Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1858 (Jahrgang 5, nr. 1-24)

1858-01-26 / nr. 20

sc .­,« Abendblatt des Pester Lloyd. Dienstag, 26. Jänner. Jr. 20. Vert, 1858. Tel. Depeiche b. , Pefter toy". Partb, 25. Jänner, Drei neue Verhaftungen von Italienern machen Vervollständigung, der Instrus­­ionen und Aufschub der Prozessverhandlung nöthig. Der Zustand Orsini’s Hat sich gebessert. Politische Nundfebau, 26. Jänner. Borgestern, Sonntag, wurde ML. Fürst von Liechtenstein, welcher mit der Uebergabe eigenhändiger V Beglücktwün­­fungsschreiben Sr. Majestät des Kaisers von Defter­­res an den Kaiser und die Kaiserin von Frankreich be­­auftragt is, in den ITuilerien empfangen. Fürst Liechten­­sein war von Freiherrn v. Hübner und zwei ihm bei­­gegebenen Offizieren begleitet. — Auch aus Turin wird vom 23. telegraphirt : „Der erste Adjutant des Königs, Generallieutenant Conte della Rocca, ist als Ueberbringer eines eigenhändigen Schreibens des Königs an den K­aiser Napoleon nach Paris gesendet worden. Hier wurde eine Subskription eröffnet, um der Kaiserin Eugenie dur die Gemahlin des sardinischen Gesandten Dilamarinı einen Blumenstrauß überreichen zu lassen.“ Ueber die Mafregeln der französischen Re­­gierung erfahren wir heute, daß der Gefäßvorschlag in Betreff der Eidesleistung der Wahlkandidaten durch ein Senatsfonsult votirt werden wird; — daß fer­­ner Oberst Ch­arras, der aus Belgien ausgewiefen worden is, nun auch in Holland nicht foll bleiben kön­­nen, sondern sie nach den Vereinigten Staaten begeben wird. A Ms Details zum Attentat wird aus Pa­­ris berichtet : Die Art und Weise, wie die Revolvers nach Paris gekom­­men sind, war sehr fehlan erfunden. Ein Pariser Seidenwaaren­­händler, der auch mit London im Geschäftsverkehr steht, hat bei Ge­­legenheit einer Reise die Bekanntschaft eines französischen Flücht­­lings, Namens B., gemacht. Dieser gab dem Getvenhändler den Auftrag, er möge sich in Paris für den Abzag von Lurus­­poaffen interessiren, mit welchen er (B.) Geschäfte mache. Der Kaufmann versprach das, vergaß aber bald sein. Veisprechen. Kurze Zeit darauf erscheint ein Engländer (der unter englischem Namen hierher gekommene Orfvnt) bei dem Seidenwaarenhänd­­ler und wird von diesem sehr­ gut aufgenom­men, da ihn. B. als einen steinreichen Mann empfahl, an dem viel Geld zu verdie­­tet wäre. Der Pariser Kaufmann bringt seinen Gast­ mit noch anderen Freunden in Berührung, man set­rt sich gegenseitig, aber an Liebenswürdigkeit,, savoir faire und Freigebigkeit überragt der Engländer die Pariser. Der Seidenwaarenhändler beset­mt für nach der Ankunft Orfint’s einer Brief DON! Bor wü­rfe von B. , weil er sein­­ Versprechen wegen der Rurusmaf­­fen vergessen habe, Sest sei eine gute Gelegenheit: — der Eng­­länder und dessen Freunde würden wohl einige‘ Faufen,­ und B. fühtete daher ein Muster von einigen dieser Waffen unter Adrese des Seivenhändlers ah Parts. Dieser holt sie von der Mauth ab u­nd verfauft richtig einige an Orfini und rei­­fen Freunde. Nach dem Attentat ist der erwähnte Servernhänd­­ler verhaftet­ worden; alfefit feite Unschuld Yag zu klar am Tage, und er w­urde nach zweitägiger Haft­ wieder freige­­sprochen. j · . Eine Berliner Korrespondenz in einem­ nord­­deutschen Blatte schreibt: — — Die Anhänger eines gemäßigten Streisinns finden es bedenklich, daß man sich in Par­t 8 amtlicher Sets mit so großer Herbheit über die Gesinnung der gebildeten Mittel- Harfen äußert, was das Verhältniß derselben zur Negierung nur um so gespannter machen muß. Der Minister des Innern gibt den alten royalistischen Parteien Schuld, durch ihre „unfluge Opposition“ die Meuchelmörder der äußersten Demagogie zu ermuthigen, was doch­ wahrlich eine­ seltsame Behauptung ist, von welcher Seite man sie auch betrachte. Diese Taktik der herrschenden Partei, sammtliche Beherrschte auf gleichem Fuße zu behandeln, wie sehr sie ss auch von­einander unterscheiden mögen, sie alle als gleich gefährlich und alfe als Mitschuldige darzustellen, ist­ offenbar eine höchste unglückliche, da sie das ganze Land im feindlichen Gegenfase zur Regierung erscheinen‘ Tägt. Daß der Minister den Kaiser mit Wilhel­mIL von England vergleicht, scheint eine besonders ausgesuchte Schmeicherei sein zu­ sollen. Unter den Schriften, melde der Kaiser in seiner früheren musereicheren Lebenszeit verfaßte , findet­ sich eine­ so­­genannte Studie über die englische Revolution, in der­ der Ber­­faster große Anstrengungen macht, die Lage der Bourbons und Orleans ber der Stuarts, und­ seinen eigenen Beruf dem Wil­­helm’s III. ähnlich zu finden. An dieser Anschauung hat er sein­ ganzes Leben lang festgehalten und der Minister si daher ohne Zweifel dem Kaiser durch das Eingehen auf den Gedanken angenehm gemacht, daß die Hoffnungen aller, der kaiserlichen Dy­­nastie feindlicher Parteien in Frankreich eben so b­ericht­­eten, töte ehemals die Versuche­ der gestürzten Stuarts, das neue Hertz­scherhaus­ zu befehden. In der „Englischen Korrespondenz­” aus London vom 22. Yesen wir: Die Schlußstelle in Kaiser Napoleon’s Thronrede , welche hier wie überall so treffend gefunden wurde, erinnert lebhaft an elf Kapitel im neuesten Band von 2. Blanc’s „Französischer­­ Revolutionsgeschichte.” £. Blanc hat darin mit genau, denselben Worten wie Napoleon III. und mit Anführung derselben ge­­schictlichen Berspiele, den politischen Mord als wahnsinnig und sündhaft verurtheilt. Der betreffende Waffus ist vor einigen Monaten im Literaturblatt des „Leader“ überseizt gewesen und ist daher noch vielen englischen Lesern gegenwärtig, die jegt mit Verwunderung hören, daß 8. Blanc unter­ den Flüchtlingen figurirt, deren Ausweisung M. de Mersigny verlangt haben sol. — Nach der „Birmingham „of“ hat die Polizei in Pierre früherer Wohnung zweim­al Hausfischung gehalten und eine Menge Briefe mit Engländern und Ausländern, deren Datum bis 1848 zurück reicht, einige Nummern des „Specta­­teur“ und ein Buch über die Anfertigung von Granaten ge­­funden. Nichts deutete darauf hin, das im Hause selbst Gra­­naten fabrizirt wurden. Der ganze Fund ist dem Staatssekretär des Inner, Str­­. Grey, zugesandt worden. Aus Paris vom 25. 9. wird telegraphirt: Die Königin von Dude ist gestorben.. Die Nilfpiraten haben am 15. d. zwei Handelsschiffe, von beiden eines ein österreichisches war, geplündert. Der Sürst von Ch­tfaffien, Sefer Ya­­fa, hat wieder eine Adresse an die britische Nation ge­­richtet ; sie lautet­ nach "Daily News" : „Dreißig Jahre lang bat der rufsische­ Czar­ seine, feind­­seligen­ Angriffe auf, unser: Vaterland fortgefegt. Diese mit Verlegung des Völkerrechts‘ unternommenen Angriffe haben Erh­afften ungeheuere Opfer, ‚gefofte, Trogdem. hat es sein Haupt, dem moskowsstischen­ Soc, nicht gebeugt, sondern aus­­dauernd, seine Unabhängigkeit mit­­ den Waffen in der Hand vertheidigt. Nicht eine einzige Regierung ist groß, genug, und edel genug. gewesen, um die russtischen Behörden zu fragen, mit welchem Recht sie ung. zu: unterjochen [neben Während des­iegten Krieges: sandten wir eine. Deputation nach der, Krimm, den, alftirten: Armeen, unsern Beistand anzubieten. Diese De­putation wurde zurückgeschickt: mit­ der­ Antwort, „für den Au­­genblic­kei unsere Hilfe nicht von Nöthen; wenn man uns brauchen sollte, werde man uns rufen.“ Die Alltirten schlosfen "Frieden zu Paris, ohne Glrcafften nur zu erwähnen, Und doc - : |

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