Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1858 (Jahrgang 5, nr. 1-24)

1858-01-14 / nr. 10

Schnelpfeifenbruch von Emil Müller, Dorotheagaffe Nr. 12. — Berlag der Pester Logpgesellschaft, KE" 18 TAABA Brit. Page. (Nach den „Debats“.) & Drei Monate und zwei Wochen sind verstrichen, fett Milo, Rahel an eben dem Tage, wo sie Paris verlieh, um nicht mehr anders dorthin zurückzukehren, als im finstern Sarge, sehr frühzeitig aufstehen wollte. Als­ man ihr vorstellte, es sei nicht Zeit zum Aufbruche, sie könne noch ruhen , entgegnete sie, sie habe ein Gelübde gethan, sie habe eine Pilgerschaft anzutreten, ihre Familie und ihre Freunde würden ihr an dem Bahnzuge, der sie selber nach dem Süden entführen sollte, Lebewohl sagen. Das Alles sprach sie in einem bestimmten Tone, der seine Er­­widerung zuließ : man mußte gehorchen und machte nur die Bemerkung, daß sie seit sehr langer Zeit nicht so viel Ungeduld, ihr Haus zu verlassen, gezeigt. Sobald sie angekleidet und reife­­fertig war, stieg sie in ihren Wagen und ließ sie­ — von jener Place Royale, wohin ihr Instinkt sie getrieben, nach Art einer Princessin des siebzehnten Jahrhunderts, die in einem anständi­­gen Haufe sterben will — bei dem Gymnase vorbei. Das ihr aufgehender Nahmesstern mit seinen ersten Strahlen erleuchtet, nach den Grenzen ihres Gebietes, ihres Königreiches und ihres Theaters führen, nach der Gemarkung des Theatre francais. Der Morgen — es hatte noch nicht sechs Uhr geschlagen — war fast und ummwölft, sein Geräusch Mek fid hören in der noch schlummernden Stadt, und das ungeheure Gebäude ruhte da in tiefem Schweigen und unermeßlicher Einsamteit. Kaum daf man durch den Frühnebel die geschlossenen Tihore, den öden Balkon, die träge Mauermasse und die dunkle Pforte unterscheiden konnte, an die Nad­el als Kind mit feiner kleinen, vor Hunger abgemagerten, vor Kälte steifen Hand so oft, aber vergeblich geflopft. Wie inbrünftigem Flehen, wie heißer Sehn­­sucht hatte die Thüre gefüűbrlos widerstanden! Wie lange hatte das Mädchen vor dieser Elfenbarriere warten und schmachten müssen! Dies befremdliche Pförtchen hat grausame Gewohn­­heiten: den neuen Ansüimmlingen erschliccht es sich erst zu jener Frist, wo Niemand mehr ins Theater geht, inmitten der schö­­nen Jahreszeit, im hohen Sommer, wenn der raue Abend die trägen Geister weithin entführt, um die schönen Nächte in Muse zu verträumen. „Hier, hier bin ich Hindurchgegangen — sprach die arme Frau, in den Hintergrund ihres Zuhrwerfes gelauert, zu sich selber — ja, hier, durch dies Pförtchen trat ich ein, mittellos und jung und einsam und zitternd, um die Camilla der Hora­­tier zu spielen. Ob, täuschende Visionen ! Der Saal war leer ; und doch fehlen mir’s, als ob das mächtige Echo dieser SBil­­dungen, die sich Talma’s, der Mile, George, der Mile, Duches­­noy, Spanny’s und der Mile. Mars erinnerten, bereits meine Worte zurückgab ! Der Saal war leer ; und Doch begriff ich, daß dort mein Königreich lag, mein Reich und meine Herrs­­chaft! Kaum das Ein oder zwei, meinen Schmerzen, meinem Zone, meinen Leidenschaften sympathische Seelen Mir Yausch­­ten , aber ein wenig Geduld — und diese beiden, der meinen verbündete Seelen sollten sich Bahn brechen nach außen hin; die Dede und das Schweigen von heute werden morgen bereits, von Einem Ende Europas bis zum anderen, einer gewaltigen Erschütterung weichen.” So rief sie sich jene berühmte und poetische Vorstellung vom 12. Juni 1832, den Vorabend all’ ihrer anderen zahllosen Debuts,, und das Erstaunen der Schauspieler selber in’s Ge­­dächtnig zurück, als Camille, bei dem Fluche angelangt, statt ihre Rache und ihre Muth nach allen vier H­immelswinden hin­auszufeßreten, auf den Einfall gerieth, die Leidenschaft flü­­sternd sprechen zu lasfen und nach Art des Tigers zu grollen, dem man seine Beute entreifen will. Sie hatte das ganz allesür errathen , und ganz allein hatte sie den Vortag gefaßt, die Tra­­gödie aus dem Todtenfehl immer wieder zu ernreden! . . . Das war ihre erste Vision in dieser Morgendämmerung. „Ach! meine achtzehn Sahre ! seufzte sie. Ach, meine Sugend, und mein er­­stes Entzitefen, und der erste Beifall, und der erste triumph — two feid ihr bin? o, wo feid ihr Hin 2“ ‚In den Schattengebilden sie al die alten Tragöidinen und die alten Tragöden vorüberglei­­ten, Die ihr den Weg zu versperren schienen ; sie vernahm das « den­n d­ M Sun­ie Mr erliefer u ] rung wollte nichts wissen von biesen Kämpfen, von­­ diesen Kühn­­heiten, von diesem Auftauchzen, von diesen Ausbrüchens bey Joined, der Verachtung, son all? hierein inerhörter Gewatktam­­tetten­; die Weberlieferung stemintte REN Art zu A und--zu-sprechen- entgegen war sprang Doch was-da ! die Feine Rächer und gewandt : elastischen Schrittes über­­Fortissima Tyndaridarum 47 Jah­re, warum­ der That, Griechimi­nfie­ hätte die fortgelöschten Spuren, wieder aufgefunden ; ; sie gehörten dur der blutigen königlichen Familie — bei der Geh­rt­chen, war sie in deiten Purpur gepicktt, Nganennen, dl Der Köz fie war die derftgehorne Tochter) Homer’ kind (Cukhokikd, frei über pricen sie später im Uebermag der Ferne, Die heraufbeschivenen und ermiden főre, Ha, melde Gluth und melch, ein­ Anblick, ‚wenn: ein­ solcher Seift sich endlich unbehindert der Welt offenbaren­­ darf­­: Welch ein Bett und meldhe Erregung, wenn aus dem Schiweigen in der Dede der alten­ verlasfenem "Drake urplöglich eine Toldye unwiderstehliche Begeisterung auftaucht s und efte dem: :Schirin­­mer entreißt, hielt! .Sleuch wonshinnen, Tod ! Sege deine Sichel in. Ruhe, Tod, auf daß wir, sie noch noch sehen, mie, sie bie und. Ha und allerwegen das heilige Feuer des Enthusiasmus ausítrent, das Pnneuma enthustasiiron, von dem Pindar spricht.. . « »W» Niegkae sein Entzücken,diesem Entzücken­ vergleich­bsak. Und wohlgemerkt,es war nicht einseitig:es bildete einesKeite der Wechselwirkung von der losstürmenden­ Schauspielerin zu dem überwältigten­ Zuschauer­;auf beiden Seiten war das Erk­staunen gleich groß,nur man einmüthig in dem Bestreben,sie zu bewundern,sich Beifall zuzujauchzen.»Wir konspirh­eft­ zu­­­sammen!«so sprach zu Fiesco eins untergeordnetes Werkzeug seines­ eigenen Kom­plottes.Das Publikum rief9­ klle.-R­ ac­­el gleichfalls zu:»wir­ verschwören Ims miteinander;-und»,wennt Dil-·sdenc-paß1nacht und wenn Dir’s auch gefällt,"De?1"t eigentliches Vaterland zu bewohnen und unter atheniensischen Pak­isteam­peln vergleichbar,deren Göttin Di1bist;«—selfil)»er­­zuwandeln—ganz gut!nur Geduld;swir wollen Disxj,»p1i unter die Arme greifen.«So ging sie auf ihr Endzilel­i­»afs, auf das wahre Endziel der Tragödie, auf die Erregung des Mitleids, des Schrecens, die den Hörer gen ; sie trug den Purpur, großen Sorge, Euren sie trug die Leidenschaften und in zauberfe­ee Krone, sie­ fachte­­ das Septer, sie sprach ihre Muttersprache = das heißt, eben, jene Sprache der der großen Dichter, welche der Altmeister aller Rhetoren Dom­etilian, seinen auser­­wählten Schülern mit den Worten as" Herz Vegt : „tragt des hernischen Berfes 'zu­ erheben,“ s­ia ami NUR. Und wirklich hatten denn auch der herotische­ Berg und die mit größter Naivetät von den Iodten erwecter Txagddie im Stürz zefter Trift Seele und Geist dieses Kindes zu fidgien haben. Die Tochter der Armuth hatte Faum ihr wahres Gebiet b­etreten und ihre natürliche Sprache geredet , als man sie sich an­ßet­zte auf die natürlichste und einfachste Weise von der elt diene Kö­nigin verwandeln sah. Ganz auf einmal, im Handumdrehen besaß sie die souseraine Eleganz und die auserlesene Haltung einer solchen. Kaum daß sie die Lumpen abgestreift, die sie sest ihrer Kindheit behinderten und nicht für sie geschaffen waren, "so ers­chien sie auch allen bezauberten, allen hochachtungsvollen, "allen verwunderten Elicen als eine scharfsinnige, bewegliche, anmuths­­volle große Dame mit aller geziemenden Grazie ,­­mtit dem­ Gange, den Geberden und dem Accente der besten. Gesell­­­schaft. Einen Augenblick Yang war sie in den Ziefen , ran­g Herr M­üftenet der wolfreichen Städte, durch strauch- und dorntur, behängte Wege als die arme verlassene und unglückliche Radet umhergeirrt : in Einem Tage ward sie zur beredten, elegante makellosen Muse !­et­­ Fortlesung folgt. 0 Verantwortlicher Redakteur: Karl Weißkircher, des Falten Morgens fah­r stark, verwegen hören dürfen, nige ; war Ab­enteurerin, diese = sie: das Hindernig and brach ,. Majestät Die" Tradition. König so pielmal es nur fetmokähmin.n Und während die Tradition und Die „reife ein !­ ftudirte sie jene göttlichen Ricttge aus Capri den Geist una .„Zeterge­­se ana »..,«q3-s.--.--;«-z-;«z;"j,«-ll«1·il den man für ewig erhoben (sie nannten Be diefe heredte Pythin, zur be

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