Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1858 (Jahrgang 5, nr. 1-24)

1858-01-02 / nr. 1

we Ba) fi Nr. 1. Vet, 1858. Abendblatt» 49: fter Floyd, | Samftag, 2. Jänner. zur RE, "sz In Samburg is die Luft noch nicht ganz vein, ein dortiges Blatt sagt: Das Administrationsverfahren stößt bereits auf mannigfache Schwierigkeiten, da es an Mitadministratoren mangelt, weil manche der sorgeschlagenen Personen sich selbst nicht gesichert genug halten, daß ihnen nicht heute oder morgen ein Gleiches pafftre. Die Beziehungen nach auswärts verwideln sich immer mehr, die Administiirenden können kaum mehr durchfinden , die Ausstände sch­winden theilweise in nichts, an eine Disidende, wie sie 8 Tage zuvor vielleicht noch in Aussicht stand, ist oft nicht mehr zu denken und Diejenigen, welche sich in der Erwartung unter den Schuß der Gerichte begaben , das ihre Maffe eine so gute sei, um ihnen noch einen Weberschuf B zu filtern, finden sich gewaltig getäuscht. Viele Kaufleute ziehen es vor, sich außergerichtlich zu arrangiren. Die Chancen hierbei sind günstiger, da die Kosten viel geringer, auch hierbei schneller verfahren wird. Die Berichte aus Schweden lauten sehr ungünstig. Die Schuldner verlangen zweijährigen Indult, ohne daß, sie die für eine lange Geduldsfrist unerläßliche Sicherheit zu geben vermögen. Die Bevollmächtigten sind auf diese Pro­­position nicht eingegangen und die hiesigen Gläubiger haben dies Berhalten genehmigt. Leute, welche die Zustände in Stock­­holm und Christiania­ fennen, sind aber überzeugt, daß diese Proposition schließlich wird angenommen werden dürfen. Das Ministerium für Holstein hat eine Be­kanntmachung erlassen, wonach die holsteinischen Kom­­mb­es­ichtigt werden, Anleihen wegen der Handels­­friste zu machen. Die zu errichtenden Institute erhalten Stempelfreiheit, unterliegen Feiner Zinsbeschränkung und ihre Depositen sind nicht beschlagbar. Kübed hat aus Dem­ Grunde in Berlin Fein Darlehen erhalten, weil man von preußischer Seite ver­­langt, Daß es Die kürzlich ausgesprochene Suspension des bekannten §. 29 der allgem. Ddeutschen M Wechselord­­nung wieder aufhebe. In Magdeburg hat sich ein Getreidespeku­­lant, über dessen Vermögen kürzlli der Konkurs eröffnet worden, erschoffen. An der Pariser Börse wollte man willen, die Bank von Frankreich werde im Janutar den Diskonto auf 41/ »Ct, ermäßigen. Lerner wird berichtet : Große Sensation erregte an der Börse ein Beschluß des Finanzministers, demzufolge die Wechselagenten nicht mehr durch ihre Kommis die Geschäfte an comptant abschliegen lassen dür­­fen. Bisher beschäftigten si­che Agenten nur mit­ Geschäften auf Zeit und überliegen­ ihren Kommis die Geschäfte au comp­­tant. Man SH nicht, auf welche Weise die Agenten seit alle Aufträge ausführen sollen, und hält deshalb­ diese Maßre­gel für den Vorläufer eines Dekrets, das eine gewisse­ Anzahl neu­er Mechielagenten anstellen wird. y Das angebliche Anerbieten des Deren Bergmann an die Prager Iiuma, Siedler, heilen , mir jüngst nach der „A. A. “." Erwähnung gethan, entbehrt nach der „Vohemia" jeder Begründung. Der Verwaltungsrath der österreichischen Kreditanstalt hat am 31. Dezember beschlossen, den Aktio­­nären die statutenmäßigen Sperzentigen Zinsen für Das abgelaufene­ Geschäftsjahr zu bezahlen. Wie die „Pr." vernimmt, gründet sich dieser Beschluß auf eine Inven­­tur, in welcher der Effertenvorrath der Anstalt zu dem le b­­ten Tagesbluffe angenommen wurde, ; she Rundschau, 2. Zanner. Y8ird Der %. Dee der Donauunferstaaten kom­­missio or die Pariser Konferenz kommen? Dies scheint im mente die wichtigste Frage der Diplomatie. Befanntlich ben Oesterreich, Baiern und Württemberg ı Stipulationen bereits­­ ratifizirt und bez daß ihre Souveränetit es nicht gestatte, senz auch aber Die Bestimmungen an der die betreff barren dm daß Die A­­rbern suau fich ihre E­ntf­eidung vorbehalte. Die Kom­­e der Moldau und Walachei sind mit den Stipulativ der Kommission nicht zufrieden, der serbische Kommissar ‚ wie der „Nord" berichtet, feierlich Dage­­gen protest­et haben, und schließlich, will dasselbe Blatt wissen, habe auch der türkische Repräsentant in Wien Ordre erhalten, mit der Nazifikation zu zögern. — Dies, heißt es, sei Die erste Frucht Der Ausführung zwischen Shoupenel und Reshid Dajka. Die jüngste wuffische Note in der Danis­che deutschen Angelegenheit liegt nun in der "N. Pr. 3." vollständig vor. Doch bietet sie, nach der bereits mit­­getheilten ausführlichen Analyse, kein Interesse mehr. Die chinesische Frage wird nun wieder in den Vordergrund treten. Die ministerielle „Morn­ Post“ erklärt : zunäcst wird England Kanton zu begeben suchen, und sollte die Einnahme v dieser Stadt, nicht ge­­nügen, um von der kaiserlich chinesischen Regierung die gewünschten Konzessionen zu erhalten, dann werde man gegen Desing selbst vorschreiten. Lord Nedeliffe, von den die „Tim­es“ sagt, es sei möglich, daß seine Diplomatische Ihätigkeit in K­onstantinopel ihr Ende erreicht habe, erhält von dem Cityblatte folgende Apologie : „Der greise Staatsmann, sagt dasselbe, der 1807, alte vor nun 50 Jahren, seine diplomatische Laufbahn in Stambul begonnen, kehrt nun auf einige Zeit, vielleicht auf immer, in die Heim­at zurück, Mr feine trogigen geloben, feine persönlichen Schroffpeiten, feine Günstlingsbevorzugungen und feine be­­fremdlichen Antipathien werden bald vergessen sein. Seine Tem­­peramentsfehler werden nur an der Erinnerung eines engen Notreifes fortleben. Dagegen wird man seine Bestrebungen fürs Vaterland, fir die Türfei und­ die Welt vermut­lich mit jedem Sahr höher fhäsen Lernen. Er hat sicherlich eine Aufgabe er­­füllt, an der ein weniger gestrenger und fester Charakter geschei­­tert wird. Sogar feine Mängel, scheint es, waren zum besten Selingen seiner eigenthü­mlichen Sendung notdwendig. Wäre er ein gutmüthiger gefälliger Diplomat vom gewöhnlichen­ Schlag gewesen, nie hätte er seine Stellung inmitten der demoralisirten Während der war er Eliquen von Konstantinopel behaupten Fannen, entlegener Provinzen Gerech­­tigkeit gelehrt, den Aufruhr der Griechen gedämpft, die Gab­­sucht der Armenier gezügelt, den Missionären Schug verliehen, die mittelmännische Verfolgungssucht im Zaum gehalten und die verhängnißvollen Periode in der neueren Geschichte der Títrfei beaufsichtigende Genius der Pforte ; unbestechlich inmitten allgemeiner Verderbtheit ; ungeschreht wenn rings um ihn Affes zagte; von Übermenschlicher Thätigkeit, mit Fasligkeit und Trägheit rechts und Yinis, in unaufhörlichem Kampf gegen alles Böse, politiser oder negativer Art, in den Bereich seines Gesichtskreises kam. Er hat einen schlafsüch­­tigen­ Sultan zum Handeln aufgerüttelt, selbstsüchtige Palchas Redlichkeit und die Gouverneurs |­­ der leitende und das

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