Pester Lloyd, September 1857 (Jahrgang 4, nr. 198-222)

1857-09-01 / nr. 198

Di Neapel und Frankreich. Pest,31.August. Rechneten wir es neulich zu dem Zeichen Zraufreich gegenwärtig Deutschland der Beit, das „böse Auge“ zu­­wendet , so liegt uns heute ein dafür vor, daß dasselbe auch in Befseiung der Lage, Schrift als vielmehr unwidersprechlicher Beweis st­atten viel weniger auf eine darauf hinzielt , die italienische Trage als eine offene Wunde zu erhalten und ihre Lösung hinzuziehen. des Prinzen Murat, unterzeichnet es zugegangen, das nichts geringeres is. Soeben Tautet zu ist nämlich — wie ein Brüsfeler Blatt meldet — den Hauptorganen der euro­päischen Presse ein von LisabeN Ruffont, dem Sekretär G­end schreiben als eine Art von Mar nifest des eventuellen Prätendenten auf den Thron des Königreiches beider Sizi­lien. Die Phrasen des unten folgenden Dokumentes bestehen freilich nur aus wen ist es, daß diese IT­­altäglichsten Gemeinplägen hervortreten Doc­h wichtig aber in Frankreich bei der dortigen strengen Sensur überhaupt erscheinen , daß daselbst ein naher Verwandter des Staatsoberhauptes offen mit seinen Ansprüchen auf die Krone ° Serpinand’s durfte. wir Das A­ftenstüc selber sprechen: es lassen wörtlicher -Die Stärke einer Partei beruht auf ihrer moralischqukde,auf dem Verständnisse ihrer Zeit und der Mission,mit welcher die Ereignisse viel mehr als die Menschen sie betraut haben. Ihre moralische Würde besteht darin, nie andere Mittel in Anwendung zu bringen, als solche, die eben so ehrenwerth sind, wie der vorgestehte 3wed, und das Verständniß ihrer Zeit und ihrer Mission ist nichts anderes, als das Bemußtsein alles heffen, was einem Volke mangelt und alles hesfen, was man ihm mögli­­cherweise verschaffen kann. Die moralische Würde kann und fol eine Par­­tei immer befigen , und wenn das Verständnis auch selten ein vollständiges ist, so wird es doch zur Pflicht, Danach zu reden. Eine Partei is nur gewisenhaft, wenn sie diese Würde befigt, und nach jenem Verständnisse­trachtet. a Die Würde der Partei, die sich in dem Sohne des Königs Joachim personifizirt, würde verlegt werden, wenn man die Anklagen auf Kom­­plott nicht zurückwiese, welche anonyme Gegner seit einiger Zeit wider die Partei fehleudern,, und das mit einer Hartnäckigkeit, welche nur Burdh oder böser Wille erklären kann. Gleichzeitig ist es diese Partei sich selber schuldig, öffentlich und ein für alle Male gemisse freundschaftliche Kundge­­bungen, welche der gute Glaube allein entschuldigen­ann, öffentlich zurüc­­kumelfen, wie sehr wir auch fü­r die Absicht bantbar sind. Fügen wir hinzu, daß diese Partei auch Zweifel an ihrer Einsicht erregen und sich durch Die öffentliche Meinung sehr bald unter die Kategorie der Sactlonen oder Co­­terien herabgefegt geben würde, wenn sie Die Anklagen der Einen und die Uebertreibungen der Anderen stillschweigend hinnähme. Die Agitation werde Italien unterwühlt und die Jüngsten Ereig­­nisse,, welche das Land mit Blut befleckt haben, haben erneuten Angriffen unserer Feinde, die uns imaginaire Complotte, romanhafte Vorbereitun­­gen zu Expeditionen und Landungen in die Schuhe fehoben, als Vorwand und Anhaltpunkt gedient : die Gegner wollten uns so mit jenen Unsinni­­gen in Eine Klasfe werfen, welche die Geschide eines Landes mit einer Handvoll, in den Reihen des Elendes angewworbenen Bericjtworenen for­­dern zu können glauben. Allen biesen Anklagen fegen wir ein förmliches und absolutes Dementi entgegen. Was die freundschaftlichen und übertriebenen Manifestationen anbe­­langt, zu deren Organ sich neulich eine genuesische Zeitung „U’Stalla“ bergab , so müssen wir erklären, daß dieselben ohne unser Vortriffen statt­­gefunden haben; und durch diese Erlärung glauben wir eben so sehr unsere Würde zu vertheidigen, als die Ehre jenes Tageblattes , welches sich uns gegenüber freiwillig zu einer ohne Zweifel uneigennügigen Ini­­tiative entschlossen hat, für die wir ihm zwar Dant schulden, aber keines­­wege die Mitverantwortlichkeit zu übernehmen gesonnen sind. Diese Erk­lärung sol gleichzeitig auch als Antwort für diejenigen dienen, welche behaupten, die „Italia“ sei subventionirt. Jede freundschaftliche Auslas­­fung, die uns von Seiten des edlen und unglücklichen Stallens zugeht, findet in unserem Herzen einen Widerhall; sie ist eine Entschädigung für die Angriffe unserer Beinde : allein wenn das Herz sie genehmigt, so muß doch­ die Vernunft über sie zu Gerichte fiten, ja sie verwerfen, so oft eine solche Auslasfung die Regeln der Schielichkeit und Zeitgemäßheit verkennt. Eine Partei lebt von den vernünftigen Elementen in ihrem Schafe und hat stets eine Zukunft, wenn sie einem Bedürfnisse der Epoche zu entsprechen vermag : deshalb kümmern wir uns wenig um die verläum­­derischen S Infinuationen gewillter Korrespondenten , welche die Spalten ihrer Journale nicht anders als mit erfundenen Geschichten zu Füllen wis­­sen. Wenn der Muratismus nicht exiflirte, so hätten diese Herrn ihn er­funden , aber weil er eriflirt, können wir feine Tendenzen und feinen Seift­raut vor aller Welt verfünden. Die Idee, dag Lucian Murat den Thron der beiden Lieb­­en besteigen werde, hat fi niemals an den Ge­danken eines Komplottes geknüpft. Die Komplotttätigkeit it ausschließ­­lich auf Rechnung derer zu fehleben, welche, alles gefunden Menschenver­­standes und aller Sittlichkeit Baar, an der Menschheit mörderische Ver­­suche mit ihren Utopien anstellen. Versuchen wir einmal, räsorieren sie, ob wir mit einer Handvoll braver Burschen nicht im Stande sind, die Revolution in Gang zu bringen. Und so fehleudern sie ein Hundert ihrer Parteigänger in den Kampf hinaus, von denen die Einen der Enthu­­siasmus berauscht, die Anderen dur Unglück zwischen den Selbstmord und das Schaffot gestellt sind. Diese Versuche scheitern stets , was man aber seit einem reichlichen Vierteljahrhunderte noch nie hat f­eitern sehen, das ist die Flucht des Organisator­ s jener Complotte, der ich immer aus dem Staube macht, sich immer rettet, im Interesse des Volkes, zu dessen Wie­dergeburt er berufen ist. Es ist das ein giftiger, neumothischer Christus, der sich ganz aus der Schußweite und mit guten Augengläsern Golgatha gegenüber stellt, um die Wirkung zu stubiren, welche das Martyrium seiner gekreuzigten Apostel auf den Geist der Zuschauer ausübt. Wenn ein Zittern sich regt, so If das ein gutes Zeichen : er­st entzüdt; fein Del­ift erreicht ; fein we­wählt; feine Prinzipien machen Propaganda; sie verbreiten sich auf iben Fittigen des Hundes, und für den Moment ist das Alles was er verlangt. Das Dasein der Faktion, welche der Berchmbärung die Initiative der großen, die Gesellschaft umgestaltenden Bewegungen hat zumelsen wollen, it ein politischer Anachronismus. Diese Faktion scheint nicht zu missen, daß die Revolutionen die großen Krisen des Wortschrittes sind, und mag der Fortschritt das Moaesthum der Geister in, die sich an dem freien Son­­nenlichte der menschlichen Denkkraft en­twickeln. Der Denker und nicht der Verschwörer bedarf die Menschheit , sie braucht die belebende Wärme neuer Doktrinen und nicht die Feierähnliche Binsternis der Komplotte. Die Ge­schichte wird einst von dieser Faftton sagen, sie habe nicht begriffen was sie gewollt, und ihre Zeit damit vertröbelt,, der Revolution Rendezvous zu geben, auf welche die Lestere sich niemals einließ. Und wie sollte sie sich auch darauf einlassen? Diese Verschwörer waren ungeduldig, weil der Mensch nur kurze Zeit zu Leben hat, während die Revolution, die nichts anderes ist als die Entwicklung des Bebautens, volle Muße hat, über die hunderte, oder vielmehr Über das ganze Leben der Menschheit zu verfügen. Eine Revolution, welche der Anspruc­hf für die organische Entfaltung der Zivilisation eines Volkes, si stets regtt­m. Ihr Rechtsgrund liegt darin, daß sie den Anforderungen des Fortschrittes entspricht : darum darf man t­hn an der Förderung einer Nation mitarbeiten; denn man betheiligt sich damit an dem Werke der Gottheit. Aber, wird man uns fragen, wie wolt Ihr daran theilnehmen? Auch in der Beziehung künnen wir unsere Anschauung mit aller Bestimmtheit auseinanderfegen. Käme es regt dahin, daß eine dem Sorticjvitte feindselige Dy­­nastie, von dem Boden Italiens verschwände , sollte das Bolt, welches durch diese Dynastie iprannisirt wird , sich eines Tages den großen Militär­­mächten Europa’s gegenüber befinden, die von Unruhe und Sorge Über die neue Wendung seiner Gefchice erfüllt wären, würde es dann nicht ein glückischer Zufall sein, daß ein Königssohn als Vermittler auftreten kann, um der Freiheit einer Nation und der Sicherheit der Kronen arte nehmbare Bürgischaften zu bieten? Die Dpnastie Murat­if national: fie it es, sowohl durch die Bluttaufe, welche ihr ruhmreicher Stifter in Italien empfangen , als auch durch freie Institutionen, mit denen sie sich umgeben würde. Was ist denn die Feiheit? It sie etwas anderes, als die Entfaltung des Nationalgeistes? Die Nationalitäten bilden si bei barbarischen Völkern dur die Autokratie, aber bei den civilisirten Bel­­fern erfordert dieser Bildungsproceß die Mitwirkung der gebildeten, durch Reichtum oder Einsicht mächtigen Stände. Die großen Staatsgewalten und die Gemeinden, die Nationalgarde und die Armee . Alles nach den Prinzipien der modernen Freiheit geordnet, das ist die Nationalität. Kurz, die politische Freiheit wird für die modernen Belfer immer und ewig die Basis ihrer Nationalität sein. Was dieser Thöne griechisch-lateinische Stamm der beiden Sieb­­en braucht, das ist eine Regierung, die wesentlich als Erzieherin fungiren, die ihm nicht nur eine Charte, sondern auch die der Freiheit würdige Ge» fittung verleihen muß. Der Despotismus verachtet Diejenigen, die er b­edie­tet, und fliebt sie verächtlich zu machen, aber das moderne Königthum vermag der Menschheit noch große Dienste zu leisten. Es kann noch eine ganze Hebergangsepoche durch seine Wirksamkeit ausfüllen ; er kann dem Gebäude die Krone aufregen, zu dem es durch die Niederreifung des Le­benswesens den Grund legte. Der moderne König ist der große Abwä­­ger der sozialen Kräfte, der große Vermittler z­wischen Mederlieferung und Neuerung, inwischen Ordnung und Bortschritt, zwischen dem­ historischen Reste, und den Reformforderungen. Ein derartiger König ist eine Bar­rantie für die monarliche Ordnung, während ein despotischer, dem Fort fortite feindlich gesinnter Monarch eine permanente Gefahr ist, denn der zurücgedrängte Bortschritt bricht sich durch revolutionäre Zughungen Bahn. Die italienischen Aufstände haben jedesmal die auswärtige Einmischung, welche eine andere Drohung für das europäische Gleichgewicht bildet, in ihrem Gefolge gehabt, aber eine konstitutionelle und eben deshalb na­­tionale Monarchie, welche die dreifache Gefahr der Insurrection, der Sin­­tervention und des fremden Ueberge­wichtes beseitigt, ist ein Pfand für die Dauer jenes Gleichgewichtes, das fortwährend zwischen den europäischen Großmächten herrsschen sol. Das sind die Garantien, welche die Dynastie der Murat einer Na­­tion und den Fürsten bieten wi­rde : diese Dynast­ie würde die Zahl der konstitutionellen Monarchien vermehren, welche drei Viertel von Europa umfassen. Die Monarchen bewilligen heute den Berfern Berfassungen, so wie ihre Vorfahren deren ehemals den Gemeinden oft royirten. Die Nationen sind heute die großen Gemeinden, in welche die Menschheit zerfällt. Das sind unsere Bestrebungen, das­sn unsere Richtung. Der einzige Verschworene, der für uns arbeiten kann, ist das Gewissen eines ganzen W­olfes ; unsere alleinigen Mitschuldigen werden die Ereignisse und die Sehler unserer Feinde sein. Welches aber auch die Zukunft sein mag, die das Verhängniß uns aufbewahrt, wir werden niemals von der Anflicht loffen, daß der erste Schritt zu Revolutionen sich in den Innersten Einge­­meiden der Völker vorbereiten muß, oder doch nur nach einer ganz Europa­erfchlütternden Deplack­ung der nationalen Präponderangen stattfinden kann: Wir haben für eine der großen, Europa bewegenden Fragen eine praktische Lösung gesucht , und glauben sie gefunden zu haben. Wir haben sie vi­el gebracht , das ist die einzige Art, auf die wir uns verschmo­­ren haben, Ist die Freiheit des Volkes der beiden Sizilien mit den Bourbonen unvereinbar , und will Europa dem ungeachtet, dab in Neapel ein König herrscht , so muß man entweder an der Freiheit verzweifeln, ober sie nach einer andern Dynastie umsehen, oder dies tyrannisirte Wolf in einen Kampf wider das gesammte Europa stürzen. Is dem­ aber ein solcher Kampf möglich © Gibt es einen italienischen Fürsten der die Bourbonen erregen könnte oder wollte? Nur durch die Discussion dieser Fragen kann man uns auf logische Weise bektmpfen. Inzwischen mögen diejenigen sich be­­ruhigen, die bei dem Gedanken an unsere Komplotte zittern. Wir achten die Revolution zu hoch, um sie wie eine Schmugglerwaare an Bord eines Fahrzeuges einzuschiffen und sie so der strengen Durchsuchung der unbestechlichen Zollbeamten Neapel’s preiszugeben. Niemand, der die französischen Zustände einigermaßen nennt, wird sich einbilden, Ruffont — beiläufig­en Mann, der lange Jahre hindurch selber mit Mazzini an einem Strange gezogen hat — hate sich eine solche Manifestation ohne Einwil­­ligung des Prinzen erlaubt; aber sei von Letterem dazu autoris firt worden, ohne bag Murat vorher bei dem Grafen XB az lew éfi angeflopft. Nun aber fragen wir, was würde die französische Diplomatie für einen Lärm erheben, wenn irgend­­wo auf dem Kontinente in dieser Weise, im Namen Eines der Prin­­zen von Orleans etwa, die doch auch D Vettern verschiedener rea­gierender Herren sind, durch einen Geheimsekretär derartige Prä­­tentionen auf den Thron von Frankreich erhoben wurden ? ! 3..4..0..,1..0 mitt wegen Lästigkeit vom Kommando entfernt worden. In Settanvor wurde Obrist Birch nebst den H. Christian, Gavins, Stell und Bar gezüchtet, Du­ch diese Depetche sind Die lebten Zweifel über das traus % Auf die Gefahr einiger unvermeidlichen Wiederholungen wies in unserem Abendblatte Mitgetheilten hin, müssen wir hier zu­­­nächst mit Getreibung des bereits vollständig Bekannten — zwei Depesd­en abbindhen, die beide am 28. aus Marseille, die Eine den englischen, die andere den belgischen Blättern zugegang­­en sind. Die erste derselben lautet: Sir Hugh Wheeler mit der ganzen Garnison von B­a­w­n­­yore Ärt ermordet­­ worden. 240 Frauen und Kinder wurden daselbst von Nana Sabhih abgeschlachtet. Unter den Ermordeten nennt man Brig. Yad, Obrist Williams, Lindsay, Prout, Sir George Parker, Quin, NRebmann, Supple, Halliway, Reynolds, Prole, Smith, Eford, Dampiter, Sarvis und Challwin. Am 5. Juli wurde von Agra zwischen der Gar­­nison dieses Plages und den Meuterern von Neemuc, deren Truppe durch Zuzü­ge bis auf 10.000 Mann angeschwollen war, eine hartnäckige Schlacht geschlagen. Die Engländer (sie hatten bekanntlich einer frühern Depesche zufolge nicht über 500 Mann) mußten si mit schwerem Berluste zurücztehen (gegen 150 Todte und Verwundete). Unter den gefallenen Offizieren befinden si Major Thomas, Kapt, Doyly, die Meutenants Lamb, Pont und Wellowes ; und von den Zivilbränden die Herren D Connor , E. Horn, P. Horn, Carlton, Smith , Jordan, Prendergast, Whiteray,, Blad, Burdbrant, Freeze, Outran, Didfield und Deedes. — Das 9. Leichte Kavallerie- und das 46. eingeborne Infanterieregiment, welches ih am 9. Juli in Sealfote empört hatte, ermordete daselbst die Kapitäne Bishop, Dr. Graham und den how. Mr. Hunter jammt Weib und Kind. Brig. Brind wurde verwundet; die Übrigen Europäer dieser Station befinden sich innerhalb des Forts in Sicherheit.­­Sie wur­­den dann, wie schon gemeldet , auf dem Wege nach Delhi von den Bri­­ten angegriffen und zerstreut. A. b. R.) In Meerut it General He­­u­ge Schiffel der Befaßung von amnpore gehoben. Derselbe Nana Sahib, der schon früher 132 europäische Flüchtlinge aus ihren Boten, die sie den Fluß herabzeugen, nach dem Parade­­plap von Camnpore gefäßleppt hatte, um sie dort niedernießeln zu loffen, dieser scheußliche Wilde Hat fest such das Blut von ein paar hundert andern Europäern, die er wortbrüchig ermorden leg, auf seinem Gewissen. Auch über die Schlacht bei Iigra gibt diese Depefche einige nähere Auskunft. Sie zeigt uns, daß die Empörer von Neemudh auf ihrem langen Marsche gegen die genannte Stadt duch Zuzügler von allen Seiten zu einem Haufen von 10.000 Mann angeschhosssen waren, denen die Engländer nicht mehr als 500 Leute entgegenstellen konnten. Weshalb diese troß ihrer geringen Zahl, das schnbende Sort verlasfend, Den Feind im Felde aufsuchten, ist allerdings nicht Harz darüber, und ob die Heine Schar Aussicht hat, sich so lange zu halten, bis sie Verstät­­tungen erhält, werden unwahrscheinlich die indischen Briefe morgen Aufschlag geben. Die zweite Dereide ergänzt Die obige folgendermaßen : Die Bejagung von Camnpore Fapitulirte unmittelbar, nachdem Oberst Wheeler gefallen war. Sie hatte zur Bedingung gestellt, daß der europäichen Bevölkerung das­­ Leben geschenkt werde, und diese Bedingung war von den Nebellen angenommen worden. S­interher machten aber die wortbrüchigen Insurgenten sämmtliche männliche Europäer nieder und verk­­auften die Frauen und Kinder in Öffentlicher­­ Versteigerung in die Skla­­verei. Der Häuptling Nana Sahib befehligte 10.000 Mann. Ge­­neral $avelod nahm ihm dann in zwei Gefechten 44 Kanonen ab und eroberte dann auch (z. b. Abendhl, Arm, b. R.) Camnpore wieder zurück. Zu Agra hatte am 5. Suli ein blutiges Gefecht stattge­­funden. Da es den Engländern an Kavallerie fehlte, so hatten sie sich genöthigt gesehen, in das Fort zurüczukehren, nachdem sie ein Viertel ihrer Mannschaft verloren hatten, Handelsbriefen aus Sindien zufolge w­aren auch in der Nähe von Bombay Meutereien ausgebrochen, die jedoch unterdrückt wurden. Man hatte sich gendd­igt gesehen, ein Regi­­ment von Gudscherat zu dezimiren. Fliegende Kolonnen durchtreif­­ten Mittelindien. In Kalkutta berrschte großer Mangel an Lebens­­mitteln, Gewaltge­vorräthe von­ Geldfrüchten und Massen in den Städten aufgehäufter Warren wurden mit Vernichtung bedroht. Der Aderbau ftoche. In Bezug auf Nana Sahib sei hier, nach der „Times“, nur no dag mersmürbige Hak­um erwähnt, daß er von jeher als erbitterter Feind England’s bekannt, und bei ihm trotzem unbe­­greiflicher Weise gestattet war, eine Art Leibgarte mit Artillerie zu halten, die wahrscheinlich den Kern seiner sebigen Truppen gebildet hat. Auffallend ist es ferner, daß General Wheeler dem Worte eines solchen Menschen trauen konnte, und sich nicht Lieber mit seinen Leuten in die Luft sprengte. Er hätte so willen können, was die Zusicherung eines indischen Siegers unwerth ist; er hatte schon unter Lake in Indien gedient, war im Jahre 1803, somit vor 54 Jah­ren, nach Indien, und zwar nach eben derselben Station Camnpore genommen, die rehr sein Grab ist, Hatte den Eroberungszug gegen Delhi mitgemacht, Hatte sich seitdem in Afghanistan und anderen Orten ausgezeichnet und nannte somit indische Verhältnisse,, die wenige. Sehr ist er tobt; Anson is tod, Barnard, Wil­loughby, Sir Henry Lawrence sind tobt das sind shinere, unerregliche Berluste, Die „Hamb. DB, 9." Hat aus Bombay vom 30. Juli bereits direkte Briefe, welche über einen Theil des oben mit teles graphischer Kürze Gemeldeten nähere und zusammenhängende Aufschlüsfe bringen. Daraus ersehen wir, bag die Niederlagen Nana Sahibshud Havelod in drei, bi­s Futtehpore ge­lieferten Gefechten bestanden . Der General rückte am 17. mit ungefähr 2000 Europäern von Alla­­habad aus und lagerte et­wa vier Miles von Futtehpore. Der Feind rücte aus Futtehpore aus und griff ein Necognosierungskorps unter Oberst Hytler an. Alsbald Brad auch General Havelod auf, stellte acht Be­züge in das Zentrum und ließ ein mörderisches Feuer auf den Feind er­­öffnen, der ein Geschos nach dem andern im Stiche ließ und in Äußerster Verwirrung in die Straßen von Futterpore getrieben wurde Die Eng­­länder verloren auch nicht einen Mann Den Meuterern, welche zwei Kavallerien, drei Infanterieregimenter und 11 Geschüge starf gewesen sein sollen, wurden sämmtliche Gefchüge abgenommen. General Havelod rügte darauf gegen Cawnypore vor, in welches er beiegte, nach­­dem er den Feind noch zwei Mal geschlagen und ihm 26 Gefüge abge­­nommen hatte. Nana Sahib entfloh nach Bithoor, in welches etwa zehn Miles von Ca­wnpore entfernt fegt und wohin ihn ohne Zweifel General Havelocd verfolgen wird. Was die Greuel in Cawnpore selber anbe­­trifft, so schöpft man noch eine schmache Hoffnung, da­ ein Theil der Europäer der allgemeinen Niederriegelung entgangen ist, aus dem Be­rüchte, Nana Sabib habe mehr als hundert gefangene Europäer in­ Hän­­den, um sie als Geißeln für seine persönliche Sicherheit zu bewugen : das Datum der Katastrophe war der 24. Juni. Die Gefangenen wurden niedergeriegelt, als sie eben die Bote bestiegen hatten, um abzureisen. Bon Luknomw glaubt man, es werde sich 68 zum Ent» fage durch Havelod behaupten. Sir Henry Lawrence sarb am 4. Juli am Kinnbadensrampfe, in Folge einer zwei Tage vorher bei einem Ausfalle erhaltenen Wunde, den Befehl führt jebt Major Banks. Ueber die Schlacht bei Agra bringt die "BD. B. 9." folgende Details: Die nahe Nachbarschaft der Meuterer von Neemudd und Nefee­­rabad, welche zwanzig Meilen von der City ihr Lager aufgeschlagen hatten, bat die Europäer gendm­igt, die Kantonirungen zu räumen und sich in das Fort zu flüchten. Die Meuterer näherten sich der Stadt in der offenbaren Absicht, die Kantonirungen zu plündern. Darauf rückten die Truppen aus dem Fort aus, um sie anzugreifen und es kam am 5. Juli zum Treffen, in welchem die Engländer bedeutende­­ Verluste erlitten. Der Feind wird auf die Stärke von 7000 Mann Sinfanterie und 1500 Mann Kavallerie mit 8 Gef­lligen angegeben und befand sich von vorn­herein dadurch im Bortheil, daß die Engländer es versäumten, ein die Stellung beherrschendes Dorf zu besehen und nun den Beind erst mit nicht geringem Berlust aus demselben vertreiben mußten; dazu kam aber noch die Ueber­­legenheit der Feinde an Kavallerie, welche das Verrűden der Engländer bedeutend erschwerte. Nachdem das Dorf erobert war, verhinderte der Mangel an Kavallerie die Engländer, diesen Vortheil zu brwugen, viel­­mehr sahen sie sich, zumal da ihnen die Munition ausging, genöthigt, das Dorf wieder zu räumen und den Rückzug in das Fort von Agra anzutreten, wobei sie von dem Geschlag des Feindes nicht wenig belästigt wurden und viele Leute verloren. Der Beind machte si die Lage der Dinge zu Nugen, fteete die Häuser in den Kantonsrungen in Brand und 408 am folgenden Tage nach Bhurtpore ab. Daß das Fort von Agra­fih­­alten wird, bezweifelt man übrigens nicht, da es hinreichend mit Proviant und Munition versehen it. Die Zersprengung der Aufständischen von Sealcote im Pendihab, die nach Delhi marsch­en wollten, koftete Nic­ol­­son nur wenig Leute; ernsthafter war dagegen der Aufstand in Hyderabad, der Hauptstadt des Nizam am 15. Juli. Ungefähr 4000 Buchmarchen, von 300 Rohillas geführt, zogen vor die Wohnung des Residenten und verlangten die Auslieferung eines Un­­teroffiziers des ersten Kavallerieregiments des Nizam, welcher dem Resi­­denten wegen Sinsubordination ausgeliefert worden war. Major Davidson, der Resident, trat mit großer Entfehloffenheit auf und [ek den Haufen mit Gescingfeuer bestreichen, worauf sich derselbe entfernte. Mehrere Ro­­hilas und Andere wurden gezüchtet, viele von Söldnern des Nizam ver­haftet. Der töd­lich verwundete Anführer der Ropillas geriet­ nachträglich ebenfalls in Haft. Die Ruhe in der Stadt war hergestellt. Um indes neue Aufstände der turbulenten Robiffas zu verhindern, ist eine Division deg 12. föntgl. Regiments Uhlanen von Kirkee nach Hyderabad beordert. An der Nordgränge des Gebietes des Nizam sol aus mehreren Regimen­­tern des Kontingents von Öyherabad ein Exrpeditionsforps unter Major Orr gebildet worden, um im Berein mit den mobilen Kolonnen von Bom­­bay gegen die Meuterer in Zentralindien zu speriren. Das Maffaere im Norden, 8. Huni stattfand, hat 55 Europäern, einfhlieslich von Weibern und Kin­­dern, das Leben gefottet. Die Ermordung wurde von den mohame­­poor Ahbmedabad Erzeife im Keime einige gesucht, al fo haben eingeborene Navalleristen die Sahne des Aufruhrs aufzupflangen hat wollen­ werden könnte. Aus Vorsicht Gmaltor, welche in­niionsdienste that, entwaffnet worden, den Aufstand mit­hin ist eine Abtheilung des Kontingents von in Ber- 2 hatte, ch in Gwaltor anschließen zu Ueber die Stimmung, welche diese Sichredensposten in England erregen, schreift man unter dem 28. aus Lon­­don wie folgt: Es gibt wenige Familien in England, die nicht einen Verwandten oder Freund in Indien hätten, und unbeschreiblich ist die Angst, ver Sam­­mer und die Erbitterung, melche die Nachrichten über die verü­chten Gräuel hier erweden. Nur der geringste Theil davon dringt durch die Presse in die Oeffentlichkeit, denn es sind Schandt­aten geschehen, es sind namentlich die Trauen Martern unterworfen worden, die sich vor Feutchen Ohren nicht erzählen, geschfeige denn durch den Druc veröffentlichen Taffen. Der Durst nach Rache, nach beispieloser, ungeheurer Race, wie sie selbst die Annalen des Orients nicht rennen, ist in England das Gefühl des Augenblicks, und wer nur den zehnten Theil von den Bchandthaten erfährt, die von den Se­­poys (wahrspeinlicher noch von den aus den Gefängnissen entsprungenen Sträflingen) verübt worden sind, dem wird er — und mögen seine Anti­­pathien gegen England noch so tief mnwurzeln — schwerlich in den Sinn kommen, die Thaten der indischen Empörer mit den revolutionären Bewe­­gungen anderer Länder in eine Reihe zu stellen, und die Race, die Eng­­land an jenen Räubern und Meuchelmördern nehmen wird und muß, nach dem Masstabe europäischer Zustände zu bemressen. Unsere Religion, sagt die „Zimes“, unsere Lehren und Predigten werden von Hindu und Mahomedanern verachtet. Zum Glüc verstehen sie, was es heißt, gebenft zu werden und haben gegen diese Operation eine gründliche Abneigung. Was wir somit regt den Anhängern Maho­­med’s und den Verehrern Wifh­nu’s zu Gemüthe zu führen haben, Ia, das Mörder in unseren Augen nicht höher, ja, vom moralischen Gesichtspunkte aus, viel niedriger, als Hunde siehen, In solchen und ähnlichen Aeu­­ferungen, denen man allenthalben begegnet, fpirgelt sich das Verlangen nach schonungsloser Wiedervergeltung am besten ab. Zum Schluffe bemerken wir noch, tag Lord Palmer­ton am 28. im Parlamente erklärt hat, in Sultan habe die Konzessionirung der Euphrakt bahlen ver­weigert Den Surz-Telegraphen, wenn er zu Stande font, werde die Regierung nach Kräften, was die Benügung der Linie berifft, unterflosen. Auf eine Anfrage, ob die Regierung die verwaisten Hinterlassenen der in Indien&Ermordeten unterflühen werde, erm­­o­­berte der Lord, die Regierung müsse erst weitere Details abwarten, bevor sie über diese Angelegenheit einen Beischlag fassen könne. X. Wien, am 28. August. Die Verwaltung der Theiss­bahngesellschaft hat in der versloffenen Woche definitiv eine weitere Anzahl von Lokomotiven und zwar zum Theil Per­­sonenzugelokomotive, zum Theil aftzugslokomotive bestellt. Die Zahl der zu liefernden Lokomotive beziffert sie im Ganzen mit 25; die Fabrif, welcher die Lieferung übertragen wurde, ist die Maschinenfabrif der öftert­­ französischen Staatseisenbahnge­sellschaft in Wien, vieselbe, welche auch die im verfloffenen Sabre von der Theißeisenbahngesellschaft besteiten Lokomotive fabrizirt. Schon wiederholt wurde darauf aufmerksam gemacht, daß unser Journalistin in einer gewissen Hinsicht sehnßlos dastehe. Die von einzelnen Journalen mit vielen Kosten beschafften Originalaufläse, Korrespondenzen, Depeschen u. s. w. werden von andern Blättern nac­hgedrudt, ohne bas die Duelle ange­­geben würde, was vorzüglich von den kleinen Journalen starf betrieben wird, die ohne Kostenaufwand für geistige Kräfte gro­­fentheild mit der Pavierscheere rebdigirt werden. Dieser Uebels­­tand hat wie es fehetnt die Aufmerksamkeit unserer Regierung auf sich gezogen, wenn eg taucht jet das Gerücht auf, daß sie eine Erweiterung unserer Gebete gegen den Nachdrud zum Schuge der Journale beabsichtige. Es solle dadurch der Mach­drud von Originalauflagen, Depeschen u. s. w. an gewisse ge­­jegliche Bedingungen geknüpft werden und über den unbefugten Nachruf aus den Journalen wie über den Nachdruch von Bil­d­ern die Strafgerichte, natürlich nur auf Ansuchen der Beschä­­figten, kompetent werden. Es scheint diese Absicht der Regie­­rung mit der Journalstempelfrage zusammenzuhngen, indem auf durch diese Maßregel vorwiegend die kleinen Journale getroffen würden. Ober soll die fast, welche den großen Blättern durch die Stempelsteuer auferlegt wird, durch den vonselben gewährten Schuß erleichtert werden? Vederemo­­h. Zulischa, 18. Augus. Wie in den anderen Orten Bulgariens und der Donaufürstenthümer, mo sich i. TF. Stunfulate befinden, wurde auch hier das Geburtsfest Sr. Majestät des Sta íf­fer 8 in solerner Weise begangen. In der hiesigen katholischen Kirche fand heute ein Gottesdienst statt, zu dem neben den österreichischen Unterthanen und Schubgenossen auch Fremde geladen waren. E jlere versammelten sich um 9,9 Uhr im Sonsulatsgebäude, um si vor dort in corpore nach der Kirche zu begeben. Die Fremden fanten sich unmittelbar im Gotteshause rin. Nach Beendigung der Fircli­­hen Beier nahm der FE. E. Vizesonsul Herr 9. Martyrt die Bealab­wünschungen entgegen. Abends war das Sonsulatsgebäude glänzend illuminirt, der Beier hatten aug die Sommitäten der Hilfigen türti­­s hen Zivil und Militärverwaltung beigewohnt. Vor einigen Tagen machte mich ein Ausflug nach Galah zum Zeugen eines seltenen Phänomens. ES war am 14. b. Mm. und ih fuhr auf dem Lloyddampfer „Schilv" von Galab zurück nach Zultfha. Im der Gegend von Rent gewahrten wir eine eigenihiim- Ueberfeßung steter Eiterung in : » daß it. die Unsuchen zwar Besorgung davor, neingezogen daß von Shanfi den Meuterern dänischen Lokalbehörden Sipahis mit in in der angestiftet und eine Emeute slattgefunden,, ersticht worden, die indeß und es sind an derrscht Präfiventschaft mit in Hilfe meldes am der menterischen üblichen Schengh­äfen­ ausgeführt. Was endlich der Präfiventschaft Bombay anbelangt, in Pander beiden Orten die jebt Teinerlei bis der Festung Affeerguor Gar­­meil man fie Das indische Kaftenunwefen. * Von den übrigen indogermanischen Wöltern unterscheiden si­che Indier durch das Kaftenunwesen. Eine stärkere, Höher civilisirte, weiße Race drung von N, MB. in Indien ein, unterwarf sich die schwächere, wenig civilisirte dunkle Race und machte sie zu ihren Kunechten. Die ursprüngli­chos nationale und politische Scheidung der Einwohnerklassen wurde noch durch religiöse Dogmen verstärkt, als die Brahmanen, da sie bis in das Ganges-Thal auf ihrer Wanderung gelangt waren, durch die indische Natur angeregt, die im ewigen Wechselkreise stets sich erneuert, dort ihr wunderbares System von der beständigen Regeneration und Zerstörung der Wel­­ten und der Seelenwanderung fehlten, und mit den politischen Ver­­hältnissen in Verbindung brachten, indem sie die Unterbindung der untern Saften als selbst verdiente Strafen für Sünden, die diese in früheren Lebensperioden begangen hatten, darstellten. Die vornehmste Karte ist bekanntlich Die der Brahmanen. Die epischen Gedichte nennen noch Brahmanen-Geichteter, die von Ke­nigen ftammen, und Brahmanen-Söhne, melde Königstöchter hei­­rathen. Im tem jüngern Gefebleuhe Manu’s erscheint dagegen die bürgerliche Verfassung in den Gefegen für die einzelnen Sasten schon ganz abgeschloffen, und wer König (7. 37—42) in völliger Untersürfigkeit unter der Macht der Brahmanen. Der erste Schritt zur Bildung der Brahmanen-Kräfte scheint gewesen zu sein, das das Amt erblich wurde. Schon in der webligen Zeit waren einige Fa­milien dur ihre Lieder, die beim Kultus bruchtüeweise benußt wurden, berühmt. Aus dem ausschließlichen Reilte der heiligen Bücher und der Kenntnisse, die zu den Opfern nöthig waren, scheint nun die abgeschlosfene Brahmanen-Satte hervorgegangen zu sein. Wo aber eine solche Scheidung einmal eintritt, folgen mehrere not­wendig nach. Auch der Krieger erzog seinen Sohn zum Krieger. Der Unterschied zwischen Indien und den europäischen Ver­­hältnissen it mum der, bag, während Hier die oben erwähnten feinds­lichen Gegenzüge fidh­elmäß’g milderten und auflösten, in In­­dien, feichr als die Verhältnisse fi gänzlich geändert hatten, und die vier Karten nicht enmal mehr in ihrer Reinheit bestanden, doch die Trennung und Zersplitterung nicht nur fortdauerte, son­dern noch immer mehr zunahm und sich zulebt so verf­ögert wie recht zeigt. No L befieht die fortdauernde geistige Suprematie der Braz­iionen, wenigst­ens In der Theorie und bei den gläubigen Hindu, so Sehr ihr Einfluß durch die Budddhaisten, Mohammedaner, Brit­­ten auch gefunden ist, während die Kriegerkafte seit­ange ihr An­­sehen verloren hat, die beiden andern Kaften als reine Kaften nicht mehr existiren. In Salkutta lebte nach dem „Friend of India“ noch jüngst ein Gemwürzfrämer, der den Staub von einem an Brahmanen sammelte und brah­menweise als Spezifikum gegen gez­wiffe S Krankheiten verkaufte. Die Hinzu reiben sich Damit die Stirne, ehe sie an ein fehlwieriges Geschäft gegen. Man sehrt noch den Subra­­bag, wenn er sich beständig der Blätter, von welchen ein Brahmane gegessen hat, beim Effen bediene, er als Brah­­mane wieder geboren werden könne. Indes enthalten sich die Braga­manen nicht mehr bei Beschäftigungen, die mit ihrem Gelübde eigent­­lich unverträglich sind, wenn sie nur etwas ab­werfen, nehmen Dienste bei jedem, verkaufen ihre Kenntnisse, was nach den Scha­­ítras ein Verbrechen ist, und leben von der Feder und mas sonst ihnen Gewinn bringt. Nah Drlih wäre das fMavische Berhältnis der Sudras zum Brahmanen sehr nit mehr so strenge. Ihn täuschte aber wohl die aufgeh­ende Gleichstellung im englischen La­­ger, wo das Heer sich aus verschi­edenen Kaften refrutirt, melche die Disziplin dann zusammenhält. Unter den andern gemischten Kaften werden 9, die Nobojath , mit größerer Nachsicht als die übrigen der yanse­r. Der Brahmane hat nichts dagegen sie als Mosferträger sc­ zu benüten, während die übrigen, wie Mechaniker und Hand­­werfer, die Verachtung der Sudra’s wie in Manus Zeitalter noch fest theilen. Der Brahmane hält sich durch ihre bloße Berührung verunreinigt. Vor 40 Jahren wurde bei Kalfuta ein Brahmane, weil er von einem Goldschmied Nahrung angenommen hatte, derr urtheilt zwei Tage zu fasten, hunderttausendmal einen heiligen Text zu­ wiederholen und den verunreinigten Mund zu rein­gen, indem er ihm mit heil­igem Kuhmist ausfüllen mußte. Drittens findet jept ein gänzliches Verbot der Hetrathen und weg­geselligen Verkehrs unter den verschiedenen Kaften statt; gerade in diesen beiden Punkten zeigt sich jet die Kaftenbeschränkung vorzugs­weise. Die Zwischenheirathen unter den ver­­schiedenen Kaften suchte man zwar immer zu entmuthigen, aber Re waren nie so frenge verboten als jebt, wo einer durch Eingehung einer Che und den Dadurch entstandenen Berfegr mit einer Berson einer ber­­ichtetenen N Kafte seine Hafte sofort verwirft, während früher der Brahmane dur Verbindung mit einer Gudra seine Kafte nicht verlor, sondern nur das Kind aus dieser Verbindung einen niedern Rang erhielt. Radiha Keishna von Nadiya, der als Begünstiger der indisgen Literatur berühmt ist, leg noch 1750 einen Sudra hinrichten, weil er eine Brahmanin geheirathet hatte. Biertens ist eine und dieselbe Karte jebt in eine Menge Zweige getheilt, und der Brahmane und der Kavastda darf nicht nur seine Frau aus einer andern Kaste heirathen oder mit ihr verkehren, son­­dern selbst nicht mit vielen Familien seiner eigenen Kaste, was dem urspünglichen Gewebhe gänzlich fremd­et. So sind die Brahmanen in Bengalen in verschiedene Stenies getheilt, die Rouries, Baren­­ders, Baidifs und Geptefatis, die weder unter­einander sich verhei­­rathen noch mit­einander verfehren dürfen. Die Stenies zerfallen wieder in Unterabtheilungen : in Kulins, Srotriyas und Bangfajas, die mit­einander verfehren, aber nicht sich mit­einander verheirathen dürfen. Von Mahratta-Brahmanen werden fünf Klasfen genannt ; sie hängen zum Theil verschiedenen Seften an, oder haben sich vers­chiedenen Beschäftigungen ergeben ; einige dienen als Gipahis (Soldaten) oder thm­ noch niederere Dienste, während andere nur die Wedas und Schaftras seien und natürlich jene hochh­chst verach­­ten und von ihnen sich ferne halten. Sehnliches findet auch bei den andern Kaften statt. So bilden im Süden nach Percival die Si­bras der rechten Hand (die Landbefiger, Aderbauer, Barbiere, Tö­­pfer), und die der Tinten (die Handmerser u. f. m.) zwei solche Hauptabtheilungen. Fünftens gibt es, abgesehen von der Urbeserfes­tung, auch noch gänzlich Ausgestoßene (Outcastes), wie im Norden die Tshandalas, im Süden die Parias. Auch diese vereint nicht etwa ihre gedrückte Lage, sondern sie theilen sich wieder in unzähl­­ige Unterabtheilungen, die sich­t wieder eine von der andern abson­­dern, und sich Wunder mal der niedrigen gegenüber zu fein einbilden. Erwägen mir schließlich noch, wie die Herrschaft der cristli­­chen Engländer und das Christenthum sich gegen das Kastenwesen verhielt. Während die Holländer in Ceylon früher die Eingebornen zum Bekenntnisse des Christenthums zu verladen suchten, indem sie das Gefett gaben, daß feiner Land pechten dürfte, den Rang eines Mupaliars oder ein einträgliches Amt erlangen Fünne, der sich nicht taufen ließe und das Hevetische Glaubensbeferntnig unter­schriebe, dabuch aber nur heuchlerische Scheinschriften bildeten, kümmerte die englisch-ostindische Handelscompagnie, die es nur auf einen ruhigen Berverwerb abgesehen hatte, sich durchaus nicht um den Glauben ihrer neuen Unterthanen, und Tief bieten und eben so das fastan wesen unangetastet bestehen. So galt nach dem indischen Gefeb jez der ter zum Christenthum übertrat oder die Gefebe der Kafte brodh, für bürgerlich todt. Er konnte seine Erbschaft antreten, seinen "Ver­­trag eingehen, vor Geb­ät sein Zeugniß ablegen ; aus dem Hause seiner Eltern war er ausgestoßen, seine nächsten Verwandten durften nicht mit ihn umgehen, und mehrerer entbehrte aller Tröstungen der Religion. Ein Brahmane unserer Bekanntschaft, Rama Ayen, der 1840 — der zweite Brahmane seit 100 Jahren — in Transebar zum Christenthum übertrat und 1842 nach Hamburg kam, wo er erst in Drauers Missionsanstalt eintrat, später aber entflopfte und eine Schulmademoiselle beirathete, bestätigte uns dies noch. Erst als die ostindische Kompagnie als Handelsgesellschaft aufgehört hatte, änderte sich dieses allmälig ; aber exit durch die lex loci vom 11. April 1850 wurde bestimmt, daß alle bestehenden Gefege und Gebräuche, die im Gebiete der ostindischen Kompagnie eine Person persönlicher Eigenthumd> oder Erbrechte verlustig erklären, weil sie aus einer religiösen Gemeinschaft ausgetreten oder ausgestoßen oder ihrer Kafte verlustig erklärt worden sei, als Gefehe in den fing lien Ger­ätehöfen wie in denen der ostindischen Kompagnie nicht mehr angewandt werden sollten. Dieses Gefeh hat aber bei den Hindu vielen Widerspruch erfahren, und oft wohl als eine Ursache jener Unzufriedenheit zu betrachten, welche den­jebigen Aufstand erzeugte. Die Wirkungen der englischen Erziehung beginnen selbst unter den Hindu etwas Licht zu verbreiten, und auf die Abschaffung des Kastenwesens Hinzuwirken. Percival (The Land of the Veda, London 1854, 8.), der im Anhange nebst Bower die Aftensunde über das Verhalten der englischen Hochkirche gegen das Kastenwesen unter den Christen gesammelt hat, erwähnt, bat gelegentlich eine­ Preisaufgabe über das Kaftenwesen, 4—5 Jahre zuvor mehrere gute Abhandlungen von Hindu über dasselbe erschienen waren, die das Verderbliche desselben für Indien anerkannten und fehilverten. „Demwohl Fein Christ, sagte einer, Babu Schashi Tidanora Datta, mag ich body die Schönheit der geoffenbarten Lehre, die seinen Unterschied als den ziwischen Zeugenshaften und Lasterhaften anerk­kennt, nur auf Reinheit des Herzens sicht und nur einen gemeinsa­­men Himmel für den Aermsten und Grofzesten hat, einsehen und die Öbeigheit unter den Menschenkindern, die das Christentaum fehrt, anerkennen. Alle vernünftigen Hintu sollen daher für diese geistige Freiheit fliehen, keine Errenmacht könne ihnen helfen, wenn sie sich nicht selber hülfen; der tödliche Upas-Baum, dessen verderbt sie Ausdünstung sie zu dem gemacht Habe was sie seien, müsse zu­­vor ausgerottet werden, ehe sie vernünftigerweise erwarten Fürnten reelle Vortheile selbst unter der erleuchtetsten Regierung der Erze zu erlangen.“ m nn — hee

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