Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1857 (Jahrgang 4, nr. 99-123)

1857-05-30 / nr. 123

ht Die Xazelne­­ winner fortet ! 14 tr. EM. f« Samflag, 30. Mai. "fra. 123. IWDW ei N - ,. , a 0 ,« | ’»« 1) 9 IMWWO Redntttons- f Bureau, Do L rotheagaffe | Nr. 12 im erstenStock. IHÄWX Pell, 1857. d MB Politische Nundshan, 30. Mai. Die Nachrichten von allgemeiner politischer Bedeutung, die die heutige Post uns zuführt, Taffen sich in wenige Worte taffen: Was man von Fürsten-Kongressen im Laufe des Som­­mers gesprochen, ft gänzlich unbegründet; der ruffishe N Kaiser verläßt sein Reich in diesem Jahre nicht. — Die ruffishe tüffishe Grenzregulirungskommission begab sich von Trapezunt nach Erzerum. Am 24. b. wurden alle Positionen der BentieRaten-Evurden von den Franzosen genommen. Unter den übrigen Nachrichten, von minder allgemeiner Natur, dürften die Korrespondenzen aus London den Vorrang verdienen; in der That ist es befremdend, Dag die Ausstattungssumme von jährlich 8000 Pfr. St. für die Prince Royal fast nirgends in der englischen Presse Gnade findet, während der Hof mit der Art und Weise nicht zufrieden ist wie das Parlament sie beiwilligte. Der Korrespondent der „Deutsch. Allg. 3." berichtet überdies : „In Kurzem wird Hr. Roebud auf die Ernennung eines Untersuchungsfomit e­in Betreff der Novenuen des Herzogthums Lancaster, die bekanntlich jähr­­ti 20.000 Pfo. St. betragen, dringen. "Der Finanzminister gab zwar an, daß diese Kroneinnahmen aufgegeben wurden, aber die Thatsachen beweisen das Gegentheil.I­m Laufe der vergangenen Woche wurde ein Me­­morandum von Hrn. Robert Bertolacci, gemesenem Auditor des Herzogthums, auf den Tisch des Hauses gelegt, welches folgende Daten enthält : der Auditor wurde aus seinem Amte entlassen, weil er die Durchjudgung der Rechnungen verlangte, um dem Parlament Bericht zu erstatten. An seine Stelle kam der Meffe des Generalsteuereinnehmers im Herzogthum, dessen Frau eine natürliche Tochter Wilelm’s IV. war. Genannter Hr. Bertolacci dringt auf die Bor- Tage der amtlichen Korrespondenz in Bezug auf seine „unkonstitutionelle Ab feßung“ und auf die Durchsuchung der Bücher, Nennungen oe., melche man ihm verweigert hat.“ Außerdem wird aus London geschrieben: Obwohl das Ministerium die J­udenbild zu einer Kabinetsfrage macht, so erstrebt sich diese Willfährigkeit nicht weiter ab­ bis­ zur Herstellung der Einigkeit im Kabinet selbst, welche bis zum Moment gefehlt hat. Es sei endlich Lord Palmerston gelungen ih­n, die Bedenken des Lord Harrowby damit zu befritigen, daß er im vor­­gestrigen Ministerrath im Allgemeinen hinmarf, die wichtig die Einigkeit des Kabinets in dieser Szane sei, und daß jedes Mitglied der Administration, welches nicht mit feiner Mederzeugung für die Bi­votíren Fenne, am besten thun würde, seine Entlassung ein­­zureichen. Diese Worte sollen auf den frommen Lord Harrowby großen Eindruck ger­macht haben. — Einflußreichen Vermittelungen sol es doch gelungen sein, einen öffent­lichen Empfang des Großfürsten Konstantin von Seiten unserer Eitgkor­­porationen anzubahnen und ihn jenen Empfangsfeierlichkeiten würdig zur Seite zu stel­­len, welche bei Hofe vorbereitet werden. . » ·» Die Journale«aquexiko vom 20.April bringen uns Details über die von der Geistlichkeit gegen die Regierung versuchte Dem­onstration, welche von der Ieteren mit­ Schnelligkeit und Energie unterbracht wurde . Der Ausbruch war für den Donnerstag und Freitag der heiligen Woche festgee­­egt worden und begann auf folgende Weise: Als der Gouverneur und der Distrikts­­rath in die Kathedrale kamen, um dem Gottesdienste beizumahnen, verweigerte ihnen das Domkapitel den Eintritt. Der Gouverneur und der Nath zogen sich zurück und ergriffen unmittelbar Maßregeln, um diesen offenen Akt von Insuborbination der geist­­igen Autoritäten den weltlichen genenüiber zu­ bestrafen. Mehrere Domkapitulare wur­­den bei dem Austritte aus der Kirche verhaftet, die andern verschanzten sich im Chor, umgeben von einer aufgeregten Menge, welche das Äußere Bitter betrachte und sich bald zu aufrührerischen Demonstrationen hinreißen ließ.­­ Man stieß Nachegeschrei gegen den Gouverneur aus, und rief : Tod den Se­­gern ! Eine mit einem Pistol bewaffnete Frau nahm an der Bewegung Theil; ein Mann stieg auf die Kanzel und begann eine wirthende Denunciation gegen die Regie­­rung. Ein Soldat wurde beim Eintritt in die Kirche von der Menge ent­waffnet und geschlagen. Zahlreiche Individuen, die am Portale fanden, riefen: „Es lebe die ristliche Religion, Tod dem Gouverneur !” Die rasche Ankunft der bewaffneten Polizeimache zerstreute die Menge ; nachdem jene ein paar Kolbenstöße ausgetheilt und einige N­ädelsführer verhaftet hatte, und der Gouverneur mit einer Reiterkompagnie eintraf, besänftigte sich die Menge. Die Kathedrale wurde geschlossen und ein Truppenfordon auf die Plattform aufgestellt. Später versuchten einige aufrührerische Gruppen neue Unruhen auf dem Hauptplage, aber auch dieser zweite Versuch hatte seinen Erfolg, und als die Polizeimannschaft einigemal in die Luft gefeuert hatte, zerstob der Stöbbel. Der Erzbischof, der Bischof der Diözese und sechs oder sieben Geistliche wurden auf Befehl des Gouverneurs ver­­haftet und ins Gefängnis gebracht. Man versichert, der Erzbischof habe im Augenblicke seiner Verhaftung die Kirche und die dazu gehörigen Belegungen dem päpstlichen Nun­­tius übergeben, welcher unmittelbar eine Bereinigung des dort anmwetenden bdiplomati­­schen Körpers erbat, um ihn in seinem Bestreben, Herr des anvertrauten Depots "bleiben zu können, zu unterfragen. Ein Dekret hat, wie wir schon berichtet, den Erzbischof und die andern Prälaten verbannt. Dieses Dekret schließt, indem er die Verbannung des Erz­­bischofs, aus Nachsicht für seine Gesundheit, sein Alter und seine Privattugen­­den, in Einschließung in seinen Palast u­mwandelt. Die Pfarrer von San Stan del Rio und von Hochimileo wurden ins Gefängnis geworfen, weil sie aufrührerische Predigten gehalten hatten. Hehnliche Demonstrationen, wie in der Hauptstadt, fanden auch in Tacubaya und in Puebla statt. Bei den in Puebla verhafteten Lezeros hat man 30 bis 40 Dolce von ganz­ gleicher Arbeit gefunden, worin man eine Bestätigung des Gerüchtes hat sehen wollen, daß die Geistlichkeit an den Pöbel 2000, nach Anderen gar 10.000 Dolche habe vertheilen lassen. Aug in Teteles, Lagos und anderen Orten haben Unruhen stattgefunden, die von den Geistlichen angestiftet worden sind. Pariser Berichte melden:Einem allerdings unverbürgten Gerüchte nach sollHkn.Fould das Finanzministerium­ zugedacht sein.Es ist sehrtwahr­­scheinlich,daß man­ den Namen deehrn.Fould vorschiebt,wie gewöhnlich­,t wenn man eine Hausse machm will Und die habentvir geh­abt.—Das Groß­­almosenierat scheint dem Kaiser einiges Bedenken zu machen.Der Abb. Canino,sein Vetter,de­n es bestimmt ist,soll nämlich mehr als erträglich ul­­tramontan gesinnt seinz sozt war,daß zwischen dem Kaiser und ihm man sich vorläufig noch nicht einigen konnte.—­Die Session der gesetzgebenden Ver­­sammlung wurde am 28.d.geschlossen,nachdem­ vorher das Bankprojekt adoptirt worden war. Einer telegraphischen Depesche auss Konstantinopel vom 23.ent­­­­­ nehment­ir:Dem­ Sultan starb eine Prinzessin.Das Ionische Parlament wurde am 20.d.M.in Cornu eröffnet.Die Telegraphen­­liniie von Adrianopel nach Philippopel wurde dem allgemeinen Verkehr e ü­ber­­geben,doch werden nur Depeschen in türkischer Sprache angenommen. Ueber den in Kiew zwischen den Studenten und einem General eingetretenen Konflikt,über den zvir jüngst nach dem»Czas«berichtet haben, bringt dasselbe Blatt jetzt nachträglich folgende ergänzende Berichtigungen: Bereintheb kuar hatte ein betrunkeners Offizier in Folge eines auf einem­ Balle entstandenen Imiftes den Studenten Et... ... erftochen, was natürlich sehr ge­­reizte Stimmung unter der Studentenschaft hervorrief, obwohl der Ermordete in den legten Augenblicken no um Nachiccht für den Offizier bat, da er in unzurechnungs­­fähigem Zustande ge­wesen sei. Seit der Zeit gab es nun fortwährend Nerbungen zu­­­den Militär und Studenten, bis endlich in den legten Tagen des April der erwähnte bedauernsnwerthe Vorfall mit dem General von Br. sich ereignete, und zwar in folgen­­der Art : Ein Student flug einen Hund, der ihn brißen wollte. Der Herr des Hun­­­des, General von Br., bekannt wegen seiner Heftigkeit, fuhr den Studenten an, warum er den Hund schlage. Weil er beißt, verträte der Student , und da ihn der Hund in dieselben Augenblicke wirklich anfaßte, so schlug er nochmals auf ihn ein. Der­ er­­zürnte General rief die Polizei herbei, um den Studenten verhaften und ihm den Dee­gen abnehmen zu lassen.­­Die Studenten tragen in Rußland Uniform und Degen.­ Der Student protestirte und fegte si zur Wehr, da er nur auf Befehl der Universi­­tätsbehörde verhaftet werden konnte. Trogdem wurde ihm der Degen entrisfen , wäh­­rend es ihm selbst gelang, sich den Händen der Polizeibeamten zu entwinden und zu dem Rektor der Universität zu eilen. Dieser verwies ihn an den Universitätsrath, der ih aber nur einmal in der Woche, am Freitag, versammelt. Ein gleicher Bescheid wurde dem beleidigten Studenten von dem Gouverneur, an den er sich wandte. Da nun der General schon am Mittwoch die Kiewer Garnison gänzlich verlassen sollte, um in eine anderweitige Stellung einzutreten, so befehloffen die Studenten, ihn nicht ungestraft abziehen zu lassen und sich für den der ganzen Universität zugefügten Schimpf selbst. Genugteuung zu verschaffen. Die Gelegenheit dazu bot sich am 26. April Abends, wo fi der General im Theater befand. Ueber 3000 Studenten versammelten sich am Eingange des Hauses, um den General abzuwarten, „Derselbe ward gewarnt, und er verlieh den Saal noch vor dem­ Ende der Vorstellung in Begleitung mehrerer Offiziere. Alsbald folgten ihm einige Studenten, die ihn im Theater nicht aus dem Auge gelassen hatten, und draußen erfuor der Ruf ‚‚Droichie Nr. 17, was als verabredetes Zeichen zur­ allgemeinen Attaque galt. Die Studenten stürzten von­­ allen Seiten herbei, warfen Offiziere und Sendarmen über den Haufen, von belden Iegteten Einer, der die blaufe Waffe zog, mehrere Stichwunden erhielt, woran er sofort verschied. Der zu Boden geworfene General empfing einige sechzig Stockhiebe, worauf sich die Studenten, da eine Mili­­tärabtheilung heranrücte, schnell aus dem Staube machten. Am nächsten Morgen­­ wurden 64 Studenten verhaftet, und obgelich Niemand ein Geständnis ablegte, wurden doch sehs als Räpelsführer verurtheilt, und vermuthlich zum einjährigen Dienst als gemeine Soldaten unter’s Militär gesteht. — Börsen­ und Handelsnachrichten. * Wien, 29. Mai. An der gestrigen Abendbörse war das Geschäft we­nig belebt und nur von Staatsbahn wurden namhafte Offen zum Beilauf aus­­geboten, die den Kurs derselben, auf 2061, herabdrückten. Der israelitischen Betertage halber war Heute der Verkehr unbedeutend, und bei geringen Schwank­­ungen behaupteten sich die Eröffnungsfurfe in Kreditaltien, Nord- und­­ Staats­­bahn. Junge Bahnen flau und wieder etwas niedriger. Staatseffekten fest und unverändert, Wechsel und Metalle etwas niedriger. Schlußfurfe : Kreditaltien 237; Nordbahn 202,5 Staatsbahn 207; Sweigbahn 100753 Orientbahn 57. London, 28. Mat. Konsols 937/ Paris, 28. Mai. Sperz. Rente 69,15; A­/,pCt. 91.50; österreich, Ans­leihe 90; österr. Staatsbahn 678. Berlin, 28. Mat. 5pEt. freiwillige Anleihe 991,5; pCt. Met. 811,5; Wien 964,5­1854er Lore 107%/,; Nationalanl. 82%, 5; Staatsbahn 13517 5 Kreditaftien 114 °/,; Frankfurt, 28. Mai. 5pEt. Met. 787%; 4,pCt. Met. 69; Wien 113 °/,; Bantastien 1145; 1854er Lore 105; Nationalanl. 80%; Staats­­bahn 232; SKreditaftien 184; Amsterdam, 28. Mai. Dort verzingt, 879/,; 5pEt. Met. 7627; 217,pCt. 38, ; Nationalanl. 771! g. Hamburg, 28. Mai. Nationalanl. 81!/.. Hamburg, 27. Mai. Getreidemarkt Weizen fofo file, ab Auswärts zu lechten Preisen lebhaft gefragt. Roggen Iofo matter, ab Ausz­wärts stille. Der Iofo 34 Br., pro Herbst 30%. Kaffee fest, aber. fill, A­msterdan, 27. Mai. Getreidemark­t. Weizen und Roggen unverändert, stille, Raps pro Herbst 83, pro Frühjahr 851,5; RapHl pro Herbst 48 °­,. London, 27. Mai. Getreidemarkt In Weizen sehr geringes Geschäft. Preise gegen vergangenen Montag unverändert, nominell. F­rühjahrsgetreide unverändert, Triest, 29. Mai. Wochenbericht Im Kaffee und Zupker beschränktes Geschäft. Cacav und Baffta Liegen viel auf Spekulation fest. Amerikanische Baummolle fest, Agyptische Höher, Weizen belebt, preishaltend, Mais gegen 3 pCt. aufgeschlagen. Neyos merklich niedri­­ger. Del trog raschem Aufschlag lebhaft. Spiritus flau. Berlin, 28. Mai. Weizen­felt; 8Spfo. Hochbunt, poln. 83 Thlr. bezahlt. Noggen dieponibel wie auf Termine billiger verkauft, schließt fer­ner. Gesündigt 800 Mipl., die größtentheils prompt erledigt wurden; für Sofo und schwimmend 84/6pfd. 43 Thlr. pr. 2050 Pfd. bezahlt. Nübst, bei einer Kündigung von 7— 9000 Ztr. pr. Mal zu meid­enden Preisen ges handelt, spätere Sichten bei matter Stimmung ebenfalls etwas billiger verkauft, Spiritus, Permittagg und Anfangs der Börse, in Erwartung großer Kündigungen, einzeln wesentlich unter gestrigen Preisen verkauft, dann aber bei fehlenden Abgebern wieder schnell steigend und fest fließend.

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