Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1857 (Jahrgang 4, nr. 223-248)

1857-10-27 / nr. 245

XOWWW Die einzelne Nummer fostet 1 tr. EM. Ri­eng — et Abendblatt des Peiter floyd. in Rebastiong- Bureau, Dy­­eotheagaffe Nr. 12 im ersten Stod, I Hm— am­ Dienstag, 27. Oktober. Nero. 215. — Pefi, 1857. fichte telegraphische Depesche. Bombay, 3. Oktober. Delhi wurde am 14. September angegriffen, am 20. genommen; die Engländer blieben Meister der ganzen Stadt; der König und seine beiden Söhne flohen in Wei­­berkleidern, die Slawen in Deännerkleidern. Gi­­tterer, verlautete später, sei Doch gefangen, 40 englische Offiziere und 600 Mann sind gefallen oder verwundet, 9 Belgrad, 24. Oktober, Während in der Hauptstadt selbst, neben den Schreden , den die Arretirungen der angesehensten Männer in vielen Fa­milien hervorrief, die Stimmung an öffentlichen Orten eine rege genannt mer­­ken kann, und man in Kaffeen und Gisthäusern ungenirt und furchtlos Die Ereignisse erörtert, welche den reichsten Stoff zu den verschiedenartigsten Ansich­­ten in Fülle geben; so scheint ein Gleiches im Inneren des Janodrs nicht der Fall zu sein. Man versichert uns, daß es sechr nicht möglich ist, ohne regelmäßigen Weg selbst bis zur nächsten Station zu gelangen, und selbst mit Päffen versehen, werben Neifende bei jeder­­ Strafenm­eipe durch Dorf z Kmete vifirt und ifaniıt. Es sollen zwar überall gemessene Befehle ergangen sein, auf Auge und Ordnung strengstens Acht zum haben , die niederen Obrigkeiten aber arbeiten theild aus Übertriebenem Diensteifer, teils um ihre Wichtigkeit recht fühlbar zu machen, diesen Befehlen entgegen, indem ihr herbes Gebahren fast einem Terrorismus ähnlich sieht, und das Bolt, unaufgeklärt über die E­­­eignisse in Belgrad , den munderbarsten Erzählungen, wenn felce nur recht abenteuerlich Klingen, Glauben zu fehenten anfängt. Es dürfte Daher von bester Wirkung sein, wenn eine Proklama­tion das Bolt umständlich über die Ereignisse der verfloffenen zwei Wochen aufklärte, da doch die Zeitungen, beson­­ders dem Bauern, selten oder gar nicht zu Gesichte kommen. In der That er­­fahren wir an, daß in 4—5 Tagen eine derartige Proflamation erlassen wird und sind auch überzeugt, daß sie den Bauer seinem friedlichen Geschäfte zu­­führen wird. Ein feierliches Tedeum wird Montag in der hirsigen Metropolitan, Kirche und künftigen Sonntag in allen Kirchen Serbiens wegen glücklicher Errettung des Lebens Seiner Durchlaucht abgehalten werden. Gestern reichten zwei Senatoren, Stephan Magafinowits, einst Minister des Snnnen u­nd Shinto Damwidowitsa, ihre Des­missionen, jedoch bedingt, ein, da sie Penslion nach den Dienstjahren beanspruchen. Beide Abdanfungen , nebst der vorgefarigen des Senators Batalafa , sind von Seiner Durchlaucht noch nicht genehmigt , dürften es aber baldigst sein. Es werden noch mehrere Senatoren abdaufen müssen , so daß höfstens fünf bis sechs von siebzehn bleiben , somit­ bei Ernennung von neuen Senatoren im Staatssenate die Oppositionssucht fast mit der Wurzel ausgerottet sein dürfte. Ein Senator, Hija Sarafhauii, befindet sich schon mehrere Moden in Yaris, . Es zirkuliren Gerüchte,daß eine Nationalversammlung nächstens einberufen werden soll,und man trill wissen,daß jede Ortschaft Ser­­bims dazu vier Abgeordnete zu stellen hat. ID.Gnitmann,der auf dem hiesigen Sprache eins Kommissionsgeschäft betrieben,ist­ wie gestern verlautete,bereits an­ 122.d.fcüichtig geworden,und zwar mit einem Passivstande von circa 100.000 Gulden. Politische Rundschatc,27.Oktober.Also Delhi genom­­men!Wer von unseren Lesern freut sich nicht mit uns ü­ber diesen Sieg der Engländer,auf deren Achillesfersem­an in Paris und Petersburg bereits weit­­aussehende Projekte baute,Projekte,die wahrlic­h nicht um die Zustimmung öffentlichen Meinung in Europa buhlten. Mit der Einnahme Delhis, so sonderbar diese Zusammenstellung erscheinen mag , erhält die Unionspar­­tei in den Fürstenthümern Freunde fchüchtern machen wird, meint, daß ei feigsten Miene gab, Redcliffe’s in Konstantinopel, im Grunde habe nie nungsverschiebenheit zwischen den beiden Lords bestanden, zu dem Geständnisse: — Keule schon gelangt das russische Blatt, troß der Tangatämigen Beweisführung seiner Pariser Korre­­spondenten zu Gunsten der „Allmacht” der bevorstehenden Pariser Konferenzen, nete nicht verständigen. Wiederholen wir­­d, man wird die Angelegenheit nicht bis­ zu einem Grade verbittern hassen, das der Konferenz die Sorge bleibt, Die­selbe zu ebnen, aber durch eine oberste Entm­eidung zu zerhauen. Man wird si wahrsceinlich verständigen, man wird eigens einen Kompromiß erfinden, aus welchem die moldomaladische Bevölkerung, deren unionistische Gefühle man er­regt und begünstigt, und der Pariser Beiede, dessen Unverlöglichkeit man prokla­­mirt hat, statt geschädigt hervorgehen werden, zu Nu; und Frommen nicht eben der Stärksten, wohl aber der Kühnsten, Imbelfen warten wir ab." Wie sehr wird nun das russische Organ erst seine untonistischen Hoffnun­­gen herabstimmen, wenn es die Einnahme von Delhi vernimmt, fand allerdings wieder etwas ,feder" machen wird. Unger 1 Oktober wo folgende Nay richten Savelod überfäh­rt am 19. September den Ganges, um Judnow zu entfeßen. Bundel­und is fehler zerrüttet. In Hyderabad wur­den die einh­eimisße Artillerie und das 21. Bom­­bayregiment entwaffnet. In Seflappyre wurde eine Ruhbefseiung bewältigt, ein Aufstandsversuch in Awedabat vereitelt. Penpihab, Deftan, Maphras sind ruhig; in Bombay hat die Regierung die Oberhand, Verstärfungen vom Cap und Mauri­­tius sind angenommen. Die Rede des Herzogs von Cambridge in Sheffield bildet fortwährend das Thema der englischen Lester, und in keinem der Tage­­blätter fehlt es an schmeichelhaften Portraitirungen des Herzogs, der überhaupt ein auserwählter Liebling der Armes und des Volkes ist und gleichsam als der echt englische Prinz dem Prinzen Gemahl gegenüber gestellt wird. Damit man seinen Enthusiasmus ja nicht mißverstehe, bringt „Daily News" im Lobgesang, den es ertönen läßt, einige Dämpfer an: Es ist gerade nichts Glänzendes, Keine ‚eigentliche Größe oder hohe Weis­­heit an den Fürsten aus dem Hause Hannover; aber muthvoll sind sie, enthalt­­san, sanft und gemäßigt, Hug und patriotisch, und das sind treffliche Eigen­­schaften für eine regierende Familie in England. Sie haben gelegentlich eini­­gen­ Starrsinn gezeigt, der aber zulebt jedes Mal dem festen Willen der Nation wi. In einigen wenigen Punkten hatten sie persönliche 3wede durchzuführen, während sie in allen andern sich wenig einmischten ; allein nie Hatten sie ein persönliches System, und In der Regel Haben sie dem Rath und der Disziplin der Gesettgebung Gehorsam geleistet... Wir wollen nicht sagen, daß wir sie an­­beten oder vergüttern. Es ist mehr werth, daß wir mit der Familie, die ich unsere Vorfahren zur Herrschaft in England aussuchten, volständig zufrieden sind und um unsert­ wie um ihretwillen an ihr festhalten wollen. Es sind unsere obersten Beamten und wir lassen uns ganz gern ihre Untertranen nen­­nen. Von der gegenwärtigen Generation it der Herzog von Cam­bridge ein sehr gutes Exemplar. Er it ein sehlichter, einfacher, ein­­figurevoller , thätiger , aufrichtiger und zugänglicher Mann von Welt, ohne Pomp, Schein oder Schaugepränge. Er wählte si seinen Stand, wismete ihm Zeit und Kräfte, und ist nicht überb­ieben sdncll für einen Prinzen von Gi­­blüt die verschiedenen militärischen Jungstufen hinangestiegen. „Mit seinen un­­mittelbaren Vorgängern verglichen, ist sein Memerfommando ein großer und au­genfälliger Fortschritt zu nennen. Ohne Zweifel verdanken wir dies vorzugs­­weise der öffentlichen Meinung , die im Ferne allzum weite Verirrung gestatten würde; doch begicht er das Verdienst, da er weniger Vorurtheile zu überwins­chen und weniger unheilvollen Einflüssen zu widerstehen hat als sowohl Lord Hardinge wie in seinen festen Jahren der Herzog 9. Wellington Hatte. Se­ königliche Hoheit hat seine alten Freunde und Genossen um seine Person Ber­halten und durc, keinerlei Nepod­emus zu ihren Gunsten Anfloß erregt. Der Armeestab ist freilich Tange wo nicht was er sein sollte, und diesem Bedürf­­ni muß der Höchstkommandirende Koch weit ernstere Aufmerksamkeit zumenden als er bis jebt gethan hat." In Bezug auf die vom Herzog d. Cambridge hervorgehobene Not áu­wendigkeit, eine Reservearmee im Lande auf den Beinen zu haben, so hofft „Daily News”, der Herzog werde einsehen, das endlich der Offizier oft eb­ens auf dem Avancement nach Verdienst weichen müsse. Die A­rt ít­o- Exratte pflege so zu thum, ald műre der ganze Kriegsgeist Englands in ih­­ren Reihen und auf ihren Gütern Tonzentritt. Aber die Habrihstadt Sheffield habe im rufsischen Kriege eines der Heften­regimenter gestellt, ihren gefallenen Söhnen ein Denkmal gefecht und gleich nach dem Ausbruch der indischen Meu­­terei die Werbung von 500 Mann begonnen. Solcher Geist verdiene eine praktische Anerkennung, und das aristokratische Monopol in der Armee müsse fallen. Nicht am Bolfe lege die Schuld, wenn die Bildung eines Reserver­heeres Schwierigkeiten biete. Im rechten Budget wurde Jadien gar nicht bee­incksichtigt. Selbst in Friedenszeiten verliere Die dort stehende TI. Armee 12 pCt. jährlich; ein Beweis, da die Zahl feh­t im Frieden, und ohne die Ko­­lonialbelagungen zu reinen, auf wenigstens 150.000 Mann firier werden müßte. Das Parlament bewillige­­ sich genug, aber das Land bekomme nicht genug für sein Geld. Das Publikum fin gern bereit den Effektioftand der Ar­­mee 618 auf den erforderlichen Punkt zu erhöhen, aber nicht zu dem jebigen Kostenfach. Der müsse reduzist werden, und das sei Die ei­­gentliche Aufgabe für Lord Panmure und den Herzog v. Cambridge; denn eine Vermehrung der Armee mit einer Steigerung der Kosten im jebigen Verhältniß würde unfehlbar das Land künfzigen finanzschwierigkeiten entgegenführen. Der katholische Erzbischof Dr Eullen hat bekamntlich von Irländern den Rath gegeben, si bei den Sammlungen für In­dien ers dann zu beiheiligen, wenn fe ji überzeugt haben würden, daß die gesammelten Gelder auch ihren Glaubensbrüdern zu Gute kommen sollen, und hat bei dieser Veranlassung die Behauptung ausgesprochen, dag die zur Zeit des rusischen NKrieges für den „Patriotie fund“ gesammelten Gelder BI vs den Protesanten zugewendet worden wären. „Daily News" bringt fest das Resultat der offenbar offiziellen Untersagung über diesen Gegenstand, und Folgendes sind hesfen Hauptzüge : Erstens:Die Anschuldigung betreffend,daß die Hinterlassenen»der in der Krimm gefallenen katholischen Soldaten nicht einen Heller erhalten hatten—­­stellt es sich herand,daß alle Anmeldungen,ob von Katholiken oder Anderen ausgehend, in ganz gleicher Weise berufsichtiget wurden, daß man in der Ver­wendung der Gelder weder über Religion noch über Geburtsland der Empfän­­ger Buch führte. Es hat sich ferner Herausgestellt, daß m­an eine einzige „tie­fere Witwe vergebens um Unterflagung einsam, und mag aus Diesem Tond­ jähr- Ti 2400 £. nach Dublin gehen, während diese Stadt im Ganzen nur 11,000 bis 12,000 8, beigesteuert hatte. Bweitené : Was den Vorwurf betrifft, es seien in Dublin nur es als mitbillige „Wie immer es all ernster Schwierigkeiten einen Stoß, er das entfehleden befinden, wenn sein mag, fid der selbf ihre in dieser Brage er der Schon der heute ung zugenommene , Nord" ein falsches Spiel von Lord Palmerston war, antiunionistische von heute bis dehin wenn Verfahren die Konferenz wird fid fid der Einnahme Deihr’s bringt die Depesche aus Bombay vom bie Lord eine Dei im Auges die Kabi­­melde Eng­­B. .

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