Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1858 (Jahrgang 5, nr. 25-47)

1858-02-03 / nr. 26

— Pen, 1858. I­m Abendblatt des spötters Lloyd Dienftag, 3. Sebruar. Nr. — Aus der am Montag in Wien abgehaltenen Ge­­neralversammlung der Theißeisenbahngesellschaft welcher 69 Aktionäre, im Besibe von 10.400 Stück Aktien bei­wohnten, theilen wir folgende wesentliche Angaben mit: Der Präses der Gesellschaft, Herr Graf Georg An­­draffy Ercelfenz eröffnete die Sigung mit einer Ansprache, in welcher er ü­ber den erfreulichen Fortgang der Bauten berichtete. 68 ER dem­nach 20 Meilen von Czegleb nach Debreszin im Bet­riebe, 9 Meilen von Labany nach Crofivarbein sind der Bol- Wendung nahe, 19 Meilen von Szolnor nay Arad werden noch im Laufe dieses Jahres, und 18 Meilen von Debreczin­ nach Miskolc, in der ersten Hälfte des Jahres 1859 beendigt. Die 30 perzentige Einzahlung ist erschöpft, es seien aber zum­ Ausbau und zur Inbetriebfegung der abgewachten 46 Mei­­len noch 16 Millionen binnen 18 Monaten zu verausgaben. Bessere Einzahlungen auszuschreiben, sei mit Rücksicht auf den Stand des Geldmarktes nicht räthlich, höchst willkommen er­­leine daher das Anerbieten der priv. Kreditanstalt für Handel und Gewerbe bezüglich eines Darlehens von 15 Millionen Gul­­den, welches der Gesellkraft in drei Raten, und zwar am 1. März, 1. Juli und 1. Oktober dieses Jahres zu je 5 Mil­­lionen sammt stufenweiser Sperzentiger Verzinsung zugezählt und helfen Verzinsung und Rüdyablung in 66 Annuitäten und zwar 618 zum Jahre 1860 zu 5.pEt. und weiters mit 51. pE­t. er­­folgen sol, so daß im Ganzen die Berzinsung nicht über 5pCt. per annum zu stehen kommt. Da nach $. 28 der Konzessions­­urkunde Anlehen erst nach erfolgter 50 perzentiger Einzahlung auf nie Aftien erfolgen dürfen, so wurde beantragt, das Aktien- Kapital von 40 auf 24 Millionen zu reduziren und von je 5 Aktien 2 einzuziehen, auf den übrigen 3 Ak­ten aber die 5 o per­­zentige Einzahlung zu bestätigen. Au­fol jedem Refiger von 5 Aktien freigestellt werden, 2 Lofe A 100 ff, des von der Kre­­ditanstalt beabsichtigten Totterlearnehens al pari zu übernehmen. Meberbies wurde den Aktionären vorbehalten , auf ihre Aktien weitere 20 pCt, einzuzahlen und dadurch die Reduktion zu ver­­meiden. Schließlich erbat sich der V­ortragende die Ermächt­­gung, um­ die Allerböchste Genehmigung der beantragten Mai­­regel einschreiten zu dürfen. Diese Anträge wurden ohne Widerspruch von der Ge­­sellschaft angenommen und dem Verwaltungsrathe die gemeinschte Ermächtigung­ ertheilt, worin der Herr Borfigende ein Ver­­trauensvotum erblickte. Politische Mundschau, 3. Jänner. Narmwärts, heißt die Losung in Paris; jeder Tag bringt neue Kunde über den Fortschritt, den Die Mafregeln zur Ordnung und Sicerheit daselbst machen. Der „Moniteur“ vom 2. enthält, wie telegraphisch berichtet wird, das Dem gefeßgebenden Körper mitgetheilte Dekret über die Regentschaft Mit Dem­­felden wird für den Fall, als der kaiserliche Prinz wäh­­rend der Minderjährigkeit zur Thronfolge gelangen sollte, die Kaiserinm zur Regentin ernannt und ein Ge­heimrath (conseil prise) unter dem Titel Regen­t­­schaftsrath eingefebt; der Iettere wird aus zwei Prinzen des Kaiserlichen Hauses, dem Kardinal Morlot, dem Marschall Peliffier, dem Grafen Morny , Foul, Troplong, Baroche und Perfigny bestehen. In Dem be­­züglichen Schreiben erklärt der Kaiser , er bezeichne jebt Thon die Kaiserin als Regentin, um der Ungemeißheit­ ein Ende zu machen. Natürlich, schreibt man aus Paris vom 30., spricht man hier vorzüglich von den N Repressisomaßsre­­geln, die der Staatsrath angenommen und welche nun bei dem gesebgebenden Körper­ zur­ Vorlage kommen wer­­den. Heute wurde das Dekret Betreffs der­ Ernennung der fünf Marschhälle für die Oberkommando’® unterzeichnet. Dieselben sind Magnan, Castellane, Bos­­quet, Canrobert und Baraguay d’Hilliers. Bosquet geht nach Tours, Baraguay d’Hilliers nach Toulouse und Can­­robert nach Nancy. Ferner sol im Werke sein, Die neue Militärorganisation so. zu vervollständigen, daß jeder bei neuen 5 Befehlshaberschaften eine Bolizeiver­­waltung beigegeben wird, welche ganz auenahmenweiche Machtbefugnise in fi vereinigen würde. Das Haupter­­eigniß des Tages bildet ein Artikel des „Konstitu­­tionnel“ gegen das „Sourmal des De­­bats“, dessen Berfaffer Granier De Baffagnac­is und der die Ueberschrift trägt : , La palinodie dee hon­­netes gens." Der Anfragepunkt is, daß dies Blatt den Abscheu ge­­gen das rete Attentat nicht in hinreichend starren Ausbrüchen fundgegeben habe. Granier begründet dies Durch Auszüge aus­ den Meußerungen, mit denen das , Journal des Debats” dem Stab über das Attentat Fiescht’s gegen Kouts Philipp gebro­­chen habe ; darin sei eine ganz andere Kraft und Yarbe zu er­­kennen getreten, als in den senigen Fühlen Redensarten. das „Journal des Debats” jebt die politischen Parteien von der Mitschuld freispreche, sei leicht erslärlich, wenn­ „es ist jept selbst ein Warteiorgan geworven, in welches dazu beiträgt, die Atmosphäre zu verpeften, die Ideen zu fälschen, die Geister zu verderben und verbrecherische Gedanken einzuflößen." Die gegen­wärtige Regierung habe die schlechte Wirksamkeit der­­ Presse z­war mehr beschränkt, als zu den Zeiten Louis Philipp’s und diese greife die Gewalt weniger an­; sie vertheidige aber darum doch die öffentliche Ordnung nicht in hinreichendem Maße. Ein solcher Journalismus und folge Bücher voll Gift seien nicht geeignet, die Leidenschaften zu ‚mäßigen und’ die Meuchelmörder zu entwaffnen. Wer das Katferttum überhaupt zu verleumden fortfährt, der drängt zum Meuchelmörde­­r . Schleßlich meint er,unter Louis Philipkfen­ über die Attentate ziemlich viel geschrien,aber nichts Grundlichess da­­gegen gethan worden.Das werde sich jetzt»viel anders und besserstellen.»Trotz seiner damaligen Entrüstung schloß das ,­Journal des Debüts,­«abgehalten durch die Vorurtheile der Zeit,und wir wollen es glauben,auch Gott seiner liebes­zeu­­gang,alle­ Mittel der Ordnung und des Heiles aus,welche eine genügende Energie gehabt hätten.Die Erfahrung hat gegen seine Theorie gezeugt.Das Uebel E konnte geschehen,aber es konnte weder gut gemacht noch bestmft werden.»Als Lud­­wig Philipp nach Claremont kam,war er zu spät,um die Verschtwörer zu bestrafen.Dies­ sind große geschichtliche Lehren, welche die­ Vergangenheit der Gegenwart im Interesse der Zu­­kunft gibt." Die Redakteure der „Debats" haben sich unter Dem Borfibe des Heren de Sacy versammelt, un über Die Antwort zu berathen, die sie dem „Constitutionnel” er­­theilen werden. Man versichert, daß sie sich auf eine ein­­fache Protestation gegen die Anfragen des genannten Blattes beschränken werden. Was die Beziehungen des Auslandes zum Attentat "betrifft, so beruht zunächst Die Nachricht Der , Indép.", ale habe Prinz Albert von Conág­land den Kaiser persönlich beglücktvonjekt, wie wir vor­­hergesagt, auf einem Irrthum ; die Depesche wollte vom­ Prinzen Albrecht von Preußen berichten, der aler­­dings zugleich mit dem Prinzen Friedrich Karl von Breu-­au— — ————

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