Pester Lloyd, April 1858 (Jahrgang 5, nr. 74-98)
1858-04-11 / nr. 82
·»» . Politische Rundschau« 10. April. Das Steresse der heutigen Abendpost dreht srum bei Bragen: die Sufion in Spanien und die Insel Perim Die Gestaltung der Verhältnisse zwischen den europätischen Großmächten hat einen, wie es scheint, sehr ernsten Rückschlag auf Madrid ausgeübt. Seit lange arbeitete dort, der russische Gesandte, Fürst Galisgin, an der Fusion der Christian’s mit den Carlisten : und Die neuesten politischen Ereignisse haben ihm fett endlich leichteres Spiel verschafft. inerseits wirbt Napoleon, fett dem Zerwürfnisse mit England, wieder eifriger um die Gunst des Ezaren , und diesem Umstande schreiben die Spanier die Abberufung des Herrn Turgot aus Madrid zu, die, um so bedeutsamer ist, als gleichzeitig. vorgestern Die Mutter, per Kaiserin Eugenie, die für ihre Fusionistische Gesinnung befannte Gräfn Montijo in Paris angekommen ft. Anderseits ist der Zeitpunkt, wo in London ein Toryfaz binet regiert, ebenfalls sein ungünstiger Moment zur Realitiirung der tuffischen Pläne. Damit bringt man es in Zusammenhang, da auch Lord Malmesbury den sehr beliebten Lord Hompen am Hofe der Königin Isabella durch Buchanan erlösen will, wer, selbst nach dem Mrthelfe englischer Blätter, gar nichts von spanischen Zuständen weiß. In einer solchen Situation wird man die Aufregung begreifen, welche die gleichzeitige Revocation der beiden wettmächtlichen Gesandten erregen mußte, und den Madrider Korrespondenten der "R. 3." verliehen, der von der Situation folgende wüstere Sigge entwirft : Kaum war die Nachricht von der Abberufung Lord Hamden?”s bekannt geworden, als sofort die Gerüchte von der dynastischen Fusion wieder auftauchten. Man weiß, daß Herr Sfturiz sowohl als die Königin den hierauf bezüglichen Planen nicht Hold sind. Allein man befürchtet einen Einfluß, welcher sich in jüngster Zeit wieder als sehr mächtig bewiesen hat. Der Beichtvater der Königin, Pater Clares, und auch der eben zum Kardinal beförderte Erzbisof von Toledo sind beide der Fusion geneigt. Bisher hatte man auf den Schub von Mr. Homnden und von Marquis Turgot gezählt, welche beide den Ideen eines gemäßigten Liberalismus das Wort geredet haben. Die Abberufung des englischen Gesandten hat Daher einen umso größeren Cíndrud hervorgebracht, und man sieht mit Angst dem bevorstehenden Nachtritte von Turgot entgegen. Es heißt, der Kaiser der Franzosen werde bei seiner künftigen Haltung unserer Regierung gegenüber sich den Wünschen Rußlands geneigter zeigen und auch den Wünschen Ihrer Majestät der Kaiserin, werde von jeher den Carlisten nicht abgeneigt gewesen. Es wäre also nicht unmöglich, besonders wenn Das Toryministerium sich behauptet, daß Die Buffonsideen von außen her einigen Borfähuh erhielten. Die aber die Königin ihre Hand Dazu hergeben solle, das zu begreifen wird schwerer! Diese sogenannte Fusion bedeutet nichts weiter, als die Wiederherstellung der Carlisten. Eine eigentliche Fusion, wie sie z. B. zwischen den beiden Vir nen der französischen Bourbonen hätte stattfinden können, ist in diesem Saile unmöglich. Die Königin hat den Thron inne, und da sie einen Mann beficht, so kann auch von Feiner Derwischung Der Nechte Durch eine Heirath Die Rede sein. Sie hat ihre Direften Erben, und es kann somit au) von feinem DVergleiche, in Bezug auf Die Thronfolge die Rede sein. Was kann man also den Gliedern der verbannten Familie für Vortheile gewähren, es wäre denn, daß man ihnen das Recht als Infanten von Spanienwiedergäbe? Allein Don Carlos wird damit nicht zufrieden sein, und die ganze Susionsgeschichte würde vermuthlich zu einer Entfernung isabella’s und zu blutigen Satasteophen führen. Gegen die Gräfin Montijo verrfeht Hier große Erbitterung in allen Tiberalen. Kreisen. In Madrid selber wird übrigens Die Fusionsfrage von Der gesammten Presse der Progressisten und der Tiberalen Union als eine Unmöglichkeit, als ein Unding einmüthig bekämpft. Die „Espana” will wissen, diese Einhelligkeit frei die Folge eines ertheilten Windes. Die „Discuffion”, das Organ der Demokratie, nennt die Fusion eine Foloffale Lächerlichkeit, sie meint jedoch, gegen Dieselbe fid entfchienen auszusprechen, der schon deshalb an der Zeit, weil die Gegner nicht ruhen noch raften und fortwährend von ihren nahen Siegen reden. Den zweiten Knotenpunkt der politischen Constellation bildet, wie gesagt, Die Perimfrage ‚Welden ‚Ernst Dieselbe anzunehmen droht, darin wird derieser Durch die Derbheit, mit welcher die „I time8” die neulichen Angriffe der französischen Journale abfertigt. Den beten Embi gewinnen. Wir lassen daher den Artikel des Cityblat- 168, den bereits ein Telegramm angemeldet, weiter unten in seiner ganzen Ausdehnung folgen. . Derselbe war zu Paris am 7. nur noch in telegraphischem Auszuge bekannt : trogpem erregte er an der Börse große Angst. und hatte auch die Folge, daß Die Negierung auf’S neue alle Pariser Zeitungen zur äußersten Mäßigung in der Behandlung dieser Angelegenheit aufforderte. Da ist wenn wohl die Nachricht der „RK. 3." nicht so unwahrscheinlich daß Herr von Bersigny in seinen Briefen aus London sich sehr pessimistisch ausspreche und der englisch-französischen Alianz seine lange Dauer prophegeie. »·« Hussein Pascha,welcher an die Stelle Salih Pascha’s zum Oberkommandanten der Truppen in der Herzegowina ernannt worden ist,hat nach seiner Ankunft«on Mostar eine Proklamation veröffentlicht,in welcher volle Amnestie allen jenen ertheilt wird,die binnen zehn Tagen dies Waffen niederlegen.Diese Kundmachung blieb nicht ohne günstige Wirkung.Viel»e»Rajgh.s verließ U die Rtzikhet zwei Insurgenten und,begaben sich nach Hause.—« PS & R Wien, 9. April. Nurland hat sich im der serbischen Angelegenheit zu Gunsten der verurtheilten Senatoren und gegen den Sürsten Aleraner ausgesprochen, dessen Haltung, cS als eine den serbischen Grundgewesen mwidersprechende bezeichnet. Dab Rußland sich gegen den Fürsten aussprechen würde, ‚War mit Rücksicht auf die som septeren in dem tuffisch-türkischen Kriege streng beobachtete neutrale Haltung, wohl zu erwarten, warum aber auch Frankreich fs in demselben Sinne wie Rußland augz spricht, das At. Schwerer zu errathen.” Oesterreich hat seine vermittelnde Stellung nicht aufgegeben. Sensorgehoben serpient übrigend zu werden, daß man Diesseits von vor längerer Zeit dem Fürsten Mlerander den Rath gegeben hat, die gefangenen Senatoren frei zu geben und mat man es sehr bedauiert, diesen Rath nicht befolgt zu sehen, da in Diesem Falle die Mission. Ethem Palcha’s aller Wahrscheinlichkeit nach unterblieben wäre, die jedoch, wie Die Sachen rebt liegen, reicht zu diplomatischen Berwidlungen Veranlassung geben konnte. Der Uebertritt von Bulgarien und Bosnien nach Serbien ist seitens der türkischen Behörden untersagt worden. Die Grenze ist von Nigams belebt, für die, etwa eine Viertelmeile von der serbischen Grenze, hölzerne Blodhäuser erbaut worden sind. Der Naum von diesen Blodhäusern bis zur Grenze darf von Niemandem betreten werden. In den Balfangegenden, namentlich in Irnomwa und Lesfomwag, sind zahlreiche Verhaftungen unter den Najabsı vorgenommen worden. Die tirfischen Behörden sollen einer Beschwörung auf die Spur gekommen sein, welche den Zweck hatte, die Truppen zu vertreiben. and. fi. der Der bhörden zu entledigen. Die „Times“ über Perim und Suez. In den rechten Jahren is die französische Zettungspresse in Talent und Bedeutung so sehr gefunden, Daß das große Publitum in England nur selten ihre Artikel Telt, und der französische Journaliemus kann sich sehr lange mit einem Gegenstande beschäftigen, bevor mir es gewahr werden, sogar wenn der Gegenstand uns selber angeht. Kund und zu wissen sei es denn hiemit gethan, daß die große Frage, womit die Trümmer der Pariser Journalistis ji jebt abgeben, die Insel Perim ist, jener Fels an der Einfahrt ins Rothe Meer, den die ostindische Kompagnie vor einigen Monaten beliebt hat. So großes Interesse erregt dieses neue Thema, daß man sogar die Landenge von Sue eine Zeit lang vergessen hat. Mehrere Zeitungen haben fast eine Woche lang über Suez geschwiegen. Wer aber noch manchmal einen flüchtigen BA auf die großen Blätter unserer Nachbarn wirft, muß wissen, daß ein Suezartikel ungefähr jeden dritten Tag das Recht hat, zwischen einer wissenschaftlichen Abhandlung über die fünftliche Fütterung von Seefrabben und einer antiquarischen Forschung über karthagische Hufeisen einen herbeistechenden ab zu erhalten. Wie groß muß demnach die Wichtigkeit Perims sein ! Die beiden Fragen sind jedoch eine und dieselbe,und da man sie bei uns zu Lande verhältnißmäßig wenig beachtet hat, während die kontinentale Presse von ihnen fortwährend widerhallt,dürften einige erklärende Orte hier an Ort und Stelle sein.Von dem Tage an,»wo der Uckerlandweg nach Jnvien eröffnet wurde,"haben die politischen Frauhafen des Kontinents nicht aufgehört, mit größter Eifersucht auf die Ausbreitung des „englischen Einflusses”, wie sie es nennen, in Egypten und den darangrenzenden Landstrichen Hinzubilden. England hat in der That für Egypten Wunder gethan, seit Waghorn sein rühmenswerthes Unternehmen durchseßte. Der ganze Postverkehr und ein großer Theil des Personenverkehrs zwischen England und Indien, China und Australien ist auf Den Suezweg und die Rothe Meerstraße abgeleitet worden. Die verwesenden Städte Egyptens, berührt von dem Hauch britischer Gesittung und britischen Unternehmungsgeistes, beginnen wieder aufzuleben. Alexandrien, Cairo und Suez erheben sich zu Plänen höcsten Ranges, und das Bizekönigthum nimmt seine ihm gebührende Stellung als der wohlhabendste und blühendste Staat des Morgenlandes ein. Alles dies wurde Durch Engländer ins Werk gefebt, und mas bis jeßt geschehen, ist noch gar nichts, verglichen mit dem mas man binnen wenigen Jahren erreicht sehen wird. Bald werden die größten englischen Dampfer fast täglich von Suez abgehen, und unsere Telegraphenlinien werden in kurzer Zeit längs des rothen Meeres und der Gestade Arabiens bis Narraee und Bombay hinlaufen. Solche Thatsachen könnten, wie man denken sollte, anderen Nationen zeigen, wie illiberal und thu richtig ist, einen Verfeht hindern zu wollen, der für ein noch jüngst in Armuth und Barbarei verfundenes Land so viel gethan hat. Aber Nationaleifersucht und Nationaleifelkeit sind gründe fest. Das französische Bolt, mit zufrieden mit seiner hohen Stellung auf dem Kontinente, und blind gegen die Wahrheit, daß es eine zwar große, aber lediglich europäische Bestimmung hat, sucht uns über den ganzen Erbsteig nachzugehen, und ohne andern 3wed, als seine Frankhafte Selbstübertragung zu füllen, möchte es sich in alle unsere Angelegenheiten eindrangen. Frankreich hat seine Interessen am reichen Meer oder am indischen Djenn. Es ist in Egypten nur durch eine Heine Anzahl Abenteurer vertreten, die mit einer Schmiegsamkeit, in der sein Engländer es ihnen gleichzuthun wünscht, sich bei den Mohamedanern einschmeicheln und die Manieren, die Sitten, zuweilen auch die Religion der Wolfs- Hämme annehmen, unter denen sie leben. Diese Clique war stets von einer Bittern Eifersucht auf England beseelt, am selbst mitten im russischen Kriege, als England und Frankreich zusammen in Waffen fanden, nahm sie sich nicht die Mühe, ihre Feindseligkeit zu verstellen. Der Plan, von der Küste des Mittelmeeres einen Kanal nach Sue. Anzulegen, if eine Eingebung jener französischen Gleisjäger — ein Plan, so toll und unausführbar, daß Niemand glauben kann, er sei aufrichtig zu Handels- und Schifffahrtsinneren entworfen, Unsere Meberzeugung ist, daß wenn die Pforte den Serman ertheilte, Kein Kanal gegraben mwrde — daß gar keine Absicht ihn zu graben vorhanden ist, sondern hab die Bestrebung einer französischen Gesellschaft unter französischem Regierungsdab auf dem Verkehrsweg unserer Posten und Passagiere als ein Mittel gebraucht würde, allen unsern Plänen zur Verschlsommnung des Transitorpstems in die Duere zu treten, ©o oft wir eine Eisenbahnverlängerung, eine neue Telegraphenlegung , eine Hafenverbesserung oder sonst eine praktische Arbeit vorhätten, mürde man uns die Rechte der Leffepstompagnie vorhalten. Die, wie es heißen würde, im einzigen Sahren jenes große Werk der Gesittung in Angriff nehmen will, wodurch Frankreich, dem die Initiative aller Ideen gebührt, die Blide des Universums auf fi ziehen wird. Wenn es noch jemanden gibt, der da glaubt, daß man dem Suezplan einen ungehörigen Widerstand entgegengelebt hat, so wird er hoffentlich den aufeinander folgenden verfahrenenen Regierungen Englands zutrauen, daß sie die Frage besser verstehen als er. England Hat für Egypten alles Mögliche gethan, und England,alleini if beim Verlehr über die Landenge interefsirt Wenn daher der Kanal möglich wäre, so hätten englische Ingenieure ihn längst ausgeführt. Alles was sich thun Yapt ist, eine Eisenbahn zu bauen, und diese Bahn ist gebaut worden, Dieweil diejenigen, die nach Wunderwerfen fahreten, müßig daheim saßen. Die Belebung des Felsens Perim ist eine Frage verwandter Art. Englische Dampfer fahren, wie gesagt, täglich dur die Pforte des rothen Meeres aus und ein. Keine andere europäische Flagge zeigt sich jemals auf den Gewässern dieses tropischen Meerbusens. Weder Irankreich noch Nurland hat das geringste Anliegen dort. Das Meer ist und muß der Natur der Dinge gemäß im ausschließlichen Besith Englands sein, so lange England weite Länder dahinter liegen hat und jene andern Staaten in jener Weltgegend ohne Kolonien sind. Perim, welches an einem für die Schifffahrt schwierigen Punkt fortheilhaft gelegen ist, war seit Erschaffung der Welt, einige seltene Momente aufgenommen, ein unbewohnter Selfen; er wurde berebt, als Sir David Baird vor beinahe 60 Jahren im Begriff war, von Indien aus in Egypten einzufallen, und als unsere Landsleute vor wenigen Monaten dahin zurückkehrten, fanden sie, so erzählt man uns, die Befestigungswerte und Wasserbehälter gerade in dem Zustande, in welchem ihre Großeltern sie gelassen haben. Und doch, weil wir auf diesem öden Selfen in einem Meere, das nie eine andere Flagge als die unsere je erschaut, eine Niederlassung gründen, müssen wir einen Crouz und Zornausbruch von der kontinentalen Pfesse anhören! Wir sollen auf die Benübung eines Fleds verzichten, auf dem Fein menschliches Wesen hant, und der unsern Portl- und Transportdampfern einen bequemen Rastort bietet, einfach aus zarter Racksicht für die Empfindlichkeiten kontinentaler Politiker, die in jener Weltgegend nicht das geringste Interesse haben und den Namen Perim nie in ihrem Leben nennen hörten. Perim mag für den Berieb zwischen Europa und Asien nöthig sein, aber Perim muß verlassen bleiben, weil Frankreich denkt, daß die Be feßung Englands Einfluß auf den Küsten Arabiens und Abyssiniens zu sehr vergrößern könnte. Dahin ist es mit der politischen Wissenschaft unter den Publizisten des zinsiten Kaiserreichs gekommen ! Wir Haben dies Posfenspiel satt. Seit der französischen Presse die Erörterung heimischer Gegenstände untersagt ist, hat sie fortwährend nach irgendeinem Täppischen Stoff der Art umbhergestöbert und große politische Fragen daraus zu machen gesucht. Die Journalisten des Kontinents haben auch für gut befunden mit einem Borschlag aufzutreten, Den mir lieber gleich zurückweifen wollen — daß nämlich Englands Politik in Arten einer Art europäischem Neopag untergeordnet werden soll, und wir vernehmen daher, daß die Begehung Peking vor die Pariser Konferenz zu bringen sei, und dass Kollektionoten darüber im Plane sind. Bermuthti ist an dem Allen kein wahres Wort, aber schon das Gerücht verräth Vorstellungen, die wir ohne Weiteres abfertigen dürfen. Die Absichten England’s mit Bezug auf Egypten und das rothe Meer sind bald erklärt. Wir haben nicht den Wunsch, in jenen Gegenden territoriale Befiehungen zu erwerben, allein wir werden seinen Augenblick einen Plan dulden, der darauf angelegt wäre. Das große Verkehrssystem, an Dessen Aufbau wirjebtarbeiten, zuflören Daß irgendeine Nation etwa eine höhere oder nur gleichberechtigte Stellung neben der englischen in Egypten beranspruchen darf, davon kann feine Rebe sein. Wir haben nicht mit aller Kraft gearbeitet, um jebt die Früchte unserer Arbeit aufzugeben. Zweimal sin durch Englands Schwert der Pforte er Laufe von 60 Jahren regypten halten worden. Im ersten Dieser Kämpfe ward eine große französische Land- und Seemacht, goaleis vom ersten Feldherrn des Jahrhunderts befehligt, aufs Haupt geschlagen und vernichtet. Vierzig Sahrenhäter. Als ein ehrgeisiger Brzefőnig seinen Oberherrn befliegte, war es abermals ein britisches Heer, das seine Ueberhebungen niederschlug. Die Politik und der Muth Englands sind Heutzutage, was sie 1798 und 1840 waren. Wir werden unsere und des Sultans Rechte gegen jeden europäischen oder egyiptischen Ehrgeiz wie Hordem zu vertheidigen mwissen. Perimilann nur dem Sultan der Zürfei oder dem Imaum von Musgent gehören. Falls einer dieser Potentaten Einspruc erheben sollte, so werden mir zu antworten twiffen; jeder andere Staat, der sig ín die Frage mischen wollte, würde nur Zeit und Mühe vers Wahrscheinlich Deutet Alles, was über den Gegenstand laut geworden ist, einfach auf die böse Laune der kontinentalen Presse, aber sollte eine oder die andere Regierung so übel berathen sein, jenen Rathschlägen eine Folge zu geben, so vertrauen wir, Daß Lord Malmesburyer Turzweg ablehnen wird, irgend solchen Einmischungen in unsere nationalen Angelegenheiten ein Ohr zu leihen. Veft, Schwenden, m mem > Tageswenigkeiten. Pest, 9. April 2. Die sonst Majetät dem Nett sanstionirten Statuten der ungarischen Akademie sind, wie wir so eben vernehmen, zur Statthaltereiabtheilung in Ofen herabgelangt, und werden dieser Inge dem Drude übergeben. * In der am 8. 9. abgehaltenen diesmonatlichen Sikung des St. Stephansvereines brachte der Herr Bizez präfes, Domherr 9. Danielit, die Nothwendigkeit zur Sprache, daß der Verein sein eigenes Haus befiken solle, worüber der Herr Vereinspräses Graf Stephan v. Károlyi, fi dahin erklärte, daß er bis zur Realisirung Dieses Bedürfnisses einen Saal in seinem hiesigen Palais dem Vereine zur Abhaltung seiner Sibungen überlasfe. Die Zahl der Vereinsmitglieder hat fi im jüngst abgelaufenen Monate März um 2 Gründungs- und 110 ordentliche Mitglieder vermehrt. * Die Frau Fürstin Anna Odescalchi, geb. Gin. Zichy, hat der Pester Krippe 100 fl., Frau Sanny Joachim 10 fl. und Frau Kuhn ein Stück Leinwand gespendet. * Szigeti hat abermals ein Originallustspiel vollendet, welches’ den Titel „a falasiak" führt; doch dürfte, wie das , B. P. 9." meint, dieses Stif erst im fommenden Herbste zur Aufführung kommen. Einnes der wirksamsten Mineralbittersalzwässer ist unstreitig das des Herrn Friedrich VöckinO im Dasselbe kann umso mehr an empfohlen werden, als auch die im hiesigen Bürgerspitale zu St.Rochu-damit angestellten ausgedehnten Versuche-laut des im Inseramentheile unseres heutigen Blattes der betreffenden Annonce beigedruckten Zeugnisses der genannten Spitalsdirektion«stete den besten»,Erfolg gehabt haben,und dieses Mineralbittersalzwasser wegen der größern Menge seiner fixen Bestandtheile als das kräftigste befunden worden ist. (Ernennnungen.)Se.k.k.Apostolische Majestät haben dem Rittmeister im Prinz Karl von Preußen 8.k.k.Kürassierregimente, Johann Horváth v.Szalaber,und dem Oberstlieutenant im k.k.Adjutantenkorps und Flügeladjutant Sr.k.k.Hoheit des Durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Albrecht,August v.Bujano- Mes,die k.k.Kämmer ersivürder die Stelle des Finanzprokurators bei der Finanzprokuratur zu Großwardein mit dem Titeluanange eines Oberfinanzrathes und mit den systenmäßigen Bezügen dem Finanzrathe der serbtschibanater Finanzprokuratur,Alex.Hokváth, und dem Fährmeister Johann Helles zu Zabor bei Orbas,Pest- Solter Komitats in Ungarn,in Anerkennung der mit einer Lebensgefahr bewirkten Rettung eines Offiziers vom Tode des Ertrinkens das silberne Verdienstkreuz allergnädigst zu verleihen geruht. Der Minister des Innern hat im Einverständnisse mit dem Justizminister den Gerichtsadjunkten Andreaz Toma zum Stuhlrichter-» amtsadjunkten für das Kaschauer Verwaltungsgebiet ernannt. Die k.k.Landeskommission für die Personalangelegenheiten der gemischten Stuhlrichterämter des Kaschauer Verwaltungsgebietes hat den k.k.Auskultanten,Gustav v.Kraßnvleßky zum k.k.Stuhlrichteramtsaktuar zweiter Klasse in pkvvksvrkswitk EkgeU« schaft nimmt. Petőfi Sándor. II. Ő) Wir Haben die Urtheile Gottshals und Schmidts angeführt, um unseren Lesern zu zeigen, bis zu welchem Grade die Anerkennung Petöfs im Auslande gediehen ist. Damit wollen wir jedoch Diese Urtheile Feinesivegs in allen ihren Einzelheiten unterschrieben haben. Ja in einem Punkte stehen sich sogar die Meinungen der Deutschen Kritiker fehlurgerade gegen"über... Während Gottschall behauptet, es sei auch Peters’g Gemüth von jener Zerrissenheit affizirt, welche seit Byron als ein Kainszeichen auf den Stirnen der jüngeren Dichter flammt, kann schmidt nicht genug auf Das gesunde Naturell des magyarischen Lyrikers hinweisen. Und in der That ist Die Lebensmüdigkeit, mit welcher Die Afterwoesie so gerne zu Fofettiren pflegt, bei Petöfi eine so seltene Erscheinung, daß sie bei einer Charakterisirung des Dichters fäglich nicht erwähnt zu werden braucht. "Selbst in seinen „sternenlosen Nächten" Hringt uns nur der nationelle melancholische Timbre entgegen, welcher über die Dichtung den Schatten einer sanften Schwermuth breitet, ohne die gesunde Negung des Gefühles zu erbrüden. So hat sich der Dichter in dem Gedichte, „Szeretnem itt hagyni a fényes világot", welches ohne Zweifel in einer wilden Stimmung entstanden ist, noch Die ungeschwächte Luft an der Natur zu bewahren gewußt. Wir haffen das erwähnte Gedicht hier folgen : Ich möchte Yaffen diese glanzumspielte Welt, , In der manch dunkler Fleck ins Aug’ mir fallt, Und möchte fortziehn von den Menschen weit In eine wilde Einsamkeit! Dort würde ich dem Laubgeflüster Raufchen Und horchen auf des Büchleins Rauschen Und auf der Vögel Sang, Und mn wirde nach der Wolfen Mand’rung sehen Und nach der Sonne Auf- und Untergang, — Und endlich selber wit Ihr untergehen. In diesen „sternenlosen Nächten“ spricht der Dichter auch zumeilen in poetischer Form philosophische Wahrheiten aus: Was tst der Ruhm ? . . . Ein Regenbogenlicht, Ein Sonnenstrahl , der si in Thränen bricht ! Auch über treulose Sreunde weiß, er, sich zu trösten, wie in dem Gedichte: „Derek fink, minthagyogatnakel!" Er nennt die sich abwendenden Freunde „Blätter die am Baume seines Herzens hingen” und sagt : Der Herbstwind , welcher euch herabgeblasen vom Baum , vergeht, wenn neu ergrünt der Rasen, Und ist eg mieder Lenz nach all dem Wetter, Et, so bekommt der Baum sohon neue Blätter 3 Ihr aber mwiffet + nimmer grünt ein Blatt, Das sich vom Baume Insgerisfen hat. Einen Drucfehler, der si in den Auffab Oottfhal’s in der „Schlef. Ztg." eingefehlichen Hat, wollen wir aus dem Grunde hier berichtigen, weil er einen Theil des bentfelten Publikums Teiht über den Geburtsort Petöfi’s irre.führen konnte. Der Bezirk, in welchem die Wege des Dichters stand, heißt nämlich in der „Schlef. Ztg." „Klein-Rumenien”, t worunter mancher Die Heine Walachei als Kleinrumanien verstehen wird. Was den Ruffes Julian Schmidt anbelangt, fo hat sich das große Talent des deutschen Kritikers, aus den in der Dichtung ausgestreuten Zügen das vollständige Bild des Dichters zusammenzustellen, auch in Der Beurtheilung unseres heimischen Poeten glänzend bewährt, und wir, haben: dem von uns mitgetheilten Aufgabe, so weit er die Individualität Petöfs betrifft, nichts entgegenzuhalten. Aber andererseits hat Schmidt das in seiner Literaturgeschichte befolgte System, den Zusammenhang zwischen den literarischen Erscheinungen und den politischen Zuständen nachzuweisen, auch in der Besprechung Detőfüs angewendet; seine Auffassung ungarischer Verhältnisse scheint jedoch, nicht den Resultaten dauernder Beobachtung und gereifter Kenntniß zu entsprechen, und sie ging nicht vorüber, ohne begründete Einwendungen in der ungarischen Presse hervorzurufen. So finden wir im zweiten Hefte der „Budapesti Szemle" eine Entgegnung, die auf mehrere Neuierungen des ausgezeichneten Kritikers Bezug nimmt. Es wird geltend gemacht, Schmidt halte die ungarische Nation für minder zahlreich, als sie es in Wirklichkeit ist, wahrscheinlich habe er seine Belehrung aus Duellen geschöpft, die von Antipathien oder Unwissenheit getrübt sind, überdies bilde nicht so sehr die Zahl die Kraft der ungarischen Nationalität als vielmehr die Historische Entwickklung und jene geistige Euperiorität, welche manche Wolfsstämme Dieses Landes zum Theile der ungarischen Race einverleibt, zum Theile aber auch an dieselbe näher geknüpft hat. Daß die ungarische Sprache außerhalb dieses Landes nur von wenigen genannt wird, sei wahr, aber nicht so natürlich, wie Schmidt es meine. Es gebe einige Zweige der heimischen Literatur, welche die Gelehrten des Auslandes in ihrem eigenen Interesse fennen sollten, wie die ungarische Geschicht- und Sprachforschung. Die genaue Kenntniß der ersteren und das Studium der Originalquellen würde den deutschen Historiker vor manchen Irrthümern bewahren, und in Sachen der altaisschen Cyradhen biete die ungarische Forschung manche Aufklärung von entscheidendem Gewichte. Ferner sei es ein Irrthum Schmidt’s , wenn er glaube, die Blüthe der ungarischen Poesie datire von den rechten Ereignissen , vielmehr habe sich die heimlsche Poesie schon vor dieser Zeit und vor Petőfs eines blühenden Zustandes erfreut, ja sogar Petör’s Blühendste Periode reiche in die vormärzliche Zeit zurück. Die Art und Weise, wie sich Schmidt, von den Dichtungen Petöfi’s ausgehend," über den Charakter der ungarischen Nation ausspricht , verräth zwar den Haren und scharten Did Des geistreichen Mannes, nichts destomeniger feheint ung Das gefällte Urtgeil nicht in allen Fünften richtig zu sein. Nach Schmitt wäre das Temperament des Magyaren luftig und leichtfertig über die Maßen, und obgleich er diese Meinung in einer für die Nation schmeichelhaften Form ausspricht, so müssen wir ihr Do im Interesse der Wahrheit widersprechen. Die Sentimentalität ist dem Charakter des Ungarn nicht fremd. Ein Zug eigengearteter Sentimentalität geht durch seine Poesie, und daher mag es auch Fommen,, da die Ungarn troß ihres nationellen Bewußtseins und kriegerischen Stolzes so gerne bei den trüben Erfahrungen ihrer Geschichte verweilen, und daß sie von Mohács eben so oft und vielleicht noch öfter wie von ihren großen Erfolgen auf den Schlachtfeldern sprechen. Auch die , Budapests Szemle" behut sich in Dem erwähnten Hefte gegen die Edmidt’sche Auffassung des ungarischen Nationalcharakters auf. Die tut dies in folgenden Worten : Auch der ausgezeichnetste Kritiker it großen Verirrungen ausgerecht,wenn er einen Dichter zu beurtheilen hat, den er nur aus einer beileise gelungenen Neberfegung rennt, und nicht einmal sind seine Schlüffe über die Maßen falssh, wenn ihm die historischen und sozialen Zustände des betreffenden Wolfes fremd sind. Es gereicht Schmidt zur Ehre, wenn er Petöfi in einigen, wenn auch allgemeinen Zügen so trefflich c charakterisirte, und man darf nicht darüber flaunen, wenn er unseren Nationalcharakter ein wenig falsch beurtheilt. Unser T. 9, „sirva vigadni” is tiefer als es von ihm aufgefaßt wird, Wir vergeffen in der geräuschsnlfften Luft nicht unsere Sorgen und die von den Ahnen ererbte Trauer. Unsere Trauer ist zwar weder deutsche Sentimentalität noch englische Melancholie, denn immer dampft der Stolz und die Lebensluft in ung, aber eben der tiefe Kummer macht unsere Freude so wärmend und ausbrechend , ja manchmal sogar bizarr. In solchen Augenblicken pflegen wir uns nicht, selbst zu verhöhnen, am allerwenigsten aber im heiteren Tone. Die Poesien Peter’s sind nicht nur den Deutschen bekannt, sondern sie sind auch durch Ueberfeßungen von Thalds Bernard, Bertiault und Huet den Franzosen, und dur den bekannten Dr. Bowring den Briten zugänglich gemacht worden. Was die uns vorliegende, von Kertbeny herausgegebene und bei Brodhaus erfuienene Uedertragung der Petöfi’schen Dichtungen anbelangt, so kann sie bem deutschen Publikum sehen ihrer Volständigkeit halber empfohlen werden, Mit den Mängeln Der Uebersedung wird man sich ausführen müssen, da Feine andere Sammlung vorliegt, welche in gleicher Vollständigkeit Die Gesammterscheinung Petöfl’s abspiegeln würde. Dem Buche ist als Anhang eine Biographie des Dichters „Merander Petöf“ ein Dichterbild" von ert beny beigegeben. Dieselbe" berauscht durch eine Fülle pilanter Daten, ermangelt jetct hie und, da des nöthigen Zusammenhanges. Auch an einzelnen Irrthümern fehlt es nicht. So wird Herrn Kertbeny der Vorwurf gemacht, daß er Selegyháza und nit Ki3-NKörH 8 als den Geburtsort Petöfi’s angeben habe, obgleich schon zu Anfang des Jahres 1857 das erwähnte biographische Moment allen Zweifeln entrückt”war. Der Herausgeber weiß ung ferner eine Stuth unwunderlicher Beispiele von pilanten Dichtergeführden zu erzählen, und vom Fabeldichter Aefop, der ein budliger Sklave gewesen, bis zum Freiheitsfänger Rhigas, den die Türken zwischen Brettern zersägten, von dem ältesten ungarischen Lyriker Baron Balaffa, der im Jahre 1594 vor den Mauern Orans den Heldentod fand, bis Petőfi, der ohne eine Spur seines Todes zu Hinterlassen aus diesem Leben ging, wird nug eine Fülle jener bunten Episoden mitgetheilt , welche die Dornenpfade der großen Geister zu durchfreugen pflegen, aber das Streben pilante Enthüllungen zu machen verleitet den Terrasser zuweilen zu Unwahrheiten; als eine solche wird von der „Budapesti Szemle“ die Notiz bezeichnet, Daß Die Mutter Dugoniss in Szegedbin als Here verbrannt worden seil .E Nationaltheater.Roger hat gestern als Raul einen vollen Erfolg gefeiert und in der That war seine Darstellung des protestantischen Ritters so edel und durchdacht,so harmonisch und dieses Mal auch so frei von jeder Uebertreibung,daß des enthusiastischs Beifall des in allen Räumen gefüllten Hauses vollkommen gerechtfertigt war. Schon seine erste Romanze „ah quel spectacle s’ouvrit 4 mes yeux‘, sang Roger mit einer zarten Innigheit des Ausbruches, die ihm alle Herzen gewann, und der Beifall ging in einen förmlichen Jubel über, als der Sänger fi tm weiteren Verfolge seines Vertrages des ungarischen Zeltes Kebiente. Die Kunst prägnanter Charakteristik , welche unserem Gaste in einem Grade die nur wenigen Sängern seiner Zeit eigent, machte sich auch in der Darstellung des Raul in den verschiedenen Szenen geltend. Seine andachtsvolle Haltung während des Chorale fand im seltenen Kontraste zur geräuschsallen Orgie , die im Malafte Nevers begangen wird, ebenso bezeichnend war der tiefe Ahrcheu, mit dem er im Finale begr. Afteg das „jamais” ausspricht, weil eine Frau, die er im Hause eines Mannes gesehen, sein Feurches Gemüth mit Widerwillen erfüllt. Der Höhepunkt seiner Leistung, wol fendurchdachter und schöner Nuancen war aber das Duett im 4. Arte. Roger spielt die ganze Szene unter dem Eindruck jener fürchterlichen Berschwörung, deren unfreiwilliger Zeuge er gewesen. Bleich und zitternd vor Aufregung tritt er aus dem Gemache heraus, in dem Da nl u li ld ln ll a SS ES ONEKSRROKTTTSAESÉBN .