Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1857 (Jahrgang 4, nr. 223-248)

1857-10-22 / nr. 241

FMHWR ! Die ij einzelne 8 np $ fortet ! 1 tr. CM. u Vo—% bendblatt des Petter Floyd.­s RN Reaktions Bureau, Dy­­ erften Stod. Her —eet-8 3 Donnerflag, 22. Oktober. ‚ Rro, 241, Pen, 1857. * Die Handelskorrespondenzen aus Wien lauten fortwährend betrűz­­ bend, unser fortiger­erkorrespondent berichtet unter gestrigem Datum: „Drei Foliments, die Heute befannt wurden, haben neuerlich gezeigt, daß die Kalami­­tät noch Targe nicht vorüber is, Es Haben solliit Eratzt, Eisenfeld und Reinish. Ersteres Haus ist seit vielen Jahren auf dem Plate bekannt und war sehr geachtet. (Wie wir vernehmen, hat Herr Dr. Leopold von Meyer für den 26, 9. sämmtliche Gläubiger B.’s zu einer Besprechung eingeladen, Behufs einer allenfallfigen Ausgleichung. D. Red.) Die Bank verfährt mit anerkennen emer­­b­er Schonung und ist nicht so diffizil, als man unter den gegenwärtigen Umstän­­den befürchten müßte. Die Trage, ob die Bank den Zinszug erhöhen sol, wird in den hilfigen Journalen vielfach Discutirt, während man in der Ge­schäftswelt von der Naglosigkeit einer solchen Motregel vollkommen überzeugt ist, und seine B Zinserhöhung erwartet. Auch die Corompteanstalt geht mit anerkennensmwerther Liberalität vor und erweist sich nicht allzu viffizil." In Heidelberg hat ich am 16. d. der Banguter in Ultramarinfabrikant 9. 8... 8 erboldt. Die Mederfehaltung sol 400.000 fl. betragen und viele Personen, nementlich auch einige Universitätsprofessoren, welche ihr Geld bei im angelegt hatten, erleiten große Ber­uste. Er Hinter­­laßt eine Sram mit drei Kindern. Er litt seit längerer Zeit bereits an Hirnerweichung. " I­n were politische Lundfchau, 22. Oktober, Graf Buol, wird aus Wien berichtet, dürfte am 10. November wieder die Leitung der Geschäfte übernehmen. Wenn man daher in Paris und anderswo aus seinem, von „all­­wissenden” Korrespondenten bereits angekündigten und vielfach kommentirten Nachtritt auf eine Aenderung der österreichischen Politik in den Don­au­fürstenthümern zu fälieren Anlas­sam, so hat man jebr alle­ Ur­­sace zur bitteren Enttäuschung. Unsere Leser fennen auch schon den wesentli­­chen Inhalt der echten österreichischen Zirkularnote in dieser Frage; sie wird kaum ihren 3wed verfehlen, auch n­a­ch der Antwort, welche, wie der Pariser Korrespondent der "N. 3." berichtet, das französische Kabinet­t Antwort auf die betreffende türkische Note soeben vorbereitet. Derselbe s­chreibt : „Den Vernehmen nach würde die französische Antwort eine sehr Iatanische sein, d. 5. man würde sich begnügen, den Empfang anzuzeigen und darauf Hin­­zumelsen, Daß es nicht Sache der einzelnen Kabinete sei, sich über die Frage auszusprechen, so­lange nicht Die Divans ihre Berathungen gefihloffen und die internationale Kommission ihren Bericht der Bariser Konferenz eingesandt habe. Man ist hier mit dem Verhalten der’ Pforte aufs Neue sehr unzufrieden; ein Symptom dieser Unzufriedenheit wird darin gefunden, daß die Beziehungen zum hiesigen Botschafter merklich Fühler und zeremonisier geworden sind. Wehrigeng ist nicht zu verremnen, Daß selbst die eifrigsten Vorkämpfer der Union in ihrem Glauben sehr schwanfend geworden sind; eine Prüfung der in den verfiehenen Kabineten Europas Herrschenden Ansichten sol zu Der Einsicht geführt haben, daß die bisherige Majorität sich leicht in die Minorität verwandeln künnte." Manche Anzeichen deuten darauf hin, daß das französische Kabinet wieder mit dem Kardinisten in nähere Verbindung zu treten sucht. So schreibt man der „Tr. 3." aus Turin: In den höheren Kreisen machte die uner­­wartete Ankunft des französischen Diplomaten Herrn de Benedetti und seine Unterredung mit dem Premierminister Cavour nur geringes Aufsehen, da die­­selbe mit den in Stuttgart getroffenen politischen Vereinbarungen in Zusammen­­hang gebracht wird. Hier wie allerwärts erzählt man sich ganz sonderbare Ul­­schichten, welche auf dem nächsten Pariser Kongreß zur Sprache gebracht werden sollen. Cavour war zum Emordfe der Unterredung eigens vom Lande nach der Stadt gekommen. — Gleichzeitig wird auf telegraphischem Wege aus Turin berichtet, das im Königlichen Palais Vorbereitungen zum Empfange des Prin­­zen Napoleon getroffen werden, dessen Ankunft in den ersten November­­­agen erwartet wird. Bezüglich der indischen Angelegenheiten liegen interes­­sante Mittheilungen vor. Im den Londoner Klubs des Westend, schreibt man der „D. A. 3." aus London, wil man wissen, daß die im Prinzip befehloffene Műdberufung des Lord Banning aus Indien fest zur Ausführung gelangt und die Minister sich geslern mit der Ernennung seines Nachfolgers beschäftigt haben. Mehrere Namen werden genannt, und darunter solche, welche nicht zu den „regierenden Familien“ gehören, um der Mairegel die geeignete Popula­­rität zu geben. Ob es richtig, fährt der Korrespondent fort, Daß Das ehe­­malige Erparlamentsmitglied, Herr Layard, bereits designict ist, den Posten eines Sekretäus der Regierung­ in Kalkutta einzunehmen, mag dahin­­gestellt sein; aber gewiß ist , daß Herr Layard , der bisher in der Opposition fand , mit offiziellen Personen korrespondirte und mit der nächsten Mail nach Indien abreist. — Der ministerielle "Observer" vom 18. sagt, daß weder die Ansicht noch die Wahrscheinlichkeit besteht, dag das Parlament vor Mitte Februar einberufen werden wird. Palmerston scheint also die ganze Verant­­woortlichkeit für das Verfahren in Indien selbst tragen zu wollen. Privatbriefe aus Indien, in welche dem Korrespondenten der „D. A. 3." Einsicht gestattet wurde, tragen eine düstere Stimmung an si, obschon auch sie an dem fehlierlichen Erfolg der englischen Wahlen nicht zu­zweifeln. Aus den faktischen Details eines der Briefe hebt der Korrespon­­dent hervor , das der sebelische Kö­nig von Delpitz mit seiner Söhne instand geschieht, um dem Aufstande Häupter zu geben. Einer der Schabzabah (Prin­­zen), der eine geheime Mission in Madras gehabt zu haben fehlen und der Thätigkeit der Madraspolizei zu entgehen wußte, kehrte nach Zentralindien zurück, sammelte einige Tausend Insurgenten und nahm Bells von Mundefore , der bedeutendsten Stadt, im Malway-Territorium. Eine Proklamation, im Namen des Königs von Delhi und in flammender Sprache verfaßt, verursachte, daß sich die Maffen um die Tahne der In­­surrestion sammelten. Der Mann soi nicht weniger als 15.000 Meuterer an ih­re hat dieser unerwartete Beind Hebertafelung und Verwirrung hervorgerufen. Man mar gendm­igt, solchen Truppen, deren Dispositionen bereits bestimmt waren, Contreordre zu geben. Der zweite Prinz bemächtigte sich des Omaltor-Kontingents , das sich bekanntlich mit den Indore- und Mhomwm-Insurgenten vereinigt hatte und 8—10,000 Mann start­ef. Man glaubte früher, dab das Omaltor- Kontingent von Scindia in Schach gehalten würde, denn in dieser Version wurde man in Kalkutta durch die Regierungsorgane bestätigt , aber spätere Nachrichten erwiesen , Daß Scindia seine hin­­längliche Truppenmacht zu Gebote stand und daß er wie alle indischen Fürsten die Re­gierung mit leeren Worten hinhält. Genug, der Maharadscha wurde abgefegt und der neue Schahzadah feste sich an die Sorge der vereinigten Rebellen. In­folge des­sen werden die Militärstationen Mhom und Hadore befestigt, alle Kantonitzungen bei Gyalior erfahren dasselbe Schtefal und die Insurgenten gewinnen daselbst eine Stel­­lung, die den europäischen Truppen siel zu schaffen machen wird. Man erhält aus diesen Bezirken nur sparsame Nachrichten, weil Bheema-Nath, ein Führer Anführer des Bheelstammes, den ganzen Candnishpiftrift und die Bombaystraße beherrscht. Ein anderer Brief aus Mad­ra­s spricht von der beängstigten Stim­­mung, die dort herrscht : Dunkle Gerüchte, heißt er in dem Schreiben, Über bevorstehende Ausbrüche ha­­ben die Europäer in Schrecen verfegt. In der Nacht vor Abgang der Post empfing der Gouverneur Deperchen,, infolge dessen frühmorgens eine Truppenabtheilung mit reitender Artillerie eiligst nach Bellore aufbracg. Man vermuthete, daß der Aus­­bruch noch nicht erfolgt, aber daß er nahe demselben fetz; denn die dortige Garnison und die Einwohner haben stets einen meuterlschen Geist gezeigt. Der ganze Zustand gleicht dem der Windstille vor einem Sturme. Man erhielt Nachrichten, daß General Havelods Macht so sehr geschmolzen sei, daß seine Entfliefung in Cawnppore gewiß erfolgen dürfte; daß General Do­utram nicht sicher seine ganze Macht (1200 Mann) disponiren und sie dem General Havelod zur Verfügung stellen könne, weil Alababap und Benares von den Oude-Rebellen bedroht sind , daß in der Umgebung von Agıa­fid eine neue Insurgentenbande sammelt, welche ihre Angriffe gegen die halb­­ausgehungerte Bejagung erneuern wird, und daß troß ber. Vereicherungen der indischen Journale Über die friedliche Stimmung der Santalstämme, „melde ihre Sei­­der pflegen“, ein beunruhigender Geist sich unter ihnen geltend macht. General Havelod Bat in Folge, des siegreichen Treffens bei Bi­th­ur vom 16. August am 17. folgenden Tagesbefehl erlafen. „Der kommandirende Brigadegeneral wünscht den Truppen Glück zu dem Erfolg ihrer Anstrengungen in dem gesirigen Gefechte. Der Feind wurde mit Verlust von 250 Todten und Verwundeten aus einer der stärksten Stellungen in Ostindien vertrie­­ben, welche er hartnädig vertheidigte. Es war die DBlüthe der meuterlschen Solda­­tessa, ermut­igt durch die erfolgreiche Revolte von Saugor und Tyzabadz; dennoch hielt der Feind nur eine kurze Stunde gegen eine Handvoll Regierungstruppen Stand, deren Neiden durch Krankheit und das Schwert gelichtet worden sind. Mögen die Hoffnungen des Verrathes und der Rebellion stets also vereitelt werden, und wenn der Sieg jet unter den fehlwierigsten Umständen errungen werden kann, mal wird der Triumph und Die Vergeltung sein, wenn die Zeit kommt, wo die Heere aus China, vom Cap und aus England das Land durchziehen? Soldaten! in dem Au­­genblice werden Eure Anstrengungen, Eure Entbehrungen, Eure Leiden und Eure Tapferkeit von einem dank­baren Baterlande nicht vergessen werden. Ihr werdet da­­für anerkannt werden, daß Ihr die Stüse und der Stab des britischen Ostindiens ger wesen? seid in der Zeit der schwersten Prüfung.“ Z­wischen Lord Panmure und dem Präsidenten der ostindischen Kom­­pagnie, Hrn. Mengles, haben sich, wie der „Deutsch. Allg. Jg." berie­­tet wird, in Bezug auf die Bildung von Freiwilligenfotps für Indien Schwierigkeiten erhoben. Der Kr­iegsminister verweigerte die Mithilfe der Regierung für die Bildung solcher Korps, weil England ohne die Hilfe von „Liebhabersoldaten“ mit den Sepoys fertig werden künne. Die ostindische Kom­­pagnie steht Hingegen in der Trage eine Angelegenheit, welche den „kriegeri­­schen Geist der Nation" betrifft, und erklärte sich bereit, in liberalem Geist Die Dienste Jungenglands zu benügen und auf Erhöhung des Soldes, Beförderung zu Offizieren der Rücksicht zu nehmen. Dieser Antrag wurde zwei Mal modi­­fizirt. Schließlich lautete er dahin, daß die ostindische Kompagnie nicht in England Freiwilligenkorps zu bilden wünschte, sondern daß die in den Präsidents­­chaften Indiens schon gebildeten Korps durch M Werbungen verstärkt werden soll­­ten. Auch dieser Antrag wurde von Lord Panmure abgelehnt. Aber das ft nicht Die Zeit, wo der Court of Directors für gerad­en Halten darf, mit dem Ministerium eine Lanze zu dreschen. Die ostindische Kompagnie braucht Geld; 1 Million Pfd. St., welche von der Bank geborgt wurde, ist bereits den Weg, alles Treibches gegangen, und seit drei Tagen ficht man Einzelne der Direkto­­ren von der oflindischen Kompagnie in den Bureaur bes Hın. Vernon-Smith aus und eingehen, was wohl darauf hindeuten Dürfte, mag es sich nicht um ein Freimilligenfor­g, sondern um 10 Mil. tr. St. Handelt, welche negoziert werden sollen.­ Man will wissen, daß dies bald geschehen sol und daß man nur die Nachrichten aus Amerika erwartet, um sich über den Zeitpunkt zu ent­­scheiden, wann der Finanzminister Die Angelegenheit in die Hand nehmen sol. Berner frett man aus London: Nach einer Mittheilung des „Morning Star" Hat der englische Staatssefretaiv für die Kolonieen, Herr: Labougere,, ein Zirkular an alle Gouverneure der englischen Kolonien erlassen, worin vielel­en aufgefordert werden, demnächst einen Bericht über den Vertheidigungszustand der Kolonie zu erstatten. Baugleich wird ihnen darin empfohlen, während des Friedens alle erforderlichen Vorkehrungen zu treffen, um nöt­igenfalls die BVBerb­einigung der Kolonien mit eigenen Kräften wenigstens eine Zeitlang zu ermöglichen. — Nach China sol für Operationen auf den Binnenströmen eine Division Kanonenboote und leichte Fahrzeuge abgehen. Das nach Hongkong bestimmte russische Geschwader wird ich, wie es heißt, mit den französissen und englischen Schiffen vereinigen. Pariser Korrespondenzen vom 17. d. berichten : Die „Yatrie” bestätigt heute die Nachricht, daß der gefeggebende Kör­­er dem Artikel 46 der Konstitution gemäß Ende November zusammen berufen wer­­den wird. Man arbeitet bereits in den verschiedenen Ministerien mit großem Eifer an den Projekten, die der Staatsrath für die nächste Seksion prüfen sol. Der Staats­­rath nimmt am 20. Oktober seine Sigungen wieder auf. Unter den Projekten, die ihm vorgelegt werden sollen,, nennt man ein Marine-Strafgefegbuch, ein Gefeg für den Aderbau, eines für die Findelfinder und ein viertes Über Das geistige Eigenthum. — Graf Walewski, der jet wieder definitiv Paris bewohnt, empfing gestern das diplo­­matische Korps, — Baron Sina, befindet sich seit einigen Tagen in Paris. Er be­wohnt das Hotel du Rousse. Sein Gefolge besteht aus 3 Aerzten, 3 Sekretären und 20 Bedienten. — Die „Daily News" wurden heute auf der hiesigen Post mit Beschlag belegt, und zwar wegen einer Korrespondenz Über den Prozeßt Migeon. — Der Kaiser geht nicht nach Marseille, und natürlich auch nicht nach Algier, weil die Regie­­rung seine Bewilligung zu neuen Bauten und Arbeiten geben will, welche die Bewohner von jogen haben, errichtete Zivilbehörden, welche die Steuern eintreiben, die von den Eng- Ländern nicht eingetrieben werden konnten. In gouvernementalen Kreisen in Kalkutta Marseille oder von Algier vom SKaffer zu verlangen nicht ermangeln würden. Srant- ,

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