Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1858 (Jahrgang 5, nr. 99-122)

1858-05-26 / nr. 118

scfterk Lloyn Pest, 1858. Abendblatt des 2 Ge. 8 Hohelt der Durchlandtigste Herr Erzher­­zog Generalgouvernent sind, wie und aus Wien geschrieben wird, gestern Morgens wieder nach Un­­garn abgereist.­­ —--Politische Nmtdschau,26.Mai.Die i­nter­­essantesten Nachrichten­ bringt uns die heutigeueber­­landpost,deren Resultat uns in folgenden Trie­­ster Depeschen vorliegt: «",,B­ombay,24.April.In und um Lucknow ist­ die Ruhe hergestellt,die Organisirung des Zivilgous vernements schreitet vor.Sir Colin Campbell ist von Allahabad nach Lucknow zurückgekehrt,derselbe ist Wil­­lens nach Futtehgur gegen die Rebellen in Rohilkund aufzubrechen.Rani ist von Dschansi entkommen und bedroht neuerdings diesen Platz mit den Rebellen von­ Kalpi.Die Rebellen aus Kotah sind nach Gwa­­lior entkommenn Brigadier Seaton hat die Rebellen bei Kamrum am 7.April geschlagen,die Bhils wurden am 11.April in Kandish besiegt,die Entwaffnung von Ghuzerat wurde durchgefü­hrt.Oniram ist von Luck­­­now nach Kalkutta zurückgekehrt und wird seinen Sitz im obersten Raihe einnehmen.Nena Sahib soll am 24.März nach Bareilly entkommen sein.Dem Vernehmen nach ist Khan Bahadur schwer er­­kr­ankt.Briefe aus Cawnpore meldet,Nena Sa­­hib sei mit 17.000 Mann nebst Artille­­rie in Bareilly eingetroffen und «hab­e einen Preisaquam­ing’s Kopf gesetzt. .»Aus­ Hongkong vom 13.April wird gemel­­det:Auf die Nachricht,daß der kai­.Kommissär Von Sud­an nach Kanton gereist sei,ein Zusammentreffen mit dem­ fremden Bevollmächtigten Vermeidend,haben Letztere beschlossen Von Shanghai nach dem Peiho und Tins ·tsin abzureisen. ·,,;Cairo,15.Mai.Die vizekönigliche Armee wurde­ zum zweiten Mal ein Südcordos ange­­schlagen.Im Sudan sind Unruhen ausgebrochen. Am 14.Mai Nachmittags sind beim Uebergange über­­ den Nilarm von Rosette von dem,Von Alessandrien kom­­menden Eisenbahnh­aiu mehrere Waggons verunglückt.Prinz Achmet Pascha, der nächste Thronerbe,Scheridin Pascha,Ru­­faid Ben und 10,bis 20 andere Passagiere blieben undiz Halim Pascha wurde leicht verwundet.Der Chef der ägyptischen Polizei wurde abgesetzt.Die foptd­anung zwischen Engländern und Franzosen dauert oft.­­­­ Nachrichten aus Newport vom 12. b. Mi. zu­folge Hat der Senat den einleitenden Bericht des auswärtigen Amtes, in welcher die Aufhebung des Trak­­tats Blayton- Bulmwer empfahl, verworfen. Die Shapjammer kontrahirte eine Anleihe im Be­trage von 5 Millionen Dollars. Ein Londoner Wochenblatt theilt zur Charakteristik der gegenwärtigen Zuständbe in Stanh­eich das nachfolgende Schreiben mit, welches an eine hohe Dame in Paris gerichtet und dessen Absender ein ange­­sehener Arzt in einer französischen Provinzialstadt ist. Derselbe hatte seit vielen Jahren seinen Theil an den politischen Angelegenheiten genommen und beschäftigte sich ausschließlich mit seiner Praxis. Aber er wurde gefangen genommen und nach Algerien verbannt, aus einem Grunde, den die Leser dem Schreiben selbst entnehmen künnen. Dasselbe lautet : ‚Dran,T. April, Madame, ich habe endlich die Er­­laubniß erhalten, an Sie zu schreiben und über meine Erleb­­nisse zu Ihnen zu sprechen, Erlebnisse, die so unerwartet kamen, daß ich zu träumen glaube, wenn ich darüber nachdenke. In der Nacht zum 25. Februar um 3 Uahr Morgens hörte ich Schritte; im Glauben, daß es Kranke seien, eilte ich fehnel herbei und wurde auf der Stelle verhaftet und in eine Post­­haife­ gefest, ohne vorher mit irgend­jemandem sprechen zu können. Ich wurde darauf in das Gefängniß von­­... gebracht und 28 Tage lang unter geheimem Verschluß gehalten. Zehn Tage später besuchte mich der Generalsekretär der Präfektur und sagte mir wörtlich Folgendes : „Wir mwissen, bag Ete sehr befarnt, sehr geachtet und sehr einflußreich sind ; Sie künnten in einem gewissen Salle gegen Ihren Willen zur­ Bühne mel­­den, um melde fs das Bolt sehwaren würde, Wir wollen aber nicht, daß dem so fet. Deshalb sollen Sie verbannt wer­­den. Wir wissen, daß bei Sihnen keine geheime Gesellschaft existirt und daß Ste niemals Mitglied einer solchen gemesen sind.” — Ich antwortete : „Sie haben mich Armenarzt ger­nannt und es ist nicht zu verwundern, Daß i­ch als solcher por­pulär geworden bin." — „Das ist wat“, ermiderte Sener, „es ist peinlich, aber Sie müffen fort." — Seit damals habe ich seinen Menschen gesehen, aber ich habe erfahren, daß, als nach meinen Beriehminden eine Bittschrift aufgeregt worden war, man auf der Präfektur sagte, ich sei nicht verhaftet wor­­den, eine solche Kundgebung könnte indes eine Verhaftung zur Folge haben: „So erfuhr­ ferner, daß schon vor langer Zeit der Bür­­germeister von D. zu dem Bürgermeister von 95. sagte, ich sei zu einflußreich, um nicht gefährlich zu sein. Seder weiß, daß ich mich nicht einen Augenblick mit Politik beschäftigt habe, sondern ganz eingezogen lebte. Ich versichere Ihnen, Madame, daß alle Verbannten, welche ich in Marseille und anderswo ge­­sehen, ehrenhafte, ruhige und friedliche Leute sind, meint Barii­ Itenväter, die nur verjagt wurden, weil sie bekannt und geach­­tet waren: „Mach 28tägiger strenger Haft in S. mußte ich mit M. N. (den ein gleiches Scht­esal getroffen hatte) in einen jener sohredlichen, für die Galeerensflaven bestimmten Zeltenwagen steigen, in den gerade so viel Luft einströmte, um die Saraffen vor dem Ersu­den zu bewahren, Wir waren 12 in jedem Wagen. Nach einer gräßlichen Fahrt von drei Tagen und zwei Nächten kamen mir­ halbtodt in Marseille an. Man brachte uns in die Kasematten des Fort St. Nicolas, auf ein von Ungeziefer zertroffenes Lager, „Am Montag, den 1. April, wurden wir, 56 an der Zahl, nach Oran eingeschifft. Die Ueberfahrt war schlecht. Am Dottertage Fafernirte man uns in Mer-Sel-Bebtr. wie Solda­­ten ein; gestern endlich wurde uns der Ort unserer Bestimmung angekündigt und wir erhielten die Erlaubniß nach Oran zu ge­­ben, um für Transportmittel zu sorgen, Freitag so ich in meinen Verbannungsort gelangen. Was werde ich in Kieser- Heinen Stadt anfangen? Es leben dort bereits drei geächtete Aerzte. In unserer Schaar von 56 Männern befanden sich 3 Aerzte, 10 Advokaten, Kaufleute 3c, und nur 4 Arbeiter. Ale Altersstufen waren vertreten von 25 bis 70 Jahren: „Ich sage es Ihnen offen, Madame! Hätte ich nicht hochbetagte Eltern, denen ich die Augen zugebrüchen hoffe, eine geliebte Familie und zahlreiche arme Patienten, denen Trost­au bringen ich für meine Pflicht Halte, ich würde mich nicht Mittwoch,2,6.;lilai. Nr. ATS.

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