf w­ird berichtet:A.Apsalos,dessen Leichnam­ am 1.Fe­­bruar Abends im Gehölz von Veyrier bei Genf auf sarohischem Gebiet e s­fan­­den wurde, ist in einem Briefkampf gefallen, als Opfer seiner unerklärlichen Hartnädigkeit. Er war beim Wpiftspiel mit einem Polen, der zu Bordeaur Beinhändcher if, in einen lichten Wortwechsel gerathen und hatte denselben herausgefordert. Klapka bemühte sich, die Sache beizulegen, und der Pole selbst war ganz damit rinverstanden. Vergebens. Auf dem Kampfplan erschien auch Klapta, obwohl er dem Landsmann die Zeugenschaft verweigert hatte, und bot ales Mögliche auf, um ihn von seiner unglücklichen Idee abzubringen. Der­­selbe beharrte aber auf Genugthuung für die vermeintliche V Beleidigung. Der Pole erhielt von der Pistole des Gegners eine leichte Verlegung der Hüfte; er selbst fließ, ohne zu zielen, und traf den Ungarn über dem Auge, so das er todt bhinfiel. Man hatte vorher verabredet, wenn Einer fiele, sollte man den Schein eines Selbstmordes herbeiführen , und in der Schat machte auch ein Brief von seiner Hand seinen Freunden und der Autorität die Mittheilung, tag er sich doch Gelbstmord das Leben genommen ; allein die Jubis­­tration der Sutscher Hat das Geheimnis verrathen und Veranlassung zu einer gerichtlichen Untersuchung gegeben. Der Gefallene war 33 Jahre alt und hatte in Genf sehr zurückgezogen gelebt. Der „Bohem.” wird aus Wien 12. b. von einem schönen Testa­­ment geschrieben . Ein Herr Leopold Königshberg wurde heute auf dem Währinger Fried­­hof der Doraeliten begraben, und dessen vorgefundenes Testament bildet das Tagesge­­prä. Derselbe war früher Großhändler, lebte aber in den legten Jahren zurückges­au, von fast allen Geschäften theils auf seinem Landgute nach It­udine, theils in einem Palazzo in Venedig. Landgut und Palast könnten aber bei den Lesern i­nnige Bermuthungen über die Lebensweise des Verstorbenen beibringen, der in einfachster bürgerlicher Weise seine Tage zubrachte, und troß eines Vermögens von circa 300.000 fl. in seiner Art einen Aufwand machte. Bamb­ienzerwürfnisse hatten ihn seit Jahren äsplirt, und der gewohnte­ Gang an die Börse, wenn er sich hier aufhielt, scheint seine ganze Erholung gewesen zu sein. Montag Abend besuchte er das Theater, und Dirnftag früh erlag er einem heftigen Brutk­rampf im 65. Jahre seines Alters ; blos ein Diener ‚befand sich in der regten Stunde am Bette des Sterbenden. Der Todesfall war eine Neuigkeit ohne Belang, bis es bekannt wurde, daß ein Testament deponirt sei, worin fat Das ganze Vermögen für unwohlthätige Zwecke bes­­timmt ist. Nicht weniger als 200,000 fl. B. B. sind (mie gestern sehon kurz erwähnt) zur Stiftung eines Erzieh­ungshauses für israelitische Mädchen bderhöferr Monarkhie angewiesen, und der Prediger Manheimer wurde vom Testator ermählt, die betreffenden Statuten eines solchen Institutes auge

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