Pester Lloyd - Abendblatt, März 1858 (Jahrgang 5, nr. 48-72)

1858-03-01 / nr. 48

. Schnellprefendruf von Emil Müller, Dorottengasse Nr. 12, — Verlag der Perler Llpydgesetzehaft, brauch er davon m­achen solle.Im letzten Augenblick,als bes­­eits der kaiserliche Wagen vor der gußen Oper angekommen sei­ haberr ihm zugerufen,sie gegen­ den Wagen zu schleudern Er habe geglaubt,ganz einfach­ einen Akt des Gehorsams zu­ begehen,den er seinem Herrn schuldig sei.Er will nicht die geringste Idee von der ungeheuren Wirkung der Bombe gehabt haben. Den Revolver, den er im Café Broggi nieder­­legte, erklärt er von Orfint erhalten zu haben. Auf die Be­­merkung des Präsidenten, daß seine Sprache wenig aufrichtig sei und ganz im Widerspruch mit seinen Aussagen in der Bar­­untersuchung stehe, wo er gesagt, daß man ihm den Plan zur Ermordung des Kaisers während des Ganges nach der Oper mitgetheilt habe, eriiiderte Gomez mit ziemlich dummer Miene, er habe nicht gewußt, daß es ei um die Ermordung des Rat­sers handle. Be; 9. Nudto, dessen Verhör hierauf stattfand, sagte aus, daß er von Bernard nach Paris gesandt worden sei, um Or­­fini aufzusuchen. Dieser habe ihm gesagt , daß es Dort etwas zu thun gebe. Sin Paris angenommen, habe er Orfint aufge­­sucht , der ihm seine Pläne anvertraut habe, indem er ihn zu­­gleich gefragt, ob er auf seine Mitwirkung rechnen künne. Er (Radio) habe dieses nicht abschlagen wollen, und zwar aus Eigenliebe. In London habe man ihn früher der Seigheit an­­gekragt, ihn auch beschuldigt, ein französischer Spion zu sein, und ihn deshalb eines Tages mit einem Dolche schwer verwun­­det. Durch seine Annahme des Anerbietens von Orfint habe er sie in den Augen seiner Landsleute von den gegen ihn erhobe­­nen Anklagen rein waschen wollen. Was die Ausführung des Attentates anbelangt, so erklärt Rudio, daß er auf das­ Signal von Orfint die Bombe geschleudert habe, er habe sich hierauf in ein Wirthshaus in der Nähe geflüchtet, um nicht von den Bruchstünden der anderen Bomben getroffen zu werden. Auf die Trage des Präsidenten, welche Summe er für die Theil­­nahme zur Ausführung dieses scheußlichen Verbrechens erhalten habe, erklärte Rudio , daß­ Bernard ihm in London 336 Staa­­ten eingehändigt habe.­­ Der Präsident verhörte nach Rudio Orsini, der etwas sehr pathetisch auftrat und die Rolle eines Befreiers von Stalien an­­nahm. Der Zwed aller Bemühungen seines Lebens sei die Be­­freiung Italiens vom österreichischen Lowhe gewesen. Dann auf die römische Revolution übergehend, über die er sich ziemlich breit ausließ, nahm er Bezug auf die römische Expedition, um zu sagen, daß ihm der Gedanke gekommen sei, die Rolle eines Brutus zu spielen. Durch den Tod des Kaisers habe er zu einem Umsturz der Dinge in Frankreich und so zu einer­ Revo­­lution in Italien gelangen wollen­­; dieses mü­ste erst frei ge­­macht werden, ehe man entscheiden könne, ob es Die republika­­nische­­ Regierungsform annehmen solle oder nicht, Orfint über­­ließ er seinen persönlichen Bemerkungen. Was seine Mitan­­geklagten anbelangt, so will er nichts über dieselben sagen. In einem Augenblice des Zorns, unt als er deren Geständnisse erfahren, habe er Dinge gesagt, die er zurücknehme. Er leug­­net jedoch, daß er eine Bombe geworfen habe. Er sei im Re­­fise von zweien gewesen. Die eine derselben­­ habe er aber an der Oper einem andern Italiener gegeben, der ihn dort er­­wartet habe, dessen Namen er aber nicht angeben wolle. Dieser habe die Bombe geschleudert. Von den Bruchstüh­len derselben getroffen, habe er die feinige nicht werfen künnen und er habe sie deshalb in der Straße niedergelegt. — Rudio und Gomez, vom­ Präsidenten befragt, ob sie einen ihrer Landsleute in der Nähe Orfint’s bemerkt hätten, verneinen es, morauf legt er er bemerkt, daß dieses Fein Erstaunen erregen künne, da sie mit sich selbst Hinlänglich beschäftigt ge­wesen seien. Der Präsident erinnert an die Aussagen der Mitangeklagten Orfint’s und machte auf die Untwahrscheinlichkeit der Erzählung des Ange­ Hagten aufmerksam ; Orfint blieb aber dabei, daß er seine Bombe geworfen habe. Pier, dessen Berher der Präsident hierauf vornahm, überließ fie Tangen Erzählungen über sein­ Leben, über die verschiedenen Missionen, die er im Sinteresse seiner Partei aus­­geführt, und über die großen Verdienste, die er sich während der römischen Republik erworben, zu welcher Zeit ihn Maz­­zini nach Ancona und Smola als Kommissär gesandt habe. Seine Theilnahme am Attentat e­räugnet er vollständig, Er habe Birmingham nur wegen Familienangelegenheiten verlas­­sen und sich nach Paris begeben. Seine Hauptabsicht sei ge­­wesen, seinen Sohn zu besuchen. Der Präsident erinnert ihr Verantwortlicher Redakteur: Karl Weisskircher,­­­­­­, daran, daß­ er in der Voruntersuchung ausgesagt, er habe die Absicht gehabt, mit Alfopp (Dorfint) eine DBerabredung wegen des Anlaufs von Bomben zu treffen,­­die er in Italien habe in Anwendung bringen wollen, Siert Taugnet dieses fest, Mer­ker die Bombe, die man bei ihm gefunden, und seine Anwe­­senheit bei der Oper einige Minuten vor dem Attentate gibt er folgende Erklärungen : Drfvnt, der angeblich eine Haussuchung befürchtete, habe ihn gebeten, ihm eine seiner Bomben­­­ aufzu­­bewahren. Er habe diese Bitte nicht abschlagen wollen und die Bombe mit fi genommen, ohne nur einmal zu wissen,­­wor­­aus sie zusammengefest gerwesen se. Zugleich habe ihm Or­­fint ein Rendezvous in einem Café dantant auf­ den Boule­­vard­ gegeben. Da er nicht recht gewußt habe, wo dasselbe Trege, 10 sei er die Boulevards entlang gegangen. An der gro­­ßen Oper angekommen, sei er sehr erstaunt gewesen, daß Diese festlich erleuchtet ge­wesen sei. Er habe sich darnach erkundigt, und es sei in diesem Augenblicke gewesen, wo man ihn ver­­haftet habe. Auf die Frage des Präsidenten erfläd­e Audio, daß teri sehr gut gewußt habe, wozu die Bomben verwandt werden sollten. Dorfint dagegen will nichts darüber gegen ; er­ be­­schränkt sich darauf, zu erwidern, daß er seine Mitangekragten u Lügen strafen werde, selbst wenn er Grund dazu haben wäte. Das Verhör der Angekragten dauerte bis gegen A Úler. Nach einer kurzen Pause schritt der Präsident zum Verhör der Zeugen. Ein großer Theil derselben, meistens Stadtsergeanten, statten Bericht über die Ereignisse an der Oper ab, ganz in Webereinstimmung mit dem Anklageokt. Interessant sind die Erklärungen der Waffensc­hmiede Devisme und Caron , welche bekanntlich eine­ der Bomben untersuchten. Sie enthielt 130 Grammen Knalsilber, welches einer Kraft von 2—300 Pfund Pulver entspricht. Der Dr. Tardieu stattete Bericht über die Todten und Verwundeten ab. Die Sípung wurde etwas nach 5 Uhr aufgehoben. Nationaltheater. Lestes Auftreten des Herrn Sta Aldridge. "Lear Király", Trauerspiel in fünf Aufzügen., Peter Dentsched Theater. „Der Hauptmann­ von BE­IS Jód­ázó „Das Sonntagsräuscchen“ und „Ein wetter­b­elle“, Diner Stadttheater. „Faust“, Tragödie in fünf Rufe­zügen, * Mien , 27. Februar, Die heutige Börse ver­­zehrte in sehr flauer Stimmung und­ erfuhren fast alle Effekten einen mehr oder weniger erheblichen Rückgang. Neue Prioritätslose wurden­­ 104 (109) auf Lieferung gehandelt, Wechsel und Metalle etwas günstiger. Die Abendbörse trug Anfangs einen sehr flanen Cha­­rakter, schloß aber günstiger : Kreditaktien 256, Nordbahn 186, Staatsbahn 107%, , Silber 5. Im Getreidegefhau st ist man geneigt eine Besserung zu erwarten, und hofft, daß selbst die zu erwartenden großen Zu­­fuhren durch den Abzug für Oberösterreich, Böhmen und Mähren paralysirt werden sollen, für welchen­ sich immer größere Wahr­­scheinlichkeit herausstellt. Das Lokalgeschäft bleibt unter dem Einfluß der anhaltend Falten Witterung blos auf den täglichen Bedarf reduzirt und wurde im Laufe der­ Woche nur unerheb­­lich verkehrt, dagegen an der heutigen Börse circa 30.000­ Megen verwert­et , wobei ein Aufschlag von 6 Fr. per Megen zugestan­­den wurde, während noch höhere Preise an der Barbörse erwwar­­tet wurden, Banater Wetzen 86—88­­pfd. 2 fl. 30 fr. — 3 f(. 6 fr. Toto M­iefelburg, Unger, Wetzen 86—88pfd. 2 fl. 36 — 48 fr. Iofo Raab. Unger. Korn. Befser gefragt und höher gehalten 78pfo. 2 fl., 80pfd. 2 fl. 8 Fr. Iofo.Wien. Defterr. Ger­ste preishaftend , 68—72pfd. 1 fl. 45—54 Fr., flovatische 70—73p1fd. 2 fl. 8—15 Fr.­­Iofo Wien. Ungar. Hafer ohne Veränderung, 48—524fd. 1 fl. 16—20 Fr. Iofo Raab, pro Frühjahr á 1 fl. 12 Fr. erläuflich. Banater Kur Furus, Preise stationär, 81—83pfd. 2 fl. 16—30Fr. Iofo Raab,

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