Pester Lloyd - Abendblatt, August 1858 (Jahrgang 5, nr. 174-193)
1858-08-02 / nr. 174
die bosnischen urruhen zu Schaden gekommen österreichischen Unterthanen zu berücksichtigen bereit sei.Dieselben belaufen sich gutem Vernehmen nach auf 130.000 Piaster.Der»Agr.Z.«wird nachträglich berichtet,daß am 21.,wo dachfecht zwischen Türken und Christen unweit Kostajnica stattgefunden,26 christliche Ortschaften mit allen Vorräthern in Flammen aufgegangen sind,und die zurückgebliebenen Greise,Weiber und Kinder in ihren elenden Hütten,in welchen sie von den Türken eingeschlossen wurden,sämmtlich verbrannten. Ueberdie schon gemeldete Absendung eines tardinischen Geschwaders nach Kattolia, welches,wie auch der»Independente«bestätigt,die dort in Christen beschützen soll,legt jetzt folgende interessante Erklärung vor : Das betreffende Geschwader, welches aus einer Fregatte, einer Korvette und einer Brigg besteht , ist an 26. In Zoulon angekommen, wo es wahrscheinlich den Befehl vorfinden wird, fs nach Kandia zu begeben. Die sogenannte Mission des fardinischen Geschwaders darf man jedoch nicht sehr ernstlich nehmen. In Paris sah man es nicht gern, daß die drei kleinen fardinisgen Schiffe nach Cherbourg kommen sollten, während die Großmächte, selbst Rußland , dort nicht repräsentirt sein werden. Man bat deshalb den Grafen Cavour, seine drei Schiffe jeder nach Kandia zu senden. Aus Paris wird unterm 29. 9. M. geschrieben : Der „Monttur“ veröffentlicht heute eine Beschreibung des Planes von Cherbourg, der in Hollámitt abgedruckk ist. Dieses Cherbourg sieht schon im Plane fürchterlic aus. Quer vor dem Hafen liegt ein langes Fort zentral, 3712 Metres lang, zu beiden Seiten auf kleinen Inseln andere Forts, so da die Ruede völlig befehtigt is. Zu Lande it Cherbourg ganz umflarıt von einem Dupend Forts und einer Anzahl Redouten, so daß es durch seine Befestigung Sebastopol zu übertreffen scheint. — Der Präfekt der Manche und der Unterpräfekt von Cherbourg sind nach Paris befohlen worden, um sich mit der Regierung wegen der Vorsichtsmaßregeln zu verständigen, die in Cherbourg mwährnd der Anwesenheit des Hofes zu nehmen sind. Man tt wegen der Nähe von Serfey und Guernsey nicht ohne Besorgnisse. Viele Agenten der Pariser Spolizei werden natüri in Cherbourg anwesend sein. Die Vorbereitungen zur Beherbergung und Ernährung der dremsden in Cherbourg sind großartig. Ein Restaurateur von Hasre hat das Badehaus von Cherbourg gemiethet, und daraus einen großen Restaurant, worin 600 Personen Plan haben, gemacht . von der Terrasse dieses Restaurants aus kann man den ganzen Hafen übersehen. Es wird von Neuem behauptet, die Königin von England werde ans Land treten; ja die Cherbourger wollen sie zu einem Balle laden. Die gegen Proudhon ausgesprochene Strafe von 3 Jahren Gefängnis und 4000 Fr. Geldbuße wurde in zweiter S Instanz par defaut bestätigt. Proudhon erfehlen nicht; er ist in Brüssel. Auf Berufung der Staatsanwaltschaft wurde ferner die Strafe des Berlegers Garnier von 1 Monat Gefängni und 1000 Fr. Geldbuße auf A Monate Gefängniß und 4000 Fr. Geldbuße erhöht. — Prinz Napoleon wird auch den Zuständen in Cayenne seine Aufmerksamkeit zuwenden. Die Ungesundheit wurde bisher mit ungenügenden Mitteln bekämpft. Man bediente sich vieler Urbarmachungskolonien, welche somit nur eben so viel Daten inmitten des allgemeinen Sumpf-landes erzeugten. Der Prinz will die Kolonien zusammenziehen, so daß sie eine unausgefegte Strebe Landes den gefährlichen Miasmen der Sümpfe abgewinnen. — Selt gestern verkaufen die hausirenden Obsthändler bereits schwarge und weiße Weintrauben um 40 Centimes das Pfund. Man erinnert sich seit 1811 keiner solchen Früpreife. In der Umgegend von Paris is der Wein auch bereits im Preise gefunden. — Die Akademie der moralischen und politisyen Wissenschaften wird am 7. August ihre jährliche öffentliche Sigung halten. Hr. Mignet wird eine Historische Notiz über das Leben und die Arbeiten Schelling’s lesen. — Man spricht von einem Gefegvorfürlage, das Erträgnis der Häuser Fatastermäßig auf 10 pet, zu beschronten, 5 pet. davon werden für die ettraigen Ausfälle vranschlagt. Zugleich sol eine Steuer auf ‚unbebaute Grundftücke ausgeschrieben werden. — Herr Turgot, Nedafteur des , Monsteur", soll mit seiner Entlassung bedroht sein, und war wegen Veröffentlichung von About ’s Diese sollen nicht weiter fortgeBriefen gegen Rom fest werden. Berichte aus Italien melden: In Turin fand eine Art Verbrüderungsfest statt zwischen Branzosen und Italienern. Es war von Paris eine Deputation angekommen, bestehend aus den Herren de faftegrie und de Lanfregg, um in Sachen des Manin-Denkmals ihre Stimmen abzugeben. Bei einem Yivedefsen überströmten die Italiener son Dant für die täglich sich zeigenden französischen Sympathien und übertroffen von Hoffnungen für die Wiedergeburt Italiens, während die Franzosen betheuerten, daß diese Sympathien in Frankreich kein Mopeartikel seien, sondern daß sie Iief im französischen Herzen eingewurzelt seien. Einer der Redner wünschte, man künnte heute schon die rothen Hosen die Abhänge des Mont Cenis heruntersteigen gehen, nur um die Gesellschaft überzeugen zu können, daß er die Wahrheit gesprochen habe. In Neapel greift das Anzünden der Frauen- Kleider um sich. Bereits, wird der „A. A. Zn.” geschrieben, weiß man mehrere Fälle aufzuzählen. Unter den Betroffenen ist die Tochter eines Gensdarmeriehauptmannes, der zugleich großherzoglich toskanischer Kammerberr if. Immer aber war die Hilfe schnell zur Hand, weshalb zur Zeit noch seine Fürpersien Verlegungen zu beklagen sind. Aber die Bande scheint si seitdem wieder neu organisirt zu haben. Selt dem Sabre 1849 hatte sie nichts mehr von sich vernehmen lassen. Als damals Papst Pius IX. der dichtgeprängten gläubigen Menge den Segen von dem Hauptballon des küniglichen Schlosses ertheilte, hatte sie den teuflischen Plan entworfen, Frauenfleisdher überall anzuzünden und zur Vermehrung des allgemeinen Wirrsals giftige Bipern unter das Bolt zu fehleudern. Zum Glück zerbrach ein Flässchen Brennstoff in der Hand eines der Haupträdelsführer noch vor dem Ausführungssignal und richtete nicht nur den eignen Träger arg zu, sondern vereitelte zugleich Das ganze satanische Vorhaben. Noch Hüßen Rändelsführer und Ge- Anl das beabsichtigte Verbrechen auf der Feste Montefarto ab. Eine Korrespondenz des „Paese” theilt mit, daß die Todesstrafe, welche von dem Kriminalgerichtshof von Salerno gegen Nicotera und Genoffen ausgesprochen wurde, sehnerlich vollzogen werden wird, sondern dieselben zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt werden dürften; wenigstens habe es der König in anderen Ähnlichen Fällen stets so gehalten. Die zu vieljähriger Kettenstrafen Verurtheilten dürfen einer Verminderung ihrer Strafe entgegensehen. — Nach derselben Duelle wurde am Abend des vergangenen 18. im Café Europa ein rei mit Orden geschmücter Franzose Namens Poret arretirt. Die öffentliche Meinung hielt ihn für einen migratistischen Agenten, welcher forst in Marseille seinen See habe. Er war im Hotel New York abgestiegen, und stand im Verdacht, in geheimer Verbindung mit den Kapitänen mehrerer Dampfbote und mit Volksführern zu stehen. — Nach dem „Kattolico” ist der seit 1848 zu Parks lebende Pater Bentura vom König von Neapel begnadigt worden, so daß er ungehindert zuzükehren kan. Eine Korrespondenz aus Rom vom 22.9. M. berichtet: In dem Untersuchungsokt gegen den Mardese E ant- Hang sind manche andere Beamte des Monte di Minta verwidelt. Wie der heilige Vater gegen ihn durchaus strenges Recht walten Lassen wollte, so ist dies jegt sein Wille in Bezug auf die Mitangeklagten. Der Prozeß gegen sie hat bereits begonnen. — Dem Historienmaler 3. Maldarelli wurde zwischen Bologna und Ferrara eine Kiste entwendet Der Maler war in jener Gegend eine Leder- worin eine von ihm für den König Ferdinand gemalte Himmelfahrt Mariä mit den Heiligen verschlossen war, deren Namen die neapolitanischen Prinzen tragen. Das vermißte Bild wurde zwar wiedergefunden, aber zersindelt und zerfegt auf dem Wege zerstreut, mann durchaus gleichgiltige Person , weshalb die Zerstörung seines Werkes nur als Demonstration des Haffes gegen die Tüniglihe Familie angesehen werden mußte, anderer darauf hindeutender Umstände nicht zu gedenken, mögliche Sorofalt eingeschärft, den Thäter zu entbeben. In Szegedin fand am 29. v.M. die Schlußverhandlung über Die wegen eines verfuchten Raubmordes angekragten Berbreiher statt, deren Haupt und Reiterin, wie wir seiner Zeit berichteten, ein T1 jähriges Mädchen aus der besseren Gesellschaft war. Dem " Band." wird nun geschrieben : So betrachtet auch die römische Polizei den Vorfall. Sie hat den Behörden alle nur SRG