Pester Lloyd - Abendblatt, September 1857 (Jahrgang 4, nr. 198-222)

1857-09-26 / nr. 219

‚Abendblattdes Pefter Floy Rebaktiong- : einzelne Bureau,Do- Nummer rotheagaffe foftet Nr. 12 tm erften Stod, Het Mosis-ones Montag, 27. September. Niro, 220. Peft, 1857. £ Meit, 28. September. Se. Fatf. Hoheit der Durchlauchigste Herr Er derzog Generalgouverneur sind gestern in Ofen eingetroffen. Aus Mailand wird unterm 25. b. telegraphirt: Die Munizipalkon­­gregation von Monza überreichte Ihren E. 1. Hoheiten eine, Ehrerbietungs­­adresse., Dieselben überwiesen für dortige Nothlei­ende aus Ihren Privatka­­touillen den Betrag von 3000 Kite, Politische Rundschau, 28. September, Heute brechen die Kaiser von Rußland und Frankreich von dem Stuttgarter Hoflager auf; und morgen wid Se­ T­ Apol. Majestät von Wien abreu­fen, um sich mit dem Grafen in Weimar zu treffen : a Műdwege gebenft ANerhődít verfelle ich einige Stunden auf dem fähigen Königsschlofe Pillnis aufzuhalten. Alexander II. wird am 30. in Weimar und am 2. Oktober in Berlin eintreffen, wo er 2 Tage verweilen wird. Am 5. Oktober wird er in Warschau anlangen und sich von da am 9. nach Kiew begeben. Wie der „B. H.­ u. B.­3." aus Wien gemeldet wird, hat der­­selbe Franz Joseph I. in einem eigenhändigen Schreiben von seinem Besuche „der der Familienbande ihm mahe flehenden deutschen Höfe" in Kenntnis gerecht und den Wunsch ausgedrückt, um irgend einem Punkte Deutsch­­lands mit Sr. April. Majestät zusammenzutreffen : des Zus­ammen­­treffens mit Napoleon wird in dem Briefe mit Feiner Silbe erwähnt. Napoleon traf in Stuttgart am 25. um 5 Uhr Nachmittag ein. Er wurde am Bahnhofe von dem Könige von Württemberg empfangen und Yesgaft vom Wolfe begrüßt. Nach dem „Moniteur“ erwartete man daselbst auch noch die Ankunft des Königs von Baiern und des Herzogs von Nassau. In Baden hatten den Kaiser der Großherzog des Landes und der Prinz von Preußen begrüßt, welcher septere ein Schreiben seines Königs übergab, wo­ in dersilbe ihin Bedauern darüber ausdrückte, daß er verhindert sei, dem Kaiser selbst entgegen zu kommen. Ueber die Ankunft des ruffiigen Kaisers wird unter dem 24. aus Stuttgart get­rieben . met dicht neben dem Bahnhofe gelegene Gasthöfe haben sie mit großen ruffi­­schen und französischen Slaggen, welche die mürttembergische in die Mitte nehmen, ge­­schmückt. Gegen 3 Uhr Nachmittags ist der Kaiser von Rußland in Begleitung des Prinzen ALxander von Hessen , Bruders der Kaiserin, Generals in österreichischen Diensten, in Feuerbach eingetroffen, wo ihn der König von Württemberg empfing und in die kronprinzliche Billa bei Berg geleitete. Der russische Gesandte, Graf Benden­­dorff, mit den Beamten der Gesandtschaft, sowie die zum persönlichen Dienste Seiner Majestät bestimmten Personen, endlich der Sirangminister v. Knapp, als oberster Chef der Eisenbahnverwaltung , schlossen sich­hon an der Grenze in Bruchsal dem Tai ferlichen Gefolge an. “Unser Kronprinz erwartete seinen erhabenen Schwager in Lud­­wigsburg. Das Diner fand auf der Billa statt, worauf der Kaiser dem König und der­ Königin, sowie der Königin der Niederlande Besuche abstattete. Der Abend wird im engsten Familienkreise zugebracht. An französischen Polizeiagenten fehlt es hier so wenig, wie Überall wo Napoleon III. erscheint. Was nun die Stimmen der Presse betrifft, so sagt die "Pet. Holz." unter anderem : „Die­ Reise des Kaisers Napoleon nach Döbprne und dann nach Deutschland, wo die Zusammenkunft mit einer andern regierenden Per­­son möglicherweise stattfinden wird, muß wiätige Bolgen für die Zukunft ha­­ben. Wir sehen darin ein Unterpfand für die Befestigung des europ­äischen Friedens, ein Mittel zur Herstellung­­ des Berz­trautens zwischen den vier Großmächten Rußland, dranfreich, England und Preußen.“ (Wir können heute wohl Hinzufügen : „und Deflerreig." b. Ned.) Der „Sircle" dagegen begrüßt in dem Stuttgarter Rendezvous ziemlich un­­verholen die Wiederaufnahme der­ alten napoleonischen Traditionen : Mit Bezug auf England müsse es der Zeit Überlassen bleiben zu vollenden, was die auf dem Schlachtfelde besiegelte mehrjährige Allianz noch nicht Habe bewirken können. Doch diente in Stanfrei Niemand , außer einigen Royalisten, daran, den alten Haß wieder anzufaden ; als Bürgschaft, vag man Englands Verlegenheiten nicht ausbeuten wolle, genüge schon allein der loyale und manchmal nur zu ritterliche Charakter der französischen Nation. Daß aber Frankreic bei den Anordnungen, welche in Europa vor sich geben könnten, Englands Einwilligung und wenn nöthig dessen Mitwirkung verlangen dürfte, um gerechte Genugta­uung zu erhalten, das wäre möglich, ja das müßte sein. Die englischen Staatsmänner hätten zu sehr das Gefühl der Billigkeit, um nicht zu bekennen, daß Europa 1814 und 1815 seinen Sieg mitbrauchte, und daß Stanfreich auf eine Genugthuung An­­spruch machen dürfe: ; ; Kann das etwas Anderes heißen, als : wir sind zwar viel zu vitterlig, um Englands Verlegenheiten auszubeuten ; aber mir Fünnen doch nicht umhin zu­­ bemerken, daß der Zeitpunkt sehr gelegen scheint, unsere alten Ansprüche auf die „nature Rheingrenze" zu erneuern, da Großbritannien — ob aus NRüdficht auf Indien, oder aus NRüdficht auf das Bündnis mit und, mag es mit sich selber ausmachen! — seht kaum in der Lage sein dürfte, und dabei ernstlich entgegenzutreten ? ! In der Donaufürsenthümerfrage bringt der Londoner „Auvertifer“ die seltsame Nachricht aus Paris: „Graf Persigny hat dem Kai­­ser aus London die befremdende Mittheilung gemacht, daß in der Politik des britischen Kabinets­ in Bezug auf die Fürstenhümer eine vollkommene Unmänderung eingetreten sei. Lord larendon befindet sich ebenfalls hier und hat diese seltsame Kunde bestätigt, mit dem Beifügen, daß England von fegt an nicht nur der Union der Fürstenthümer kein Hinderniß in den Weg legen, sondern den Bestrebungen Franfre­ics für die Union seine Unt erfrügung lei­hen werde." — Gleichzeitig seien wir im einer Korrespondenz ber , Deutsch. Allg. Ztg." aus Semendria, daß daselbt eine in der Landessprachhe abgefaßte Slugfäh­rt die Runde mache, worin unter Bezugnahme auf den französischen „Moni­­teur”= sowie auf eine Menge anderer französischer und russischer Zeitungsarti­­kel fast zur Ueberzeugung nachgewiesen ist, daß es die Absicht der Höfe von Paris und Petersburg sei, bei etwaiger Duchführung der moldau-walchischen Union an Serbien in diesen B Verschmelzungsprozeß zu ziehen, die sodann zu einem Giant vereinten drei Fürstenthümer zu einem Königreich zu erheben und die neugebadene Krone dieses Teptern irgendeinem thronbedürftigen euro­­päischen Prinzen aufs Haupt zu brüchen. Die Serben haben diese Stunde sehr übel aufgenommen ; der Korrespondent berichtet : „‚Infolge dieser Enthüllungen sieht der serbische Adel, und mit ihm die allen, das zuvor vom ihm besohredete, vorgedachte Unionsprof­elt plöglich mit sehr mißvergnügten Bliden an. Der Teröffee Nationalstolz empört sich bei dem bloßen Gedanken, die Nation früher oder später vieleicht: durch­ großmächtlichen Machtspruch der innern: Selbstständigkeit­,beraubt, an einen Stempling verfuppelt und an Nationa­­litäten­ staatlich angeschmiedet zu sehen , „die man ihrer weiblschen D­emmenhaftigkeit, Charakterlosigkeit und Intriguensucht wegen hier nicht einmal für werth erachtet, dem ferbischen Manne die Schuhriemen aufzulösen. Die Raffenfreunde geben sich: alle ere­benliiche Mühe, gedachte Slugschrift al verleumderisches Machwerk zu bezeichnen s, aber fovel sie, au­f­twagen mögen, es­­ gelingt ihnen dennoch, nicht,­­ den tiefen Eindruck zu verwischen, den jener, Warnungsruf auf die Gemüther hervorgebracht hat. Das Miß­­trauen gegen die Aufrichtigkeit­, der russischen und französisgen Nolitit, bezüglich Ser­­biens ist erwedt und es wird Dauernd, bleiben „ zum­ mindesten solange, bis man von dieser Aufrichtigkeit neue, thatsächlich unzweifelhafte Beweise, erhalten hat." . » Bei diesem Anlasse wollen wir nicht unerwähnt lassen,daß man die Am­wesenheit des Grafen Appony I. und des Herrn v. Hühner, der beiden­ österrei­­cischen Gesandten zu London und Paris, in Wien allgemein mit der Donat­fürstenthümerfrage in Verbindung bringt. Eine Korrespondenz aus Cattaro in der "Agt. 3." berichtet vom­ 16. b. : „Die Bevölkerung von Bafondo.feldte eine Deputation, beste­­stehend aus mehreren Bußen und Ortsältesten, nach CE­etinje, um Hilfe ge­gen die Türfen anzusuchen, welche den rüdständigen Tribut einzutreiben "beab­­sichtigen. . Der Türst sandte in diese Gegend die­ zwei Senatoren Ivo Ráfov und Pop Kufjovac, um die Bafovicher, zu versichern,­ daß­ er ihnen ‚jede Art Hilfe enden wolle, sobald sie den Türken die Kontribution verweigern ‚und sich zu widerlegen drohen werden. ' Schon: seit mehreren Jahren versuchen es die Bafoßiger , sich von der Türkei zu emanzieeren,­­aber sie waren auch Monte­negro nicht ergeben und lebten in einer rohen Unabhängigkeit. Zeit fehidte der Vajda von Skutari eine starre Expedition, aus regulärer Truppe bestehend, ab, um die Bafovidjer zum Gehorsam zu zwingen; es scheint somit, daß der Stiist von Montenegro seine zugesagte Hilfe nun m ‚Einiges­ ermäßigen wolle , und so ist es nicht zu zweifeln, daß man die Varonicher bändigen merde, wie man die Bevölkerung von­ Spiranotto, Tugemillo und andere, treulose und bewaffnete Bölfer bändigte. , Laut Nachr­uten, die heute ein außerordentlicher Bots brachte, wird Die Expedition' wahrscheinlich auch: die Bewohner von­ Kane 8­4 undıP te­pe­rt, bändigen, womit der Türfe Montenegro in seinen fleinigen Grenzen oft umschließen. beabsichtigt." Ueber die in Wien , tagende Donauuferfiaatenkommis­­sion wird der „UM 3." berichtet : „dieselbe hat­ ihre­ Berathungen been­­det, und das ausgearbeitete Reglement über die Durchführung und Aufrecht­­haltung der traftatlich verbürgten Freiheit, der Schifffahrt auf der Donau ers­wartet nur noch die Signatur, der bevollmächtigten,,, Kommissäre. Leider „erge­­ben sich wiebei unvermutgete Diplomatische Rangseifersüchteleien. Der walachische und der moldausfge Kommissar nämlich streiten si über den Vorrang zur Un­­terschrift, und der türkische beanspruc­ht als Vertreter der suzeränen Mat den Vorrang vor den Repräsentanten ber, Batallenstaaten. Aus diesem diplomati­­schen Konflikt dürfte ein Vorschlag bes t. baterischen Vertreters, der Aussicht auf Annahme hat, heraushelfen, intent derselbe beantragte die Kommissäre nach jener Staatenreihenfolge figniren zu lassen, wie sie für den natürlichen Lauf der Donau bezeichnet werden." Das Blut der Waadtländer,schreibt man der »anls. Postz.«aus Bern vom 23.d.,erhitzt sich immer mehr.Man spricht bereits das verhängnißvolle»Bürgerkrieg«aus,­und Herr Hermenjard,­ssommandant eines Elitebataillons,der bereits sein Entlassungsgesuch eingereicht hatte,,bittet nun aber den Staatsrath,»unter den schweren Umständen,in denen sich der Kanton befinde«,dasselbe nicht zu berücksichtigen.»Das Waadtland,­ sch­reibt der leere Oberst,hat unter seinen Kindern nicht zuviele,um dem U­nitarismus zu widerstehen und seine Ehre und Unabhängigkeit gegen­ eine freiheitsmörderische Koalition zu vertheidigen.«Im»Nouvellist«,dem Organ desherrn Staaterathe Blancheney,wird vom großen Rath gerathm die staatsenthlichen Anträge(Er­­hebung des Kompetenzkonflikts)anzunehmen,im mißlingenden Falle eine Proklas­mation an das Schweizervolk zu erlassen: »Vergessen wir nicht,beißt es»da,daß die ungerechten Beschlüsse der Bundes­­versammlung nur durch eine Majorität von wenigen Stimmen gefaßt worden sind, und daß mehrere Abgeordnete unserer Partei abwesend­ waren, vergefsen wir nicht, daß auch die Ungerechtigkeit dieser Beschlüsse seitdem Klarer zu Tage getreten ist,; und daß beg­­balb das Monopol, gegen das, wir Klage..erheben, vor­ einer­ neuen Prüfung wird fallen müssen. Aber wenn, was Gott verhüte, es anders kommen sollte, so wenden wir uns in einem­ feierlichen Aufruf an unsere Miteidgenossen,­­die­ ung­erhören werden.” Weit beruhigender lautet Diev aus Bern vom 24. d. batirte Deperdje­­in des Inhalts: „Die eingewofftifäen Kommis­süre wurden zu lansann­e bestérte­n empfangen, und erhielten eine Ohren­­mache. Der Staatsrat­spräsident versichert freunde idgendffifce Sesinnung. Die Die Nationalrathe­­Regierung wählen in Stoelholm haben am 23.d.die vier Stände den Antrag d­es Königs, betreffend die Ernennung des Kronprin­zen zumN Regenten während der Krankgeit ‚im Bürger­­so­wie im Bauernstande. Die Opposition des Bauernstandes' fol ins» besondere durch die befürchtete „vermehrte Hoffaltung, für Se. Königl.­ Hoheit den ‚Kronprinzen”, hervorgerufen worden sein; eine offiziöse Angabe in, „Svensfa Tioningen“ „daß Se, Majestät, dessen Auf­­merksamkeit auf die Nothiwendigkeit hingesenkt wurde, daß für den Kronprinzen im Zolle einer Regentschaft, mt den damit ‚erfolgenden Verbindungen mehrerer Art, eine ‚erhöhete Anschlagssumme erforderlich sein würde — si dahin ‚erklärt hat, daß er dies sicherlich einsehe, daß aber­ seine­ Vorlage darüber an­ die Stände beabsichtige, zu bestreiten , was für diesen 3wed erfordert werde". — die Befürchtung der Bauern seint indeg auch dur diese Erklärung nicht beseitigt worden zu sein. Wolfewirthschaftliche Nundfehau. mals 1 auf dem­­ i ber „A. A. 3.", des Reiches von mwünfät die Beilegung des Konflikts in Güte, sind auf den 25. Oktober angeordnet." erklärte zwar in Bezug hierauf, seiner Hofhaltungssumme aus Wien des­ Königs, angenommen, in Grage kommen dürfe, sondern­ daß Ge. Majestät das Gerücht mitgetheilt . Der „AU. A. 3." aber­­die Franz-Josephe-Eisenbahnge­­­. wird Opposition fand derselbe —­­

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