Pester Lloyd, Februar 1858 (Jahrgang 5, nr. 26-48)

1858-02-21 / nr. 42

Tel.Depetchches­­,­Pester Lloyd«. Paris,21.F­ebruar.­O­lliviet wird als Vertheidigerspierri’s genannt.In Tukin wird ein neues Verschwirrungsgesetz mit Abänderan­­gen der Jurp erwartet. Die Unterstüizung des Kleinen Sandiwerkers. 1. = Meft, 20. Leber. Die Klagen, zu denen in den sebten Monaten ver so häufige Mißbram­ch Des Kredit­s an Seite eines Theiles unseres Han­delsst an des Anlaß gegeben, haben uns den Sammer Jener gan überhören lassen, die nahe daran sind, an dem entgegenge­­festen Uebel zu Grunde zu gehen, an dem Meberfluß an Kreditmangel. Während dem Handel, zahlreiche und mit bedeutenden Mitteln ausgestattete Kreditinstitute zu Ge­­bote stehen, und selbst dem geringsten seiner Vertreter Die Thüren und Bücher unserer Banken geöffnet werden, feufzt wer Gemwerbestand, insbesondere die große Majoris­tät verselben, wer fleine Handwerker, unter der Last des Mißtrauens, welches die Kapitalien in seine Ar­­beit und deren Lohn sehen. Der legte Träger des Handels, der Hausirer, genießt einen größeren Kredit als ver­kleine Industrielle , in der Mitte zwischen dem Landmann und dem Kaufmann, wird der Handwerker überbied von den theuern Lebensmitteln, die Senem,­­ von der potenzirten Konkurrenz, die diesem zu Gute fommt, auf’s härteste get­troffen, ohne sich in entsprechender Weise schadlos halten zu können. Selbst die beschleunigte Kommunikation, welche die Früchte des Bodens entfernten Märkten zuführt, und dem Handel Flügel Yeiht,­­ sie läßt mit ihrer segnenden Hand unsere kleine Industrie fast unberührt. Theilnahmslose an den Begünstigungen und Fort­­schritten der Landwirthschaft und des Handels. wann die In­dustrie sich gleichwohl vor Mitleidenschaft an ven Lebeln versehlen nicht entziehen ; sobald wer Landemann und Kauf­­mann sich genöthigt sieht, seine Bedürfnisse einzuschränken, empfindet es der Gewerbsmann allsogleich, wer mit seinen Erzeugnissen an die Erstgenannten, all an seine Konsumen­­ten, angewiesen is. Die Note, die sich in solchen Fällen des kleinen Handwerfers bemächtigt, ist nur zu begreiflich ; mit feiner Nahrung und den sonstigen Lebensbedürfnissen, ja selbst mit der Arbeitskraft an den Erwerb 8 Tage! angewiesen, sieht er sich, sobald der Verkauf seiner Erzeug­­nisse stoc­, wer Arbeits- und Erwerbslosigkeit, und somit auch der Nahrungslosigkeit preisgegeben. Es war daher ein hochherziger Gevanfe nicht nur, sondern zugleich ein zeit und zmweltgemäßer, wer seine kai­­serliche Hoheit von Herrn Erstherzog-Dorupner­­neur bestimmte, zur Gründung eines Unter­tüsungsfondes für die Gewerbeleute der beiden Schwesterständ­e 6000 fl. wohl­­wollend zu spen­den, und diesem Unterftügungs­­fonde Höchst seinen Schus angeweihen zu lassen. Man wird die Bedeutung dieses Gedankend und­ seiner Ausführung am besten würdigen, wenn wir das Programm des Unterstüßungsfon­des hier wortgetreu folgen lassen. Dasselbe lautet : . Das Gründungs-Kapital bildet die Spende "pr. 4000 fl. für die Stadt Pet und pr. 2000 fl. für die Stadt Oien — Cr. f. ft. Hoheit des Durchlauchtigsten Heren Erzherzogs General-Gouverneurs. Dasselbe wird durch Beiträge der Gemeinde und­ einzelner Menschenfreunde erhöht. 2.Betimmung des Fondes: Fleisigen. Durch unverschuldete Unglücksfälle, oder durch die Zeitumstände in ihren V­ermögensumständen herabgenommenen und einer zeitweisen Arbeitsfindung ausgerebhten Gewerbsleuten unper­­sönliche Darlehen gegen ratenuweite Rückzahlung zu verabreichen. 3. Das Minimum des Darlehens wird auf 10 fl., das Maximum vorläufig und bis der vergrößerte Fond die Erfol­­gung einer größeren­­ Duote gestattet, auf 100 fl. festgestellt, so daß dermalen etwa 50—100 Gewerbeleute in Pest und 25— 50. Gewerbeleute in Ofen betheiligt werden konnten. 4. Die Rüczahlung geschieht in 20 Raten mit den Zt­­­cchenfristen von 14 zu 14 Tagen, jedoch flieht es den Betref­­fenden frei, einige oder alle noch nachfolgenden Raten auf Ein» mal zu berichtigen. 5. Geeignet zur Erlangung eines“. Darlehens ist jeder bedürftige Gemerksmann, der ein Zeugniß des betreffen­­den Seelsorgers und Gemeindebezirks-Vorstandes über seinen nüchternen und ordentlichen Lebenswandel, und seine wahrhafte Dürftigkeit beibringt. 6. Das Darlehen verleiht der Magistrat nach den Kräften des Sandes mit Rücksicht auf die bargethane Dürftigkeit, und die erhobene Rückzahlungsfähigkeit des Ge­­suchstellers. 7. Der Fond wird im stäntischen Depositenamte verwaltet und gehörig verbucht. 8. Sobald der Magistrat einem Gewerbemanne ein Dar­­lehen bewilligte, wird demselben im Journale ein Blatt eröff­­net, darin das gegen eine förmliche Schuldverschreibung erhal­­tene Darlehen in Verschreibung genommen, und in den für die Ratenzahlungen offenen gen eingetragen. Rubriken­­. Gegen raumselige Schuldner ist der Magistrat berech­­tiget, bei den Gerichten wegen Hereinbringung des aushaften­­den Darlehens Hagbar zu werben oder­ nach Umständen Ver­­längerungen der Zahlungsfristen einzuräumen, endlich wenn das Darlehen uneinbringlich, ist dessen Abschreibung zu verfügen. In diesem Falle muß jedoch nur die eigenen Mit­tel der Kommune oder auf sonstige Art der Fond um den Betrag der Abschreibung ergänzt werden. Nach Umständen kann das Darlehen gegen Verpfändung von X­a az ven gegeben werden. 10. Ueber die Gebahrung des Fondes wird vom Magis­­trate alljährlich­­­­ durch die Zeitungen zu veröffentlichende und im Wege der Statthaltereiabtheilung dem Generalgouver­­nement zur Genehmhaltung zu unterbreitende Rechnung gelegt. 11. Bei allmäliger Vergrößerung des Fondes fünnen auch kleinere Waarenpartien von Gewerbeleu­­ten, bei welchen die in 5. angedeuteten Bedingungen eintreten, angetauft werden, deren Berwerb­ung die Kommune im geeigneten Wege besorgt. Gar oft sind wir in der Lage, den bettelnden Müffig­­gang zu unterfrügen ; dies Programm dagegen fordert „ein­­zelne Menschenfreunde” auf, dem edlen Vorgange Seiner kaiserlichen Hoheit zu folgen, und der Ar­beit helfern beizu­­stehen! In S Konstantinopel genießen selbst die Kloatenräu­­mer die Wohlthat der gegenseitigen Lebens - und Altersver­­sicherung ; in Preußen besteht aller Orten für die Gewerbe­­treibenden die Verpflichtung, sich an gegenseitigen Unterstü­­tungswaffen zu betheiligen. Wien, Klagenfurt, Laibach, Prag und Nadop haben Aushilfswaffen zum Behufe unverzingli­­cher Darlehen an Ge­werbsleute; Ungarn dagegen er­­freut sich bis jest seines einzigen derartigen Istitutes. Nun reicht der von St. Jai­. Hoheit gespendete Gründungs­­fond­ wohl für 50—100 unserer Mitbürger zur Aushilfe hin ; allein die Zahl der „Kleinen Handwerker” in Pest dürfte ge­­gen fünfzehn Hundert betragen ; soll daher der Schöne­rwed des Unterftügungsfondes in einer Höchst seinem Gründer würdigen Weise erfüllt werden, so bedarf es zahl­­reicher Beiträge von Seite unserer Handels- und­ Gelbinstis­tute sowohl als von Seite einzelner Menschenfreunde. Mit einiger Genugthuung kannen wir heute schon auf die Ofner Sparkraffe hinweisen, welche in ihren vor Kurzem der hohen Genehmigung unterbreiteten Statut­­en die Bestimmung aufgenommen, ein Se­ch­sth­ei ihres jährlichen Neinertrages gleichfalls Vorschriften für Gewerbs­­leute zu widmen. Sobald der Reservefond der Anstalt, wer gegenwärtig gegen 70.000 fl. beträgt, die Summe von 100.000 fl. erreicht haben wird ; da Dietl nun bereits nach drei Jahren der Fall sein dürfte, so hat der in Nee stehende Unterstü­gungsfond cítcra 6000 fl. jährlich von Diesem Insti­­tute zu erwarten. — Folgen diesem anerkennenswerthen Beispiele die anderen Geldinstitute der Sch­wefterstänte, blei­­ben die­ Koryphäen unseren Handels- und Gewerbestandes hinter den Anforderungen des Elends so vieler ihrer Mit­­bürger an sie nicht zurück, — so wird der Unterftügungs­­fond bald zu einer Summe sich erheben, die dem gemein­­nügigen Zweckk, vollkommen entspricht, und dem Gemeinsinn der ungarischen Hauptstadt zur Ehre gereicht. Schanzmänner, welche ursprünglich dem aus ungarischen Gutebefigern gebildeten Gründungsfomite das Geld zum Bollzuge ihres Projektes zugesagt, hatten sich damals selbst zu Gründern aufge­worfen, und fi­ vhiert an das hohe Mi­­nisterium um die Gewährung der betreffenden Konzession gewendet. Diese schroffe Trennung ward hauptläch­e da­­durch herbeigeführt, daß Graf Eduard Kärplpi, Vizepräses des obgenannten Komite’d, einige Vorderun­­gen an die Belgier gestellt hatte, denen diese nicht nachkommen wollten: Der Herr Graf hatte nämlich verz­wangt, daß ihm Die­ Wahl von 3 Mitgliedern für das Ueberwachungssomite vorbehalten bleibe, — Daß ferner den Ungarn eine Betheiligung bis zu einem Drittheil der bes­t treffenden Aktien gestattet werde, — daß fehlteßlich wer mit der Zentraladministration nicht Paris oder Brüsfel, sondern Peit jet. Unseren ungarischen Xefern gegenüber bedarf der Herr Graf, seiner Forderungen wegen, seiner Rechtferti­gung ; er that nur, was seine Pflicht war, und hätte eine Entschuldigung benöthigt, wenn er anders gehandelt hätte. Da das hohe Ministerium die Frage von demselben Standpunkte, wie wir, betrachtet hat,­­ war mindestend fraglich; die Finanznot­e mochte es als rathsam erscheinen lassen, ausländisches Geld für heimathliche 3wede auch dann anzunehmen, wenn die Bedingungen nicht ganz nach Wunsch sind. Um so erfreulicher mußte es ung­iebt sein, zu erfahren, das Graf Em­ann Károlyi, nachdem er in den legten Wochen Paris und London zu diesem Zweckk besucht hat, aus seinen Unterredungen mit dortigen Finanzmännern die Hoffnung mitbringt, auch anderes als belgisches Geld der von ihm vertretenen Gesellschaft zugewendet zu sehen. Ein Schreiben des Herrn Grafen aus London, Das nie gestern in freundlicher Weise mitgetheilt wurde, spricht es nämlich mit aller Zuversicht aus, daß französische Banfiers die eine Hälfte, englische Die andere, selbst größere Hälfte der nöthigen Summe gerne übernehmen werden, sobald erst die Verhandlungen der Gesellschaft mit der Regierung und der Theißbahngesellschaft zu Ende geführt sind. Graf K. hat die Beobachtung gemacht, daß der englische Gelpmarkt sich bedeutend gebessert und selbst von der indischen Anleihe kaum nachtheilig influenzirt wird; in Paris dagegen hat die Palmerston’she Flüchtlingsbill den besten Einpruch hervor­­gebracht. Jedenfalls, meint er, würden die belgischen Häu­­ser nun nicht mehr das erste Wort in dieser Frage führen. In wenigen Tagen trifft Graf Károlyi in Wien ein, möge ihm dort die keineswegs leichte Aufgabe gelingen, eine endgiltige Genehmigung von Seite der Regierung, gleichwie eine definitive Vereinbarung mit der Theißbahn­­gesellschaft zu Stande zu bringen, die gesliehenen Zahlun­­g . Benkreepetieree tms nenne sz MPeft, 20. eber. Es sind heute mehr als drei Monate, seitdem wir zum festen Male in der Angelegen­­heit ver­kaufien d­er oberungarischen Mon­tanindpustriee und Eisenbah­ngesell­­schaft mit der Theisßbahngesellschaft unseren Lesern eine Mittheilung gemacht. Die belgischen R. Wien, 19. Feber. Die von einem norddeutschen Blatte gemachte Angabe, daß Oesterreich eine militärische Befesung Montenegro’ beabsichtige, ist ganz unbegründet, eben­so wenig ist es wahr, daß die Pforte ein darauf bezügliches Ansuchen an das vielseitige Kabinet g er­­ichtet hat; dagegen dürfte er sich bestätigen, daß Der Pforte sein Hindernis von Seite Oesterreichs in den Weg gelegt werden wird, wenn sie diesmal wirklich zur Bewegung des Fürstenthums schreitet, daß sie aber­ hiezu entschlosfen ist steht außer allem Zweifel. . In Albanien ist die Auf­regung eine sehr bedentliche. Die Erfolge, welche die In­surgenten in den legten Wochen gegen die Türken errungen hatten, haben die Gemüther noch mehr ereist, und ihnen neue Schanren zugeführt. In der Herzegowina wurden mehrere türkische Grundbefiger, welche sich nicht rasch genug flüchteten, von den Rajahs ermordet und ihr Befik­­th um den Flammen preisgegeben. Die Insurgenten bepro­ ben selbst die festeren Pläne, wa sie wissen, daß Die meisten derselben nur flache Garnisonen haben. Man fürchtet, da, wenn sich der Aufstand über ganz Albanien ausbreitet, selbst Antivari von den Insurgenten eingenommen werden künnte, dessen Besis von dem Fürsten Danilo auf das eifrigste anz­gestrebt wird. Da er dann Herr eines Hafens am adriatis­c­hen Meere wäre, vor etwa anderthalb Jahren in England den Einpruch einer großen National-Calamität machte. Die Liquidationsver­­handlungen vor dem Kanzleigerichtshofe sind nunmehr been- Die Royal-Britisp­ Bank vor den Affiren. Weit, 20. Februar. Unsere 2efer erinnern si noch, daß bag Fallif­sement der „Royal-British- Bank" digt und in Folge dasört hat der Generalstaatsanwalt ge­­­­gen acht Direktoren und Geschäftsführer des Institutes Anz­­ Hage erhoben. Am 13. dieses Monats erschienen Brown, Eedatile, Cameron, sein Schwiegersohn Ma­c­­Ileod, Omen, der Alderman und ehemalige Sheriff von London Kennen­e­y und das Urparlamentsmitglied Sta­­r Ieton— Cochran hat rechtzeitig das Weite gesucht — vor den Affiren der Queensbend, um sich gegen eine lange Reihe von Beschuldigungen zu vertheivigen, die allesammt darauf hinauslaufen, daß sie eine Berfhmwarung einge­gangen sind, um durch zahlreiche, einzeln aufgeführte Handlungen Actionäre, Depositoren, Gläubiger des Etablis­­sements, viele von Ihrer Majestät Unterthanen und das Publikum im Allgemeinen zu betrügen. Joe Camp­­bell präfi­irte den Debatten. „Lange vor deren Beginne war der Gerichtshof ü­berfüllt. Mi mehreren Standespersonen, darunter an Damen, wurden Li­e auf der Richterbank­­ eingeräumt. Auch Se. f. Hoh­ ver Prinz von Wa­le­s nahm­ mit seinem Erzieher dicht neben dem Lord Obert­richter lag und verließ den Saal nicht eher, als bis Sir 8. Thefiger seine fünfstündige Aufragerede beendet. „Die Inquisiten — begann Herr Thefiger seinen Ver­­trag — waren die Direktoren einer Aktienbankgesellschaft, die unter dem Namen der „Royal British Bank” eine un­­beiloollte Berühmtheit erlangt hat. Die Bank hat vom 17. November 1849 bis zum 3. September 1856 bestanden. Ihr Prospertus und ihre Statuten enthielten ansprüchlich die Be­­stimmung, daß zur Liquidation geschritten werden solle, für bald ein Viertel des eingezahlten Kapitals verloren gegangen sei, und Iodten zur Aktienzeichnung durch die Bereicherung an, daß demgemäß jeder Aktionär höchstens den vierten Theil seiner Einzahlungen einbüßen könne, während bei den meisten Banfen der Besis von Aktien mit unbegrenzter Haftungs­­pflicht verbunden sei. Obschon aber das Kapital auf ein Fünftel der ursprünglich beabsichtigten Summe, auf 100.000 £. Lt. reducirt ward, von denen bios die Hälfte eingezahlt werden sollte , riefen die Unterschriften doch nur langsam ein. Cameron ward sofort zum obersten Geschäftsführer der Italt mit 1250 8. für das erste, mit 1500 2. für das zweite und mit 2000 2. für das dritte bis siebente Sabr. Sleic aus den ersten Depositen wurden 7000 2. zur Ent­­schädigung von Advokaten und 1100 2. zur Belohnung der Direktoren für die Dienste verwendet, die sie dem Etablisse­­ment bei Erlangung der Koncession geleiste. So kam es, das im November noch 4,300 8. an den erforderlichen 50,000 £. fehlten. Die Direktoren wandten sich nun an Cameron, der Die mangelnde Summe Durch einen Hand­­schein bedte, brachten in ähnlicher Weise weitere 3,102 2. auf. Die von den eingelaufenen Geldern gleichfalls bereits verausgabt waren, unterschrieben darauf hin ein Certifikat, daß die 50.000 8. St. vorhanden waren, reichten es bei dem Handelsministerium ein, und eröffneten am 17. No­­vember 1849 die Bank mit größter Feterlichkeit. „Die Statuten zeichneten ihnen ihren Weg genau vor. Abgesehen von jener Klausel, welche die Kiquidirung vorschrieb für den Fall, daß ein Viertel des Stammkapitales verloren gegangen­­ m wurden die. Leiter der Anstalt Durch andere Par­rographen ansprüchlich verpflichtet , „wahrhaftige und ge­­naue Bilanzen zu veröffentlichen” ... „Dividenden nur aus dem wirklich vorhandenen und bereits realisirten Reingewinn zu vertheilen“ . . . „bei Berechnung des Nettogewinnes alle schlechten und zweifelhaften Forderungen auf’s Liberalste in Abzug zu bringen.” Wir haben uns nun zu fragen , er­­stend ob die Bank durch felechte Wirthschaft im eine vere zweifelte Lage gebracht ward 2 zweitens ob die Angeklagten das Bemwußtsein dieses Umstandes hatten ? Drittens, ob sie, im Befige dieser Kenntnis betrügerische Handlungen begin­­gen, um den wahren Stand der Dinge zu verheimlichen ? „Die also fand es um die Verwaltung? Von Anfang an wurden die hoffnungslosesten Forderungen als gute Posten aufgeführt. Die Directoren bewilligten sich untereinander Darlehen auf die unsichersten Garantieen hin. Der erste Gouverneur Mac Gregor erhielt 13.700 8. Vorschuß, die bis auf 700 8. verloren gingen. Der Obersecretär Mullind nahm 10,000 8. und starb dann, ohne einen Helfer zu hinterlassen. Cochran sprach man 10,300 8. zu, von denen 7000 nicht wieder einzubringen waren. Cameron ließ den oben erwähnten Haupwechsel von 4300 £., mit dem er für den fehlenden Rest des Stammkapitals gut gesagt, in der Bank selber dißfontiren. Bald betrug seine Gesammt­­schuld an das Institut 36,000 $. , wovon dasselbe Sp wurden Wechsel von Cameron bis auf die Höhe von 10,600 £. edcomptirt und die empfange­­nen Summen durch ihn zum Anlaufe von Aktien verwendet­­ 33,000 einbüßte. 2 FRTELDETNSZEIN RENTNER Miener Briefe Aschermittwoch und Ruidblide auf den Karneval, — Fils naturel. — Die Riftort, — Ein eigenthum­­‚des Kunstwerk­­ Mi Pastrana,­ 0.R.EinFwilleton,zwei Tage nach Aschermittwoch, das kann doch unmöglich anders beginnen,als­ Verklungen sind die letzten Töne der sü­ßen Tanzweisen,verdaut die letzten Krapfen,vertanzt die letzten Schuhsohlen,und die kaltegk­­,fühllose Welt existirt so unbefangen weiter-als ob gar nichts vorgefallen wäre,mehr noch,wir werden uns daran gewöhnen Müssen-daß in einigen Tagen Niemand mehr von dem Götzen der tanzlustigen Jugend spricht.Ich verstehe mich allerdings nicht besonders auf solche Beobachtungen,doch will mir es scheinen,als gliche ein Wiener Fasching auf’s Haar demandes ren,und als hätte auch der unlängst beendigte nichts vor sei­­nen älteren Geschwistern voraus.Vermehrt haben sich die Zahl der opera Joannis Straussii des Allgegenwärtigen, ver­­mehrt die Kandidatenliste für die Tuberkulose , vermehrt das Aktivvermögen des Werfachamtes; mit den sonstigen Errungens­­chaften schaut es unwindig aus: zwischen den feindlichen Mäch­­ten, Juristen und Mediziner, sind die diplomatischen Verbin­­dungen noch nicht wieder angeknüpft, und der Himmel mag wissen, welche unwettersc­hütternde Folgen dies unselige Zerwürfniß noch nach sich ziehen wird ;­ das erste Debut der Künstlerhälfe dürfte in dieser Form mindestens auch wohl Das Tette gewesen sein, und die Blumenfächer sind nach kurzer Glanzzeit wieder befestigt worden. Unnbegreiflich! Sie bleiben ja eine ganze Stunde frisch, und Foften nur zwanzig bis dreißig Gulden — ist das der Rede werth? Wir Haben’s ja bei den schlechten Zeiten, Wenn Sie übrigens hier und da seien: „Helas, unsere Jugend tanzt nicht mehr, sie ist zu blafirt !" so glauben Sie dem Stoßfenfter nicht. Auf den Bällen die ich besucht habe, trat man sich gegenseitig auf die Hühneraugen und stieß sich mit dem Ellbogen in die Rippen, Dag nur ein Unbilliger noch mehr verlangen konnte, und wenn es bei diesem oder jenem Zette nicht ganz so munter herging als ehedem, so ist wohl nicht gerade die Drafk­theit der Jugend Deswegen an­­zufragen. Die Donnerstags- und die Dienstagsredoute haben ihren Zwed erfüllt, das heißt den Blinden und Armen Wiens be­­deutende Summen abgeworfen, und auch in allen übrigen Din­­gen hielten sie sich durchaus in herfömmlichen Schranken. Am Arme eines Bekannten, der sich in solchen Angelegenheiten „ausfennt", bdurchwanderte ich die Säle und ließ mir von ihm Nachweife und Commentare geben. „Den rothen Domino dort renne ich schon seit siebzehn Jahren, hieß es da, er gehört der Mastenverleiherin­­; — die Schäferin dort muß eine Brod­­füßerin sein, wenigstens pflegen diese eine besondere Vorliebe für arcadische Kostüme zu haben. — Hören Sie das Franzo­­si und geben Sie Acht, innerhalb drei Gefunden wird sich das reinste Böhmisch daraus entwiceln, die Beiden haben sich erkannt." Und er behielt Recht, darin wie in allem anderen. Bei alledem last sich nicht läugnen, daß schon der Anblick des so prachtvoll erleuchteten großen Saales von der Galerie aus einen Besuch der Nevoute werth ist,­ und wer nicht mit der­ firen Idee auf derselben erscheint, er müsse von Prinzes­­sinen, Gesandtenfrauen und berühmten Klünstlerinen „intriguirt” werden, obwohl er weiß, das er seine solche Dame rennt, der nicht Hinter jeder Masse ein bekanntes Gesicht ahnt, und der endlich das Gedränge noch früh genug verläßt, um sich bei einem Glase Bier erholen zu können, der wird ein ganz freund­­liches Bild mit hinwegnehmen. Ein freundlicheres, als ein Fremder von dem Balle einer „gefehloffenen Künstlergesellschaft”, auf den ich ihn leichtsinnigerweise geführt hatte. Nun zeigen Sie mir die anmwetenden K­ünstler! war sein erstes Wort, als wir in den Saal traten. Mein Blick irrte die Reihen wohl auf und ab, drang forsehend in die feinsten Mintel, Speise­­und Rauchzimmer — hübsche frische Gesichter sah ich genug, runde Schultern sind neigende Büsten, Flor und Krepp und Gelbe von allen Farben, und dazwischen der schwarzen Grade und weißen Binden Legion, aber Niemanden, dem auch der liberalste Gerichtshof Ansprüche auf den Namen Künstler zuerkennen dürfte. In später Stunde endlich tauchten vier Bühnenmit­­glieder auf, dreiweibliche und ein männliches, zwei Maler und ein Musifer. Mein Freund war etwas verstimmt, als ich ihm ein offenes Geständnis­ ablegte, und tröstete sich mit der Hoff­­nung, den berühmten Orchesterdirigenten zu hören und zu fer hen. Der dort am Dirigentenpulte ist’s, nicht wahr? — Be­daure, wo ist er nicht anmwefend. — Aber sagten Sie mir nicht, er werde persönlich die Mufif leiten? . . Gewiß, aber bedenken Sie doch, Daß er heute auf sieben Bällen die Mufit persönlich leitet. Wenn daher auf uns eine ganze Stunde seiner Anwesenheit kommt , so ist das schon sehr viel. Die erste Duadrille nach der Pause wird er persönlic dirigiren. — Mein Freund brummte abermals, aber er fügte sich, da ihm nichts anderes übrig blieb, und traut dazu sauren Wein. — Envlich war die Pause vorüber. Die Duadrille kam an die Reihe, aber sie Hang wie ein Walzer, und dann kam eine Holka, und dann ein Galopp — der Persönliche war eben noch nit da! Zur Schmach meines Freundes muß ich berich­­ten, daß ihm fest Die Geduld in, und er um drei Uhr indi­­gnirt, empört über mich und die ganze Welt in sein Hotel eilte, Hätte er nur noch ein Halbstündchen gewartet, so wäre ihm der Genuß geworden, den Persönlichen zu sehen und zu hören. In den obligaten Häringsschmausen und Fraserunterhal­­tungen hat der Fasdhing nun an den gebührenden Epilog erst halten, und darf als abgefunden betrachtet werden. Die Lüde feinen die Theater ausfüllen und mit aller Energie behaup­­ten zu wollen, ja nach langer Dürre Dropt­ung bereitd Ueber­­flug. Im Burgtheater macht der anonyme „Bato von Eisen“ so entschiedenes Glück, daß die Tage der Aufführung auch fon so verheerende Schlachten an der Morgenkaffe sehen, als ob die , Grille" angeschlagen wäre. Ermöglicher sind die Versio­­nen, welche über die Autorschaft des Stüdes zu Markt ge­­bracht werden. Noch ehe es an die Lampen gekommen war, hatte es die drei Verfasser, welche bei jedem anonymen Grade Bauerstelle vertreten müssen, Laube, Bauernfeld, Prehdler, und außerdem noch einige Andere, wie Märzroth so. Sehr erfehren der Zettel mit der Angabe „nach einer Idee des Gorostiza"., Gorestiza ? fennen wir nicht. Welcher Sprache kann der Mann angehören ? der polnischen, böhmischen, flavonischen, ungarie fen... . halt ! Ungarisch muß der Name sein. Weiter, wer dersteht ungarisch ? Offenbar Niemand als Herr Kertbeny, folge id hat Herr Kertbeny das Lustspiel aus dem Ungarischen überlegt. Herr Kertbeny kann aber nicht fold fließendes Deutsch schreiben, folglich hat Laube das Stück überarbeitet. Das ist so einfach und einleuchtend, es kann sie unmöglich anders ver­­halten. Nun ist es gewiß seine Schande, den Namen Gorog­­tíza nicht zu rennen, aber für solche Bälle gibt es ja Konver­­sationslerien, und gleich in dem Brothausíden hätten Die ler treffenden Herren finden können, das der Träger jenes Namens sein Magyar, sondern ein in Vorarberg geborener Spanier ist, und er in dem ersten Drittel dieses Jahrhunderts ebenso als Dichter wie als Diplomat bekannt gemacht hat. Der Ge­­banke des , Cato" ist der seineswegs sonderlich neue, Daß die Welt uns Häufig die strenge Erfüllung der sittlichen Gefebe unmöglich macht, und daß in Kleinigkeiten ein Auge zu brücen, besonders wenn eine höhere Pflicht Dabei in Trage kommt, noch sein Verbrechen is. Uebrigens scheint mir Der Instinft auf rechter Fährt el zu sein, wenn er annimmt, daß zwei Berfafjer bei dem Lustspiel thätig gewesen seien, einer Der es geschrieben, und einer, der es bahnengerecht hergerichtet habe. Ohne Z­­ei­­fel wird es in Aurzem über alle Bühnen gehen, sehr z­weifel­­haft bleibt es Dagegen, ob es irgendwo einen Erfolg wie hier haben werde. Vor allem sind Darsteller der Hauptrolle, wie Sihtner, außerordentlich selten , in nur etwas weniger geschich­­ter, weniger discreter Hand, kann Diese Gestalt gewiß leicht höchst unwahr und flörend werden, und somit das Schidsal des Stüdes selbst in Frage stellen. Auch alle übrigen Mit­­wirkenden erwarben si Die größten­­ Verdienste um die Auf­führung. Im Theater an der Wien verschaffte die erste Auffüh­­rung des „Fils naturel”, von Mlexander Dumas fils und den — wenigstens sestvem Diese Gesellschaft Dort spielt, ganz ungewohnten Anbl­t eines vollkommen gefüllten Hauses, und hoffentlich hat sich bei Dieser Gelegenheit das Publikum überzeugt, daß die französischen Gäste etwas mehr Aufmerksam­­keit und Zuspruch wohl verdient hätten. Es wurde wirklich vortrefflich gespielt, und was die Darsteller thun konnten, um den Eindruck des Stüdes weniger widerwärtig zu machen, ge­­halt reichlich. Boi Allen zeichneten­­ sich wieder Paul Laba, zu dessen Bortheil die Vorstellung stattfand, in der Rolle des natürlichen Sohnes, und Boudet durch sein feingezeichnetes Bild des ehrsamen und Humoristischen Notare aus. Der Be­­nefiziant erhielt reichlichen Beifall und auch einen Kranz, den er galant seiner Kollegin Hardy überreichte — da willen uns­sere Künstler solche Gaben doch besser zu fchäßen; freilich mwis­­fen sie au häufig besser als sonst irgend jemand, daß fon Bielerlei berichtet. Die Handlung ist wie immer bei Dumas, außerordentlich einfach. Außer mancher pilanten Wen­­dung des Dialoges, mancher geshicht angebrachten Zivweideutig­­­­kelt und manchem guten Einfalle (wie z. B. „P’appetit p’est Kränze für sie und ausschließlich für sie getworfen werden ! Ueber das Stüd selbst haben Pariser Korrespondenten la conscience du corps" der Appetit ist das Gesinje fen des Körpers, welches Bonmot unmilitärlich an Börne’s „der Kapenjammer ist die Neue des Magens" erinnert­ — wüßte ich dem Stüde wirklich nichts Besonderes nachzurühmen. Weder eine konsequent durchgeführte See, noch originelle, wahre Charaktere: die einen sind abgenäht, die andern farblos, die dritten Farb­lirt und die meisten infonsequent. Die „Al­­gemeine Zeitung” febte dieser Sage in einem längeren Artikel auseinander, was die Franzosen an Stüden dieser Art anzöge, der rücksichtslose Realismus, Die photographische Genauigkeit, mit welcher gewisse Verhältnisse der Gegenwart absonterfert werden. Aber ich begreife nicht einmal, wie Das auf Dumas’ neuestes Stif Anwendung finden sol. Personen, wie er sie darin auftreten hat, hat es entweder immer oder nie gegeben ; oder sollten si Die Pariser wirklich in diesen Porträts wieder­­erkennen ? das wäre traurig für sie. An demselben Abende erschien in der Leopolostadt die Ristori wieder als Meden; der­­ Empfang ist enthusia­­stisch gewesen, mie­ss das nicht anders erwarten ließ, und ihre Meden, vielleicht das bedeutsamste ihrer Gebilde, hat wie­der alle Anwesenden unwiderstehlich mit sich fortgerisfen. Nur war Die Zahl Dieser An­wesenden nicht sonder­lich groß. Die Herren Theaterdirektoren stellen Yäufle ganz eigenthümliche Wahrscheinlichkeitsberechnungen an! Die Künst­­lerin ist jebt zum dritten Mal in Wien, das Kärnthnerthor­­theater, in welchem sie Die beiden ersten Male auftrat, ist nachweislich nicht auf die Kosten gekommen, und nun regt das Sam­theater noch höhere Preise als jenes an. — Auf welches Publikum dabei eigentlich gerechnet worden is, will mir durch­­aus nicht einleuchten. Der Kunstverein macht alle erdenklichen Anstrengungen, um seinen Ausstellungen immer frischen Netz zu erhalten. Ein Kunstwert eigenthümlicher Art zeigt ein Professor Seran­­toni aus Pisa hier seit einiger Zeit : eine aus Wachs model­­lirte weibliche Figur, welche sich völlig auseinander nehmen läßt, wie ein der Sektion übergebener Cadaver. Alle äußerli­­chen und innerlichen Organe sind mit einer Sauberkeit und Naturtreue gearbeitet, welche in der That nichts zu wünschen übrig Yaßt, und Alles paßt so genau an und in einander, das die Zeit von einer Minute genügt, um das Skelett wieder vollständig zu befleiden und auszufüllen. — Daß Ihre Herren Karl Gyulay und Nicolas Nagy ich augenblicklich hier auf­­halten, um die Drudlegung ihres Bilderwertes über Ungarn und Siebenbürgen zu besorgen, wird Ihnen vielleicht schon be­­kannt sein. Dem Bernehmen nach haben mehrere unserer tüch­­tigsten Lithographen fi in die Arbeit getheilt, so das dem baldigen Erscheinen des Werkes entgegengesehen werden darf. Da ich nun einmal von graphischen Kunstswerken spreche, will ich den genialen Einfall eines hiesigen Kupferstechers nicht uner­­wähnt lassen, welcher ein angebliches, faktisch aber nichts weni­­ger als ähnliches Porträt der Pastrana all — Briefbogentopf angefertigt hat. Uebrigens soi Aussicht vorhanden sein, daß der Stamm der Pastrana mit ihr noch nicht erlöschen­ werde. | | bie | — Baal­­ Te ee m —­­ nn | |

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