Pester Lloyd, Mai 1858 (Jahrgang 5, nr. 99-122)
1858-05-23 / nr. 117
. « Tel. Dehejde des Pefter „loyp. In der Unter: _ gondon, 22. Mai, hausfißung von ER, Nachts wurde auf Antrag Clay’, unter Beistimmung Palmerstons, Nuffel’3 und Gladstone’s — in Ermwägung des Umstandes, da Canning durch die neuesten Depeschen völlig gerechtfertigt dastehe, Cardwell’s Tadelsmotion zurückgezogen. Allgemeine Heiterkeit begleitete diesen Ausgang der Debatte: ......... in RE EEE TEEN RETTET jeder festen Position wie jeder Leute beraubt sind. Herrschaft Unter solchen Umständen wird Nothwendigkeit eins wird, leider nur zu ee ben, die unerläßlicen Sommerfeldzuges, dem auch der muthigste Engländer nicht ohne Scheu entgegensieht und der den Briten sicherlich noch viel erklärlich. über Land und Menschen horten Die Sommercampagne in Indien. Seit dem Falle Kudnows hat der indische Krieg sein praktisches Interesse verloren, weil Nichts mehr die Aufmerksamkeit auf einen Hauptpunkt concentiert. Eben deshalb wird es aber auch schwerer , sie von den folgenden Begebenheiten ein Mares Bild zu entwerfen, und doch ist Dies durchaus nothwendig, um ein Verständnis für den bevorstehenden Sommerfeldzug zu gewinnen, zu dem der Oberkommandant sich entschlossen und werfen Nothwendigkeit dass Vertrauen des Heeres zu ihm einigermaßen erschüttert zu haben scheint. Al Sir Colin Campbell an dem Kampfplage erschien, hielten die Rebellen noch in vier Plagen Stand, wo sie Mittel zum energischen Widerstande aufgehäuft hatten und von denen aus sie eine Art Herrschaft über die anliegenden Distrikte ausübten. Es waren das neben der Capitale von Dude: die Stadt und Festung Kotah in der Rapidiputana, südlich von Agra am Tschumbul, etwas östlich davon im Bundesfund Stadt und Festung Dihanfi am Betwa, an der Didumna Calpi zwischen Agra und Allahabad, oder genauer zwischen den Münzungen der beiden eben genannten mittäglichen Zuflüsse dieses Teteren Stromes. Alle drei Orte sind demnach nicht gar weit voneinander entfernt, und so lange Campbell gegen Dude operirte, war ihre Ueberwachung den, aus der Bombaypräsidentschaft anrücenden Generalen Roberts und Rose übertragen. Der Erstere nahm Kotah mit Sturm und jagte die Meuterer hinaus , der Zweite führte die gleiche Waffenthat gegen Dichanfi aus, nachdem er dem alten Gmaliorontingente, das von Calpi aus zum Entraße des Ortes vorrückte, eine tüchtige Niederlage beigebracht. Nach der Einnahme Ludnow’s hat si aber dadurch, daß die Seapoys entwischten und sich nordwestlich in das Rohrbund warfen, wo sie si in der großen Stadt Bareily sammelten, ein neuer Insurreetionsheerd gebildet. Ihnen folgt fest Sir Colin mit der ersten Division der Zudnow-Armee unter General Walpole: er hat von der Capitale Dudes etwa 35 Meilen zu machen, ehe er vor Bareily anlangt. Die zweite Division der Hauptarmee sei in Zudnow selber die Ruhe aufrechterhalten, die dritte unter General Cugard Äft durch ein unvorhergesehenes Ereignis an die nordöstliche Grenze von Dude abs berufen worden. Dort haben sie nämlich die Distrikte zwischen Benared am Ganges und Gorruspore im Norden, die durch Stanf’s Colonne und die Goorfahs bereits zur Raison gebracht waren, aufs Neue erhoben, da ein Theil der Dudenser Flüchtlinge in viefer Richtung entkommen ist, und den hier kommandirenden Obrist Mi Iman gezwungen, fi in das Fort Azimghur halbwegs zwischen Benares und Gorruspore zu flüchten. Zu seiner Befreiung eilt nun Zugard herbei : au) hat bes Lesteren Vorhut bereit den Insurgenten siegreiche Scharmüsel geliefert. Sir Hugh Nofe hält si zwar in Diehanft, muß sich aber gleichfalls zur Abwehr eines kräftigen Angriffes rüsten. Denn der dritte Haufen der aus Dude vertriebenen Seapoys hat sich fünwärts gewandt und längs des Ganges und der Dichjumna von Benares nach Westen zu bis Mirzapur, Allahabad und Futtihpur festgelest, von wo ihnen die Verbindung mit den Gwaliorrebellen in dem nur wenige Meilen abgelegenen Calpie offen steht. ‚Ein Blick auf die Karte Iehrt , wie leicht von dieser Basis aus das etwas fünwestlich Legende Diehanfi und darüber hinaus nach Südwesten vielleicht selbst Kotab nochmals bedroht werden kann. Die merkwürdigste Llustration zu dem Charakter des indischen Krieges aber liefert die Zusammenlesung der Macht, welche die Angloindier jegt alarmirt. Da sind zuerst die 5000 Kotahmeuterer, die aus einer mit Sturm genommenen Stadt entwischt sind ; dann die bei Camwapur, ein paar Meilen ostwärts von Calpie am Ganzen, zu wiederholten Malen auf’m Haupt geschlagenen Gwaliorinsurgenten ; endlich die Trümmer eines Heeres, das erst aus Delhi, darauf aus Ludnow fortgefegt ward und jet auf’3 neue in Furzen Entfernungen von dem Schauplake so furchtbarer Schlappen nordwärts in Bareily, ostwärts bei Gorruspore, südwärts am Ganges Halt hat. Wahrscheinlich daß sie Bareily räumen werden, wie vordem Delhi und Kudnow : allein nicht minder wahrscheinlich ist es, tat sie sich unweit davon auf’ neue sammeln denn nach allen Niederlagen haben die Seapoys bisher ihre militärische Organisation, ihren revolutionären Sinn, ihren Entfehlun mindestens in so ferne Widerstand zu leisten als sie sich nicht ergeben, stets bewahrt. Leichtgefleinet und im eigenen Lande fechtern , können sie allemal schneller davon= Vaufen, als die Europäer ihnen nachzulesen vermögen, und regelmäßiger Verproviantirung so ziemlich entbehren. Auch ob sie an Zahl sehr geschwäch sind, ist zweifelhaft : oft geschlagen, sind sie noch selten eingeholt worden, so tn" Die " times" meint, es werde immer noch die Halbichein der ursprünglichen Rebellen im Felde stehen, wenn sie gleich -W. Wet, 22. Mai. Das Bedürfnig nach einem vollständigen und zuverlässigen Dandelg- und Gewerbe Achreffendbuch von Ungarn is nicht nur speziell in den zunächst betheiligten Sommerzielen und industriellen Kreisen Äußerst fühlbar geworden, sondern auch das größere Publikum überhaupt entbehrt nur fehwer ein derartiges allgemein nägliches Hilfebuch. Da verdient demnach alle Anerkennung, daß die Peters loypdgesellschaft, ihrem unwesentlichsten Berufe, mnerfantilen und industriellen Sweden förderlich zu sein, auch Hiemit Rechnung tragend, die Herausgabe eines solchen, immer mit bedeutenden Kosten verbundenen und nur in den seltensten Fällen, bei sehr bedeutendem Abgabe, die darauf verwendeten Auslagen dedenden Adreffenbuches beweissteligen will. Die Uppbgesellschaft beabsichtigte dieses Adreffenbuch mit einem reichhaltigen, mit allen Behelfen der vielverzweigten kommerziellen und industrielen Beziehungen unserer Gegenwart ausgestatteten Kalender in Verbindung zu bringen. Dieselbe wird für das Jahr 1859 damit beginnen, daß sie ich vorerst auf die volständige Adressensammlung der Pest-Ofner Handel- und Gewerbetreibenden, Aerzte, Apdrofaten u. s. w. beschränkt; in den näcsten Jahrgängen aber wird diese Adressensammlung einen immer größern Kreis und ehemöglichst ganz Ungarn umfassen. Das Publikum wird demnach durch dieses Unternehmen, insbesondere wenn es dasselbe mit der Theilnahme aufnimmt, die zu verdienen alles Mögliche angewendet werden wird, von Jahr zu Jahr nicht nur ein immer vollständigeres, ganz zuverlässiges Adressenbuch von Ungarn, sondern auch zugleich einen so reichhaltigen und gediegenen Kalender erhalten, wie es die vorgeschrittenen Anforderungen der Zeit nur immer erheifchen können. Da nun all der Preis dieses Kalenders und Schreffenbuches ein verhältnismäßig so billiger ist, wie er nur mit Rüdfit auf einen voraussichtlich großen Verlag als möglichhert scheint, so zweifeln wir seinen Augenblick, daß ss dieses Unternehmen einer bedeutenden Theilnahme im Publikum erfreuen werde, der wir es auch aus voller Ueberzeugung hiermit wärmstens empfehlen. · Der serbische Senat. Veit, 22. Mai. Die Berwidlungen, welche Ethem’s Patcha Mission hervorriefen, haben ihre Früchte getragen. Der Commissarius des Sultans begnügte sich mit Wiedereinfegung der eingeferderten Senatoren und überließ es alsdann dem Senate, das zukünftige Verhältnis dieser Körperschaft zu dem Sanped überhaupte zu ordnen. Das ist nun geschehen durch ein Dokument, welches die alte, von 1839 datierte Konstitutionsgafte des Senates von Grund aus umgestaltet und zu dessen Unterzeichnung Kara Giorgewicki am 10. hat verstehen müssen, obschon er das durch des größten Theiles seiner bisherigen Gewalt beraubt wird. Seit dem 10. Mai 1858 hält Faftisch ver Sernat allein die Zügel der Herrschaft in Händen, denn im Verlaufe der Krisis ist es Niemandem eingefallen, die allgemeine Landesversammlung Iskupschtina, die sein Pläschen in der Verfassung des Fürstenthumes gefunden, von den Todten zu ermweden. Und tod war es eben die Sskupschtina, die bei dem Ausbruch der serbischen Erhebung unter dem schwarzen Georg die volle Souveränetät ausübte, die Deputationen, welche mit der Pforte unterhandeln sollen, ernannte und instruirte, Gefege erließ, Abgaben bewilligte und die Exeeutive beaufsichtigte. Sie war es, die noch 1817 und zehn Jahre später aufs neue ben Knes Milosch Obrenowitsch zum Erbfürsten des Landes erwählte , und fand sie gleich unter dessen autokratischer Herrschaft zu immer größerer Bedeutungslosigkeit herab, so berief noch selbst Milordh sie dann und wann ein, wie wenig er sich an ihre Beschlüsse fehrte. Auch Alexander’s wiederholte Inthronisirung nach der Revolution von 1842 in diesem und dem folgenden Sabre war ihr Merz. Dann aber gerieth sie in eine Bertreffenheit, aus der die Ereignisse von 1848 sie nur momentan und nur in verstümmelter Form erwecten. Während sonst alle Hausväter in Person erschienen, bestand Die legte Versammlung nur aus Abgeordneten , und wenn diese auch Einstimmig für die Zukunft die regelmäßige Einberufung der Sskupschtina in jedem, oder mindestens in jedem dritten Jahre verlangten , so hatte es doch sein Bewenden dar bei, daß Fürst und Senat versprachen, eine Commission zur Ausarbeitung br betreffenden Gesehentwurfes niederzufeßen, die natürlich nichts weiter von sich hören ließ. War hier der Bewegung von 1857 nicht ein trefflicher Anknüpfungspunkt zu einer weiteren Entwicklung der konstitutionellen Zustände gegeben ? Aber im ganzen Verlaufe verselben ist kaum eine Erinnerung an die Verheilung von 1848 aufgetaucht. Was hat man statt dessen gethan ? Wie früher die Söfupfehting der vereinten Fürsten- und Erzratsgewalt zum Opfer fiel , so hat man fest auch den Fürsten selber jeder reellen Macht zu Gunsten des Senates entfleivet. Gleich bei der ersten Einrichtung einer nationalzserbischen Regierung als oberste Gerichts- und Verwaltungsbehörde Fonstituirt, erhielt der Senat, Ssowjet seit die Schupfchtina entschlafen, einen großen Theil ihrer Privilegien, weil auch Milosch es für nöthig hielt, dem Lande für das Wesen mindestenden Schein einer Repräzentanz zu bieten. Bald als Zentralverwaltung , bald als höchstes Tribunal fungirend, warb der Sowjet von dem Augenblick an, wo er außerdem die Stelle der Wolfsvertretung spielte, Steuern ausschrieb und Gefege befreiite, durch diese seine Ziwittergestalt ganz geeignet dazu, nach und nach die erseutive wie die legislative Gewalt in sidh zu ab- Milofch suchte sich Freilich dieses Rivalen ganz zu entledigen, indem er donselben zuerst durch eine, mit Äußerst geringen Befugnissen ausgestattete „Nationalkanzlei“, dann durch einen „Rath der Nelesten” erregte, der ebenso wenig legislatorische Gerechtsame besaß. Aber das organische Statut von 1835 bestätigte den Sowjet auf’8 neue als Die einzige, zur Ausübung der politischen Rechte des Landes ausschließlich berechtigte Corporation, und auf Grund Kar son sicherten ihm Die Verfassung von 1838, der Ustam, und das organische Defeg über die Einrichtung des Senates vom 27. April 1839 die uns mittelbare Theilnahme an der Gefeggebung, sowie die Oberaufsicht über die Staatsverwaltung zu. In beiden Beziehungen sind feine Privilegien ausgerehntester Natur. Nicht nur fein Gefeg, sondern auch seine Verordnung ist giftig, seine Steuer darf ausgeschrieben werden ohne seine Einwilligung; die Minister sind ihm Rechenschaft und Auskunft schuldig , werden eintretenden Falles von ihm verwarnt oder zur Verantworttung gezogen, dieober die Controllbehörde zur Beaufsichtigung der Finanzgebahrung ist eine rein senatorische Behörde, die Iediglich vom Senate, in seiner Weise von dem Fürsten und seinen Dienern, ernannt wird oder abhängig is. Dazu kommt, daß Jeder dieser 17 Senatoren nicht anders abgefecht werden kann, als wenn er überwieen ist, sich eines Vergehens gegen die Pforte, oder einer Beilegung der Landesgefege schuldig gemacht zu haben. Schon viele Akte enthielt harte Bertlauführungen der Fürstengewalt, doch besaß Alexander bisher mindestens das Recht, den Senat, wenngleich unter einigen Beschränkungen, nach seinem Belieben zu bilden, seinen Beschlüssen ein absolutes Beto entgegenzufeßen, und ihn durch die freie Wahl seiner Minister einigermaßen in Schach zu halten. Von nun an aber dürfen die Minister nur aus dem Senate genommen werden. Sie Senatsproposition muß der Fürst unterzeichnen, wenn zwei Drittel der Corporation dafür flimmen, von einer zweimaligen Einrede, die der Regierung gestattet ist, Feine Notiz zu nehmen, und zu den Vorschlägen, über deren Annahme und Ablehnung folchergestalt dem Staatsoberhaupte eigentlich Feine Wahl bleibt, gehört auch das Einfegen neuer Senatoren. Mit anderen Worten: der Senat ergänzt sich selber, übt die legislative Gewalt so gut wie ungetheilt und die erecutive vermittelt der aus seinem Schoße hervorgegangenen Kabinetsräthe. Damit diese legteren, in ihrer Doppelstellung als Minister und Senatoren nicht etwa einmal ungestraft für den Fürsten gegen ihre Collegen Partei nehmen , wersen sie in die strengste Abhängigkeit von den „Bemerkungen“ und „Warnungen des Senates gebracht, der sich auf ein eventuell gegen sie vom Senate anzustrengendes Anfrageverfahren gleichfalls einen überwältigenden Einfluß zusprich. Die übrigen Senatoren sind nur dem Senate selber und verloben Pforte verantwortlich. Nur der Senat kann die Verhaftung eines seiner Mitglieder verfügen ; nur unter Assistenz einer Senatskommission kann der Kassationshof ein Urtheil über einen Senator fällen, das erst rechtskräftig wird, wenn der Senat es bestätigt und das nicht eher vollzogen werden darf, als bis die türkische Regierung polbie Aften eingefeden und erklärt hat, was ein Grund zu Hinwendungen vorliege. Dem Landesherrn ist nichts gelassen, als das Begnadigungsrecht, das er ausüben mag, wenn der in Constantinopel bestätigte Spruch nach Belgrad zurückgelangt ist. Sa, es räumt die Afte vom 10. Mai dem Senate das verfassungsmäßige Recht zu einer Demonstration ein, die so furchtbarer Natur ist, daß sie einer Entthronung des Staatsoberhauptes ziemlich gleichkommt.. Der Fürst handelt verfassungsunwidrig, sobald er einen rasanten Ministerposten nicht sofort, allerspätestens nach zweimonatlicher Stellvertretung, befest; er handelt verfassungswidrig, wenn er zum Minister jemand anders wählt, als ein Mitglied des Senated , auf dessen Zusammenlesung ihm fast jeder Einfluß abgeschnitten ist , aber vergebens verlangte Alexander, dann möge man wenigstend hinzufügen, daß jeder zu einem solchen Posten berufene Senator vonselben au annehmen müsse. Er brauch folglich blos ein Minister abzu danfen und seiner der 17 Senatoren einzumilligen, sein Portefeuille zu Übernehmen : so ist der Chef des Landes nicht nur in die Unmöglichkeit zu regieren, sondern zugleich in eine Lage verlegt, wo er st ohne sein Zuthun einer Constitutionsverlegung schuldig gemacht. Der übermäctigende Eindruck, den eine solche Manifestation eventuell auf Land und Volt hervorbringen müßte, betanf wohl keiner weiteren Schitterung. Die Demüthigung der Fürstenmacht in Serbien ist somit eine sollendete Thatsache. Ob aber die kommenden Generationen nicht mehr Grund haben würden, den 10. Mai zu segnen, wenn die Führer der Bewegung von 1857 und 1858 darauf hingearbeitet hätten, der Ermpfehting nur einen kleinen Theil der Rechte zu verleihen, mit denen man den Cenát so überreichlich ausgeflattet : das it eine Frage an die Zukunft,, die sich hier aus weiter Berne und a priori nicht füglich beantworten läßt. Die Pariser Konferenzen follten heute am 22. — so wird aus der französischen Hauptstadt, und zwar diesmal mit aller Bestimmtheit gemeldet zu einer vorbereitenden Sigung zusammentreten : Graf Casoar wird dort für die ersten Tage des Suni erwartet unded werden die Bevollmächtigten kaum mehr als ein oder zwei Gittingen in der Woche halten. Der Hof begib ft nämlich schon am Montag nach Fontainebleau, und wd der Präsident der Konferenz, Graf Walewsfi, ferner berufliiche Gesandte, Herr 9. Kiffeleff, endlich Graf Hapfeld nach Fontainebleau ,geladen sind, so werden die Berathunge der Bevollmächtigten bs auf Weiteres seltener sein. Gewig ist es ein glücklicher Zufall Für die Gegner der Türkei, daß eben am Vorabende dieses Tages das Derbyfabinet durch die Zurückziehung von Carpwel’s Tapelamotion neue Kräfte gewann. Died und Die von der Pforte bewiesene Nachgiebigkeit verleiht den Franzosen und Nuffen bereits den Muth, in Betreff Montenegros von ve Papischah mehr zu verlangen. Beide haben sich nämlich, wie dem „Nord“ aus Paris geschrieben wird, mit der englische Toryregierung dahin geeinigt, von der Pforte zu fordern erstend Annahme der Grenzbestmmungen nach dem Grund fabe der Status quo zur Zeit des Kongresses von 1856 und zweitens Anerkennung der faktischen Unabhängigkei Montenegro’s. Der „Nord“ hofft, daß „die Pforte sich entschließen werde, dem fast einstimmigen Wunsche Europa’s zu gehorchen, und daß sie darauf verzichten werde, ihm in Zukunft anwügen und für sie gefährlichen Widerstand zu leisten.“ Sollte die Pforte jedoch anders beschließen , so droht der „Nord“, „daß Europa, indem es die der Pforte geliehene Unterftügung bedauern, zum Beften. Aller ohne sie und ihr zum Trot handeln würde.” In solchen Worte also glauben die Russen bereits mit der Pforte unter Berufung auf Frankreich und Englands Zustimmung reden zu dürfen. Medrigens war man in Paris nicht einmal sehr von der Nachgiebigkeit des Sultans erbaut, denn man hatte, wie der „Ind.“ gemeldet wird, zugleich Desavouirung der türkischen Offiziere in der Herzegomwina verlangt. Dazu aber war wenigstens der Divan nicht zu bewegen, indem verfehlte erklärte, „werwürfliche Militärgeist bedürfe im jebigen Augenblicke eher einer Kräftigung, als einer Desavouirung.” Indessens mag auch mit den jeit in England am Ruder befindlichen Staatsmännern von Rußland und Stanfreich ein Abkommen getroffen worden sein . Bolt und Pfesfe jenseits des Kanales sind so weit wie je davon entfernt , dem Vorgehen Napoleon’s gegen die Pforte eine unbedingte Billigung zu ertheilen. Der ministerielle „Mors ning Herald” freilich freut sich der Neuigkeit, daß die freundschaftlichen Vorschläge Englands und Frankreichs von der Türkei angenommen worden sind und meint, nun werde die Ernennung der Kommissarien zur Bestimmung der montenegrinischen Grenzlinie und der Beziehungen Montenegro’s zur Pforte nicht lange auf sich warten lassen. Auch der „Times“ erscheint es zwar um so wichtiger, daß viese Angelegenheit definitiv geordnet werde, als sie später einmal, ganz so wie die Schlüssel in Jerusalem, zu einem Kriege hätte Veranlassung werden können. Allein sie fügt hinzu, 68 habe die gebieterische Sprache der französischen Regierung eben erst gezeigt, daß der rekonvaleszente Franse Mann fi) der Obhut seiner Aerzte noch immer nicht ganz entziehen konnte. Gegenwärtig allerdings dürfte die Türkei durch das Bündniß mit Oesterreich sattsam geborgen sein, aber sicherer sei es jedenfalls für die Zukunft, der Nothwendigkeit eines auswärtigen Schußes vorzubeugen. Zum Schluffe fügen wir hinzu, daß, wie die „I. b." wissen will, der von Toulon abgegangene Admiral Lurien de la Craviere mit seinen beiden Schiffen die Meerenge von Meffina pasfirt hat und daß seine Orpred dahin lauten, in jedem Falle mit dem Generalfonsul Franfreide in Triest zu konferiren. Daß ihm später irgend ein Gegenbefehl nachgefchiert worden sei, glaubt das Brüsfeler Blatt aus guten Gründen bezweifeln zu dürfen. Demselben Blatte entnehmen wir noch die Nachricht, das Projekt, die montenegrinische Frage im Wege kommissarischer Berghandlungen zu lösen, sei auf Einsprüche der Pforte aufgegeben worden, und würde die Angelegenheit zu Konstantinopel selber im gewöhnlichen diplomatisschen Wege ausgeglichen werden. forbiren. Der Tod der Herzogin von Orleans, * Die Trauerbotschaft von dem unerwarteten Hintritte der Herzogin Helene von Orleans ist unseren Lesern durch ein gestern eingelaufenes Telegramm bekannt. Heute liegen sowohl über das Ereignis selbst, als über den Einspruch, den 28 hervorgerufen, nähere Nachrichten vor. Aus London schreibt man vom 19. v.M.: Die Herzogin farb gestern früh am Super in Richmond, wo sie seit einem Jahre ungefähr eine Privatvilla gemiethet hatte, und so strenge war die Abgeschlossenheit, in welcher die hohe Frau dort mit ihren beiden Söhnen haushielt, das außer bei Hofe und allenfalls im französischen Gesandtschaftshotel in London gewiß nur Wenige in der Hauptstadt gestern von dem Trauerfalle Kunde hatten. Eine kurze Strecke von Richmond entfernt, liegen Claremont und Tmwidenham, wo die übrigen Mitglieder der verbannten Königsfamilie si seit Jahren ane gesiedelt Hatten. Es war ihnen der bittere Trost gegünnt, die theure Anverwandte bis zu ihrem Ende zu pflegen. An ihrem RISREUR IHRETEN SEEVEHFERNERRNTRE aGe. SORTIERT URN SINE TE RR STETS RENTE TUE ER AFISCHRESN PER UBER ZONAKAS S KIESREZ NETRE ÖVET TEE TEE EEE ANTON OSÉÜRCSBN TERE KA LOKZSZÁGTON ICE BELEGEN Die Montenegriner, ") II. · Unter den übrigen Kleidungsstücken sind zwei,welche von beiden Geschlechtern getragen werden,vorzugsweise charakteristisch,obgleich sie auch bei einigen andern Völkern sich finden, nämlich die Struka und die Opanken.Die Struka ist ein etwa 6 Fuß langes und 2 Fuß breites,aus Wolle oder Ziegenhaar gewobenes,dickes und dem Regen schwer durchdringl liches Stückzeug von meistene grauer oder brauner Farbe, welche etlich eingewirkte gelbe,rothe oder blaue Borden verziert ist,und dessen ausgehende Fiden unten eine Franse bilden.Dieses unseren Shawle zu vergleichende Kleidungsstück kommt dem Montenegriner nie von der Seite.Bei gutem Wetter wird es über die linke Schulter herabhängend getragen, bei schlechtem dagegen hüllt es den Oberleib ein und schätzt denselben gegen den Regen oder Schnee.Beim Schlafen hüllt man sich in die Struka ein,und außerdem dient sie beim Sis hen,sowie wenn man sich lagert,als Teppich.Die Opanken bilden mit denbis zu den Knieen gehenden wollenen Strümpfen die Fußbekleidung der Montenegriner.Sie bestehen aus einem Stückchen Leders,welches,ohne mit einer besonderen Cote versehen zu sein, von Fuß umgibt und vermittelst mehrerer Riemen festgebunden is. Man behauptet, daß diese Art von Fußbekleidung für die Bewohner eines felsigen , mit Toten Steinen bedrehten Landes besser geeignet sei als jede andere, nicht nur weil sie beim Gehen sehr bequem seil, sondern auch weil ihre Elastizität das Springen auf und über Zelsfoigen erleichtere. Außer den Opanten und der Strufa tragen die Frauen ein Tennenes oder wollenes Hemd, welches an den Reımeln und auf der Brust bunt gefticht ist, einen langen und weiten, an der Brust offenen weißfarbigen Rad von selbstverfertigtem wollenen Tuch, eine buntgesticte, unten in Fransen auslaufende wollene Schürze und einen mit Messing und Steinen verzierten ledernen Gürtel, an welchem vorne ein Heinischnappmesser, sowie zuweilen noch eine Heine Tasche hängt. Die Männer tragen meistens kein Hemd. Es ist daher bei ihnen nicht nur wie bei den Frauen, der Hals, sondern auch die Brust unbechert, und zwar im Winter wie im Sommer. Das Hauptkleid der Männer ist der Rod, in welcher dem der Frauen gleich ist. Vornehmere tragen unter diesem Rode noch eine solhen verzierte Weste und über ihm eine ebenso beschaffene Lade ohne Normel. Außerdem tragen alle Männer blaue oder weiße Beinkleider von grobem Tuch, welche durch einen ledernen Gürtel festgehalten werden und bis zu den Anseen reichen, sowie über den Strümpfen Damarchen, in welche unter den Linien festgebunden sind. Zwei Hauptfuüche der männlichen Kleidung sind endlich noch die lederne Echärpe und der rothe wollene Gürtel, welche Beide über dem Nod um die Lenden gebunden sind. In ihnen stehkt stets eine Pistole und ein Handschar, und außerdem dienen sie noch dazu, um an ihnen zwei Heine Patrontaschen, eine andere Heine Tasche, sowie eine zur Befchüsung der Waffen gegen das offen dienende Delbüchse und einen Feuerstahl zu befestigen. Die Waffen des Montenegriners bestehen in drei Stüben, dem Handschar, der Pistole und der Flinte. Der Handschar, ein etwa zwei Fuß langes und selten zweischneidiges Saladhtmesfer, wird im Brieden zu Allem gebraucht, wozu man eines schneidenden Instrumentes bedarf; im Kriege aber dient er hauptsächlich, um dem getöbteten Feinde den Kopf abzuschneiden. Die montenegrinische Pistole zeichnet sich meistens dadurch aus, daß ihr Griff aus massivem Mesling besteht und in einer Spike ausläuft. Die Flinte is lang und dünn. Sie wird an einem Bandelier um die Edhaltern getragen, und ist fletscharf geladen. Ein großer, vieleicht sogar der größte Theil dieser drei im Befibe der Montenegriner befindlichen Waffenfunde ist im Kriege erbeutet worden, und von manchen der»selben bewahrt der Befiber im Gedächtnisse, welchem Feinde sie einst entrisfen worden sind. Infolge der angegebenen Art der Erwerbung finden sich in Montenegro Waffenfunde von der mannigfaltigsten Form und Beschaffenheit. Es vor nicht langer Zeit nach einer Mißernte Rußland den Montenegrinern durch Getreidesendungen aus der Noth half, und Die einzelnen Empfänger für das empfangene Getreide, dem Maladija Unterpfänder, geben mußten, kam eine wahre Waffensammlung zusammen, in welcher sich Waffen der meisten europäischen Nationen und sogar einige, die noch von den alten Sarazenen herrühren, befanden. Schon vom zehnten Lebensjahre an trägt der Montenestriner Waffen. Diese werden dem Knaben vom Vater feierlich übergeben, und dürfen nachher, wie es heißt, nur in drei Fällen gegen andere vertauscht werden, nämlich wenn ihm bei seiner Verheirathung ein Anverwandter andere scheint, wenn er Waffen durch Erbschaft erhält, und wenn er eine M Waffenverbrüderung schließt, d. h. wenn zwei Männer die mit dem Moaffentausch verbundene eidliche Verpflichtung eingehen, für einander zu leben und zu sterben, der Hauptschmud oder vielmehr als der einzige Schmukf des Mannes angesehen, und Dieter tritt fast niemals , selbst dann nicht, wenn er blos Wasser oder Holz holen will, aus dem Hause, ohne bewaffnet zu sein. Sogar die Felder werden stets von vollständig bewaffneten Männern bebaut. Man bezeichnet daher auch die Zahl der eine Gemeinde bildenden Männer stets so, daß man sagt, diese oder jene Gemeinde bestehe aus so oder so vielen Slcnten. Die, wie man sieht, mitunter sogar lästige Sitte, stets bewaffnet zu sein, hat den farben angedeuteten Grund, daß die Waffen als der nothwendige und einzige Schmuch des Mannes angesehen werden, und daß es nach montenegrinischen Begriffen für unfhhdtih gilt, öffentlich unberwaffnet zu erscheinen. Doch ist offenbar auch noch ein anderer Grund mitwirkend, nämlich der faustrechtliche Zustand, inn welchem Montenegro sich so lange Zeit befunden hat, und die dort herrschende Blutrache. Wie tief übrigens jener Ehrenbegriff eingemurzelt ist, und wie fehwer es in Montenegro sogar bei völlig geordneten Zuständen halten wird, die Einwohner zur Ablegung der Waffen zu bringen, kann man aus folgenden zwei Wakten erkennen. Die benachbarte österreichische Stadt Cattaro, vor deren Thoren wöchentlich drei Mal ein für die Monteneggriner sehr wichtiger Markt gehalten wird, ist von gar manchem Montenegriner blos aus dem Grunde wo nicht betretenworden, weil sein Mann dieses Volkes anders, als nach Ablegung seiner Waffen in die Stadt eingelassen wird. Im Jahre 1851 lasen wir in den Heilungen, daß drei Montenegriner, die sich in Nom dem Papste vorstellen lassen wollten, aufgefordert wurden, der bestehenden Etiquette gemäß, ihre Waffen abzulegen, daß sie aber erklärten, der Montenegriner begebe sich seiner Waffen nur mit dem Leben, worauf sie dann bewaffnet vorgelassen wurden. Auch die Wohnungen der Montenegriner haben ihre Eisenthümlichkeiten.Eine Stadt oder etwas,das einer solchen auch nur ähnlich wäre,findet sich in Montenegro nicht.In einigen Thälern gibt es sogar nicht einmal ein Dorf,indem dort zwar wohl einmal eine Anzahl von Häusern gruppenweise beisammensteht,aber weder einen gemeinsamen Namen,noch eine abgegrenzte Grakung hat.Die Dörfer werden von Familien bewohnt,welche miteinander verwandt sind,und den gleichen Namen führen,deren Glieder daher ebenso,wie hier und da in der Schweiz,durch Nebennennungen voneinander unterschieden werden.Befestigt ist kein einziger Ort des Landes,denn die Mauern,welche das Kloster von Cetinje umgeben,kann man nicht ein Befestigungewerk nennen.Erst seit wenigen Jahren hat man angefangen,einige Engpässe zu befestigen. Die Waffen werden als * Diese Auflage sind dem „Frankfurter Konversationsblatte“ entnommen,