Pester Lloyd, August 1857 (Jahrgang 4, nr. 174-197)

1857-08-02 / nr. 175

zu Die Fürstenthümerkommission Alle Nachrichten stimmen darin überein,daß die Berathunt­­gen über Union oder Nichtunion der Donaufürstenthü­mer im Schoße der zu Bukarest tagenden wie zwischen ven Legationen in Constantinopel zu heilsofen­ders würfnisfen geführt haben, deren Ende sich im Augenblicke kaum die in ihrer weiteren Entwickklung nur gar zu leicht die ernstliche Gefährdung der den orientalischen Krieg erreichten Ewede zur Folge haben können. Nicht nur das Srankreich, von Rußland, son Desterreich gegen den englischen die Autonomie Sardinien und son Lord Clarendon befürwortete admini­­strative Bereinigung der Molnowalachei eingehen will, während Gesandten erhebt selber arbeitet auch die Agitation der zu behaupten, man in Paris vergessen zu haben,­­ Pest,1.August. Durch­aus eigentlich darauf Frieden den Fürstenthümern Nichts verbürgt worden so und Preußen unterstüßt, Oesterreich, England und der Pforte fast feindlich gegenübersteht ; nicht nur daß Lord Nepeliffe auch nicht einmal der britische Commissarius Sir Henry Bulwer wieder tigten und ihres Schweifes recht selbst die Hand in den Fürstenthümern französischen Bevollmäct)­­hin, Das kaum pacifieirte Land für andere Interventionen reif zu machen und somit neue Collisionen zwischen den Großmädten heraufzu­­beschwören. Er preistete sich noch der „Moniteur” in biefen gaz­gen bereitő das Ziel des Kampfes sei gewesen, Unabhängigkeit ver­würfet zu garantiren; ganz scheint Genuß rechtlichen Stellung wer in jenen Gegenden ein Palliativ zurücgewiesen wurde, ottomanischen Reiches eben vielmehr galt, die baln auch im Pariser so gefährlich wäre, zu fordern; er ber Privilegien innerhalb der der Pforte, und bat die ursprüngliche b­laue Idee Neffelrode’s, dem russischen Protefto­­rate ein Kollectivprotectorat subititwiren von allen Seiten als direkte Kontrole über die Integrität des wie die Beranz­lassung des Faum überstandenen Krieges. Wenn nun aber Graf Walewsfi Herrn v. Thouvenel anz­uweist, die Handlungen des Fürsten Bogorites auszuüben, unter Androhung des Abbruches der dis­plomatischen Verbindungen heffen Abregung und die Annullirung der moldauischen Divansmwahlen wenn unter Theilnahme an einem solchen Schritte in aller Welt, heißt was anders, Protestorates ein Kollettisprotestorat der Großmächte fehen, aber — noch schlimmer — an der Uebergewicht anstatt des russischen installiren wollen? sollten schon die bloße Entstehungsgeschichte ver Bufurefter Kommission und deren neueste Erlebnisse laut dafür spre­­chen, daß gerade ein derartiges Kollektivprotestorat Constantinopel die sogenannten Borkonferenzen abhielten, um auf den bevorstes­­ benden Pariser Congresse desto­siniger und kräftiger aufzutreten, lag er in der Hand der Pforte, die Unionsfrage Ein , für ale Mal abzuschneiden, die einen entschiedenen, auf­ die Souveränetät des Sultans begründeten Protest enthielten — um, Durch Baz Orientale immer thun wird, so oft europäische Mächte gleichzei­­tig ein Protektorat über Schiedsrichter zwischen Schulherren in Conflict mit­einander Minifterium temporifirte fuchte sich vorläufig durch einen Compromiß Man überließ , was, bei russischen unteren Donau ein französisches Und doc die Duellen der orientalischen Wirren, die Europa unter die Waffen geru­­fen, nur noch reichlicher und ergiebiger fließen machen würde! Als im Winter 1855 die Verbündeten zu Sowie Herr v. Thouvenel auf das B Vereinigungsprojekt zurückkam , das schon Drouin de ’HuY8 im Frühjahr 1855 zu Wien aufs Tapet gebracht, brauchte sie nur an den Instruktionen festzuhalten, die sie Ali Pascha bereits nach Paris von Profeshh’s energische Einsprache unterstübt, des Sieges gewiß that die ottomanische Negierung, was der rave hätte Insgehen soien, ihn ausüben wollen und bod ihn zum sich aufrufen, wenn die Interessen feiner türftige schwächlicher Unentschlossenheit und Ruhe zu Schaffen, um später auf Ummegen das Ziel zu erreichen, auf bag die Lösung der Frage von Pariser Conferenzen, und in Paris wiederum glaubte Ali Pasdja fich dem auf ihn einstürmenden Anprängen Sraakreiche durch den Einwurf zu entziehen, die Union entspreche ven Wün­­fen der Fürstenthümer nicht. Der beim eine Spezialcommission nach Bujarest zu sen­­den, welche vermittel­t der durch großherrlichen Firman einzube­­rufenden Divans den mahleren Willen des Bolfes feststellen sollte. Der Großvezier durfte einen Ausweg, den er selber vor­­geschlagen, nicht verwerfen , und nachdem die Pforte sich die Rechts­basis ihrer Opposition unter den Füßen hatte fort­­ziehen lassen, mußte natürlich auch Oesterreich darauf verzichten, den Streit, wie es sich gebührt hätte, schon an der Seine zum Austrage zu bringen. Er konnte nunmehr nur noch am gol­denen Horne und an der unteren Donau entschieden werden. Das war der Ursprung jener Kommission, die feit die Fürsten­­thümer bereift „um die Wünsche des Bolfes zu Fonstau­ren”, während vier ihrer Mitglieder fest entschlosfen sind, diese Wünz­­che nur anzuerkennen, wenn sie der Union günstig lauten ; und Frankreich sogar mit dem Abbruche der vipomatischen Berich­­­tungen droht, wenn die antiunionistisch ausgefallenen Wahlen nicht sofort Faflirt werden! Sämmtliche 3wede des Krieges in Frage gestellt : die moraltische Unabhängigkeit, wie die territoriale Integrität der Zürfet ernstlich gefährdet ; in Konstantinopel frische Brände der Hütetracht zwischen den Unterzeichnern des Märzvertrages angefacht; in der Moldau und Walachei eine un­­gesunde und heillose Aufregung, in welcher die von ausländischen Agenten bearbeitete Besölkerung, in zwei feindliche Lager ge­spalten, über dem unfruchtbaren Geschrei für und gegen die Union fn den günstigsten Moment entschlüpfen läßt, um die reellen sozialen, politischen und materiellen Bedürfnisse des Landes siegreich zur Geltung zu bringen — das sind die hand­­­greiflichen Folgen jener europäischen Kommission, in welcher der erste Bersuch, dem russischen Protestorate über die Fürstenthümer ein Kollektivprotestorat der Örofmächte zu substituiren, zum prak­­tischen Anspruche gelangt ist! Wenn jedoch die Unentschlossenheit, welche die Pforte [ei der bei dem ganzen Handel an den Tag gelegt hat, den Grafen Walewöfy fest zu dem Glauben verleitet, durch ein Quos ego! in Konstantinopel Alles wieder einrennen zu künnen, was die moldauischen Wahlen in seinem Concepte aus den Fugen ges­pracht , so ist er wahrscheinlich in einem schweren Irrthum be­­fangen. Hat sie Turfet mit wenig Entschiedenheit gehandelt, so hat sie dafür von einem Scharfsinne und einer Zäh­lheit Proben gegeben, die für genug bewerfen, daß sie ihren eigentli­­chen 3wed nie aus dem Auge verloren, und, wie oft sie auch vor positivem Widerspruche zurückschrecte, noch immer nur Mer bensächliches preisgab. Sie allein erkannte von Anfang an, daß der Schlüssel der ganzen S Position in der Moldau läge, für welche die Union nicht, wie für die Walacei, eine Ver­­größerung, sondern eine Abfordcerung sein würde. ALs sich über die Ernennung der beiden, als Gegner der Union bekannten Bojaren Mano un Theodor Balfch zur Kaimaramie für die Walachei und Moldau ein allgemeines Geschiet der Unionisten erhob , gaben die Minister des Sultan’s, in schein­­barer Bescheidenheit, die größere Walachei auf, wo dem libera­­len Alexander Ghifa die Statthalterschaft verliehen ward, und behielten sich nur die kleinere Moldau vor, als das einzige Feld, wo sie den Kampf mit Hoffnung auf Erfolg einge­ben durften. Und nun, da diese Tartif, die Walachei den Unionisten zu überlassen und alle Anstrengungen unter dem Kaimaram Baird und seinem Nachfolger Bogoríres auf die Moldau zu concen­­triren , nun wo sie den erwünschten Erfolg gehabt hat Durch die Wahlen vom 19. für Safy einen Divan zusammenzubringen, der durch seinen prononen­ten Separatismus ale Anstrengungen der Bujarester Unitarier nußlos macht: nun meint Herr 9. Thouvenel nur den olympischen Donnerer in Constantinopel spie­­len zu dürfen, um Alles wieder in das ihm genehme Geleite zu bringen ? Das geht noch über den Fürsten Mentschifoff und seinen weltberühmten Paletot hinaus i­n Wien, 31. Juli. Jene Lieferung von Werkzeugen für die mechanischen Werkstätten der Theiseisenbahn, wegen welcher, wie ich Ihnen seiner Zeit berichtete, die Administration versehlen mit hiesigen Fabrikanten in Unterhandlung getreten war, wurde definitiv an zwei hiesige Maschinenfabrikgetablissements vergeben. Die Erpropriationen zu Gunsten von zu errich­­tenden Eisenbahnen gehen selten ohne Streitigkeiten mit den zu Erproprierenden ab und dies um so mehr, je höher die Grund­­funde in der von der Eisenbahn durchzogenen Gegend im Werthe stehen und je zahlreicher die Gemeinden sind, mit denen zu ver­handeln ist. Diese Erfahrungen hat die Westbahn in einem be­­vorzugt reichen Maße zu machen. Von den Streitigkeiten, welche sie mit einigen Drmndbefisern über die Höhe der Ent­­schädigung hat, habe ich Ihnen bereits berichtet. Nun ist sie seltsamerweise in Befisstörungsstreitigkeiten vermwidelt worden, und zwar um welches Objekt? wegen­­ des Schotters im Wien­­flußbette. Der Hergang m wird mir folgendermaßen erzählt: der Schotter des Wienflußbettes, woran verselbe so reich ist, gehört den angrenzenden Gemeinden. Die Westbahn, deren Linie sich an dem Wienfluffe hinzieht, benöt­igt des Schotters zu ihrer Dammführung und sie hat denselben deshalb den Gemeinden Fausich abgelöst. Als je nun von Schotter durch ihre Werf- Teute abführen ließ, erschienen auf einmal Pächter, welchen die Gemeinden bereits vor dem Arrangement mit der Westbahn den Schotter verpachtet hatten und behaupteten ihr Not auf densel­­ben. Diese, als in ihrem Besibe gestört, haben nun die West­­bahn wegen Befisstörung geflag. So muß sich der Schienen­­weg nicht nur über Berge und Zlüffe, sondern auch durch ein Meer von Pladereien und Streitigkeiten seine Linie bahnen. Die Rübenruderfabrikanten werden durch die hartnädige T­rofenheit ver Witterung, welche weithin reicht, sehr beäng­­stigt; denn diese Trockenheit ist vom Rübenbau, dessen Zeit fest ist, höchst ungünstig und bei dem Mangel an Mühen muß die nahe bevorstehende Kampagne einer großen Kalamität entgegen­­gehen, um so mehr, als die Steuererhöhung auch bereits die nachte Kampagne treffen wird. Die Sehnsucht nach ausgiebi­­gem Regen ist daher eine allgemeine. YWten, 31. Sult. Per gefürchtete Ultimo ist ruhig vorübergegangen. Der Pla het seine Seftigkeit bewährt. Bis zur Stunde ist sein Falliment zu meiner Kenntniß gelangt. Snz­teffen läßt sich nicht in Abrede stellen, dag man fast allgemein das Gegentheil befürchtet und den heutigen Tag mit großer Knart erwartet. Die heutigen Depeschen aus London melven, daß die ostindische Gesellschaft Konfols verlaufe, um Selver zur Ausz­rüstung von Truppen flüssig zu machen. Der so starfe Rückgang der Konfols hat den Kurs unserer Stantspapiere wenig influen­­zirt und sind dieselben fest geblieben. Auch die Schwankungen der Spielpapiere waren von feiner Bedeutung. Diese Wahr­­nehmung ist in doppelter Beziehung wichtig. Einerseits kon statirt sie die beruhigende Thatsache, daß die Wiener Börse in der Haufe fast gar nicht engagirt ist und daher durch ungünstige Nachrichten aus dem Auslande nicht starf alterirt werden kann, was übrigens auch aus den Reportbedingungen hervorgeht, die bei stärferen Engagements in der Hauffe gewiß noch ver­um günstiger wären, als was bisher der Fall gewesen. Anvereifen­d wirfen die gegenwärtigen politischen Konjunkturen sehr lähmend auf die Operationen der Kreditanstalt. Die Effekten, welche das Institut besißt, in solcher Zeit zu verlaufen, ist gewiß nicht rathsam, allein ich frage, wie soll nun die Anstalt die Ansprüche der Börse und des Plabed befriedi­­gen, wenn sie ihre Gelder nur flüssig machen kann. In vieler Für­rung eines großen Theiles ihrer Fonds, die zwar momentan nichts Beunru­higendes an sich hat, liegt jedoch eine große Ge­­fahr für die Zukunft. Angenommen, das die indischen Zustände oder der Protest Sranfreicid gegen die Divansmwahlen einen Druck auf den europäischen Geldmarkt ausüben würden, so wäre die Streditanstalt durch ihren embarras de richesse verhindert, der Börse irgend­weliige Erleichterung zu bieten. Was nun daraus folgen kann, wenn die Kreditanstalt von Bla; nicht unterfrügt, ist nicht schwer zu errau­ben. Darum glaube ich noch immer, daß die Krisis noch lange nicht zu Ende ist,­­ absehen läßt, ihrer eine und mitgegeben und der Rumänen sicherzustelen! daß verbrieften Großmäc­hte zu sein. Statt dessen Wort und beschlog in europäischen Commission, das all es für Ambasfaden Rußlands , Sardinien So und an Stelle Congreß nahm die, ihn ist, als zu drängen fuht gerathen. . die Paz zur Preußens Das eg­ge: Die Bermählungsfeier in Brüssel. * Der „Moniteur belge” beginnt seinen Bericht über das dem Könige und der küniglichen Familie im Stadthause gegebene Banfet mit der Bemerkung, das Brüffeler Stadthaus habe eine Seite seiner Jahrbücher mehr erhalten, und diese werde der Mach­welt sagen, „daß der König der Belgier, dessen Söhne, die Prinzen, die Erzherzoge von Oesterreich, der regierende Herzog und der Prinz von Sachsen-Koburg sich an die in dem alterthümlichen Gebäude der alten Gemeindefreizeiten aufgef­l­gene Tafel des Boltes gelebt haben, und dass der König durch Annahme dieser Einladung für sich und seine hohen Gäste ein öffentliches Zeugnis seiner Zuneigung zu der Hauptstadt ablegen mollte, welche so lebhaften Antheil an seinem Bat­terglade nimmt." Um 6 Uhr fuhren die Eingeladenen ins Stadt­­haus, wo sie von dem Bürgermeister, von der Frau v. Broudere und von deren Tochter, der Frau Nagelmaeiers, empfangen wurden. Der König war von ihren T. Hoheiten den Herren Erzherzögen Martimillian und Karl Ludwig, von dem Herzog von Gad­­en-Koburg, dem Prinzen August, dem Herzog von Brabant und dem Grafen von Flandern begleitet. Im Saale waren drei Tafeln ge­­dedt: die erste, an welcher der König den Vorsig führte, fand auf der Estrade; vor dieser fanden zu beiden Seiten und bis an das andere Ende des Saales die beiden anderen Tische, an denen der Bürgermeister und Heinrich 9. Broudere den Barfiß führten. Von den Gewüffen, die das Festmahl bot, wollen wir nur bemerzen, das unter den zwölf feinen Venen, die gereicht wurden, der Saint-Ju­­lien den Anfang machte, Madeira folgte, Johannisberger Kabinets­­wein die achte, und Zofayer die zwölfte Stelle einnahm. Mit dem Defiert erhob sich der König und sprach: : Ich bringe die Gesundheit Sr. Majestät des Kaiserd von De­sterreich als ders Hauptes des erhabenen Hauses aus, mit welchem wir das Glüd Haben, neue Bande zu sohliegen. Seine Regierung sei lang und glüdlich ! Nach wiederholten Nuten: „Es Iebe der Kaiser von Oester­­reich !" erhob sich Se. T. Hoheit der Herr Erzherzog Maritim í7 [tan und sprach : Ich Habe Die Ehre, einen Toaft auf Se, Majestät den König Leopold, unseren vielgeliebten Bater, auszubringen. Der Nachdruch, den der Toaftbringer auf den „vielgeliebten Bater“ regte, wirkte wie ein Bunte der Begeisterung auf alle An­­mwefenden und fruerte zu stürmischen Lebehodhs auf den König und den Erzherzog an. Es folgte der Toast des Bürgermeisters, welcher darauf hindeutete, dag­geflern die Schidtichfeit es nicht gestattet habe, in den Worten, die er in Belgiens Namen an den Erzherzog und die Erzherzogin gerichtet, den Ausdruf der Gefühle austönen zu lassen ; heute könne die Bersammlung ihre Stimme mit ter fei­­rigen vereinigen, um zu sagen, „daß wir auf Ihre T. f. Hoheiten einen Theil der Ergebenheit, die mir für den König haben, über­­tragen ; daß wir wünschen, den Erzherzog und die Erzherzogin seien glückich als Gatten und als Fürsten, und dag wir hoffen, sie werz den, der Eine durch erhabene Eigenschaften, die Andere durch ererbte Tugenden, die Liebe der sombardisc-venetianischen Bevölkerung sich erwerben." Als der Sturm der Lebebachs auf den Erzherzog und die Erzherzogin verrauscjt war, erhob sich der Bürgermeister von Neuem und sprach : , , Meine Herren! Ich habe die Ehre, Ihnen einen Toast auf den König und auf die erhabenen Gäste vorzuschlagen, die das Stadthaus mit ihrer Gegenwart beehren wollten. Bei jeder anderen Veranlassung, meine Herren, würde ich Sie daran erinnern, daß der König das sechsundzwan­­zigste Sahr seiner Regierung durch einen Ast großer Weisheit und hoher Einsicht bezeichnet hat; ih­­m würde hinzufegen, daß Belgien und besonders die Hauptstadt si­erfenntlich er­weifen werden; — doch heute bewirthen wir den von den Prinzen seiner Familie, so wie von den nächsten Anver­­wandten seines erhabenen Schwiegersohnes umgebenen König, und wir fließen uns von ganzem Herzen allen Freuten Gr. Majestät an. Ich bringe daher einen Toast der Dankbarkeit gegen Ahrere Säfte, die Prinzen, und der ehrfurchten offten Thrilnahme an dem Glacke des Königs aus. Es gebe der König! Nachdem der König und der Erzherzog nach aufgehobener Tafel dem Bürgermeister ihre Anerkennung ausgesprochen und dieser die Säfte Die große Treppe hinunter begleitet hatte, war das Zelt beendet, daß — der „Monitene“ wiederholt es — eine der schönsten Seiten in den Annalen des Brüsseler Stadthauses füllt. Das vene­­zanische Bett auf dem Kanale an der grünen Allee war, nachdem der Himmel gegen 6 Uhr sich aufgeklärt hatte, vom besten Wetter begleitet. „Ein Meer von Köpfen" — um mit dem „Monstenr Berge“ zu reden — „ummogte den Kanal. Die Beleuchtung war zauberhaft. Drei große Feuerwerke waren auf der Larsener Brüde vorbereitet, die der auf der Leopoldebrüde aufgeschlagenen küniglichen Loge gegenüber liegt. Nechts und inte an den Enden des Kanals standen die Mufliforps, die während des ganzen Abends abwechselnd spielten. Von 8­,, Uhr an war an den Zugängen zum Kanal jede Bewegung unmöglich. Jett wurden die bewimpelten, beflaggten und beleuchteten Schiffe, von zwei Dampfern geschleppt, in Bewegung ge­­faßt; ein dritter Dampfer, der „Leopold“, hatte einen Unfall an der Maschine gehabt, wodurch er zum Dienste unfähig wurde. Um halb 11 Uhr erschien die königliche Familie in fünf Hofe­wagen und mit zahlreichen Erfolge; nur die Königin Amelie und die Brinzeffin lementine von Orleans waren im Schlosfe von gnesen geblieben. Ein endloser Zubehruf begrüßte die königliche Familie, als sie in der Loge erschien. Sofort begann das Feuers­wert auf der Laekener Brühe, während sich sein Lüftchen rührte. „Etwas Netzenderes, Feenhafteres und Gelungeneres lügt sich nicht denken“, fügt der „Moniteur" hinzu; nur der Gang der GSeiffe war so langsam, das nur jede 66 vor das königliche Zelt auf der Leopoldebrücke gelangten. Al das Schiff „Belgien und Oesterreich“ vor dem Zelte anlangte, flimmte die Mufti das „Bett erhalte!" an. Um 11 Uhr rief während des Feuerwerkes das Herabfallen der Nafeten, die in der Luft zerplabt waren, am ear ——— Ma ET DE da Die Stadt der Paläste, the city of palaces ! bieten stol­­zen Namen rechtfertigen gewisse­s Viertel von Kalkutta vollkommen ; es gibt wenig Städteeinfahrten, die schöner sind als Die in die Hauptstadt Bengalens über die Brüche von Alipore ; vor sich hat man ein grünes Feld, so groß, wie vier oder fünf Pariser Champ de Mars, in dessen Mitte sich die Welle bei Fort William erhe­­ben; rechts die Reihe der Paläste von Chomringhee­ Road, Linie den mit floigen Schiffen bedeckten Ganges und als Hintergrund des Gemäldes das Palais des Generalgouverneurs von vielleicht unfort­­ierter Architektur, deren enorme Malle aber in der Ferne einen großartigen Cíndrud macht. Einige von der öffentlichen Dankbar­­keit den großen Männern Indiens errichtete Statuen, die nach Zu­­fall an die Eingänge der Stadt vertheilt sind, zeugen ebenfalls nicht ,von einem entwickelteren Geschmach in Kunstsachen, als die Denkmä­­ler von Trafalgar-Square. Da ist vor Allem nach den Basars Hin eine dem General Dehterlong gewidmete Säule, auf deren Spibe sich eine F­olorfale Melone befindet, einzig in ihrer Art und von der wunderlichsten Wirkung. Trol der Unvollkomme­ndheit dieser mo­­numentalen Bersuche ist der erste Anblick Kalkuttas wirklich glänzend, aber man darf sich nur 25 Schritt über die Grenzen der elegan­­ten Biertel hinaus wagen, wenn man nir auf Hütten flogen will, die so erbärmlich sind, als es die der Bewohner von Tombuttu nur fein füh­ten. Hier Europa in allem Glanze der modernen Zivili­­sation, dort Arten im Zustande der Urzeit. Dieser Kontrast tritt besonders am Donnerstag Abend auf der Promenade der Gangesufer hervor. Mitten in einem hübschen Gar­­ten lágt die Mufit eines Regimentes der Königlichen Armee die Har­­monien Noffini’s oder Meyerbeer’s ertünen, Ningsherum bewegt ich ein Schwarm Dandies zu Pferde, so wie Britfchtas und Phae­­tons soll eleganter Frauen, welche zugleich die Abendfühle und die europäischen Melodien einschlürfen. Aber man mnwende ich ein wenig sínks, und man sieht fünfzig Schritt von einem Hut von Madame Zaure oder einem Vollblutpferd eine kupferfarbige Menge ihre Ta­uchungen im heiligen Wasser verrichten. Dieses Nebeneinander der modernen Sitten und der primitiven Gewohnheiten des brasmani­­schen S Indiens findet man in der Stadt der Paläste auf jedem Schritt. Aug ist Kalkutta troß seiner politischen und kommerziellen Bedeutung von jenen Verbesserungen unberührt geblieben, welche seit Jahren von in die meisten Städte der englischen Kolonien eingedrungen und. Das Gas, welches schon die Skapstadt und Egeney hefiten, erleuchtet noch nicht die Stadt der Paläste; die Be­wässerung ge­schieht so durch Menschenhände und auf die süarsamste Art, und was die Reinigung der Strafen und Waffen betrifft, so ist dieselbe ausschließlich der thierischen Bevölkerung der Stadt überlassen, einer ebenso zahlreichen als mannigfaltigen Bevölkerung, bei der mir sohon aus diesem Grunde etwas länger verweilen müssen. Alle Nachkommen des Naben der Arche Noah feinen sich in Kalkutta versammelt zu haben; man zahlt sie nach Hunderten und Tausenden, auf den Bäumen und Terrassen, wo sie von Morgens bis Abends ihr eintöniges Gekrächze gen Himmel richten. An Dul­­dung gewöhnt, sind sie von grenzenloser Unverschämtheit, und wenn sie kein Bedenken tragen, feh­lt im Salon auf dem ersten besten Műsz bei ein gebieterisches Bedürfniß zu befriedigen, so scheuen sie sich noch weniger, bei irgend­einer günstigen Gelegenheit aus der Speiselam­­­mer eine Lieblingsschüffel zu holen. So, fo sicher sind sie der allge­­meinen Nachsicht, mag man sie nicht selten auf dem Naden der Rin­­der und Schafe, die in der Ebene weinen, sich fefliegen und si mit indisfreiem Schnabel Befftents und Cotefettes aus denselben herang­­schneiden sieht, ohne sich im geringsten durch die energischen Refla­­mationen der Eigentü­mer flören zu Lassen. In der Regenzeit kommen die ardschilah oder butcher’s birds oder „Philosophen", Vögel, die so groß sind, wie Heine Men­­schen, mit langem Schnabel, rötlichem Kropf, fahlem Schädel, schwar­­zem Flügel, den Raben bei der Reinigung der Statt zu Hilfe. Diese Bevölkerung enormer Vögel, die mit majestätischem Schritt in den Strafen, auf den Promenaden, mitten unter den Karossen und der Menge einherfrazieren und wie es scheint, ganz genau Die ge­­ießliche Bestimmung fennen, welche Seden, der sich an ihnen ver­­greift, mit einer Geldstrafe von 5 Pfund Sterling belegt, ft einer der originellsten Züge der Physiognomie der Hauptstadt Bengalens. Um diese Uebersicht der zoologischen Bevölkerung Kalkutta’s zu ver­­vollständigen, müssen wir noch der Schaben, der Eidechsen und ber­sonders der Ratten geteufen, welche im Basafl des Nabob eben­so zu Hause sind, wie in der Hütte des armen Hindu, und endli­cher Schafals, welche die Stadt bei Nacht banderuweise übersehwenden und den Einwohnern Serenaden geben, deren widerwärtige Töne beinahe die Tageskonzerte der Naben zurüdwünschen Taffen. 94 glaube Die logische Dronung nicht zu verleßen, indem ich ohne­­ Vermittelung von diesen Plagen Bengalens zu den Indi­­schen D­epienten übergehe. Von dem Tage ab, wo der Fremde den Fuß auf die Ufer des Ganges gelebt hat, gehört er sig nit mehr selbst, ist das Eigenthum, die Sade von wenigstens einem Dubend Wilden geworden. Die unter dem Vorwand der Bes­chienung Befib von seinem Hause und seiner Person nehmen und ihn dann so wenig verlassen, wie sein­e­chatten. Dieses zahlreiche Per­­sonal von Bedienten, welches der Europäer in Indien unterhalten muß, ist ein Gigenstand, der zu oft behandelt worden, als bag ich hier die Liste der konsommah, ketmadar, berat, misti, metor, u. f. mw. mitzutheilen brauchte, welche selbst zu der bescheidensten Einrichtung gehören. Dieser Lurus einer Bedienung von zwölf o­er fünfzehn Individuen ist übrigens nur das streng Notwendige, mie folgender Vorfall beweist,dessen Wahrheit ih verbürgen ann. Einer sei­ner Freunde warb im Bette festgehalten durch einen Rheumatismus, bei dem er werner Büße, Hände noch Naden bewegen konnte. Da der Leib aufgebläht und die Zunge belegt ist, so nimmt er des Nachts einige Pillen und schläft ein unter der Obhut seines Toilettenberats, zweier Punjah-Berats und des metor, des Troßbuben seiner Brdienten­­armee , vier menschliche Wesen, oder etwas dem Aehnliches, und nicht ein Haar mehr, als was ein gelähmter Mann vom Stande unumgänglich nöthig hat. Man wird gleich sehen, dag es nicht einmal genug war; um Mitternacht bekommt er Leibsehmerzen und Drängen, er foreit, der Z Toiletten-Berat und seine beiden Kollegen treten ein, bleiben aber troß der flehentlichen Bitten ihres Herrn unbeweglich und würden sich eher in Stüde hauen lassen, als das sie in die Funktionen des Metor eingreifen, so daß mein armer Freund, vom Alvesaft gedrängt, gegenüber­ seinen drei bestürzten Dienern ungläckiger, als Tantalus mitten im Maffer, etwas thun mußte, was er seit mehr als dreißig Jahren nicht gethan hatte, wie er mir am anderen Morgen nicht ohne zu erreichen erzählte. Dieser Tücher die Vorfall beweist, daß der bescheidenste Jung­­geselle in Indien nicht weniger als ein Dubend Bediente unterhal­­ten muß. Uebrigens sind es schlaue Spiebuben, die nir ein Wort einer europäischen Sprace verstehen oder vielmehr nicht verstehen wollen, meist weder den Namen einer Straße noch den ihres Herrn fennen und dabei von einem Köcht unbesonnenen und zubringlichen Eier befifien sich. Außerdem sind sie Sozialisten vom tiefsten Purzue mit den unferen Zeichen der Unterwerfung und Ehrfurcht, mitten unter denen der arme Weiße sich ohne Miedertreibung unter die wilden Thiere verfegt glauben kann. Daher täglich die vielen Mortifikationen, die hier Jeder erfährt, Du rufft einen Bedienten, um ihm einen Brief zur Bestellung zu übergeben: Kaum ist das Papier in seinen Händen, so ist er fon fort, aber wohin? das weiß Gott, aber weder Du wo er, Dir steigst in den Wagen, um einen Besuch zu machen, und nachdem zu deinen Sutfcher dur­bag Labyrinth der Straßen mit vieler Mühe gelenft hast, glaubt vu envlich das befreundete Haus erreicht zu haben; der durwan oder Portier in rothem Zurban steht an deinem Wagentritt, aber keine Widerwärtigkeiten sind noch nicht zu Ende, denn dieser Portier hat nicht die Teifeste Vorstellung von dem Namen seines Herrn. Judge sahib, collector sahib, captain sahib, bibi sahib oder miss baba, je nach der sozialen Stellung oder dem Geschlechte des Wir­­thes, das ist Alles, was sein D Verstand begreifen kann ! Man halte aber diese eingebornen Bebienten keineswegs für dum­m und einfältig. Die Meister der h­eroischen und Flämischen Schlauheit, Merkur und Scopin, warten, wo nicht Meister, doch Nebenbuhler unter der Berientenklasse Bengalens finden. Welcher Koch versteht es biíser, Schwenzelpfennige zu machen, als jener Ston­­fommah, der für die Ausgaben deiner Tafel sorgt und dessen Nech­­nungen du ohne Murren, und vor Allem eine Abzug, berichtigen mußt, wenn du nicht Di selbst und Leine Freunde dem Hunger aus­­fegen will. Der Doktor Swift hat in den so ausführlichen Nach­­lagen, die er den Bebienten seiner Zeit gibt, nicht die tausend und eine Schliche vorhergesehen, womit ein indischer Bebienter sein Ausbleiben entschuldigt dahin gehören : das Essen, das Gebet, Krankheiten, das Leichenbegängnis eines Verwandten oder Freundes. Ein Ko, den ich freilich nur kurze Zeit in meinem Dienste hielt, hatte alle drei Tage die Cholera; mein Toiletten-Berat, ein Be­dienter den ich um seiner au­ßerordentlichen Häßlichkeit willen fehäßte, hatte seine Mutter dreimal zum Scheiterhaufen geführt, ohne daß ich mich befugt glaubte, ihm deshalb den geringsten Ver­­weis zu geben. Um dieses Bild der indischen Bedientenkflaffe zu vollenden müssen mir aber Hinzufügen, mat sie keineswegs den Ruf der Un­­ehrlichkeit verdient, in dem sie steht. Es is fast beispiellos, das bedeutende Diebstähle von Bedienten bei ihren Herren verübt wer­­den. Ihre­ ganze Industrie legt sich auf alte Strümpfe, außer Ge­­brauch gekommene Tücher, einige in einer Westentasche oder auf einem Tishe vergessene Nupfen. Es ist dies um so merfwűrtiger, als die Häuser in Indien neun Monate des Jahres Hindurch Tag und Nacht buchstäblich offen siehen. Daher erkläre Ich ohne Be­denken, daß, wenn einer ein Duchend Europäer in seinen Dienst hätte, die man ebenso, wie die Bedienten in Indien, ohne Zeugnis oder Empfehlung irgend­einer Art annähme, man nach Verlauf eines Jahres den Preis der Moralität nicht der weißen, sondern der schwarzen Haut zugestehen müßte. Diese größere Nehu­haff­­­heit der indischen Ber­enten hat aber, sehr seltene Aufnahmen ab­ gerechnet, ihre Quelle nicht in Gefühlen der Dankbarkeit gegen den Herrn, difsen Salz sie effen, sondern in der Furcht vor der gefüh­­ligen Strafe. An den F­esten der Tihurut Pubfhahz. 2, einer Göttin von ziemlich felechtem Neromme, die im legten Monat des Hindujahres, zwischen März und April gefeiert werden, ziehen von Morgens bis Abends und von Abends bis Morgens endlose Prozessinen unter dem Geräusch der Trommeln, Tamtams und Klas­tinetten und tausend menschlicher Stimmen dur die Straßen. Boran kommen die mit Straußfederbüshen verzierten QTambourg , die Pfeifen, Geigen und andere Insrumente,, deren fohrerliche Töne einen in die tiefste Einsamkelt verfolgen. Dann folgt ein Zug phan­­tastischer Personen, von denen der Fühnfte Griffel nur eine shmwace Vorstellung geben kann, in ihrer Mitte vie sangassis, die Helden des Seftes, die dieser seltsamen Umgebung durchaus unwirdig sind. Der Eine hat sich eine lange Lanze durch den Arm gestedt, aus dem Munde des Anderen kommt eine enorme Zunge hervor, die mit Na­­deln befäl­lt; an einem Dritten ist­ der Rüden mit Pfeilen so ge­­spickt, wie der Magen einer poularde á la financiere mit Sped. Da das sind nur die Vorproben, das Heine Spiel, das dem gros­sen vorangeht, welches Iebtere für den rechten Tag wie Festes aufge­­spart is. An diesem Tage verdient der sangassi erst definitiv die Gunst der Gottheit, indem er sich mit dem Naren an eine At­talgen hängen läßt und so über der Menge ihmwebt, die ihn mit ihrem Gefchret und Beifall begrüßt. Nicht alle öffentlichen Hefte der einheim­ischen Bevölkerung tragen die iin Charakter finsteren Aber» glaubens; an gewissen Tagen ftrömt sie zusammen, um einer Art olympischer Spiele beizumahnen, wobei der Ringfumpf die Hauptrolle spielt. Das Ringen ist in der That ein Lieblingevergnügen der Eingebornen und es ist daher Mode unter den reichen Babys, statt eines Nennstolles oder einer Singlemeute Ath­­leten zu Halten, die sie oft für bedeutende Summen gegen­einander kämpfen lassen. Ein großer Hof, umgeben von einstöckigen Gebäuden mit Terrassentächern, Ställen, Magazinen oder Werkstät­­ten, ist der improssirte Zirkus, wo diese olympischen Spiele gefeiert werden. Im fünf oder jede Reihen gedrängt und die Platform der Dächer bedecend, folgt die Menge mit gespanntem Interesse dem Verlauf des Kampfes. Im Hofe selbst schließt ein von einer einen Pallisade umgebener Kreis die Kämpfer und ihre Herren ein : Kebtere sind ehrwürdige Personen in Mouffelingewändern mit Turbanen von Ka­hemir oder goldgenidter Seide, die Anderen natürlich naht, mit Ausnahme eines unendlich Heinen Höschens und mit Proportionen, würdig der Antike. Kalkutta hat keine lange Vergangenheit ; auch ist es nicht die erste Hauptstadt, welche Bengalen gehabt hat: Gaur, Napshmahal, Datta, Nuddrah und Muscherabad Haben nach­einander unter den Städten des Gangesthaled den ersten Rang eingenommen, und es ist nicht unmöglich, da Die Launen des Flusses eines Tages dazu nöt­igen, dies Handelszentrum des englischen Indiens aus Kalkutta weg zu verlegen. Es sind kaum hundert Jahre her, daß die Stelle, wo fl­­ießt Die Stadt der Paläste erhebt, mit einem dichten Dschun­­gel bedeckt, das nur von Tigern und wilden Büffeln bewohnt war. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts verlegte John Charno­d, damaliger Direktor des Komptoird der Kompagnie, den Gibt des englischen Etablissements von Alibarria nach Kalkutta, welches seinen Namen entweder der alten Pagode verdankt, die in der Nac­hbar­­schaft der gegenwärtigen Stadt der Göttin Kali geweiht und unter dem Namen Kal-Ghant bekannt ist, oder dem Graben, der die Grenze des europäischen Etablissements bildete und in der Lan­­dessprache unter dem Namen Salt - Kitta bekannt war. Die Denkmäler der erst­en Zeit Skalfutta’s sind fast ganz verschwun­­den, so unter Anderem die Säule, welche den Opfern der schwarzen Höhle von den Heberlebenden dieser frredlichen Nacht errichtet wurde und welche der Marquis von Haflings befestigen Tief, um von der sehr erlichsten Katastrophe, melche die englische Macht in Indien in früherer Zeit erfahren, sein Denkmal fortbestehen zu lassen. *) Ueberhaupt sind es kaum einige flüchtige Erinnerungen, melche in Indien die Gegenwart mit der Vergangenheit verbinden, und die Generationen, die einander folgen, haffen nur schnell vergessene Epu­­ten ihres Aufenthaltes zuüd. Auch gibt es Feine Greife in der englischen Kolonie Imdiend. Im sechzigsten Jahre höchstens sucht Jeder, der den Gefahren des Klimas und des Strieges entkommen ist, ein Asyl für seine alten Tage in Europa. Allerdings gibt es , Familien, die schon seit mehreren Generationen im Dienste der Kompagnie stehen, aber selbst für diese erblichen Offiziere, die überdies als Kinder nach Europa gefdrcht und dort erzogen werden, ist Indien nur ein fremdes­ Land ; ihre Heimat, das Land ihrer Ju­genderinnerungen, ist England. Was die Familien betrifft, welche die Bande des Blutes an den Boten fesseln, die Kinder von Eu­­ropäern und Eingebornen, die im Lande mit dem Namen Euraslans bezeichnet werden, so artet diefe [hmädchliche Rage gleich in den er­­sten Generationen aus. Ob diese Unmöglichkeit einer Berchmelzung zwischen­ der herrschenden und beherrschten Nace vom politischen Sefchtepunkte ein V­ortheil ist oder nicht, wollen wir dahingestellt sein lassen ; jedenfalls aber bemweist sie, daß der Europäer auf dem Boden Indiens heute zu wenig Wurzel gefaßt hat, wie in den ersten Tagen der Eroberung. *) Aus einer Schilderung des Major Fridolin in der Revue des deux Mondes. *) Es war dies der Uederfall des Nabobs von Bengalen, Surad­­schah Dautab, im Jahre 1756, wobei derselbe sechzig britische Gefangene in einem engen Waarenspeicher (seitdem „Schwarze Höhle“ genannt) ein­ Be­wo bieselben nach einer heißen Nacht fast sämmtlich verschmad­­et waren.

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